Leipzig: Stadtleben

  • ^ ich würde solche Studien nicht völlig abwatschen. Zeigen sie ja doch eine gewisse reale Empfindung. Außerdem basieren diese Studien meistens auf den Faktor der Steigerung - die Dynamik der Standorte was den Beschäftigungszuwachs, Einwohnerzuwachs, Steuereinnahmen, Gehälter, und eben Produktionswert pro Einwohner. Dass hier die Relation von z.B. Gehältern und Ausgaben fehlt, - was dann auch die Kaufkraft verändert bzw. relativiert - macht so manchen Standort wie Chemnitz schnell zum Schlusslicht. Anzumerken sind 1: Chemnitz hatte viel früher als z.B. Leipzig einen gefestigten industriellen Arbeitsmarkt mit relativ gut bezahlten/qualifizierten Jobs im Maschinenbau und dem Automobilsektor. Fragt sich also warum Chemnitz keine Weiterentwicklung erfährt bzw. ob man da einfach an seine Grenzen kommt. Strukturelle Nachteile gibt es eben - Einwohnerentwicklung, Infrastruktur vor allem im Bereich Anbindung an den Schienen- und Flugverkehr. Nicht umsonst ist Chemnitz so darauf bedacht, die Anbindung per Schiene und Autobahn an Leipzig schnellstens zu verbessern. 2: die Studie vernachlässigt wiederum die Gehälterentwicklung als einen Hauptfaktor. Denn die beiden Städte mit der niedrigsten Gehaltssteigerung - durch den enormen Zuwachs an Einwohnern - landen auf dem 2. und 3. Platz.


    Was aber soll die Basis für eine derartige Studie darstellen, wenn nicht die Dynamik alias Steigerung? Das wäre ja konträr zu unserer Wirtschaftsmoral. Nicht zu vergessen, dass Leipzig bis vor kurzem auch mit Werten der Mitte-2000er Jahre berechnet wurde und immer weit hinten landete. Nun schlagen die Zahlen letzten Jahre ein.


    Der Artikel in der FAZ hat noch einmal eine bessere Grafik dazu eingearbeitet. Die von dir erwähnte Internationalität 'Cowboy' liegt derweil weniger an der Neo-Nazi Bewegung mit dem hässlichsten Mann der Welt, sondern an der schlechten Vernetzung von Unternehmen im Osten. Denn selbst Berlin punktet hier nicht wirklich. Nur Dresden ist hier marginal besser, weil die Landesregierung ja über zwei Jahrzehnte die Subventionierung (Dresden hatte bis ende der 2000er Jahre den höchsten Subventionierungsgrad pro Arbeitsplatz) der Forschungslandschaft zugunsten des Elbtals voran getrieben hat. Dass die TU nun nach eigener Aussage, Probleme hat ausländische Wissenschaftler nach Dresden zu holen, sollte in der Heimat der "besorgten Bürger" keinen mehr wundern. Aber lassen wir das - sonst geht hier wieder das Geschrei los.....

  • Äpfel, Birnen, Märchenbücher ...

    Hier mal das gute Stück im Original:


    http://www.berenberg.de/presse…auersieger-frankfurt.html


    https://www.berenberg.de/Staedteranking-2015.html


    Eingang in das Ranking fanden unter anderem



    S. 21 Abb. 8: Entwicklung der Bevölkerung, 2012–2030


    Leipzig: ca. 1 % Wachstum
    Dresden: ca. 1 % Wachstum
    Chemnitz: ca. 17 % Schrumpfung


    Quellen: BBSR (2015b) = Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Raumordnungsprognose 2035; Berechnungen HWWI.
    http://www.bbsr.bund.de/BBSR/D…rdnungsprognose_node.html


    Ca. 1 Prozent Wachstum hatte Leipzig bereits im ersten Halbjahr 2013. Laut der auch diesem Ranking zugrunde liegenden Raumordnungsprognose des BBSR soll Leipzig 2030 526.800 Einwohner_innen haben. Tatsächlich hatte die Stadt Ende September 2015 nach der Zählung des Landesamtes bereits etwa 553.500 statt der für Ende 2015 prognostizierten 528.100 Einwohner_innen. 2030 dürften die 600.000 weit überschritten sein.


    Chemnitz soll laut dem BBSR bis 2030 auf 199.100 Einwohner_innen schrumpfen. In der Realität wächst Chemnitz seit einigen Jahren wieder, wenn auch nur leicht. 2014 hatte es 243.521 Einwohner_innen statt der prognostizierten 236.800.


    Was sagen Rankings aus, die auf absurden Prognosen beruhen?


    Ganz nebenbei:
    Städterankings: Harte Fakten sind wichtiger - Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Direktor des Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und 2006 bis 2013 Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig, spricht mit der Frankfurter Rundschau über Sinn und Aussagekraft solcher Rankings:


    http://www.fr-online.de/frankf…ger,1472798,32230140.html.

  • Weil es hier eine Rolle spielt und vielleicht den einen oder die andere auch so interessiert:


    Regionalatlas Deutschland Indikatoren des Indikatorensystems 'Soziales' Themenbereich 'Verfügbares Einkommen je Einwohner '
    https://www.govdata.de/daten/-…/stlae-service--307798976


    2012 Verfügbares Einkommen je Einwohner in EUR
    Leipzig, Stadt: 16.647
    Dresden, Stadt: 17.573
    Chemnitz, Stadt: 18.502


    Und zum Wert solcher Statistiken:


    Süddeutsche Zeitung, 23. Oktober 2015
    http://www.sueddeutsche.de/wir…google_editors_picks=true


    Heilbronn
    Dieser Mann ist so reich, dass Statistiken seines Wohnorts wertlos sind


    "Das Städtchen Heilbronn hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen Deutschlands - aber nur auf den ersten Blick. Ein Superreicher verzerrt die Einkommensstatistik: Dieter Schwarz, der Lidl-Gründer. ... Für den hohen Durchschnittswert bei den Einkommen ist vor allem eine Person verantwortlich: Dieter Schwarz, der Eigentümer eines Supermarktkonzerns, zu dem Lidl und Kaufland gehören. Schwarz' Vermögen wird auf 17 Milliarden Euro geschätzt, damit ist er der reichste Mann Deutschlands."

  • "Dass die Messestadt in der Rubrik Internationalität weniger punktet, ist zum einen logisch, zum anderen auch hier auf das ostdeutsche "Besorgtbürgertum" zurückzuführen, das auch außerhalb der Asyldebatte so seine lieben Probleme mit Ausländern hat. "


    Ich weiß nicht, was diese immer gebetsmühlenartig in verschiedenen Threads auftauchenden "Watschen" gegen die "ostdeutschen" Bürger soll, es ist langsam einfach nur noch nervig und das sage ich als Nicht-Leipziger und Nicht-Sachse. Da der Pegida-Thread zu ist, muss man es nun woanders fortführen? Aber von der Boomtown Leipzig profitieren und hierher ziehen, gleichzeitig aber immer wieder über die bösen Ostdeutschen beschweren ... die historischen Hintergründe (ganz andere Entwicklung als Frankfurt a.M.) werden ausgeblendet.
    Gerade Leipzig ist alles andere als von Besorgtbürgern übervölkert, ja gar eine eher linke Stadt, schon seit langem hebt sie sich hier deutlich vom Raum Dresden / Sächs. Schweiz ab.
    Diese Gleichstellung von "besorgtem Bürger" = Nazi / Rechts ist genauso widerwertig wie viele Leute, die ihre Sorgen in Hass umwandeln und nicht zum ernsten Dialog bereit sind.


    Ich empfehle zu dem Thema auch die Sendung von Maybrit Illner vom gestrigen 22.10. mit dem Oberbürgermeister von Magdeburg. Vermutlich ist er auch ein rechter, besorgter Bürger, weil er nicht nur "wir schaffen das" ohne Lösungsansätze in den Raum stellt, obwohl er selbst von Rechten noch im Frühjahr Drohungen bekam. Dieser eine Pakistani, Anwalt, Name gerade entfallen, ist zudem ein Beispiel, wenn jemand gar nicht diskutieren WILL. Mehrfach falsch informiert, wenig bereit auf Aussagen konkret einzugehen statt zu pauschalisieren oder Dinge ins Lächerliche zu ziehen. Nimmt sich mit Madame Petry der AfD nicht viel, nur stehen sie auf zwei gegensätzlichen Seiten.


    Ansonsten ist diese Studie des HWWI ein wenig schwierig, schließlich fehlen mit Schwerin, Magdeburg, Erfurt und Potsdam allein vier Hauptstädte sowie weitere Städte, bspw. Halle/Saale oder Rostock, nur weil sie nicht "groß genug" sind. Gerade bei Erfurt (neues ICE-Kreuz) und Potsdam (Speckgürtel Berlin) sind aber keine komplett uninteresanten Städte, die nur wg. ihrer Größe rausfallen.

  • Was sagen Rankings aus, die auf absurden Prognosen beruhen?


    Nüscht. Wenn die Worte "Bertelsmann", "Demographie" und "Prognose" zusammen auftauchen, kann man eigentlich aufhören zu lesen. Seit minimum fünf Jahren dürfte jedem klar sein. Dass die vorausgesagten dramatischen Bevölkerungsverluste für Chemnitz nicht eintreten werden, wenn nicht plötzlich ein Stadtteil im Erdboden versinkt. Aktuelle Studien anhand solcher Annahmen zu machen, ist schlichtweg unseriös.

  • ^lest euch mal die Studien von 2004 oder 2005 für Leipzig und Dresden durch. Wer's aufgehoben hat, lacht sich kaputt. Genau diese Studien sind es, aufgrund derer man bei vielerei noch jahrelang trotz sich bereits abzeichender gegenläufiger Entwicklung auf massive Schrumpfung setzte (Schulen, Kitas, Wohnraum,...) und die man heute fast panikartig angesichts der Entwicklung (die Flüchtlingsbewegung kommt nun noch stark verschärfend dazu) versucht per Container, Sanierungen und Neubauten zu lösen.

  • Ich hoffe, es geht dir jetzt besser, Altbaufan. Ich könnte jetzt schreiben, worin schon wieder deine Irrungen und Wirrungen liegen, aber wir möchten andere ja nicht langweilen.


    Die L-iz hat sich der Sache mit dem HWWI-Ranking angenommen, wie gewohnt kritisch. Das gute Abschneiden Leipzigs basiert auf dem Trendranking, bei dem keine andere Stadt in Sachen Bevölkerungswachstum und Arbeitsplatzzuwachs so viel punkten konnte wie unsere Messestadt. Und das schlechte Abschneiden von Chemnitz ist der Prognose von 2012 des BBSR geschuldet, wonach Chemnitz bis 2030 einen Bevölkerungsschwund von 17 Prozent zu verzeichnen hat (LE Mon.hist hat es bereits geschrieben). Das ist natürlich totaler Unsinn, eher wird Chemnitz in diesem Zeitraum 17 Prozent zulegen, aber mit diesen Prognosen wird in Sachsen bekanntlich Politik gemacht.

  • Das lustige ist ja das sie in der Studie selber angeben das Chemnitz wieder wächst, aber sie schließen halt im nächsten Kapitel nichts draus. es ist wie die L-iz auch schreibt einfach nochmal die BBSR Zahlen aufgewärmt und neu gewichtet. Den selbst Leipzig wächst bei in der Studie langsamer als Dresden bis 2030. Sie haben sich halt keine eigenen Gedanken gemacht sondern einfach nur Copy+Paste aus dem BBSR Bericht.

  • Viel Rauch, wenig Feuer

    Laut Morgenpost sagen nicht nur wir, sondern auch Expert_innen: "Die Studie ist falsch!"


    So etwa Annett Kirschke (45) vom Statistischen Landesamt in Kamenz: „Die Entwicklung ist anders als vorhergesagt. Wenn eine wesentliche Komponente nicht passt, ist auch das Gesamtergebnis des Städterankings fraglich.“


    Dies ist nun besonders amüsant, wenn man sich die vom Landesamt erarbeitete 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose für den Freistaat Sachsen bis 2025 anschaut, die am 30. November 2010 veröffentlicht wurde und die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung bis 2025 aufzeigen soll.
    http://www.statistik.sachsen.de/bevprog/
    http://www.statistik.sachsen.de/html/428.htm

    Das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen erarbeitet derzeit die 6. Regionalisierte Bevölkerungsprognose für den Freistaat Sachsen. Die Bereitstellung der Daten wird voraussichtlich im IV. Quartal 2015 erfolgen.


    Wir hatten die Prognose hier schon mehrfach thematisiert, so z.B. unter http://www.deutsches-architekt…d.php?p=464030#post464030 .


    Die lange Zahlenreihe für Leipzig: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=364102 und für Chemnitz: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=364307


    Jahr - Leipzig - Chemnitz:
    2015: 532.600 (Var.2: 523.000) - 235.800
    2020: 538.500 (Var.2: 519.000) - 228.900
    2025: 538.600 (Var.2: 512.000) - 221.100


    Ich denke da an die Begriffe Glashaus und Steine.


    Hier noch weitere "Expert_innen", die in der MoPo zu Wort kommen: "Der Bundestagsabgeordnete Detlef Müller (51, SPD): „Die Prognose vermittelt ein falsches Bild, mit verheerender Außenwirkung“."


    Nachfrage des Blattes bei dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI):


    "Das HWWI zeigt sich zerknirscht: „Die Bevölkerungsprognose ist der Schwachpunkt der Studie“, gibt Volkswirt Jan Wedemeier (36) zu."


    Es hinderte sie aber nicht daran, die Sau durch jedes Dorf zu treiben und das in zwei Jahren auch wieder auf den genau gleichen Grundlagen zu tun.


    MOPO 24, 24.20.2015
    Riesen-Zoff um Städteranking: Chemnitz nur Letzter!
    https://mopo24.de/nachrichten/…latz-schlechter-ruf-21530

  • Der Bundestagsabgeordnete Detlef Müller (51, SPD): „Die Prognose vermittelt ein falsches Bild, mit verheerender Außenwirkung.“


    Ob das auch so im Spiegel oder der FAZ gesehen und hinterfragt wird?
    Das sollte schon noch einmal neu von vorn gemacht oder sowieso als ungültig in den Virtuellen Mülleimer landen, denn wer so arbeitet, hat die Arbeit nicht wirklich gewissenhaft wie auch in der Ernsthaftigkeit begriffen.


    Dann aber im Anschluss genauso in die Pressewelt gehen, wie mit diesem Unsinn als Präsentation falscher Tatsachen.
    Leider kann man dann aber auch nicht die ersten drei Plätze für voll nehmen.
    Überhaupt ist das schon ein wenig Seltsam.


    Das Frankfurt/M wirklich so schnell so viel verliert ist auch nicht erklärbar.


    Die Studie richtet mit ihren falschen Angaben eher schaden an, als sie von Nutzen sein kann.
    :2cents::2cents::2cents:

  • Naja falsch sind sie ja nicht nur zum Teil nicht aktuell. Ich hab mir die Studie nochmal angesehen und es gab schon auch noch andere Gründe wieso Chemnitz so abgerauscht ist. Einer war z.B. auch der Zuwachs von Beschäftigten von 2011 auf 2012 der in Chemnitz negativ ist mit -0,6%. Der große Manko ist halt der Demographieindex der mit der BBSR Studie arbeitet. Da es aber auf Bundesebene nichts aktuelleres gibt kann man ihn nur vorwerfen das sie diese veralteten Daten ein zu hohes Gewicht geben.


    Ich finde es immer schwierig auf sowelchen Rankings rumzuhacken, den wenn man vorn ist, freut sich die Gemeinde, wenn sie hinten ist, findet sie natürlich das Ranking schlecht. Solange die Städte und Medien auf diese Rankings abfahren wird es immer so bleiben das sie erstellt werden.

  • ^ das sehe ich ähnlich. Deswegen auch mein Verweis bezgl. der Grenzen der Entwicklung in Chemnitz. Nicht weil es ein schlechter Standort per se ist, sondern weil es eben Defizite gibt wie z.B. die derer infrastrukturellen Anbindung an Leipzig per Bahn und Auto. Im Kontext betrachtet sind das die einer stark industrialisierten Stadt welche mit der dt. Teilung wie mit der Wiedervereinigung zu kämpfen hat. Dafür aber - meines Erachtens, eine sehr gut Form gemacht hat. Einen stark und gut ausgeprägten Arbeitsmarkt im Maschinenbau, vernetzt mit einer kleinen aber feinen Forschungslandschaft um die TU Chemnitz wie TU Freiberg herum.


    Aber natürlich steht der Standort in der Konkurrenz von Leipzig und Dresden innerhalb des gleichen Bundeslandes. Deswegen wundert mich die Aufregung ein wenig. Wir können doch nicht eine Jubelmeldung bzgl. des Einwohnerzuwachses in Leipzig nach der anderen herausgeben, und erwarten, dass Chemnitz hier gleichzieht. Auch wenn Leipzig mittlerweile einen großen Teil seiner Einwohner auch aus ferneren Regionen in Dtl. und sogar aus dem Ausland bezieht, ist die Sogwirkung vor allem in den drei mitteldeutschen Bundesländern zu spüren. Chemnitz wird auch in den nächsten Jahren nicht sonderlich stark bzw kaum wachsen - und in Dresden wird sich der Trend auch verlangsamen. Eher zieht Chemnitz mit Dresden gleich.


    Eine Szeneblog hatte kürzlich über den starken Wegzug aus Chemnitz und Dresden gen Leipzig berichtet. (Verlinkung gibt es durch frühere Bezichtigungen, ein Sprachrohr der Antifa zu sein, nicht). Dass das Wachstum einer Stadt immer stark mit dem wirtschaftlichen Wachstum verknüpft ist, sollte jetzt aber nicht wirklich wundern.

  • BILD: Jetzt schwappt der Boom ins Umland

    BILD Leipzig jubelt: "Mehr Jobs, mehr Einwohner, mehr Lebensqualität. Noch nie haben die Kommunen im Speckgürtel so vom Wachstum der Großstadt profitiert. Jetzt schwappt der Leipzig-Boom ins Umland! ... (N)ach Jahren schleichender Schrumpfung und steigender Überalterung gerät nun auch das Umland in den Sog der Boomstadt Leipzig. Ob Delitzsch, Schkeuditz, Borna oder Zwenkau – die Kleinen kommen gerade groß raus.


    Den Trend beobachtet Martin Leder (51) vom Immobilienverband Deutschland genau: „Alle diese Städte im Umkreis von rund 20 Kilometern profitieren kräftig vom Wachstum Leipzigs. Und dieser positive Trend wird sich fortsetzen.“ ..."


    http://www.bild.de/regional/le…umland-43244528.bild.html

  • Wenn das Ganze noch halbwegs gesteuert ablaufen würde, ähnlich den Konzentrationen im Münchener Umland an S-Bahn-Strecken, können wir uns für Jahrzehnte überbordende Verkehrsprobleme vom Hals halten. Wer die Entwicklung der Pendlerverflechtungen betrachtet, kennt die großen Zahlen.

  • ^ nur müssten eben auch die Linien verbessert werden. Dass es keine direkte S-Bahn Anbindung an Markranstädt, Bad Dürrenberg, Weißenfels, Naumburg, und Jena gibt, wird die Situation dort erst einmal nicht verbessern. Da gibt es noch Nachholbedarf.


    Desweiteren arbeitet Leipzig weiter am Wachstum. In diesem Artikel landet Leipzig mittlerweile, nach Berlin, auf dem zweiten Platz nach der Anzahl verkaufter Immobilien. Es ist wohl zunehmend ein Trend Richtung Leipzig, weil die traditionellen Standorte München, Frankfurt, und Hamburg im Preisniveau zu hoch sind. Außerdem kommen Investoren verstärkt aus dem Ausland wie Israel, Großbritannien, und Österreich.


    Edit: Jena hat mit Sicherheit kein Einwohnerproblem

    2 Mal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Unsere Stadt verändert sich rasant, gesellschaftlich wie baulich. Die Stimmung in der Stadt ist nach wie vor positiv, logischerweise gibt es aber auch kritische Stimmen. Während anderswo Politiker überfordert sind und von "Auszeit" sprechen sowie versuchen, Populismus mit Populismus zu begegnen, nimmt OB Burkhard Jung kein Blatt vor den Mund: Das Stadtbild werde in fünf Jahren ein völlig anderes sein, darauf muss die Stadt vorbereit sein, so der OB kürzlich in einem Interview. Jung sagt, die Stadt werde viel internationaler sein und rechnet außerdem bis 2020 mit bis zu 50.000 Flüchtlingen zusätzlich (halte ich für arg überzogen, aber besser, man ist vorbereitet), hinzu käme der ohnehin anhaltende Zuzug aller Altersgruppen nach Leipzig und die weiter steigende Geburtenrate. Jung sieht den Zuwachs als Chance und Bereicherung für die Stadt, möchte aber auch, dass die Stadtgesellschaft Ängsten und Sorgen in einer offenen Nachbarschaft begegnet. Ballungen und ganze Blöcke, worin die Neuankömmlinge unter sich leben, gilt es zu verhindern. In Richtung Pegida äußerte Jung, es sei ein Fehler zu glauben, dass sich unser Land abschotten ließe und wir uns im Meer der Zeit mit uns selbst beschäftigen könnten. Selbst wenn wir das Land hermetisch abriegeln würden, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis der Damm brechen würde.


    Vor zwei Wochen war ich mal wieder in Frankfurt am Main, Freunde und ehemalige Kollegen besuchen. Die Dichte an Neubauprojekten ist beeindruckend. Leipzigs Partnerstadt ist die einzige Großstadt in Deutschland, die mit unserem Wachstum mithalten kann. Dass sich in Frankfurt überhaupt noch ein Wachstum von deutlich über 2 Prozent pro Jahr realisieren lässt, ist m.E. nur auf zwei große Baugebiete zurückzuführen, nämlich den Baugebieten Europaviertel und Riedberg. Das nur mal als kleiner Ausblick, welche Bautätigkeiten in 5 bis 10 Jahren auf uns zukommen.

  • Bei Frankfurt sehe ich das ähnlich. Die Stadt kann aber auch von einem stark bevölkerten Umland zehren, welches wieder in die Stadt zieht. In die Neubaugebiete. Das haben wir in Leipzig so nicht. Dennoch könnte ich mir auch eine Neu Konzeptualisierung bei Neubauprojekten wie z.B. dem Bayrischen Bahnhof vorstellen. Den Anteil an Mehrfamilienhäusern erhöhen und in Richtung Bayrischer Platz und 18. Oktober ruhig etwas mehr in die Höhe Bauen. Der Platz braucht sowieso Flanken und beim 18. Oktober ist es städtebaulich passend. Das gleiche gilt für den Stadtraum am Wintergartenareal - aber da sind die Planungen schon zu weit gediehen.


    Bzgl. der sehr guten Rede von OB Jung, ich denke er meinte den Zuwachs an Migranten inklusive Flüchtlingen. Aber ich denke auch, dass da höchstens 50% dessen bis 2020 möglich ist. Vielleicht meinte er aber auch 2030, was mehr Sinn machen würde. Nehmen wir den Richtwert von ca. 12.000-15.000 Zuzügen pro Jahr, wären das bis 2030 rund 150.000-180.000 Menschen. Daran einen Anteil von 50.000 Personen aus dem Ausland zu haben, ist durchaus möglich, nehmen wir an Migration wird ein Europa und auch vor allem Leipzig weiter stattfinden und sich ggfs sogar verstärken.


    Grundsätzlich ist die Anmerkung der stadt-gesellschaftlichen Weiterentwicklung im heutigen Kontext, etwas mit der Einwanderungs-Philosophie der nicht-europäischen Einwanderungsländer zu vergleichen. Am Ende schlägt er damit aber auch nur die Brücke zur Einwanderung in die Stadt im Industriezeitalter, als Leipzig sich auch völlig veränderte und die Grundlagen für die jetzige Entwicklung zu bilden - zumindest im städtebaulichen Sinne. Bezieht man darauf die heutige global Migration, landet man im Leipzig des Jahres 2015. Ich sehe das eher positiv!

  • Ich halte es auch für richtig, dass es ein OBM schafft, von großen und tiefgreifenden Veränderungen auszugehen. Die gegenwärtige Bevölkerungsentwicklung liegt ja weit oberhalb früherer Optimist-Prognosen, d.h. Mut zum Denken ist schon notwendig. Die genauen Zahlen spielen dann keine so große Rolle. Eher die Dauer der Trends.


    Was mich nur verzweifeln lässt, ist das völlig gegenteilige Handeln, wenn es konkret wird: Der B-Plan an der Neuen Messe neben dem S-Bf wird anstelle dichter Bebauung nur eine öde Lager- oder Produktionshalle, an deren Stirnseite, idealerweise schmauchend-verdreckt, die Messegäste vom ÖV zur Messe flanieren sollen. Was soll das? Warum werden Key-Arreale mit diesem Mist besetzt, der nun weißgott hektarweise Land rund um BMW nutzen kann.


    Warum werden andere Flächen an zentral-verknüpften Punkten nicht wesentlich dichter weiter entwickelt als pit-stop & Co.? Ich denke da an den S-Bf Leipzig Nord + Berliner Brücke, hier gammeln Areale zwischen Dortmunder/Mockauer/Rosenowstraße bis zu den Gärten herum, da können gut und gern attraktiv mehrere 100 WE entstehen, plus Büro-Riegel-Ergänzung.


    Dito am S-Bf Connewitz: Ein 80 bis 50 m breiter Streifen als ewig blockierte und inzwischen fallen gelassene Reserve für eine Schnellstraße kann kreativ direkt an der Eisenbahn bebaut werden. Züge und Tram + Bus halten 10-minütig und öfter, große Straßen sind ebenso angebunden.


    Rund um Leutzsch gibt es Flächen en masse, die ab 2017/2018 mit Umsetzung der S-Bahn-Verdichtung nach Grünau bestens angebunden sind. Eine Betonburg wie die Berliner Brücke wäre auch nicht nötig, das lässt sich viel eleganter und vor allem preiswerter lösen, so dass ÖV und IV ebenso gut da stehen.


    Gleiches am S-Bf Wahren: Auch hier kann Gewerbe + Wohnen in Größenordnungen Einzug halten. Spätestens dann ist allerdings eine Taktverdichtung bis Schkeuditz West nötig.


    Auch muss kombiniert gedacht werden: Vor kurzem klagte Miltitzer Ortsrat (?), dass die S-Bahn-Freihaltetrasse nach Markranstädt zu nahe an Siedlungen und Friedhof sei und sowieso alles vage. Hier bietet sich ein Kombinieren von Uferstabilisierung und Neubaustrecke an, z.B. aufgeständert in der Plus1-Ebene. Für sich gesehen eine aufwändige Bahnstrecke, da jedoch sowieso Hand angelegt werden muss und vermutlich tausende Bohrpfähle in die Erde kommen, können daraus auch Stützen werden.


    Auch hat gerade die Debatte um eine Straßenbahn am Südrand Leipzigs gezeigt, dass bei konkreten Maßnahmen tiefprovinziell gedacht wird. (Halt: In den Provinzen werden die Straßenbahnen ausgebaut, Leipzig ist neben Essen (was nun wirklich kein Vergleich ist) die einzige Stadt, die Strecken noch einstellt)


    Kurzum: Selten standen die Chancen auf eine Gründerzeit 2.0 so gut wie heute, doch die Verwaltung und natürlich auch der Stadtorganismus muss sich zuerst an einen neuen Maßstab gewöhnen. Leipzig braucht keine Angst zu haben. In der Stadtgeschichte waren Gigantomanie und Anspruchsdenken stets wie Castor und Pollux ein Begleiter auf Erfolgswegen.