Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass das demokratische Bewusstsein in Deutschland so stark ist, dass diese Kräfte nicht durchkommen werden. Und die bisherige Entwicklung bestärkt mich darin.


    Die Entscheidung diese Wippe zu bauen ist genau das Gegenteil von Demokratie. Demokratie wäre eine direkte Umfrage bei den Berlinern, evtl. sogar bundesweit.

  • ^ Mit dem Prinzip der Repräsentation durch Parlamente sind sie aber vertraut, oder? Ich habe nichts grundsätzliches gegen Volksabstimmungen einzuwenden, aber eine Entscheidung des Bundestages als "genau das Gegenteil von Demokratie" zu bezeichnen, ist schon steil. Ich halte es hier mit Konstantin: Ich mag die Wippe nicht, aber entschieden ist entschieden. Interessant bleibt die Frage, wie sich das Land Berlin als Eigentümer des Grundstücks verhalten wird. Das könnte nochmal Einfluss haben.

  • Die Entscheidung diese Wippe zu bauen ist genau das Gegenteil von Demokratie. Demokratie wäre eine direkte Umfrage bei den Berlinern, evtl. sogar bundesweit.


    Die Wippe mit demokratischem Bewusstsein zu verquicken ist ein Hochjazzen von Banalität, wie man sie selten sieht. Mit diesem Denkmal steht und fällt weder das demokratische Bewusstsein der Deutschen, noch der Erfolg der AfD oder die anderen Punkte, die Klarenbach da anspricht. Es ist eine ganz simple Sache. Ein Projekt, dass einem geschützten Baudenkmal was aufpropft, wodurch das Denkmal in seiner bisherigen Gestalt komplett entstellt wird. Dafür wurden auch noch Teile des Baudenkmals entfernt ("Mosaike"). Beide Gestaltungswettbewerbe hatten unbefriedigende Ergebnisse, aber irgend einen Sieger "musste" man dann im 2. Durchgang ja auswählen.


    Und das komplett ahistorische und streitbare Wippendenkmal wird auch noch errichtet, während man rundherum historische Rekonstruktionen durchführt und auf der einen Seite der rekonstruierte Schinkelplatz und die Bauakademie Schinkels und auf der anderen Seite die rekonstruierte Barockfassade das Panorama der Passanten auf der Schloßfreiheit dominieren werden, wird sich ihnen die Wippe, Waage, Schale oder wie man es auch nennen will, in den Blick schieben. Das ist kein "reizvoller Bruch", das ist wie ein lila Fiat Multipla. Über Geschmack lässt sich zwar nicht streiten, aber wie kann man sowas städtebaulich nur ansprechend finden?


    Und der Entwurf für sich betrachtet: eine Waage, die evolutionäre Ausgleichspoesie bemüht, um an eine Revolution zu erinnern. Bei der die Mehrheit der Bürger "abwärts" bewegt wird, um eine Minderheit anzuheben. Eine Metaphorik die also nicht mal in der Architektenlyrik schlüssig ist.


    Ein Projekt, das in jeglicher Hinsicht unbefriedigend ist. Baulich, künstlerisch, denkmalschutztechnisch, stadtbildtechnisch, politisch. Es soll an "das Volk" erinnern, "das Volk" hat aber keiner befragt, nichtmal in informellen Workshops o. ä. - zu kommunalpolitischer Pillepalle finden sog. Bürgerversammlungen überall im Land statt, wo Verantwortliche Frage und Antwort stehen, zu diesem vermeintlichen Volksdenkmal gab es sowas nicht ein einziges Mal! Wie um den elitären Charakter des Projekts zu verdeutlichen hat nun nicht einmal der Bundestag entschieden, das Projekt doch wieder aufzunehmen, sondern es wurde von den Fraktionsvorsitzenden untereinander ausgekungelt. "So Plebs, hier hast du".


    Das ist es, worum es hier geht. Unsere Demokratie steht und fällt nicht damit. Nichts steht und fällt damit. Nicht einmal das Andenken an die Wende. Auch in Zukunft werden die Leute damit das Brandenburger Tor verbinden und nicht die Wippe, die zu den vielen anderen Gedenkorten rund um die Mauer und den Mauerfall und die Einheit dazukommen wird, von denen es ja reichlich gibt, wenn auch nicht offiziell vom Bund errichtet, sondern als Symbol durch den Lauf der Geschichte entstanden (Brandenburger Tor) oder gar von Privaten betrieben. Wer wirklich einen Hauch eines Eindrucks vom Glück der Wiedervereinigung haben will, aber auch von der Staatsmacht und den Verhältnissen, vor die sich die Demonstranten 89 mutig stellten und eine rote Linie zogen und nicht mehr zurück wichen, der wird damit auch in Zukunft immer noch besser bei den Statisten am "Checkpoint Charlie" bedient sein, als bei der komplett kontextlosen Wippe. Am Checkpoint kriegt man wenigstens irgend einen, wenn auch gestellten, klitzekleinen Eindruck davon, wie bizzar das mit der Teilung war, mit einer Grenze mitten durch die Stadt, die von Militär besetzt war. Und wie froh wir eigentlich sein müssen, dass das heute nur noch Statisten sind und wir frei an deren Häuschen vorbeilaufen können.


    Ja, jedes Mauerstück, das irgendwo in die Welt verschenkt wurde, ist ein besseres Denkmal für Thierses "Annus mirabilis".


    Wir brauchen die Wippe nicht, die wenigsten wollen sie. Aber sie "muss" kommen. Weil das führende Politiker gerne so hätten. Und sich jetzt durchgesetzt haben. Nur darum geht es hier letztlich. Den ganzen politischen Popanz kann man sich ebenso sparen, wie ein Blick in das APH Forum. Das Projekt ist aus sich heraus ganz großer.... naja, du weisst schon.

  • "Einheitswippe zu teuer und völlig überflüssig"

    Die Kritik an der drohenden Einheitswippe reißt nicht ab. In Briefen an die Berliner Morgenpost bemängeln viele Leser, dass die Wippe vor dem Humboldtforum als Fremdkörper wirkt und den Blick auf das Stadtschloss versperrt. Sie sei zu teuer, wegen dem Brandenburger Tor völlig überflüssig und auch würdelos gegenüber den Leistungen der Ostdeutschen. Zudem warnen mehrere Leser mit Hinweis auf die kaputten Wippen am Potsdamer Platz vor hohen Wartungs- sowie Instandhaltungskosten und fordern einen Bürgerentscheid.


    http://www.morgenpost.de/polit…-total-ueberfluessig.html

  • Ich kann sehr gut nachvollziehen wie frustriert Du über diese Entscheidung bist, es gibt viele Argumente die gegen diesen Entwurf oder das Denkmal überhaupt möglich sind und du hast ja selbst viel darüber geschrieben


    Allerdings finde ich es bedenklich, wenn man Leserbriefe als Beweis und Grundlage für Entscheidungen fordert, angeblich Volkes Stimme und gültige und legitime Entscheidungsprozesse damit in Abrede stellt.


    Es gibt viele gute Gründe warum wir die Verfahren haben, die wir eben haben und die zu solchen Entscheidungen führen.
    Ich denke die Bundesrepublik hat eine ganz aussergewöhnliche Denkmalkultur geschaffen, die meines Erachtens sehr viel Positives für uns bewirkt hat.
    Ich bin überzeugt, wenn allgemeine Abstimmungen über die Notwendigkeit selbst von bestimmten Denkmälern und dann konkret über die vorgelegten Entwürfe zur Ausführung abgestimmt würde, dies zu fatalen Ergebnissen führt.
    Ein Denkmal ist ein viel zu komplexes Unterfangen und sollte vielfältigsten Anforderungen gerecht werden, die diese Art Abstimmungen nicht erfüllen können.

  • Die Frage sollte doch eher sein, warum ein "Einheitsdenkmal" gebaut wird, während dieses Land von Einheit weiter entfernt ist als je zuvor. Der architektonische Störfaktor, den dieses Ding darstellt, ist bestenfalls ermüdend ironisch.

  • Ein Denkmal, für wen und warum?

    [FONT=&quot]Für mich leider etwas unklar, ist dieser Umfrage-Strang hier jetzt der ultimative Strang zum Thema
    “Denkmal für [/FONT][FONT=&quot]die deutsche Einheit“:[/FONT]

    [FONT=&quot]Strang: “Freiheits- und Einheitsdenkmal am Schlossplatz“
    [/FONT]
    [FONT=&quot]http://www.deutsches-architekt….php?p=192670&postcount=1[/FONT]

    [FONT=&quot]oder der andere?[/FONT]

    [FONT=&quot]Strang: “Erinnerungsort "Denkmal für die deutsche Einheit"“[/FONT]
    [FONT=&quot]http://www.deutsches-architekt….php?p=154859&postcount=1[/FONT]
    [FONT=&quot]Da wird ja seit dem 14.04.2011 nichts mehr geschrieben.[/FONT]

    [FONT=&quot]Egal, [/FONT]
    [FONT=&quot]ja, das Thema des Denkmals betrifft doch alle Deutsche, alle Bürger, das “Volk“ eben und darum ist die [/FONT]
    [FONT=&quot]Auswahl bzw. der Entwurf, die Gestaltung für so ein Denkmal keineswegs trivial. [/FONT]
    [FONT=&quot]Auch nicht, wer die Auswahl trifft und letztlich darüber entscheidet.[/FONT]

    [FONT=&quot]Da der Standort für dieses Denkmal in Berlin sein soll, wie ja z. B. auch das Holocaust-Denkmal, was ich [/FONT]
    [FONT=&quot]beides für angemessen halte, ist dieses Thema natürlich den Berlinern etwas näher als anderen, Politiker [/FONT]
    [FONT=&quot]einmal ausgenommen. Schließlich soll das ja in “Ihrer“ Stadt gebaut werden, auf “Ihrem“ Boden“.[/FONT]

    [FONT=&quot]Aber Politiker halten sich ja sowieso für alles zuständig.[/FONT]
    [FONT=&quot]Da man aber wie immer dem “ Volk“ so eine Auswahl nicht zutraut und darum jede Art von [/FONT]
    [FONT=&quot]Volksabstimmung für die Politik ein Grauen ist, werden dann wie immer in solchen Fällen die üblichen [/FONT]
    [FONT=&quot]Experten, Sachverständigen, Künstler und auch Philosophen etc. bemüht.[/FONT]

    [FONT=&quot]Die Frage dabei aber, für wen, für welche Personen oder Institutionen, im Inn- und Ausland das Denkmal [/FONT]
    [FONT=&quot]entstehen soll, wird natürlich bewusst umgangen.[/FONT]
    [FONT=&quot]Das “Volk“ meint ja immer in seiner Naivität, alles müsse für das Volk gemacht werden, und es hätte auch [/FONT]
    [FONT=&quot]einen Anspruch darauf. [/FONT]
    [FONT=&quot]Das Thema eines Denkmals, gerade in unserer Zeit, ist aber eine hochintellektuelle Thematik und [/FONT]
    [FONT=&quot]Entscheidung. Dies versteht und akzeptiert das “Volk“ nun nicht immer gleich. Das “Volk“ kann ja überhaupt [/FONT]
    [FONT=&quot]nicht wissen was richtig ist und was für das “Volk“ letztendlich auch das Beste ist, wenn das Thema denn [/FONT]
    [FONT=&quot]überhaupt das “Volk“ betreffen soll.[/FONT]
    [FONT=&quot]Dafür braucht das “Volk“ in dieser Zeit die gewählten Politiker, früher halt die Könige, Kaiser und Herrscher.[/FONT]

    [FONT=&quot]Das “Volk“ sollte darum beruhigt sein und sich nicht aufregen. Irgendwann wird es sich an das Denkmal [/FONT]
    [FONT=&quot]gewöhnen (so war es immer schon) und den tieferen Sinn des Denkmals und was sich der Künstler dabei [/FONT]
    [FONT=&quot]gedacht hat vielleicht sogar verstehen und das neue Denkmal irgendwann vielleicht sogar lieben lernen.



    [/FONT]

  • Na ganz offensichtlich ist es der Thread mit 56 Seiten und dem letzten Beitrag vom Februar 2017 und nicht der mit 3 Seiten von 2011. :nono:


    Ansonsten ist es ja ganz nett was du da schreibst, allerdings hat das Volk nichts zu sagen. ;)

  • "Womit haben wir dieses Denkmal verdient?"

    Die Kritik an der absurden Einheitswippe wird immer lauter. Jetzt meldet sich sogar WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt zu Wort. Er bezeichnet sie treffend als "Staatskunst der scheußlichsten Sorte" und "grotesk missratene Metapher für den Mut der Bürger".


    https://www.welt.de/kultur/art…ses-Denkmal-verdient.html

  • Wobei Porschardt auch blühenden Unsinn verbreitet. Zitat: "Mit der weitgehend rekonstruierten historischen Mitte Berlins haben sich die Deutschen eine Art Disneypark ihrer Geschichte zusammengebastelt". Der weiss offenbar nicht einmal, wo Berlins Mitte war und ist und auch nicht, was dort gestanden hat.

  • Ein schönes Denkmal wäre ja an sich immer etwas Schönes

    [FONT=&quot]Welches Denkmal hätten wir gerne, wenn überhaupt?[/FONT]

    [FONT=&quot]Thema/Strang: “Freiheits- und Einheitsdenkmal am Schlossplatz“[/FONT]

    [FONT=&quot]Mir persönlich gefallen die Denkmale aus früheren Zeiten am besten, die besondere [/FONT][FONT=&quot]Menschengestalten
    oder Tiergestalten in natürlicher und idealisierter Form darstellen, hier mal ganz vom [/FONT][FONT=&quot]Standort abgesehen.[/FONT]

    [FONT=&quot]Also große Götter, Kaiser, Könige, Eroberer, Helden, Generale, Dichter, Denker, Philosophen, Wohltäter,[/FONT]
    [FONT=&quot] Kulturschaffende, Künstler, Volkshelden, Kriegshelden, Symbolgestalten (z. B. Die Göttin der [/FONT]
    [FONT=&quot]Gerechtigkeit), Sagengestalten, Schönheitsideale. [/FONT]
    [FONT=&quot]Männlich und weiblich, alleine oder in Gruppen, stehend oder sitzend, auf dem Pferd oder neben [/FONT]
    [FONT=&quot]Pferden oder wilden Tieren, mit oder ohne beeindruckende Tiere. Bekleidet oder nackt, mit einem [/FONT]
    [FONT=&quot]Schwert oder einer Waage in der Hand. Nackte haben den Vorteil, dass sie später ob und wegen ihrer [/FONT]
    [FONT=&quot]Schönheit nur noch ungenau einem Kulturkreis oder einer Ideologie zugeordnet werden und deswegen [/FONT]
    [FONT=&quot]stehen bleiben dürfen.[/FONT]

    [FONT=&quot]Dieser Menschenkreis hat darüber hinaus den Vorteil, dass nach einiger Zeit nur noch wenige aus dem [/FONT]
    [FONT=&quot]“Volk“ so genau wissen wer da dargestellt wurde und was der so gemacht und gedacht hat. [/FONT]
    [FONT=&quot]Dann zählt nur noch die Qualität und die allgemeine, großartige Wirkung der Darstellung.[/FONT]

    [FONT=&quot]Darum muss die Qualität und die allgemeine, großartige Wirkung des Dargestellten in jedem Falle immer [/FONT]
    [FONT=&quot]sehr hoch sein![/FONT]

    [FONT=&quot]Und sie muss für jedermann, Alt und Jung, gefällig, schön und ansehnlich rüberkommen, auch noch [/FONT]
    [FONT=&quot]nach vielen Jahren und Generationen![/FONT]

    [FONT=&quot]Dann natürlich noch Tiere aller Art, groß und mächtig dargestellt, oder grazil und lebendig. Tiere werden [/FONT]
    [FONT=&quot]sowieso immer gemocht.[/FONT]

    [FONT=&quot]Alle Denkmale immer groß und in Bronze oder Marmor, gerne auch aus anderen Natursteinen, am
    besten [/FONT][FONT=&quot]noch Granit. Aus Eisen oder Holz nur in Ausnahmefällen.[/FONT]

    [FONT=&quot]Denkmale für z. B. Politiker, Diktatoren, Ideologen oder ein geschichtliches Ereignis würde ich lieber [/FONT]
    [FONT=&quot]vermeiden wollen. Wer weiß schon was in einigen Jahren andere, nachfolgende Generationen darüber [/FONT]
    [FONT=&quot]denken. Napoleon und Bismarck z. B. sind ja schon, obwohl sie “großes“ geleistet haben sollen, sehr [/FONT]
    [FONT=&quot]umstritten. [/FONT]
    [FONT=&quot]Man sieht ja immer wieder, was z. B. mit den Denkmalen mancher “großer“ Persönlichkeiten nach z. B. [/FONT]
    [FONT=&quot]einem Umsturz schreckliches gemacht wird. Der bekannte Diktator in der jüngeren deutschen [/FONT]
    [FONT=&quot]Geschichte hat so etwas vorausgesehen und von sich selbst erst gar kein großes Denkmal errichten [/FONT]
    [FONT=&quot]lassen. [/FONT]

    [FONT=&quot]Es gibt ja z. B. heute schon wieder welche, die z. B. die Deutsche Einheit und ihre internationalen und [/FONT]
    [FONT=&quot]ökonomischen Folgen gerne rückgängig gemacht sähen, oder Marx und Engels als durchaus [/FONT]
    [FONT=&quot]denkmalwürdig gerne zurück hätten. Nur mal so als Beispiele, von denen es viele ähnliche und mehr [/FONT]
    [FONT=&quot]gibt.[/FONT]

    [FONT=&quot]Bei Denkmalen in abstrakten Formen besteht die Gefahr, dass nach kurzer Zeit keiner mehr weiß, wie [/FONT]
    [FONT=&quot]das “Denkmal“ eigentlich gedeutet werden kann. [/FONT]
    [FONT=&quot]Dann müssen für die Erklärung des Dargestellten große Bronzetafeln in allen Sprachen aufgestellt [/FONT]
    [FONT=&quot]werden und/oder Denkmal-Führer oder Audio-System-Medien lange Vorträge darüber halten.



    [/FONT]

  • In den Berliner Medien wird die Entscheidung für das Freiheits- und Einheitsdenkmal überwiegend positiv aufgenommen.
    Die Berliner Morgenpost meint, dass eine demokratische Entscheidung respektiert werden sollte. Weiterer Streit würde dagegen das Andenken an die friedliche Revolution von 1989 beschädigen.


    http://www.morgenpost.de/meinu…enkmal-ist-unwuerdig.html


    Der Tagesspiegel lobt das Engagement von Norbert Lammert und Wolfgang Thierse für das Denkmal und kritisiert das unwürdige Gezerre um das Projekt.


    http://www.tagesspiegel.de/pol…-revolution/19395048.html


    Auch die Berliner Zeitung bewertet das Denkmal positiv. Für sie symbolisiert das Denkmal das Streben nach Balance, das in einer zunehmend polarisierten Welt wichtig wäre.


    http://www.berliner-zeitung.de…deutsche-balance-25752370

  • [FONT=&quot].... [/FONT][FONT=&quot]Bei Denkmalen in abstrakten Formen besteht die Gefahr, dass nach kurzer Zeit keiner mehr weiß, wie [/FONT]
    [FONT=&quot]das “Denkmal“ eigentlich gedeutet werden kann. [/FONT]
    [FONT=&quot]..[/FONT][FONT=&quot].[/FONT]


    Ich kann nur sehr bedingt Deiner langen Ausführung folgen. Ich finde du machst es dir ausgesprochen bequem.
    So angewendet wie du es verstehst würde dies ja auch auf das Holocaust Mahnmahl zutreffen.
    Ein Mahnmal, völlig abstrakt in der Ausführung und in 20 Jahren weiss keiner mehr um was es hier geht.
    Dem möchte ich ganz vehement widersprechen.
    es bedarf halt nicht nur irgendwelcher Audio-Guides sondern auch der Erinnerung der Menschen, und wenn diese Menschen nicht mehr da sind ... der Übergabe dieser Erinnerungen an die nächste Generation. Das ist ein gesellschaftlicher Auftrag!
    Durch die Erfüllung dieses Auftrages wird die Erinnerung am Leben gehalten und Geschichte als etwas lebendiges traduiert, das sehrwohl auch mit abstrakter Darstellung erreicht werden kann.
    Meines Erachtens ist dies sogar noch viel eindrücklicher durch abstrakte Formen erreichbar als durch figürliche Darstellungen womöglich noch mit Tierschmusk und anderem unsäglichem sinnlosem Zierrat.
    Bei der Einheitswippe geht diese Darstellung allerdings in eine völlig sinnfreie und zur Fehlinterpretation einladenden Richtung die so nicht umgesetzt werden sollte.


    @ Berliner Zeitung...Das streben nach Ballance... unter Einheit verstehe ich etwas anderes.

  • Jetzt meldet sich sogar WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt zu Wort. Er bezeichnet sie treffend als "Staatskunst der scheußlichsten Sorte" und "grotesk missratene Metapher für den Mut der Bürger".


    Und nennt das Stadtschloss: "Die Komplexität des nun zu verwirklichenden Entwurfs und seine grinsende Gestalt passen eher auf den Pausenhof einer Montessori-Kita als in die Nähe des neuen Berliner Stadtschlosses, einer Art Legolandversion der 1950 gesprengten hohenzollerschen Residenz."


    Wippen passen doch in 's Legoland. Da habe ich irgendwann aufgehört zu lesen. Dass "Staatskunst" keine Kunst ist, da gehe ich sogar mit. Das trifft dann aber auf eine ganze Menge "Kunst" zu die man heute in unseren Städten findet.

  • Ich denke, bei Vielen, die sich jetzt öffentlich gegenseitig in ihrer ätzenden Kritik gegen das Denkmal übertreffen geht es zu einem grossen Teil eher um persönliche Profilierung und Aufmerksamkeitsgewinn und weit weniger um die Sache.
    So ein Denkmalsentwurf ist eben eine sehr dankbare Möglichkeit, dass man sich selbst und seine möglichst pointiert offenbarte Meinung in Szene setzt.

  • Es gibt doch auch positive Kommentare in den Gazetten. Die Zeiten kritikloser Huldigung von Staatskunst sind ja nun Gott sei Dank vorbei. Die Kritik kommt aber auch von Leuten, die es sicher nicht nötig haben, sich damit zu profilieren, weil sie in ganz anderen Metiers tätig sind. Wenn Braunfels als Architekt in weit fortgeschrittenem Baustadium eine Grundsatzdebatte über das Schloss anzettelt, das ist Profilierung.

  • Die Berliner Morgenpost meint, dass eine demokratische Entscheidung respektiert werden sollte.


    Hmh. Also so wie bei Stuttgart 21, der Vorratsdatenspeicherung, Pershing II, und und und? Meine Güte, was soll das denn für ein Demokratieverständnis sein, wenn das Staatsvolk (Demos) alles klaglos hinnehmen soll, was seine Vertreter - die nun einmal über kein imperatives sondern ein freies Mandat verfügen, also nicht an den Volkswillen gebunden sind, somit diesen aber auch nicht zwingend repräsentieren - entscheiden?


    Nein, so hat das mit Sicherheit auch die Berliner Morgenpost nicht gemeint. So hast du das höchstens verkürzt. Die sog. "politische Willensbildung" findet nicht im Bundestag statt! Aus Artikel 21 Grundgesetz: "Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit (...)". Die Parteien haben den Auftrag, bei der Willensbildung des Volkes mitzuwirken, nicht diese zu ignorieren oder zu ersetzen. Wenn Spitzenpolitiker der Union und SPD das Einheitsdenkmal "beschlossen" haben, ohne sich mit der sog. politischen Willensbildung des Volkes rückzukoppeln, dann ist das nicht nur nicht der unantastbare Gipfel der Demokratie, der um jeden Preis unwidersprochen respektiert werden müsse, sondern eher das genaue Gegenteil davon.


    Diese ganzen "Basta!"-Argumente sind das eigentliche Problem an dieser Diskussion. Der ständige Versuch, die inhaltliche Diskussion abzuwürgen, indem man sich maximal genervt von demokratischem Diskurs und Streitkultur gibt ("alles schon zigmal gehört", "der Bundestagsbeschluss gilt!"...), ist das eigentliche Problem an dieser Diskussion. Und auch der Grund, warum bis heute der Unmut über dieses Denkmal so rumort.


    Ich hoffe, dass, wenn schon nicht Diskurs und kritische Öffentlichkeit, die Bürokratie mit ihrem langsamen Lauf das Projekt noch stoppt. Schließlich muss, wie zuvor dargestellt, das Projekt den Bundestag komplett neu durchlaufen. Das braucht alles seine Zeit, mit den neu zu schreibenden Beschlussvorlagen, der Terminfindung, den Tagesordnungen und die bald scheidende Groko findet an den letzten Sitzungstagen, bevor der Wahlkampf alles lähmt, vielleicht auch andere Themen wichtiger, als die Wippe und sie wird vertagt und der neue Bundestag müsste sich der Sache neu annehmen, der kann ganz andere Prioritäten haben. So haben sich zB die Linken ablehnend positioniert, sollte es zu Rot-Rot-Grün im Bund kommen, dann werden SPD und Grüne mit Sicherheit nicht dieses Regierungsbündnis um den Preis der Wippe ablehnen.


    Und dann kann die Diskussion nach einer Denkpause vielleicht nochmal ganz frisch und von vorne beginnen. Und die Zeit müssen wir uns nehmen. Denn so sehr man bei manchem Bauprojekt kritisieren mag, dass wir in Deutschland jahrelang nicht zu Potte kommen, so geht es hier nicht einfach darum, ob die neue Umgehungsstraße Tuntenhausens über Trasse A oder Trasse B verläuft, sondern um ein rein symbolisches Denkmal ohne einen "Zweck". Es ist keine Infrastruktur, keine Einrichtung der Daseinsvorsorge, kein neues Behördengebäude, keine kulturelle Einrichtung... ein reines Symbol, für die Einheit des Volks. Das ist der einzige Zweck des ganzen Projekts.


    Und da sollte "verdammt nochmal" jenes Volk auch im Zentrum des Entscheidungsfindungsprozesses gestanden haben. Stattdessen zwei kommerzielle Wettbewerbe mit Fachjury usw., als handle es sich eben um ein 0815 Bauprojekt. Und im Nachgang wurde dann hinter verschlossenen Türen auch noch entschieden, die Mosaike zu entfernen. Und dann wurde hinter verschlossenen Türen entschieden, das Projekt zu stoppen. Nun hinter verschlossenen Türen, es wieder aufzunehmen. Ausschüsse, Fraktionsvorsitzende, Fachgremien,... der Versuch, durch formale Prozesse demokratische Legitimation zu erzeugen. Anstatt durch die Einbindung der Bevölkerung. Wie schon bei Stuttgart 21, "dem schnellen Brüter" Kalkar, und und und.


    Egal ob man die Wippe als Entwurf mag oder nicht, das ganze Projekt und sein Prozess ist keine Sternstunde unserer Demokratie! Und wie soll es damit als Symbol für die "Sternstunde deutscher Demokratie überhaupt" taugen? Das Projekt ist im Kern morsch! Man muss auch den Mut haben ein Projekt abzusagen, das von Anfang an falsch aufgezogen wurde. "stop loss" anstatt "Augen zu und durch". Egal, wieviel Zeit und Arbeit schon reingesteckt wurde. Gerade jetzt, wo unsere Republik vielleicht mehr denn je seit der Wiedervereinigung eine Geste der basisdemokratischen Rückbindung bräuchte, um der wachsenden Zahl der "die da oben machen doch eh was sie wollen"-Frustrierten zu zeigen, dass Demokratie kein Wahlkönigtum ist, sondern ein Prozess mit Rückbindung auch zwischen den Wahlterminen.


    Ein Denkmal zur Einheit, das die Menschen spaltet, ist ein Widerspruch in sich. Schon der Grundgedanke, einen bestimmten Denkmalentwurf "durchsetzen" zu müssen, zu können, zu sollen, ohne dabei den Grundgedanke solch eines Denkmals zu zerstören, ist für mich absurd.

    9 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Frau Grütters hielt in den letzten Tagen zum Einheitsdenkmal ein öffentliches Zwiegespräch mit sich selbst:


    Überschrift aus dem aktuellen Spiegel


    „Verbreitetes Unbehagen“
    Kulturstaatsministerin Monika Grütters, 55, kritisiert das geplante Einheitsdenkmal.
    (kostenpflichtig unter https://magazin.spiegel.de/SP/…n&utm_campaign=centerpage)



    Überschrift einer Pressemitteilung des RBB

    Kulturstaatsministerin Grütters begrüßt "Einheitsdenkmal" - fordert aber neue Diskussionskultur
    (http://www.presseportal.de/pm/51580/3566484)


    Abgesehen von der unfreiwilligen Komik: nicht einmal die zuständige Kulturministerin scheint voll hinter dem Projekt zu stehen. Ich hätte den Status erstmal weiter auf "gecancelt" gelassen.

  • Bewegung im Streit um Einheitsdenkmal

    In den Streit um das Einheitsdenkmal kommt jetzt doch wieder Bewegung: Offenbar unterstützt der Senat den Vorschlag von Kulturstaatsministerin Grütters (CDU), noch einmal grundsätzlich über Standort und Entwurf zu diskutieren. Das geht aus einer Antwort von Stadtentwicklungssenatorin Lompscher (Linke) auf eine Schriftliche Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus hervor. Anders als bisher sollen dabei auch Bürgerbeteiligung und historische Bezüge eine zentrale Rolle spielen.


    Wie aus dem Schreiben weiter hervorgeht, soll die Sanierung des denkmalgeschützten Sockels an der Schlossfreiheit bis Jahresende abgeschlossen sein. Zudem könnten die größtenteils erhaltenen Mosaike wieder an ihren authentischen Ort zurückkehren. Eine öffentliche Nutzung des Sockels für kulturelle Veranstaltungen, besonders in Zusammenhang mit dem Humboldtforum, wäre laut dem Senat wünschenswert.


    http://pardok.parlament-berlin…18/SchrAnfr/S18-10352.pdf