City West (Kudamm östlich der Fasanenstr. / Tauentzienstr.) | Kleinere Projekte

  • Auf den Glanz einer Metropole durch gepushte Hochhäuser (mit Büroräume in Überkapazitäten) können wir verzichten, da sie ein stimmiges Gesamtbild einer bestimmten Epoche auseinanderreissen.
    Der Schritt zurück wäre da durchaus sinnvoller, und es gibt im Ausland wohl Stadtverwaltungen, die ihre Stadträume "zurückbauen".
    Eine Manhattan-Skyline am Breitscheidplatz kreiert überhaupt keine Urbanität, wenn dafür
    Theater, Restaurants, Kinos (Zoo-, Gloria- und Royal-Palast) abgerissen werden und selbst die "High Society", für die solche profanen Geschäftshäuser erbaut wurden, nach 18.00 Uhr nicht weiß, wohin sie gehen soll.
    Die Imitiation eines Gewerberaumes á la Potsdamer Platz ist kreuzgefährlich. Auch wenn der Potsdamer Platz noch bommt, so werden seine "Halbwertzeiten" immer offensichtlicher. Kürzlich war Albert Speer jr. ebendort und lamentierte: "Ist doch trostlos hier! Aus Stein kann man doch Besseres bauen!"


    Urbanität heißt m.E. auch Einschluss aller Klassen, auch der Unterpriviligierten (zum Beispiel durch Integration in Kneipen, Kinos, Kirchen, Zoologischen Gärten, bei Strassenhändlern usw.). Indem man gläserne Hochhäuser für die "High Society" baut (Fritz Langs "Metropolis" und billigere Science-Fiction-Filme läßt grüssen), aber das Proletariat außen vor oder in verslumten (und dennoch romantischen) Altbaugebieten in Neukölln und Kreuzberg beläßt, macht man sich zum Totengräber einer City.


    Noch ein Nachtrag zur Hochhaus-/Geschäftsarchitektur, die angeblich so viel Fortschritt und Zukunft aufzeige: sie hat allgemein so wenig Charakter und Substanz, daß sie bereits nach wenigen Jahren "out" ist. Man vergleiche etwa Frankfurt/Main mit London: Gottseidank sind in London die historischen Stadtzentren weitgehend erhalten geblieben. Es war neulich dort einfach traumhaft zu flanieren im Gegensatz zu Berlin, Stadt der Abwickler, in der man leider geboren ist und sich zunehmend schämt für die Verantwortlichen, die hier alles platt machen mit Verweis auch angeblich zukunftsträchtige Investitionen. Bürger, Touristen, Proletarierer, Rennter, Jugendliche, Kinder, Kulturfreunde und das Kleingewerbe haben aber davon überhaupt nichts.


    Die Bautendenzen in Berlin sind nach meinem dunklen Verdacht der Anfang eine irreparablen sozialen und wirtschaftlichen Verslumung, Vorboten einer sterbenden Stadt.

  • @3rdwave: bitte nicht schon wieder einen neuen Thread aufmachen, der den Diskussionsfaden zerreisst! Dies geschah erst neulich (in der Filmtheaterdebatte) und hat zur Ausdünnung des Themas beigetragen.
    Die Diskussion geht hier sehr konkret um Kurfürstendamm und Breitscheidplatz/Tauentzien.
    In einer "separaten " Hchhausdiskussion verliert sich die Konkretion und gerät zum reinen Theoretisieren.


    Es wundert mich schon, daß, sobald hier längere Beiträge und nicht nur private Nachrichten auf dem Einsatz-Modus ausgetasucht werden, plötzlich "Neben-Rubriken" eröffnet werden.


    Bitte bleiben wir in der City-West, das möchte ich beantragen, denn ich bin hier vor 40 Jahren aufgewachsen!
    Vielen Dank!

  • Ach ja ich vergaß wo Du mir Zensur vorgeworfen hast :nono:
    Die "Neben-Rubriken" werden eröffnet um das Forum bzw. ein spezifisches Thema übersichtlich und lesbar zu halten. Was nutzt uns das ständige thematische Abschweifen?
    Wie gesagt schick mir eine Private Nachricht wenn Du darüber weiterreden möchtest.

  • Zitat von Booni

    Das sehe ich anders. Rom hat m.E. ein deutlich urbaneres Stadtbild als Berlin.


    Einspruch,


    Zitat von Booni

    Und auch Paris, das ja im eigentlichen Kernbereich auch keine Hochhäuser hat, wirkt urbaner. Vielleicht könnte man New York oder Chicago als Gegenbeispiel heranziehen, aber ich sehe diese Städte nicht als urbaner sondern lediglich als höher an.


    Ich finde New York ist die urbanste Stadt überhaupt.



    Zitat von Booni

    Nur weil es in den Straßen ein wenig schattiger ist, heißt es nicht, dass diese Stadt auch "städtischer" ist.
    Urban wirkt eine Stadt m.E. erst, wenn sie lebt, quasi 24h am Tag 365 Tage im Jahr auf den Straßen was los ist. Und dazu braucht man keine Hochhäuser.



    Ich stimm dir da 100% zu.


    Jedoch machen einige Hochpunkte eine Strasse / ein Viertel auch abends interessanter. Das wichtigste ist, das es nicht nur Büro ist. Warum gibts es noch keine Disco auf einem Hochhaus in Berlin? Oder zumindest ein chilliger Club.


    Außerdem sind nachts beleuchtete Hochhäuser wunderschön und geben einer Strasse mehr Abwechslung. 1-3 moderne Hochhäuser am Kuhdamm, warum nicht? Es ist doch nicht gleich ein neues Manhattan.


    Außerdem kann man in Berlin in den Kiezen nachts in der Woche an 365 Tagen feiern -und das seeeeehr gut-


    Zitat von Booni

    Und gegen moderne Architektur habe ich auch nichts gesagt, bin allerdings der Ansicht, dass in unzerstörten Städten nicht unbedingt modern neugebaut werden muss wenn die historische Architektur noch alle wichtigsten Anforderungen erfüllt. Wenn irgendwo wenig bedeutsame und unansehnliche Altbauten etwas modernem Platz machen, ohne das ein historisches Ensemble darunter leidet, ist das völlig okay.
    Wenn man jedoch eine Stadt hat, dessen Präsentanz der Kulturepochen bis 1945 vielleicht noch 10-30% beträgt, so ist es durchaus wünschenswert, wenn man Ensembles durch Rekonstruktionen ergänzt oder bedeutende Bauten rekonstruiert so wie es beim Hildesheimer Marktplatz oder in Frankfurt mit der Römerberg Ostzeile passiert ist.


    Meine Rede, am Breitscheidtplatz findet man jedoch nur wenig historische Gebäude, die erhaltenswert sind, meiner Meinung nach.


    Und das Schimmelpfennighaus find ich nicht wirklich besonders.

  • cinerama: Also wenn das Zoo-Fenster mitsamt Hotelnutzung kommen sollte, erhält es jawohl auch Gastronomie und vielleicht würden die ja sogar noch so eine Bar gaaaaanz oben machen, was dann ja genial wäre (finde das Haus aber trotzdem irgendwie klobig). Und das neue Schimmelpfeng Haus (das wesentlich besser aussieht) bekommt ja ein vorgelagertes Geschäfsthaus. Das also durch die beiden Hochhäuser am Platz die Geschäftsdichte sinkt steht demnach nicht zu befürchten.


    Ansonsten ist die Diskussion für oder wider Hochhäuser hier ja ohnedies müßig. Booni und cinerama mögen halt keine Hochhäuser. Geschenkt... ;)

  • Ich fuhr selber eine Zeitlang gerne (in meiner Jugend) die Hochhäuser hoch, damals waren sie auch noch zugänglicher, bis sie gänzlich "privaitisiert" wurden. Stand dann der 80er/90er und dieser Jahre aber war: Aussichtsplattformen gab es am Kudamm schon lange nicht mehr, und das Europacenter hatte den I-Punkt schon Anfang der 80er Jahre geschlossen (jetzt macht er wieder auf, wo das Center mit Bürotower, Shopping-Fläche und dem kino-abrisswütigem Management in die Krise geraten ist: ein Flugsimulator muß schnell her, Motto: "Helicopter fliegt neues Kino aufs Dach des Europacenters" - Schlagzeile aus: Berliner Morgenpost). Allerdings: dieser eine I-Punkt im Eruopa-Center nebst dem nachwievor fast unvermieteten Bürotower reicht wohl völlig aus! Weitere kalte, sterile und blasse Glasfassaden und Bürohäuser (anstelle von Form und Charakter aus Stein) reissen die Region stilistisch m.E. auseinander. Wozu neue leere Bürohäuser? An der Ecke Joachimsthaler Str./Kantstr., an der ich täglich vorbeikomme, steht seit vier jahren ein neues, völlig unvermietetes neues Bürohaus (lediglich ein Sportgeschäft ist ins EG gezogen. Vorher gab es dort immerhin noch Privatwohnungen, ein mittelmässiges Restaurant und das Kino "Olympia", das ich gerne besuchte. Heute sehen wir dort eine tote Mars-Architektur ohne Sinn und Nutzen, übrigens mitverwaltet und vergeblich feilgeboten vom Management des Europacenters).
    Nur ein totaler Rückbau in die 50er und 60er Jahre stellt warscheinlich den stimmigen Gesamteindruck in der City-West wieder her - oder andererseits der Totalabriss sämtlicher historischer Gebäude zugunsten der neuen Immobilienfonds.


    Zuviel ist dort verbaut worden, und die Neugestaltung des Zoo-Borgens mit Hotels löst nicht die sozialen, kommunikativen und kulturellen Defizite der Region. Wer geht denn schon in Hotel-Restaurants und Nobel-Bars der High Society? Tatsächlich die urbane Population?


    Nein, ich denke nämlich, selbst die jetzigen Klein-, Souvenir- und Ramschhändler im Bikini-Haus sorgen für mehr Leben, Abwechslung und Spaß als sämtliche ehrgeizigen Luxus-Projekte zusammengenommen, die noch anstehen. Selbstverständlich muß das gammelige Ambiente, der Drogenverkauf und die Unsauberkeit in der Region beseitigt werden. Dass aber ist die Aufgabe der Stadtreinigung, der Police und der Wachleute, die in der City-West selten einen Finger krumm machen.


    "Back to the roots", würde ich schwärmerisch postulieren wollen. Gerne auch in Wiedererstehung von im Krieg zerstörten Gebäuden wie der Ecke am Gloria-Palast oder am Europa-Center, wo vorher das Romanische Café stand, wenn es hierfür denn Investoren gäbe...

  • Cinerama,


    der von Dir verwendete Sprachgebrauch und die aufgezeigten Analogien lassen m. E. nur den Schluss zu, Du möchtest Deine Kindheitserinnerungen konservieren. Alles, was sich Dir dabei in den Weg stellt, wird mit Scheinargumenten überrollt (wie z. B. dem Leerstand, der Dich nicht die Bohne zu interessieren hat - Du musstest dazu extra das sehr seltene Beispiel des angeblich zuvor mit Leben gefüllten Ortes anführen, der einem leeren Bürohaus weichen musste).


    Aber es sind nur Deine individuellen Erfahrungen und die daraus resultierenden Wünsche. Andere haben andere Wünsche und Sehnsüchte, wie Du hier eindrucksvoll lesen kannst. Verrate mir einen Grund, weshalb sich Planer, Investoren oder auch nur einfach gegenteilig denkende Personen in diesem Forum Deinen Ideen unterordnen sollten! Das funktioniert bestenfalls über konstruktive Debatten. Um zu überzeugen, solltest Du jedoch unumstößliche Sachargumente im Portfolio mitführen. Da Du nicht einmal auf meine Kommentare Deiner Aussagen eingehst, mag das bezweifelt werden.


    Die von Dir bevorzugten Bauwerke der City-West, die in den 50er bis 60er Jahren entstanden sind, waren zu jener Zeit nichts weiter als Versatzstücke einer, nach Deinen Maßstäben wesentlich "inhumaneren" Stadtutopie. Es gilt hier also das Gleiche, wie in meinen ersten Anmerkungen zu Deinen Beiträgen zu lesen war: Beachte und akzeptiere den Kontext, in dem die jeweiligen Objekte enstanden sind! Nur so kannst Du der sich anbahnenden Depression entgehen. Oder willst Du das Schicksal kleingeistiger Kaffeetanten teilen, die immernoch den Kaiser wiederhaben wollen? ;)




    Booni,


    Dein Vergleich Berlins mit Rom hinkt - und das an vielen Stellen. Auch in der Senatspolitik ist man seit Jahren redlich bemüht, mediterrane Städte als Leitbild fungieren zu lassen. Trotz aller Bemühungen, bisher ohne sichtbaren Erfolg.


    Erstens, die Urbanität Roms bedingt sich am anteilig wesentlich stärkeren Touristenaufkommen. Das widerum liegt an Attraktoren, die man in Berlin niemals so aus dem Boden stampfen könnte. Viele urbane Merkmale Roms sind ohne die Touristenströme nicht denkbar.


    Zweitens, die dortigen Lebensgewohnheiten sind schon aus klimatischen Gründen nicht auf Berlin und den Breitscheidtplatz übertragbar.


    Drittens, entsteht Roms Urbanität aus Dichte. Diese Dichte entstammt historischen Begebenheiten und ist auf die in weiten Teilen noch sehr junge Stadt Berlin nicht übertragbar. In jüngeren Städten wird Dichte daher meist eher durch Extensivierung (Höhe), statt duch Intensivierung (Enge) erzielt.


    Viertens, verfügt Rom zwar über kein einziges Hochhaus im hier debattierten Sinne, zeichnet sich dafür jedoch gerade in den großen, im Laufe der letzten hundert Jahre gewachsenen Quartiere durch eine durchschnittliche Geschosszahl bei Wohngebäuden aus, die beinahe dem doppelten der in Berlin üblichen entspricht.


    Fünftens, wird man in Rom die Konkurrenz von Neuem zu bestehenden, historisch wertvollen Objekten berechtigterweise vermeiden wollen. Über derartige überregional aktive Attraktoren verfügt Berlin kaum - schon garnicht am Breitscheidtplatz!


    Sechstens, Berlin konkuriert vielmehr mit Metropolen wie Warschau, Paris, Wien, London oder auch Madrid. Im Vergleich zu Genannten sind wir, hochbautechnisch gesehen, Entwicklungsland. Und Dein Vergleich mit Paris hinkt auch insofern, als dass es a) im unmittelbaren Paris auch sehr wohl Gebäude gibt, die die Planungen am Breitscheidtplatz bis um den Faktor zwei übertreffen und b) La Concorde vom Pariser Zentrum nicht weiter entfernt ist als der Breitscheidtplatz von Berlin-Mitte.



    Gruss
    AeG


    EDIT: Das muss natürlich "La Defense" heißen :)

  • Das sind noch ganz gezielte Verdrehungen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen urbane Strukturen anderer Städte mit Berlin ebendort vergleichen, wo der historische und architektonische Kontext gar nicht gegeben ist. Für Berlin-West ist die City-West sowohl Symbol des Wiederaufbaus wie auch ein Treffpunkt in stadtebaulich in den 50er/60er-Jahre geprägten Kultureinrichtungen. Diese mit den historischen altrömischen Zentren oder mit einem völlig neu erstandenen Stadtviertel wie dem pariser Platz La Concorde zu vergleichen, greift nicht durch, weil die City-West Berlins anders ist: eine Mixtur der Gründerarchitektur und der 50er Jahre, die stets strittig war.
    Diese zugegebenermassen angestrengte Balance nunmehr durch Frankfurter Banker-Architektur gänzlich zunichte zu machen, überzeugt mich und andere auch dann nicht, wenn uns Gefühle oder "Jugenderinnerungen" entgegengehalten werden. Vermutlich ist der Verfasser des vorherigen Beitrages ein Mitstreiter der neuen City-West-Investoren? Oder der Fraktion "Alte gebt die Löffel ab?" Soviel Jubel auf Immobilien- und Banker-Investments ist schon nicht mehr rational nachvollziehbar und läßt mutmassen, daß hier jemand bestimmte Branchen und Geldinteressen vertritt, frage ich einmal höflich an.
    Im übrigen greift jene Polemik meines Vorredners, ich würde den Anlegern etwas verbieten können, ins Leere, da diese Gesellschaften sich einen erheblichen Macht- und Gestaltungsraum (bis hinein in die Politik) verschafft haben, der den Gesamtinteressen der Stadt, seiner Bürger und der sozialen Wohlfahrt nicht zwingend verbündet ist und leider auch nicht "abwählbar" ist. Hier werden von meinem Vorredner die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse von den Füssen auf den Kopf gestellt, und diejenigen, die sich gegen einen verbauten Lebensraum in dieser Stadt zur Wehr setzen, mit einem Diktaturs-Nimbus etikettiert, der unter den gegebenen Verhältnissen jeglicher Grundlage entbehrt.


    Der Gipfel des Chuzpes meines Vorredners ist gar die Zurechtweisung, es habe mich "nicht die Bohne zu interessieren", ob und wo ein (angeblich seltener) Leerstand in Berlin vorherrsche. Das klingt schon sehr verdächtig in anbetracht des tatsächlichen und bedrohlichen Bürohaus-Leerstandes (gerade wird ein weiteres an der Joachimsthaler Str. neben dem Swiss-Hotel fertiggestellt), der stadtweit bekannt ist und nunmehr den einst urbanen Kulturraum City-West zu überschwemmen hat, so daß ich jegliche Fortsetzung solcher Unternehmungen des Abrisses und durch zwielichtige Investoren verbaute Stadtzentren allmählich für ein Kapitalverbrechen halte.


    "Eigentum verpflichtet!". Meine Herren - so steht es im Grundgesetz!

  • Zitat von cinerama

    [...] Vermutlich ist der Verfasser des vorherigen Beitrages ein Mitstreiter der neuen City-West-Investoren? Oder der Fraktion "Alte gebt die Löffel ab?" Soviel Jubel auf Immobilien- und Banker-Investments ist schon nicht mehr rational nachvollziehbar und läßt mutmassen, daß hier jemand bestimmte Branchen und Geldinteressen vertritt, frage ich einmal höflich an.



    Das ist eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung. Leider hat sie den Charackter einer Unterstellung. Daher muss ich annehmen, "mein Vorredner" ;) glaubt, lediglich er sei befähigt, Volkes mehrheitliche Meinung zu postulieren. Niemand hat Dich dazu legitimiert. Cinerama, das ist kleingeistiger Dünnpfiff, leider. Ich akzeptiere Deine Bedenken und versuche, sie zu entkräften. Dir hingegen fällt nichts besseres ein, als meine wohlgemeinte Absicht als Manipulationsversuch in kognito zu missdeuten. :nono:.


    [...] Der Gipfel des Chuzpes meines Vorredners ist gar die Zurechtweisung, es habe mich "nicht die Bohne zu interessieren", ob und wo ein (angeblich seltener) Leerstand in Berlin vorherrsche[...]


    Du hast mich auch hier missverstanden. Nicht der Leerstand ist selten (bis unwahrscheinlich), sondern die Tatsache, dass ein funktionierendes urbanes Quartier einem leerstehenden Renditeobjekt geopfert wird. Da Du offenbar die direkten Worte liebst nenne ich das mal so: Dein Beispiel ist an den Haaren herbeigezogener, konstruierter Unfung! Konkretisiere das doch bitte einmal. Weder das Viktoria-Areal, das Ku'damm-Eck, das alte C&A -Kaufhaus, der Royal-Palast oder die Leibnitz-Kollonaden waren/sind nach unserer Konvention vormals urbane Orte, die zwangsweise etwas Platz schaffen mussten für heutigen Leerstand. die Frage, was Dich am Leerstand von Orten interessiert, die zuvor nie so intensiv bewirtschaftet oder aber aufgegeben wurden, hast Du leider noch nicht beantwortet, Polemiker.


    Und der Höhepunkt Deiner Argumentation ist der Verweis auf demokratische Instanzen! Das klingt hier gerade so, wie: "Ich bin zwar ungewillt, mich inhaltlich mit der Sache zu befassen (bzw., die Meinungen Andersdenkender zu akzeptieren), aber ich darf trotzdem mitreden, so steht's nunmal im Gesetz!" :lach: Aber erstens ist der demokratische Planungsprozess nicht dazu gedacht, als Verhinderungswerkzeug der Ewiggestrigen missbraucht zu werden und zweitens hat Demokratie in dieser Sache bisher nur dafür gesorgt, zu konservieren oder (faule) Kompromisse zu finden. Demokratische Beteiligung dient als Reißleine, um unbillige Härten für einzelne Betroffene zu verhindern. Neues, gar Innovatives kann sie dem Wesen nach im Falle von Architektur nicht erbringen. Nicht einmal in einer Wettbewerbsjury sind paritätische Verteilungen wünschenswert. Das ist auch gut so. Welche Merkmale der heute von Dir geliebten City-West wären denn möglich gewesen, hätte Demokratie in Deinem Sinne schon zu Zeiten vergangener Planungswellen "gewütet"? Denk mal darüber nach!


    Ich wähle mal ein einfaches Beispiel, das auch Dir gerecht werden sollte: Der "Pöbel" kauft(e) wie verrückt Bohlen-Platten. Niemand, der sich intensiv mit Musik beschäftigt, wird Herrn Bohlen wegen seiner kompositiorischen, texterischen Qualitäten verehren (allenfalls sein Instinkt für die Masse würde Anerkennung finden). In Architektur und Städtebau verhält es sich ähnlich. Würdest Du einem ernsthaften Musiker mit Hilfe "demokratischer" Daumenschrauben nahelegen wollen, zukünftig nur noch Bohlen-Geklimper und -Gejodele zu imitieren? Nein? Aber warum hältst Du dann Architekten und Planer für "weltfremd"? Sind die alle im ersten Semester einer Gehirnwäsche unterzogen worden? Für den Fall, Du bist ein ganz Schlauer und sagst, in diesem Vergleich wären die neuen Planungen für die City-West die Entsprechung zu Bohlen-Mucke frage ich Dich vorauseilend, willst Du den Massengeschmack "demokratisch" verbieten? Letztlich entscheidet der Markt.


    Die derzeitige "Balance" der City-West entstammt Deiner individuellen Wahrnehmung. Dass Du die bewahren willst, dürften inzwischen alle verstanden haben. Für mich ist sie das nicht, da ich - offenbar im Gegensatz zu Dir - über den Tellerrand hinaus schaue, Fantasie und Vorstellungskraft besitze und auch Risiken in Kauf nehme, wenn ich Chancen erkenne. Die City-West als kulturelles Zentrum von gestern ist auch Schnee von gestern. Sie funktioniert nicht als Freiluftmuseum für die Kindheitserinnerungen des Herrn Cinerama. Das musst Du begreifen! Du kannst sie nicht auf Kosten anderer konservieren. Dafür ist es eh zu spät. Sie muss sich neu erfinden. Und das tut sie gerade (oder schon seit Jahren). Die Chancen sind zu groß, als dass man sie den Wünschen von ein paar Krawallmachern, die irgendwann ins Gras beißen, unterordnen sollte. Es tut mir Leid um Deine Trauer. Aber versuch doch einfach im nächsten Leben, als Investor oder Planer auf die Welt zu kommen ;).



    Gruss
    AeG

  • Die City-West nach Vorbild der 50er und 60er Jahre Architektur wieder aufbauen und dann so zu konservieren.


    Der Vorschlag sagt alles aus. Die City-West muss auch mit der Zeit gehen um zu überleben und die neuen Gebäude gefallen mir sehr gut.

  • Diese Kontemplationen von AeG stellen unter dem Deckmantel der „Realpolitik“ die bis dato hemmungs- und skrupelloseste Manipulation von Öffentlichkeit dar, die ich wirklich seit langem vernommen habe. Ich verfechte daher einen mir sinnvoll erscheinenden Gegenstandpunkt, ob er nun Volkes (oder Investors) Meinung sei oder nicht. Der von meinem Vorredner bemühte Diskurs über Demokratieverständnis entlarvt sich schon dadurch, dass dieser Begriff stets dann instrumentalisiert wird, wenn es um eigene Interessen geht. Ich brauche also keineswegs „legitimiert“ zu sein, wie AeG einfordert, um das Wort zu ergreifen (notabene: es gibt seti dem 19. Jhd. in der bürgerlichen Verfassungeschichte Grundrechte, ohne die auch der Investor oder Spekulant keinen Handlungsraum hätte – und diese „Legitimation“ [Freibrief] wird ihm per Autorität als bestitzende Elite zuerkannt). Mein Vorredner AeG attestiert mir „Dünnpfiff“. Um hernach neuerlich kulturelle Bedürfnisse zu negieren, die Geschichte zu leugnen und den Bedürfnishorizont zu verrehen. Aus solchen Invektiven spricht (nach meinem Eindruck) elitärer Dünkel eine bestimmten Wirtschaftsklasse, die für sich reklamiert, Standortinteresse, Verantwortung und Leistungsbereitschaft inkarniert zu haben. Rhetorik und Ideologiegehalt jeher Ausführung sind ebenso polemisch wie mein Ansatz, und so sollte es auch offengelegt werden. Man kann doch nicht wie der Vorredner es tut einerseits einen Demokratiediskurs beginnen wollen (Historisches, Form, Verfassung, Plebiszit und Klassenspezifik würden hierbei zu unterschiedlichsten Kategorien führen, wo sich der Dikutan nicht heranwagt), andererseits aber „Demokratie“ (welche denn denn nun? Die bestehende?) als schädlich im Meinungs- und Entscheidungsprozess zu deklarieren, ich zitiere:


    Aber erstens ist der demokratische Planungsprozess nicht dazu gedacht, als Verhinderungswerkzeug der Ewiggestrigen missbraucht zu werden und zweitens hat Demokratie in dieser Sache bisher nur dafür gesorgt, zu konservieren oder (faule) Kompromisse zu finden. Demokratische Beteiligung dient als Reißleine, um unbillige Härten für einzelne Betroffene zu verhindern. Neues, gar Innovatives kann sie dem Wesen nach im Falle von Architektur nicht erbringen. Nicht einmal in einer Wettbewerbsjury sind paritätische Verteilungen wünschenswert. Das ist auch gut so.

    „Ewiggestrig“ als Vorwurf ließe sich beliebig in jede Richtung polemisieren: liest man solche Tiraden genauer, könnte man sie sogar zugunsten der „Legitimation“ der … sagen wir hier ruhig einmal … Nationalrevolutionären wenden: für Albert Speer sr. und seinen Mäzen wäre dies der Freibrief gewesen, halb Berlin abzubrennen und eine neue (geschichtslose und auf reine Machtrepräsentanz angelegte Metropole namens) Germania zu errichten. Dies wird mein Vorredner als überspitzt vehement von sich weisen, aber in der Rigorosität der epidemischen Abriss- und Neubaudebatten, in der die evidente Gesichts- und Charakterlosigkeit der neuen Fassaden zutage tritt (die statt Charakter lediglich ein kristallines Funkeln dem etwas gammeligen Look der Altfassaden entgegensetzen) erkenne ich einen globalisierten Macht-, Gestaltungs- und Konsumtionswahn ungebremster Spekulanten und freiwillig sich unterwerfender Konsumenten, der allenfalls der Rendite der Anleger zu dienen hat, wekche hier wie dort eine Dependenz durchboxen möchten, ungeachtet der vorherigen Kultursphäre in der Region. Die Kultursphäre in der City-West war (und ist) aber sehr vielgestaltig, Licht und Schatten finden sich hier, und es ist ein Unverfrorenheit, wenn die Ausführungen meines Vorredners AeG insinuieren, Volkes Wille, Wunsch, Bedürfnis und Entäusserung tendiere stets zur „Dieter-Bohlen-Mentalität“. Eine Carte blanche für Wirtschaftseliten, die im Staat das Sagen haben sollten, entlehne ich hieraus.
    Die City-West hatte an Wertschöpfung, Entertainment, Kultur und Kommunikation mehr zu bieten. Sich hinzustellen und zu sagen, das sei alles vorbei, nun müsse was Neues her, gibt ganze Stadträume, um die selbst von den Investoren becircte Bezirkspolitiker noch kämpfen, dem Verfall preis und zur Gänze auf. Mir ist der Hintergrund solchen Abbruchs- und Neubauradikalismus nicht unbekannt, wird doch stets damit argumentiert, diese Stadt vertrage nicht drei Zentren: Alexanderplatz, Potsdamer Platz, City West.
    Selbstredend verwahre ich mich dagegen. Auch ist zu fragen, ob das Projekt Potsdamer Platz (und die kommenden am Alexanderplatz) einen solchen Preis wert waren, in dem nun die Relikte der Wiederaufbauära zur Gänze geschleift werden? Dieser Tendenz einer Wirtschaftsdiktatur der Baulöwen und internationalen Konzerne muss massiv entgegengetreten werden, denn diese „Machtelite“ bringt es ungeniert fertig, nicht nur Geschichte, Kunst, Kommunikation und Baudenkmäler zu entsorgen, sondern am Ende den Menschen selbst. Dies bedeutet für mich "mit der Zeit gehen".


    Konkret noch zu einigen angesprochenen City-West-Bauten, ich zitiere den Abgesang meines Vorredners:


    Weder das Viktoria-Areal, das Ku'damm-Eck, das alte C&A -Kaufhaus, der Royal-Palast oder die Leibnitz-Kollonaden waren/sind nach unserer Konvention vormals urbane Orte, die zwangsweise etwas Platz schaffen mussten für heutigen Leerstand. die Frage, was Dich am Leerstand von Orten interessiert, die zuvor nie so intensiv bewirtschaftet oder aber aufgegeben wurden, hast Du leider noch nicht beantwortet, Polemiker.


    Was warum und durch wen „intensiv“ genug bewirtschaftet wurde, darf gerne diskutiert werden! Aber eine Skizzierung der Mißwirtschaft ist m.E. keine Legitimierung für Abschaffung sinnvoller Gewerbeansiedlungen. Zumindest hatten diese Stätten eine höchst wechselhafte, abwechslungsreiche und sprudelnde urbane Kultur zu bieten, selbst an der Ecke Joachimsthaler Str. /Kantstr. wie bereits erläutert. Das Kudamm-Karree hatte das Panoptikum, eine Bowlingbahn, die Kinos „Camera“, „Oscar“ und „Smoky“, zwei Sexkinos und Videokabinen für das kleinstmögliche Vergnügen. Jetzt tobt sich dort die Monokulturation aus: Textilhopping ohne Ende, bis zum Abwinken. Sofern an einigen der genannten Orte sogar ein Leerstand auftritt („Filmbühne Wien“, das Bürohaus Ecke Joachimsthaler Str./Kantstr.), so erscheint mir der vorherige Zustand, mittlerweile selbst das Sexgewerbe, „humaner“ konzipiert gewesen zu sein, als spekulatives Investment und Kapitalverbrennung.


    Noch ein Zitat des Herrn AeG:


    Die City-West als kulturelles Zentrum von gestern ist auch Schnee von gestern. Sie funktioniert nicht als Freiluftmuseum (...).


    Warum eigentlich nicht? Der authentische Rückbau in die 50er/60er Jahre, die ich antithetisch einmal als Maximalposition vorstelle, könnte eine atemberaubende Faszination und einen echten Publikumsmagneten – gerade auch für die Touristen – exemplifizieren. Diese City hätte – von Halensse bis zum Wittenbergplatz – hundertfach mehr zu bieten als die beiden anderen genannten Stadtzentren. Sie hat auch jetzt noch mehr zu bieten, wie mir einmal Dr. Hassemar, gleichwohl er einer der Schöpfer des Potsdamer Platzes war, kundtat.


    Ein „Freiluftmuseum“ kann unter entsprechenden Bedingungen eine Sensation sein. Ich finde diese Idee ausgesprochen zündend! Ein authentischer Wiederaufbau von Stadtsektoren ist nicht unbedingt ein Zeichen von Einfallslosigkeit oder seines Sinns entraubtem Konservatismus: so wurde etwa die Altstadt Krakau authentisch wieder aufgebaut: eine Sensation.


    Nichts gegen kühne, strahlende Architekturentwürfe des dritten Jahrtausends: wir brauchen diese Evolution, wenn sie den Stadtbewohnern dient. Warum aber, das wurde bereits von anderen Forumsteilnehmern gefragt, geschieht dies nicht auf brach liegenden Geländen, unbebautem Terrain oder auch am Stadtrand? Wenn diese Konzepte und Gewerbe derart überragend propektiert, dann dürften sie sich auch anderenorts durchsetzen. Dafür aber schafft man nicht die Geschichte ab, sondern engagiert sich für ihre Zeugnisse, erhält oder reaktiviert ihre Kultur.


    Hier aber, in der City-West, besteht aus wohlüberlegtem Grunde ein Denkmalschutz.

  • cinerama: Ich glaube, Dein Post könnte man tatsächlich schon als "schriftliches Filibustieren" bezeichnen. Um sich mit Deinem Post wirklich auseinanderzusetzen, müsste man ihn vollständig lesen, aber dagegen ist sogar das FAZ-Feuilleton kurzweilig formuliert... ;)

  • Dies tut mir leid. Aber eine Diskussion (oder glaubhafte Erwiderung) ist nicht mit einem Einzeiler abzuhaken! Wer nicht diskutieren mag, sollte auch nicht "unflätig" Einzeiler absondern!
    (Immerhin ist AeG noch des Formulierens fähig). :lach:

  • Cinerama,


    wir reden aneinander vorbei. Offenbar fokussierst Du Dich so sehr auf den vermeintlichen Wohlklang der eigenen Ausführungen, dass es Dir schwer fällt, meine Kommentare auf Anhieb richtig zu deuten.


    Erstens, nicht ich habe den Demokratiebegriff instrumentalisiert. Du warst es! Aber ich liege wohl richtig in der Annahme, Du begreifst Dein verbrieftes Mitspracherecht als Waffe im Klassenkampf: Du, der kulturvolle Bürger gegen die niederen Interessen des Großkapitals. Richtig? Da liegt der Hase im Pfeffer begraben! Eingemauert in Deinen Kampfposten nimmst Du alles, was Deinen Zielen widerspricht, als Angriff auf Dich war. Und da Du Dich für eine gebildete Persönlichkeit hältst (Deine Wortwahl legt das nahe ;)) und die Nähe zu Gleichgesinnten suchst besteht Verdacht, Du/Ihr seid eine rechtschaffende Minderheit, wenn nicht gar eine unterdrückte Mehrheit. Zu bewegen haben sich die Anderen. Stimmt's? Dass vieles von dem, was an jüngeren Entwicklungen in der City-West sichtbar ist, bereits aus von Deinesgleichen bzw. der von Dir angerufenen Politik mitinitiierten Kompromissen besteht, blendest Du dabei aus. Musst Du auch, nur so kannst Du Deine prekäre Lage verkaufen.


    Der 'Spekulant' bist im Übrigen Du. Du spekulierst darauf, wenn Du genug Wind machst, geschieht alles nach Deinem Gusto. Dumm nur: auf der 'grünen Wiese', wo Du das Kapital lieber verbuddelt sehen möchtest, warten schon längst Deine ländlichen Glaubensbrüder. Kalkül?



    Zweitens, 'Dünnpfiff' bezog sich offensichtlich und ausschließlich auf Deine Unterstellung, ich wäre Teil Deines verfeindeten Gegenübers. Du hast natürlich recht, aus Deinem Klassenkampf-Mikrokosmos betrachtet hast Du gar keine andere Wahl, als diesen Schluss zu folgern. Das beweist aber leider nur Deine Verklemmtheit, Dein Schmoren im eigenen Saft!


    Drittens, ich habe nirgends behauptet 'Volkes Wille, Wunsch, Bedürfnis und Entäusserung tendiere stets zur 'Dieter-Bohlen-Mentalität'". Das war ein rein hypothetischer Vorgriff auf mögliche Argumente Deinerseits. Abgesehen davon hat Herr Bohlen leider auch wesentlich mehr Tonträger umgesetzt, als viele ernstzunehmendere, engagiertere Zeitgenossen. Als jemand, der vorab nach Mehrheitsmeinungen ruft - ich tue das ausdrücklich nicht (Mehrheitsmeinungen bilden sich schließlich oft erst auf der Basis avantgardistischer Ergebnisse) - verwundert es mich sehr, dass diese auf einmal nicht mehr gelten sollen.



    Der authentische Rückbau in die 50er/60er Jahre, die ich antithetisch einmal als Maximalposition vorstelle, könnte eine atemberaubende Faszination und einen echten Publikumsmagneten _ gerade auch für die Touristen _ exemplifizieren. [...]
    Ein "Freiluftmuseum" kann unter entsprechenden Bedingungen eine Sensation sein. Ich finde diese Idee ausgesprochen zündend! Ein authentischer Wiederaufbau von Stadtsektoren ist nicht unbedingt ein Zeichen von Einfallslosigkeit oder seines Sinns entraubtem Konservatismus: so wurde etwa die Altstadt Krakau authentisch wieder aufgebaut: eine Sensation.


    Siehst Du, Du stellst "Maximalforderungen" auf und Dein Gegenüber tut das ebenso. Was am Ende dabei herauskommt kannst Du an den neuesten Projekten der City-West ablesen. Das ist nämlich bereits das Ergebnis demokratischer Positionsfindung. Es zeugt nur von Deiner Unkenntnis, dass Du das nicht wahr haben willst. Wir sind bei meiner Lieblingsthese: Demokratie ist ein schlechter Bauherr.


    Zu den "Sensationen": Ja, mag sein, für Krakau gilt das. Aber andernorts gibt es ebenso gegenteilige Entwicklungen, die hin und wider auch als "Sensation" Eingang in die Geschichte finden. Dein Beispiel war also überflüssig. Es manifestiert lediglich Deine, inzwischen wohlbekannte, Geisteshaltung.



    "Ewiggestrig" als Vorwurf ließe sich beliebig in jede Richtung polemisieren [...] für Albert Speer sr. und seinen Mäzen wäre dies der Freibrief gewesen, halb Berlin abzubrennen und eine neue (geschichtslose und auf reine Machtrepräsentanz angelegte Metropole namens) Germania zu errichten.


    So leid es mir tut, aber auch diese Ereignisse sind Bestandteil unserer Geschichte. Bei allem Übel, das dieses Regime über die Welt gebracht hat, wäre auch Deine Beispiel-Argumentation in sich schlüssig. Entgegen Deiner naiven Annahme wären die Speerschen Planungen keineswegs "geschichtslos" gewesen. Das, was Dich an der City-West an "historischen", scheinbar "gewachsenen" Strukturen so sehr zu beeindrucken scheint ist ebenso das Ergebnis weniger Jahre forcierter Bauwut! Aus heutiger Sicht wären Speers Umsetzungen zeitlich, wie von der hoheitlich determinierten Planung, näher an der zweiten Welle der Gründerzeit, wie sie die City-West bestimmt, als es das Hier und Jetzt ist. Begreife das! Es gibt in der City-West keinerlei Substanz, die sich mit der Altstadt von Krakau messen ließe!


    Und bedenke auch, die Umsetzung der heutigen Quartiere in Charlottenburg und Wilmersdorf geschah keinesfalls ausschließlich auf der grünen Wiese. Es ist das Überstülpen des vor allem wilhelminischen Zeitgeschmacks auf Bestehendes/Bestandenes. Hier erneut mein Einwand: Wäre es unter Teilnahme von Deinesgleichen damals so entstanden? Alles, was im späteren Verlauf an Kriegszerstörtem ersetzt oder einfach nur hinzugefügt wurde entspricht architektonisch wie ökonomisch den jeweiligen Erfordernissen seiner Zeit. Weshalb die Zäsur ausgerechnet Punkt 1914 oder, wie in Deinem Falle: 1969, erfolgen solle, müsstest Du mit ernstzunehmenden Argumenten belegen.


    Dieser Tendenz einer Wirtschaftsdiktatur der Baulöwen und internationalen Konzerne muss massiv entgegengetreten werden, denn diese "Machtelite" bringt es ungeniert fertig, nicht nur Geschichte, Kunst, Kommunikation und Baudenkmäler zu entsorgen, sondern am Ende den Menschen selbst. Dies bedeutet für mich "mit der Zeit gehen".


    Wieder eine Deiner Klassenkampf-Parolen! Dieses Szenario stammt vielleicht aus einer fragwürdigen Science Fiction -Vorlage. Fakt ist, "Baulöwen" oder auch "internationale Konzerne" sind immanent gezwungen, ihre Investitionen so zu tätigen, dass sie auf eine Mehrheit nicht abstoßend wirken. Sie werden von Personen gelenkt, deren eigener Wohlstand an den der Konsumenten gekoppelt ist. Für Auswüchse existieren demokratische Instanzen! Letztere können jedoch nicht in die detaillierte Gestaltung eingreifen, wie weiter oben erläutert wurde: zu recht! Und für den Fall, es geht dennoch etwas schief, so haben wir das unter "try&error" zu verbuchen. Nur wer nichts tut macht auch keine Fehler!



    Gruss
    AeG

  • Es gibt ja auch erhaltenswertes an der Ecke, was ja auch nicht zur Disposition steht. Die 3 Gebäude der Gedächtniskirche, der Zoo-Palast (naja gut, der steht schon zur Disposition) und auch das Europa-Center und natürlich die Kranzler-Rotunde. Und natürlich auch dieses furchtbare Bikini-Haus. Es ist ja nicht so, dass hier ein Kahlschlag ansteht.

  • Eben! Das, was erhalten wird und das, was neu hinzukommt entstammt einem weitestgehenden Konsens zwischen Politik und Planern. Cineramas bewußte(?) Verdrängung der Realitäten - bis hin zur Infragestellung der Integrität am Planungsprozess Beteiligter - dient lediglich dem vordergründigen Zweck, seinen individuellen Maximalforderungen das Antlitz öffentlich zu fordernder Notwendigkeiten einzuhauchen!

  • In meinen Augen ist das einzig erhaltenswerteder gründerzeitliche Stumpf der K-W-Gedächtniskirche. M.E. sollte man - wenn man sie als Mahnmal gegen den Krieg stehen lassen will - die Eiermann-Bunker abreißen oder ins Hansaviertel versetzen und den Rest rekonstruieren, den Eiermann damals beseitigen lassen hat. So wie jetzt ist es in meinen Augen eher ein Mahnmal gegen die Abrisswut und 50er-Jahre-Architektur.


    Und ich sehe für den Breitscheidplatz nur eine Rettung und zwar ein kompletter Neubau um den Rest der Gedächtniskirche in den Dimensionen der Vorkriegsbebauung. Am liebsten natürlich eine Rekonstruktion, denn das Ensemble um die Gedächtniskirche war schon was einmaliges aber da steh ich sicher alleine auf weiter Flur.

  • Man soll die Meinung anderer ja respektieren, aber was sich hier abspielt... :puke:
    Konsequenzen aus diesem Post nehme ich in Kauf...

  • Von mir brauchst du keine erwarten, denke manchmal genauso über deine Postings, kann mich aber zurückhalten das zu sagen, ich denk mir dann auch immer, andere Meinungen muss man akzeptieren.


    ... anders würden Internetforen auch gar nicht funktionieren.

  • Cinerama,
    Aber ich liege wohl richtig in der Annahme, Du begreifst Dein verbrieftes Mitspracherecht als Waffe im Klassenkampf: Du, der kulturvolle Bürger gegen die niederen Interessen des Großkapitals. Richtig? Da liegt der Hase im Pfeffer begraben! Eingemauert in Deinen Kampfposten nimmst Du alles, was Deinen Zielen widerspricht, als Angriff auf Dich war.

    Mir sagt es wenig, wer hier Dinge persönlich abhandelt: es geht um objektiv vorhandene Fragestellungen zur Urbanität und Lebensqualität. Hierbei kann gar nicht konsequent genug gestritten werden.
    Und da Du Dich für eine gebildete Persönlichkeit hältst (Deine Wortwahl legt das nahe ) und die Nähe zu Gleichgesinnten suchst besteht Verdacht, Du/Ihr seid eine rechtschaffende Minderheit, wenn nicht gar eine unterdrückte Mehrheit. Zu bewegen haben sich die Anderen. Stimmt's?
    Das ist möglich, ebenso aber auch auf Irrtum beruhend. Dass vieles von dem, was an jüngeren Entwicklungen in der City-West sichtbar ist, bereits aus von Deinesgleichen bzw. der von Dir angerufenen Politik mitinitiierten Kompromissen besteht, blendest Du dabei aus.
    Von Anbeginn war es ein politischer Skandal, an einem historisch seit 40 Jahren zerstörtem und an Bedeutung verlorenenen Standort (Potsdamer Platz) eine überflüssige und minderwertige neue City zu erbauen, die zur Verdrängung von m.E. beachtlicheren Standorten führte.
    Musst Du auch, nur so kannst Du Deine prekäre Lage verkaufen.
    Bitte?
    Der 'Spekulant' bist im Übrigen Du. Du spekulierst darauf, wenn Du genug Wind machst, geschieht alles nach Deinem Gusto.
    Na zumindest, dass endlich die Vernunft einkehrt und die Einsicht in die Kurzsichtigkeit eines Abrissautomatismus die Überhand gewinnt. Die Entsorgung gerade der 50er und besonders der 60er Jahre-Architektur ist derzeit én vogue.
    Dumm nur: auf der 'grünen Wiese', wo Du das Kapital lieber verbuddelt sehen möchtest, warten schon längst Deine ländlichen Glaubensbrüder. Kalkül?
    Wie bitte?
    Zweitens, 'Dünnpfiff' bezog sich offensichtlich und ausschließlich auf Deine Unterstellung, ich wäre Teil Deines verfeindeten Gegenübers. Du hast natürlich recht, aus Deinem Klassenkampf-Mikrokosmos betrachtet hast Du gar keine andere Wahl, als diesen Schluss zu folgern. Das beweist aber leider nur Deine Verklemmtheit, Dein Schmoren im eigenen Saft!
    Sorry, Deine Äusserungen sprechen eine klare Sprache. In einer Stadt, die von solchen Projekten und Machern bestimmt wird, mögen wir nicht mehr leben. Es ist doch pervers, was hier ansteht.
    Drittens, ich habe nirgends behauptet 'Volkes Wille, Wunsch, Bedürfnis und Entäusserung tendiere stets zur 'Dieter-Bohlen-Mentalität'". Das war ein rein hypothetischer Vorgriff auf mögliche Argumente Deinerseits.
    Lassen wir das.
    Abgesehen davon hat Herr Bohlen leider auch wesentlich mehr Tonträger umgesetzt, als viele ernstzunehmendere, engagiertere Zeitgenossen. Als jemand, der vorab nach Mehrheitsmeinungen ruft - ich tue das ausdrücklich nicht (Mehrheitsmeinungen bilden sich schließlich oft erst auf der Basis avantgardistischer Ergebnisse) - verwundert es mich sehr, dass diese auf einmal nicht mehr gelten sollen.
    Bohlen ist genauso eine vorübergehende Mode wie Konsumarchitektur, die uns von Spekulantenseite als glitzerndes Trugbild verkauft werden soll. In wenigen Jahren (wenn es zu spät ist) rauft man sich darüber die Haare, da sich dieser Stil als kurzlebig oder inhaltsleer erwiesen hat.
    Siehst Du, Du stellst "Maximalforderungen" auf und Dein Gegenüber tut das ebenso.
    So ist es. Das klärt die Positionen.
    Was am Ende dabei herauskommt kannst Du an den neuesten Projekten der City-West ablesen. Das ist nämlich bereits das Ergebnis demokratischer Positionsfindung. Es zeugt nur von Deiner Unkenntnis, dass Du das nicht wahr haben willst. Wir sind bei meiner Lieblingsthese: Demokratie ist ein schlechter Bauherr.
    Auf Senats- und Bezirksebene ist noch überhaupt nichts entschíeden. Diese Planungsvorhaben gehen sowohl über den Tisch der Senatskanzlei (Ingeborg Junge-Reyer) wie auch – da der Bezirk sich ein „Mitspracherecht“ zurückerkämpfen will, über den Tisch von Baustadtrat Dr. Gröhler und Bezirksbürgermeisterin Frau Thiemann. Diese Leute sind mir bereits begegnet (als Folge meiner Anti-Abriss-Kampagne am Europacneter). Auch die BVV wünscht ein Mitspracherecht. Entscheiden werden auch die Bauämter. Rein rechtlich betrachtet. Die Praxis wird wohl wieder vom Kapital diktiert.
    Zu den "Sensationen": Ja, mag sein, für Krakau gilt das. Aber andernorts gibt es ebenso gegenteilige Entwicklungen, die hin und wider auch als "Sensation" Eingang in die Geschichte finden.
    Welche denn? Der neue, kulturlose Breitscheidplatz anno 2010? Oder der Potsdamer Platz?
    Dein Beispiel [Albert Speer-Entwürfe für 'Germania', Erg. d. V.] war also überflüssig. Es manifestiert lediglich Deine, inzwischen wohlbekannte, Geisteshaltung.
    So leid es mir tut, aber auch diese Ereignisse sind Bestandteil unserer Geschichte. Bei allem Übel, das dieses Regime über die Welt gebracht hat, wäre auch Deine Beispiel-Argumentation in sich schlüssig. Entgegen Deiner naiven Annahme wären die Speerschen Planungen keineswegs "geschichtslos" gewesen. Das, was Dich an der City-West an "historischen", scheinbar "gewachsenen" Strukturen so sehr zu beeindrucken scheint ist ebenso das Ergebnis weniger Jahre forcierter Bauwut!

    Auf die 50er Jahre bezogen ist dies zutreffend. Tlws. widersprüchlich und auch im Geschmack verirrt, mitunter stilistisch sogar entgleisend. Aber: es war ein Unterhaltungsparadies noch in den 90er Jahren gegenüber dem, was an Neubauwüsten dort droht.
    Aus heutiger Sicht wären Speers Umsetzungen zeitlich, wie von der hoheitlich determinierten Planung, näher an der zweiten Welle der Gründerzeit, wie sie die City-West bestimmt, als es das Hier und Jetzt ist.
    Das ist hypertroph aufgeblasener Neo-Klassizismus: weder Avantgarde noch geschichtsbewußt. Ein zu Stein gewordener Totalitarismus, nicht mehr und nicht weniger.
    Begreife das! Es gibt in der City-West keinerlei Substanz, die sich mit der Altstadt von Krakau messen ließe!
    Die Häuser der Gründerzeit sind durchaus beachtliche Stätten. Auch der Eiermann-Bau der KWG (habe dort jahrelang gewirkt) und fast alle pompösen oder auch verschachtelten Filmtheater (habe dort ebenfalls jahrelang gewirkt). Etliche Theaterbauten sind es: TeDeWe, Renaissance-Theater, Theater und Komödie am Kurfürstendamm (ebenfalls schliessungsbedroht), etliche Restaurants und Hotels (das alte Kempinski ebenso wie der Neubau (!) des Swiss-Hotels), das Kaufhaus KaDeWe ist es ohnehin.
    Und bedenke auch, die Umsetzung der heutigen Quartiere in Charlottenburg und Wilmersdorf geschah keinesfalls ausschließlich auf der grünen Wiese. Es ist das Überstülpen des vor allem wilhelminischen Zeitgeschmacks auf Bestehendes/Bestandenes.
    Kein Einwand: es ist wilheminische Protzarchitektur. Sie hat aber eine historische Autonomie entwickelt, ein Eigenleben und sinnstiftende Moment und Identitäten hervorgebracht: man fühlt sich darin heute „wohler“, als unter den Fittichen seelenloser Bürohausarchitektur (siehe Potsdamer Platz).
    Hier erneut mein Einwand: Wäre es unter Teilnahme von Deinesgleichen damals so entstanden?
    Nein. In einer – wir kehren gern zurück zur „Klassenkampfpolemik“ – siegreichen Arbeiterrepublik wäre einiges anders und nützlicher gebaut worden.
    Alles, was im späteren Verlauf an Kriegszerstörtem ersetzt oder einfach nur hinzugefügt wurde entspricht architektonisch wie ökonomisch den jeweiligen Erfordernissen seiner Zeit.
    Nein. Nicht nur ökonomischen. Auch ideologische und kulturelle Botschaften sollten damit ausgesandt werden: die City-West als Sinnbild des Lebenswillens einer isolierten Stadt, als Symbol der Vitalität und Lebensqualität (Unterhaltung & Kultur) der sozusagen bedrängten Westberliner im Widersatz zur SBZ.
    Weshalb die Zäsur ausgerechnet Punkt 1914 oder, wie in Deinem Falle: 1969, erfolgen solle, müsstest Du mit ernstzunehmenden Argumenten belegen.
    Der Höhepunkt der Vitaltität am Breitscheidplatz erfolgte m.E. mit der Ergänzung der umliegenden Theater, Restaurants und Filmtheater durch die umstrittende Erbauung des Europacenters mit dem kühnsten Kinoentwurf, den ich kenne. Nach 1965 setzte somit die Degenerationsphase ein, da die dort tätigen Unternehmen selten reform- und erneuerungsfähig waren. Der Abriss des MGM-Kinos 1977 war ein erster Schock für dei Berliner, der Bau des Kudamm-Karrees und des Kudamm-Ecks eine unaugegorene Replik auf das Europccenter, gleichwohl sich dort als Subkultur beachtliche Biotope entwickelten, den neuen Glitzerbauten am Breitscheidplatz nicht zutraue,
    Fakt ist, "Baulöwen" oder auch "internationale Konzerne" sind immanent gezwungen, ihre Investitionen so zu tätigen, dass sie auf eine Mehrheit nicht abstoßend wirken.
    Dafür gibt es aber leider zu genüge Gegenbeispiele! Das Vertrauen in die Vernunft und Bildung des Bauherrn ist ein sehr frommer Wunsch. Ich kenne einige dieser Herren: aus meiner Sicht verdienen sie die Verfrachtung in eine LPG.
    Sie werden von Personen gelenkt, deren eigener Wohlstand an den der Konsumenten gekoppelt ist.
    Das ist bereits auch ideologisch, entspringt scheinbar der fordististischen Auffassung: der Markt richtet es schon irgendwie. Leider aber hat sich das Gegenteil als richtig herausgestellt: ein kurzsichtiges Profitinteresse einiger weniger zerstört seit längerem die Lebensgrundlagen vieler. Dies ist eine nun wirklich unumstößliche Tatsache – darüber kann ich nicht diskutieren.
    Für Auswüchse existieren demokratische Instanzen!
    Bitte? Wir leben in einer Phase der Entpolitisierung von Politik. Politiker als Weisungsempfänger von Lobbyisten, die sich auf eine „Realpolitik“ oder den „Sachzwang“ berufen, um somit zu verharmlosen, dass sie dem Zerstörungszug des Kapitals nicht mehr entgegenzusetzen wissen.
    Letztere können jedoch nicht in die detaillierte Gestaltung eingreifen, wie weiter oben erläutert wurde: zu recht! Und für den Fall, es geht dennoch etwas schief, so haben wir das unter "try&error" zu verbuchen. Nur wer nichts tut macht auch keine Fehler!
    Die „Versuch und Irrrtum“ entsorgt derzeit unsere Nachkriegsgeschichte, unsere Identität, unsere Lebens- und Unterhaltungszentren, die Kultur, die Theater, die Kinos und durchaus restaurierungswürdige Nachkriegsgebäude. Schönen Dank!
    Es gibt ja auch erhaltenswertes an der Ecke, was ja auch nicht zur Disposition steht. Die 3 Gebäude der Gedächtniskirche, der Zoo-Palast (naja gut, der steht schon zur Disposition) und auch das Europa-Center und natürlich die Kranzler-Rotunde. Und natürlich auch dieses furchtbare Bikini-Haus. Es ist ja nicht so, dass hier ein Kahlschlag ansteht.
    Also: wenn das Schimmelpfennighaus abgerissen wird, der ROYAL PALAST (als einzig bedeutender Teil des Europacenters) abgerissen wird, wenn auch der ZOO PALAST (nach Vorstellung von Herrn Strieder und seiner Nachfolgerin) „weichen“ soll, wenn die Flachbauten im Bikinihaus definitiv verschwinden sollten, dann nenne ich das einen Kahlschlag, der auch durch neue Glitzerbauten, deren Modernität bekanntlich schnell verblasst, nicht ersetzt werden kann, da diese Objekt keine Nutzung der sinnvollerweise bislang bekannten Spezifik vorsehen. Diese Bebauungswut hat zur Folge, dass man sich das neue Zentrum zwei- oder dreimal anschaut, und danach die City-West abhakt, die für Touristen, Theater- und Filmfreunde, für Souvenirsammler, Caffé-Besucher und Flaneure immer weniger zu bieten hat. Die dort zu erwartenden High-Society-Vergnügungen (im 25. Stockwerk eine Bürohochhauses) laufen am Leben der Bevölkerung vorbei.
    Eben! Das, was erhalten wird und das, was neu hinzukommt entstammt einem weitestgehenden Konsens zwischen Politik und Planern. Cineramas bewußte(?) Verdrängung der Realitäten - bis hin zur Infragestellung der Integrität am Planungsprozess Beteiligter - dient lediglich dem vordergründigen Zweck, seinen individuellen Maximalforderungen das Antlitz öffentlich zu fordernder Notwendigkeiten einzuhauchen!
    Es gibt keinen „Konsens“ der Politiker, soweit ich die Positionen in der BVV und in der Stadtverwaltung kenne. Diese Eintracht der Vernunft ist eine Illusion. Der Mahlstrom der Globalisierung und des (derzeit sehr „bösen“!) Kapitals ordnet die kulturellen Bedürfnisse den Expansionsinteressen des Großhandels unter, der nur an willfährigen Konsumenten interessiert ist, selten aber soziale und kulturelle Zukunftsvisionen hat. Man schaue sich nur um in dieser Stadt, vom Leerstand und langweiliger Bürohausarchitektur wird man förmlich erdrückt.