Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es hier und da an qualifiziertem Personal mangelt.
Hier nicht Fachkräftemangel mit generellem Mangel an Arbeitskräften vermischen. Es gibt zum Einen in etlichen Branchen eine Fachkräftemangel in der Stadt. Aber es gibt in Leipzig einen viel stärker ansteigenden Mangel an Arbeitnehmern im Dienstleistungsbereich. Dabei geht es vor allem um geringer qualifizierte Personen auf dem Arbeitsmarkt. Das stellt in manchen Branchen ein regelrechtes Problem dar.
Wie knapp der Markt in manchen Branchen arbeitet habe ich selbst erlebt. Polen, welche seit einigen Jahren im Gastgewerbe in Süddeutschland gearbeitet haben, suchen nun nach verstärkt in Leipzig. Die Nachfrage sowie die geografische Nähe zu Polen bieten es an.
Aber dass es uns nur mit mehr Leuten plötzlich so viel besser gehen würde und die Geschäfte brummen würden, halte ich für Quark. Von einer Wohlstandsexplosion ist mir in Leipzig trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und dem großen Zuzug jedenfalls nichts bekannt.
Eine größere positive Arbeitsmarktentwicklung hat ja per se nichts mit einer "Wohlstandsexplosion" zu tun. Vor allem, weil der Arbeitsmarkt in Leipzig mehr und mehr von der Zuwanderung lebt und weil diese Zuwanderung zu großen Teilen von jungen Personen und Migration aus anderen Ländern getragen wird. Hier werden sozusagen keine Stellen gefüllt welche es vor 5 Jahren schon gab. Sondern es enstehen so viele neue Stellen, dass diese nicht mehr mit den vorhandenen Arbeitnehmern in der Stadt selbst zu füllen sind. Die Stadt ist demnach auf eine permanente Zuwanderung angewiesen. Wie ich in dem Link von der Arbeitsagentur gezeigt hatte, sind zwischen März 2016 und März 2017 knapp 1.000 unbesetzte Stellen dazu gekommen. Insgesamt beträgt die Zahl in der Stadt knapp 7.000 unbesetzte Stellen.
Eine positive Entwicklung im Bereich des Einkommens wäre da erst der nächste Schritt. Die Stadt wird wahrscheinlich im Zeitraum zwischen 2020/2025 in der Vollbeschäftigung angekommen sein. Also rund 5% Erwerbslosenquote. Erst dann wird sich werden sich Veränderungen im Gehaltsniveau bemerkbar machen.
Wäre die Situation wirklich so dramatisch, wie immer geschildert, würden gerade bei Facharbeitern ganz andere Löhne gezahlt und die Reallöhne in Deutschland wären die letzten Jahre nicht stagniert oder gar gesunken. Die Unternehmen haben also immer noch einen ausreichend großen Pool an potentiellen Arbeitnehmern, aus dem sie schöpfen können.
Das stimmt so nicht. Der Arbeitsmarkt in Deutschland wurde seit dem Jahr 2000 um rund 1 Mio Arbeitnehmer größer. Davon wurden rund 50% mit Personen aus dem Ausland gefüllt.
Die Krux an deiner Rechnung ist ja, dass der Arbeitsmarkt vorwiegend mit Fachangestellten gewachsen wäre und demnach auch einen signifikanten Anstieg auf das Lohnniveau hätte. Das stimmt so erstens nicht. Und zweitens, wie soll der Arbeitsmarkt mit Fachkräften signifikant wachsen, wenn es kaum neue gibt? Nicht umsonst werden vor allem wieder ältere eingestellt bzw. in den Unternehmen gehalten. Weil es kaum Nachwuchs gibt. Expansion ist in manchen Branchen so nicht mehr möglich.