Neue und erneuerte Parks und Grünflächen

  • Neugestaltung des Mehringplatzes

    Als Projekt mit höchster Priorität im Rahmen des Sanierungsgebietes Südliche Friedrichstadt (Kreuzberg) begannen Anfang 2019 die Bauarbeiten für die Umgestaltung des Mehringplatzes am südlichen Ende der Friedrichstraße. Die um 1734 entstandene Anlage wurde letztmalig in den 1970er Jahren durch Werner Düttmann umgestaltet. Der Mehringplatz als einer der drei ikonischen Stadttorplätze (Pariser Platz = Quarrée, Leipziger Platz = Oktogon, Mehringplatz = Rondell) konnte jedoch seit langem seiner historischen Bedeutung nicht mehr gerecht werden. Das städtebaulich, markante Thema des Kreises war aufgrund der angelegten, axialen Wegebeziehung in seiner Grundstruktur nicht mehr wahrnehmbar.


    Bei einem vor einigen Jahren durchgeführten Planungswettbewerb konnte sich das Landschaftsarchitekturbüro Arge Lavaland / Treibhaus mit ihrer Idee der Freistellung bzw. Ausbildung eines neuen, grünen Rondells in der Mitte des Platzes durchsetzen. Nun soll noch bis ins kommende Jahr hinein der Siegerentwurf realisiert werden, wobei das Projekt (innere Platzfläche, äußerer Erschließungsring, Fußgängerzone der südlichen Friedrichstraße) mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ finanziert wird (5,6 Millionen Euro).


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    Quelle: LAVALAND / Treibhaus über competitionline


    Die verkehrsberuhigten Flächen des Platzes und der südlichen Friedrichstraße bis zur Franz-Klühs-Straße werden im Rahmen des Bauvorhabens mit Natursteinen gepflastert. Die Wege für Fußgänger und Radfahrer werden um das Zentrum herumgeführt und teilweise auch im Asphalt umgesetzt.

    Weiterhin ist die denkmalgerechte Erneuerung und Erweiterung der öffentlichen Beleuchtung sowie die Erneuerung des Stadtmobiliars vorgesehen.


    Der Blick von Süden auf den Mehringplatz, im Hintergrund mit der Friedenssäule im direkten Zentrum der Anlage:


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    Ein schmaler Zugang ermöglicht zur Zeit die Erreichbarkeit des Aufzugs zur U6. In Zukunft wird der Aufzug mit Ausnahme des Säulendenkmals das wohl einzige Objekt innerhalb des grünen Parkrondells sein und über kleine Wege angebunden werden.


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    Teilweise bekommt man den Eindruck, dass große Bereiche der Anlage noch gar nicht einbezogen worden sind. Bis zur endgültigen Fertigstellung ist jedenfalls noch einiges zu tun. Stellenweise macht die Baustelle einen wüsten Eindruck. Der Blick von Norden auf den Mehringplatz:


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    Die nördlich angrenzende Fußgängerzone, die ebenfalls noch nicht den Eindruck macht, als wäre diese bereits umgestaltet worden:


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    Im Ostteil der Zwischenzone finden dagegen Pflasterarbeiten statt.


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    Leider sind viele Erdgeschossflächen des äußeren Bebauungsrings leer oder machen zumindest den Eindruck des Leerstands. Es kann durchaus hinterfragt werden, warum das Konzept dieser unter Denkmalschutz stehenden Gesamtanlage es vorgesehen hatte, dass die Geschäfte in zweiter Reihe verortet werden, während die innere Bebauung keine EG-Nutzung aufweist und man über zugige und wenig einladende Durchgänge ins Zentrum der Anlage gelangt. Das Grundkonzept der Durchlässigkeit ist als Idee sehr interessant, in der hier erfolgten Umsetzung baulich jedoch nicht wirklich gut gelungen.


    Die Nutzungen müssten vertauscht sein. Aktuell wird die gefühlt enge Zwischenzone der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt (öffentliche Nutzungen, Geschäfte, usw.), während sich der repräsentative Platz aufgrund der ausschließlichen Wohnnutzung des inneren Rings zu einer Art Hinterhofzone wandelt, was durchaus irritiert. Und doch findet aufgrund der Durchlässigkeit der EG-Zonen des inneren Rings wiederum eine Separierung der Wohnungen der Obergeschosse statt.

    Es muss abgewartet werden, ob der Mehringplatz nach Fertigstellung der Baumaßnahme zu einer nachhaltigen Aufwertung des ganzen Quartiers führt. Ich hoffe es zumindest sehr.


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    Alle Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.

  • Danke RianMa für die anschauliche Schilderung der Situation.

    Ich gehe mit dem Konzept leider überhaupt nicht d'accord. Das beste wäre gewesen wie nach der Wende diskutiert, hier wieder den Verkehr fliessen zu lassen. Wenn man alte Fotografien des extrem belebten Belle-Alliance Platzes mit der entsetzlichen Ödnis von heute und auch schon lange vor Beginn der Umbaumaßnahmen, vergleicht, sieht man was hier nottut. Auch eine Umkehrung wie Du sie vorschlägst, Geschäfte Cafės im inneren Ring, wird hier nichts nutzen. Die Bevölkerungsstruktur gibt dies in diesem ersten Bereich, dem Entrė der Friedrichstraße, leider einfach nicht her.

    So radikal die Maßnahmen waren die seinerzeit zu diesem Resultat geführt haben als das hier der letzte Vorposten der freien Welt war , so radikal müssten die Maßnahmen sein, heute hier wieder Leben einzuhauchen. Da hilft auch keine Begrünung des Mittelrondells. Sage ich als Garten- und Landschaftgestaltender.

  • Ein Platz definiert sich vorrangig durch die ihn fassende umbauung - ich denke dass man diesen Unort und sei er noch so historisch nicht mit gärtnerischer Kosmetik wird aufwerten können - die Architektur vor Ort arbeitet gänzlich gegen die historische Bedeutung und benutzt die wenigen sprengsel in der Mitte eher so wie es Kleingärtner mit Gartenzwergen halten - von mir aus könnte man diese geschmacklose architektonische vorortästhetik, die sicher der jüngeren Historie geschuldet ist und seine randständigkeit begründete, abräumen und neu bebauen - um den Platz endlich wieder an die Stadt einbinden zu können und diesen wäscheplatzcharakter endlich abzuschütteln

  • Und von dieser fassenden Umbauung verschwindet ja laut diesem Platz nun auch 1/3. Bleibt also nicht mal mehr die hist. Struktur, von Bausubstanz wollen wir ja gar nicht reden...Wo Berlin ja so gut in Grünflächenpflege ist.

  • Bei der Entscheidung hat der Denkmalschutz wohl geschlafen. Die Friedenssäule, die auch eine Brunnenfunktion hat, war immer frei zugänglich, sowohl in der Vorkriegsgestaltung als auch in der Nachkriegsfassung. Jetzt soll die Säule auf einer Wiese entrückt werden, die sogar teilweise von einem Baumhain umgeben sein soll. Optisch war stets die Achse der Friedrichstraße betont, diese Sichtachse wird wohl mit dem Wachstum der neu zu pflanzenden Bäume verloren gehen.


    Damit verliert der Platz den letzten gestalterischen Bezug zur seiner ehemaligen Funktion als öffentlicher und urbaner Stadtplatz und Stadttor und verkommt zum Innenhof einer hässlichen Wohnanlage mit historischer Möblierung. Betrachtet man die übrigen prämierten Entwürfe, die alle die Achse der Friedrichstraße respektieren, hat man also den geschichtslosesten Entwurf ausgewählt.


    Nicht einmal Scharoun und seine Kollegen haben sich getraut, diesen Bezug auf die Friedrichstraße ganz aufzugeben. Ich bin entsetzt über die endgültige Banalisierung dieses Platzes!

    Einmal editiert, zuletzt von rako ()

  • Der historische Verlauf dieses Platzes ist ein einziger Niedergang. Hier lässt sich im Übrigen die Entstehung von Rekonstruktions-Fans wie mir erklären: Natürlich wäre es toll und aufregend neues zu schaffen. Neues das auch attraktiv ist, ungeachtet historischer Traditionen.


    Nur dieses Beispiel lehrt uns leider anschaulich: Man kann zeitgenössisches doch fast nur negativ assoziieren, wenn so etwas wie das hier entsteht. Wie kann man die Moderne oder die zeitgenössische Architektur und Stadtgestaltung denn überhaupt aus ästhetischer Sicht als positiv assozieren, wenn sie doch mehrheitlich nur für herbe Enttäuschungen sorgt. Man muss schon ein Optimist sein...

  • Und von dieser fassenden Umbauung verschwindet ja laut diesem Platz nun auch 1/3.

    Die kreisförmige Bebauung wird doch gar nicht angerührt? Nur der kleine aufgeständerte Zwischenbau zur Gitschiner Straße sollte nach den städtebaulichen Entwürfen herausgenommen werden.

  • ^^ So ist es leider. Gerade die Bebauung im weiteren Verlauf der U1 / U3 Richtung Osten zeigt, wie brutal moderne Architektur jedes Bedürfnis nach Harmonie oder Schönheit erschlagen kann. Das Kottbusser Tor ist für mich ein Kandidat für den hässlichsten Platz Europas -- der Mehringplatz nur deswegen nicht, weil er durch seine niedrige Bebauung und die kaschierenden Bäume nicht ganz so brutal wirkt.

    Ich habe einmal überlegt, in meinem Wohnzimmer alte Fotographien von Plätzen oder Straßanansichten Berlins oder meiner Heimatstadt aufzuhängen. Ich habe es gelassen, weil mich solche Ansichten einfach nur schmerzen. Was da überall für eine Schönheit verloren gegangen ist! Bis hin zu Industriegebäuden (Stichwort Brauerein) oder Absperrgittern hat man sich bemüht (und entsprechend Geld in die Hand genommen), bis in die kleinsten Details Schönheit zu produzieren und damit eine angenehme Umgebung zu schaffen. Die morderne Architektur (und dazu gehören natürlich auch Auftraggeber, die kein Geld für Gestaltung ausgeben wollen) ist für mich zu 90% wie ein McDonald's-Hamburger gegenüber einem Sterne-Menü.

  • Bezüglich der Pläne für die Platzgestaltung des Mehring Platzes kann ich das allgemeine Lamento nicht nachvollziehen.

    Im Gegenteil, ich kann dem Entwurfsgedanken, nämlich den achsialen Bewegunsstrom in einen kreisrunde Richtung zu leiten absolut nachvollziehen. Die ursprüngliche Gerade war doch nur eine piefige Verlängerung der kleinen Fußgängerzone.

    Die neue Planung verschafft dem Platz m E. mehr Aufenthaltsqualität, als es die Gegenwärtige vermochte.

    Die simple Düttmannsche Bebauung ringsum könnte allerdings mehr und differenziertere Farbe vertragen.

  • Der historische Verlauf dieses Platzes ist ein einziger Niedergang. Hier lässt sich im Übrigen die Entstehung von Rekonstruktions-Fans wie mir erklären: Natürlich wäre es toll und aufregend neues zu schaffen. Neues das auch attraktiv ist, ungeachtet historischer Traditionen.


    Nur dieses Beispiel lehrt uns leider anschaulich: Man kann zeitgenössisches doch fast nur negativ assoziieren, wenn so etwas wie das hier entsteht. Wie kann man die Moderne oder die zeitgenössische Architektur und Stadtgestaltung denn überhaupt aus ästhetischer Sicht als positiv assozieren, wenn sie doch mehrheitlich nur für herbe Enttäuschungen sorgt. Man muss schon ein Optimist sein...

    Das habe ich ja in meinem Post versucht kurz aufzugreifen. Zur Enstehungszeit und den Umständen der jetzigen Bebauunng und das ist jetzt auch schon 60 Jahre her, also kein Grund gegen heutige Architektur zu wettern, muss man doch auch die zeitgeschichtliche Dimension berücksichtigen. Seinerzeit, Anfang/Mitte der 60er Jahre war gerade die Mauer gebaut, nur rund 200 Meter von hier. Sie hat auf westlicher Seite nur rund 200 Meter Friedrichstrasse und den ehemaligen völlig zerstörten Belle-Alliance Platz dann Mehringplatz, zurückgelassen. Der Platz war also völlig am Ende der Welt gelegen von seiner großen Achse kastriert. Kein Mensch wollte hier mehr wohnen direkt am Ende der Welt. Somit rechne ich den damaligen Stadtplanern und Architekten hoch an, das sie doch wenigstens die historische Platzform gestalterisch aufgenommen haben, auch wenn es recht eigentlich dafür aber garkeine Notwendigkeit gab, denn Nichts war unwahrscheinlicher als eine Widervereinigung der Stadt in den nächsten 100 Jahren. Die Wohnbebauung ist für Berliner Verhältnisse schon recht modern und progressiv gewesen. Aber auch das hat nicht unbedingt eine zahlungkräftige Klientel angezogen, wozu auch.

    Dass sich dieser kleine Stummel, der eigentliche Beginn der Friedrichstrasse in der Neuen Zeit so schwer tut liegt auch an den beschriebenen Gründen. Heutzutage, das hatte ich auch schon erwähnt, hilft nur ein beherztes, radikales Vorgehen. Das heisst, das man wahrscheinlich beide Ringbauten opfern muss und anders, urbaner neukonzipiert wieder aufbaut um die historisch begründete Stadtform zu tradieren. Hier nur mit Landschaftsarchitektonischen Arbeiten zu handeln ist nicht zielführend. Aber wie gesagt, dazu bedarf es guter Konzepte und vor allem an Durchsetzungswillen um solche dann auch umzusetzen. Beides sehe ich hier in Berlin nicht.

    Aber vielleicht hilft ja der neuentdeckte geheimnisvolle Monolith in Utah aus der Misere .... who knows:/

    https://www.spiegel.de/panoram…AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph

  • Noch ein Nachtrag von mir. Für ein wirklich gutes Konzept, darf man den zukünftigen Mehringplatz auf keinen Fall losgelöst von einer zukünftigen Friedrichstraße sehen. Man muss ihn auch in die andere Richtung denken in Richtung Mehringdamm. Da ergeben sich dann ganz neue Synergien, ich denke da an die neue Landesbibliothek?...., wenn man nur will. Er ist einer der drei historischen großen Platzstrukturen die Berlin in diesem Bereich der barocken Stadterweiterung zu bieten hat, dieser historischen Dimension wird er als Rasenrondell mit Brunnenanlage in keinster Weise gerecht. Daraus sollte man den jetzt dort tätigen Landschaftarchitekten keinen Strick drehen, die erfüllen nur die Aufgabenstellung des Wettbewerbs. Ein anderes großes Feld in dieser Stadt... siehe Kulturforum. Solange es dieser Stadt an einer Idee fehlt, was sie sein will und wie man dort für alle Gruppen verträglich am besten anlangt, und ich meine hier auch eine gestalterische Idee, solange bleibt es bei diesen kleinklein Entscheidungen für kleinste Tortenstücke ohne das große ganze im Auge zu haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ^Ich möchte dir leider vehement widersprechen.

    A) die damaligen Architekten haben nicht nur zeitgenössisch gebaut, sondern sie haben auch die Hoffnung aufgegeben. Es wäre ein leichtes gewesen zumindest die Straßenführung zu erhalten und einfach Gebäude in gleicher Kubatur zu bebauen. Das wäre ein sichtbares und trotziges Zeichen, gegen die Teilung der Stadt gewesen. Sowas kann man durchaus als Kunst ansehen.

    B) Die einfachen Gebäude mit der ursprünglichen, offenen Straßenführung hätte man heute wiederum bestucken können um somit an die ursprüngliche Pracht des Belle-Alliance Platzes zu erinnern.


    Es hätte also durchaus preiswerte, künstlerisch amibitionierte Alternativen gegeben. Stattdessen hat man eine seltsame Utopie entworfen, die heute wie eine Dystopie aussieht.

  • < Du missverstehst die damalige Zeit in Westberlin völlig, Vielleicht bist zu jung oder nicht aus dem Westen. kein Mensch hat damals so gedacht wie Du es heute forderst, dass man hätte so denken sollen. Somit ist es einfach aus Deiner heutigen Sicht zu verurteilen aber auch nicht fair. Zu der Zeit hat man auch das Kulturforum an die Mauer geklatscht, von der Ostseite die Hochhäuser der Leipziger Straße. Konfrontativen Städtebau nennt man das und deine Sorge sind mal wieder Ornamente und Stuck ...;( Kein Mensch wollte an Irgendwas erinnern oder erinnert werden. Es gab nur Zukunft. Dass es keine Zukunft ohne das Erinnern gibt ist erst eine Entwicklung der späten 70er Jahre.

  • Kein Mensch wollte an Irgendwas erinnern oder erinnert werden. Es gab nur Zukunft. Dass es keine Zukunft ohne das Erinnern gibt ist erst eine Entwicklung der späten 70er Jahre.

    Sehr schön gesagt und sehr richtig. Das galt für Ost und West und im gesamten europäischen und mindestens auch im amerikanischen Kulturkreis, kein deutsches Phänomen. Dazu mein Literaturtipp von Andreas Reckwitz: Das Ende der Illusionen. Passenderweise mein Jahrgang.


    Ich kenne den Platz aus den 1970ern, mein Kinderarzt war da. Es war von Anfang an eine städtebauliche Utopie und das Publikum war schwierig. Man war der Ansicht, dass die kleine Fußgängerzone dort zu mehr Urbanität führt, zusammen mit diesen ersten Ansätzen des Modells Urbanität durch Dichte. Weiter östlich wähnt man sich in der Otto-Suhr-Siedlung aus Anfang der 1960er ja eher am Stadtrand. Dann gab es nördlich diese städtebauliche Ödnis durch die Trassenfreihaltung für die Südtangente. Ungewollt cancelte sich das Quartier nach Norden ab. Ich kann mich als Kind daran erinnern, dass ich dort ungerne war (nicht wegen dem Arzt), die Architektur hat mich aber immerhin beeindruckt. Nicht zu vergessen: Die ganze Umgebung bestand aus Trümmergrundstücken. Einzelne Häuser waren stehengeblieben und damit sah das Ganze aus wie ein ausgeschlagenes Gebiss. Da wirkte die neue Siedlung verheißend.


    Im Übrigen sehen wir in Asien auch diese Tendenz zur radikalen Abkehr von der Vergangheit, gerade in China. Objektiv sind die alten Häuser dort ja auch im schlechten Zustand. Vielleicht haben die aber irgendwann auch so eine Umkehr wie wir gegen Ende der 1970er.

  • < Du missverstehst die damalige Zeit in Westberlin völlig, Vielleicht bist zu jung oder nicht aus dem Westen. kein Mensch hat damals so gedacht wie Du es heute forderst, dass man hätte so denken sollen. Somit ist es einfach aus Deiner heutigen Sicht zu verurteilen aber auch nicht fair. Zu der Zeit hat man auch das Kulturforum an die Mauer geklatscht, von der Ostseite die Hochhäuser der Leipziger Straße. Konfrontativen Städtebau nennt man das und deine Sorge sind mal wieder Ornamente und Stuck ...;( Kein Mensch wollte an Irgendwas erinnern oder erinnert werden. Es gab nur Zukunft. Dass es keine Zukunft ohne das Erinnern gibt ist erst eine Entwicklung der späten 70er Jahre.

    Dass es keine Zukunft ohne das Erinnern gibt, gibt es vielleicht erst seit den 1970er Jahren in "Westberlin". In vielen anderen Städten sieht man so etwas länger anders. Berlin weiß ja nicht mal genau wann die Stadt denn nun wirklich urkundlich erwähnt wurde etc. Berlin weiß vieles nicht, im Vergleich zu anderen Städten in D & das ist leider Fakt.

  • Minimalist


    Man sollte sich immer in die Epoche reinversetzten, um ausgewogen zu urteilen.

    Ich bin auch der Meinung, dass das Viertel neu gedacht und teilumgebaut werden sollte. Ich schätze aber auch den Versuch von damals, hier etwas neues zu probieren.

    Manche Konzepte müssen erst getestet werden, um später Lehren daraus ziehen zu können.


    Wenn man über die 60er redet, muss man sich auch vor Augen halten, dass damals Architekturbüros noch ganz andere Aufgaben zu bewältigen hatten. Da wurden hunderte bis tausende Wohnungen gleichzeitig geplant und optimiert, um der Wohnungsnot entgegen zu wirken, und zwar in ganz Europa. Daraus erschließt sich dann auch eine gewisse Bauform. Wenn heute jemand mal nen Objet mit 100 Einheiten planen darf, ist das schon riesig.


    Diese Epoche haben wir nun hinter uns, die gebauten Viertel können nun weiter gedacht werden und man sollte den Mut haben, solche Projekte wie den Mehringplatz anzupassen.

  • ^Und was ist nun die Konsequenz? Solche Kopfgeburten der Generation „Utopia“ als Mahnmal stehen lassen?

  • < Nein, natürlich nicht. Die Situation der Stadt hat sich durch die Vereinigung ja völlig verändert, Quartiere die früher absolutes Randgebiet waren weil nahe an der Mauer gelegen sind jetzt im Zentrum der wiedervereinigten Stadt. Es wäre absurd darauf nicht so zu antworten, dass es der Stadt und ihren Bewohnern zum Vorteil gereicht. Gerade wo ich das schreibe, spüre ich wie seltsam das ist nach 30 Jahren zu schreiben. Warum brauchen wir so lange um Essentielles zu erkennen und umzusetzen? Aber vielleicht ist es so, dass wir die Zeit einfach gebraucht haben, oder 'Gut Ding braucht Weile' oder was weiss ich... hauptsache es wird endlich. Deswegen kann ich der These, dass Berlin eine Stadt wie jede andere ist, nicht zustimmen. Was wiederum ein Grund dafür ist warum ich einen Großteil meines Lebens hier verbringe.

    .... aber wir sind völlig vom Thema abgekommen:saint:

  • Nun die Erkenntnis ist ja scheinbar bei den sich mit dem Platz auseinandersetzenden Gruppen und Stuhlkreisen längst da, ist zu vermuten. Wenn man sich die rührseligen aktivistischen Protokolle, die sich bis 2011 zurückverfolgen lassen, anschaut. In letzter Konsequenz drängt sich da nur der Abriss der Ringe auf um dann eine parzellierte Bebauung zu ermöglichen. Die Architektur vor Ort hat , die dort Beklagten sozialen Verwerfungen und den antiöffentlichen Raum ja schon in ihrer Genetik sie ist ihrer Randständigkeit längst enthoben und im hilflosen Widerstreit Zu effektiver städtischer Entwicklung. Dass man das ganze noch unter Denkmalschutz gestellt hat, zementiert eigentlich noch die Gegebenheiten vor Ort und hat mich schon beim Sozialpalast maßlos geärgert weil es jede positive Weiterentwicklung in allen Belangen von vornherein blockiert - niemand kam schließlich auf die idee die unsäglichen Hinterhofketten der Gründerzeit unter Denkmalschutz zu stellen. Ich beobachte eine nur noch schwer nachvollziehbare zunehmende musealisierung stadtplanerischer, soziostruktureller und ästhetischer Unzumutbarkeiten. Ein Hemmnis gegen eine effektive nachhaltige Weiterentwicklung . Der Denkmalschutz wird wohl als Hebel, zum festschreiben sozialer Gegebenheiten gebraucht und als solcher missverstanden.

  • Zitat von Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf

    Pressemitteilung vom 27.11.2020


    Die Sanierungsarbeiten an der Gartendenkmalanlage Mierendorffplatz haben nunmehr begonnen, sodass das Gartendenkmal bald wieder in alter Schönheit zu sehen sein wird.Der bis 1950 unter dem Namen „Gustav-Adolf-Platz“ bekannte, nach einem Entwurf von Erwin Barth 1912-1913 angelegte Platz musste zum einen, aufgrund der Kriegszerstörungen, umfangreich um 1950 wiederaufgebaut und zum anderen, aufgrund des Ausbaus der U-Bahnlinie 7 1978/1979, angelehnt am ursprünglichen Entwurf erneut hergerichtet werden. Diese umfangreiche Rekonstruktion nach den historischen Plänen wurde im Jahr 2000 mit der Auszeichnung des Gustav-Meyer-Preises honoriert.Im Zuge der nunmehr notwendigen Sanierung werden jetzt die Banknischen und Wegedecken neu gebaut und Pflanzen gesetzt sowie Stauden und Rosen nach historischem Vorbild angeordnet. Der Flieder, der erst nach dem U-Bahnbau in den 70er-Jahren gesetzt wurde und dessen Wurzelaktivität die Stauden beeinträchtigten, wird zukünftig im Bereich der Banknischen verdichtet. Alte Stauden und der noch verpflanzbare Flieder werden in der ehemaligen Bezirksbaumschule aufgepflanzt und vorbereitet, um anschließend wiederverwendet zu werden.Die Baumaßnahme soll voraussichtlich Ende März 2021 fertiggestellt sein. Bis dahin ist die denkmalgeschützte Grünanlage aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich. Die Planung und Bauleitung erfolgt durch das Büro Dr. Gabriele Holst (Landschaftsarchitektur). Die Landschaftsbau-Arbeiten werden durch die Firma Reinhold Fehmer GmbH ausgeführt.


    Quelle