Leipzig: Stadtleben

  • Deutlich zurückhaltender ist die


    F.A.Z., 02.05.2017
    Unternehmensgründung
    Neustart im Osten?
    In Ostdeutschland ein Unternehmen gründen? Klingt logisch, schließlich sind Mieten und Lebenshaltungskosten hier gering. Warum sich trotzdem bislang nur wenige Kreative und Querdenker mit ihren Start-ups dort hin wagen.
    http://www.faz.net/aktuell/ber…rt-im-osten-14996772.html


    Aber auch nur in diesem Artikel ist Zurückhaltung gegeben. Einige Wochen davor berichtete die FAZ schon über die Gründerszene in Leipzig. Dabei schlägt der Artikel die Brücke zur Zeit der ursprünglichen Gründung der Handelshochschule Leipzig HHL 1898, in welcher jeder fünfte Großbetrieb Deutschlands den Sitz in Leipzig hatte, zur Zeit nach der Neugründung 1990. Alleine seit dem Jahr 2000, haben Absolventen der Hochschule knapp 200 Unternehmen gegründet welche rund 2.800 Arbeitsplätze geschaffen haben. Die HHL gilt heute als eine der besten Business Schools in Deutschland.


    Anknüpfend daran, hat das führende digital magazine Labiotech.eu im Bereich Biotechnologie die BioCity Leipzig als einen der Top 15 incubator Standorte in Europa genannt. Auch hier noch einmal der Verweis, dass Bezeichnungen wie "Billiglohnstadt" und "Stadt der Leiharbeiter" absolute Oberflächlichkeiten sind.


    Um nun noch die Brücke zur Architektur zu schlagen, ist es schon länger geplant die BioCity Leipzig zu erweitern. Mit den Erfolgen und dem permanenten Platzmangel stehen die Chancen eines weiteren Baus auf der Alten Messe wahrscheinlich nicht schlecht. Das temporäre Containerdorf für Asylsuchende am Deutschen Platz, wurde mittlerweile wieder komplett aufgelöst und abgebaut. Das Grundstück war damals als Platz für das Institut für Biodiversitätsforschung (Idiv) vorgesehen.

  • Neulich zitierte die LVZ die Leiterin des Amtes für Statistik und Wahlen. Frau Dr. Ruth Schmidt glaubt jetzt, dass es doch keine 700.000 oder gar 730.000 Einwohner bis 2030 werden, sondern "nur" 680.000. Da frage ich mich, was solche Aussagen eigentlich bewirken sollen.

    Das Kuriose an solchen Aussagen wie von F. Dr. Schmidt ist, dass man 2015 gesehen hat, wie schnell einfach eine Zuwanderung von knapp 16.000 Personen im Jahr stattfinden kann. In einem Zeitraum von 12 Jahren bis 2030 muss das nur zweimal vorkommen und aus den nun vorsichtig geschätzten 680.000 werden 700.000 +.


    Auch wenn das Jahr 2015 als Ausnahme - zumindest im (richtigen) Umgang mit Flüchtlingen - gilt, so ist mir nicht bekannt, dass sich Konflikte aufgrund wirtschaftlicher und klimatischer Bedingungen geändert hätten. Im Gegenteil, bilden beide Faktoren eine negativ Spirale.


    Des Weiteren sollte man nicht eine generelle Einwanderung in die Stadt ab einer gewissen Größe untergraben. Höhere Geburtenraten, die "normale" Migration aus dem Ausland, Arbeitsplatzschaffung alleine durch die Zunahme an Einwohnern. Außerdem sind die Zeiten der großen Sub-Urbanisierung vorbei. Diese werden in Leipzig keinen größeren Schwund ausmachen.

  • Außerdem sind die Zeiten der großen Sub-Urbanisierung vorbei.


    Die große Welle der 90er sicherlich. Bei der Diskrepanz zwischen Hauspreisen in Stadt und weiterem Umfeld, der generellen Angebotssituation und einigen sich verschärfenden Leipziger Problemen (allen voran die Probleme bei Kinderbetreuungs- und Schulplätzen) würde ich aber schon erwarten, dass gerade junge Familien auf Häuslesuche wieder stärker ins Umfeld ausweichen. Letztens gab es z.B. diesen LVZ-Artikel, demzufolge man in Borna gar nicht mehr mit dem Ausweisen von Baugrundstücken hinterher kommt:
    http://www.lvz.de/Region/Borna…ach-Borna-ist-ungebrochen
    Welche Dimensionen Sub-Urbanisierung (die ja letztlich ein Begleitprozess von Urbanisierung ist) in den nächsten Jahren annehmen wird, ist aber sicher noch ziemlich offen.

  • ^ Sicher suchen junge Familien aus den von dir genannten Gründen verstärkt im Umland nach einem Häuschen im Grünen. Die Frage ist nur, wie stark sich das auf die Bevölkerungsentwicklung in Leipzig auswirkt. Meiner Meinung nach nur ganz minimal, wenn überhaupt. Und für andere Gruppen ist das Umland schlicht zu unattraktiv. Wer zieht schon gern aus Gohlis in eine Mietwohnung nach Schkeuditz?


    Apropos Schkeuditz: Von allen Umlandgemeinden dürfte das Städtchen im Nordwesten von Leipzig eigentlich die besten Voraussetzungen für einen Wohnungsboom haben: Die Stadt liegt genau zwischen Halle und Leipzig (von beiden Städten in jeweils 15 Minuten mit dem Auto zu erreichen). Allein mit Flughafen, DHL, Porsche und Bitzer gibt es inzwischen mehr als 15.000 Arbeitsplätze in Laufweite in der nur 17.000 Einwohner zählenden Stadt. Die Infrastruktur ist brilliant: Schkeuditzer Kreuz (A9 Berlin-München trifft auf A14 Magdeburg-Dresden), S-Bahn Leipzig - Halle alle 30 Minuten und Tram nach Leipzig alle 15 Minuten. Vom Fluglärm bekommt man fast nichts mit und die Landschaft ist mit Auenwald und dem Kanal im Süden recht reizvoll. Trotzdem ist Schkeuditz verschlafen wie eh und je. Ich komme da jetzt öfter mal durch, von einer Bauaktivität wie in Leipzig kann dort wahrlich keine Rede sein.



    hedges, es ist schon erstaunlich, wie die Stadt die Situation beurteilt. Da werden die 16.000 Zugezogenen aus dem Jahr der Flüchtlingskrise herangezogen, um zu konstatieren, dass der Boom ja schon wieder merklich abgeklungen sei. Verwundert also nicht, wenn man dann solche Bilder von verzweifelten Eltern sogar noch in der letzten Lokalgazette des Landes zu sehen bekommt.

  • Der Flughafen ist für Schkeuditz Segen und Fluch zugleich. Arbeitsplätze und Steuereinnahmen ohne Ende aber letztlich wollen die meisten halt nicht Fluglärm als ihren ständigen Begleiter haben. Ist nachvollziehbar. Würde um das zu umgehen auch eine par Minuten länger Anfahrt zur Arbeitsstelle in Kauf nehmen.

  • Angesichts der teilweise unzumutbaren Zustände bei der Zuweisung von Kitaplätzen sieht man derzeit schon die Schattenseiten des Booms der letzten Jahre. Zwar hat man nach wie vor die Vorteile der Zentralität, die endlosen Optionen der Freizeitgestaltung und des Einkaufens, aber es wird beschwerlicher in Leipzig zu leben.
    Nicht jeder kann mit dem Fahrrad zur Arbeit, die meisten kurven so nach Feierabend eine halbe Stunde in Schleußig herum um einen Parkplatz zu suchen.


    Wir bewegen uns auf eine zweite Welle der Suburbanisierung zu. Diese wird m.E. aber nachhaltiger ablaufen als die der 90er Jahre. Da hatte es teilweise gravierende Fehlentwicklungen (WG der Glesiener Strasse!!!) gegeben. Jetzt scheint es, gruppiert sich die Surbanisierung eher an den größeren Umlandgemeinden mit guter Anbindung und einem Minimum an Infrastruktur (Borna, Markranstädt, etc.). Es ist jedoch auch Bewegung bis ins Altenburger Land und Zeitz erkennbar, wo vermehrt Familien in kleinere Dörfer zuziehen. Letztlich deutet sich hier eine Normalisierung an. Jede westdeutsche Großstadt der Größenordnung von Leipzig hat ein Pendler-Einzugsgebiet von ca. 1 Autostunde Umkreis. Das bildet sich in unserer Region gerade heraus und zieht die lang brachliegenden Umlanddörfer mit. Viele kleinere Städte im Umland haben jedoch auch in den vergangenen Jahren vorbildlich saniert und präsentieren sich deutlich attraktiver als noch vor 10 Jahren (Groitzsch, Pegau, Zwenkau, Borna, etc.)

  • ^ Warten wir mal ab. Ich sehe die Entwicklung im Leipziger Umland weit weniger rosig. Bis sich eine Sub-Urbanisierungswelle wie in westdeutschen Ballungszentren in Bewegung setzt, bedarf es meiner Meinung nach mindestens weitere 100.000 Einwohner in Leipzig. Und dann bedeutet Sub-Urbanisierung ja noch lange nicht, dass die Stadt wieder leerer wird. Bestenfalls wird das Wachstum durch einen Boom ins Umland gebremst werden.



    Zitat von Saxonia

    Der Flughafen ist für Schkeuditz Segen und Fluch zugleich. Arbeitsplätze und Steuereinnahmen ohne Ende aber letztlich wollen die meisten halt nicht Fluglärm als ihren ständigen Begleiter haben. Ist nachvollziehbar.


    Eben nicht. Schkeuditz ist kaum vom Fluglärm betroffen. An- und Abflüge erfolgen von und nach Westen und Osten. Schkeuditz liegt im Süden. Und da Schkeuditz ca. 20 Höhenmeter unterhalb vom Flughafen liegt, bekommt man in der Stadt auch kaum mit, wenn die dicken Antonovs warm laufen.

  • Gut, das kannst du sicherlich besser beurteilen. Es würde mich dennoch nicht wundern, wenn Leute, die am und in der Nähe des Flughafens arbeiten, nicht in Schkeuditz wohnen wollen. Schließlich ist durch den Flughafen nicht nur der Luftverkehr bedeutend. Es gibt halt genug Alternativen in der direkten Umgebung, wo man ruhiger wohnen kann.

  • Hypezig und kein Ende oder doch? Oder um es mit den Worten von OB Jung auszudrücken:

    Leipzig ist schon eine verdammt geile Stadt, ... Eine richtig geile Stadt. Das können Sie ruhig genau so schreiben. Ja, geil.


    http://www.fr.de/panorama/stae…-leipzig-so-gut-a-1287818


    Passend dazu der dritte und letzte Teil der MDR-Kultur-Reihe „Leipzig kommt! - Schon wieder? Diesmal über Konzepte für Verkehr, Schulen, Wohnungsbau und Mietentwicklung in der Stadt:


    http://www.mdr.de/kultur/video…rie-leipzig-kommt100.html

  • Sollte dieses Urteil wegen einer vermauschelten Professur an der Uni Leipzig bestand haben, dann müsste Rektorin Schücking wohl ihren Hut nehmen. Nicht nur, dass sie ohne erkennbaren Grund eine Frau dem im Auswahlverfahren erstplatzierten Kläger den Vorzug geben wollte und dem Freistaat damit wohl einen Schaden von über einer Million verursacht hat. Das Gericht stellt auch die Vermutung in den Raum. Schücking selbst habe desavourierende Vorwürfe der sexuellen Nötigung gegen ihn in die Welt gesetzt. Das wäre schon ein Knaller. Ohne stichhaltige Indizien kann ich mir solche Aussagen von einem Landgericht nicht vorstellen.
    Damit erscheint nun auch das quälende Ringen um eine zweite Amtszeit Schückings in neuem Licht.

  • In der Frankfurter Rundschau ist mal wieder Hypzig-Artikel erschienen.


    Interessant ist, was Sebastian Lentz, Direktor des Leibniz-Instituts für Länderkunde, dort berichtet: Spätestens in drei Jahren möchte man mit dem Institut wieder mitten in der Stadt sein.


    Kommt also der Neubau am Wilhelm-Leuschner-Platz?

  • ^ Der Jubelartikel ist schon zwei Beiträge drüber verlinkt worden. Dass das Leibniz-Institut am Leuschner-Platz einen Neubau bekommen soll, wurde hier schon im Projektstrang geschrieben. Vermutlich der erste und auf Jahre hinaus einzige Neubau am Platz, wenn man bedenkt, wie langsam die Planungen voran schreiten.


    In der LVZ hinter der Bezahlschranke steht ein weiterer Jubelartikel geschrieben. Leipzig peilt in den Top 10 der größten Städte Platz 8 an. Sehr wahrscheinlich überholt die Stadt im nächsten Jahr Essen, bis 2020 könnte Dortmund überholt sein und irgendwann vielleicht auch Düsseldorf (wäre dann auf Platz 7).


    Und was ist eigentlich mit Stuttgart? :)

  • Und was ist eigentlich mit Stuttgart? :)


    Schade wegen der Bezahlschranke aber ich denke mal Stuttgart ist wie Düsseldorf im Bereich des Möglichen. Bei Frankfurt wirds dann schon tricky da müsste ziemlich viel Positives zusammenkommen. Sowas in der Art von: Eingemeindung Markkleebergs, Hauptstadt Bundesland „Mitteldeutschland“, RB Championsleague-Seriensieger, Fund des Bernsteinszimmers auf dem Dachboden der Nikolaikirche, Umzug des Haupstadtflughafens nach LEJ da Schönefeld leider doch nicht… na ja, und so weiter und so fort. ;)

  • Leipzig:
    Ende 2016: 579.530 Einwohner_innen mit Hauptwohnsitz
    31.3.2017: 582.277


    2012-2016: + 61.692


    Essen:
    Ende 2016: 589.145 Einwohner_innen mit Hauptwohnsitz
    31.3.2017: 589.484


    2012: + 1.013
    2013: + 1.708
    2014: + 3.576
    2015: + 8.091
    2016: + 4.363
    2012-2016: + 18.751


    https://media.essen.de/media/w…sentwicklung_31122015.pdf
    http://www.bkr-essen.de/04_Kon…Wachsende_Stadt_Essen.pdf


    Dortmund:
    31.12.2015: 596.575
    31.12.3016: 601.150


    2012: + 886
    2013: + 4.646
    2014: + 5.625
    2015: + 7.292
    2016: + 4.575
    2012-2016: +23.024


    https://www.dortmund.de/media/…rtmunder_Bevoelkerung.pdf


    Interessant ist, was Sebastian Lentz, Direktor des Leibniz-Instituts für Länderkunde, dort berichtet: Spätestens in drei Jahren möchte man mit dem Institut wieder mitten in der Stadt sein.
    Kommt also der Neubau am Wilhelm-Leuschner-Platz?


    Ja, wobei es fraglich ist, ob es tatsächlich so schnell geht. Der Bauantrag für das künftige Leibniz-Institut für Länderkunde soll bis spätestens Ende 2020 eingereicht werden. Der gültige Mietvertrag für das IfL in Paunsdorf läuft erst im Jahr 2025 aus.
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=568240

  • Statistischer Quartalsbericht 1/2017
    http://www.leipzig.de/fileadmi…ericht_Leipzig_2017_1.pdf


    PM Stadt Leipzig, 06.06.2017
    http://www.leipzig.de/news/new…igt-leipzig-waechst-weit/