Leipzig: Stadtleben

  • ^^ Danke für die Info bezüglich der Einwohnerentwicklung in Leipzig und Sachsen. Interessant ist, dass nicht mehr jede Umlandgemeinde von Leipzig partizipiert. Es kommt sicher auch auf die ausgewiesenen Baugrundstücke drauf an, aber beispielsweise Markkleeberg (-0,1% Rückgang) ist voll und von den Preisen her teurer als Leipzig. Dafür profitiert inzwischen auch das erweiterte Umland: Kitzscher, Böhlen, Wiedemar jeweils über 1% Wachstum.


    Wer jetzt noch ein Haus kauft, der muss viele Kröten schlucken und den Weg weit außerhalb der Stadt in Kauf nehmen. Vor 15 Jahren, als hier das Leipzig-Subforum an den Start ging, haben wir uns noch über sog. Stadthäuser in begehrter Lage in Gohlis-Süd beispielsweise unterhalten. Was haben die damals gekostet: 250.000 Euro inkl. Villengrundstück mit Altbaumbestand?

  • In einem LVZ-Bezahlartikel mit der Überschrift "Tourismusaufschwung in Leipzig" steht geschrieben, dass die Übernachtungszahlen in diesem April (301.219) bereits über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 (295.764) gelegen haben und LTM-Chef Volker Bremer davon ausgehe, dass wenn sich "die Signale bestätigen", die Stadt bis zum Spätherbst so sehr ausgebucht sein wird wie nie zuvor. Dazu beitragen würde auch die Einführung des 9-Euro-Tickets über den Sommer, das Leipzig zusätzlich zu einem attraktiven Ziel machen würde. Bremer gehe weiter davon aus, dass mehrere Branchen trotz höherer Energiepreise, Inflation und angespannter Personalsituation vom Aufschwung profitieren würden.


    Von Januar bis April zählte Leipzig 705.425 Übernachtungen, was Corona-bedingt noch unter dem Niveau von 2019 (976.559) liegt.

  • ^ ja und damit ist es auch passiert, dass Leipzig seit sehr langem wieder eine niedrigere Arbeitslosenquote als Dresden und damit nun die niedrigste Quote der drei Großstädte im Freistaat hat. Wenn auch nur sehr marginal. Was entsprechend der auch im Artikel erwähnten Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkts in der Stadt und im Umland hat.


    Der eigentlich interessante Punkt ist dabei ja nicht nur die Aufnahmefähigkeit des hiesigen Arbeitsmarktes sondern jener einer notwendigen Migration. Da es nicht gelingt, die Situation überhaupt zu entschärfen. Die Zahl der SV-pflichtigen Beschäftigten von 300.000 bis 2025 ist sehr realistisch.

  • Wenn ich den Artikel und das SGB 3 richtig verstehen, werden auch nur ein Teil der aus der Ukraine stammenden Migranten kurzfristig in den Statistiken auftauchen. Jeder, der an einer Schulung (z.B. Sprachkurs), der dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht (z.B. durch fehlende Sprachkenntnis) und alle, die einen Studentenstatus haben, werden nicht als Arbeitslos gewertet. Das dürfte sehrt viele der in den letzten 4 Monaten nach Leipzig / Sachsen gekommen Migranten betreffen (egal ob Ukrainer, Russe oder Senegalese).


    Im vergleich zu welchem Zeitraum die Zahl der in Leipzig sozailversicherungspflichtigen Angestellten gestiegen ist, kann ich dem Artikel leider nicht entnehmen. Nach 2 Corona-Jahren, in dem Gastro, Hotellerie und produzierendes Gewerbe sehr litten, ist das nicht unbedingt ein großes Wunder.


    Eine positive Entwicklung des Arbeitsmarkt anhand der unbesetzten Stellen zu konstruieren, ist auch ohne tiefere Analyse und Informationen möglich, aber nicht zwingend korrekt. Die Boomer, die durch die Corona-Krise ihren Job verloren haben oder frühzeitig in den Ruhestand gegangen sind, werden nicht vollständig in den Arbeitsmarkt zurück kehren. Logisch, dass durch die geburtenschwachen Jahre mehr stellen offen bleiben. Abgesehen davon wird es auch Familien geben, die mit der Erfahrung der katastrophalen Kinderbetreuung bundesweit während der Corona Jahre schwer tun, für 1600 € Brutto sich den ganzen Stress wieder anzutun.



    Klar sind das bessere Nachrichten, als in anderen Regionen - aber ob man hier jetzt begeistert oder dankbar sein sollte, weiß ich nicht. Kein Beifall für Scheiße. Mehr unbesetzte Stellen und schön gerechnete Arbeitslosenstatistiken (von Berlin lernen heißt Siegen lernen) machen noch lange kein neuen Frühling.

  • Eine positive Entwicklung des Arbeitsmarkt anhand der unbesetzten Stellen zu konstruieren, ist auch ohne tiefere Analyse und Informationen möglich, aber nicht zwingend korrekt...


    Die im Artikel verlinkte Grafik des Stellenaufbaus gibt genügend Anhaltspunkte zur positive Entwicklung des Arbeitsmarkt in Leipzig. Allein in den zwei Corona-Jahren wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Messestadt um 7752, davon allein im letzten Jahr um 5443. Das sind dann zwar immer noch nicht ganz die vom OBM lange vor Corona und diversen anderen Krisen dieser Welt angepeilten 6.000 Beschäftigten, aber wir sind auf einem guten Weg, diese Zahl in diesem Jahr zu erreichen. Und da gibt die Zahl der unbesetzten Stellen, die erstmalig (in einem Juni) die 10.000 überschritten hat, durchaus den entscheidenden Hinweis darauf.



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    Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

  • Der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung ist von 2017 auf 2021 von 44,1 % auf 44,9 % gestiegen und liegt damit im bundesweiten Trend. Dabei zu berücksichtigen sind auch die neu geschaffen Stellen im öffentlichen Dienst (Kommunen Bundesweit 2010 bis 2020 + 17 %). Dabei Spitzenreiter Hochschulen +11% und "Politische Führung und zentrale Verwaltung" +12% (finde leider keine Statistik auf Leipzig runtergebrochen). Selbstverständlich kann man die Schaffung staats- und regierungsnaher Stellen als tolle wirtschaftliche Entwicklung interpretieren.

  • ^ Mich dünkt, du versuchst krampfhaft das Haar in der Suppe zu suchen. Ich beziehe mich auf den aktuellen Arbeitsmarktbericht, den LEonline in #1703 verlinkt hat. Dieser beleuchtet hauptsächlich die Situation im Juni im Vergleich zum Vormonat sowie zum Vorjahresmonat. Jetzt kommst du mit Zahlen neu geschaffener Stellen im öffentlichen Dienst zwischen 2010 und 2020. Was soll das?


    Derweil steht in besagtem Artikel doch klar drin, wer Treiber beim Jobaufbau in Leipzig ist.

  • ^ Mich dünkt, du versuchst krampfhaft das Haar in der Suppe zu suchen.


    So kannst du es auch nennen. Aus meiner Sicht korrigiere ich die Aussage von LEonline "Die gute wirtschaftl. Entwicklung der Stadt zeigt sich u.a. am Arbeitskräftebedarf" auf "eine ausschließlich durchschnittliche wirtschaftl. Entwicklung". Und weiterhin habe ich erläutert, wieso die Größe "Arbeitskräftebedarf" keine Qualität für wirtschaftliche Stärke sein muss.

  • Der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung ist von 2017 auf 2021 von 44,1 % auf 44,9 % gestiegen und liegt damit im bundesweiten Trend. Dabei zu berücksichtigen sind auch die neu geschaffen Stellen im öffentlichen Dienst (Kommunen Bundesweit 2010 bis 2020 + 17 %). Dabei Spitzenreiter Hochschulen +11% und "Politische Führung und zentrale Verwaltung" +12% (finde leider keine Statistik auf Leipzig runtergebrochen). Selbstverständlich kann man die Schaffung staats- und regierungsnaher Stellen als tolle wirtschaftliche Entwicklung interpretieren.

    Wenn die Stellen im ö.D. nicht hier entstehen, tun sie das eben woanders (abgesehen von den kommunalen Einrichtungen), ich denke da beispielsweise ans Fernstraßenbundesamt oder andere Bundes- und Landeseinrichtungen. Dann doch besser hier, als woanders. Und auch neu geschaffene Stellen im lokalen ö.D. sind ein Indiz für wirtschaftlichen Aufschwung. Die Infrastruktur wächst schließlich mit. "Öffentlicher Dienst" ist wesentlich weiter zu fassen , als ausschließlich staats- und riegierungnahe Stellen. Das betrifft den ganzen Bereich Ver- und- Entsorgung, Bildung, Gesundheit, Sicherheit, Anstalten, Körperschaften, Stiftungen u.s.v.m. Solange die Proportionen stimmen, ist alles wie es sein soll. Und in den 17% ist sicherlich auch viel Nachholebedarf inbegriffen, weil man den ö.D. in den Jahrzehnten davor in fast allen Bereichen kaputtgespart hat.

  • ^ Ich finde es auch nachvollziehbar, dass der Bedarf an Stellen im öffentlichen Dienst in einer wachsenden Stadt wie Leipzig mitwächst und dies auch Zeichen einer wirtschaftlich prosperierenden Entwicklung ist. Aber hierzu haben wir ja keine Zahlen. Der verlinkte Arbeitsmarktbericht sieht klar andere Bereiche als Treiber dieser Entwicklung.

  • Alles fein, ich will auch eure Argumente gar nicht klein reden oder als falsch abtun. Mein persönlicher Anspruch an "gut" ist eben ein anderer.

  • Die Stadt Leipzig vermeldet für den 30.06.2022 die Einwohnerzahl durch die gemeldeten Personen auf dem Stadtgebiet mit 620.858. Das wäre die höchste Zahl seit ca. 1950, mit dem schon seit ca. Mitte der 1930er Jahre eingesetzten stetigen politischen sowie wirtschaftlichen Niedergang und dementsprechend der Einwohnerzahl.


    Mal schauen, was mit dem neuen regulären EU weiten Zensus dieses Jahr, von der Zahl übrig bleibt.

  • Ich war bisher nur wenige Male in Leipzig. Es ist für mich einfach zu weit weg. Aber ich hatte dabei immer das Gefühl, dass Leipzig in Sachen Lebensfreunde und Weltoffenheit vielen Städten in den neuen Bundesländern etwas voraus war. Das scheint sich auch in der Entwicklung der Einwohnerzahlen widerzuspiegeln. Während fast alle ostdeutschen Städte seit Jahrzehnten Einwohnerschwund zu verzeichnen haben, blüht Leipzig so richtig auf. Allerdings müsste man schauen, wie viel davon auf Eingemeindungen nach der Wende zurückgeht.

  • ^ Es gab nach der Wende im Grunde nur eine relevante Eingemeindungswelle als im Jahr 1999 die Einwohnerzahl von 437.101 auf 489.532 stieg (bei fast Verdoppelung der Stadtfläche). Mit dem Zensus 2011 hat die Stadt dann wieder 20.000 Einwohner "verloren". Man kann sagen seit den 2010er Jahren hat das Wachstum - nach enormen Verlusten in den 90ern und sehr moderaten Zugewinnen in den 2000ern - stark angezogen.

  • ^^


    Naja, wie schon oben erwähnt. In diesem Jahrtausend gab es in Leipzig keine Eingemeindungen. Und zu Beginn des jetzigen Jahrtausends hat sich die Einwohnerzahl noch in den negativen Bereich entwickelt... Das Wachstum spielt sich seit ca. zwei Jahrzehnten auf unveränderter Fläche ab.

  • Die Stadt Leipzig vermeldet für den 30.06.2022 die Einwohnerzahl durch die gemeldeten Personen auf dem Stadtgebiet mit 620.858. Das wäre die höchste Zahl seit ca. 1950, mit dem schon seit ca. Mitte der 1930er Jahre eingesetzten stetigen politischen sowie wirtschaftlichen Niedergang und dementsprechend der Einwohnerzahl.


    Mal schauen, was mit dem neuen regulären EU weiten Zensus dieses Jahr, von der Zahl übrig bleibt.

    Wenn man sich die Statistik anschaut, sieht man, dass der Bevölkerungszuwachs von etwa 11.000 Menschen seit Ende 2021 ausschließlich auf die gestiegene Zahl an Ausländern in der Stadt liegt. Die Anzahl der Bevölkerung mit deutschem Pass ist hingegen rückläufig. Damit dürfte der Zuwachs vor allem an Flüchtlingen aus der Ukraine liegen, die mittlerweile alle registriert und gemeldet sein sollten. Lässt sich auch daran sehen, dass insbesondere die Zahl ausländischer Frauen in der Stadt in den letzten 6 Monaten besonders gestiegen ist.


    Dieser Effekt dürfte vermutlich auf so gut wie alle größeren Städte in Deutschland zutreffen. Daher würde ich dieser Einwohnerstatistik auch nicht zu viel Beachtung schenken. Je nachdem, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt und in welchen Zeiträumen das stattfindet, könnte auch ein großer Teil der Flüchtlinge wieder in die Ukraine zurückkehren. Dann wäre die Einwohnerzahl wohl eher bei 612.000.

  • ^^


    OBM Jung hat ja schon einige Male angesprochen/durchblicken lassen, dass Leipzig an weiteren Eingemeindungen interessiert ist. Gleichzeitig hat sich das Bevölkerungswachstum in den letzten Jahren zum Teil stärker in das Umland verlagert.

    Allerdings sehe ich eine Eingemeindungswelle in nächster Zeit als nicht sonderlich realistisch an, da die direkt angrenzenden Städte und Gemeinden auch stärker geworden sind (wirtschaftlich und einwohnertechnisch). Außerdem ist zur Zeit auch ein teilweises "Volllaufen" der direkten Umlandgemeinden durch Zuzüge aus Leipzig zu sehen, sodass bei einer Eingemeindung kaum zusätzliche Flächenpotentiale für zusätzliche Wohn- und Gewerbebauten für Leipzig gewonnen werden könnten.

  • ^^ Aus der Stadt sind im letzten halben Jahr 756 Deutsche weggezogen. Wie wir allerdings aus der Vergangenheit wissen erhöht sich u.a. die "Deutschenquote" spätestens ab September-Oktober wieder. Andere Städte wachsen nur noch aufgrund der Flüchtlingszahlen.