München - Stadt ohne Vision?

  • :ibao:


    Hatte ich ja in meinem Beitrag so dargestellt. Allerdings ist selbst Greater London nur 5 mal so groß wie Münchens engster Ballungsraum. Somit müsste die Messestadt immer noch für 50.000 Einwohner geplant worden sein und nicht für 20.000 - wenn man doch vergleicht und genau rechnet.


    Trotzdem müsste München nur einen Teil des Schwungs der Dynamik von Wien kopieren (Infrastrukturausbau, Wohnungsbau, Büro- und Gewerbebau) und viele Probleme würden nicht mehr dermaßen negativ in Erscheinung treten.

  • Das gleiche Problem haben wir gerade in Karlsruhe. Flächenknappheit ohne Ende, IKEA will sich ansiedeln und darf natürlich nicht in die Nachbarstädte wie Baden-Baden, Rastatt oder Bruchsal, da "IKEA" ja eine klassische oberzentrale Funktion ist. Der Sportdirektor vom KSC hat schon vorgeschlagen, neues Stadion und IKEA zusammenzulegen, sodasss man die Parkplätze gemeinsam nutzen kann. Geht natürlich nicht, da beide ihre höchste Kundenfrequenz genau am Samstagnachmittag haben. :)



    Die Dimensione sind natürlich nicht vergleichbar, aber Karlsruhe hat im Gegensatz zu München das Problem, das es keine Reserveflächen mehr gibt, auch nicht in den umliegenden Kommunen. Mittelfristig braucht es gemeinsame Strategien für den Gesamtraum Rhein-Neckar/Karlsruhe, da die Mittelstädte entlang des Korridors Heidelberg-Karlsruhe immer attraktiver für Firmen und Wohnungen werden und die kleineren Städte sich mehr und mehr als "Quartiere" der Regionalstadt vermarkten können.

  • :ibao:


    Somit müsste die Messestadt immer noch für 50.000 Einwohner geplant worden sein und nicht für 20.000 - wenn man doch vergleicht und genau rechnet.


    Richtig! In Ijburg im Osten Amsterdams - etwa der gleiche Entsehungszeitraum wie die Messestadt Riem - konnten auf 3,3 km2 immerhin 45.000 Residents untergebracht werden: http://en.wikipedia.org/wiki/IJburg
    Die Stadtplaner in Muc müssen unbedingt das Verdichtungskonzept lernen!

  • Die Dimensione sind natürlich nicht vergleichbar, aber Karlsruhe hat im Gegensatz zu München das Problem, das es keine Reserveflächen mehr gibt, ...


    Karlsruhe ist flächenmässig mehr als halb so groß wie München und hat auf dieser Fläche etwa ein ein Fünftel der Einwohner Münchens untergebracht. Die Einwohnerdichte liegt auch nur bei ~1.600. Wenn man mit Google Maps drauf schaut gibt es eine Unmenge an unbebautem Gelände auf Gemeindegebiet. Und da soll es keine Reserveflächen mehr geben?

  • In Freiham könnten anstatt der geplanten 20.000 (was ein Witz ist) auch locker 60.000 Personen untergebracht werden. Und zwar immer noch so, dass die Lebensqualität sehr hoch ist.


    Das geplante Viertel in London ist aber ein großer Rückschritt für die Stadt. Wie ich selbst erlebt habe, hat London mit solchen Megavierteln in den vergangenen Jahren viele Probleme bekommen. Gerade die Gegend um Heathrow ist bekanntermaßen nicht gerade das Gelbe vom Ei. Wenn das mal gut geht...

  • Naja, die Polarisierung der Gesellschaft ist eben auch in England gegenüber Deutschland nochmal deutlich fortgeschritten. Auf der einen Seite Heerscharen an super-reichen Mitarbeitern des riesigen Finanzsektors in und um London und auf der anderen Seite ein großes Proletariat. Dazu kommt noch die massive Zuwanderung aus problembehafteten Ländern und Kulturkreisen. München dagegen ist immer noch vergleichsweise homogen auch wenn hier gerade die Mittelschicht nach unten durchgereicht wird. Auf dem Polster der Einkommensschwachen lebt man in München immer noch relativ passabel. Gerade weil eben auch die Kosten für Wohnraum oder auch Gesundheit, die die Mittelschicht voll treffen, wegfallen oder sich zumindest stark reduzieren.

  • Sehe ich auch so, London ist bei weitem nicht so toll und vorbildlich wie manche immer behaupten. Und ich bin zur Aufrechterhaltung dieser Homogenität in München jederzeit bereit auf eine 4 Zimmer Wohnung im Altstadt-Neubau oder ein nettes Häuserl in Nymphenburg zu verzichten.
    Eigentlich wäre ich bereit auf noch viel mehr zu verzichten, wenn man die Stadt an anderen Stellen noch deutlich lebenswerter machen würde, z.B. eine Reduzierung abgasproduzierender Fahrzeuge um 95%, halt eben auf ein wirtschaftlich und gesellschaftlich notwendiges Minimum.

  • eine Reduzierung abgasproduzierender Fahrzeuge um 95%


    Da kannst du aber lange warten...Kein Autohersteller der in großem Volumen produziert hat derzeit ein markt- und massenfähiges Elektromobil in Planung. 3 Beispiele:


    Audi steht enorm unter Zugzwang, schafft es aber nicht, ein wirklich serienreifes Produkt zu entwickeln.


    Mercedes plant lediglich Elektrovarianten auf Basis bereits bestehender Modelle.


    Und BMW hat zwar ein klasse Auto mit dem i3 entwickelt, allerdings ist es mit 36.000€ aufwärts, für die breite Masse viel zu teuer.


    Bis es also soweit ist, dass auch nur 10% aller Münchner Fahrzeuge rein elektrisch fahren, vergehen noch min. 20 Jahre...und selbst dann: ganz ohne Abgase geht's nie, da Strom ja auch erst mal hergestellt werden muss...

  • Deshalb schrieb ich ja "Reduzierung auf ein wirtschaftlich und gesellschaftlich notwendiges Minimum". Damit meine ich, dass die meisten Automobile sinnlos von Privatleuten in der Stadt bewegt werden, die sich meist gar keine Gedanken über Alternativen machen, und damit langsam mal Schluß sein sollte. Zumindest ist es absurd wieviel Fläche direkt und indirekt in München für den KFZ-Verkehr verschwendet wird und wie schmal so mancher Fußweg, tschuldigung ich meinte natürlich "von der Fahrbahn erhöhter Parkplatzbereich", im Gegenzug gebaut ist. Davon abgesehen, wenn in Bayern jedes Jahr rund 1000 Menschen durch Terroranschläge sterben würden, dann wüsste ich gerne was hier los ist.


    Klar es tut sich was, keine Frage, die Rückwärtsgewandheit der 70er Jahre Generation haben wir zum Glück längst überwunden, aber leider geht es vieeeeel zu langsam in die Zukunft!
    Außerhalb der Großstadt ist ein Auto oft sogar noch Statussymbol, was man hier in den jüngeren Generationen längst nur belächelt.


    Ich finde es schade, dass München sich in keinster Weise wenigstens teilweise an den europäischen Vorbildern Kopenhagen und Amsterdam orientiert, gerade weil wir in anderen Bereichen wie der sozialen Homogenität einen dicken Zukunftsbonus gegenüber vielen Städten haben.

  • Vielleicht liegt es z.T. daran, dass ein nicht unbeachtlicher Teil der Münchner Wirtschaft, dem Automobilsektor angehört. BMW, Knorr, diverse Zulieferer, Audi ist auch nicht weit weg. Da gibt es eine starke Lobby.

  • Damit meine ich, dass die meisten Automobile sinnlos von Privatleuten in der Stadt bewegt werden, die sich meist gar keine Gedanken über Alternativen machen


    Nach meiner Erfahrung stimmt das so nicht - im Prinzip alle Münchner, die ich kenne, fahren nicht unnütz mit dem Auto durch die Gegend, wenn Fahrrad oder ÖPNV eine sinnvolle Alternative darstellen.


    Zumindest ist es absurd wieviel Fläche direkt und indirekt in München für den KFZ-Verkehr verschwendet wird und wie schmal so mancher Fußweg, tschuldigung ich meinte natürlich "von der Fahrbahn erhöhter Parkplatzbereich", im Gegenzug gebaut ist.


    Trotzdem haben wir in München jeden Tag zig Verkehrsstaus. Es muss hier weiter investiert werden, um das ganze zu entzerren.

  • Jedes Verkehrsmittel hat seine Berechtigung. Wobei ich auch denke, dass von dem Menschen der ÖV angenommen wird, wenn er denn die bessere Alternative darstellt. Jeden Verkehrsträger sollte auch sein Platz gegeben werden. Es gibt massig Relationen auf denen es auch im München keinen ÖV gibt. Dagegen ist die Größe der Fußgängerzone immer noch ein Witz. Tal, Sendlinger... warum dort so krampfhaft am KFz festgehalten wird hat rein politische Gründe. Selbst der Taxistand im Marienplatz ist eine Zumutung.

  • Mein Kritikpunkt ist v.a., dass es kein Konzept für ein Netz von "Fahrradautobahnen" gibt. Also breite Fahrwege, oft nicht an einer befahrenen Straße entlanggeführt, wo man schnell mit dem Fahrrad vorankommt ohne Zickzack zu fahren, wo beide Richtungen auf demselben Fahrweg fahren.
    Vorbild, weil ich es dort kenne, ist für mich da Amsterdam.
    Selbst bei neuen Siedlungen fehlt meiner Ansicht nach ein passendes Fahrradnetzkonzept. (zB Bei Freiham)


    In der Innenstadt wird das Fahrrad auch immer mehr verdrängt.


    Wie wäre es auch mit einer gescheiten Fahrradtiefgarage, sie kann auch etwas kosten. Wenn man da ein teures Fahrrad sicher zB für 50 Cent verstauen könnte, gäbe es einen Markt dafür, da bin ich mir sicher.


    Die geplante "Fahrradautobahn" vom Münchner Hauptbahnhof Richtung Pasing ist derzeit nur lückenhaft vorhanden. Ob beim Arnulfpark überhaupt noch die Lücke geschlossen wird, ist fragwürdig. Es wirkt auf mich, wie wenn das Projekt nur stiefmütterlich behandelt wird.

  • Die Bezeichnung als Fahrradhauptstadt ist in jedem Fall an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Gestern wollte ich wieder von der Arnulfstraße kommend zum Stachus fahren: Eine Katastrophe! Da ist es wirklich "besser" durch die Paul-Heyse-Unterführung und über die Schwanthaler zum Stachus zu fahren. Auch diese Route ist natürlich für den nicht so widerstandsfähigen Radfahrer eine reine Zumutung. Allein in der Schwanthalerstraße herrscht Anarchie pur.

  • Die Bezeichnung als Fahrradhauptstadt ist in jedem Fall an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Gestern wollte ich wieder von der Arnulfstraße kommend zum Stachus fahren: Eine Katastrophe! Da ist es wirklich "besser" durch die Paul-Heyse-Unterführung und über die Schwanthaler zum Stachus zu fahren. Auch diese Route ist natürlich für den nicht so widerstandsfähigen Radfahrer eine reine Zumutung. Allein in der Schwanthalerstraße herrscht Anarchie pur.


    Da darf einem sein Leben nicht lieb sein. Ich weiß überhaupt nicht wie man aus dieser Richtung legal und unfallfrei mit dem Radl in die City kommen soll. Nachdem ich mehrmals schon beinah im Bahnhofsviertel von türkischen Lieferwagentüren ausgenockt worden wäre, lass ich auch das sein.

  • Wie schon erwähnt. Als robuster Radfahrer geht das schon irgendwie. Weit in der Mitte fahren und sich von hupenden Autos nicht erschrecken lassen. Mit Radfahrhauptstadt hat das alles sehr wenig zu tun.

  • Diese Anarchie ist doch ganz cool. Man muss halt aufpassen wo man hinfährt und nicht gerade mit 25 km/h durch den Verkehr düsen...Probleme im Bahnhofsviertel hatte ich noch nie ;)

  • Grundsätzlich ist die Innenstadt eigentlich nur mit dem ÖPNV einigermaßen gut zu erreichen. Sowohl mit dem Fahrrad als auch mit dem Auto ist es oft eine Qual.


    Aus meiner Sicht müsste innerhalb des Rings deutlich mehr in die Fahrrad-Infrastruktur gepackt werden. Die Autos sollten sich in diesem Bereich auf weniger, aber dafür besser ausgebaute Straßen konzentrieren. Insbesondere der mittlere Ring hat da auch noch einiges an Optimierungspotential - siehe die unsägliche Ampelschaltung am Tucherpark.

  • Also es gibt vom Osten her kommend keine bessere und schnellere Möglichkeit als mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren. Vom Westen ist das freilich etwas anderes.

  • Die Autos sollten sich in diesem Bereich auf weniger, aber dafür besser ausgebaute Straßen konzentrieren. Insbesondere der mittlere Ring hat da auch noch einiges an Optimierungspotential - siehe die unsägliche Ampelschaltung am Tucherpark.


    Wir haben sogar schon versucht unsere recht schmale und nur für Anwohner relevante Durchgangsstraße wegen Kindergarten etc. komplett für Autos sperren zu lassen, was verkehrstechnisch überhaupt kein Problem dargestellt hätte und für den Rad- und Fußgängerverkehr sowie für die Kinder der Umgebung einen Segen.
    Gescheitert ist es an den sturen Betonköpfen im Bezirksausschuss, die keinen Handlungsbedarf sahen, weil nicht weiss Gott wieviele hundert Autos pro Stunde dort vorbei fahren.
    Da sieht man nur wie das rückwärtsgerichtete Denken in diesen Gremien in München noch gefestigt ist :nono: