Leipzig: Stadtleben

  • Was wir hier im Forum schon länger wussten hat nun auch die LVZ in einem Artikel verpackt: Leipzig ist per 31.12.2017 an neunter Stelle in der Einwohnerstatistik vorgerückt. Mit etwas Recherchearbeit hätte man allerdings feststellen können, das Stuttgart (und nicht Düsseldorf) an siebenter Stelle steht (siehe dazu auch den post von LE Mon. hist. oben drüber!).

    Sollte das Wachstum in Leipzig in den nächsten Jahren nicht völlig zum Stillstand kommen, wird die Stadt nicht nur an Dortmund sondern auch an Stuttgart vorbeiziehen.


    Der Vorteil von Leipzig gegenüber Dortmund ist der große Unterschied in der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Vorteil gegenüber Suttgart ist der anhaltenden Zuzug in die Stadt selbst und nicht in die Vorstädte bzw. das weitere Umfeld. Denn dieses wächst ja in der dortigen Region ungebremst weiter. Auch bei der Stadt Düsseldorf, auf Platz 6., wirkt die 1960-1980er Suburbia entgegen. Sicher wird Leipzig mittelfristig auch daran vorbeiziehen.


    Mehr als den 6. Platz in der Größenliste dt. Großstädte sehe ich Leipzig langfristig aber nicht. Frankfurt verdichtet sehr sehr stark. Und die städtische Ausrichtung auf Hochhausbau zeigt da erstmal keine Grenzen. Obwohl ich für Deutschland in Zukunft mehr als vier Millionenstädte vorraussage. Wahrscheinlich eher fünf bis sechs Städte welche die magische Zahl knacken werden.

  • Gehe ich mit. Bei Düsseldorf gibt es immer noch die Möglichkeit nach Duisburg auszuweichen (davon profitiert die Schimanski-Stadt mittlerweile ja auch).
    Interessant ist die geographische Verteilung der Millionenstädte in Nord, West, Süd und Ost. Wobei man im Westen natürlich gewissermaßen die Metropolregion Rhein/Ruhr nennen muss. Zum Millionenquartett kommt dann Frankfurt als verkehrstechnisch günstig und relativ zentral in der „Blauen Banane“ gelegene Stadt mit großer internationaler Ausstrahlung. Wenn man sich nun Deutschlands geographische Verteilung noch inkl. der Halbmillionenstädte anschaut so ist die Fläche bis auf den Nordosten und den Zentralbereich einigermaßen abgedeckt. Für Leipzig glaube ich daher, dass hier die histor. gewachsene Bedeutung als Zentrum Mitteldeutschlands den Ausschlag für weiteres Wachstum geben wird.

  • Mehr als den 6. Platz in der Größenliste dt. Großstädte sehe ich Leipzig langfristig aber nicht. Frankfurt verdichtet sehr sehr stark. Und die städtische Ausrichtung auf Hochhausbau zeigt da erstmal keine Grenzen. Obwohl ich für Deutschland in Zukunft mehr als vier Millionenstädte vorraussage. Wahrscheinlich eher fünf bis sechs Städte welche die magische Zahl knacken werden.


    Das finde ich aber gewagt; ok, Frankfurt kann eventuell die Millionenmarke knacken wenn Ffm sich durchringen kann Offenbach einzugemeinden.
    Da du von 5 bis 6(!) Städten redest, und du ja durchdeklinierst dass du Leipzig langfristig auf Platz 6 siehst, peilst du also um 3 Ecken dann doch die Millionenmarke für Leipzig an?
    Ich halte das für ziemliche Traumtänzerei; Leipzig hat aktuell noch nicht einmal die 600.000er-Marke erreicht, und selbst die magischen 700.000 von denen hier immer geträumt wird sind sehr ambitioniert.
    Die langfristige demographische Entwicklung Deutschlands gibt ein Wachstum Leipzigs bis auf 1.000.000 EW schlicht nicht her, selbst ein Ansteigen der Fertilitätsrate auf 2,0 Kinder pro Frau wird nicht verhindern dass ab den 30er Jahren das Geburtendefizit von Jahr zu Jahr größer wird
    und die Bevölkerungszahl sinkt (wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Jahren prognostiziert).
    Auch Migration aus dem Ausland wird höchstens das Schrumpfen Deutschlands abbremsen können, zudem werden früher oder später fast alle europäischen Länder demographisch schrumpfen und nennenswerte Zuwanderung aus diesem Bereich wird es deshalb nicht mehr geben. Die einzigen Regionen weltweit die langfristig starke Geburtenüberschüsse produzieren werden sind Afrika und der Nahe/Mittlere Osten.
    Eine massenhafte Zuwanderung aus diesen Regionen ist wegen mangelhafter sozialer und kultureller Assimilierbarkeit und schlechtem Bildungsniveau der Zuwandernden problematisch und wird deshalb bis auf weiteres in Europa politisch nicht durchsetzbar sein.
    Ich frage mich aber auch, weshalb im Leipziger DAF-Forum so euphorisch und unkritisch das massive Wachstum der Stadt gefeiert bzw. herbeigesehnt wird. Schiere quantitative Größe sagt nichts über die Qualität einer Stadt als Lebensraum aus, und eine der wesentlichen Qualitäten die zur Zeit Menschen nach Leipzig locken ist doch die Tatsache dass es in der Stadt noch Platz gibt, dass der Wohnungsmarkt noch nicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist, und dass Leipzig im grade Vergleich zu den "Big Five" eine angenehme Langsamkeit und Entspanntheit als Grundstimmung aufweist.
    Viele dieser Qualitäten werden verloren gehen wenn Leipzig wirklich auf 700.000 oder noch mehr wächst, und für die meisten normalen Bewohner bedeutet das bestimmt keine Verbesserung der Lebensqualität, was ich als Bewohner der "wachsenden Metropole" Berlin jeden Tag selbst erleben kann.

  • Ich frage mich aber auch, weshalb im Leipziger DAF-Forum so euphorisch und unkritisch das massive Wachstum der Stadt gefeiert bzw. herbeigesehnt wird. Schiere quantitative Größe sagt nichts über die Qualität einer Stadt als Lebensraum aus, und eine der wesentlichen Qualitäten die zur Zeit Menschen nach Leipzig locken ist doch die Tatsache dass es in der Stadt noch Platz gibt, dass der Wohnungsmarkt noch nicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist, und dass Leipzig im grade Vergleich zu den "Big Five" eine angenehme Langsamkeit und Entspanntheit als Grundstimmung aufweist.


    Leipzig in Verbindung mit Langsamkeit zu setzen finde ich wiederum gewagt. Das war die Stadt als Handels- und Messestadt auch geschichtlich nie. Diese oft bemühte „sächsische Gemütlichkeit“ passt nur bedingt zu dieser Stadt. Auch ist mir nicht klar warum man sich als Leipziger nicht darüber freuen sollte, dass es nach vielen Jahren extrem starker Abwanderung, dem massiven Rückbau wertvoller Altbausubstanz, exorbitanten Arbeitslosenquoten und dem zweifelhaften Titel als Dtl. Armutshauptstadt wieder bergauf geht. Das mit Zuzug auch Wachstumsschmerzen verbunden sind steht außer Frage aber dies sind Dinge die die Stadt mittlerweile erkannt hat und gegensteuert (Thema Schul-und Kitabau als Beispiel). Darüber hinaus war Leipzig schon einmal über 700.000 EW groß, ist für diese Größe in der Morphologie bereits ausgelegt und hat sowohl in der Kernstadt als auch in den Randbereichen noch große Flächenpotentiale zu bieten – es gibt hier noch derart viele Brachen, Häuserlücken und DDR-Garagendörfer – wäre Leipzig ein Käse wir wären der Emmentaler unter den dt. Städten. Und ob es nun irgendwann einmal mehr als 4 Millionstädte geben wird kann man eben nur vermuten – FFM kalkuliert bis 2030 mit ca. 800.000, Leipzig mit irgendwas zwischen 670.000 und 720.000 EW (mögliche Eingemeindungen in beiden Fällen außen vor gelassen). Wenn man Wachstum klug und vor allem nachhaltig steuert spricht doch wahrlich nichts dagegen diesen als Stadtgesellschaft auch positiv anzunehmen denn mit Zuzug und Wachstum gehen als benefit ja auch neue Angebote in der Stadt einher.

  • ^^ Schöne Sonntagsfrage :) - Ich habe nicht den Eindruck, dass hier im Leipzig-Unterforum das anhaltende Bevölkerungswachstum übertrieben gefeiert oder herbeigesehnt wird oder die Nachteile übersehen werden - interessant, das das so verstanden wird.


    Tatsache ist, dass Leipzig im Moment wächst, in den letzten Jahren stark gewachsen ist und laut Prognosen in der Zukunft zumindest bis 2030 weiter wachsen wird. Da die Stadt nicht ins offene Messer laufen will, zieht das Baumaßnahmen und Planungen auf allen Ebenen nach sich, die sich dann wiederum hier wieder finden und diskutiert werden.


    Natürlich freuen sich viele, dass immer mehr Baulücken und Kriegsbrachen verschwinden und die Sanierung der leerstehenden Altbauten weiter geht. Die Stadt hatte vor dem 2. WK deutlich mehr Einwohner, und es ist auch für mehr Einwohner geplant worden - eigentlich ist es wenig verwunderlich, dass es jetzt wieder eher in die Richtung geht. Die negativen Seiten einer solchen Entwicklung werden hier durchaus (auch mit Sorge) gesehen, angesprochen und diskutiert. Kritiklosigkeit würde ich das nicht nennen. Auch hoffe ich immer noch, dass die Stadt gegensteuern wird. Ein Konzept und eine Absichtserklärung gibt es (Stichwort InSEK) - es muss also hier nicht solche Ausmaße annehmen wie in anderen Städten. 720.000 EW wären platztechnisch relativ problemlos durch Bebauung von Baulücken und Kriegsbrachen, ergänzt um die Erschließung innerstädtischer Brachen (z. B. Eutritzscher Verladebahnhof, Bayrischer Bahnhof) zu integrieren. Knackpunkt ist die Sozialverträglichkeit, die gerade in mehreren Threads diskutiert wird. Da ist die Stadt gerade an einem kritischen Punkt.


    Ob das Bevölkerungswachstum dann nach 2030 im gleichen Maße weiter geht, wird man sehen. Sicher wird der demografische Wandel in der Hinsicht seine Auswirkungen haben - andererseits gibt es möglicherweise andere Faktoren, die bislang noch nicht berücksichtigt wurden. Die Welt verändert sich im Moment so schnell, dass eine Prognose über die nächsten 20 Jahren hinaus meiner Ansicht nach eher wie Kaffeesatzleserei anmutet.


    Die angesprochene Langsamkeit habe ich hier als Neu-Leipzigerin (seit 2011) noch nicht beobachten können. Ich kenne von den Big-Five zwar nur Hamburg aus der Bewohnerperspektive, konnte aber keinen Unterschied feststellen.


    Die Entspanntheit kommt sicher, da gebe ich dir Recht, zum Teil aus einer fehlenden Sorge um Wohnraum. Allerdings tragen auch viele andere Faktoren dazu bei - unter anderem die (räumliche) Kompaktheit der Stadt, die Ausrichtung auf Kultur, Bildung und Forschung, die Nähe zu Grün (das wird auch so bleiben - Auwald und Parks verschwinden ja nicht) und Wasser (auch das wird so bleiben).

  • also, ich sehe die Bevölkerungsprognose auch skeptisch und die angepeilte Marke von 700.000 Einwohner für das Jahr 2030 sehr ambintioniert. Das hat im wesentlichen 2 Gründe:
    1.
    Die Zahl der Geburten wird voraussichtlich abnehmen, weil es wegen dem Geburtenrückgang in den 1990er Jahren weniger Frauen im gebärfähigen Alter gibt
    2.
    Ich unterstelle immer noch, dass die meisten Menschen wegen eines Jobs in die Stadt ziehen. Ich kann aber nicht erkennen, wo nachhaltig massenhaft neue Jobs entstanden sind, außer auf dem Bau. Und sollten diese Jobs wegbrechen, werden viele der Bauarbeiter wieder wegziehen. Das gab es in den 1990er Jahren schon mal. Klar, dass einige Bereiche angezogen haben, z.B. Tourismus u.ä,. Aber für ein nachhaltiges Wachstum ist das zu wenig.

  • Arbeitsplätze entstehen weniger auf dem Bau, vielmehr im tertiären Sektor (Dienstleistungssektor) und im Quartärsektor (Informationssektor), also vor allem in der Logistik, zunehmend aber auch in der Kreativwirtschaft und in Wissensökonomie.


    Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Arbeitsort im Freistaat Sachsen am 30. Juni 2016 nach ausgewählten Merkmalen


    Stadt Leipzig: 255.507 Personen
    Veränderung zum Vorjahr: 6.532 (+ 2,6 %)
    https://www.statistik.sachsen.…00_MI-2017/MI-85-2017.pdf


    https://www.l-iz.de/politik/ka…etze-die-Nase-vorn-182089


    Dabei ist aber nicht nur das Stadtgebiet Leipzig von Interesse, sondern auch die Entwicklung z.B. in Schkeuditz (nicht nur um den Flughafen), Merseburg-Schkopau-Leuna, Bitterfeld-Wolfen und andere mehr. Wer regelmäßig früh nach Berlin pendelt, sieht häufig die selben 100 oder mehr Leute.


    Karte des BBSR: Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven, unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Informationstechnik, Finanzen, Management, F&E ...)
    https://twitter.com/bbsr_bund/status/920902763499880448


    PS:
    Das Dienstleistungsgewerbe ist der mit Abstand größte Wirtschaftsbereich in der Stadt Leipzig. Mit 159.407 Beschäftigten waren 62,4 % aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer in diesem Wirtschaftsbereich 2016 tätig.
    https://www.leipzig.de/wirtsch…-fakten/dienstleistungen/


    INSEK Leipzig 2030
    D 2 Rahmenbedingungen
    2.2 Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung
    https://www.leipzig.de/fileadm…en-Entwurf-Stand-2018.pdf

  • Zu den beiden Bevölkerungsprognosen der Kommune und des Landes und der Realprobe: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=588526


    Bei dem Geburtenrückgang würde ich mir nicht so schnell so große Sorgen machen, denn die 25- bis 39-jährigen Frauen bilden die größte Gruppe der Einwohner_innen Leipzigs.
    https://statistik.leipzig.de/statcity/agepyr_statsvg.aspx


    Aber ja, in ganz Ostdeutschland abseits der Großstädte brechen demnächst die Zahlen der relevanten Alterskohorten ein und damit auch das Potential an Zuwander_innen. Die Frage bleibt, ob sich dann aber nicht noch mal die Wanderungsmuster verändern und prozentual noch mehr Menschen eines jeden Jahrganges ihre Gemeinden verlassen.

  • ^ auch das ein weiterer Beweis.


    also, ich sehe die Bevölkerungsprognose auch skeptisch und die angepeilte Marke von 700.000 Einwohner für das Jahr 2030 sehr ambintioniert. Das hat im wesentlichen 2 Gründe:

    Also Prognosen sind ja immer mit Fehlervarianten zu sehen. Natürlich müssen es keine 700.000 Einwohner 2030 sein. Aber vielleicht sind es 680.000. Oder tatsächlich 720.000. Wer kann in diesem langen Zeitraum eine genaue Prognose abgeben? Aber man muss sich bei der Stadt halt auf eine, auf die gegenwärtige Wachstumsrate basierte, Möglichkeit festlegen. Ansonsten kann man ja nicht planen. Außerdem stellt sich die Frage, ob nun 650/680.000 so extremer Unterschied zu 700.000 Einwohner sind?


    1.Die Zahl der Geburten wird voraussichtlich abnehmen, weil es wegen dem Geburtenrückgang in den 1990er Jahren weniger Frauen im gebärfähigen Alter gibt

    Warum? Wir haben ja hier nun schon über mehrere Seiten lang ausgewertet und festgestellt, dass das Wachstum aus allen Teilen Deutschlands besteht. Darüber hinaus auch eine höhere Migration existiert. Das sind ja seit der Industrialisierung die Faktoren, welche das Wachstum der Städte ausmachen. Also auch Leipzig als Stadt hat mittlerweile einen breiteren Nährboden an Zuwanderung bei dem Faktoren wie geburtenschwache Jahrgänge der 1990er nicht mehr so extrem einwirken.


    Am besten zu sehen, dass die Stadt vor allem bei den Job-Startern, jungen Familien, und Studenten die Nase in Dtl. vorn hat.


    2.Ich unterstelle immer noch, dass die meisten Menschen wegen eines Jobs in die Stadt ziehen. Ich kann aber nicht erkennen, wo nachhaltig massenhaft neue Jobs entstanden sind, außer auf dem Bau.

    Auch das haben wir hier schon sehr oft behandelt. Und das ist in der Tat der Fall. Aber genau das zieht ja auch die Leute nach Leipzig. Die Stadt hat die höchste proz. Wachstumsrate an Arbeitsplätzen seit 2005. Außerdem weitet sich die Schere zwischen neu geschaffenen Stellen und unbesetzten Stellen jedes Jahr weiter. Also der Arbeitsmarkt wächst sogar noch schneller als die Zuwanderung an arbeitsfähigen Personen.


    Alleine der Einwohnerzuwachs trägt gleichzeitig zu einer größeren Nachfrage an Arbeitskräften bei. Egal ob LehrerInnen, KindergärtnerInnen, KassiererInnen, Tram-FahrerInnen, Büroangestellte, etc. etc. Und das sind weder die Industrie noch das Handwerk dabei, die noch einmal eine ganz andere Dynamik haben. Neulich gab es einen Artikel in der LVZ : dort wurden drei neue BusfahrInnen vorgestellt. Alles Quereinsteiger - aus Palästina, Hamburg etc. Die 500 Neueinstellung im Busbetrieb bei den Stadtbetrieben seit 2009!


    Wir sind also noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt.

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  • Das finde ich aber gewagt; ok, Frankfurt kann eventuell die Millionenmarke knacken wenn Ffm sich durchringen kann Offenbach einzugemeinden. Da du von 5 bis 6(!) Städten redest, und du ja durchdeklinierst dass du Leipzig langfristig auf Platz 6 siehst, peilst du also um 3 Ecken dann doch die Millionenmarke für Leipzig an?

    Zunächst war das Zauberwort in meinem Text 'Zukunft'. Das alleine impliziert einen nicht festgelegten Rahmen und kann z.B. im Jahr 2100 so sein. Eine Nenngröße welche niemand hier wirklich deuten kann. Deswegen mache ich das nicht an irgendwelchen jetzigen Daten fest sondern an anderen Faktoren unter denen ich mir das vorstellen kann. Ich habe deswegen aber keine feuchten Traum in Lokalkolorit.


    Ich halte das für ziemliche Traumtänzerei; Leipzig hat aktuell noch nicht einmal die 600.000er-Marke erreicht, und selbst die magischen 700.000 von denen hier immer geträumt wird sind sehr ambitioniert.

    Ambitioniert ist hier gar nichts. Wie schon sehr sehr oft hier geschrieben, ergibt sich die Zahl von 700.000 durch die jeztigen Zuwächse. Sie ist also realistisch und ohne große Veränderungen zu erreichen. Von daher verstehe ich die Kritik an dieser Zahl immer nicht so richtig. Das hat sich doch niemand frei ausgedacht.


    Ich frage mich aber auch, weshalb im Leipziger DAF-Forum so euphorisch und unkritisch das massive Wachstum der Stadt gefeiert bzw. herbeigesehnt wird. Schiere quantitative Größe sagt nichts über die Qualität einer Stadt als Lebensraum aus, [...]

    Also zunächst ist man nicht mit einer unbekannten Größe euphorisch. Sondern kehrt man ja in Leipzig gerade in die Spheren der ehemaligen Größe zurück. Da wird also nichts herbeigesehnt, sondern man hat eher das Gefühl einer (sozioökonomischen) Gesundung.


    Von daher ist dein Punkt der Lebensqulität auch hinfällig. Nicht nur hatten wir das in Leipzig schon, sondern ist eine dreiviertel Million im globalen Vergleich überhaupt keine Größe mehr. Da gibt es ganz andere Städte mit einer hohen Lebensqualität welche wesentlich größer sind.


    Auch hatten wir das alles schon einmal in Deutschland. Leipzig, Köln, und München waren vor der deutschen Teilung und in derer peaks in einer ähnlichen Größe. Zwischen 720.000 bis ungef. 820.000 EW. Köln wie auch München sind seit der Nachkriegszeit stark gewachsen und es hat derer Stadtsoziologie nicht geschadet. Frankfurt hatte vor der dt. Teilung rund 300.000 EW weniger als heute. Wir bewegen uns also nicht auf unbekannten Terrain.



    Grundsetzlich sehe ich mehrere Faktoren welche in Zukunft zu einer solchen Größe führen könnten. Also die Grundlagen:
    > Leipzig entwickelt sich wieder zu einem soziokulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der weiteren Region Mitteldeutschland. So wie Hamburg im Norden, Köln im Westen, Frankfurt in der Mitte, Stuttgart im Südwesten, und München im Südosten. Berlin lasse ich durch seine übergeordnete Stellung raus. Die Stadt eine ganz andere Dynamik.
    > Leipzig hat ein starkes Wirtschaftswachstum mit einem hohen Bedarf an Beschäftigten.
    > Leipzig hat eine beständige Zuwanderung. Bei einer schwer vorhersehbaren jetzigen Variante von + 8.000-10.000 EW pro Jahr, hätte Leipzig 2050 schon zwischen 840.000 und 900.000 Einwohner. Und das ist gerade mal eine mittelfristige Zeitspanne.
    > Leipzig hat unter den Top 10. Großstädten einer der größten Stadtflächen auf einer geografisch günstig flachen Tieflandsbucht. Da lässt sich die Stadt verdichten, erweitern, und dennoch bleibt Platz für Naturräume zum Stadtklima und zur Erholung.
    > Letzendlich muss man auch mal fragen: was sind eigentlich noch 1 Mio. Einwohner?


    Darüber hinaus gibt es Faktoren welche ich als absolut essentiell für so ein starkes Bevöllkerungswachstum ansehe. Ohne das ich diese hier, in einer abgerückten Version diskutieren möchte bzw. werde:
    > das ist ein über dieses Jahrhundert extremes Anwachsen der Weltbevölkerung, was sich auch auf Deutschland auswirken wird.
    > das ist ein weiterhin starkes Wachsen der Weltwirtschaft von der Deutschland sehr stark profitiert.
    > das sind anhaltende und sich verändernde Migrationsströme welche vor allem auch Deutschland einbeziehen werden.
    > das wird ein über die nächsten Jahrzehnte veränderter Ansatz in Sachen Migration nach Deutschland sein. Es wird sich zu einer Notwendigkeit entwickeln. Und da braucht man nicht mit irgendwelchen Fertalitätsraten umherjonglieren.


    > nun kann man natürlich in einem Trump'schen Narrativ mit Mauern versuchen Migration zu unterminimieren...
    > man kann wie die AfD, Migration generell negativ behaften....
    > man kann versuchen, irgendein "Abendland" retten...


    Aber man muss es nicht. Und es wird im Gesamtkontext auch nur eine Periode sein. Der geistige Dünnpfiff aka Rechtspopulismus den der sog. "Westen" gerade Produziert.


    [...]und eine der wesentlichen Qualitäten die zur Zeit Menschen nach Leipzig locken ist doch die Tatsache dass es in der Stadt noch Platz gibt, dass der Wohnungsmarkt noch nicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist, und dass Leipzig im grade Vergleich zu den "Big Five" eine angenehme Langsamkeit und Entspanntheit als Grundstimmung aufweist.

    Wüsste nicht das Leipzig eine Gundstimmung der Langsamkeit und Entspanntheit herrscht. Sicher gibt es ganz andere Grundstimmungen wie z.B. Barcelona, Madrid, Rom, Athen, etc. Aber von diesem Punkt aus betrachtet, fällt es mir auch schwer in den "Big Five", eine in Leipzig nicht erreichte Lebendigkeit zu erkennen. Deutsche Städte bestechen nicht gerade durch das Leben auf der Straße. Noch existieren hier riesige Metropolen. Berlin findet auch erst sehr langsam zu einem Metropolcharakter zurück. Ist aber auf dem Weg.


    Viele dieser Qualitäten werden verloren gehen wenn Leipzig wirklich auf 700.000 oder noch mehr wächst, und für die meisten normalen Bewohner bedeutet das bestimmt keine Verbesserung der Lebensqualität, was ich als Bewohner der "wachsenden Metropole" Berlin jeden Tag selbst erleben kann.

    Wie gesagt - das ist faktisch falsch. Lebensqualität lässt sich in solchen kleinen Größen, zwischen 600.000 und 1.000.000 nicht ausmachen bzw. nur durch falsche Stadtplanung und falsche Stadtpolitik provozieren. Und dafür gibt es hier gegenwärtig keine Indizien, da wir uns in Leipzig (noch) nicht in solchen Größen bewegen.




    BTW: ich sehe auch Berlin langfristig locker die 4 Mio. überschreiten. Und auch da ist es keine neue Unbekannte.

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  • Prognosen sind mehr oder weniger Kaffeesatzleserei, aber die Erklärung der Experten für das Leipziger Bevölkerungswachstum war in jüngerer Vergangenheit schlicht falsch. Es sind kaum 10 Jahre her (als es dieses schöne Sub-Forum schon gab), als erklärt wurde, dass das Wachstum nur auf Kosten des Umlands geschieht, und ab 2010 alles schon wieder vorbei sei, wenn besagtes Umland leergesaugt ist (so ein Unsinn!). Diese falsche Annahme wurde noch gestützt, als Ende 2009 / Anfang 2010 eine Registerbereinigung stattfand und die Bevölkerungszahl tatsächlich kurzzeitig sank. Da wurde die im Elbtal und anderswo verächtlich titulierte Heldenstadt selbstredend gleich wieder abgeschrieben.


    Hätte zu diesem Zeitpunkt jemand behauptet, dass Leipzig noch vor 2020 die 600.000 knacken würde, wäre er zum Arzt geschickt worden. Heute wissen wir es besser, aber dennoch verkennt man wieder die eigentliche Ursache, dass nicht billige Mieten und das Kulturangebot in erster Linie für das Wachstum sorgen, sondern der enorme Arbeitsplatzaufbau in den letzten 10 Jahren. Wir werden, wenn die Hochkonjunktur noch ein paar Jahre anhält, ab 2020 Vollbeschäftigung haben, d.h. dass die Arbeitslosigkeit in Leipzig offiziell auf unter 5 Prozent sinken wird. Es können schon jetzt gar nicht so viele Leute hierher ziehen wie eigentlich für die Wirtschaft benötigt werden.


    Ab 2020 wird zudem jene Wohnungsmarktreserve, bei der bis dato leerstehende Altbauten und Industriebetriebe saniert worden sind, weitgehend aufgebraucht sein. Die Großsanierer reißen sich im Moment um die letzten maroden Altbauten, die bislang als echte Ladenhüter galten. Die Stadt tut also sehr gut daran, wenn sie Wohnungsbedarf und Infrastruktur auf die von ihr prognostizierten 700.000 Einwohner ausrichtet, sonst bekommt sie die gleichen Probleme wie westdeutsche Großstädte bereits heute aufgrund völlig verfehlter Städtebaupolitik.

  • Das Eckgebäude Annenstraße/Wurzener Straße ist heute Nacht ausgebrannt. Vermutlich durch Brandstiftung einer Mülltonne. Erst im Februar war ebenfalls in der Annnenstraße ein Kinderwagen angezündet und ein Treppenhaus schwer beschädigt worden.
    http://www.lvz.de/Leipzig/Poli…us-an-50.000-Euro-Schaden Da kann man den Anwohnern nur dringend raten, demnächst tunlichst auf geschlossene Hauseingangstüren zu achten.

  • Diese Idioten. Wer macht so einen Scheiß? Den Verletzten alles Gute und schnelle Genesung. Für das Haus kann ich nur hoffen, dass es gerettet werden kann. Es ist noch gar nicht so lang saniert und ein wichtiges Eckgebäude. Oh Mann, echt mies. :Nieder:

  • Inzwischen ist auch ein Toter zu beklagen. Ich habe immer ein mulmiges Gefühl, wenn Mülltonnen über Nacht auf die Straße gestellt und an die Hauswände gelehnt werden, was bei faktisch allen in Blockrand errichteten Gebäuden in Leipzig geschieht. Allein vier Häuser sind mir bekannt, deren Brandmauern durch Mülltonnenbrände in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogen worden sind.


    Aber gegen kranke Pyromanen im eigenen Haus, die eine Mülltonne im Treppenhaus anzünden, hilft es auch nicht, Mülltonnen nicht mehr rauszustellen.

  • Angeblich wurde ein syrischer Bewohner des Hauses wegen Brandstiftung festgenommen. Bevor du gleich wieder Gift und Galle speist Cowboy, mir ist das vollkommen Wurst wo solche Idioten herkommen. Auffällig ist aber schon das in letzter Zeit wieder vermehrt Brände in Unterkünften von den eigenen, offensichtlich frustrierten Bewohner gelegt werden. In Stuttgart gab es jüngst auch erst 2 Fälle. Irgendetwas scheint in diesem Land jedenfalls schiefzulaufen. Neben rechten und linken idioten, mischen jetzt auch vermehrt kurdische Extremisten und Flüchtlinge beim Brandstiften mit. Und dank leicht brennbarer dämmplatten reicht auch eine brennende Mülltonne für einen Vollbrand aus.

  • Das Gebäude soll an sich von vielen Ausländern bewohnt gewesen sein. Dämmplatten würde ich in diesem Fall auch nicht als Ursache für die schnelle Brandausbreitung sehen, da das Gebäude nicht gedämmt ist. Zwar weiß ich nicht, wie es im Hof aussieht, aber so wie ich das verstanden habe, stand die brennende Mülltonne im Treppenhaus und ist von dort vermutlich auf das in Leipzig bei normalen Mietshäusern dieser Zeit übliche hölzerne Geländer übergesprungen.

  • Angeblich wurde ein syrischer Bewohner des Hauses wegen Brandstiftung festgenommen. Bevor du gleich wieder Gift und Galle speist Cowboy, mir ist das vollkommen Wurst wo solche Idioten herkommen.

    Aber gut, dass du den trotzdem erwähnst. Was genau ist da jetzt der Mehrwert für dieses Forum?

  • ^Gehört schlicht und einfach zu den Fakten dazu. Wenn ein Haus das größtenteils von Ausländern bewohnt wird abbrennt, macht es zur Einordnung der Tat einen gewaltigen Unterschied ob der Täter Nazi oder selbst Ausländer war. Wenn das alles sowieso keine Relevanz für das Forum hat, muss man sich fragen warum der Vorfall hier überhaupt thematisiert wird.