Ich kann eure Positionen schon teilweise nachvollziehen. Aber ich möchte hier den advocatus diaboli spielen: wer sagt denn z. B. dass wir "Endless Suburbia ala Nordamerika (...) hier wirklich nicht" bräuchten? Warum überlässt man das nicht Angebot und Nachfrage, was die Bürger - alles unzählige Individuen und kein "Wir"-Kollektiv - tatsächlich wollen?
Zumindest sollte doch einsichtiger Konsens sein, dass, unabhängig von unseren individuellen Präferenzen, Jedermann noch eine Nische finden können sollte. Auch in Großstädten. Und angesichts der extremen Fixierung auf Geschosswohnungsbau sowie Bauträger, statt Direktverkauf von neuem Baugrund an Einzelpersonen, um darauf ein EFH zu errichten, ist schon angesichts eines Angebotsmixes ein viel größeres Angebot an "Häuslebauer" angezeigt - schon der Ausgewogenheit wegen, man muss dafür wie gesagt selbst gar kein EFH Fan sein.
Auch hier drängt sich durchaus der politische Ansatz des Nanny-Staates auf, der gespickt mit tausend tollen Argumenten (für die eigene Meinung wird man immer zahlreiche tolle Argumente finden, das ist ja gar nicht der Punkt) meint dem Bürger das "Wohnmodell Arbeiterschließfach" alternativlos aufdrücken zu müssen ("und hinterher erklären wir dem Bürger, warum dies doch das Beste für ihn ist"). So läuft doch Stadtentwicklung in den letzten Jahrzehnten in Westdeutschland.
Die Resultate seht ihr in den demografischen Regionalstatistiken. Immer mehr Kaufkraft und Bildung ballt sich außerhalb der Großstädte an, dort florieren dementsprechend auch bürgerschaftliches Engagement und Kommunalfinanzen, sodass sich viele Kleinstädte heutzutage - ein in der Menschheitsgeschichte beispielloser Wandel! - eine viel bessere öffentliche Infrastruktur (Büchereien, moderne Bäder, usw.) leisten können als die großen Metropolen dies ihrer Wohnbevölkerung bieten können (blickt man konkret in die einzelnen Wohnviertel und stellt ein Verhältnis von "pro 1.000 Einwohner" auf).
Das gab es noch nie, dass nicht mehr die Metropolen, sondern zunehmend unabhängige Gemeinden in deren Dunstkreis, bzgl. Lebensstandard und öffentlichen Kultur- und Sozialangeboten prosperieren und die Städte nur noch den Mangel verwalten. Das hat sehr viel mit dem hier stattgefundenen demografischen Wandel zu tun.
Man kann also lange predigen, "warum" Geschosswohnungsbau technokratisch gedacht doch soviel besser sei, aber das wird nichts daran ändern, dass die Leute sich dafür nicht interessieren und eben mit den Füßen abstimmen. Frankfurt am Main ist hierzu doch ein besonders krasses Beispiel, gemäß dieser Quelle pendeln über 300.000 Menschen täglich nach Frankfurt zur Arbeit. Das ist einmal die Gesamtbevölkerung Mannheims, die morgendlich nach Frankfurt fährt und Abends wieder nachhause, sicherlich zu einem nicht kleinen Teil in jenes "Eigenheim", welches sie in FFM eben nicht bekommen können. Dann machen sie aber nicht das "vernünftige" und fügen sich und ziehen in ein Arbeiterschließfach, nein, sie pendeln halt und behalten ihr Heim auswärts. Oder anders ausgedrückt: könnte FFM all diese Einpendler im eigenen Stadtgebiet ansiedeln, es ist zumindest davon auszugehen, dass Pendler nicht aus Spaß die Pendelei in Kauf nehmen und ein stadtnäheres Heim durchaus erste Wahl wäre, dann wäre FFM Millionenstadt! Denn zu den 300.000 Pendlern kommen ja noch deren nicht berufstätige Angehörige, wie nicht berufstätige Partner und Kinder! Wenn auch nur der Großteil der bisherigen Pendler also mitsamt Familie nach Frankfurt gezogen wäre, statt im weiteren Umland zu leben und von dort einzupendeln, wäre FFM jetzt Millionenstadt. Lasst euch das auf der Zunge zergehen. Plus der Menschen, die gar nicht nach Frankfurt pendeln, sondern an den jetzigen Wohnorten der Frankfurt-Einpendler allerlei Dienstleistungen erbringen und in der Nahversorgung tätig sind, die entsprechend dann in Frankfurt wohnen würden, dort Gewerbesteuern zahlen würden.. da hängt ja ein ganzer Rattenschwanz an lokaler Wertschöpfung an den Menschen, die jetzt nur als Pendler in Frankfurt sind aber ihr Einkommen woanders ausgeben und versteuern.
Zumal, seit wann bevorzugen Menschen denn das technokratisch gedacht sinnvollste? Schaut euch an, welche Autos wir kaufen? Und ist es sinnvoll, im Rahmen dessen, was wir "Mode" nennen, ständig tadellose Textilien zu entsorgen und neue zu erwerben? Wieviel dessen, was wir an Lebensstil führen, ist denn technokratisch gedacht sinnvoll? Zumeist machen wir doch genau das, was die "unvernünftigste" unterer mehreren Alternativen ist, bzgl. Lebensführung und Verhalten - und in einer freiheitlichen Gesellschaft ist dies unser gutes Recht, vom Staat zu sichern und nicht zu beschneiden.
Und wenn die Leute doch eh machen was sie wollen, vgl. ganz Mannheim, welches Morgens nach Frankfurt einpendelt und Abends wieder auspendelt, also ohnehin auf dieser einen Erde, möglicherweise nicht in Gemeindegemarkung Frankfurt am Main XY aber doch auf der selben Erde mit den selben ökologischen Folgen, entschlossen sind, ihren Traum vom EFH wahr zu machen und dann eben außerhalb ein entsprechendes Grundstück hierfür bebauen - dann ist es auch, wenn ihr eure technokratischen Vernunftargumente selbst ernst nehmt - letztlich immer noch das kleinere Übel, im Rahmen einer logischen "Schadensminierumg", dann zumindest die Pendelei dabei möglichst einzusparen und diesen Menschen, wo nur möglich, eine Heimat in Frankfurt am Main selbst zu geben, dementsprechend wohnortnäher und mit viel weniger Verkehr (mit allen ökologischen Folgen und Kosten) verbunden.
Solange man auf Google Earth sieht, dass das Stadtgebiet Frankfurt am Main noch durch zahlreiche, von privater Landwirtschaft genutzten, Äckern durchzogen ist braucht auch keiner Vergleiche mit dem Urban Sprawl der USA anstellen, der hat dort nämlich erst überhaupt angefangen, als jedes Fitzelchen Grund der jeweiligen Metropolen bebaut oder zumindest kultiviert (für Parks usw.) war. Rund um FFM habt ihr trotzdem Urban Sprawl - und die städtischen Äcker. Ohne urban sprawl verhindert zu haben, indem man neue EFH Gebiete in FFM schlicht nicht ausweist. Diese Taktik der Flächeneffizienzfans kann also nur als gescheitert betrachtet werden. Zum Schaden der Stadt UND der Umwelt UND der Lebensqualität zigtausender Menschen, die durchaus gerne städtisches Leben und Eigenheim kombinieren würden, aber vor die Alternative "Geschosswohnungsbau oder Autobahn, denn ein EFH gibts in Frankfurt keins für dich!" gestellt eben gezwungenermaßen das Leben eines Einpendlers gewählt haben. Lasst nur die Hälfte der aktuellen Einpendler zu dieser Gruppe gehören und ihr hättet mit Familienangehörigen, Dienstleistern und Nahversorgungsjobs in Gefolge locker die 1 Mio. Einwohner in FFM überschritten.
Und wenn ich dann lese, "ja, für Areal X besteht zwar seit Y Jahren Baurecht, aber..." dann kann ich das wirklich nur als ideologische Selbstschädigung bezeichnen, ähnlich der Grünen in Frankfurt, die dauernd auf Kappung von geplanten Hochhäusern bestanden haben und somit die Skyline den einen oder anderen Hochpunkt gekostet haben, inzwischen sind die Investoren in FFM das schon so gewohnt, dass sie gar nicht mehr fragen, ob sie höher als die inzwischen für FFM typischen ca. 200 m bauen dürfen. Immer wird sich in Frankfurt politisch motiviert Privaten in den Weg gestellt. Zuviel urban sprawl, zu hohes Gebäude... man kann sich als Stadt auch selbst sabotieren. Frankfurt hat von politischer Seite eine Stadtplanung des Bremsens und Verhinderns! Vom Thema Flughafen - dabei sollte FFM jeden Tag zu allen Göttern Danktesgebete sprechen, solch einen wichtigen Flughafen bei sich vor Ort zu haben - fange ich dabei noch gar nicht an. Immer nur verhindern und vergrämen.