DDR reloaded?

  • DDR reloaded?

    In Potsdam kommt eine sehr gute, hochklassig besetzte Diskussion in Gange.


    Es geht um den Abriss des einstigen Terrassenrestaurants "Minsk" am Brauhausberg. Man will hier Platz schaffen, um noch mehr Personen Platz zu bieten, die den Vorteil der Hauptstadt nebenan gerne nutzen wollen, aber tatsaechlich dazu bereit sind die dreifache Miete statt des Berliner Durchschnitts zu zahlen.


    Nun kommen Stimmen auf, das man doch etwas DDR-Architektur als historisches Zeugnis behalten soll. Nicht das Potsdam davon noch in anderen Ecken mehr als genug hat, aber die sind entweder nicht repraesentativ genug gelegen (s. Stern, Schlaatz, Waldstadt) oder schon fuer den Abriss/Umbau praedestiniert (s. Mercure, FH, Bibo).


    Nun also das Minsk (und in diesem Falle die Schwimmhalle, die tatsaechlich von innen gar nicht so schlecht ist!!!) behalten, oder wat?


    Was halten denn meine werten Co-Foristen von diesem Plan, aehnlichen Plaenen in ihren Ossistaedten und selbst die „neutrale“ Wessimeinung interessiert mich.



    Zur Lektuere:
    “Rückenwind fürs „Minsk““ – von Günter Schenke, PNN 24.04.2011
    “Eine späte Diskussion“ – von Peer Straube, PNN 24.04.2011

  • Ein Debattenbeitrag aus der Ferne ist natürlich immer schwierig, deshalb ist jeder Einwurf aus der Ferne mit Vorsicht zu behandeln. Was ich vom "Minsk" auf dem Luftbild und einigen wenigen Fotos im Internet zu erkennen glaube, läßt mich allerdings vermuten, daß die architektonische Qualität und der Zustand des Gebäudes eine Erhaltung nicht rechtfertigen. Für mich ist das Restaurant sozialistische Allerweltsarchitektur - beim Bad sieht das etwas anders aus, dieses ist durch die sehr spezielle Nutzungsform aber noch strittiger. Zudem dürfte im speziellen Fall noch dazukommen, daß es nicht um einen reinen Abriß geht, sondern ein erhalt auch einen negativen Einfluß auf eine Nachnutzung des Areals hat und damit eine beachtliche Investition beeinträchtigen oder verhindern könnte. Wer die Gebäude erhalten will, muß auch realistische und finanzierbare Pläne für ihre Erhaltung haben.


    Grundsätzlich sollten typische Zeugnisse der sozialistischen Architektur aber nicht ohne guten Grund aus dem Stadtbild entfernt werden. Dies gilt nicht für den standardisierten Plattenbau, sondern dort, wo das Bauen wirklich aussagekräftige Zeugnisse der Epoche hervorgebracht hat - in Chemnitz etwa die bereits denkmalgeschützten Ensemble am Karl-Marx-Kopf oder in der Straße der Nationen (Luftbild). Diese sind sicherlich auch nicht unbedingt schön, haben aber eine ganz eigene Aussagekraft, auch für künftige Generationen.

  • Ohja! Chemnitz ist neben Magdeburg wohl die Stadt, in denen die Sozialisten am staerksten Wueten konnten.


    Man kann es moegen oder nicht, aber es ist da und hat sogar echte Ensemblewirkung. Schoenes Beispiel, danke dafuer.


    Ansonsten stimme ich zu - wir brauchen einen Kontrapunkt! ;)