Rund um Schillerplatz und Ludwigsstraße (inkl. Karstadt-Areal)
Bereits seit einiger Zeit geistern Meldungen zu einer geplanten Neuentwicklung des Karstadt-Areals an der Ludwigsstraße durch die lokale Presse. Nachdem eine Entscheidung wohl unmittelbar bevorsteht, wird es denke ich Zeit, dem Projekt einen eigenen Strang zu widmen. Die Ludwigsstraße gehört zu den wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadt und verbindet den Schillerplatz mit dem Gutenbergplatz. Sie weist Richtung Gutenbergplatz eine der höchsten Passantendichten in der Innenstadt auf. Nun zum Projekt:
Das in die Jahre gekommen Kaufhaus Karstadt soll neu gestaltet werden. Dazu gibt es zur Stunde widersprüchliche Meldungen. Gestern Abend noch verkündete der Mainzer Karstadt-Geschäftsführer Jörg Walloschek, die Entscheidung sei zugunsten der Multi Development GmbH gefallen, weil das Konzept aus Sicht von Karstadt für Karstadt selbst und auch die Stadt am zukunftsweisendsten sei. Heute Mittag ließ High Street-Sprecher Richard Speich wissen, dass Mitkonkurrent ECE noch keineswegs aus dem Rennen ist, die Entscheidung darüber liege schließlich beim Vermieter und nicht dem Mieter. Politik und Presse haben in den letzten Wochen ECE favorisiert, wobei die Stadt auf die Entscheidung keinen (unmittelbaren) Einfluss hat.
Quellen: Mainzer Rhein-Zeitung, Allgemeine Zeitung, Immobilien Zeitung
Mitbewerber Multi Development will sich also gegenüber dem mittlerweile bundesweit bekannten Mitbewerber ECE behaupten, der in vielen Städten bereits Einkaufszentren verwirklichte, zuletzt beispielsweise die im DAF dokumentierte Rhein-Galerie in Ludwigshafen und die Rathaus-Galerie in Leverkusen. Multi Development hat im Rhein-Main-Gebiet bereits das Lilien-Carré in Wiesbaden verwirklicht.
Sehr konkret sind die öffentlich bekannten Planungen für das Ludwigsforum noch nicht, da das Projekt ganz am Anfang steht und verschiedene rechtliche Unwägbarkeiten bestehen. Auf jeden Fall umfasst ist das derzeitige Karstadtgebäude an der Ludwigsstraße. Der Anfang der 60’er Jahre errichtete Komplex ist (wie so viele Karstadt-Filialen) schon seit geraumer Zeit inner- und äußerlich in die Jahre gekommen. Eröffnet wurde das Kaufhaus damals als Hertie, zuletzt befand es sich im Eigentum von High Street.
Auch von der Neuentwicklung umfasst sein soll das anschließende Gebäude der Deutschen Bank, wo sich ECE bereits ein Vorkaufsrecht an dem Grundstück gesichert hat. Wohl auch deshalb redet Multi Development bisher nur von „Modernisierungsmaßnahmen“ am Karstadt und einem „möglichen neuen Einkaufscenter“ als Ergänzung.
Ebenfalls einbezogen werden sollen das Karstadt-Parkhaus zwischen Bischofsplatz, Eppichmauergasse und Weißliliengasse, sowie der nicht zu Karstadt gehörende Pavillon zwischen Ludwigsstraße, Fuststraße und Gutenbergplatz. Der zurückgesetzte Teil, der sich über die Fuststraße erstreckt, gehört wiederum zu Karstadt. Zukünftig soll die Straße dort voraussichtlich mit einem Glasdach versehen werden und Fußgängern und Radfahrern offenstehen.
Wie aus den Plänen von ECE zu entnehmen war, soll eventuell auch das Areal zwischen Eppichmauergasse, Weihergartenstraße und Weißliliengasse bebaut werden, wo sich u.a. die Polizeiinspektion 1 befindet. Diese Pläne verfolgt Multi Development nicht.
Käme Multi Development zum Zug, soll Karstadt selbst in dem von der Ludwigsstraße zurückgesetzten Teil zwischen Bischofsplatz und Weißliliengasse liegen, Karstadt Sport direkt an der Ludwigsstraße, wo mit einer großzügigen Eingangsgalerie auch der Haupteingang sein soll.
Über die Höhe des Gebäudes an der Ludwigsstraße wird es sicher noch Streit geben. Geplant sind bei Multi Development laut Allgemeiner Zeitung drei Etagen à fünf Meter, erlaubt sind zZ. nur 12,50m. Grund ist der Domblick, den man von Ludwigsstraße und Schillerplatz hat. Dieser ist durch die niedrigen Pavillons momentan gewährleistet (wenigstens im Winter) und soll nicht verbaut werden.
Darüber hinaus sind ein Feinkostgeschäft im Untergeschoss und ein Restaurant unter dem Dach geplant. Vermutlich 380 Parkplätze sollen in den oberen Etagen entstehen.
Momentane Eckdaten:
- Verkaufsfläche: 25.000-30.000m², wobei Karstadt mit 15.000m² den Löwenanteil einnehmen soll
- anvisierte Kosten: variieren zwischen 135 und 300mio€
- geplante Fertigstellung: 2015
Weitere Quellen hier, hier, hier und hier.
Zur Verdeutlichung der Lage zwei Screenshots von Google, mit Markierungen von mir:
Letzte Woche (am 21.06.2011) fand ein von der Stadt organisiertes Bürgerforum statt, das LudwigsstraßenForum. Dort ging es darum, die Bürger frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen, Wünsche, Forderungen und Sorgen aufzunehmen. Ich war auch dort und kann sagen, dass es durchaus interessant war, auch wenn durch den frühen Planungsstand natürlich wenig Konkretes festgestellt werden konnte (was von vielen kritisiert wurde). Sorgen wurden seitens der Bürger laut, ob ein neues Einkaufszentrum nicht den umliegenden Einzelhandel zerstören würde. Dem wurde entgegnet, dass zum einen als Ankermieter der ohnehin schon vorhandene Karstadt einziehen werde und zum anderen, das darüber hinaus nur noch nicht vorhandene Branchen und nicht die üblichen Handelsketten einziehen sollen. Bei Betrachtung realisierter Einkaufszentren kann man da sicher kritisch sein, inwiefern das wirklich so kommen wird.
Weitere Forderungen waren, im Rahmen der Neugestaltung mehr Kultur einzubeziehen, die Baumreihen an der Ludwigsstraße zu erhalten, einen Kindergarten zu integrieren, am Bischofsplatz den Neubau an die in den 60’ern für das Parkhaus abgerissene Ruine des Bischofspalais anzulehnen (warum nicht rekonstruieren? :)) und einiges mehr.
Ob die Stadt Wünsche der Bürger effektiv einbeziehen kann und will, wurde nicht eindeutig beantwortet. Natürlich kann nicht alles berücksichtigt werden, schon weil diverse Forderungen nicht miteinander vereinbar sind. Auch war etlichen Wortmeldern scheinbar nicht bewusst, dass nicht die Stadt, sondern ein Privater das Projekt vorantreibt, die Einflussnahme also begrenzt ist. Immerhin stellte OB Beutel die Möglichkeit zum Komplettausstieg in Aussicht, falls das nötig sein sollte. Darüber hinaus hat die Stadt aber ein gutes Druckmittel: die Plätze zwischen den Pavillons sind in ihrem Eigentum. Wenn diese Zwischenräume also (wie vermutlich geplant) bebaut werden sollen, kann die Stadt auf diesem Wege einen gewissen Einfluss nehmen.
Die Homepage des Forums bietet ua. einen Zeitplan für weitere Forumstermine und soll den aktuellen Stand der Planung zeigen. Ein Zeitungsbericht über die Veranstaltung befindet sich hier. Darüber hinaus kann man sich an dieser Stelle etliche weitere Grafiken und Bilder zum Thema anschauen, etwa den Bebauungsplan, den Domblick oder das Passantenaufkommen in der Mainzer Innenstadt.
-Bilder: Screenshots von Google-