Leipzig: Stadtleben

  • Robert Schimke feiert neben dem Größenwahn das Unfertige Leipzigs als das Besondere, ja: liebenswerte Eigenschaft, teils als Metapher für die Verheißung weiterer Entwicklung und Kreativität, teils auch in der Realität und nennt pars pro toto Brachflächen und Ruinen.
    Dem ist zuzustimmen: dies machte besonders in den letzten Jahren den eigenen Charakter Leipzigs aus.
    Gleichzeitig bin ich froh, daß die vielen Brachen und Ruinen und unsanierten Bauten sukzessive Verschwinden.
    Außerdem: Brachen, Ruinen, "unfertiges" in jedem Sinne gibt es noch genug in Leipzig - nur eben an anderen Orten. Es bleibt also noch genug realer und metaphorischer Raum für Kreativität und Entwicklung.
    Darin liegt eben auch Veränderung, Entwicklung und "Nicht-fertig-sein": in der Tatsache, daß wir jetzt an anderen Orten Brachen und Ruinen in Leipzig haben. DAS hat Schimke nicht verstanden.
    Es bleibt noch genug Platz ...

  • Schimke verschließt sich m.E. vor allem der Realität. Er ist ein Kind der 1990er, wenn er Großspurigkeit und Leerflächen propagiert, obwohl es schon damals genug Kritiker gegen diese städtebauliche Unvernunft gab. Die Zeiten haben sich aber inzwischen geändert und Schimke tut weiterhin so, als ob es keine Re-Urbanisierung gäbe, keinen Trend zurück in die Stadt, keine 8000 oder 9000 zugewanderte Neubürger pro Jahr und Investoren nur mal eben so für sich seine heiß geliebten Baulücken "zukleistern". Natürlich hat er das Recht, sich darüber zu beklagen, aber man muss ihm meiner Ansicht nach keine öffentliche Bühne dafür einräumen.

  • Das eine ist prinzipiell nicht schlechter als das andere. Zumal selbst Robert gelegentlich irren kann ...


    Stimmt. Und stimmt ebenfalls. Aber mir ging es bei dem Nachtrag um etwas anderes. Ich habe den Eindruck, dass Cowboy der Ansicht ist, es ist völlig unrelevant, weil irgendwo zwischen den Todesanzeigen hinter dem Lokalteil Taucha irgendein LVZ-Leser ein paar Meckerzeilen eingestreut hat. Und ich bin noch blöder, weil ich hier auf diese Zeilen verweise.


    Es wird gar nicht erst auf den Inhalt eingegangen, weil schon die Form diskrediert wird - wirklich supi Leserbrief von Robert Schminke, hahaha. Jetzt aber genug gelacht und wieder den wichtigen Themen zugewandt.


    Ich bin schon der Ansicht, dass ein fast halbseitiger Artikel in einer überregionalen Wochenzeitung mit über einer halben Millionen verkaufter Exemplare und einer geschätzen Reichweite von mehr als 1,5 Millionen Leser_innen nicht ganz irrelevant ist und auch Auswirkungen auf das Bild, das sich die Menschen von der Stadt machen, bzw. auf die Debatte um die Stadtentwicklung - so die neue Überschrift - haben dürfte.

  • Klar, die Zeit hat Einfluss. Witzigerweise am meisten bei denen, die Robert attackiert: Westdeutsche Akademikerkreise. Es würde mich sehr wundern, wenn zur Nedden kein Zeit-Abonnement wäre.


    Die Zeit hat lange westdeutsche Vorurteile über Ostdeutschland gepflegt und sich gewundert, hier keine Leser zu finden, trotz Feigenblatt Christoph Dieckmann. Zwar versucht sie seit zig Jahren, ihr Image zu verbessern und näher ran zu kommen, das scheint jedoch bislang nicht so zu klappen. Mit Autoren wie Robert und einiger Geduld könnte sich das ändern. Zur Nedden kündigt dann und andere abonnieren ;)


    Robert moderiert zum Kunstfest am Neustädter Markt erneut eine Podiumsdiskussion, in der es sicher auch im Stadt(teil)entwicklung gehen wird (12.07., 18:30 Uhr, Hl-Kreuz-Kirche).


    Cowboy: Ich sehe da ja auch ziemliche Widersprüche in dem Text. Robert konstatiert, dass die Stadt die kleinen Freiheiten aufgegeben hat. Er registriert, dass die größenwahnsinnigen Visionen der Stadt wie Luftblasen zerplatzt sind. Er will aber nicht wahrhaben, dass das Streben nach dem Unerreichbaren das Erreichbare geschwächt bis verhindert hat. Er lobt das unaufgeregt Kleinteilige, die Nischenlabels, die leisen Maler, Spreadshirt. Doch er fordert die größenwahnsinnigen Visionen. Das geht nicht zusammen. Es geht ja genau darum, dass die Stadt trotz Westkultur-Schilder nicht vergisst, dass die Künstler, selbst die mit Spinnereiatelier, lieber in der Windmühlenstraße feiern. Es geht darum, neben Bach nicht das A-Cappella-Festival, Mendelssohn, Schumann und Wave Gotik zu vergessen.


    Insofern scheint mir die Stadt schon weiter als Robert: Sie setzt nicht mehr nur auf Bach, sie kapiert, dass ein bürgernaher Schauspielintendant besser ist als ein feuilletonnaher Radaumacher. Und am Jahrtausendfeld - das ist doch wirklich mal ein Hammer - wird der Investor, der hochwertiges Wohnen bieten will, versetzt zugünsten eines Bildunsgscampus'. An diesen Stellen müsste man der Stadt doch mal gratulieren. Aber Robert wünscht mehr Größenwahn.

  • Ist ein gut er Ansatz dancingdwarf aber ich denke man muss das weiter denken. Robert steht in keinem Widerspruch sondern beklagt die Normalisierung der Stadt. Robert beklagt nicht die fehlenden Baulücken und wünscht sich diese zurück - im Gegenteil - er bemerkt wie sich die Stadt herausputzt. Die Wiederbelebung der Magistralen in den Stadtteilen richtung Nord, Süd, West und Ost. Genau so wenig stören ihn die Modeketten und aller Welts Fressbuden auf den Boulevards der Innenstadt.


    Robert hat sich in Leipzig verliebt als es etwas angegraut war. Als es die Häuserlücken in den Quartieren gab und als ihr viele tausende Menschen den Rücken kehrten. Robert aber war da - hat das Ehrliche an Leipzig entdeckt. Am Tag schien die Sonne durch die Häuserlücken und in der Nacht funkelten die Sterne. Und was man dabei machte, in den 1990er Jahren, war nach den Sternern zu greifen. Hochhäuser in Plagwitz und Olympia waren dabei die alten Hinterlassenschaften einer Stadt vor den 40 Jahren Zwangsherrschaft. Als die Stadt noch eine der Hauptrollen auf der Bühne Deutschland spielte.


    Jetzt ist alles anders. Leute kommen in die Stadt und bauen teilweise mit Rauhputz versehene Stadthäuser. Die Mieten steigen und die Quartiere füllen sich mit Kindern. Es gehen mehr Leute zur Arbeit und das Geld spielt eine größere Rolle als noch vor 15 oder 20 Jahren. Dadurch stellt sich Stadt (hier in der Form der Oberen) als eine Stadt dar, die im Reigen der anderen angekommen sein möchte. Dabei ist das gar nicht notwendig.


    Was Robert an dieser, seiner Beziehung mit Leipzig beklagt ist die Nüchternheit in der man angekommen ist. Kein greifen nach den Sternen, keine verrückten Ideen der Nachwendezeit. Leipzig geht es heute besser als damals, aber es verliert sein eigenes Selbst. Nicht weil man wächst und sich neu erfindet wie es die Stadt immer tat, sondern weil man zu sehr wie die anderen sein möchte. Dabei war die Stadt immer anders als die Anderen. Das ist das Problem von Robert - die Beziehung ist nicht mehr aufregend weil sich Leipzig zu sehr dem unterordnet was es an andere Stelle mal gesehen hat - ob gut oder schlecht spielt dabei keine Rolle.


    Um ehrleich zu sein - ich gebe Robert in vielen Belangen seines Leserbriefes Recht!

  • aber woher nimmst du die gewißheit oder auch dieser robert, dass leipzig wird, wie andere städte? keine stadt war ist und wird wie leipzig. genausowenig es ein zweites hamburg oder dresden geben wird. wie soll das gehen?

  • Hedges, sehr schöne Antwort. Der will ich nichts entgegensetzen, außer eine kleine Anmerkung. 1995 hieß der Slogan der Stadt "Leipzig kommt!", nicht "Leipzig bleibt!" oder "Leipzig geht!".


    "Leipzig kommt!" sagte klar: Leipzig will sich einreihen, sich zu den anderen gesellen, annähern, gleichmachen.


    "Leipziger Freiheit" gefällt mir besser als "Leipzig kommt!". Nur die Realisierung schmeckt mir nicht.


    Leipziger Freiheit? Bundesweit Vorreiter in der Videoüberwachung!
    Leipziger Freiheit? Autos nahezu überall in der Innenstadt, Radfahren weitgehend verboten.


    Die Löffelfamilie etwa ist eine touristische Attraktion und gleichzeitig Identifikationsfläche für Bürger, man mag sie, während das Völkerschlachtdenkmal abschreckt. Dennoch beinhaltet "Leipziger Freiheit" nicht mal das Geld für den Betrieb und Erhalt der Löffelfamilie. Es wird zu groß gedacht, das Kleine wird übergangen.


    Das keine Stadt wie eine andere wird, stimmt. Für einen Westdeutschen wie mich war es Mitte der 90er dennoch angenehmst irritierend, nahezu werbefreien Straßen zu begegnen. Inzwischen ist die Innenstadt wirklich austauschbar. Der Markt mit den Messehäusern war vielleicht nicht schön, aber er war Leipzig. Wenn man auf dem Markt jetzt Richtigung Süden oder Westen schaut, blickt man auf Architektur, die sich von Essen oder Hannover nicht unterscheidet. Investorenarchitektur, aufgesetzt. Die Industriestraße in Schleußig könnte genauso gut in Düsseldorf oder Hamburg sein. Diese Austauschbarkeit ist schade.


    Mein persönliches Leipzig wird verschwunden sein, wenn ich nach dem ersten Kälteeinbruch keinen Kohlengeruch mehr feststellen kann.

  • dancingdwarf:


    sorry, aber das klingt wie: mein persönliches afrika wird verschwunden sein, wenn nach sonnenuntergang die lagerfeuer der bimbos nicht mehr nach gnuscheiße riechen.


    solche eigenartigen ansichten können doch nicht der maßstab für stadtentwicklung sein. ruinen und brachen waren eben nicht leipzig, sondern das resultat von krieg und sozialismus. beides ist zum glück vorbei und die entwicklung geht weiter.


    es ist völlig okay, sich gern an das billige bier in illegalen kellerclubs der 90er zu erinnern. aber man sollte auch daran denken, dass damals auf jeden einwohner eine taube und eine ratte kamen. tendenz steigend. beim blick zurück gibt es überhaupt keinen grund zu völlig unangebrachter verklärung.


    beispiel autos in der innenstadt: in den 90ern waren augustusplatz, burgplatz nikolaikirchhof, richard-wagner-platz, der nördliche thomaskirchof und die brache zwischen markt und klostergasse parkplätze. heute gibt es dort tiefgaragen oder autofreie zonen. wer will die verhältnisse der 90er wirklich zurück haben?


    beispiel investorenarchitektur: wenn man sich heute auf dem markt umblickt, sieht man unter anderem das neue bildermuseum, die sanierte thomaskirche und die neue universität. wer will die brachen, plattenbauten und ruinen wirklich zurück haben?


    beispiel industriestraße: der name klingt noch abstoßend, die gegend ist es nicht mehr. und es ist besser, wenn leute nach schleußig und plagwitz ziehen, als nach düsseldorf oder hamburg.


    zusammengefasst: die einwohnerzahlen steigen, die zahl der touristen noch mehr. zwar ist die stadt kein zoo mehr, in dem man frei laufende ossis an ihren kohleöfen bestaunen kann. aber unterm strich ist das ganz gut so. mag sein, dass die stadt heute weniger exotisch wirkt, aber dafür haben sich hier die lebensbedingungen seit der wende so derartig verbessert, wie man es sich vor 20 jahren gar nicht zu träumen gewagt hätte. und diese entwicklung ist weitaus reizvoller als konservierter stillstand.


  • solche eigenartigen ansichten können doch nicht der maßstab für stadtentwicklung sein.


    Wie gewohnt hindert Dich Dein Hörfehler, zu verstehen. Das, was man mit einem Ort verbindet, kann zwar sehr wohl Maßstab sein, muss aber nicht. Ist völlig egal, es ist einfach das, was mich persönlich mit Leipzig verbindet. Du hast Deine Zeit vergeblich vergeudet mit der Suche nach einem diffamierenden Vergleich.

    ruinen und brachen waren eben nicht leipzig, sondern das resultat von krieg und sozialismus. beides ist zum glück vorbei und die entwicklung geht weiter.


    Wieder so eine unendlich eindimensionale Sicht. Die Entwicklung stand nie still. Und sehr viele Gebäude, insbesondere Industriegebäude, waren 1989/90 in akzeptablem Zustand. Man konnte vielen Gebäuden anderthalb Jahrzehnte beim Verfallen zuschauen. Das kannst Du weder DDR noch dem Krieg ankreiden, das verschuldeten überforderte, ignorante Verwalter und Pfleger.

    es ist völlig okay, sich gern an das billige bier in illegalen kellerclubs der 90er zu erinnern.


    Tue ich nicht, hat mich nie interessiert. Ich erinnere mich z. B. an das Kino auf dem Sachsenplatz, das am Ring, das im Grassi, die Camera Eutritzsch und die Schaubühne im Lindenfels unter Heike Graßhoff. Leipzig war in den 90ern eine heimliche Kinohauptstadt. Hier lief alles außer Blockbusterkino. Inzwischen ist es umgekehrt. Keins dieser unabhängigen Kinos existiert mehr.


    beim blick zurück gibt es überhaupt keinen grund zu völlig unangebrachter verklärung.


    Wieder so ein Tinnitus-Sinnlos-Satz. Für unangebrachte Verklärung gibt es nie einen Grund. Und gibt es angebrachte Verklärung?

    wer will die verhältnisse der 90er wirklich zurück haben?


    Ich würde wetten, dass die Autofahrer, die alltäglich über Brühl, Fleischergasse, Klostergasse, Neumarkt, Schillerstraße schleichen, diese Parkplätze gern zurück hätten. Mir würde genügen, wenn es endlich für den Ring und seinen Innenbereich ein Fahrradkonzept gäbe, das mehr zulässt als Schrittfahren.

    wer will die brachen, plattenbauten und ruinen wirklich zurück haben?


    Es geht nicht um "zurück haben". Es geht darum, die Auslöschung zugunsten von 0815-Shopping-Architektur zu bedauern.


    Ich mochte den Sachsenplatz, so wie er war: mit Touristeninformation, Kino, Galerie, Drogerie, Brunnen von Harry Müller, mit Aufenthaltsqualität und tobenden Kindern und einem vitalen Polnischen Institut vis-à-vis.

    zwar ist die stadt kein zoo mehr, in dem man frei laufende ossis an ihren kohleöfen bestaunen kann.


    War es nie. Dennoch braucht es in der Regel nur Sekunden, die Herkunft Ost oder West zu erkennen. Das ist auch so ein Phänomen: seit reichlich 20 Jahren wird geleugnet, dass Ost- und Westdeutsche von einem anderen Betriebssystem angetrieben werden. Hätte man sich den Unterschieden gestellt, die verschiedenen Wertesysteme erkannt, dann hätte man viele Fehler vermeiden können.

    dafür haben sich hier die lebensbedingungen seit der wende so derartig verbessert


    Meine Lebensbedingungen nicht. Ich finde in der Innenstadt keine Kunstausstellungen mehr (nicht zuletzt der Messehof war regelmäßig bespielt, aber auch die Leerfläche über dem Capitol etc.), ich muss die Filme, die ich sehen will, aus dem Netz beziehen, weil Luru, Cineding, Kinobar Prager Frühling die Lücken nicht füllen, die Camera Eutritzsch & Co. gerissen haben. Ich schätzte Engel als Theaterintendant und kann mit Hartmann wenig anfangen.


    Ich sehe, dass beide Rathäuser, Thomas- und Nikolaikirche, Völkerschlachtdenkmal, Kroch- und Allianzhochhaus, Hauptbahnhof, Katharinenstraße, Petersstraße, Grimmaischer Steinweg usw. saniert wurden. Ich leugne nicht, dass Handlungsbedarf bestand. Ich bezweifle nur, dass es keine besseren Lösungen gegeben hätte.


    Mich stört übrigens nicht, dass ca. alle 200 Meter eine Brache mit Aldi, Kaufland, Lidl, Netto, Netto mit Hund, Penny, Rewe usw. bebaut wurde und die Baumarktdichte keine Wünsche offen lässt. Ich hoffe, das spült der Stadt ordentlich Einnahmen in die Kasse, mit denen sie klug agiert. Mich stört, dass ich kein kluges Agieren erkennen kann. Haus Leipzig und Kulturbundhaus könnte man aktuell gern diskutieren. Postbahnhof oder Astoria usw.


    Musste das Steigenberger wirklich in den Handelshof, womit sich das Verkehrsaufkommen wieder drastisch erhöht? Hätte man wirklich keine Lösung finden können, die das Astoria einbezieht? Muss man das Gästehaus am Park - nicht zuletzt zeitgeschichtlich bedeutend - wirklich verfallen lassen?

  • ^ Zusammengefasst: eine romantisierende Bestandsaufnahme deiner Jugend unter dem Motto "früher war alles besser", angetrieben von der Selbstsicherheit, die eigenen Wünsche und Vorstellungen wären die besseren als die anderer Leute. Und nebenbei die gefühlt zwanzigste Diskussion um Sachsenplatz und Brühlplatten deinerseits. Nein Danke.

  • Ich weiß nicht, welche Sätze Du wie verstehst, um eine so absurde "Zusammenfassung" zu geben. Ich romantisiere nicht. Ich sage nicht, früher war alles besser. Ich halte mich mitnichten für den Wahrer endgültiger Wahrheiten. Nicht mal diskutiere ich Sachsenplatz und Brühlscheiben. Wenn das Deine Auffassungsgabe ist, solltest Du es mit mehr Demut versuchen.


    Was soll eine solche "Zusammenfassung" überhaupt, abgesehen vom plumpen Versuch, mich zu verunglimpfen? Sag doch, was Du beizutragen hast, aber leg mir nichts in den Mund, was ich nicht gesagt habe.

  • ^ Und täglich grüßt das Murmeltier - mal wieder bist du missverstanden, dir werden Dinge in den Mund gelegt uswusf. Das ist ähnlich wie der Inhalt, den du immer wieder aufkochst, schlicht und ergreifend ermüdend. Was bietest du denn an, außer der Feststellung, dass früher alles besser war, die die Camera Eutritzsch besser gefiel als das Cindeding und Engel besser als Hartmann war, insgesamt ein Schuss mehr Sozialismus (Steigenberger statt in den gerade sanierten Handelshof einfach ins Astoria zwingen - völlig wumpe, wem das gehört und was der Eigner damit vor hat) ganzganz toll für die Entwicklung der Stadt gewesen wäre?


    Nur mal zum Thema Kinos: abgesehen davon, dass die Auswahl zwischen großen Cineplexen und kleineren Programmkinos, von denen es in Leipzig durchaus wieder einige gibt, die Wünsche einer größeren Anzahl von Kinogängern befriedigen wird als der eher homogene Zustand der Leipziger Kinolandschaft Anfang der Neunziger, lässt du dabei völlig die Entwicklung auf dem konkurrierenden Heimkinomarkt außer acht, der es heutzutage (auch unter Mithilfe von Spezialvideotheken wie der Filmgalerie Alpha 60) eben ermöglicht, auch Special Interest Filme in guter Qualität zu schauen, ohne dass man dafür ein Kino benötigt. Leipzig hat keinen Mangel an Independent-Kinos, die Independent Kinos haben das Problem, ihre Säle zu füllen. Aber so ist das eben, wenn man ausschließlich seine eigene Sichtweise zu Grunde legt.


    Unabhängig davon tut es mir natürlich schrecklich leid, dass sich deine Lebensbedingungen seit Anfang der Neunziger nicht verbessert haben. M.E. sagt das aber mehr über dich aus als über die Stadt.

    3 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • schlicht und ergreifend ermüdend.


    Stimmt. Leider bietest Du erneut Anlass dazu.

    Was bietest du denn an, außer der Feststellung, dass früher alles besser war


    Ausgerechnet das biete ich, wie geschrieben, nicht an. Du zwingst mich, mich zu widerholen, und beklagst, dass ich mich widerhole :troest:

    lässt du dabei völlig die Entwicklung auf dem konkurrierenden Heimkinomarkt außer acht


    Von wegen, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Lies und versteh doch einfach, was ich geschrieben habe ;)

  • ^ Du zwingst mich ebenfalls zur Wiederholung: Nein Danke. Ich lass dich lieber in deiner selbstmitleidigen ich-zentrierten Suppe schwimmen und beschränke mich darauf, deine Beiträge entsprechend einzuordnen und zu kommentieren, wenn es mal wieder zu sehr nervt. Aber du gefällst dir ja in der Rolle.

  • dancingdwarf:


    deine ausführungen zum sachsenplatz sind hart an der troll-grenze.


    dort steht jetzt das neue bildermuseum. und du findest in der innenstadt keine kunstaustellungen mehr?
    die touristeninformation befindet sich nach wie vor dort, das polnische institut ist 50 meter weiter an den markt umgezogen, die brunnen von harry müller werden ab nächstem jahr 100 meter weiter auf dem frisch begrünten richard-wagner-platz (ein ehemaliger parkplatz) sprudeln, für tobende kinder wurde gleich nebenan entlang der reichsstraße ein spielplatz erbaut und drogerien gibt's inzwischen wahrlich an jeder ecke.


    nicht ist weg, neues kommt hinzu. brachen und parkplätze verschwinden. messehäuser, die früher 52 wochen im jahr leer standen, werden heute ganzjährig genutzt. mitte der 90er war die innenstadt samstags ab 14 uhr (damaliger ladenschluss) praktisch tot. kein wunder, dass man damals mit dem rad durch die leere city brettern konnte. und nachts gab's auf dem markt illegale autorennen.


    mag sein, dass man das als irgendwie toll in erinnerung haben kann. aber im großen und ganzen sind detroiter verhältnisse wohl eher nicht erstrebenswert. denk vor deinem nächsten beitrag mal darüber nach...


  • dort steht jetzt das neue bildermuseum. und du findest in der innenstadt keine kunstaustellungen mehr?


    Müssen wir jetzt Schmidts Ausstellungspolitik diskutieren? Heute abend wird im Keller die Kleinklassenausstellung eröffnet. Schöne Sache, leider die große Ausnahme.


    Wieso muss das eigentlich immer persönlich werden? Selbstmitleid ist nicht mein Ding. Wenn ich bedauere, dass die innerstädtischen Freiräume verschenkt wurden, welche z. B. die Jahresausstellung lange genutzt hat, dann heißt das gewiss nicht, dass ich Fan der Jahresausstellung bin. Gott sei mein Zeuge, dass das nicht so ist. Mein Ding waren schon eher die D'Urbano-Ausstellungen im Messehof.

    die touristeninformation befindet sich nach wie vor dort, das polnische institut ist 50 meter weiter an den markt umgezogen, die brunnen von harry müller werden ab nächstem jahr 100 meter weiter auf dem frisch begrünten richard-wagner-platz (ein ehemaliger parkplatz) sprudeln, für tobende kinder wurde gleich nebenan entlang der reichsstraße ein spielplatz erbaut und drogerien gibt's inzwischen wahrlich an jeder ecke.


    Das ist mir alles bekannt. Auch, dass sich die Touristeninformation freilich nicht "nach wie vor" dort befindet. Um dieses "Nach wie vor" geht es ja, wenn ich den Sachsenplatz beispielhaft anführe, ein funktionierender Platz wurde aufgegeben zugunsten eines Platzes, der nicht funktioniert. Dass der Sachsenplatz ein Problem darstellt, ist übrigens gängige Verwaltungsmeinung, nicht allein meine Privatmeinung.


    Es geht nicht darum, ob sie irgendwo in Leipzig irgendwas finden lässt.

    denk vor deinem nächsten beitrag mal darüber nach...


    Ich? Du schreibst "nicht[s] ist weg", aber unterstellst mir mangelnde Reflexion? Das ist schreiend komisch.


    Zurück zum von Robert Schimke konstatierten Mangel an großen Visionen. Leipzig will 2020 Kulturhauptstadt Europas werden. Mit Blick auf die Kosten und die Umsetzung darf dies getrost als größenwahnsinniges Projekt bezeichnet werden, zumal das aktuell zuständige Führungsduo Faber-Jung kulturpolitisch nicht ernstgenommen wird und nicht ernstzunehmen ist. Robert Schimke weiß von den Kulturhauptstadtplänen. Er verschweigt sie dennoch. An vielen Beispielen (ich zähle nichts mehr auf, werde sonst wieder zum mitleidigen Fan erklärt von Leuten, die Argumentationsstrukturen nicht erfassen können) lässt sich aufzeigen, dass Leipzig Kultur an die Peripherie verdrängt, bevorzugt in den Westen, schließlich sind die Westkulturschilder bezahlt und aufgestellt.


    Abgesehen von einigen Feigenblättern und kommerziell beinah tragfähiger Kleinkunstbühnen setzt die Innenstadt voll und ganz auf Konsum. Dabei wird gezielt versucht, das weite Umland abzugrasen, anstatt froh zu sein, dass die Autos das verkehrsgünstig gelegene Nova Eventis ansteuern, anstatt in die Innenstadt zu drängen.


    Klar wiederhole ich mich, wenn ich sage: Leipzig hätte punkten können, indem es innerstädtische Funktionen überdenkt und Neues wagt.


    Soll Leipzig meinetwegen die Vision der Einkaufsmetropole Europas haben. Eine Chance auf den Titel hätte sie zwar nicht, aber glaubwürdiger als Kulturhauptstadt Europas wäre es allemal.


    Nebenbei: Kann jemand die Frage nach dem Bildungscampus auf dem Jahrtausendfeld beantworten? Ist die Idee wirklich gestorben?


    Modhinweis Cowboy: Die Idee ist nicht gestorben, wohl aber noch nicht in trockenen Tüchern.

  • es bringt doch nichts, die realität zu leugnen und statt dessen irgendwelchen quatsch zu behaupten.


    du weißt doch selbst, dass im zentrum seit den 90ern unter anderem enstanden sind:


    - das bildermuseum auf dem sachsenplatz
    - der neubau des stadtgeschichtlichen museums auf dem sachsenplatz
    - das zeitgeschichtliche forum in der grimmaischen straße
    - das antikenmuseum in der alten nikolaischule
    - das ägyptische museum im kroch-hochhaus
    - das stasi-museum und das schulmuseum in der ehemaligen stasi-zentrale
    - der erweiterungsbau für das bachmuseum- und archiv
    - die wiedereröffnung des grassimuseums-komplexes


    dazu der neubau der universität, die vergrößerung der stadtbibliothek, der konzertsaal der musikhochschule, die galerie für zeitgenössische kunst, die kunsthalle der sparkasse, der probensaal am gewandhaus, die sanierung des mendelssohn-hauses, der wiederaufbau der albertina und letzlich führen auch das jüdische begegnungszentrum und der neubau der katholischen kirche zur kulturellen bereicherung.


    wie muss man denn drauf sein, um angesichts dessen zu behaupten, in der innenstadt würde voll und ganz auf konsum gesetzt werden?


    die stadt leistet sich trotz ordentlich schulden den nach frankfurt zweithöchsten kulturetat pro kopf und diskutiert derzeit dennoch ernsthaft einen umzug des naturkundemuseums an den leuschnerplatz.


    mag sein, dass dich das alles nicht interessiert. aber wen soll es im umkehrschluss interessieren, dass deiner meinung nach die stadt früher so schön leer war und prima nach braunkohle stank?

  • Es ist ja nichts Neues, dass die wirtschaftliche, städtebauliche, soziale usw. Situation in Leipzig verschieden interpretiert und wahrgenommen wird.


    Hier z.B eine Analyse aus Dresden:


    Sächsische Zeitung vom 02.03.2012 erster Teil


    Sächsische Zeitung vom 02.03.2012 zweiter Teil



    Fast alle statistischen Zahlen sprechen laut der Sächsischen Zeitung gegen Leipzig: hohe Arbeitslosenquote, geringes Einkommen, wenig Bildung, hohe Schulden. Nur Ärzten scheint es danach in Leipzig besser zu gefallen als in den anderen großen sächsischen Städten.





    Dagegen betont die WELT , dass es gelungen ist, die Arbeitslosenquote in den letzten Jahren kontinuierlich zu senken. Fast erstaunt wird davon berichtet, dass auch Leipziger Wohneigentum erwerben.



    Betont wird, dass die Stadt wieder Menschen anzieht und damit jünger wird, Unternehmen hier investieren, die Aussichten für Investoren gut sind und sich die Stadt von ihrer ehemaligen Tristesse verabschiedet.




    Hier noch ein Video der Deutschen Welle: KIROW Leipzig



    KRC 1200
    KRC 810 T
    Multi Tasker 100


    Ein Stahlbauer schmeckt und riecht bei diesen Bildern förmlich den Stahl.:D

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Fotolinks ergänzt

  • ^ In der Sächsischen Zeitung wird ja nur die uns bekannte Pellmann-Studie unkritisch wiedergegeben. Solch mangelhaften investigativen Journalismus kennen wir ja auch von der LVZ. Nur dass die Dresdner obrigkeitshörig seien, wird mal kurz hinterfragt. So weit, so schlecht. Aber in Sachen Provinzposse macht der Sächsischen Zeitung eben keiner etwas vor. Als ob es beispielsweise von Bedeutung wäre, dass in Dresden zwei Einkommensmillionäre mehr wohnen als in Leipzig.


    Wenn die SZ aus dem Hofstaat mal so was wie Recherchen zum Thema anstellen möchte, dann kann sie mal auf den Grund gehen, warum trotz aller widriger Umstände in der Messestadt dennoch mehr Menschen nach Leipzig ziehen als nach Dresden - oder ebenso von Dresden nach Leipzig mehr als umgekehrt.

  • Antwort B. Jungs auf den Brief von R. Schimke

    OBM Burkhard Jung (bzw. sein Gostwrither) antwortet in der Zeit als "Stadt Leipzig" auf den Brief von Robert Schimke. Grundtenor: Was willst Du, ist doch alles ganz wunderbar hier.


    Die Zeit, 12.07.2012
    Stadtentwicklung
    Nie wieder maßlos
    Leipzig verliert seinen sympathischen Größenwahn, Leipzig verspielt seine Reize? Ein Antwortbrief auf diese Vorwürfe, im Namen der Stadt. Von Burkhard Jung
    http://www.zeit.de/2012/29/S-Leipzig