Neues Konzerthaus für München? (Diskussionsthread)

  • Neues Konzerthaus für München? (Diskussionsthread)

    Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass sich ab Februar eine Arbeitsgruppe mit dem Projekt eines neuen Konzertsaals befassen wird. OB Christian Ude hält den Bau einer Spielstätte in naher Zukunft weiterhin für unwahrscheinlich, Kunstminister Wolfgang Heubisch ist dagegen anderer Meinung.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…l-fuer-muenchen-1.1049888

  • In der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung von diesem Wochenende wurde dem Thema "neues Konzerthaus für München" eine Doppelseite im Münchenteil gewidmet. Mehrere mögliche Standorte wurden dabei beleuchtet, so zum Beispiel der Finanzgarten, der Apothekenhof, die Kongresshalle auf der Museumsinsel oder ein Gebiet in der Nähe der Pinakotheken. Als Favorit dürfte hierbei der Apothekenhof gelten, der sowohl von den Platzverhältnissen als auch der Erreichbarkeit ideal scheint. Zudem ist die Finanzierungsfrage noch offen.

  • Wo bitte soll der Sinn liegen neben dem Gasteig noch ein Konzerthaus zu errichten? Wächst das Geld neuerdings auf Bäumen?
    Da wäre doch ein zeitgemäßer Um- oder Neubau auf dem Gasteig-Gelände viel sinnvoller.
    Oder steht dieser Fremdkörper schon unter Denkmalschutz?

  • Das Gaststeig an sich funktioniert doch gut, warum abreißen und neubauen? Ein Neubau sollte bei dem Potential in München auch viele private Gelder aktivieren können. Ein Neubau könnte auch ein Leuchtturmprojekt für ein derzeitiges Innenstadt-Randviertel bedeuten, sagen wir mal zB Laim. Schade, dass die Stadtregierung sich hier nun die Innenstadt als Standort vorstellen kann.

  • Im Westen, weit weg vom Gasteig, wäre ein Neubau noch vertretbar.
    Trotzdem frage ich mich ob das aktuelle Münchner Aufgebot in Sachen klassischer Konzerte so einen Bau rechtfertigt.
    Wäre natürlich schön wenn sich dadurch etwas verbessern würde.
    Kann aber auch nach hinten losgehen, wenn dann die beiden Häuser ihr Angebot auf den Konkurrenzdruck hin optimieren.

  • @ bjoern_media: Danke für den interessanten Artikel.


    Die Diskussion über ein neues Konzerthaus scheint ja mittlerweile hohe Wellen zu schlagen, doch leider haben Politiker und Musiker bisher noch nicht über eine mögliche Rekonstruktion des ehemaligen Odeons gesprochen. Mit Blick auf Ort, Größe und Akustik wäre das Odeon perfekt für ein neues Konzerthaus geeignet.

  • ^^


    Ja, das Odeon wäre spitze. Allerdings zieht man die zerbombte Innenhofatmosphäre des ehem. Saales einer Rekonstruktion vor. Sehr schade. Das Innenministerium könnte ja wohl locker umziehen.

  • Baukunst: Ich bin auch der Meinung, dass es ein Umzug des Innenministeriums zugunsten einer möglichen Rekonstruktion des Odeons grundsätzlich kein Problem wäre.


    Jedoch könnte das Innenministerium auch in das benachbarte Finanzministerium umziehen. Dann hätte es weiterhin die repräsentative Adresse am Odeonsplatz und Herr Fahrenschon könnte stattdessen mit seinem Ministerium in einem Neubau untergebracht werden...


    Gibt es in Hinblick auf die potentielle Rekonstruktion des Odeons eigentlich eine Bürgerinitiative?

  • In einer von der Süddeutschen Zeitung initiierten Podiumsdiskussion werden die üblichen Argumente für und gegen einen neuen Konzertsall diskutiert. Neu sind lediglich die Aussagen von OB Ude, dass er sich einem Neubau (zu dem die Stadt finanziell natürlich nichts beitragen würde) nicht entgegenstellen würde und das Statement von FDP Kunstminsiter Heubisch, dass in München in spätestens 10 Jahren ein solcher neuer Saal eröffnen wird.


    http://www.merkur-online.de/na…-ohne-zahlen-1162250.html

  • Habe mir die Diskussion angesehen . Es wurde auch das Odeon nochmal ins Spiel gebracht. Nur hatte der Saal damals eine Kapazität von 900 Plätzen. Was für die heutige Situation zu wenig ist. Es wird ja eine Kapazität zwischen 1400 und 2000 Plätzen angestrebt. Alles andere wäre unwirtschaftlich.

  • Falls es jemand interessiert. Die o. g. Sendung wird am Samstag den 19.3. in Bayern Alpha um 22.30 h im Rahmen der Sendung "Denkzeit" wiederholt.

  • munichpeter: Danke für deinen Programmhinweis.


    Ich verstehe nicht, dass eine Kapazität von 900 Plätzen als "unwirtschaftlich" betrachtet wird. Es sind doch gerade die kleineren Konzerthäuser, die über eine ausgezeichnete Akustik verfügen und dadurch beim Publikum auf große Beliebtheit stoßen.


    Meiner Meinung nach fehlt bei der Diskussion um das Odeon einfach der politische Wille, sich an einen Wiederaufbau heranzuwagen. Wenn das Thema näher in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden würde, könnte einerseits die Finanzierungsfrage gelöst werden (zum Beispiel mit Hilfe von ansässigen Unternehmen wie Siemens, BMW oder Allianz) und andererseits eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden.

  • Ich verstehe nicht, dass eine Kapazität von 900 Plätzen als "unwirtschaftlich" betrachtet wird. Es sind doch gerade die kleineren Konzerthäuser, die über eine ausgezeichnete Akustik verfügen und dadurch beim Publikum auf große Beliebtheit stoßen.


    Je höher der Anspruch an die Qualität der Musikstars, desto größer die Kosten, die wiederum nur durch ein größeres Publikum gedeckt werden.


    Wenn das Thema näher in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden würde, könnte einerseits die Finanzierungsfrage gelöst werden (zum Beispiel mit Hilfe von ansässigen Unternehmen wie Siemens, BMW oder Allianz) und andererseits eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden.


    Je weniger Publikum, desto weniger Interesse der Unternehmen zu sponsorn. Jede Entlastung des Stadthaushalts heisse ich wilkommen. Man sollte ein solches Projekt so aufstellen, dass es sich auch trägt.


    Dies soll jedoch keine Präferenz für eine der skizzierten Ansätze meinerseits darstellen, zeigt aber, dass die Anzahl der Besucher eine Schlüsselrolle bei jedem Vorhaben spielen wird.

  • Und wer garantiert, dass das Odeon eine gute Akustik hätte? Nach den Maßstäben, die vor dem 2. Weltkrieg gegolten haben?

  • Um noch einmal auf die Kapazität zurückzukommen:


    Am Ende des ersten Teils der Diskussionssendung behauptete der Bariton Christian Gerhaher, dass das ehemalige Odeon angeblich über 900 Plätze verfügte. Diese Behauptung ist jedoch falsch, wenn man sie mit den offiziellen Angaben des Bayerischen Innenministeriums vergleicht:



    [...] Kernstück des Odeons war der große Konzert- und Ballsall, der über eine beide Obergeschosse des Gebäudes reichte. Der Saalgrundriß bildete ein Rechteck - 34 m lang, 22,7 m breit und 16,7 m hoch - mit einer halbkreisförmigen Exedra für Orchesterpodium mit Orgel oder Bühne. Der Saal wurde von einer zweigeschossigen Säulenreihe umgeben, die im Paterre als Umgang genutzt wurde. Insgesamt bot der Saal 1.445 Sitzplätze und eine Anzahl von Stehplätzen im zweiten Kolonnadengeschoss.


    Von Klenze war mit dem Bau des Konzertsaals ein Veranstaltungsraum von hervorragender akustischer Qualität gelungen, der bis zu seiner Zerstörung 1944 bei Künstlern und Publikum in gleicher Weise beliebt war. [...]


    Textquelle: http://www.innenministerium.ba…/geschichte/detail/06175/



    Bildquelle: http://www.stmi.bayern.de/impe…rium/geschichte/odeon.pdf

  • "1.445 Sitzplätze und eine Anzahl von Stehplätzen im zweiten Kolonnadengeschoss."


    Klingt gut und den guten Klang wird man ja wohl vorab per Simulation garantieren können, wir sind immerhin nicht mehr in den 80er Jahren, wo man diese Dinge bei einem großen Saal mehr oder weniger dem Zufall überlassen musste.


    Aber ob wir das Odeon in diesen Zeiten erleben werden, wo viele Leute dermaßen pervertiert sind, dass sie wegen ein paar Euro Ersparnis im Jahr ihren Nachfahren für die nächsten paar tausend Jahre strahlenden Giftmüll hinterlassen und dafür auch noch Argumente finden. Das wage ich stark zu bezweifeln und selbst wenn man bereit wäre die klamme Stadtkasse statt für Asphalt lieber für Kunst und Kultur zu nutzen, dann bliebe weiterhin die Frage warum denn der Gasteig nicht ausreicht.

    • "Der Ruf der Musikstadt München steht auf dem Spiel. Es soll schon renommierte Orchester geben, die auf ihren Tourneen einen weiten Bogen um die bayerische Hauptstadt schlagen und lieber nach Wuppertal oder Dortmund fahren." Münchner Kulturpolitik: Es klingt nicht, wie es klingen sollte - FAZ.NET
    • "Sir Simon Rattle mag München nicht. Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker gastiere mit seinem Luxusklangkörper lieber in Wuppertal, erzählt man sich. Nun, die Philharmoniker sind tatsächlich seltene Gäste in München. In den Jahren 2005 und 2008 war das mutmaßlich weltbeste Orchester zum letzten Mal zu Gast in der bayerischen Metropole, die sich gern rühmt, Europas Musikhauptstadt zu sein. Rattle kommt nicht – eine Blamage für die kunstsinnige Landeshauptstadt, [...]" Konzertsaaldebatte: München ist verstimmt| ZEIT ONLINE
    • "Von den Saal- Befürwortern waren die bekannten Argumente zu hören. Mariss Jansons, Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters, sagte, auch dadurch könne München kulturelle „Lokomotive“ für den Freistaat bleiben." Konzertsaal für München: Debatte ohne Zahlen - merkur-online


    Schön das diskutiert wird, aber bitte nicht so! Über Sinn und Unsinn eines neuen Konzerthauses darf man ruhig geteilter Meinung sein. Was m.E. nicht geht, ist diese Stadtmarketinggeschwurbel-Argumente ins Feld zu führen. Diese künstliche Panikmache, ja bloß genug vom Awarnesskuchen abzubekommen ist falscher Zeitgeist und einer Konzerthausdebatte nicht würdig. Wenn Sir Simon Rattle nicht in München gastiert, dann mag es auch daran liegen, dass München selbst mit guten Klangkörpern bestens versorgt ist. Wem das nicht reicht, der möge nach Berlin fahren [So hatte ich unlängst das Vergnügen einem Konzert unter der Leitung von Sir Simon Rattle und seinem 'Luxusklangkörper' in ihrer Heimstatt beizuwohnen].


    Über Kapazitätsengpässe und akkustische Probleme beim Gasteig mag ich aus dem fernen Ruhrgebiet nicht urteilen. Gleichwohl möchte ich mich als ein Fan des Gasteigs outen. Wegen seiner geradlinigen, robusten und demokratischen Bauweise ohne Kultur-Hemmschwellen und bemühten Elite-Firlefanz, war und ist der Gasteig für mich immer einer der liebsten Aufenthaltsorte in München. Zugegeben, in der internationelen Aumerksamkeitscompetition gewinnst du damit heute keinen Blumentopf mehr, aber das muss man auch nicht. Allen Unkenrufen zum Trotz war der Gasteig für mich immer ein Ort von Münchnern für Münchner, dem die kulturelle Nahversorgung immer mehr am Herzen lag, als irgenwelche Leuchtturmambitionen mit Blick auf internationale Kulturtouristenströme. Das soll auf einmal nicht mehr genug sein. Da blickt man ängstlich nach Hamburg, Dortmund und Essen weil die da neue Konzerthäußer bauen/gebaut haben und fühlt sich ins Hintertreffen geraten. Lasst euch sagen, diese Städte bauen/ haben gebaut, weil sie vorher kein Konzerthaus hatten. Eine zeitgemäße Sanierung der Bestandsgebäude erscheint mir deshalb vollkommen hinreichend, um München weiterhin konkurrenzfähig zu halten.


    Ude macht aus meiner Sicht deshalb auch alles richtig, wenn er stets betäuert, dass von der Stadt kein Euro für einen Neubau zu erwarten sei, schließlich muss man noch über 70 Millionen Euro in den Gasteig stecken. Zudem ist es auch verständlich, wenn die Stadt nicht "ihre eigene Konkurrenz" mitfinanzieren will.