Rund um den Gendarmenmarkt

  • Jägerstraße 48

    Fotoupdate. Auch das EG wurde inzwischen fertiggestellt. Neben schicken schwarzen Gittern vor den Fenstern, einer opulenten Tür und hübschen Laternen hat man auch ein Metallschild neben dem Eingang angebracht:






  • Ja das macht auch von Nahem betrachtet einen gediegenen Eindruck. Vom Preis her sicherlich auch...:D

  • Wirklich ZEITLOS ästhetisch.


    ^die Ironie ist dass solche gefällige Gestaltung prinzipiell gar nicht so teuer ist. Bezogen auf die gesamten Baukosten ist es aus der "Portokasse" zu bezahlen zB eine Fassade mit schön alternden Natursteinen zu versehen. Langfristig spart sich der Eigentümer sogar Geld, so wird er die Fassade im Erdgeschoss nie nachpinseln lassen müssen. Meiner Erfahrung nach ziehen solche dunkleren, "marmorierten", Steinfassaden sogar deutlich weniger Grafitis an, als die hellen pastellfarbenen oder weißen Styroporputzfassaden. Und diese lassen sich ja auch IDEAL mit Wärmedämmung kombinieren (d.h. einfach zwischen tragende Wand und Steinfassade die Wärmedämmung einbringen). Auch hier spart man langfristig Geld, denn die vorgehängte Steinfassade schützt die Wärmedämmung wesentlich besser als ein bloßes Kunststoffnetz mit Putz und Farbe. Wenn man als Dämmmaterial dann auch noch Mineralwolle benutzt dann hat die Wärmedämmung ja potentiell eine "unbegrenzte" Lebensdauer (während den erst einmal etwas billigeren Wärmedämmverbundsystemen selbst von den Herstellern nur eine begrenzte Lebensdauer zugebilligt werden, nach der diese wieder teuer heruntergeholt werden müssen von der Wand, teuer entsorgt werden müssen und teuer ersetzt werden müssen).


    Es gibt eigentlich nur Argumente FÜR solch eine Bauausführung. Auch finanziell. :daumen:

  • ^ Und genau deshalb wird so auch nicht gerne gebaut, dann gibt es ja keine Folgeaufträge für alle Beteiligten der Bauwirtschaft. Man schimpft ja immer gerne über die langweilige und austauschbare "Investorenarchitektur", ich befürchte fast, die Kausalitäten sind da komplexer.


    Wer bei Geplanter Obsolenz nur an Sollbruchstellen in Glühbirnen denkt, liegt wohl ziemlich daneben ...

  • Update Titanic Hotel Französische Strasse

    Mittlerweile hat sich doch eine Menge getan hinter den denkmalgeschützten Fassaden. (zuletzt in #63)


    Der Rohbau hinter der Fassade im von uns linken Haus, ist bereits in der letzten Etage vor dem Dachgeschoss angekommen. Auch im rechten Gebäude scheint der Rohbau hinter der alten Fassade fast vollendet. Irgendwie schwierig das nach den Visualisierungen zu bestimmen, aber ich vermute es gibt noch eine halbe Etage drauf und dann kommt das Dach...



    Linkes Haus



    Rechtes Haus



    Auch wenn es die bis dato vergammelten und doch sehr schlichten Fassaden nicht vermuten lassen, wird es später drinnen einmal ganz schön nobel aussehen.
    (Werbebanner am Bauzaun)



    Leider scheint im rechten Haus die neue Deckenhöhe nicht zu den alten Fensteröffnungen zu passen (Wahrscheinlich den ursprünglich unterschiedlichen Etagenhöhen der beiden Gebäude geschuldet). Erst dachte ich es wäre ein aussenliegendes Treppenhaus aber die Decke zieht sich auf ganzer Länge in dieser Höhe im rechten Haus. Das finde ich recht eigenartig und wird später doch irgendwie nicht wirklich gut aussehen können?!


  • Ich würde gerne wissen, warum die alte Fassade des zukünftigen Titanic-Hotels überhaupt denkmalgeschützt ist? Was ist hier schützenswert?

  • Mich dünkt, die Diskussion hatten wir schon mal. Die Friedrichstadt ist, abgesehen von Monumentalbauten nicht mehr wirklich mit Altbausubstanz gesegnet. Da wäre der Abriss von gleich zwei Vorkriegsfassaden heftig ins Kontor geschlagen. An sich sehe ich aber den Komplettabriss dahinter schon kritisch.

  • ein Fall von Selbsttäuschung

    Das ist doch keine Vorkriegsfassade mehr. Kein Stuck mehr, sämtliche Verzierungen fehlen! Nur noch eine flache, dreckbraune Fassade. Wo genau soll hier noch Altbausubstanz sein?


    Früher wurde Schutzwürdiges abgerissen. Heute werden nicht schutzwürdige Fassaden bewahrt - im Glauben, daß es noch etwas zu bewahren gäbe. Das ist doch ein Fall von Selbsttäuschung! Bei dieser Alt-Fassade gibt es nichts mehr, was noch zu schützen wäre. Die Fehler früherer Jahrzehnte kann man mit solch groteskem Denkmalschutz jedenfalls nicht mehr gutmachen!


    Aber im Grunde kanns mir egal sein, da hier ja ohnehin neu investiert wird.

  • Das versteht man nur, wenn man sich die Denke heutiger Denkmalschützer zueigen macht. Auf den "originalen" Mauerkern kommt es an, auf die alten, zwar nicht sichtbaren, aber doch im Bewusstsein für heilig geltenden, vor 110 Jahren gebrannten Backsteine. Es handelt sich hier um Denkmalschutz als Reliquienkult. Und offensichtlich hat sich diese pseudoreligiöse Haltung gegenüber originaler Substanz inzwischen selbst in die Köpfe von Investoren und Architekten eingeschlichen. Der entstehende Neubau wird von dem Nimbus profitieren, dass immerhin der Kern der Fassade originale Substanz darstellt.

  • Ich hab diese Logik noch nie verstanden. Weil ein Teil des aus heutiger Sicht denkmalwürdigen Gebäudes schon weg ist, soll man das, was davon übrig ist, am besten auch mit weghauen? Eigenartig. Wir haben es hier auch nicht mir irgendwelchen Mauerresten zu tun sondern mit vollständigen Fassaden.


    Aber wie gesagt, wir hatten das hier schon mal


    Die Hütte war wohl im Kern von 1838, ist 1927ff. umgebaut worden. Denkmaldatenbank des Landes Berlin für Französische Straße 30.. Erhalten bleiben muss natürlich nur die Fassade aus den 20ern. Der Rest ist ja olles Zeug gewesen. Jörg Haspel eben.


    Die FS 31 ist auch im Kern von 1838 gewesen, Fassade neu 1936-38. Das muss natürlich stehen bleiben. Denkmaldatenbank Französische Straße 31
    [...]

  • Aber es sind eben keine vollständigen Fassaden. Der Stuck ist weg, der vorhandene Kratzputz stammt aus Nachkriegszeiten und wird verschwinden. Alles, was "original" ist, sind die unsichtbaren Backsteine. Das Motiv, solche zu erhalten ist m.E. rein emotionaler oder sentimantaler Natur und hat mit menschenbezogenem Denkmalschutz nichts zu tun.

  • ^
    Mal abgesehen davon, daß an den Fassaden wenig originale Substanz vorhanden ist, finde ich es trotzdem allemal besser, wenigstens die Struktur und Gliederung der beiden Fassaden unter Schutz zu stellen, bzw. wieder herzustellen, als in diesem sensiblen Bereich tabula rasa zuzulassen und eventuell dann einen unpassenden breiten Riegel wie beispielsweise in der Chaussestrasse zu bekommen, wo das Unternehmen grade ein weiteres Hotel realisiert.


    Ich hätte mir nur gewünscht, daß man auf die unterschiedlichen Geschosshöhen besser eingegangen wäre, anstatt unsensibel die Geschossdecken einheitlich durch beide Gebäude durchzuziehen. Für den Investor ist diese Lösung natürlich billiger. Ich verstehe aber nicht, daß dies keine Auflage des Denkmalschutzes ist. So wie das jetzt umgesetzt wird, werden die Fassaden tatsächlich zur reinen Attrappe degradiert.


  • Aber es sind eben keine vollständigen Fassaden. Der Stuck ist weg, der vorhandene Kratzputz stammt aus Nachkriegszeiten und wird verschwinden. Alles, was "original" ist, sind die unsichtbaren Backsteine. Das Motiv, solche zu erhalten ist m.E. rein emotionaler oder sentimantaler Natur und hat mit menschenbezogenem Denkmalschutz nichts zu tun.


    Die Fassaden sind aus den 20er bzw. 30er Jahren. Viel Stuck wird da nicht dran gewesen sein. Bei der 31 bin ich mir so gar recht sicher, dass die rechterhand erhaltenen Fensterlaibungen ns-zeitlich sind. Alte Fotos könnten hier sicher Aufschluss geben. Einen neuen Putz hat nach dem Krieg auch so gut wie jedes halbweg erhaltene und durchlöcherte Gebäude bekommen; absolut nichts besonderes und erst recht kein Abrisskriterium. Wie viel davon nach der Sanierung noch übrig ist, sei dahingestellt. Die Visualisierungen die ich kenne, sehen eher nach einer Neuinterpretation aus.



    Überhaupt Frage ich mich, wo hier das Problem liegt. Auch eine scheinbar banale Fassade wie diese ist aufgefrischt optisch hundertmal besser und langlebiger als die bei Putzfassaden heute schon fast obligatorische WDVS-Lösung.

  • Ich denke, die aufkommende Frage ist eher, wieso "sowas" unter Denkmalschutz steht während/erhalten bleibt - zumindest aus Sicht eine Laien - hochwertigere Bausubstanz (teilw.) abgerissen wird, wie z.B. das Hotel am Zoo, wo ein Teil der noch erhaltenen Messel-Fassade, durch einen neuen Eingang umgeformt wird.

  • Es wurde hier, glaube ich, schon öfters erwähnt, dass es sich hier um klassizistische Gebäude oder Gebäudeteile handelt, um ca. 1830 entstanden. Die sind einfach mehr wert als ein beliebiger Gründerzeitler, von denen es noch tausende in Berlin gibt. Auch wenn viele äußerlich verstümmelt sind.
    Außerdem, habt ihr diesen Innenraum auf einer der Visualisierungen gesehen? Kann es sein, dass dieser Saal mit den Säulen noch zumindest zum Teil erhalten ist? Der sieht nicht aus, als wäre er eine komplette Neuerfindung. Der wirkt in seinen Proportionen und seinen Details tatsächlich alt also klassizistisch und nicht pseudoklassizistisch aber irgendwie von den Proportionen und Details her vermurkst, wie man das z.B. im Adlon oder Westin oder Ritz Carlton sieht, wo versucht wurde, damalige Pracht nachzuahmen. Vielleicht war außer den Fassaden also doch noch was übrig...?


    Edit:
    Hier nochmal die von Patzschke geplanten Fassaden:


    http://www.lenzenarchitekten.d…atzsche_zg_bcc5e1fa27.jpg


    --------------------
    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato

  • Wie teuer wird die Modernisierung? Aus 6 Mio sollen jetzt (oder wann auch immer) 32 Mio werden. Die würde z.B. u.a. daran liegen, dass man beim Erhalt der Bäume in dem Bereich alles manuell statt maschinell gemacht werden müsse. Wer Arbeiten an Strom- und Wasserleitungen finanziert, ist bisher auch noch unklar.

  • Und da braucht man soviel Geld für? :nono:


    Ich war neulich erst wieder auf dem Platz und ich muss sagen, dass der Platz doch eigentlich ziemlich gut im Schuss ist. Ein paar Bänke am Rand austauschen und hier und da einzwei Pflastersteine, aber ansonsten ist mir nicht aufgefallen, dass dort großer Handlungsbedarf besteht.


    Vorallem für Touristen wäre es eine Zumutung, jetzt auch noch den Gendarmenmarkt in eine große Buddelkiste zu verwandeln. :(

  • ^ Das sehe ich genauso. Der Gendarmenmarkt ist in ausreichend gutem Zustand und bedarf allenfalls kleiner kosmetischer Aufbesserungen.


    Allein schon aufgrund der zahlreichen (Groß)baustellen, die den "Genuss" vieler Haupt-Sehenswürdigkeiten in Mitte beeinträchtigen, sollte man hier mal die Füße stillhalten. Irgendwo wollen die Touristen (und auch ich) mal einen schönen Ort OHNE Bautätigkeiten sehen.


    Wenn UdL, Humboldtforum, Alte Stabi, U5, Staatasoper usw. fertig sind, kann man dann mal weitersehen.