Leipzig: Stadtleben

  • Noch mal danke. Bemerkenswert ist das Plus bei den 25- bis 29jährigen in Leipzig und in Chemnitz vor allem, weil in den klassischen Universitätsstädten die Zahlen wegen der Berufswanderung nach dem Studienabschluss meist deutlich negativ sind:


    Bayreuth: -70,4
    Würzburg: -66,0/1.000
    Frankfurt (Oder): -48,2/1.000 - eher unklassisch ;)
    Weimar: -45,5/1.000
    Lkr. Marburg-Biedenkopf: -44,8/1.000
    Trier: -34,0/1.000
    Münster: -30,6/1.000
    Jena: -30,3/1.000
    Freiburg im Breisgau: -25,6/1.000
    Kiel: -20,1/1.000
    Tübingen: -20,6/1.000
    Heidelberg: -16,1/1.000


    etc.

  • Klein-Chicago auf der schiefen Bahn

    Zwei Artikel in der ZEIT über Leipzig. Aufhänger ist jeweils die steigende Kriminalität, aber es geht stets um mehr:


    Martin Machowecz: Klein-Chicago in Nordwestsachsen
    http://www.zeit.de/2016/06/leipzig-kriminalitaet-chicago


    Unter anderem mit Einschätzungen des Stadtsoziologen Dieter Rink vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung:



    Auf allen Gebieten wird die Stadt urbaner. "Leipzig", sagt Rink, "ist offensichtlich groß genug geworden für Entwicklungen, wie sie in Frankfurt am Main, Hamburg oder Köln schon lange normal sind. Leipzig ist eben keine typisch ostdeutsche Großstadt mehr, sondern wird mehr und mehr als eine deutsche Großstadt wahrgenommen." ...


    An zweiter Stelle stehe der Wohnungsbau, der "dringend angekurbelt" gehöre, insbesondere im preiswerten Segment. Unglücklicherweise ist Leipzig eine arme Stadt. "Leipzig hat keine finanziellen Ressourcen, um zum Beispiel sozialen Wohnungsbau zu fördern. München gibt 160 Millionen Euro im Jahr dafür aus." In Leipzig sei für das laufende Jahr eine Million Euro im städtischen Haushalt vorgesehen. "Da sieht man die Relationen", sagt Rin[k. ... .'


    Andreas Raabe: Schiefe Bahn
    http://www.zeit.de/2016/06/lei…bahnstrasse-kriminalitaet

  • Ein Netz wachsender Großstädte ist die neue Struktur des Ostens

    Und weil wir gerade bei lesenswerten Artikeln aus der linksrotgrünversifften Lügenpresse sind.


    Ralf Julke hat sich in der L-IZ intensiv mit der neuen Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung (mehr dazu unter https://www.facebook.com/Leipz…lle/posts/996954833695921 und https://www.facebook.com/Leipz…lle/posts/997212310336840) auseinandergesetzt und auf Punkte hingewiesen, die bei der Forderung von Daniel Fuhrhop (Bauverbot) und anderen - "Zieht nicht nach Leipzig, bleibt einfach in Doberlug-Kirchhain oder Limbach-Oberfrohna!" - fast immer unbeachtet bleiben:


    "Nicht nur unsere Art des Lebens hat sich in den vergangenen 30 Jahren völlig verändert, auch die Art unseres Wirtschaftens. Immer mehr Arbeitsfelder sind entstanden, die eine technisch moderne Ausstattung und einen höheren Bildungsabschluss brauchen. Und immer mehr junge Menschen erwerben nicht nur das Abitur, sondern studieren auch wirklich. Und die Arbeitsplatzangebote für hochgebildete Menschen findet man nun einmal zu 90 Prozent nur in den Großstädten.


    Die alte Flächenpolitik kann keiner bezahlen


    Man kann die Klein- und Mittelstädte gar nicht technisch so aufrüsten, dass sie damit auch nur ansatzweise konkurrieren können – Dörfer schon gar nicht. ... ."


    http://www.l-iz.de/politik/kas…truktur-des-ostens-124912

  • London? Lissabon? ...oder doch eher Leipzig?....hmmm?


    http://www.lvz.de/Kultur/News/…uf-Stippvisite-in-Leipzig


    from leipzig to hypezig: germany's new creative capital

    "...But even if this sounds heretical, gentrification isn't all bad. "It's insane, of course, how many people are moving to Leipzig, but I can understand people who want to live here," ... "And many of the people moving here bring with them something that makes Leipzig a great place to live."


    https://i-d.vice.com/en_us/art…ve-capital-us-translation

  • Den i-D-Artikel gibt es auch in Deutsch. Da steht dann aber auch nichts drin:


    "hypezig und der wandel
    Niedrige Mieten, eine junge und vielschichtige Kunst- und Musikszene und das Gefühl, unter sich zu sein, lässt immer mehr Kreative aus der ganzen Welt nach Leipzig ziehen. Wir fragen uns, warum Leipzig zum Paradies für die kreative Community wurde und ob Gentrifizierung nicht doch auch positive Seiten hat."
    https://i-d.vice.com/de_de/art…ypezig-und-der-wandel-432

  • ^ die allgegenwärtige Diskussion im Stadtgeschehen. Sicher birgt die starke Zuwanderung Risiken der Gentrification, auf der anderen Seite aber bringt sie frische junge Leute und Ideen in die Stadt. Und vor allem wird es internationaler. Ein Fakt mit dem keine andere Stadt im Osten punkten kann, und welchem man sich in der Leipziger Tradition der Großspurigkeit noch mehr vom "Rest" des so ungeliebten Bundeslandes abheben kann. Desweiteren bin ich immer wieder begeistert, welche Teile der Stadt neu belebt werden.


    Ich bin zwar kein Ur-Leipziger aber schon vor der Wende in der Stadt gewesen und aufgewachsen. Lindenau, als "Vorort" des radikalen Grünau, lange ein absolutes NO'GO. Nun passiert dort einfach sehr sehr viel und der Stadtteil stellt mit seinen angenehmen Charme ganz neue Sachen auf. Die Videos der DJane aus London zeigen übrigens auch die derzeitigen Hotspots - Lindenau, Kolonnadenviertel, und die Eisenbahnstraße.


    Und weil wir des Lobes noch nicht genug sind, 'Expedia' hat 2015 eine Video-Kampagne - "Ein tag in einer Minute" - mit Städten als Touristenziele ins Netz gestellt. Leipzig ist mittlerweile natürlich dabei auch vertreten.

  • Ich hätte da üerhaupt nichts dagegen. In dem konkreten Fall würde ich aber eher die Methodik der Umfrage und die dort gezogenen Schlüsse anzweifeln. Die Meinungsforscher_innen des Instituts YouGov hatten für die Umfrage vor knapp zwei Wochen bundesweit 1355 repräsentativ ausgewählte Personen über 18 Jahren in einem Online-Panel befragt. Zur Auswahl standen 14 deutschen Städte mit mehr als einer halben Million Einwohner_innen.


    Die von YouGov gestellten Fragen:
    1. Frage: Unabhängig von Ihrem derzeitigen Wohnsitz, in welcher der folgenden Städte in Deutschland würden Sie am liebsten leben wollen?
    2. Frage: Unabhängig von Ihrem derzeitigen Wohnsitz, in welcher der folgenden Städte in Deutschland würden Sie am wenigsten gerne leben wollen?
    Antwortmöglichkeiten: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Bremen, Leipzig, Dresden, Hannover, Nürnberg, In keiner der genannten Städte.


    Wir wissen nicht, wer hier befragt worden ist. Auch Leute 65+ mit Netzanschluss in oberbayerischen Almhütten, die noch nie in ihrem Leben in Leipzig oder überhaupt im Osten der Republik waren? Mehr als jeder Vierte möchte in keiner der zur Wahl stehenden Großstädte leben. Während 11 Prozent der Befragten Berlin als attraktiven Wohnort benannten, gaben zugleich 14 Prozent an, am wenigsten gern in Berlin leben zu wollen. 10 Prozent gaben an, als letztes nach Leipzig zu ziehen, wenn sie die Wahl zwischen den 14 Großstädten hätten. Schlusslicht wurden Bremen, Hannover (je 2 Prozent), Dortmund und Essen (je 1).


    Wenn man will, kann man aus der Befragung auch schlußfolgern: Leipzig ist beliebter oder vielmehr weniger unbeliebt als Berlin.


    http://www.lvz.de/Leipzig/Paus…em-Platz-noch-vor-Dresden


    Über YouGov: https://de.wikipedia.org/wiki/YouGov

  • Da die Diskrepanz zwischen dem höchsten Einwohnerzuwachs und der niedrigen Beliebtheit unter den Befragten nicht so wirklich ersichtlich ist, hier noch mal ein weiterer Artikel warum Leipzig eigentlich nicht wirklich lebenswert ist. Ich glaube man bewegt sich mittlerweile auf einer Ebene, auf welcher man sich über eine Situation der Selbstgefälligkeit aufrägt und damit nur die Vielfalt der urbanen Gesellschaft aufzeigt. Das hat dann natürlich nicht mehr viel mit einer generellen Kritik an einer Stadt zu tun. Ist es doch eher eine Beschreibung gewisser Teile der Gesellschaft. Der Eigenarten einer Großstadt.


    Ich denke, die Zeiten in welchen man Leipzig aus einem ungerechtfertigten Argument ziehen muss, sind vorbei.

  • ^ ich fand den ersten besser - nun vieles stimmt, und regt eigentlich niemanden auf! Der Autor hat es auch mit einem Zwinkern geschrieben. Währenddessen bekommen die Leipziger welche den Hype nicht wollen, nun Rückendeckung von Komikern wie Anke Engelke. Welche in Geographie etwas Nachholbedarf hat.
    :lach:

  • Ja, Frau Engelke hat offensichtlich Leipzig mit Dresden verwechselt. Das müsste man ihr nochmal sagen. Aber das könnte schlimme Folgen haben. Dann wird der nächste Hollywoodfilm über das dritte Reich in Dresden gedreht (weil man keine Kulissen und keine Komparsen mitbringen muss) und uns gehen hier Einnahmen flöten...

  • ^ Geburtenrekord und Fußball, und nun auch noch der Tourismus im Anlauf. ;)


    Kann pünktlich zum nahenden Frühling eine europäische Städte-Trip Empfehlung für mittelgroße Städte, ohne Leipzig in der Liste auftauchen? Offensichtlich nicht. Dass das nichts neues mehr ist, zeigt auch der letzte Satz in dem Miniabriss zur Stadt: "You’ll soon see what all the fuss is about".


    In Kontext gesetzt wird das Ganze noch mit der Meldung, dass Leipzig den zehnten Besucherrekord in Folge aufstellt. Alleine die Zahl ausländischer Gäste stieg um 8,3 Prozent, der Anteil ausländischer Gäste am Gesamtergebnis betrug demnach 15,0 Prozent.

  • ^ Geburtenrekord und Fußball, und nun auch noch der Tourismus im Anlauf.


    Auch der Tourismus leidet in der Messestadt unter dem Pegida-Effekt bzw. unter den anhaltenden Negativschlagzeilen des Freistaats. Von "im Anlauf" kann bei einem Miniwachstum von 2,3 Prozent kaum die Rede sein. Mal zum Vergleich die Übernachtungszahlen anderer Großstädte im letzten Jahr:


    Dass Dresden 3 Prozent und Chemnitz gar über 8 Prozent Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten, sollte nicht der Maßstab für Leipzig sein, und man ahnt schon bei der kurzfristigen Absage der AMI, dass dieses Jahr auch alles andere als rosig verlaufen wird. Überhaupt ist die Absage der AMI, die wir wohl in dieser Form nicht mehr in Leipzig erleben werden, ein Desaster für den Messestandort. Auch hier war ein gewichtiger Grund für die Absage vieler Automobilhersteller wie schon bei der Games Convention vor vielen Jahren: Fehlende Internationalität.


    Fehlende Internationalität würde man aus Hannover oder Nürnberg, in deren Liga ja Leipzig inzwischen mitmischen möchte, wohl nicht zu hören bekommen. Dort spielen allein schon die Flughäfen eine ganz andere Rolle, was die Zahl der Passagiere anbelangt.


    Da ich das Glück hatte, als Deutscher in den letzten knapp 4 Wochen in einem der ärmsten Länder fast am anderen Ende der Welt zu erfahren, was Gastfreundschaft und Willkommenskultur bedeuten, bin ich einmal mehr fassungslos über die Zustände vor allem hier in Sachsen, wo die Flüchtlingsquote gerademal bei 1,2 Prozent liegen dürfte. Es bedarf in Käffern wie Heidenau, Freital, Bautzen, Clausnitz, Niederau, Einsiedel und sonstwo sicher keine rassistischen Mobs, die in ihrer geistigen Beschränktheit zeigen, was sie von Flüchtlingen halten. Die Neuankömmlinge gehen auch so ganz freiwillig wieder aus dieser trostlosen Gegend, sobald sie die Gelegenheit dazu haben.

  • Cowboy: das denke ich auch.
    schließlich war ihnen offenbar selbst österreich zu "trostlos", um dort ihren asylantrag zu stellen. ich fürchte nur, dass sie das schlaraffenland nirgends finden werden.


    wenn man aber die reicher-onkel-zu-besuch-brille absetzt, wird man freilich sehen müssen, dass gastfreundschaft und willkommenskultur auch in anderen weltgegenden nicht besonders blühen, bzw. weit selektiver gehandhabt werden. anders sind ja vertreibungen, ethnische säuberungen und bürgerkriege wohl kaum zu erklären.


    durch zufall war ich letzten samstag im ärmlichen stollberg am ende des erzgebirges in einem café. am nachbartisch gab es für eine alte omi mit zwei krückstöcken zu ihrem geburtstag kuchen. am schaufenster zog währenddessen eine kleine gruppe flüchtlinge (wahrscheinlich nicht mal 1,2 prozent) vorüber, einer davon im nagelneuen high-tech-elektro-scooter-rollstuhl.


    meine ehrlich gemeinte frage: was hättest du in diesem moment zu dieser traurigen omi gesagt?


    dass sie gefälligst mehr willkommenskultur zeigen und die leute zum kuchen einladen soll?
    dass sie durch ihre rüstungsexporte die ganzen bürgerkriege befeuert hat und nun die konsequenzen tragen muss?
    dass die herren flüchtlinge sowieso diese trostlose gegend bald verlassen werden - und dafür immer neue kommen werden?
    dass sie die "linke" wählen soll, damit es kostenlose elektro-rollstühle für alle regnet?


    oder dass sie in eines der ärmsten länder der welt ziehen soll, um das glück zu erfahren, was gastfreundschaft und willkommenskultur bedeuten?


    auf deine antwort bin ich gespannt. ich hatte keine.


    ps.: noch kurz zum touri-thema: auch 2015 gab es keine ami, trotzdem stiegen die leipziger übernachtungszahlen. und wenn die dresdner stadtratsmehrheit von rot-rot-grün+piraten letztes jahr keine strafsteuer für touristen eingeführt hätte, wären auch dort mehr gäste gekommen. ich hege keinerlei sympathien für pegida & co. aber auch nicht dafür, diese leute für die folgen tourismusfeindlicher politik linker abkassierer verantwortlich machen zu wollen.

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  • ^ meine ehrlich gemeinte frage: was hättest du in diesem moment zu dieser traurigen omi gesagt?


    Ich bezog mich klar auf die in dieser Form nur in Sachsen stattfindende pogromartige Stimmung gegen Flüchtlinge. Auch anderswo in Deutschland gibt es arme Gegenden. Deine Frage, was ich der Oma mit den Krückstöcken antworten soll, sowie deine vorweggenommenen Antworten, die wohl implizieren sollen, ich hätte nichts für Asylkritik übrig, haben mit der Intention meines Beitrages nichts zu tun. Oder muss ich jetzt Verständnis für einheimische Intelligenzflüchtlinge zeigen, die grölend über 2 Stunden lang ein Bus mit Familien, Frauen und Kinder belagern, nur weil es keine "elektro-rollstühle für alle regnet"?


    PS. Die "Strafsteuer" wurde meines Wissens erst im Sommer letzten Jahres in Dresden eingeführt. Da war die eine Hälfte an Touristen also schon da und die andere Hälfte hat zumeist schon für das 2. Halbjahr gebucht gehabt. Fraglich also, inwieweit sie für den Rückgang verantwortlich ist. Aber solange Pegida dem Tourismus in Dresden nicht schadet, ist doch alles in Butter.

  • Wer Nicht-Sachsen kennt - womöglich noch Wessis -, der weiß, dass Sachsen seit etwas über einem Jahr einen massiven Imageschaden erleidet. Ich kenne durchaus Menschen, die aufgrund von Pegida und Brandanschlägen auf einen Besuch in Sachsen verzichtet haben.


    Tatsächlich finde ich als Zugezogener mich zunehmend in der Situation wieder, Leipzig gegen Vorurteile verteidigen zu müssen.


    Was mich übrigens wirklich stört, ist die - das ist jedenfalls mein Eindruck - in Sachsen extrem weit verbreitete Kopf-in-den-Sand-Mentalität. Alles nicht so schlimm, wird schon wieder, man kann ja eh nix machen, ach Pegida, einfach ignorieren, die tun ja nix und es geht irgendwann vorbei. Das ist furchtbar anstrengend. Sachsen sind zwar nett, aber auch unglaublich trantütig. Wenn ich mir diese dreiste Verallgemeinerung erlauben darf. :D