Neugestaltung des Mehringplatzes
Als Projekt mit höchster Priorität im Rahmen des Sanierungsgebietes Südliche Friedrichstadt (Kreuzberg) begannen Anfang 2019 die Bauarbeiten für die Umgestaltung des Mehringplatzes am südlichen Ende der Friedrichstraße. Die um 1734 entstandene Anlage wurde letztmalig in den 1970er Jahren durch Werner Düttmann umgestaltet. Der Mehringplatz als einer der drei ikonischen Stadttorplätze (Pariser Platz = Quarrée, Leipziger Platz = Oktogon, Mehringplatz = Rondell) konnte jedoch seit langem seiner historischen Bedeutung nicht mehr gerecht werden. Das städtebaulich, markante Thema des Kreises war aufgrund der angelegten, axialen Wegebeziehung in seiner Grundstruktur nicht mehr wahrnehmbar.
Bei einem vor einigen Jahren durchgeführten Planungswettbewerb konnte sich das Landschaftsarchitekturbüro Arge Lavaland / Treibhaus mit ihrer Idee der Freistellung bzw. Ausbildung eines neuen, grünen Rondells in der Mitte des Platzes durchsetzen. Nun soll noch bis ins kommende Jahr hinein der Siegerentwurf realisiert werden, wobei das Projekt (innere Platzfläche, äußerer Erschließungsring, Fußgängerzone der südlichen Friedrichstraße) mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ finanziert wird (5,6 Millionen Euro).
Quelle: LAVALAND / Treibhaus über competitionline
Die verkehrsberuhigten Flächen des Platzes und der südlichen Friedrichstraße bis zur Franz-Klühs-Straße werden im Rahmen des Bauvorhabens mit Natursteinen gepflastert. Die Wege für Fußgänger und Radfahrer werden um das Zentrum herumgeführt und teilweise auch im Asphalt umgesetzt.
Weiterhin ist die denkmalgerechte Erneuerung und Erweiterung der öffentlichen Beleuchtung sowie die Erneuerung des Stadtmobiliars vorgesehen.
Der Blick von Süden auf den Mehringplatz, im Hintergrund mit der Friedenssäule im direkten Zentrum der Anlage:
Ein schmaler Zugang ermöglicht zur Zeit die Erreichbarkeit des Aufzugs zur U6. In Zukunft wird der Aufzug mit Ausnahme des Säulendenkmals das wohl einzige Objekt innerhalb des grünen Parkrondells sein und über kleine Wege angebunden werden.
Teilweise bekommt man den Eindruck, dass große Bereiche der Anlage noch gar nicht einbezogen worden sind. Bis zur endgültigen Fertigstellung ist jedenfalls noch einiges zu tun. Stellenweise macht die Baustelle einen wüsten Eindruck. Der Blick von Norden auf den Mehringplatz:
Die nördlich angrenzende Fußgängerzone, die ebenfalls noch nicht den Eindruck macht, als wäre diese bereits umgestaltet worden:
Im Ostteil der Zwischenzone finden dagegen Pflasterarbeiten statt.
Leider sind viele Erdgeschossflächen des äußeren Bebauungsrings leer oder machen zumindest den Eindruck des Leerstands. Es kann durchaus hinterfragt werden, warum das Konzept dieser unter Denkmalschutz stehenden Gesamtanlage es vorgesehen hatte, dass die Geschäfte in zweiter Reihe verortet werden, während die innere Bebauung keine EG-Nutzung aufweist und man über zugige und wenig einladende Durchgänge ins Zentrum der Anlage gelangt. Das Grundkonzept der Durchlässigkeit ist als Idee sehr interessant, in der hier erfolgten Umsetzung baulich jedoch nicht wirklich gut gelungen.
Die Nutzungen müssten vertauscht sein. Aktuell wird die gefühlt enge Zwischenzone der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt (öffentliche Nutzungen, Geschäfte, usw.), während sich der repräsentative Platz aufgrund der ausschließlichen Wohnnutzung des inneren Rings zu einer Art Hinterhofzone wandelt, was durchaus irritiert. Und doch findet aufgrund der Durchlässigkeit der EG-Zonen des inneren Rings wiederum eine Separierung der Wohnungen der Obergeschosse statt.
Es muss abgewartet werden, ob der Mehringplatz nach Fertigstellung der Baumaßnahme zu einer nachhaltigen Aufwertung des ganzen Quartiers führt. Ich hoffe es zumindest sehr.
Alle Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.