Ich weiß nicht so recht, was du mit der Liste bezweckst. Mir zeigt sie nur mal wieder die Witzlosigkeit derartiger Zahlenspiele. Sind Hamburg, Köln oder München als Millionenstädte mit den von dir angeführten Unis drastisch unterversorgt? Was ist mit Städten die mehr oder weniger aus ihrer Uni bestehen wie Heidelberg, Jena, Greifswald, Marburg, Göttingen, Clausthal oder Freiberg?
Dann sind die Unis natürlich auch nicht die einzigen Hochschulen einer Stadt. In Leipzig gibt es bspw. noch die HTWK mit ca. 6000 Studenten. Darüberhinaus gibt es in unmittelbarer Nähe die ebenfalls äußerst renommierte Universität Halle-Wittenberg. Die Uni Leipzig ist mit derzeit knapp 28.000 Studenten für eine Stadt dieser Größe gut aufgestellt. In ähnlich großen Städten wie Hannover und Stuttgart sieht es nicht viel anders aus.
Und noch einmal, auch wenn die Stadt Leipzig schrumpfen würde, wäre es nicht angebracht diesen Trend durch eine Internationalisierung der Stadt durch eine bunte Studentenlandschaft zu korrigieren? Das sind Prozesse, welche in anderen Ländern und strukturschwachen Regionen, wie z.B. in Nordengland, forciert werden.
Das kann man doch gerne versuchen. Allerdings kann man Ausländer ja nicht verpflichten an der Uni Leipzig zu studieren. Und einen konkreten Nutzen für die Stadt und das Land sollte es ebenfalls haben. Ich halte jedenfalls nichts davon, Ausländern hier an staatlichen Unis das Studium zu finanzieren, welches womöglich noch ausschließlich auf Englisch absolviert werden kann und anschließend machen sie wieder den Abflug.
Letzte Frage: wäre der gegenwärtige Dynamik der Stadt Leipzig - mit wahrscheinlich einer Einwohnerzahl von rund 700.000 im Jahre 2030 - nicht Anlass genug, um zumindest den Schrumpfungsprozess im akademischen zu stoppen und zu vertagen?
Ich lehne Kürzungen im Bildungsbereich eigentlich grundsätzlich ab, nur um das mal klar zu stellen. Ich kann nur eine absichtliche Benachteiligung Leipzigs nicht erkennen. Auch andere Städte in Sachsen sind über die Hochschulpolitik nicht wirklich erfreut. Im vogtländischen Reichenbach wurden und werden bspw. Standorte der Westsächsischen Hochschule nach Zwickau verlagert und hinterlassen in der ohnehin schon gebeutelten Stadt riesige denkmalgeschütze Gebäudekomplexe ohne Nachnutzungspläne.
Was die Konkurrenz Leipzig-Dresden angeht, so muss man einfach auch fest halten, dass die TU Dresden für den Freistaat als "Exzelllenz"-Uni Priorität hat. Jetzt kann man natürlich einwenden, das sei ja nur das Resultat einer lange andauernden Leipziger Benachteiligung. Dazu sei aber angemerkt, dass es sich dabei ja um langfristige Projekte handelt und Dresden im Gegensatz zu Leipzig nach der Wende auch wirtschaftlich betrachtet ein deutlich attraktiveres Pflaster war als die "Armutshauptstadt" Leipzig. Noch dazu, und das ist meine eigene Vermutung, schien die Förderung der Technischen Universität Dresden nach 1990 wohl deutlich unverfänglicher zu sein als die der ehemaligen SED-Kaderschmiede Karl-Marx-Universität.