Allerdings. Dynamisch wirkende Höhenschwankungen der Bebauung lassen einen Straßenzug unvergleichlich lebendiger und urbaner erscheinen als eine konsequent durchgehaltene gemeinsame Traufhöhe aller Gebäude einer Straße (Wobei selbst dann, wenn man eine monotone Einheitshöhe aller Gebäude ánstrebt, in Berlin diese Einheitshöhe sinnvollerweise eher bei modernen Maßen als denen des frühen 19. Jahrhunderts liegen müsste, da in Berlin seit der Zerstörung der Stadt die wenigen verbliebenen Altbauten viel eher die Einheitlichkeit der fast ganz modernen Stadt störende isolierte Fremdkörper sind, anders als in Paris oder Wien, wo sie noch immer die Standardbebauung darstellen).
Prenzlauer Berg (OT von Pankow) | Kleinere Projekte
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Eines der mir bekannten, besten Beispiele für so eine Mischbebauung ist die Bölschestraße in Friedrichshagen. Dort stehen direkt aneinander gereiht Gründerzeit-Mietskasernen mit 4 Vollgeschossen neben winzigen Barock- und Biedermeierhäuschen mit nur einem Geschoss. Das Ganze wirkt sehr unfertig, aber auch sehr reizvoll und ist eine Reise durch die geschichte Friedrichshagens. In Manhattan übrigens gefällt mir dieser Gegensatz auch.
Allerdings kann ich es nachvollziehen wenn man in den Gründerzeitvierteln Berlins, die eine gewisse Homogenität zeigen, an der Traufhöhe festhält. Denn diese Homogenität kann man auch als Errungenschaft des Städtebaus verstehen. So gibts keine Streitigkeiten zwischen sich verschattenden Nachbarn oder grenzenloses Spekulantentum.
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Der Vergleich mit der maßstabssprengenden Gründerzeitarchitektur ist zudem historisch verfälschend. Die Gebäude wurden mit der Absicht errichtet in naher Zeit auch die umliegenden Häuser zu ersetzen um der explodierenden Einwohnerschaft ein Dach über dem Kopf zu bieten. Diese Notwendigkeit ist heute nicht gegeben und es ist auch nicht absehbar, dass in den nächsten 30 Jahren hier die Nachbargebäude durch Größere ersetzt werden.
Und ob nun 20 Meter hohe Brandwände ein Zeichen von Dynamik und Prosperität sind wie es das immer wieder rezipierte Bild hier generieren soll wage ich auch leicht zu bezweifeln. Aus meiner Sicht ist eher das Gegenteil der Fall. Brandwände zu kleineren, älteren Gebäuden wie man sie nicht selten an Rändern von Gründerzeitvierteln findet, symbolisieren für mich eher ein appruptes Ende von Wachstum bspw. durch den 1.Wk oder später durch die Wirtschaftskrise. -
Brandwände zu kleineren, älteren Gebäuden wie man sie nicht selten an Rändern von Gründerzeitvierteln findet, symbolisieren für mich eher ein appruptes Ende von Wachstum bspw. durch den 1.Wk oder später durch die Wirtschaftskrise.
Irgendwann findet halt jedes Zeitalter mal ein Ende, selbst die gute alte Gründerzeit, und es kommt was Neues; das nennt man Geschichte...
Ich verstehe die Aufregung um das Monohaus auch nicht, die beiden Bauten links und rechts sind ziemlich mittelmäßige Frühgründerzeitbauten, die nun keineswegs zum alleinigen Maßstab für dort entstehende Neubauten gemacht werden sollten, wie Kleist schon andeutete, wer will denn heute in einem luxuriösen Neubau noch so kleine Fensterchen?
Malyans These von den in Berlin eher die Einheitlichkeit der modernen Stadt "störenden" Restaltbauten finde ich ganz interessant, vielleicht wird man in 20 Jahren wenn der Bedarf es hergibt und die nostagische Verehrung der Gründerzeit abgeebbt ist die beiden Bauten links und rechts ganz skrupellos abräumen und durch energetische und Komfortbedürfnisse besser befriedigende Neubauten ersetzen. -
Wg. MONOHAUS. Einer kleiner Hinweis von einem informierten Anrainer: das Haus links daneben wird im Laufe des Jahres aufgestockt um 1 Geschoss, wenn nicht sogar 2. Das Rendering der Architekten suggeriert sicherlich eine "größere" Dimension des Neubaus. Ich finde es spannend und konsequent.
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In der Schliemannstraße 10 wird nach den Plänen der Architekten BundschuhBaumhauer ein 6-stockiges Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Baubeginn ist noch für 2009 vorgesehen, Fertigstellung Ende 2010.
Die Realisierung dieses Projektes hat dann doch wesentlich länger gedauert als geplant.
Das Baunetz scheint das Gebäude so interessant zu finden, dass ihm einen ganzen Artikel widmet.
Durch die großformatige Glasfassade und dem Kotrast zwischen Alt und Neu werde eine architektonische Identität geschaffen, die zwischen Kreation und Konservierung angesiedelt sei. Zudem werde die hohe ‚Wohndichte’ im Kiez, die meist hinter massiven Wänden verborgen sei, aufgebrochen.Bilder:
(C) Baumhauer Gesellschaft von Architekten mbH -
Auf dem Gelände der nicht mehr benötigten Wendeschleife der Straßenbahn am Mauerpark soll der Knaak Club neu entstehen.
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^ Hier ein Bericht der heutigen Abendschau diesbezüglich. Nicht nur das "Knaack" wird danach wohl zurückkommen, auch der im letzten Jahr abgerissene "Klub der Republik" (siehe Beitrag #319 von Rotes Rathaus) soll an anderer Stelle revitalisiert werden.
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Holz-Mehrgeschosser Christburger Straße
Ein Fotouptade nach Umplanung. Das Haus wird von den Holzhaus-Experten aus der Esmarchstraße errichtet:
(C) selbst -
Schönhauser Allee, zw. Haus Manheimer und Jüd. Friedhof
Dieser Neubau wurde meines Wissens noch nicht "fertig" gezeigt.
Lage: Schönhauser Allee, zwischen Haus Manheimer und dem Jüdischen Friedhof. In Betonkopfs Beitrag #341 heißt der Bau Residenz22.
Inzwischen wurde das Gebäude (längst?) fertiggestellt. Der gelbe Backsteinbau daneben ist das sog. Haus Manheimer (s. #156 und #203
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Vielen Dank, Backstein, für die vielen neuen Bilder!
Ich wollte ergänzen, dass weiter südlich, auf der anderen Seite der Schönhauser Allee (177?), direkt südlich vom Pfefferberg, kleinere Bauarbeiten begonnen haben. Ich kann aber noch nicht erkennen, ob das der Beginn der Schließung dieser Baulücke ist, oder ob hier etwas anderes geplant ist.
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Im Internet findet sich zum Grundstück Schönhauser Allee nur ein Entwurf von Axthelm+Rolvien Architekten. Wie es um dessen Realisierungschancen steht ist unklar. Der Entwurf ist mir etwas zu kubistisch. Ein "Höhne" würde in der Ecke wohl besser hinpassen.
Hier mal der Höhne-Entwurf; leider nur in klein:
(C) Hoehne Architekten BDA, BerlinDas Projekt trägt den Namen Cantian Eck. Eine Website ist in Arbeit. Hoffentlich gibts da demnächst ein paar höherauflösende Visualisierungen.
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Website ist in Arbeit. Hoffentlich gibts da demnächst ein paar höherauflösende Visualisierungen.
Hier gibt es noch einige Visualisierungen dazu:
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Hier mal der Höhne-Entwurf;
Zitat gekürztGefällt sehr gut. Es erinnert mich ein wenig an alte Visualisierungen des Tacheles-Areals an der Oranienburger irgendwann in den 90ern. Solche schmal zulaufenden Grundstücke gibt es meines Wissens nach nicht allzu oft in Berlin und gerade deshalb auch eine Herausforderung da was "Ordentliches" hinzubekommen. Ich hoffe nur, daß dieses Haus nicht Opfer wird bestimmter "Aktionen" von selbsternannten Gentrifizierungsgegnern. Aber wenn ich mir so das daneben liegende neue Fußbalhäuschen anschaue, habe ich da kaum Hoffnung
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Im Rechtsstreit um den Hinterhaus-Neubau Kollwitzstraße 42 hat das Oberverwaltungsgericht Berlin - Brandenburg mittlerweile ein Urteil gefällt. Demnach ist der Neubau rechtswidrig, weil er die Nachbarwohnungen unzumutbar verschattet und die nötigen Abstandsflächen nicht einhält. Da eine Revision nicht zugelassen wurde, dürfte ein Abriss des 2010 errichteten Gebäudes unvermeidlich sein.
Von den Lokalpolitikern und den Anwohnern wurde das Urteil begrüßt. Der Pankower Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90 / Die Grünen) sieht dieses Urteil als ein Signal an jene, "die meinen, dass sie ihre Grundstücke in einer ähnlichen Dichte wie zur Gründerzeit bebauen müssten."
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Dass man sich an die Bauordnung halten muss ist klar. Von einer "unzumutbaren Dichte" erkenne ich auf dem Foto allerdings nichts. Typisch Innenstadt, noch nichtmal sonderlich dicht. Klingt nach einem Schildbürgerstreich. War kein Vergleich möglich?
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In den 80ern ist ein Teil des Blockes entkernt und mit einer Grünanlage belegt worden. Auf dem fraglichen Grundstück hätte man sich auf den gründerzeitlich dichten oder den grünen Teil Blockes beziehen können - hier ist letzteres geschehen. Einen Präzedenzfall sehe ich hier nicht.
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Abriss nach Urteil
^ Ich befürchte, dass die Kosten an der Allgemeinheit hängen bleiben, da eine rechtskräftige Baugenehmigung erteilt wurde und damit wohl auch eine Haftbarkeit der Behörde für diesen Fall besteht (nehme ich an, obwohl ich es nicht sicher weiß).
Stadtrat Kirchner zeigt dafür kein Interesse und bejubelt das Urteil lieber. Schaden vom Berliner Bürger fernzuhalten ist scheinbar nachrangig. Leider ist dieses letztlich mediengesteuerte Amtsverständnis sehr weit verbreitet.
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^^
Stadtrat Kirchner hat doch in der Sache eh nichts zu entscheiden. Er ist ja weder für die Entscheidung das Gerichts noch für die Genehmigung durch seinen Vorgänger verantwortlich.Wie und von wem hätte er denn Schaden abwenden sollen? Und wenn er sagt er sei gegen die Bebauung der Hinterhöfe kann das ja durchaus der Wahrheit entsprechen. Dafür muss er ja nicht mediengesteuert sein.
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Er trägt trotzdem eine politische Verantwortung für Entscheidungen seiner Behörde. Wenn alle Politiker nur die Haltung einnehmen, dass sie der Dreck ihrer Vorgänger nicht kümmert, führt das zu erheblichem Schaden am Gemeinwohl. Er sollte die juristische Haltung seiner Behörde vertreten und sich nachdenklich zeigen, wenn deren Entscheidungen durch Gerichte kassiert werden und die Allgemeinheit wieder mal die Kosten tragen darf.
Finanzielle Interessen der Stadtgesellschaft werden m.E. in Berlin viel zu wenig berücksichtigt. Dabei stehen die Grünen und auch Kirchner persönlich ganz oben beim Geldausgeben und Regulieren. Sie betreiben diese Politik interessanter Weise viel mehr als die Linke. Schulz und sein Wunsch nach Ersatzgrundstücken für Investoren zur Freihaltung des Spreeufers und die m.E. absurden Regeln zur Unterbindung weiterer "Luxussanierungen" im Prenzlauer Berg mal als zwei teure Beispiele.
Dass die Grünen von Wirtschaft und Wirtschaftlichkeit nichts verstehen (oder sich nicht drum scheren), stimmt woanders vielleicht schon lange nicht mehr. In Berlin scheint es mir aber sehr oft so zu sein.