Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • So ein Denkmal gehört an die Bernauer oder die Niederkirchner Strasse,dort wo es in Kontext mit erhaltenen Anlagen der alten Grenzbefestigung stehen würde.
    Der Schlossplatz wird auch so ein Publikumsmagnet werden,den genannten Ecken würde ein solches Denkmal sicherlich weiteren Auftrieb geben

  • ^ Hier wird kein Mauerdenkmal geplant, sondern eines für Freiheit und Einheit. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

  • Freiheit und Einheit bzw.das Fehlen der Gleichen im Osten Deutschlands,sind aber untrennbar mit dem "Antiimperialistischen Schutzwall" (Mauer) verbunden

  • Ja, das Gleiche sagen Denkmalgegner in Leipzig auch, nur das die Wörter "Fehlen" durch "Erreichen" und "Mauer" mit "Montagsdemos" ersetzt werden und entsprechend die Nikolaikirche bereits das Leipziger Freiheitsdenkmal darstellt. Wenn man so herangeht, kann man unendlich viele Metaphern ersinnen und den Zweck so ziemlich jeden Denkmals in Frage stellen. Warum ein Beethoven-Denkmal, wenn es eine Philharmonie gibt, warum eines vom alten Fritz, wenn seine Schlösser noch stehen?


    Thema des hier diskutierten Denkmals ist doch hauptsächlich der zunächst recht abstrakte Wert von Freiheit und Einheit. Die Mauergedenkstätte ist dann eng damit verbunden, beschäftigt sich aber eben mit einem anderen Schwerpunkt. Aus genau diesem Grund kann auch das Brandenburger Tor weiterhin das Symbol der Einheit sein. Nichts spricht dagegen.

  • tel33 (Beitrag #120):
    Nun komm mal bitte wieder von deinem hohen Ross hinunter. Ich bin unter Anderem auch ein Gegner der Wiederaufstellung des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals, zaehle mich aber nicht zur "kulturgeschichtlich anspruchslosen Generation."


    Wieso sollte ausschliesslich dieses Denkmal, welches dort fuer sage und schreibe 53 Jahre gestanden hat (das muss man sich mal in einer Stadt mit einer urkundlich bestaetigten Mindestsiedlungsgeschichte von 774 Jahren geben...), wieder aufgebaut werden? Warum nicht die Buergerhaeuser, die Wilhelm Zwo abreissen liess? Warum nicht die Stechbahn, die dort zuvor fuer Jahrhundert das Schlossensemble gepraegt hat? Warum nicht die Fischerkaten und Befestigungen der Slawen, die dort zuvor gestanden haben?


    Muss eine 3,5 Millionen-Stadt, die international und kosmopolitisch sein will, sich auf einen Zeitraum von weniger als Hundert Jahren reduzieren lassen? Ich - und ich vermute, da teile ich die Meinung mit dem internationalen Publikum, welches Berlin bereist und beschreibt - finde die Brueche der Zeitgeschichte, die in Berlin so real, wie kaum anderswo sind, interessanter, als ein Preussenmuseum, welches offenbar nur von Personen - anscheinend mit Preussisch Blauen Scheuklappen auf - gefordert wird, die die Berliner Stadtgeschichte versuchen auf ein Kapitel der deutschen Geschichte zu reduzieren.


  • Wieso sollte ausschliesslich dieses Denkmal, welches dort fuer sage und schreibe 53 Jahre gestanden hat (das muss man sich mal in einer Stadt mit einer urkundlich bestaetigten Mindestsiedlungsgeschichte von 774 Jahren geben...), wieder aufgebaut werden?


    Hmm, das ist mal ein interessanter Einwurf. 53 Jahre ist doch schon mal ein ganz schöner Zeitraum. Immerhin gibt es ja Menschen die dem 'Palast der Republik' nachweinen, welcher sage und schreibe üppige 13 Jahre in Betrieb war... Zudem bin ich der Meinung, das ein Denkmal zu Wilhelm I deutlich gehaltvoller und der deutschen Geschichte verbundener erscheint, als eine Zeile Wohnhäuser. Natürlich ist mir auch klar, dass angesichts der demografischen Wandlungen Berlins jegliche Hinweise auf seine *PREUSSISCHE* und deutsche Vergangenheit nicht mehr opportun sind.



    Muss eine 3,5 Millionen-Stadt, die international und kosmopolitisch sein will, sich auf einen Zeitraum von weniger als Hundert Jahren reduzieren lassen?


    Das möchte ich noch ergänzen - JA, diese Stadt muss sich das letztendlich gefallen lassen. Weil es nunmal mit Abstand die entwicklungsgeschichtlich bedeutsamste Periode war. Die Einwohnerzahl hat sich in dieser Zeit verzehntfacht, man wurde zum Zentrum der Geschicke Mitteleuropas. Das kann man jetzt gutheißen oder auch nicht, tut nichts zur Sache. Berlin verdankt auch seine heutige Position der damaligen Zeit.

  • ^ Du kennst den Unterschied dazwischen, etwas zu erhalten und etwas wiederaufzubauen? Oder hat irgend jemand irgendwo die Reko des PdR gefordert? Kannst du ferner bitte der versammelten Mannschaft erklären, wie du angesichts von hunderten von Millionen Euro, die in die Wiederherstellung preußischer Schlösser, Gartenanlagen und Denkmmäler geflossen sind und einem Parlamentsbeschluß, der den Wiederaufbau des Stadtschlosses vorsieht, zu dem Schluss kommst, "jegliche Hinweise" auf preussische und deutsche(!) Vergangenheit wären in Berlin nicht mehr opportun?


    Berlin verdankt auch seine heutige Position der damaligen Zeit.


    Und genau deswegen wird das Erbe in oben genannter Weise gepflegt. Das Preußentum und seine Hinterlassenschaften aufs Kaiser-Wilhelm-Denkmal zu reduzieren, der alte Fritz würde sich im Grabe umdrehen.

  • ^kannst ja mal ne Umfrage zum Thema machen... und dann schauen wir welchen Einfluss ein vor 10 Jahren gefasster Parlamentsbeschluss hat. Und ja der alte Fritz hat bereits seine Position einnehmen dürfen, zu einer anderen Zeit. Bin ja mal gespannt, ob es seinen Nachfolgern auch zugestanden wird.


  • Übrigens bin ich der Ansicht, dass man das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal auch als Bestandteil des Schlosses deuten könnte und nicht zwingend als personifiziertes Ehrenmal.


    Ich denke aber einige meinen das mit dem Personenkult wirklich ernst.


    Und da mir hier schon vorgeworfen wurde ich würde in der Vergangenheit leben und das zu politisch sehen. Kann ich das ja auch mal wirklich tun.;)


    ...... zum anderen sollten man ihn tatsächlich für eine Rekonstruktion des Denkmals zu Ehren des deutschen Reichsgründers freihalten. Wie es bei vielen Deutschen allerdings ist, werden Denkblockaden und falsche Assoziationen das zu verhindern wissen. ......


    Wobei in dem Zusammenhang zu erwähnen wäre, dass ich ursprünglich aus Nordhessen komme und Hessen-Kassel an der Seite Österreichs gegen die Vormachtbestrebungen Preußens kämpfte und von Preußen unter Wilhelm I gewaltsam annektiert wurde.:Nieder:


    Bitte beim Thema bleiben. Danke.
    Bato

  • "Die Zeit" kritisiert in der Ausgabe Nr. 17 vom 20.04.2011, dass der Wettbewerb für ein neues Nationalsymbol in Berlin überflüssig gewesen sei.
    Niemand brauche die preisgekrönte Riesenschale der Event-Agentur Milla & Partner, weil es mit dem Brandenburger Tor längst ein Einheitsdenkmal gebe.


    http://www.zeit.de/2011/17/Einheitsdenkmal?page=all

  • Preussens Herrscher im Stadtbild und die Schloßfreiheit

    Ich denke es braucht noch seine Zeit, bis auch WI in Berlin wieder prominent zu Ehren kommt. Schade ist, daß der FW III. aus dem Lustgarten verschollen (wahrscheinlich eingeschmolzen) ist. Vor dem Alte Museum hat er sich gut gemacht.


    Was wirklich fehlt ist Kaiser Friedrich vor dem Bodemuseum (wenn der Royalist Bode wüßte, daß der Kaiser für seinen Namen weichen musste, würde er sich erschiessen). Da gibt es eine schöne Reduktion, nach der ein Nachguß (keine freie Nachschöpfung) gut möglich wäre.


    Über den Großen Kurfürsten ist ja schon in einem anderen Thread diskutiert worden. Fehlt noch der erste Preussenkönig, dessen Denkmal für den heutigen Standplatz Unter den Linden vorgesehen war und das dann in Königsberg verloren ging. Hier gibt es einen hochqualitätvollen Nachguß aus den 1970er Jahren, eine Ost-West-Kooperation, die heute vor dem Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses steht. Die gipse des Oroginal waren nämlich in Ost-Berlin erhalten. Das Original hatte zuerst - sozusagen probeweise - auf dem Molkenmarkt gestanden, dieser sollte in Königsplatz umbenannt werden. Der MM wird doch demnächst einmal neugestaltet...


    Der Sockel des Nationaldenkmals sagt einem ohne dieses nichts. Auch nicht mit der Obstschale, deren einziger Witz, der Kippmechanismus, sicher nach drei Wochen wegen eines zerquetschten Dackels gesperrt wird. Zudem ist dort nicht ein einziger Bezug zu irgendeiner in Berlin stattgefundenen Freiheitsbewegung zu erkennen, selbst die berühmte Barrikade stand 1848 in der Breiten Straße.


    Die Schloßfreiheit muß wieder mit Freihäusern bebaut werden, allein um den schönen Dualismus zwischen Schloß und Bürgertum zu zeigen.

  • Aber mit der im Artikel beschriebenen Grundidee, endlich mal nicht nur negativen Ereignisse der Vergangenheit gewidmete Denk- oder eher Mahnmale zur errichten, sondern auch mal ein positives inspiriertes. Aber der Artikel ist schon krass :). Ob das Brandenburger Tor "ausreicht", bin ich mir aber irgendwie nicht so sicher. In erster Linie ists für die meisten ein Bauwerk, wenn auch mit einer recht bewegten Vergangenheit. Aber bei einem Denkmal erwartet man nun mal, dass da groß dran steht "In Gedenken an...; Gewidmet denen...; Name Datum o.ä.". Am BBT gibts ne Infotafel, aber die erzählt ja die ganze Geschichte.


    Mensch Chandler, stell dir einfach vor, es sei Kurfürst Friedrich Wilhelm I. und hör auf mit deinen vergangenheitsbezogenen Hasstiraden gg. Willi I. Das ganze ist sicher eh auf Bismarcks Mist gewachsen. Wer nen Krieg verliert muss nun mal damit leben, dass es nicht weitergeht, wie bisher, ebenso wie jemand, der nach Berlin zieht akzeptieren muss, mit preuß. Geschichte und vielleicht auch Ansichten akzeptieren oder zumindest tolerieren muss. Und wenn selbst ein Bayer wie Architektator für das Denkmal (obs nun wegen Willi oder wegen dem Denkmal an sich) ist, kannst du dich vielleicht auch mit dem Wunsch mancher Leute hier arrangieren. Dass es in absehbarer Zeit (und mit dem Einheitsdenkmal wohl gar) nicht wiederkommen wird, dürfte wohl jedem klar sein, aber man darf ja wohl noch etwas fantasieren, ohne von jemand anderem angefaucht zu werden. Denkmale beziehen sich nun mal auf die Vergangenheit, der Zukunft kann man nicht gedenken.


    Ich steh auf die Geschichte dieser Zeit und solche Reiterdenkmäler. Ob da nun Willi oder Karl-Heinz Müller aus der Kneipe nebenan drauf sitzt, ist mir nicht egal, aber spielt für den Eindruck erst mal keine Rolle.


    Wenigstens hat man im Lustgarten mit dem Brunnen einen schönen Ersatz für FW III. geschaffen. Ein Denkmal für Friedrich I. auf dem neuen Molkenmarkt wär ja wohl DIE Provokation schlechthin :lach:. Klingt verlockend ;).

  • Naja, so krass ist der Zeit-Artikel ja garnicht - er trifft es ziemlich genau. Was ist das wohl für eine Gesellschaft, in der scheinbar bedeutsame Denkmäler von irgendwelchen Eventagenturen erfunden werden? Wir machen uns lächerlich mit derlei Klimbim und der Art und Weise wie wir mit unserer Geschichte und den entsprechenden Erinnerungsstätten umgehen. Es geht hier garnicht um Wilhelm oder irgendwelche Reiterstandbilder. Aber etwas mehr als nur weiterer ein Rummelplatz für die "erinnerungsfaule Spaßgesellschaft" (O-Ton) sollte es doch schon sein.

  • @ Ben: Wen würde man denn provozieren, wenn man Friedrich I. vom Charlottenburger Schloß zum Molkenmarkt rückversetzte? Man muß den Platz ja nicht gleich in "Königsplatz" umbenennen. Darf sich eine offene Gesellschaft, wie die unserige, nicht der Gründung des preußischen Staates erinnern?


    Hier ist das schöne Stück. Im übrigen von Schlüter.


    Link

  • ^ Auch an dich als zweiten Preußen im Herzen die Frage: wieso erinnert sich die Gesellschaft im Umkehrschluss nicht daran, wenn er am Charlottenburger Schloss steht?

  • 1. Weil er in Charlottenburg steht und nicht in Berlin. Der Standort ist zudem ein Seitenflügel, nicht gerade im Zentrum des Geschehens.


    2. Der städtebauliche Wert des Denkmal - unabhängig vom Abgebildeten - ist in Charlottenburg gleich null. Mittig vor dem Palais Schwerin am Molkenmarkt (wie historisch belegt) hätte das Denkmal eine gestaltende, gliedernde Funktion und gäbe dem neuen MM einen einigartigen Charakter. In den bisherigen Plänen von SenStadt ist dies nicht zu erkennen.


    3. Der Kunstgenuß eines echten Schlüters sollte in Berlin nicht versteckt werden. So üppig sind wir mit künstlerisch hochwertiger Plastik des Barocks nun wirklich nicht gesegnet.

  • Der Zeit-Artikel hat Recht, finde ich. Es braucht keiner eine Schiffschaukel (und so sieht es aus Fußgängerperspektive auch aus!) direkt vor dem Portal des Stadtschlosses, auf dem Sockel eines Kaisers. Da ist aus so vielerlei Sicht absolut herabwürdigend. Und vor allem: Mit dem Brandenburger Tor haben wir tatsächlich das perfekte aus unserer Geschichte erwachsene Einheitsdenkmal. Besser geht's doch gar nicht. Die goldene Obstschale sieht dagegen wie ein schlechter Witz aus.

  • Das Problem ist ja auch diese völlige Bedeutungslosigkeit. Grundsätzlich finde ich ja so erlebbare Mahnmale garnicht mal so schlecht (Holocaust-Mahnmal, Die Bibliothek auf dem Bebelplatz) - aber das hier ist einfach nur beliebig. Es sei denn man erkennt es als etwas, was es vielleicht garnicht darstellen soll: eine gigantische Bananenschale. Dann wäre es allerdings schon eine Frechheit.

  • @ Konstantin: du hast lauter Gründe genannt, warum dir der derzeitige Standort nicht passt. Leider warst du nicht in der Lage, auch nur einen einzigen halbwegs plausiblen Grund aufzuzeigen, warum daraus folgt, dass sich unsere heutige offene Gesellschaft nicht des preußischen Staates erinnern darf. Du ziehst diesen Schluss ganz frech einzig und allein aus der Tatsache, dass dir der derzeitige Standort nicht passt - wahrlich, ein preußischer König vorm preußischen Schloss, wie unpassend.


    Dass Charlottenburg für dich nach über 90 Jahren immer noch kein Teil Berlins ist, zeigt nur, in welchem Zeitalter sich der Preußenfreund mental so bewegt. Da wundert die extreme Wortwahl im Hackeschen-Quartier-Strang auch nicht mehr groß. Soll sich noch mal einer beschweren, er werde als ewiggestrig hingestellt.

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  • ..... Es sei denn man erkennt es als etwas, was es vielleicht garnicht darstellen soll: eine gigantische Bananenschale. Dann wäre es allerdings schon eine Frechheit.


    Nein,das wäre keine Frechheit.Die Banane bzw deren Abwesenheit in den Läden der SBZ,ist eine der zentralen Ursachen für das Streben nach Freiheit und Einheit unseres Landes gewesen.Die Banane verkörperte in der SBZ,wie kaum ein anderes Symbol,die Sehnsucht nach Freiheit und Wohlstand.


    Ich denke,es ist sehr schwer,das Thema Freiheit und Einheit abstrakt darstellen zu wollen.Da hatten es die heroischen Schlachtenmaler/Bildhauer der Vergangenheit einfacher.Vielleicht sollte man doch auf die figürliche Darstellung zurückgreifen,mit modernen Mitteln ausgedrückt.