Leipzig: Wilhelm-Leuschner-Platz + Areal an der Nonnenmühlgasse
Laut heutiger LVZ-Printausgabe hat sich die Stadtverwaltung nach langem Ringen für eine von zwei Varianten zur künftigen Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes entschieden. Bei einem international besetzten Workshop zum Leuschnerplatz im März 2010 wählte eine Jury zwei sehr gegensätzliche Konzepte, die dann später noch durch verschiedene Gremien, u.A. ein Bürgerform, gingen. Aus den Begründungen wird auch deutlich, dass man wohl eine Standortentscheidung zum Freiheitsdenkmal abwarten wollte. Sehr vernünftig. Der gewählte Vorschlag soll in "in Kürze" an die politischen Gremien der Stadt weitergeleitet werden, sofern er dort Zustimmung findet, kann er "weit vor der Sommerpause" im Stadtrat beschlossen und gleichzeitig die Aufstellung eines Bebauungsplans für das ganze Areal gestartet werden.
Favorit: "Esplanade" von Wolf / Pelcák
Die Vorzugsvariante der Stadt namens "Esplanade" stammt von den Architekturprofessoren Petr Pelcák aus Brno sowie Ingo Andreas Wolf von der Leipziger Hochschule HTWK und knüpft an die historische Bezeichnung und das Erscheinungsbild an, welches das Areal vor seiner Umgestaltung zum Königsplatz 1839 hatte. Es kombiniert einen "großen Platz" mit drei weiteren Baukörpern, deren einer die neue Markthalle der Stadt Leipzig sein wird und nutzt den zu erhaltenden Bowlingtreff als Nordöstlichen Eckpunkt. Da es sich nur um ein Leitbild handelt, ist die Gestaltung des Platzes recht offen und hängt auch ein Stück weit vom Ergebnis des Wettbewerbs um das Freiheitsdenkmal ab. Es ist möglich, aber nicht zwingend, dass das Oval des Königsplatzes wieder entsteht, die Markthalle rückt aber in jedem Falle in die erste Reihe und wird damit künftig den Platz mit prägen. Zudem eröffnet diese Variante die Möglichkeit, eine Idee der Stadtbau AG weiterzuverfolgen, vor der Markthalle einen überdachten Vorplatz für Wochenmärkte und andere Veranstaltungen zu schaffen.
Die weiteren Baukörper sind nur grob ausgebildet, aus dem Artikel wird nicht deutlich, inwieweit dort neben die Markthalle begleitenden zusätzliche Straßen entstehen können. Zu wünschen wäre es, um weitere, interessante Stadträume zu schaffen. Zwischen dem Bowlingtreff, den die Kulturstiftung Leipzig als Kulturzentrum Mitte wiederbeleben will, und dem Roßplatz sieht die Vorzugsvariante ein "kleineres, schmales Hochhaus" vor, dass allerdings niedriger als der Kirchtum der momentan entstehenden Probsteikirche werden soll.
Entwurf/Quelle: Wolf/Pelcák
Meine Meinung: nach ersten Zweifeln gefällt mir die Idee ausnehmend gut, die Vorteile, insbesondere für die Stadthalle, sprechen für sich und die ungewöhnliche Form könnte einen sehr interessanten Stadtraum entstehen lassen. Wünschenswert wäre, dass die beiden großen Baukörper noch durch Straßen gegliedert werden und sich deren Ostkante stärker an der Grünewaldstraße orientiert. Monolithische Baukörper in der Größe sollte man dort nach Möglichkeit vermeiden.
Unterlegen: "Halle am Wilhelm-Leuschner-Platz" vom Planungsbüro Hinrichsenstraße 3
Die unterlegende Variante stammt vom "Planungsbüro Hinrichsenstraße 3" (ich nehme mal an, damit ist das Stadtlabor gemeint). In diesem wäre die Markthalle nicht an alter Stelle, sondern an der Ostkante des ehemaligen Königsplatzes über dem Ausgang der City-Tunnel-Station als eine zehn Meter hohe "Halle am Wilhelm-Leuschner-Platz", die als Fest-, Markt- und Kulturhalle dienen und zugleich einen Nahversorger mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche aufnehmen kann, wieder entstanden. Die Halle hätte dann trockenen Fußes direkt vom Citytunnel aus erreicht werden können, weiterhin hätte der Nordausgang an der Ampelanlage zur Straßenbahnhaltestelle gelegen und der Umstieg S-Bahn/Tram über die Halle damit ebenfalls größtenteils trockenen Fußes erfolgen können. Gegen diese Variante sprach vor allem, dass die Gründung direkt über der Tunnelstation schwierig wäre und keine Tiefgarage für die Halle errichtet werden könnte, sowie die einengende Wirkung auf das geplante Freiheitsdenkmal. In der LVZ findet sich zu dieser Variante keine Abbildung, die Beschreibung entspricht allerdings diesem Plan des Stadtlabors:
Entwurf/Quelle: Stadtlabor
Kleiner Wermutstropfen für die Stadtbau AG: das Gelände der Markthalle soll aufgrund der hohen städtebaulichen Bedeutung europaweit ausgeschrieben werden.