Leipzig: Stadtleben

  • Die autonome Szene hat sich jetzt zu den Ausschreitungen geäußert. Der G7-Gipfel war demnach nur bedingt der Anlass und schon gar nicht der Grund. Wortwörtlich heißt es: Solange die bestehende Ordnung auf Ausbeutung und Konkurrenz basiert, sich die konkurrierenden Zwangskollektive militärisch nach außen abschirmen und mittels nationalistischer Agitation nach innen konsolidieren, braucht es keinen Anlass, die Verhältnisse in Frage zu stellen. Hauptfeind ist offenbar die Polizei, die Gruppe legt aber Wert darauf zu erwähnen, dass nicht das Amerikanische Generalkonsulat Ziel der Angriffe gewesen sei. (Quelle: LVZ)


    Warum dann aber die Fenster an der Nordfassade des Bundesverwaltungsgericht dran glauben mussten und die Frontscheibe eines vorbeifahrenden Reisebusses mit Pflastersteinen zertrümmert wurde, bleibt dann wohl weiterhin deren Geheimnis. Aber das ist eigentlich schon egal. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Diese Chaoten sind kriminelle Idioten, die mit ihren Guerillataten nicht nur die Stadt in Misskredit bringen, sondern vor allem auch die Anhänger (links-)alternativer Lebensformen, die einen Großteil der aktuellen Beliebtheit der Stadt ausmachen. Und letztendlich sind Polizisten die falsche Adresse für deren Wutausbrüche. Überhaupt: Gewalt geht gar nicht, vor allem auch nicht gegen Polizisten. Eine politische Auseinandersetzung mit denen erübrigt sich von vornherein.


    Aber auch das noch einmal: Diese Krawallbrüder sind eine kleine überschaubare Gruppe (lass es um die 100 Mann sein), die seit 2014 gezielt Angriffe auf öffentliche Einrichtungen und Personen des rechten Spektrums (siehe NPD-Wahlkampf 2014) begehen. Diese Gruppe agiert isoliert von der Stadtgesellschaft. Es gibt niemanden sonst außer sie selbst, der diese Taten irgendwie für gut heißt. Es ist Aufgabe der Polizei und der Justiz, und damit Aufgabe des Innenministers, diese Kriminellen zur Verantwortung zu ziehen.

  • Mag sein, dass es eine kleine Gruppe ist, aber die Tatsache, dass folgende Kriterien zutrafen, macht nachdenklich:


    - plötzliches Auftauchen ohne Vorwarnung
    - Polizei wußte nichts und war außerstande, adäquate Kräfte zusammenzuziehen
    - nach der Aktion alle Teilnehmer verschwunden
    - Zufahrtswege mit Krähenfüßen gesperrt (alle Infos Quelle LVZ)
    - bewaffnet mit Pflastersteinen


    Alles in allem, muß so etwas generalstabsmäßig geplant und durchgeführt werden. Das schließt auf straffe Organisation und Führungsstrukturen. Anders funktioniert so etwas nicht. Allein, genügend Krähenfüße zu besorgen und zum Aktionsort zu transportieren, erfordert einiges an logistischen Aufwand. Auch die Pflastersteine warten doch da nicht seit Wochen, geworfen zu werden ...


    Sehe ich da etwas falsch? Wer betreibt so einen Aufwand und wer ist dazu in der Lage? Wie motiviert man 100 Leute dazu unter der Gefahr, rechtskräftig verurteilt zu werden?

  • Mir ist nicht ganz klar, woher die Idee kommt, dass es einen Anführer oder Rädelsführer geben muss. Hier habe ich bewußt nur die männliche Form gewählt, denn der wird fast ausschließlich männlich gedacht. Ich nehme an, dass es der Wille oder die Hoffnung ist, jemanden auch noch im Nachhinein habhaft machen, ihn zur Verantwortung ziehen und damit die gesamte Gruppe stoppen zu können.


    Bei Gruppen, Parteien oder Personen der (extremen) Rechten kommt offenbar noch der Wille hinzu, jemanden als Strippenzieher_in oder Rädelsführer_in auszumachen, der einem als politisch aktive Person bekannt und dabei besonders mißliebig ist. Zwei Namen Leipziger Politiker_innen werden da ja sehr häufig genannt. Hinzu kommt sicherlich, dass sie sich aus der eigenen Erfahrung heraus jegliches politisches Handeln, aber auch organisierte gewalttätige Angriffe mit politischem Hintergrund nur nach dem "Führerprinzip" vorstellen können. Es ist jedoch völlig absurd, ausgerechnet einen Landessprecher der Grünen als "Strippenzieher" auszumachen.


    Nun muss man wenig vom Selbstverständnis und der Praxis autonomer Gruppen wissen, da reicht ein Blick auf die Wikipedia-Artikel "Autonome" http://de.wikipedia.org/wiki/Autonome und den dort verlinkten Artikel "Bezugsgruppe" http://de.wikipedia.org/wiki/Bezugsgruppe_%28Aktivismus%29 .


    "Eine Bezugsgruppe, auch Autonome Gruppe oder Affinity Group, ist eine kleine Gruppe von Aktivisten, die zusammen Direkte Aktionen ausführen. Sie besteht üblicherweise aus drei bis zwanzig Personen. Bezugsgruppen sind nichthierarchisch organisiert und arbeiten nach dem Konsensprinzip. Sie bestehen zumeist aus vertrauenswürdigen Freunden und ähnlich eingestellten Personen. Sie vertreten eine reaktive, flexible und dezentralisierte Organisierungsmethode."


    Bei der Bundeszentrale für politische Bildung heißt es dazu im Artikel "Pippi Langstrumpf oder Was ist ein Linksautonomer?":


    "Organisierung der Unorganisierbaren
    ... Parteiähnliche Strukturen und Führungspersönlichkeiten lehnen Autonome formell ab. ... Aus Freundeskreisen werden mehr oder weniger kurzlebige Banden oder bei Bedarf aktivierbare Aktionsgruppen; aus Demo-Bekanntschaften ergeben sich spontan handlungsfähige und wieder zerfallende Chaoten-Combos; aus politischen Plena entwickeln sich dauerhafte Gruppen, die auch zur Tat schreiten, in wechselnden und sich auch überschneidenden Zusammensetzungen agieren Gruppen manchmal nur ein einziges Mal, manchmal über Jahre, einige verfestigen sich, andere bleiben lose, manche wandeln sich in Theoriezirkel oder Selbsthilfegruppen", heißt es hierzu leicht romantisierend in einer ihrer Verlautbarungen.[24]"
    http://www.bpb.de/geschichte/z…v/61457/linksautonome?p=1


    Keiner der fünf von DrZott angeführten Punkte macht es für mich zwingend, dass "so etwas generalstabsmäßig geplant und durchgeführt werden (muss). Das schließt auf straffe Organisation und Führungsstrukturen. Anders funktioniert so etwas nicht." Im Gegenteil. Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt erneut dem Vorwurf der Verharmlosung auszusetzen: Doch, so funktioniert es und entspricht damit der Vorgehensweise autonomer Gruppen. Es gibt ein klares Ziel, den Staat und seine Repräsentant_innen, also Gericht, Polizist_innen und Sicherheitspersonal, in dem Falle das des US-amerikanischen Konsulats. Es gibt einen Treffpunkt und eine Verabredung, wie weit man zu gehen bereit ist. Der Rest liegt in den Händen jedes oder jeder einzelnen. Pyrotechnik wird individuell mitgebracht, ebenso vermutlich selbstgebaute Krähenfüße. Da reicht es, wenn eine_r die Teile besorgt oder selbst bastelt, denn die lassen sich ohne großen Aufwand aus Nägeln oder dickem Draht selbst zusammenbiegen (http://de.wikipedia.org/wiki/K…rop_from_Vietnam_1968.jpg). Bei der Suche nach einem Bild geriet ich auf Bauanleitungen im Internet, aber auch auf eine ganze Reihe von Kaufangeboten im Internet bis hin zu Amazon, was natürlich noch einfacher ist. Die steckt man in dann in einen Rucksack oder Beutel, nimmt sie mit und verstreut sie auf der Straße. Auch da reicht es, wen es eine_r aus der Gruppe macht. Der organisatorische Aufwand ist sehr überschaubar, wenn sich jede_ in der Gruppe mit Ziel und Aktionsform identifiziert und sich aktiv beteiligt.


    Warum hätte es eine für das Ziel und die Durchführung derartiger Angriffe selbstgefährdende "Vorwarnung" geben sollen? Wie hätte die Polizei im Vorhinein davon erfahren sollen? Auch erscheint es mir völlig logisch, dass man sich unmittelbar nach einer solchen militanten Aktion schnell zerstreut und möglichst unauffällig alleine oder in kleinen Gruppen verschwindet. Warum sollte man den gemeinsam rumstehen und warten, bis die Polizei genügend Kräfte aufbringen kann, einen festzunehmen?


    "Wie motiviert man 100 Leute dazu unter der Gefahr, rechtskräftig verurteilt zu werden?" Auch da braucht es keinen Anleiter und keine Einpeitscherin. Selbstmotivation, Gruppenprozesse, der gemeinsame Glaube und die Selbstvergewisserung, mit so einer Aktion richtig zu handeln, die Maßstäbe der eigenen Szene im Hinblick auf den Gewaltbegriff und Militanz (u.a. http://www.bpb.de/geschichte/z…v/61457/linksautonome?p=2), ... . Autonome Gruppen heißen so, weil sie eben autonom agieren und sich nicht vorher bei dem Landessprecher der Grünen oder einer Landtagsabgeordneten der Linken die Erlaubnis für ihre geplanten Aktionen abholen.

  • Vermummte, Abbrennen von Pyrotechnik, Vandalismus, gewalttätige Angriffe auf Sicherheitskräfte, Schläge gegen den Lok-Geschäftsführer sowie Spieler der eigenen und der gegnerischen Mannschaft, das Skandieren des Rufes "Bullenschweine", Steinwürfe auf Polizist_innen, Verbrennen von Fahnen, Plünderung eines Cateringwagens. "Nach Sichtung von Videobildern beteiligten sich etwa 50 Personen am Platzsturm". Nach Polizeiangaben wurden 31 Menschen verletzt, acht wurden ins Krankenhaus gebracht ... .


    Es fehlt allerdings eine politische Legitimierung des eigenen Handels. Nur wer ist in diesem Fall verantwortlich für die Eskalation (zu machen)? Welche Parteien begünstigten diese Entwicklungen? Ist das Leben in Probstheida noch sicher?


    Spielabbruch beim 1. FC Lok – Basler: "Überdenke meine Zukunft"
    http://leipzig.sportbuzzer.de/…e-meine-zukunft/12908/966


    Schwarze Stunde für Lok Leipzig: Platzsturm erzwingt Spielabbruch bei RW Erfurt II + Bilder von vor Ort
    http://www.l-iz.de/sport/fussb…ch-bei-rw-erfurt-ii-94689

  • ^ Das ist gelebte Tradition und Leidenschaft. Fußball, wie wir ihn alle sehen wollen. Und: Red Bull macht unseren Fußball kaputt!


    (Ironie/OFF)

  • @ LE Mon. hist.:


    Mag sein, dass man alles zusammenbasteln kann, und Leute sich spontan zusammenfinden ....


    Genug Krähenfüße und Pflastersteine 1) zu besorgen / zu basteln, 2) zu einer bestimmten Zeit, 3) an einen bestimmten Ort zu transportieren und 4) gezielt zu verteilen / einzusetzen dabei 5) ca. 100 Mann_Innen dito zum vereinbarten Ort / zur vereinbarten Zeit zusammenzuziehen, um danach 6) taktisch klug wieder zu verschwinden ..... ja - das geht alles unorganisiert und spontan und basisdemokratsich. Sie werden schon Recht haben.

  • Es ist wohl nicht wirklich verwunderlich, dass sich Politik und Polizei eher für Gewalttäter interessieren, die nach eigener Aussage einen "Systemumsturz" herbeiführen wollen, als für randalierende Vollassis bei einem Fußballspiel.


    Wer es sich geben will:


    Hitzige Debatte im Landtag zu den Ausschreitungen am 5.6.2015 in Leipzig
    https://www.youtube.com/watch?v=d-aL_tRcEKQ#t=3222


    In der Tat sehr unterhaltsam. Wenngleich es Linke und Grüne CDU und AFD natürlich sehr leicht gemacht haben. Stellt sich der Lippmann ernsthaft hin und tut so, als wüsste er nicht, was es bedeutet, wenn Jusos und GJ AFD-Info- und Wahlkampfstände "besuchen". Hochnotpeinlich.
    Warum Gebhardt und Stange aus eigenem Antrieb von irgendwelchen "Subkulturen" und "gesellschaftlichen Prozessen" faseln, die man "verstehen müsse", bleibt auch ihr Geheimnis. Eine steilere Vorlage kann man nicht liefern. Die prompte Gegenfrage, ob es denn in einem Rechtstaat Subkulturen geben darf oder muss, die sich von Polizeipräsenz "bedroht" fühlen, ist absolut berechtigt.
    Und, da geb ich mich auch keinen Illusionen hin, die Linken würden sich bei der Analyse solcher "gesellschaftlicher Prozesse", die derartige Gruppierungen produzieren, ganz schnell auf die selben üblichen Verdächtigen einschießen wie sie eben jene Gruppierungen selbst als Feinbilder propagieren. Die da wären Kapitalismus, Nationalismus, Asylrecht und wahlweise noch Spardiktat.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Irgendwie scheint es so eine Art negative Gruppendynamik zu geben.
    Laut LVZ & BILD ist jetzt auch das Holi-Fest derart aus dem Ruder gelaufen, dass sich die Teilnehmer unwetterbedingt in den Hit-Getränkemarkt flüchteten, um dortselbst weiter mit dem bunten Pulver um sich zu werfen sowie Getränke unentgeltlich zu trinken und mitzunehmen.
    Laut Marktleiter brauchte die Polizei eine halbe Stunde, um einzutreffen und den Markt zu räumen. Der Schaden sei fünfstellig.
    Anscheinden gibt es ein Facebook-Video - nicht, dass da mal jemand Gesichter drauf erkennt .....
    Zumindest gabe es keine Verletzten und tieffliegenden Pflastersteine ... :D

  • Oje - jetzt macht BILD Alarm und bringt einen "Chaoten-Report"


    Ein paar Vorfälle werden aufgeführt und die rhetorische Frage gestellt, warum "wüten linke Chaoten ausgerechnet in Leipzig?"


    - These: Leipzig biete genügend "Nährboden"
    - laut Tobias Hollitzer, Leiter des Stasi-Museums in der „Runden Ecke“, habe linke Gewalt eine lange Tradition in Leipzig
    - Juliane Nagel wird wieder in den Focus gerückt, da sie bei gewalttätigen Demos auftauche
    - die Stadt trage Mitschuld, da sie das Connie Island, das als Ausgangspunkt genannt wird, "üppig" mit Fördermitteln unterstütze
    - es werden Leute vom VS, der Polizei und von der Landeszentrale für politische Bildung zitiert
    - es gäbe ein bestens orgaisiertes Netzwerk Linksextremer
    - die alten Feinde (Neonazis) seien in Leipzig abhanden gekommen
    - deswegen werden Polizei, Justiz und neue Reiche attackiert
    - indymedia.org sei der "Newskanal der Chaoten"
    - laut Ulbig schon 95 linksextremistische Gewalttaten in Sachsen, davon 81 in Leipzig


    Mich dünkt, BILD hat sich eingeschossen

  • ^ mich dünkt, die 'Bild' hat ein wenig zu viel Elan am Computer. Das 'Conne Island' als Ausgangspunkt zu bezeichnen ist schon reichlich vermessen! Mich würde einmal die These interessieren was eine Schließung bzw. nicht Förderung eines der größten subkulturellen Zentren der Stadt und Deutschlands, an positiven Effekten bringen würde? Argumentiert man denn seit dem Ende der gut-bürgerlichen deutschen Gesellschaft 1968 nicht genau das Entgegengesetzte? Oder haben die geschlossenen illegalen Nazi-Clubs in der Prärie von Sachsen zu einem Schwund bzw. de-organisation der rechtsradikalen Szene geführt? Aber vielleicht sollte es die 'Bild' ja herausfordern - dann bin ich mal auf die Aktionen in der Stadt gespannt!


    Irgendwie scheint es so eine Art negative Gruppendynamik zu geben.
    Laut LVZ & BILD ist jetzt auch das Holi-Fest derart aus dem Ruder gelaufen, dass sich die Teilnehmer unwetterbedingt in den Hit-Getränkemarkt flüchteten, um dortselbst weiter mit dem bunten Pulver um sich zu werfen sowie Getränke unentgeltlich zu trinken und mitzunehmen.
    Laut Marktleiter brauchte die Polizei eine halbe Stunde, um einzutreffen und den Markt zu räumen. Der Schaden sei fünfstellig.
    Anscheinden gibt es ein Facebook-Video - nicht, dass da mal jemand Gesichter drauf erkennt .....
    Zumindest gabe es keine Verletzten und tieffliegenden Pflastersteine ... :D

    Moment mal! Wir sollten spät-pubertäres Verhalten von trunkenen Studenten nicht mit politischen Aktionen gleichsetzten. Der eigentliche Anknüpfungspunkt ist doch wieder derer, dass die Polizei in der Stadt nicht genügend Personal hat, um schnell vor Ort zu sein.


    Der Innenminister Ulbig will aber zumindest schon einmal die Grenzen zu anderen EU- bzw. Schengen-Staaten schließen. Was für Berater hat er eigentlich?

  • Moment mal! Hat irgendwo irgendwer " ... spät-pubertäres Verhalten von trunkenen Studenten ... mit politischen Aktionen" gleichgesetzt?
    Inwiefern man die Holi-Fest-Aktion mit spät-pubertärem Verhalten gleichsetzen sollte, bleibt fraglich.

  • Das 'Conne Island' als Ausgangspunkt zu bezeichnen ist schon reichlich vermessen! Mich würde einmal die These interessieren was eine Schließung bzw. nicht Förderung eines der größten subkulturellen Zentren der Stadt und Deutschlands, an positiven Effekten bringen würde?[...]


    Das Conne Island ist wohl zweifelsohne eine zentrale Sammelstelle für die linksradikale und autonome Szene in Leipzig. Das bestreitet man dort ja nicht mal selbst. Mich würde eher mal interessieren, welches Interesse die Stadt hatte, dieses Ding überhaupt zu subventionieren. Sich jetzt über die starke auch gewaltbereite autonome Szene in der Stadt zu wundern, hat schon etwas davon eine Pflanze zu gießen und sich dann zu fragen, warum sie denn so gut wächst.

  • In der BILD:
    Aber wo organisieren die Chaoten ihre scheinbar spontanen Aktionen, die sie „Spontis“ nennen? Ein immer wieder genannter Sammelort ist das Soziokulturelle Zentrum „Conne Island“ im Leipziger Stadtteil Connewitz. Es wird nach wie vor von der Stadt üppig mit Fördermitteln unterstützt: 172 000 Euro im vergangenen Jahr. Auf deren Internetseite findet sich bis heute ein euphorischer Bericht über die Gewaltexzesse vom September 2001.


    Zumindest die Zahl stimmt:


    Fördermittel für Vereine und Verbände im Haushaltsjahr 2014


    Institutionelle Förderung
    Antragsteller - Fördersumme 2014
    Sozio- und Stadtteilkultur
    Cinemathéque Leipzig e. V. - 65.000
    Förderverein Heinrich-Budde-Haus e. V. - 115.000
    Frauenkultur e. V. Leipzig - 134.000
    GeyserHaus e. V. - 165.000
    Haus Steinstraße e. V. - 160.000
    Kultur- und Begegnungszentrum "Ariowitsch-Haus" e. V. - 80.000
    Kultur- und Kommunikationszentrum naTo e. V. - 147.840
    LeISA GmbH - 90.000
    Mühlstraße 14 e. V. - 172.000
    Projekt Verein e. V. Conne Island - 172.000
    Stadtteilzentrum ANKER e. V. - 169.220
    Werk 2 Kulturfabrik Leipzig e. V. - 180.000


    Verstehe ich das richtig, dass Du es begrüßen würdest, dem Conne Island die Fördergelder zu streichen? Dürfte ich die Begründung dafür erfahren? Kennst Du irgendeinen Beleg, dass die "autonomen Gruppen" vom 5.6. sich im Conne Island oder auch nur in Connewitz getroffen haben? Wer nennt den "Sammelort immer wieder"? NPD, AfD, Legida? CDU?


    Die auch im BILD-Artikel erwähnten Überwachungsmaßnahmen des VS haben zwischen Februar 1999 und Oktober 2000 stattgefunden. Das Landesamt für Verfassungsschutz hatte Anfang des Jahres erklärte, dass in der angegebenen Zeit Telefone im Haus abgehört und die Post für das Conne Island geöffnet worden sei, weil der Verdacht bestand, dass linke Gruppen aus dem Umfeld des Projektes Straftaten gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung geplant hätten. Allerdings seien bis heute keine Strafverfahren eröffnet worden, so das Conne Island. Am 5. Mai hat es Klage auf Einsicht in die entsprechenden Akten des LfV eingereicht, um die Hintergründe der Überwachungen erfahren zu können.
    [Und auf die Gefahr hin den Vorwurf zu erhalten wieder verharmlosen zu wollen - das ist die Schwesterbehörde vom LfV in NRW: NSU-Anschlag in Köln: V-Mann unter Verdacht. http://www.spiegel.de/panorama…-die-bombe-a-1038739.html ].


    Polizeisprecher Andreas Loepki zu BILD: „Zwar lag das Conne Island immer mal wieder in einem Kontrollbereich der Polizei, galt aber nie als Mittelpunkt linksextremer Gewalttäter. Es gab und gibt auch keine Anhaltspunkte, die eine Überwachung rechtfertigen würden.“



    Mittlerweile wurde auf https:// linksunten. indymedia. org/en/node/145986 eine Art Bekennerbrief oder nach den eigenen Worten "Offener Brief an Leipzigs OB Jung, Bullenchefchen Merbitz, den Stadtrat, die Bullen, den Verfassungschutz, all die Möchtegernexpert_innen, die Staatsanwaltschaft, die Gerichte, die Parteien von rechts bis links" veröffentlicht:


    LVZ online, 16. Juni 2015
    Bekennerbrief im Netz
    Autonome nennen Motive und drohen mit weiteren Krawallen
    http://www.lvz.de/Leipzig/Poli…en-mit-weiteren-Krawallen

  • Verstehe ich das richtig, dass Du es begrüßen würdest, dem Conne Island die Fördergelder zu streichen? Dürfte ich die Begründung dafür erfahren? Kennst Du irgendeinen Beleg, dass die "autonomen Gruppen" vom 5.6. sich im Conne Island oder auch nur in Connewitz getroffen haben? Wer nennt den "Sammelort immer wieder"? NPD, AfD, Legida? CDU?


    Richtig. Dass die Stadt Orte für Gedankenspiele, wie man am besten die staatliche und rechtliche Ordnung über den Haufen werfen kann, sponsort, ist ein Unding. Dazu braucht es auch keinen Beleg, dass die Täter vom 5.6. sich dort regelmäßig rumgetrieben haben (das haben sie mit ziemlicher Sicherheit sowieso, Conne Island genießt in der Szene ja einen gewissen Kultstatus).


    Ansonsten besteht immer noch die Möglichkeit, sich selber zu finanzieren, wie sich das für Gegner von Staat und Kapital ohnehin gehört.

  • Um es vorweg noch einmal deutlich zu sagen. Die Gewaltausbrüche der linksextremen Szene sind mit nichts zu rechtfertigen. Auf der anderen Seite ist der Frust, der in dem Bekennerschreiben zum Ausdruck gebracht wurde, für mich zum Teil nachvollziehbar. Die von einem Großaufgebot der Polizei gewaltsam durchgeführte Abschiebung einer 18-jährigen Tschetschenin um 5 Uhr früh in Leipzig-Plagwitz ist ein absolutes Unding. Ihr Vergehen? Sie hat mit Eintritt in die Volljährigkeit versäumt, einen eigenen Asylantrag zu stellen. Die in der Nachbarschaft als sehr gut integriert geltende junge Frau, hilfsbereit und mit guten Deutschkenntnissen, sollte kurz vor Weihnachten in aller Herrgottsfrühe von ihren Eltern und Geschwistern getrennt und außer Landes gebracht werden. Die Polizei stürmte die Asylunterkunft in der Markranstädter Straße und löste Panik unter den Bewohnern aus. Die junge Asylsuchende, die sich aus dem Fenster stürzen wollte, kommt übrigens aus einem Land, in dem der von Pegida und anderen neurechten Hirnis glorifizierte „Friedensstifter“ Putin seine Schergen losgelassen hat. Aber dem nicht genug: Unser aller Wieder-Innenminister schiebt die Verantwortung auf andere und brüstet sich lieber vor der dumpfen Peggy-Meute als Superinnenminister, der im Vergleich zu anderen Bundesländer die meisten Asylbewerber abschiebt. Na, herzlichen Glückwunsch!

  • Ich kann den Zusammenhang nicht wirklich herstellen. Die Verfasser des Schreibens sind ja nicht nur gegen diese Abschiebung im speziellen sondern ganz allgemein gegen alle Abschiebungen und seien sie noch so rechtmäßig und nachvollziehbar.

  • Zumal die oben erwähnte Abschiebung - wenn man die umschreibende Gefühlsduselei wegdenkt - eben auch völlig rechtmäßig war. Was sollen die Behörden denn sonst machen? Offensichtliche Rechtsbrüche dulden?


    disclaimer: ich habe - als ich noch in Leipzig gewohnt habe - regelmäßig Konzerte im Conne Island besucht. Ob ich dort "Gedankenspiele, wie man am besten die staatliche und rechtliche Ordnung über den Haufen werfen kann" betrieben habe, ist mir nicht mehr erinnerlich.

  • ^ Du hast im Zusammenhang mit der oben erwähnten Abschiebung noch vergessen einen passenden Vergleich anzustellen, z.B. dass du schließlich auch das Knöllchen zahlen musst, wenn du im Parkverbot stehst und die Politesse dich aufgeschrieben hat. Kannste schließlich ebenso wenig machen, außer die Ordnungswidrigkeit zu akzeptieren und zu blechen.

  • Moment mal! Hat irgendwo irgendwer " ... spät-pubertäres Verhalten von trunkenen Studenten ... mit politischen Aktionen" gleichgesetzt?
    Inwiefern man die Holi-Fest-Aktion mit spät-pubertärem Verhalten gleichsetzen sollte, bleibt fraglich.

    Du hattest die Ausschreitungen und das Saufgelage von Studenten im HIT als gleiche Dynamik beschrieben. Oder? Gibt es denn andere Definitionen der Holi-Fest-Aktion als spät-pubertäres Verhalten bei Volltrunkenheit?


    Das Conne Island ist wohl zweifelsohne eine zentrale Sammelstelle für die linksradikale und autonome Szene in Leipzig. Das bestreitet man dort ja nicht mal selbst. Mich würde eher mal interessieren, welches Interesse die Stadt hatte, dieses Ding überhaupt zu subventionieren. Sich jetzt über die starke auch gewaltbereite autonome Szene in der Stadt zu wundern, hat schon etwas davon eine Pflanze zu gießen und sich dann zu fragen, warum sie denn so gut wächst.


    Jetzt nicht erschrecken Saxonia! Die Tage als Jugendliche im Pullunder zu Hause brav die Hausaufgaben machen, Vati genüsslich eine Pfeife raucht, und Mutti das Abendessen kocht, sind bei den meisten vorbei. Ja es gibt sie, die freizeitliche Ausprägung bei den 14-25 jährigen, welche Skaten, Basketball spielen, zu Hip-Hop Konzerten gehen, und sich im links-liberalen Leipzig als antifaschistisch bezeichnen. Aber trotzdem eine ordentliche Schule besuchen und nicht den Untergang des Staates fordern.


    Genau wie 'Blumfeld' war auch ich so oft im "Conne Island", dass es einige Jahre fast das zweite Zuhause war. Wie bei den meisten meiner Freunde, und gar deren Kinder heute. Aber es war vor allem ein Zufluchtsort zu einer Zeit, als rechtsradikale Glatzköpfe durch die Straßen von Leipzig jagt auf Andersdenkende machten. Heute ist es vor allem ein subkulturelles Zentrum was eine Unmenge an Veranstaltungen zu bieten hat und weit über Leipzig Bekanntheit genießt. Am Ende ist es auch ein gewisser Beitrag, welcher Leipzig gerade zur am schnellsten wachsenden Stadt in Deutschland macht. Vor allem bei Jungen Menschen. Ganz im Gegensatz zu anderen Orten im so beschaulichen Ostdeutschland.


    Vielleicht sollte man das auch einmal das eigene Blickfeld rücken, bevor man hier solche absurden Forderungen stellt.




    PS_weder ich noch jemand aus meinem Freundeskreis sind im linksradikalen Milieu tätig. Ich weiß nicht, ob der Fakt nun dein Weltbild etwas zerreißt.

  • Bei dir wäre ich mir nicht so sicher. Du zeigst Anzeichen eines Schläfers. ;)


    Ich hab überhaupt nichts dagegen, wenn sich das Conne Island so wie es ist selbst trägt und weder Polizei noch Staatsschutz unterbindenswerte Handlungen nachweisen können. Aber es gibt auch Sachen, die nicht verboten sind und dennoch nicht öffentlich gefördert werden sollten. Solange man im Conne Island sich der Linksradikalen und Autonomen nicht entledigt, sollte kein städtisches Geld mehr hinfließen.