Leipzig: Stadtleben


  • Laut Bericht hat sich auch der Wohnungsleerstand vom Stichtag 06.05.2011 zum 31.12.2014 um 18.000 Wohnungen auf ca 21.400 leere Wohnungen fast halbiert. Die Leerstandsquote liegt jetzt bei 6%. Wenn der Zuzug weiter so anhält, dauert es nicht lang und auch diese Wohnungen sind vom Markt. Was der Bericht aber nicht erwähnt ist ob es sich um Marktaktive wohnungen handelt oder um alle "möglichen" Wohnungen also auch aus Häusern die akut Einsturzgefährdet sind.


    Die Zahl gibt den gesamten Leerstand Ende 2014 an. Es wird davon ausgegangen, dass jeweils etwa Hälfte marktaktiv und nicht marktaktiv (bis hin zu völlig ruinös) ist.


    Am 31. Dezember 2014 verzeichnete das Melderegister 551.871 Einwohner_innen mit Hauptwohnsitz, zum 30. Juni 2015 waren es 556.017 Einwohner_innen, also 4146 mehr. Die brauchen etwa 2000 bis 2.300 weitere Wohnungen.


    Interessant ist vor allem die Schätzung der Leerstände in den einzelnen Ortsteilen unter:


    Peter Dütthorn: Wohnungsleerstand in Leipzig. In: Statistischer Quartalsbericht II/2015, S. 23 f.


    So sank etwa im Ortsteil Altlindenau der Wohnungsleerstand von 2.274 (22 %) zum Zensus-Stichtag 9. Mai 2011 auf ca. 900 Einheiten (8 %) Ende 2014. Die Zahl der Einwohner_innen in Altlindenau hat sich von 12.376 Ende 2009 um 3.180 auf 15.556 Ende 2014 erhöht.

    Für eine ganze Reihe von innerstädtischen Stadtvierteln ist ein Leerstand von (deutlich) unter 100 WE anzunehmen.

  • ^ Zum Quartalsbericht wie immer eine Zusammenfassung in der L-iz, ein Hoch auf Großstädte im Allgemeinen und - natürlich - auf Leipzig und die "Metropolisierung" Mitteldeutschlands im Besonderen, trotz hemmender Barrieren, die die positive Entwicklung nach wie vor bremst.


    Es ist ja schon etwas ulkig, dass gerade Sachsen hier für seine angeblich verfehlte Metropolenpolitik gescholten wird, gleichzeitig die Opposition aber immer wieder die seit 20 Jahren betriebene Leuchtturmpolitik zu Lasten des ländlichen Raumes kritisiert. Wobei es Sachsen mit seinen drei Großstädten im Norden, Westen und Osten ja noch vergleichsweise gut geht.
    Interessanterweise bleiben solche Artikel auch immer sehr vage. Was sind denn zum Beispiel die hemmenden Barrieren? Ländergrenzen? Die haben zumindest mal nicht die S-Bahn verhindert und sie behindert auch in keiner Weise die Funktion des FLughafens.
    Ich halte nichts davon Stadt und Land gegeneinander auszuspielen. Es mag Julke nicht gefallen, er mag es auch nicht verstehen, aber es gibt Leute, die gerne in der Oberlausitz wohnen und dort in der Kohle ihr Geld verdienen. Nun gibt es sicherlich schöneres als riesige Tagebaue aber Tausende Leute in einer ohnehin wirtschaftsschwachen Region auf die Straße setzen? Das Land stattdessen (wie ja schon westlich von Leipzig geschehen) mit Windrädern und Solarplantagen zupflastern? Auch eher ungeil.
    Politik hat keine Utopien zu bedienen mit dem Ziel Menschen umzuverfrachten. Das haben wir im Sozialismus schon mit Industrieansiedelungen in der Pampa versucht. Ergebnis sind Geisterstädte wie Schwedt, Eisenhüttenstadt oder auch Ha-Neu gewesen.

  • ^ Ich glaube nicht, dass im Artikel Stadt und Land gegeneinander ausgespielt werden, sondern es wird darin versucht, die Entwicklung zu analysieren, warum Großstädte im Vergleich zum Land prosperieren und es die Leute in Scharen dahinzieht. Hemmende Barrieren wären beispielsweise, auf den wachsenden Bedarf an Infrastruktur in den Großstädten seitens der Politik nicht ausreichend zu reagieren. Dein Beispiel mit der S-Bahn Mitteldeutschland finde ich gut, weil es zeigt, wie sehr die gesamte Region über die Landesgrenzen hinaus davon profitiert. Das ist bislang jedoch leider die Ausnahme und Sachsen hat den Ausbau des Nah- und Fernverkehrs eher verschlafen.


    Und auch beim aktuellen Thema Asylbewerber wird es so ausgehen, dass die Großstädte, hauptsächlich jene im Westen des Landes, die Menschen aus Syrien und anderen Krisengebieten nach ihrer Anerkennung aufnehmen werden. Denn auch Migranten, egal aus welchen Gründen sie hierherkommen, zieht es fast ausschließlich dorthin, wo sie Arbeit finden, wo sie auf Verwandte und Landsleute treffen und wo man Ausländer im Alltag gewöhnt ist und auch dem aktuellen Flüchtlingsstrom gelassener begegnet. Dazu - wie schon angekündigt - ein lesenswerter Artikel in der L-iz.

  • Die nächste Auswertung des Quartalsbericht ist in der L-iz online. Diesmal geht es um das Thema Wohnungsbau. Der Leerstand hat sich zwischen 2011 und 2014 von 39.885 auf 21.400 Wohnungen drastisch verringert. In manchen Ortsteilen wie Alt-Lindenau, LE Mon. hist. hat schon vorgegriffen, ist der Leerstand von 22 Prozent auf 8 Prozent geschrumpft. Das liest sich alles inzwischen wie ein Krimi. Im Prinzip, so der Artikel, müssten sich aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums zahlreiche Kräne in der Stadt drehen. Der Wohnungsbau kommt allerdings nicht so richtig voran. Ein Grund dafür sind die nach wie vor niedrigen Mieten, die den Bau von Wohnungen für Investoren unrentabel machen. Ein weiterer Grund ist wohl der, dass nach wie vor viele Altbauten in der Messestadt saniert werden und auf dem Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden. Das wird sich allerdings in 2 bis 3 Jahren ändern, weil die meisten Altbauten bis dahin saniert sein werden.


    OB Burkhard Jung stand zudem Leipziger Unternehmern Rede und Antwort (online leider nicht verfügbar). Zum Thema Wohnungsmarkt räumte er ein, dass die Mieten zwar steigen, aber die Stadt "Platz für alle" hätte. Leipzig sei in seinen alten Grenzen für 750.000 Einwohner konzipiert. Innerhalb der neuen Grenzen sei sogar Platz für über 1 Mio Einwohner.


    Das Thema Asyl beansprucht inzwischen zu 75 Prozent die Arbeit des OB. Er prophezeit: "Unser Land wird sich verändern, denn der Flüchtlingsstrom wird über Jahre hinaus anhalten" und fügt hinzu, dass selbst wenn man einen Damm bauen würde, es nur eine Frage der Zeit sei, bis er bricht. Flüchtlinge würden den Haushaltsetat 2016 zusätzlich mit 25 Mio Euro belasten, so Jung weiter.


    Zum Thema Verkehr wurden die Differenzen zwischen den Unternehmern und OB Jung hingegen sehr deutlich. Die IHK möchte eine Studie zum Verkehr in Auftrag geben, die den Wirtschaftsverkehr analysiert und nachweisen, dass die von der Stadt geplante Reduzierung des Autoverkehrs Leipzigs wirtschaftlicher Entwicklung schadet. OB Jung hingegen dringt darauf, dass die Wege von und zur Arbeit nicht mitgezählt werden, denn das sei kein Wirtschaftsverkehr. Zudem hätten Autofahrer keinen Anspruch darauf, dass ihnen die Stadt kostenlose Parkplätze in ausreichender Zahl zur Verfügung stellt. Wenn Leipzig auch in fünf Jahren weiterwachsen will, dann müsse es Alternativen weg vom Auto geben.

  • Zum Thema Wohnen ist im Bericht auch angegeben, dass in 20 Stadtteilen bereits ein Leerstand von unter 3% geschätzt wird, d.h. die übliche Umzugsreserve gerade so eingehalten oder gar unterschritten wird.
    "Auswahl" findet man da sogar mit gutem Einkommen nicht mehr. Das Wohnparadies Leipzig wird durch den starken Zuzug sehr schnell in einen Mangelzustand kippen, da das Neubauvolumen noch recht gering verläuft (siehe die vielen anderen Statistiken der Stadt) UND, wie schon mehrfach geschrieben, zu 90% Luxus/gehobenes Wohnen hervorbringt. Unabhängig von den rechtlichen Vorschriften, die bekanntlich kaum weniger als 8,00 Euro kalt pro qm ermöglichen, entstehen an jeder Ecke Objekte mit Designerbädern, teilweise 100qm Dachterrasse, Fußbodenheizung, X-fach gespachtelte statt tapezierter Wände, Echtholzparkett, teils sogar mit Klimaanlagen etc. Somit werden die rd. 8,00 kalt nochmal um 2-4 Euro nach oben gezogen.


    Hier ist für mich auch anhand dieser Daten endgültig sichtbar, dass v.a. Haushalte mit geringem Einkommen (lt. Statistik gibt es ca. 40.000 ALG-II-Bedarfsgemeinschaften = Haushalte, hinzu kommen Studenten, Geringverdiener, Alleinerziehende, Rentner usw., d.h. vermutlich über 100.000 HH!) massive Probleme haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Nicht erst 2016, 2020 oder 2025, sondern schon seit vergangenem Jahr.
    Selbst in Grünau, Volkmarsdorf und Co. ist das Mietniveau nicht mehr durchgängig unter 5,00 Euro kalt, sondern beschränkt sich auf bestimmte Quartiere, Straßenzüge oder sonstige wenig gefragte Lagen.
    Wer hätte das vor 4 oder 5 Jahren vermutet? Dass die Bevölkerung wächst war jedem klar, aber in diesem Ausmaß ...
    Und obendrauf kommen auch noch Flüchtlinge, die dezentral untergebracht werden sollen. In Leipzig sind das nach jetzigem Stand deutlich über 5.000, am Ende des Jahres vielleicht sogar 6.000 oder 8.000? D.h. zu den ca. 12-15.000 "normalen" Zuzüglern kommen weitere 5.000, was in Summe +20.000 Personen in EINEM Jahr machen würde. Gut, nicht alle Flüchtlinge werden sofort dezentral in einzelnen Wohnungen untergebracht, aber hier kommt noch einmal im günstigen Segment deutlicher Wettbewerbsdruck.


    Zum Vergleich: Die KdU betragen seit 1.1.15 gerade 4,60 Euro kalt.

  • Datenhysterie. Und nun?
    Was schlägst du vor?
    Alles bis Groitzsch und Borna zwangseingemeinden?

  • Oh, bei so einen inhaltslosen und argumentativ hochwertigen Posting habe ich extrem Lust und Bedarf, ausführliche Antworten zu verfassen, die dann vermutlich wieder mit nem Dreizeiler ohne Substanz zum Diskutieren plattgebügelt werden.
    Ansonsten habe ich versucht, die angesprochenen Daten von LEmon zu erweitern und nicht, Lösungen auf 10 Seiten zu verfassen. Dann würde ich längst das WoPoKo schreiben und die Stadt sich entspannt zurücklehnen.
    Wo sind denn deine Vorschläge, abseits der Polemik "Datenhysterie" & "Groitzsch bis Borna"? Klingt doch so, als hättest du Lösungen im Kopf, dann schnell ab zur Stadt, bevor das WoPoKo endgültig verabschiedet wurde :D!

  • Für alle, die sich nicht am Tag 10 Stunden hier tummeln bitte ich, mal den Begriff "WoPoKo" zu übersetzen. Was heisst denn das?


    Im übrigen sehe ich nicht, dass wir irgendwas gegen die Verschiebungen des Marktgefüges tun könnten. Im Vergleich zu anderen Immobilienmärkten in Deutschland herrschen hier immer noch Zustände, die weit weg von jeglicher Übertreibung sind. "Massive" Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden, gibt es schlechterdings nicht. Wobei dabei natürlich gemeint ist, Wohnraum nicht nach Vierteln aussuchen zu können, sondern sich das auf die gesamte Stadt bezieht. Es gibt schließlich kein Recht auf einen bestimmtes Viertel. Ansonsten regelt das schon Angebot und Nachfrage. Da bin ich ganz beruhigt.

  • "WoPoKo" meint WohnPolitischesKonzept" der Stadt Leipzig


    naja "wir" können auch erstmal nicht viel machen außer das wir uns Hausgemeinschaften suchen um gemeinsam Häuserzu kaufen um diese Günstig zu sanieren und sie zu "günstigeren" Preisen anbieten zu können Miethaussyndikat funktioniert so zum Beispiel. Der Vorteil dabei ist auch das die Wertschöfpung und "Mieteinnahmen" regional bleiben und für neue Hausprojekte genutzt werden.

  • Herr Pohle, sie heißen vermutlich wirklich so, ich tummele mich in diesem Forum im Schnitt 2 bis 30 min am Tag, je nachdem, was so an Neuigkeiten drin ist. Über den Sommer war ich sogar mehrere Wochen fast nie hier. Das nur am Rand.


    Ansonsten: Angebot und Nachfrage regelt, wo gute und schlechte Viertel entstehen. Die "Entmischung" ist in vollem Gang, getan wird dagegen null komma nichts, bis es zu spät ist. So soll die LWB ja jetzt Gebäude in Stadtteilen zurückkaufen (oft zum 10fachen des Verkaufspreises), wo sie erst alles verkauft hat oder neubauen.


    Ansonsten hat Seb schon ein Beispiel erwähnt, es gibt auch andere Möglichkeiten, gemeinschaftlich günstiger zu wohnen als für 10 Euro kalt, ohne Kohleheizung.


  • Ansonsten hat Seb schon ein Beispiel erwähnt, es gibt auch andere Möglichkeiten, gemeinschaftlich günstiger zu wohnen als für 10 Euro kalt, ohne Kohleheizung.


    Ja die gibt es, aber aufs Stadtgebiet verteilt sind das ein paar Einzelprojekte. Keinesfalls ist das irgendwie marktrelevant oder gar solchen Ausmaßes, dass die allgemeine Marktbewegung auch nur ansatzweise beeinflußt würde. Und nur einer kleinen Minderheit will jenseits der 30 noch in sog. "gemeinschaftlichen" Wohnverhältnissen wohnen. Die meisten Leute, mich eingeschlossen, interessieren meine "Mitbewohner" im Hause nur sehr am Rande.


    Entmischung von Wohnvierteln ist ein normaler Prozess. Den stoßen übrigens gerade diejenigen an, die allseits Multikulti fordern ihre Kinder aber dann bloß nicht auf die problematische Kiezschule schicken, sondern doch eher aufs Gymnasium in bürgerlicheren Gegenderen. Diese Entmischung ist meines Erachtens die Summe von Entscheidungen, die eher dem persönlichen Fortkommen förderlich sind. Das ist normal, jeder will für seine Kinder möglichst Grün direkt vor der Haustür, nachts Ruhe und in der Nähe gute Schulen haben. Das zeichnet bürgerliche Viertel aus (und Volkmarsdorf eben nicht). Wer will sich denn darüber zum Richter machen? Ich sicherlich nicht.
    Wenn man dagegen was tun will, läuft es auf kompletten Stadtumbau oder sozialen Dirigismus hinaus. Das erste ist prohibitiv teuer, das zweite politischer Selbstmord. Wie in jeder anderen Stadt gibt es in Leipzig eben gut, mittlere und abgehängte Viertel. So what? Die LWB kann das sicherlich nicht aufhalten. Die ist immer noch mit sich selbst beschäftigt und darüber hinaus eher ein Vehikel zur Geldbeschaffung für die Stadt. So luxuriös geht es Leipzig auch nicht, als das man sich die LWB als Ausputzer für sozialgeographische Schieflagen leisten kann!

  • Stand heute in der Zeitung...



    :D




    (Zur Erläuterung für alle Nichtleipziger:
    Die Rundschau feierte ihr 25jähriges Bestehen und hatte aus diesem Anlass auf ihrer Titelseite zur Hälfte noch einmal jene von 1990 nachgedruckt - bedauerlicherweise hat sich der Rekordkurs der Messe nicht fortgesetzt... :glubsch2: )

    Einmal editiert, zuletzt von Rundling ()

  • Leipzig hat die höchste Einwohnerzahl nach der Wiedervereinigung erreicht: Meldung der Stadt. Zum Stichtag 30. September lebten knapp 560.500 Menschen in der Messestadt, mehr als am 3. Oktober 1990 mit 560.400 Menschen (inkl. später eingemeindeter Orte). Allein in diesem Jahr seien bisher 8.800 Leipziger dazugekommen, zum gleichen Termin im Vorjahr beträgt der Anstieg 13.708. Erstmals seit 49 Jahren wurden 2014 auch mehr Geburten als Sterbefälle registriert.

  • Die drei Großstädte und ihr Umland wachsen, der Rest verliert


    http://www.statistik.sachsen.d…0_MI_2015/MI-196-2015.pdf


    Es lohnt sich durchaus, ein wenig genauer hinter die Jubelmeldung des Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen von heute zu schauen:


    Die drei Großstädte und ihr Umland wachsen, der Rest des Landes verliert weiterhin und zum Teil massiv Einwohner_innen.


    Das Wachstum wird alleine von den drei Großstädten und ihrem Umland getragen. Einem Bevölkerungszuwachs von 19.970 Personen (1,5 %) in den drei kreisfreien Städten steht ein Verlust von 11.081 Personen (-0,5 %) in den kreisangehörigen Gemeinden gegenüber. Am stärksten wuchs Leipzig mit 12.917 Menschen (2,4 %), gefolgt von Dresden mit 5.554 (1,0 %). Chemnitz legte um 1.499 Menschen (0,6 %) zu.


    Bei den Landkreisen schrumpften Görlitz (-0,8 %) und der Vogtlandkreis (-0,7 %) am stärksten, gefolgt von Mittelsachsen, Landkreis Zwickau und Landkreis Bautzen (jeweils -0,6 %) und vom Erzgebirgskreis (-0,5 %).


    Die um Leipzig und Dresden herum liegenden Landkreise Leipzig (0,0 %) und Nordsachsen (-0,2 %) bzw. Meißen (0,0 %) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (0,0 %) konnten ihre Bevölkerungszahl konstant halten. Innerhalb der Kreise wuchsen Kleinstädte und Gemeinden im unmittelbaren Umfeld der beiden Großstädte, während peripher gelegene Gemeinden zum Teil deutliche Bevölkerungsverluste erlitten. Um Leipzig herum betrifft dies z.B. Borna (0,6 %), Espenhain (2,7 %), Markkleeberg (0,7 %), Markranstädt (0,8 %), Rötha (3,4 %) und Zwenkau (0,8 %) bzw. Schkeuditz (1,1 %) und Taucha (2,7 %).


    http://www.statistik.sachsen.d…ev/Bev_Z_Gemeinde_akt.pdf

  • Es lohnt sich durchaus ein noch genauerer Blick. Die Bergstadt Freiberg ist das zweite Jahr in Folge leicht gewachsen (2013 um 185, 2014 um 561). Freiberg ist schwerlich dem Speckgürtel von Dresden oder Chemnitz zuzuordnen. Plauen hat 2014 erstmals seit der Wende ein Einwohnerplus von 110 Menschen verzeichnet, ebenso Görlitz mit 151 neuen Bewohnern.
    Sicher ist das auch auf den Zustrom von Asylbewerbern zurückzuführen und damit höchst unsicher. Aber auch die Geburten sind auf einem für deutsche Verhältnisse vergleichsweise hohem Niveau.
    Für die demographische Stabilisierung West-, Ost-, und Mittelsachsens Abseits der Großstadtspeckgürtel wären attraktive Mittelzentren wie Plauen, Freiberg, Görlitz aber auch Bautzen und Zwickau von Nöten. Ich bin gespannt, wie sich hier die Entwicklung in den nächsten fünf bis 10 Jahren darstellt.

  • Besten Dank für den noch genaueren Blick. Ich denke nicht, dass 2014 die Asylbewerber_innen schon eine größere Rolle in der Statistik spielten - von Schneeberg mit der dortigen Erstaufnahmeeinrichtung mal abgesehen. 2014 kamen 11.786 Asylbewerber in Sachsen an und wurden z.T. erst später auf die Kommunen verteilt. Aber gerade bei kleineren Städten können es auch ein Dutzend Asylsuchende sein, die den Saldo ins positive kehren.


    Zu dem Thema ein Artikel in der Sächsischen Zeitung vom 10.10.2015:
    http://www.sz-online.de/nachri…u-ist-vorbei-3220504.html


    Das Ausbluten in Zittau ist vorbei
    2014 sind erstmals seit der Wende mehr Menschen nach Zittau gezogen als fortgingen. Ein anderes Problem aber bleibt.


    2014 war der Wanderungssaldo in Zittau erstmals wieder positiv, wenn er auch nur bei etwa 20 lag. Zwischen Anfang Januar und Anfang Oktober dieses Jahres sind bereits 148 Menschen mehr nach Zittau gezogen als fortgegangen.


    Laut Rathaussprecher Kai Grebasch gibt es vor allem zwei Gründe, warum die Zuwanderung nach Zittau seit 2012 wieder steigt: Zum einen steigt die Zahl der Ausländer_innen, die sich in der Stadt niederlassen. In diesem Jahr sind bereits 180 registriert worden. Dazu gehören vor allem Polen, Tschechen, ausländische Studierende und Asylbewerber. Die ersten Asylbewerber_innen seit vielen Jahren kamen Ende 2011 nach Zittau.


    Zum anderen profitiert Zittau von einem Trend, den Grebasch in einschlägigen Studien entdeckt hat: Nicht nur die Großstädte profitieren von der Landflucht. Auch kleinere Städte wie etwa Zittau ziehen die Menschen an – hier vor allem aus den umliegenden Dörfern und Gemeinden. Grund dafür seien die infrastrukturellen Vorteile, denn nicht alle Gemeinden haben noch Apotheken, Kitas, Schulen und Lebensmittelläden. Zittau dagegen schon.


    Die SZ belegt diese Ansicht mit Zahlen des Statistischen Landesamtes. In den letzten drei Jahren jeweils über die Hälfte aller Zuwanderer_innen aus anderen sächsischen Städten und Gemeinden gekommen, davon wiederum zwei Drittel aus dem Landkreis Görlitz. 2014 hat Zittau am stärksten von der Nachbargemeinde Olbersdorf profitiert, aus der 147 Menschen zuzogen.


    Stadtsprecher Grebasch warnt in diesem Zusammenhang vor einem in den Studien beschriebenen Nachfolgeeffekt: Wenn die Städte bis zum Abreißen des Zustroms aus dem Umland nicht für eine eigene stabile Entwicklung sorgen, kippt das Verhältnis von Zu- und Abwanderern eines Tages wieder – dann aber zugunsten der ganz großen Städte.

  • Ergänzungen zur "Liste der größten Städte in Sachsen"


    Diese Liste enthält die 100 größten Städte und Gemeinden im Freistaat Sachsen (Stand: 31. Dezember 2014[1]) Städte sind fett dargestellt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/…en_St%C3%A4dte_in_Sachsen


    Rang Stadt/Gemeinde Landkreis Einwohner Veränderung gegenüber 2013
    1. Leipzig kreisfrei 544.479 - + 12.917 - 2,4
    2. Dresden kreisfrei 536.308 - + 5.554 - 1,0
    3. Chemnitz kreisfrei 243.521 - + 1.499 - 0,6
    4. Zwickau Zwickau 91.066 - -498 - -0,5
    5. Plauen Vogtlandkreis 64.077 - + 110 - 0,2
    6. Görlitz Görlitz 54.193 - + 151 - 0,3
    7. Freiberg Mittelsachsen 40.829 - + 561 - 1,4
    8. Bautzen Bautzen 39.475 - -132 - -0,3
    9. Freital Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 39.547 - + 271 - 0,7
    10. Pirna Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 37.768 - + 123 - 0,3
    11. Hoyerswerda Bautzen 33.825 - -492 -1,4
    12. Radebeul Meißen 33.853 - + 419 1,3
    13. Riesa Meißen 31.011 - -412 -1,3
    14. Grimma Leipzig 28.411 - -142 -0,5
    15. Meißen Meißen 27.273 - + 138 0,5
    16. Zittau Görlitz 25.792 - -158 -0,6
    17. Delitzsch Nordsachsen 24.911 - -94 -0,4
    18. Limbach-Oberfrohna Zwickau 24.014 - -93 -0,4
    19. Markkleeberg Leipzig 24.110 - + 170 - 0,7
    20. Glauchau Zwickau 23.231 - + 100 0,4
    21. Werdau Zwickau 21.005 - -109 -0,5
    22. Döbeln Mittelsachsen 21.516 - -183 -0,8
    23. Coswig Meißen 20.631 - + 71 0,3
    24. Annaberg-Buchholz Erzgebirgskreis 20.394 - -116 -0,6
    25. Torgau Nordsachsen 19.964 - -116 -0,6
    26. Crimmitschau Zwickau 19.180 - -216 -1,1
    27. Borna Leipzig 19.381 - + 122 0,6
    28. Auerbach/Vogtl. Vogtlandkreis 18.984 - -92 -0,5
    29. Reichenbach im Vogtland Vogtlandkreis 18.743 - -136 -0,7
    30. Großenhain Meißen 18.347 - -37 -0,2
    31. Radeberg Bautzen 18.242 - + 89 - 0,5
    32. Schwarzenberg/Erzgeb. Erzgebirgskreis 17.360 - -182 -1,0
    33. Marienberg Erzgebirgskreis 17.361 -182 -1,0
    34. Weißwasser/O.L. Görlitz 17.074 - -214 -1,2
    35. Schkeuditz Nordsachsen 17.150 - + 189 1,1
    36. Aue Erzgebirgskreis 16.617 - + 3 0,0
    37. Wurzen Leipzig 16.327 -29 -0,2
    38. Heidenau Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 16.257 + +106 0,7
    39. Löbau Görlitz 15.288 - -243 -1,6
    40. Eilenburg Nordsachsen 15.392 - -95 -0,6
    41. Kamenz Bautzen 15.158 - -143 -0,9
    42. Hohenstein-Ernstthal Zwickau 14.937 - -139 -0,9
    43. Meerane Zwickau 14.850 - -153 -1,0
    44. Mittweida Mittelsachsen 14.873 - -73 -0,5
    45. Markranstädt Leipzig 14.894 - + 122 0,8
    46. Oschatz Nordsachsen 14.734 - +1 0,0
    47. Frankenberg/Sa. Mittelsachsen 14.426 - -176 -1,2
    48. Dippoldiswalde Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 14.390 - -108 -0,7
    49. Taucha Nordsachsen 14.832 - + 384 2,7
    50. Schneeberg Erzgebirgskreis 15.250 - + 897 6,2

  • Zu der Jubelmeldung oben in #575


    Dass es Leipzig aufs Siegertreppchen geschafft hat, was die besten Zukunftsaussichten anbelangt, ist natürlich schmeichelhaft. Ich hatte ja schon einmal geschrieben, dass seit ca. drei Jahren der enorme Einwohnerzuwachs parallel zu einem enormen Arbeitsplatzzuwachs erfolgt. Das war vorher nicht so und jetzt ist es ein Indiz, dass das Bevölkerungswachstum inzwischen nachhaltig erfolgt. Die Automobilindustrie, die das Wachstum derzeit maßgeblich befeuert, ist allerdings sehr krisenanfällig, so dass es wichtig ist, sich weitere Standbeine zuzulegen, was lt. dieser Studie bereits erfolgt.


    Dass die Messestadt in der Rubrik Internationalität weniger punktet, ist zum einen logisch, zum anderen auch hier auf das ostdeutsche "Besorgtbürgertum" zurückzuführen, das auch außerhalb der Asyldebatte so seine lieben Probleme mit Ausländern hat. Da ist diesbezüglich auch die Mentalität in Leipzig noch weit von jener in Frankfurt, wo ich viele Jahre gelebt habe und ausländische Mitarbeiter immer als Bereicherung eines Unternehmens gesehen wurden, München oder gar Berlin entfernt.


    Die große Schulabgängerquote von 14% ohne Abschluss ist natürlich eher beschämend, wenn auch viele ihren Abschluss später nachholen. Ich führe das auf die Förderschulen zurück, die es in Sachsen anstelle von Hauptschulen gibt und die eher ein stiefmütterliches Dasein im sächsischen Schulwesen fristen. Offensichtlich ist man nicht gewillt, das Thema anzugehen und in diesem Zusammenhang auch ausreichend geeignete Pädagogen für Förderschüler zu bekommen.

  • Cowboy


    Die Gründe in einigen Schlechtbewertungen (auch in der des Schlusslichtes Chemnitz) liegt in einer nicht nachvollziehbar gehaltenen Metrik: Der Wertschöpfung.


    Davon ist nicht nur diese Studie betroffen, sondern auch die Kennziffer "Produktivität", welche immer noch das Einkommen in der Region auf ca. 70% drosselt. Weil sie angeblich schlecht(er) ist. Dass es nicht so ist, zeigen all die auf absolute Höchstleistung getrimmten topmodernen Produktionstempel und Logistikkathedralen in der Region. Es gibt keine oldfashioned Betriebe mehr.


    Aber: All diese Wertschöpfung fließt in den Zahlenwerken in die Kommune, wo die Konstruktion (!) dazu erfolgt. Wo die Planung sitzt, die Entwicklung. Und damit zu xyz% weg aus der Region. Klar, dass danach die Produktivität niedriger ist, klar, dass Rankings das Papier nicht mehr wert sind, auf dem sie gedruckt wurden usw.