Wilhelm-Leuschner-Platz + Areal an der Nonnenmühlgasse

  • Herr Prof. Leder vom Naturkundemuseum hat die Förderung im Amtsblatt nicht damit begründet, dass in Leipzig Jobs und Strukturen wegfielen, die durch das neue Museum kompensiert würden, sondern damit, dass so die Naturwissenschaft gestärkt würde, die Grundlage der Erneuerung im Strukturwandel sei. Das ist schon sehr um die Ecke gedacht. Es gibt ja bei einigen Projekten, die der Fonds fördert, Kritik in dieser Richtung.


    Leipzig hat seinen Status im Pelz- und Buchgewerbe verloren (allein in letzterem arbeiteten mal 60.000 Leute), produzierende Industrien oder die Messe haben fast völlig an Bedeutung verloren.


    Es wurde versucht, das auszugleichen. Das neue Messegelände hat dabei weniger bewirkt als Flughafen und Autobahn oder die denkmalgerechten Sanierungen als touristischer Faktor. Manche Impulse kann man mit Förderungen steuern, aber letztlich ist es eine Wette. Daher finde ich es sinnvoller, überzeugende Projekte zu fördern, die der Region im weitesten Sinne zugute kommen, statt Investitionen mit starkem Regionalbezug, deren Vorteile eher spekulativer Art sind.

  • Die LVZ hat eine Übersicht zum Leuschner erarbeitet, aus der ich hier nur Fakten mit besonderem Neuigkeitswert zitieren möchte.


    Für das Urbanum strebt AOC einen Baustart Ende 2024 an, Gespräche mit Mietinteressenten liefen. Eröffnung frühestens 2027.


    Bei der Markthalle mit VHS und Volkshochschule ist man sich offenbar parteiübergreifend einig (was wichtig ist in diesen Zeiten), möchte dieses Jahr beschließen, nächstes Jahr einen Wettbewerb ausloben und 2030 mit dem Bau fertig sein. Ich hätte von der LVZ ja gern mal gewusst, was man mit den Altbauten vorhat und mich über kritische Nachfragen gefreut, wie man die Kosten gegenüber Sanierungen (die ja ohnehin anstehen) rechtfertigt. Aber das wäre wohl zuviel Journalismus verlangt.


    Der Kaufvertrag mit dem Land für die Fläche hinter dem im Bau befindlichen IfL wird rückabgewickelt (schön), damit die LWB dort "oftmals" Sozialwohnungen bauen kann. Ich hoffe, jemand mit ökonomischem Sachverstand rechnet vorher mal durch, ob man mit den Erlösen für teure Wohnungen an dieser Stelle mehr Sozialwohnungen an anderer Stelle bauen kann. Zudem halte ich mehr als 30 Prozent an Sozialwohnungen für keine gute Durchmischung. Für die achitektonische Qualität wäre das auch kein gutes Vorzeichen.


    Juristenfakultät und Forum Recht sind wegen der Finanzen "auf unbestimmte Zeit verschoben". Okay, das haben wir auch schon bemerkt. Trotzdem verhandelt die Stadt mit der Uni, ob sie nicht auf die Ecke verzichten kann, auf welcher der große, 140 Jahre alte Silberahorn steht. Ich freue mich über diese späte Einsicht. Ist doch noch gar nicht so lange her, dass man den B-Plan verabschiedet hat und eine Unterschutzstellung als Naturdenkmal abgelehnt hat...

  • ^ etwas unklar für mich, warum nun schon wieder die Finanzierung der Juristischen Fakultät fehlen soll. Diese ist ja beschlossen und wurde seitens der Universität Leipzig nachträglich und weit nach der Hochschulreform im Freistaat endlich durchgedrückt. In Dresden hatte man ja die Abmachungen in Richtung Leipzig ziemlich schnell vergessen.


    Ich gehe eher davon aus (hoffe), dass die Finanzierung durch den langwierigen Prozess aus dem Haushaltsplan gerutscht ist und nun nachträglich wieder eingefügt wird. Alles andere wäre eine Posse. Aber leider auch nicht ungewöhnlich für Entscheidungen aus dem Elbtal.

  • Ich hatte zum Thema Forum Recht und Juristenfakultät hier schonmal was geschrieben. Bei ersterem rührt auch Berlin mit, und beide Nutzer sollen ja ins gleiche Gebäude.


    Vielleicht auch deshalb konnte der Architekturwettbewerb noch nicht starten, für den ja bereits Mittel bereitstehen.

  • ^ das kann schon sein. Bei einer der ältesten Juristenfakultäten des deutschsprachigen Raums sollte die Interimsphase, welche seit der Zerstörung im WK 2 anhält, nun auch mal ein Ende finden.

    Beim Baumkataster der Stadt steht der Silberahorn übrigens mit Pflanzung in 1980 drin. Was für den positiven Fakt der Erhaltung, aber keine Rolle spielt.

  • Die Hinweis zum Baumkataster stimmt, ich bin aber skeptisch. Beim wesentlich kleineren Ahorn, der in südlicher Richtung daneben steht, wird 1930 als Pflanzjahr angegeben. LVZ und LIZ hatten immer wieder die Angabe 140 Jahre gebracht. Hier nochmal der Verweis aufs Foto.


    Aber ja, letztlich ist das auch nicht kriegsentscheidend. Es ist der größte Baum am Platz und selbst, wenn er erst 44 Jahre alt wäre, hätte er umso mehr Lebenszeit vor sich.


    Der kulturelle und politische Umgang mit Naturdenkmalen ist jedenfalls gegenüber dem Umgang mit Baudenkmalen deutlich unterentwickelt. Das zeigt sich auch mit dem jetzigen Schwarzer-Peter-Spiel, bei der man es der Uni anhängen will, wenn die sich nicht bereit erklärt, um den Baum herum zu bauen.

  • ^Den Post bitte ich zu erläutern. Leipzig liegt inmitten einer ehemaligen Kohleregion und ist somit förderfähig. Ist es weil die Stadt Leipzig die Zuwendung nicht bekommen sollte oder wegen der Art der Förderung?

    Es geht um die Art der Förderung und den dürftigen LVZ-Artikel dazu... Auf der einen Seite haben wir eine prosperierende Metropole, die unter Rekordsteuereinnahmen ächzt, auf der anderen Seite Regionen, in denen nach dem Ende der Kohleförderung der letzte Wolf das Licht ausmacht.

    Da kann man sich in etwa vorstellen, wie dort die Nachricht über ein aus dem Kohlefond bezahltes Naturkundemuseum in Leipzig ankommt, zumal das nicht die erste oder einzige fragwürdige Verwendung von Geldern aus diesem Fond darstellt.


    In dem LVZ-Bericht wird der Fond gar nicht erst erwähnt und stattdessen mit der Schlagzeile "Freistaat gibt 74 Millionen" suggeriert, dass das Geld vom Sachsenfürst persönlich über der Stadt ausgeschüttet wird, obwohl es nach meiner Kenntnis aus einem Bundesfond stammt und in Sachsen lediglich über die Verwendung entschieden wird.


    "Ministerpräsident Michael Kretschmer kam höchstselbst vorbei" "um an Ort und Stelle" "die stattliche Fördersumme von rund 74 Millionen Euro" "in den Umbau des Bowlingtreffs zu pumpen".


    Hofberichterstattung par excellence... :master:


    Stattdessen wäre die Förderung aus dem allgemeinen Haushalt die richtige gewesen u.a. weil in dieser Hinsicht Leipzig in den letzten Jahren nicht gerade an erster Stelle stand und es durchaus einigen Nachholbedarf gibt. Die Ablehnung der Förderung für die Schwimmhalle auf dem Runkiplatz hat Herr Kretschmer übrigens nicht "höchstselbst" vorbeigebracht...


    Dem wesentlich seriöseren Beitrag der http://www.l-iz.de war zu entnehmen:

    "Diese Investition wird einen wichtigen Beitrag für die Regionalentwicklung im Mitteldeutschen Revier und in ganz Sachsen leisten“, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer."


    Da sollte man vielleicht mal über eine S-Bahn-Verbindung vom Leuschnerplatz nach Hoyerswerda nachdenken... :cool:


    "Ich bin ein Freund von Naturkundemuseen, bekannte Kretschmer"


    Na, da hammer ja nochema Glück gehabt...



    Aber jetzt zurück zu den wirklich wichtigen Fragen - bspw. wie die postmoderne Architektur in das künftige Museum intgriert werden kann,

    in der Denkmalliste findet sich diese Kurzbeschreibung:


    Bowlingtreff Leipzig; Städtisches Elektrizitätswerk Unterwerk Mitte (ehem.)

    Ehemaliges Umspannwerk mit Erweiterungen zur Bowlingsporthalle,

    sowie Eingangsbauwerk des Bowlingtreffs mit umgebender Freiflächengestaltung

    und Brunnen


    dazu eine Bestandsaufnahme:


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    Modell, Entwurfsskizze von Winfried Sziegoleit


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    ...demnächst wird es wohl erst mal wieder so aussehen:


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  • Das war ein Umspannwerk für die Straßenbahn. Diese fährt ja mit Gleichsstrom, dieser wurde seinerzeit mit sog. Maschinensätzen erzeugt: Ein Wechselstrom-Motor angeschlossen ans "Lichtnetz" gekoppelt mit einem Gleichstromgenerator, also mit Polwechsler. Deshalb die große unterirdische Halle, das war der Maschinensaal.

    Der Gleichstrom ist/war notwendig, damit die Bremsenergie wieder eingespeist werden kann. Ohne Wechselrichter=Elektronik geht das nur mit Gleichspannung.

  • Dieses Gebäude war lange wirklich buchstäblich "in der Versenkung" verschwunden. Aber es ist definitiv eines der Hauptwerke der deutschen Postmoderne. Was es an der im damaligen Westdeutschland verfügbaren Materialvielfalt nicht hat, macht es mit einer stilistisch ambitionierten Formensprache und der Farbgebung wett. Das Architektenkollektiv hat ebenso bei James Stirling wie bei Aldo Rossi Anleihen genommen und einen stimmigen Bau von hervorragender architektionischer Qualität geschaffen. Sicherlich war das auch der besonderen Lage der späten DDR zu verdanken, als die Zügel schon etwas erschlafft waren und vieles unter dem Radar möglich gemacht wurde.

  • Den Post bitte ich zu erläutern. Leipzig liegt inmitten einer ehemaligen Kohleregion und ist somit förderfähig. Ist es weil die Stadt Leipzig die Zuwendung nicht bekommen sollte oder wegen der Art der Förderung?


    Es geht um die Art der Förderung und den dürftigen LVZ-Artikel dazu... Auf der einen Seite haben wir eine prosperierende Metropole, die unter Rekordsteuereinnahmen ächzt, auf der anderen Seite Regionen, in denen nach dem Ende der Kohleförderung der letzte Wolf das Licht ausmacht.

    Da kann man sich in etwa vorstellen, wie dort die Nachricht über ein aus dem Kohlefond bezahltes Naturkundemuseum in Leipzig ankommt, zumal das nicht die erste oder einzige fragwürdige Verwendung von Geldern aus diesem Fond darstellt

    Es ist das übliche Verhalten der Stadt gegenüber dem Umland: Die Stadt mästet sich auf Kosten des ländlichen Raums. Ist dann der Zutritt auch noch mit Restriktionen belegt?

  • ^

    Wenn Du mir erklärst, warum der Leipziger Müll nicht dort entsorgt wird, wo er anfällt, sondern im Landkreis Leipzig ! Offensichtlich will man aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernen und ist stolz darauf, dass der Bauschutt zukünftig im entstehenden Seengebiet um Schleenhain entsorgt werden soll.

  • Das kann ich nicht denn für mich erschließt sich der Zusammenhang nicht insbesondere verstehe ich nicht was Dich zu der Aussage drängt, dass Leipzig sich auf Kosten des ländl. Raumes mästet. Wenn man sich z.B. nur mal die Wanderungsbewegungen anschaut profitiert im Gegenteil das Umland gerade vom Zufluss aus der Stadt. Gebe es Leipzig nicht wäre diese Region komplett abgehängt.

  • Es ist das übliche Verhalten der Stadt gegenüber dem Umland: Die Stadt mästet sich auf Kosten des ländlichen Raums. Ist dann der Zutritt auch noch mit Restriktionen belegt?

    Soll die Stadt etwa aus Rücksicht auf die umliegenden Kommunen auf Förderungen verzichten? Würden die Kommunen im Umland das tun? Nenn mir irgend eine andere Kommune, die das tun würde. Das Geld hätte gut und gerne auch ganz woanders hin gehen können, dann hätten beide nichts davon gehabt. Natürlich kann man darüber streiten, ob das Geld für ein Museumsneubau die geeignete Verwendung ist, wenn man negative Folgen eines Strukturwandels abmildern möchte - gar keine Frage. Mich ärgert es ganz genauso, dass sich unser MinPrä hinstellt, als hätte er die Förderung aus Landesmitteln NUR und ganz allein für "seine Lieblingstadt Leipzig" unter größten Anstrengungen locker gemacht. Er verteilt das Geld aus Berlin während er gleichzeitig an Berlin kein gutes Haar lässt. Das ist reines Politikgehabe, das wissen wir alle.
    Aber im Großen und Ganzen sehe das ich das wie LEonline. Beide - Stadt und umliegender ländlicher Raum - partizipieren voneinander und ganz besonders die beiden anliegenden Landkreise. Die Stadt läuft über und die Menschen weichen auf die Nachbarlandkreise aus - die Statistiken zeigen es. Ohne Leipzig wäre der ländliche Raum im Osten gänzlich unbekannt und es würden Strohballen über die Straßen rollen. Es gäbe weder BMW und Porsche, noch Unis, Kliniken, überregional bedeutende Kultureinrichtungen etc., wahrscheinlich gäbe es hier auch keinen Flughafen, kein DHL und alles was um den Flughafen herum entstanden und geplant ist.
    Ich selbst wäre seinerzeit auf jeden Fall aus dem Leipziger Umland weggezogen. Hätte es Leipzig nicht gegeben, hätte ich die Region ganz verlassen. Will sagen - die Stadt ist auch ein Magnet, eine Bleibemöglichkeit für die Menschen innerhalb der Region - vor allem für junge Leute (was sollen die z.B. in Eilenburg oder Borna?).
    Und dass die Müllentsorgung - oder Deponierung auf Dauer nicht allein auf dem Stadtgebiet erfolgen kann, kann sich jeder selbst erklären (das ist in Kleinstädten nicht anders). Die höchsten Erhebungen in Leipzig sind allesamt Deponieberge. Irgendwann ist der Platz eben auch einfach nicht mehr verfügbar.

  • Das IfL berichtet auf seiner Webseite, dass die Rohbauarbeiten für das Institutsgebäude Mitte August starten. Zwischenzeitlich wurden die Geothermiebohrungen abgeschlossen und die Baugrube insgesamt fertiggestellt:


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  • Naturkundemuseum


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    w&v


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    Am Wilhelm-Leuschner-Platz wird inzwischen auch bei diesem Bauprojekt sichtbar gearbeitet - laut Webseite der Architekten haben in dem unterirdischen Bestandsgebäude die Abbrucharbeiten begonnen:


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    ©555Farang info

  • Für das Urbanum strebt AOC einen Baustart Ende 2024 an, Gespräche mit Mietinteressenten liefen. Eröffnung frühestens 2027.


    Da kann man für das Urbanum nur viel Glück wünschen.

    AOC hatte 2022 eine Anleihe über 30 Mio. aufgenommen, welche 2027 zurückgezahlt werden soll.

    Aktueller Kurs: 29,50 % :huh:

    https://www.comdirect.de/inf/a…SEARCH_VALUE=DE000A3MQBD5

    Das klingt nicht nach großem Vertrauen der Investoren, dass sie ihr Geld wieder sehen werden .....eine weitere Investbrache nach 416 :?: