Rund um den Gendarmenmarkt

  • Grundsätzlich gebe ich Markus40 recht, dass es Plätze in Berlin gibt, die eine Sanierung nötiger haben (hatten) als der Gendarmenmarkt. Das Pflaster war zwar etwas bröckelig, jedoch noch lange nicht ruinös. Wäre es allein darum gegangen, hätte man noch zehn Jahre warten können.


    Aber: Schwer erträglich für einen der schönsten Plätze Berlins fand ich immer die ganze Kabelage und die Rohre für die Außengastro, die oberirdisch verlegt waren, peinlich aussahen und für ältere Leute Stolperfallen darstellten. Die verschwinden jetzt endlich, nach Jahrzehnten des Provisoriums. Und wenn in dem Zuge gleich ein neues Regenwassermanagement gebaut wird und der Bund (auch deshalb) große Teile der Kosten übernimmt, kann man wirklich nicht klagen.


    (Off Topic: Klar hat auch Strausberger Platz eine denkmalgerechte Generalsanierung verdient, wie sie der Ernst-Reuter-Platz schon bekommen hat – von den Gehweg-Platten über die Grünanlagen bis zum Brunnen. Hoffe, das wir bald in Angriff genommen.)

  • Gibt es denn Bilder vom/den vorherigen Belag/Belägen und ist eine mögliche Wiederverwertung, insbesondere wenn diese Natursteine sind, geplant?


    Es wird immer mehr von Nachhaltigkeit beim Bauen gesprochen und bei der Sanierung dürften wohl einige zig Tonnen Abraum anfallen (inkl. begrenzter Sand- und Schotterresourcen).

  • Nach mehrere Monate Stillstand das Konzernenhaus am Gendarmenmarkt kann die Sanierung endlich fortgesetzt werden. Seit ca. anderthalb Jahre war das Gebäude eingerüstet und nix wurde gemacht. Kosten und den Grund sagte die BIM dazu nix.

    Geplant waren ca 66 .Mio Euro.

    Für die Fertigstellung steht kein Termin. Seit 2021 wurde begonnen mit der Sanierung.


    Quelle heute BZ .

    Konzerthaus: Sanierung geht endlich weiter

  • ^ Ich habe bis heute nicht verstanden, warum man den Gendarmenmarkt überhaupt aufgerissen hat. Den einzigen Ort in Berlin, der halbwegs schön und ansehnlich gewesen ist, hat man ohne Müh' und Not in eine Dauerbaustelle verwandelt. Und das Ganze wegen sechs im Untergrund verlegten Rigolen und ein paar unterirdischen Trinkwasser- und Stromanschlüssen, wie im verlinkten Artikel zu lesen ist?


    Diese Geschichte hört sich nach einer Glosse an, ist aber Berlin-typische Realität. Die finanziell klamme Hauptstadt versenkt einen Millionbetrag im Untergrund des Gendarmenmarktes, damit die Weihnachtsmarktbesucher beim Trinken des Glühweins nicht über die ausgelegten Stromkabel stolpern.


    Aufwand und Ertrag stehen hier in keinem Verhältnis.

  • Den einzigen Ort in Berlin, der halbwegs schön und ansehnlich gewesen ist, …

    Diese Aussage müsste bis Weihnachten Forumssperre geben. Bei allem Frust darüber, dass Berlin mit überschaubaren Aufwand schöner und ansehnlicher sein könnte, als es ist, wenn auch mehr Wert darauf gelegt würde.

  • ^ Der Gendarmenmarkt ist der einzige Stadtplatz in Berlin, der in städtebaulicher Hinsicht völlig intakt ist (bzw. es gewesen ist, bevor man die Pflasterung aufgerissen hat). Und deswegen wäre es besser, wenn man auf dieses „Herumdoktern“ am Gendarmenmarkt verzichten würde.

  • Ich habe mal die Städtebauliche Entwicklung von Berlin verglichen und daraus ein vorher/ nachher Video erstellt. Darin kommt auch der Gendarmenmarkt vor.


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  • ^^ Der Titel gebührt eher dem Bebelplatz. Der ist bis auf kleine Details völlig intakt. Der Gendarmenmarkt ist zu gut 70% von Nachkriegsblöcken umgeben, ich würde also nicht sagen, dass er völlig intakt ist.


    Überflüssiges Zitat gelöscht.

  • ^ Ich glaube, da gibt es ein Missverständnis. Mit "intakt" meine ich nicht "originaltgetreu", sondern "stimmig" und "ausgewogen".


    Nicht der Anteil an Vorkriegssubstanz ist entscheidend, sondern die Wirkung der Platzanlage. Und da kommt der Gendarmenmarkt deutlich stimmiger daher als der Bebelplatz. Durch die beiden Dome an den Seiten verfügt der Platz über eine klare Ordnung. Diese disziplinierende Ordnung kommt aber nicht "preußisch-untertänig" daher, sondern wirkt harmonisch und ausgewogen. Der Bebel-Platz mag ein schöner städtischer Platz sein, aber diesem fehlt die Ausgewogenheit und Abgerundetheit des Gendarmenmarktes.


    Im übrigen sind die von dir als Nachkriegsblöcke bezeichneten Gebäude am Gendarmenmarkt nicht in der Nachkriegszeit entstanden (wie die von dir benützte Bezeichnung vermuten lässt), sondern erst in der Spätphase der DDR. Diese Gebäude, die ja häufig als Edel-Platten bezeichnet werden, haben sehr viel gestalterische Qualität und sind deutlich besser als Vieles, was heutzutage gebaut wird.


    Neben den Edel-Platten gibt es am Gendarmenmarkt ja noch weitere Gebäude, die erst nach der Wende entstanden sind und damit noch jünger sind als die Edel-Platten aus DDR-Zeiten. Die Tatsache, dass viele Gebäude nicht mehr den originalgetreuen Vorkriegsbestand darstellen, tut dem klassichen Erscheinungsbild jedoch keinen Abbruch. Hier haben eben alle Architekten gute Arbeit abgeliefert!

  • In Zeiten von sommerlichen Hitzewellen und dem Gerede von Schwammstädten kann ich es immer noch nicht nachvollziehen, wieso der Gendarmenmarkt wie zu DDR-Zeiten komplett gepflastert wird ohne eine einzige Grünfläche. Ich möchte nicht als reaktionärer Spießbürger dastehen, aber was sprach eigentlich gegen die Platzgestaltung aus Kaiserszeiten??

  • ^ Das wurde doch alles schon in diesem Thread besprochen, z. B. hier ff.

    Auf dem Platz finden regelmäßig Veranstaltungen statt wie Konzerte, Weihnachtsmarkt usw., was einer Grünfläche entgegensteht. Bauliche Klimaschutzmaßnahme finden dennoch statt. Und sorry, die alte Pfasterung war in schlechtem Zustand und die bisher nötigen oberirdischen Kabel- und Leitungsverlegungen für viele Besucher Stolpergefahr bzw. Hindernis. Wer jung und gesund ist und keinen Kinderwagen schiebt, dem wird das vielleicht nicht so aufgefallen sein, das Problem war aber definitiv vorhanden.

    Die Sanierung ist m. E. absolut sinnvoll und wird eine optische und funktionelle Verbesserung mit sich bringen. Auch wenn die damit verbundenen Bauarbeiten natürlich lästig sind.

  • Backstein hat es perfekt auf den Punkt gebracht. Es musste sowieso was passieren und dann hat man gleich auch die Infrastruktur aufgewertet - und hierbei neben Strom- und Wasseranschlüssen übrigens auch Versickerungsanlagen installiert. Jeder einzelne Aspekt davon ist sinnvoll und zumindest bei langfristiger Betrachtung auch angemessen für so einen zentralen Ort. Gerade wenn man den Gendarmenmarkt als Vorzeigeplatz und trubelige Veranstaltungen als urbane Lebensqualität betrachtet, will man doch ein stimmiges Gesamtbild erreichen und kein marodes Pflaster oder unnötige Störfaktoren.


    Architektur-Fan Du kannst Dich dann ja ggf. noch entscheiden, ob es nun der "einzige halbwegs schöne und ansehnliche Ort" in ganz Berlin oder doch eher der "einzige städtebaulich völlig intakte Stadtplatz Berlins" sein soll und wie "stimmig und ausgewogen" hierbei zu definieren wären. Für mich persönlich gibt es viele mehr als nur halbwegs schöne Orte in der Stadt (aber vorne liegen meist eher grüne Parks/Gärten/Höfe mit oder ohne Wasser) und auch einige in sich stimmige Stadtplätze (von lauschigen Ecken wie im Nikolaiviertel oder in Köpenick über Gendarmenmarkt, Bebelplatz und Pariser Platz bis hin zu Leipziger und Potsdamer Platz). Oder wir einigen uns einfach darauf, dass der Gendarmenmarkt immer seinen besonderen Charme hatte und dann hoffentlich bald in neuem altem Glanz noch prachtvoller erstrahlt.

  • Dass die Sanierung eine Verbesserung bringt, habe ich nie bestritten. Die Frage ist nur, ob es der Aufwand wert gewesen ist. Es ist ja nicht so, dass der Gendarmenmarkt der einzige Ort ist, der als Baustelle jahrelang nicht mehr erlebbar bzw. erfahrbar gewesen ist. Die Museumsinsel ist Baustelle. Unter den Linden ist gefühlt seit den 1990er Jahren eine Dauerbaustelle, die bis heute nicht fertig gestellt ist. Ständig wird in dieser Stadt irgendwo aufgerissen und wieder zugegraben. Und wenn man Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor oder die Gedächtniskirche renoviert hat, sind diese viele Jahre hinter Baustellenplanen verschwunden. Ich erinnere mich an Zeitungsartikel, in denen vermutet wurde, dass die genannten Objekte länger verhüllt worden seien als nötig, weil wohl einzelne Akteure mit der Werbung auf den Baustellenplanen Geld verdienen wollten. Daher bin ich der Meinung, dass meine Skepsis durchaus ihre Berechtigung hat, wenn ausgerechnet immer die Vorzeigeorte dieser Stadt in Dauerbaustellen verwandelt werden.


    Die Baustelle am Gendarmenmarkt sehe ich in Kombination mit der zumindest fragwürdigen Sperrung der benachbarten Friedrichstraße für den Autoverkehr. Auf mich wirkt diese ganze Vorgehensweise so, als ob irgendwelche übermotivierten Stadt- und Verkehrsplaner nach Experimentierfeldern suchen und den Bürgern beweisen wollen, dass sie irgendwo irgendetwas machen. Und dann sucht man sich mit Vorliebe eben die prominenten Orte wie den Gendarmenmarkt raus, wo "herumgedoktert" wird. Und ich denke, die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag solcher Sanierungen darf zumindest gestellt werden.

  • Architektur-Fan

    Du kennst doch bestimmt das geflügelte Wort, das sicher auf viele Städte gut zutrifft:

    "Berlin ist dazu verdammt: immerzu zu werden und niemals zu sein."

    - Karl Scheffler, 1910, in: "Berlin, ein Stadtschicksal"


    Ich verstehe aber, was Du meinst. Die Stadt kommt gefühlt seit Jahrhunderten oder gar seit ihrer Gründung nie wirklich mal zur "Ruhe", es gibt entweder Boom oder Baisse, Krieg oder (Wieder-)Aufbau, Eingemeindungen oder Teilung und dann Wiedervereinigung. Und in den inzwischen fast 35 Jahren seit der Wende ist die Innenstadt wirklich fast immer Baustelle (zu Deinen Beispielen kommen ja noch City West und Alexanderplatz, Überarbeitung des Potsdamer Platzes und Neubau am Kulturforum...). Ich kenne Berlin seit meinen frühesten Erinnerungen gar nicht anders.


    Allerdings kann der Gendarmenmarkt doch wenig dafür. Der hat die Auffrischung jetzt einfach mal gebraucht. Immerhin liegt man bisher gut im Zeit- und Kostenrahmen. Es wird also hoffentlich nicht ganz so ewig lange brauchen, wie manche der diversen Dauerbaustellen.

  • ^ Das wurde doch alles schon in diesem Thread besprochen, z. B. hier ff.

    Sorry, das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Ziehe demzufolge meine Frage zurück...


    Wenn auf dem Platz jetzt tatsächlich Rigolensysteme verbaut werden, ist das ja zumindest ein Anfang in Richtung "Schwammstadt".

  • Update zum Baufortschritt am Gendarmenmarkt. Langsam aber sicher kommt die Neupflasterung voran. Leider ist das kleine Info-Podest an der Markgrafenstraße weg, da die Straße zurzeit auch Baustelle ist. Daher nur ebenerdige Blicke, bzw. von den Eingangstreppen des Frz. Kirche aus geknipst:


    gendmarkt01.jpg


    gendmarkt02.jpg


    gendmarkt03.jpg