Goetheplatz 1 (geplant) und One Goetheplaza (realisiert 2013)

  • Goethe stand seit der Nachkriegszeit in der Taunusanlage, wurde dann aber im Rahmen der Platz-Umgestaltung an den alten Ort zurückgebracht. Man hat die Statue aber um 180 Grad gedreht, um Fotos mit den Hochhäusern im Hintergrund zu ermöglichen. Über Sinn und Unsinn dieser Maßnahme kann man streiten, mir hätte Goethe mit Sonne im Gesicht aber besser gefallen.


    Zu den aktuellen Entwürfen kann ich heute leider auch nicht viel mehr sagen als vor zwei Jahren... Wie auch beim Entwurf am Hauptbahnhof kann man nur hoffen, dass bis zur tatsächlichen Bauausführung noch Nachbesserungen kommen. Dass nun ein klassisches Dach vorgesehen wird ist immerhin ein guter Ansatz, auch wenn man es bei der geringen Neigung hinterher nicht wirklich sehen wird. Ein weitergehender Rückgriff auf klassische Dachformen der Gründerzeit wäre mehr als wünschenswert, wie es schon zu Zeiten der Postmoderne in Ansätzen wiedergekommen war. Giebel, Zwechhäuser und dergleichen würden den Nutzwert der Dachgeschosse gegenüber den Schießscharten-ähnlichen Miniaturgauben (diese sind wahrscheinlich nur Lüftungsschlitze der Haustechnik?) sicherlich beträchtlich erhöhen. Die Fassaden selbst sind unmotiviert und monoton, und die herausstehenden Fenster des Eckhauses funktionieren als Gestaltungselement auch nicht wirklich. Aber vermutlich muss man schon dankbar sein, dass Mäckler im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen kein Freund von willkürlich versetzten Fenstern ist.

  • Das Ganze ist ein monolithischer Block mit durchgehendem Fußbodenniveau nd einer pseudo-kleinteiligen Fassade. Das einzige Highlight ist der Eckturm, der durch seine Verflachung seit dem ersten Entwurf auch einiges an Reiz und Vergangenheitsbezug verloren hat.
    Die monotone Wirkung der Fassaden rührt zum einen aus dem durchgehenden Fußbodenniveau, das eine einheitliche Horizontale erzwingt, zum anderen aus dem Interesse, mit einem gleichmäßigen Fensterraster eine beliebige Nutzung der Innenräume zu ermöglichen (einheitliche n-Fenster Büros...).


    Vor- und Rücksprünge müssten sich auch im Inneren auswirken, so dass diese Beliebigkeit der Nutzung nicht mehr gegeben gewesen wäre.


    BWLer-Architektur vom Feinsten.

  • Unabhängig von der Erwartung, dass das Büro Mäckler die Planung noch nicht abgeschlossen hat: Es sind halt nur Visualisierungen, nicht die zu erwartende Realität, auch wenn diese nun einen fortgeschrittenen Planungsstand zeigen. Um eine etwas solidere Grundlage für die Frage nach vermeintlicher oder tatsächlicher Monotonie der Fassaden zu haben, reiche ich in halber Originalauflösung einen Ausschnitt der neuen Häuser Goetheplatz 5-7 nach (die Abbildung war gestern noch nicht online):



    Das gesamte Rendering:



    Bild: FREO Financial & Real Estate Operations GmbH and AREA Property Partners

  • Bei so manchen Sprüchen hier und dem Zuspruch zum städtebaulich katastrophalen Hadid-Entwurf wundere ich mich irgendwie nicht mehr, dass Mäckler aus dem BDA ausgetreten ist. Mäcklers Entwurf ist der einzige, der nicht nur Architektur liefert, sondern auch eine städtebauliche Lösung, die auf den Ort eingeht. Und das unter offenbar mehr als schwierigen Vorgaben, danke für die Erläuterung, Xalinai.


    Spießig ist genau das, was ein Goetheplatz braucht, es hätte nur noch spießiger in Form von klassischer sein dürfen. Was soll irgendwelche, um Mäckler zu zitieren, look-at-me-architecture an so einer Stelle? Abgesehen davon ist Frankfurt am Main längst nicht mehr das Bilbao, das solche Zaubertricks der Aufmerksamkeit wegen nötig hätte.

  • An den von Schmittchen bereitgestellten detaillierten Visualisierungen kann man doch schon ganz gut erkennen, dass durchaus eine unterschiedliche Fassadengestaltung vorgesehen ist. Das Ganze wirkt doch gar nicht so langweilig und eintönig wie hier teilweise befürchtet wird. In der Realität dürfte es dann wohl sogar noch abwechslungsreicher wirken.


    Ich finde es erstaunlich, dass der Hadid Entwurf hier im Forum so viele Fürsprecher findet: denn einerseits wird gerade hier im Forum m.E. völlig zurecht immer wieder die Beliebigkeit deutscher Städte beklagt und sehnsüchtig auf nicht oder wenig im Krieg zerstörte Städte in Nachbarländern (Paris, Wien, Prag etc.) geschaut, die wunderbar einheitlich und geschlossen daherkommen. Andererseits wird dann aber gerade solchen Entwürfen das Wort geredet, die eine solche Beliebigkeit noch weiter verstärken würden. Denn es ist doch gerade diese aneinandergereite Vielfalt aller möglichen Baustile, die, ohne aufeinander abgestimmt zu sein, unsere Städte oft so anstrengend machen.


    Und hier wird endlich mal an einem zentralen Platz der Innenstadt die Beliebigkeit nicht weiter fortgeführt, sondern es wird versucht, uns ein Stück Einheitlichkeit zurück zu geben, nach der wir uns doch so sehnen. Ich bin eher dafür, dass dieses Beispiel Schule machen sollte und man sieht doch auch, dass es kein Einzelfall ist. Nicht umsonst passt sich das neue Hotel am Opernplatz perfekt in die Umgebung ein und stellt so auch dort wieder ein Stück mehr Einheitlichkeit her. Und niemand ist dort auf die Idee gekommen, dort einen Hadid oder Gehry Entwurf zu verwirklichen.

    Einmal editiert, zuletzt von marty-ffm () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Nur damit ich nicht vom Stuhl kippe, wir reden über diese Abscheulichkeit? http://www.deutsches-architekt….php?p=232931&postcount=9 ? Das sowas an der Stelle überhaupt erwogen wurde ist ein Armutszeugnis.


    Mit dem Mäckler Entwurf kann ich leben. Die Fenster beim Eckbau erscheinen mir zu aufdringlich. Eine Reduzierung der Stückzahl und etwas horizontale Fassadengliederung würden die Fassade weniger gequetscht aussehen lassen.

  • Mäcklers Entwurf ist der einzige, der nicht nur Architektur liefert, ... (Mod: Zitat gekürzt, für den gesamten Text bitte auf das blaue Quadrat mit Pfeil klicken.)


    Wie man sicher weiß, ist BWLer-Architektur bei mir kein Schimpfwort.


    Ich denke sogar, dass für den modernen, großstädtischen Ansatz, der Bestand nicht einmal schlecht war - soche 50er-Highlights wie das runde Treppenhaus finde ich einfach genial. Was Mäckler gemacht hat ist doch eigentlich nur ein Bestand 2.0:

    • Innenleben vereinheitlicht und auf aktuellen technischen Standard gebracht (letzeres wäre im Bestand kaum zu bezahlen, einheitliches Bodenniveau nicht machbar gewesen).
    • Ladenflächen deutlich verbessert durch, so mein Eindruck, geringfügig höhere Räume im EG und 1.OG.
    • Fassadenoptik weitgehend erhalten, mit den Runden Eingangsfenstern und dem Messing-Look auch eine Anlehnung (Hommage?) an die 50er eingebracht
    • und als Krönung mit der Turmspitze und den Dächern den Bezug zur Vorkriegsbebauung hergestellt


    Die Kompromisse zwischen Preis, Nutzung und Aussehen, die hier eingegangen wurden, sind für das geübte Auge sichtbar - aber diese hier fanden dann schließlich Geldgeber, die die Mehrkosten gegenüber weißem Putz und Plastikfenstern in 25cm Dämmung zahlen.


    Eine pseudo-gründerzeitliche Fassade hier vorzuhängen hätte, bei den rundum sichtbaren echten Fassaden nicht wirklich etwas gebracht (Disneyland Argument!).

  • ^^
    Dein Disneyland Argument ist leider kein solches. Wer entscheidet denn bitte was pseudo-Fassaden sind? Andersrum könnte man auch behaupten alle glatt geleckten Neubauten der letzten Jahre haben Pseudo-50ger Fassaden.

  • Saxonia: Wenn Du dir historische Bebauung ansiehst, wirst Du feststellen, dass nur in den seltensten Fällen Gebäude, die als unterschiedliche Gebäude auftreten, identische Geschosshöhen haben. Und wenn es sich nur um zwei Stufen handelt, sind unabhängig voneinander entstandene Gebäude vertikal unterschiedlich gegliedert.


    Eine, in ähnlicher Weise wie im jetzigen Entwurf, über die gesamte Gebäudefront gezogene Fassade, die den Eindruck mehrerer unabhängiger historischer Gebäude erwecken wollte, würde schlicht unecht wirken.


    Bei der Epoche des Wirtschaftswunders, die hier zitiert wirkt, ist der Effekt zwar auch gegeben, aber nur dann, wenn man wirklich genau hin sieht.


    Wenn ich den Begriff "Disneyland" benutze, meine ich damit eine erkennbar unechte Zusammenstellung - zu bunt, zu gerade, zu gelackt, zu regelmäßig um aus der jeweiligen Epoche zu stammen.


    Manchmal verschwindet der Effekt mit der Zeit oder er vermindert sich auf ein erträgliches Maß, die Römerberg-Ostzeile beispielsweise nähert sich inzwischen schon deutlich dem Ziel, ich hoffe inständig, dass sie nicht durch Renovierungsarbeiten wieder zu kitschig wird.


    Bei den Anleihen an die 50er hier ist der Abstand zum Sollwert nicht so groß, dafür wird eine weitere Annäherung durch Verwitterung und sichtbare Alterung so schnell nicht eintreten.


    Im Übrigen: Es sind natürlich nicht alle Neubauten der letzten Jahre Anleihen an die 50er. Dazu gehört mehr als nur Kuben zu designen. Starke, regelmäßige Fassadenstrukturen, die senkrechten, aus der Wand zwischen den Fenstern hervortretenden Vorsprünge, die Messingrahmen um Türen und Fenster, ebensolche Türgriffe, die geschwungene Fensterscheiben (als Isolierglas erst ganz frisch wieder machbar und schweineteuer). Alles das, was am Rundschauhaus, am ehemaligen Volksbankgebäude gegenüber der Börse und auch am jetzt zum Abriss bestimmten Bestand verloren ging oder geht. Schau dir das Treppenhaus am Junior-Gebäude an, eine kleine Version davon findet sich an der Rückseite des Bestands - sowas wurde schon Ende der 60er nicht mehr gebaut, da sindd die Treppenhäuser zu reinen Fluchtwegen verkommen und der Verkehr im Gebäude wurde über Aufzüge abgewickelt.

  • Vor den bald fallenden Bestandsgebäuden buddeln Bagger für Arbeiten an den Versorungsleitungen zur Vorbereitung des bevorstehenden Abbruch. Hier einer von ihnen:



    Bild: epizentrum

  • Die Abbrecher sind angerückt und haben ihre Arbeit begonnen:



    Die Vordächer fehlen bereits, und im Hinterhof fallen die Flachbauten. Goetheplatz 7:



    Blick in Richtung Goethestraße:



    Auch die letzte Rosenthal-Reminiszenz weicht:



    Bilder: epizentrum

  • Ich könnte mir in den Arsch beißen, dass ich zu spät war, die Treppenhäuser und die Durchgänge zu dokumentieren. Der Abriss läst übrigens ähnlich wie beim Degussa-Areal erkennen, dass die Gebäude im Kern noch Ziegelbauten sind.


    Ein paar Fassadenbilder von heute abend:



    (Klicken zum Vergrößern)



    (Klicken zum Vergrößern)


    Am meisten tut es mir um dieses Gebäude leid – neben der in gereinigtem Zustand sicher sehr schönen Natursteinfassade und dem bereits angesprochenen Durchgang mit dem zeittypischen Treppenhaus (ein paar Seiten zuvor von epizentrum festgehalten) fällt vor allem der fast noch in den 1930ern schwelgende Eingangsbereich mit der jedoch für die 1950er typischen Tür in Messingeloxal ins Auge, die in dieser Größe mittlerweile auch schon wieder eine Rarität ist...



    (Klicken zum Vergrößern)

  • Die alten Gebäude, die Platz für das neue "ONE Goetheplaza" machen, sind an Ihrer Front nun fast komplett eingerüstet und mit einer Schutzplane verhängt.


    Desweiteren steht nun auch ein schickes Bauschild an der Ecke zur Goethestrasse und es wurden Transparente mit Namen und Rendering am Bauzaun angebracht.


    Die dazugehörigen Bilder habe ich gestern Abend geschossen, kam aber noch nicht zum einstellen, was ich heute Abend nachholen werde;)


    Wie versprochen, so geliefert = Das Bauschild:


    Das Wichtigste nochmal lesbar:


    Der Bauzaun schaut so aus:


    Der Vollständigkeit halber;):


    Bilder: skyliner

    5 Mal editiert, zuletzt von skyliner ()

  • Keine Woche später hat der Abbruch bei Goetheplatz 5 schon das Erdgeschoss erreicht. Zwei Schnappschüsse von heute in Handyqualität. Die Poesie (links) scheint den Abriss etwas bekümmert zu betrachen. Vielleicht geht ihr aber auch das Geticke des etwas umgeparkten Wohnwagens (rechts) auf die Nerven.



    Das ganze nochmal aus der Nähe.



    -Bilder von mir-

    Einmal editiert, zuletzt von Robbi () aus folgendem Grund: Links repariert

  • Die FAZ berichtet heute in ihrer Printausgabe (RMZ, S. 42) vom Abriss. Der Zeitplan nachdem die Gebaeude abgebrochen sind sieht wie folgt aus:
    - bis Mitte Mai Ausheben der Baugrube
    - im Juni Grundsteinlegung
    - im Fruehjahr 2013 Innenausbau
    - Fertigstellung September 2013


    Interessant: da sich das Nachbargebaeude in der Goethestrasse an das abzureissende Eckhaus anlehnt, muss dies mit einer Stahlkonstruktion gestuetzt werden. Der Neubau wird um diese Konstruktion herumgebaut welche man nach Fertigstellung wieder entfernt.