Leipzig: Stadtleben

  • Wenn dann kämen wohl am ehesten die üblichen Verdächtigen infrage. Also Schkeuditz, Markranstädt, Taucha, Markkleeberg... Aber aufgrund der politischen Lage in der Stadt Leipzig dürfte das auf Null Gegenliebe im Umland stoßen. Bzw. sogar aussichtslos sein...

  • Ranger


    Seine Aussage war, dass (mittel- bis langfristig) alles innerhalb des Autobahndreiecks zu Leipzig gehören sollte.


    Hier noch zwei Artikel, die ich auf die Schnelle dazu gefunden habe:

    LVZ

    mephisto

  • Je nachdem, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt und in welchen Zeiträumen das stattfindet, könnte auch ein großer Teil der Flüchtlinge wieder in die Ukraine zurückkehren. Dann wäre die Einwohnerzahl wohl eher bei 612.000.


    Sehr wahrscheinlich nicht. Migration und generell Wanderungsbewegungen sind ja ständig im Fluss. Viele kommen nach Leipzig, viele ziehen weiter (oder wieder zurück), andere holen ihre Familien nach usw. Am Ende wird eine deutlich größere ukrainische Community in Leipzig bleiben, egal wann und wie der Krieg endet.


    Und ich kann nur appellieren, dass Leipzig so plant und baut, dass wir 2030 die 700.000 Einwohner haben. Es gab in letzter Zeit wieder genug hämische Artikel und Stimmen aus dem konservativen Lager, dass diese Prognose ein Hirngespinst größenwahnsinniger Lokalpolitiker sei und Leipzig nicht die wirtschaftliche Stärke hätte, in diesen Dimensionen weiter zu wachsen. Jetzt haben wir schon 620.000 Einwohner.

  • Das weitere Einwohnerwachstum hängt wesentlich von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung, den Entwicklungen in der Ukraine sowie von der Schaffung neuen Wohnraums ab. Die Leerstandsquote ist niedrig, so dass sich die Einwohnerzahl nur spürbar erhöhen wird, wenn mehr Wohnhäuser gebaut werden. Auch um die Preisentwicklung bei den Mieten zu dämpfen, wäre es schön, wenn es bei den neuen Quartieren vorangeht. Die Entwicklung diese aktuell hässlichen Brachflächen wird Leipzig insgesamt nochmal attraktiver machen.


    Leipzig wird in den nächsten Jahren Düsseldorf und Stuttgart bei der Einwohnerzahl überholen, die erneut Einwohner verloren haben. Die Anzahl Geflüchteter aus der Ukraine wird in Leipzig auf Grund der Lage auch höher sein, so dass der Abstand 2022 nochmal deutlich verkürzt wird: https://de.wikipedia.org/wiki/…t%C3%A4dte_in_Deutschland


    Klar, es wird wieder spannend, was beim Zensus rauskommt. :)


    Weitere Eingemeindungen halte ich für unrealistisch, weil das in den umliegenden Kommunen nicht gewollt ist.

  • Wenn man sich die Statistik anschaut, sieht man, dass der Bevölkerungszuwachs von etwa 11.000 Menschen seit Ende 2021 ausschließlich auf die gestiegene Zahl an Ausländern in der Stadt liegt. Die Anzahl der Bevölkerung mit deutschem Pass ist hingegen rückläufig. Damit dürfte der Zuwachs vor allem an Flüchtlingen aus der Ukraine liegen, die mittlerweile alle registriert und gemeldet sein sollten. Lässt sich auch daran sehen, dass insbesondere die Zahl ausländischer Frauen in der Stadt in den letzten 6 Monaten besonders gestiegen ist.


    Dieser Effekt dürfte vermutlich auf so gut wie alle größeren Städte in Deutschland zutreffen. Daher würde ich dieser Einwohnerstatistik auch nicht zu viel Beachtung schenken. Je nachdem, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt und in welchen Zeiträumen das stattfindet, könnte auch ein großer Teil der Flüchtlinge wieder in die Ukraine zurückkehren. Dann wäre die Einwohnerzahl wohl eher bei 612.000.

    So richtig weiss ich nicht was ich deinem Kommentar anfangen soll. Was genau soll denn hier "nicht zu viel Beachtung" finden? Sind diese Personen nicht gemeldet, wohnen und arbeiten hier? Ich hatte peripher mit einigen zu tun. Besonders jene aus dem IT Bereich sind in Leipzig direkt in den Arbeitsmarkt. Hatten nach ein paar Wochen eine Wohnung gefunden. Die Kinder sind in der KITA und in den Schulen. Das ist leider nicht bei allen so.


    Und bevor du scharfsinniger Soziologe meinen Kommentar noch einmal im Thread "Unsinniges" zitierst - was bei einer offiziellen Statistik aus dem Melderegister der Stadt, schon etwas merkwürdig ist - wäre auch interessant wer denn so erwartungsgemäß wieder zurückkehrt? Welche "Gastarbeiter" der ersten Generation mit knapp 4 Mio. Türken, knapp 900.000 Italiener, knapp 450.000 Griechen, und knapp 200.000 Vietnamesen in Deutschland ist denn groß zurückgekehrt? Die heutige hohe Multikulturalität der westdeutschen Großstädte ist dann so eher ein Zufall?


    Das sind alles ganz normale Migrationsprozesse welche über längere Zeiträume die mittlerweile so klassischen Stadtgesellschaften der westlichen Hemisphäre bilden. Der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen im Einklang mit dem wesentlich gesteigerten Lebensstandard seit den 1960er Jahren, ist eben vor allem auch auf Migration gefusst.


    Was da in jetzigen Migrationsprozessen in Leipzig so anders sein soll, weiss ich nicht. Die rund 10.000 EW aus Syrien stellen heute auch die größte Gruppe in Leipzig. Und meine Güte, natürlich ist das was in Leipzig passiert nicht auf jede andere Stadt zu projizieren. Weder in Stuttgart noch in Düsseldorf, da es politisch wie geografisch vorgeprägte Migrationsstrukturen in den jeweiligen Regionen und Städten gibt. Aber auch nicht in Dresden oder Chemnitz, da es sich bisher und über die letzten zehn Jahre überhaupt nicht widergespiegelt hat. Stichwort Sekundärmigration.

  • Aus meiner Sicht werden nicht wirklich viele Geflüchtete aus der Ukraine in Bälde dorthin zurück kehren. Den aktuellen militärischen Prognosen zuFolge wird das Gemetzel noch bis weit ins nächste Jahr gehen. Spätestens ab Ende des Jahres festigen die bisher Angekommenen ihr neues soziales Gefüge halt hier in Deutschland. Auch ich hatte Gäste, welche nicht wieder zurück kehren können, im Gegenteil: Weitere Familienangehörige aus den russ. okkupierten Gebieten versuchen nun ihrerseits einen Weg gen Dtl. zu finden. Eher ist mit einer Verdopplung der Flüchtlinge zu rechnen.


    Aber: Die Ankunftslager werden vom Freistaat betrieben. Die Lagerführung drängt die von offiziellen Stellen dann registrierten Flüchtlinge in Orte außerhalb Leipzigs ab. Alle Flüchtlinge, welche selbständig anfänglich unterkommen (privat), werden von der Stadt (sehr professionell) registriert und werden früher oder später Wohnungen finden und brauchen. Kurzum: Die ukrainischen Flüchtlinge werden zu großen Teilen hier sesshaft werden, Kinder größer werden und und und...


    Die "Ur"einwohner werden gewiss verstärkt in die Suburbia abwandern. Das mit Eingemeindungen kaschieren zu wollen, ist sinnfrei. Denn durch die Stadtgrenzen ändert sich inzwischen keines der strukturellen Herausforderungen mehr. Dafür werden "bald" die frisch ins Umland busgierten Kinder und Teenys größer werden und als junge Erwachsene verstärkt wieder nach Leipzig hinein strömen. Sprich: in 5 bis 10 Jahren gibt es eine Rückkehrerwelle an jungen Leuten.


    Voraussetzung ist und bleibt: Extensiver Wohnungsneubau. Nicht nur neue Areale (endlich) bebauuen, sondern sich auch verstärkt um die 5. oder 6. oder 7. Etage bemühen. Also Nachverdichten.

  • So richtig weiss ich nicht was ich deinem Kommentar anfangen soll. Was genau soll denn hier "nicht zu viel Beachtung" finden? Sind diese Personen nicht gemeldet, wohnen und arbeiten hier? Ich hatte peripher mit einigen zu tun. Besonders jene aus dem IT Bereich sind in Leipzig direkt in den Arbeitsmarkt. Hatten nach ein paar Wochen eine Wohnung gefunden. Die Kinder sind in der KITA und in den Schulen. Das ist leider nicht bei allen so.

    Mir ging es bzgl. des "nicht zu viel Beachtung" darum, dass dieser Bevölkerungsanstieg vor allem der Kriegssituation in der Ukraine zuzuschreiben ist und damit keinen Trend oder einen Hinweis auf die Entwicklung in den nächsten Jahren darstellt. Natürlich sind die Menschen aus der Ukraine "real" hier. Und vielleicht werden viele von ihnen auch hier bleiben und die Stadt muss die Strukturen dafür schaffen. Mir ging es wie gesagt eher darum wie aussagekräftig die jetzige Bevölkerungsstatistik für die zukünftige Entwicklung ist.


    Und bevor du scharfsinniger Soziologe meinen Kommentar noch einmal im Thread "Unsinniges" zitierst - was bei einer offiziellen Statistik aus dem Melderegister der Stadt, schon etwas merkwürdig ist - wäre auch interessant wer denn so erwartungsgemäß wieder zurückkehrt?

    Ich bin kein Soziologe und auch in keinem angrenzenden Bereich tätig.

    Ich habe deinen Beitrag nicht in dem Thread gepostet. Aufgrund eines technischen Problems wurde nur das Zitat, ohne meinen Kommentar, in diesem Thread gepostet. Während meiner Bearbeitung des Posts, um den Kommentar anzufügen, wurde der Beitrag bereits von einem Mod in den Thread "Unsinniges Zitieren" verschoben. Der Threadtitel bezieht sich ja wohl klar auf meinen Post aufgrund des fehlenden Kommentars. Also kein Grund sich angegriffen zu fühlen.


    Welche "Gastarbeiter" der ersten Generation mit knapp 4 Mio. Türken, knapp 900.000 Italiener, knapp 450.000 Griechen, und knapp 200.000 Vietnamesen in Deutschland ist denn groß zurückgekehrt? Die heutige hohe Multikulturalität der westdeutschen Großstädte ist dann so eher ein Zufall?

    Wo habe ich das denn in Frage gestellt? Die Frage ist, ob das mit den jetzigen Flüchtlingen aus der Ukraine vergleichbar ist. Da spielt neben dem Kriegsgeschehen sicher auch die Frage des EU-Beitritts der Ukraine in den nächsten Jahren eine Rolle. Aber die Stadt sollte natürlich davon ausgehen, dass sich ein großer Teil hier niederlassen wird.


    Das sind alles ganz normale Migrationsprozesse welche über längere Zeiträume die mittlerweile so klassischen Stadtgesellschaften der westlichen Hemisphäre bilden. Der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen im Einklang mit dem wesentlich gesteigerten Lebensstandard seit den 1960er Jahren, ist eben vor allem auch auf Migration gefusst.


    Was da in jetzigen Migrationsprozessen in Leipzig so anders sein soll, weiss ich nicht. Die rund 10.000 EW aus Syrien stellen heute auch die größte Gruppe in Leipzig. Und meine Güte, natürlich ist das was in Leipzig passiert nicht auf jede andere Stadt zu projizieren. Weder in Stuttgart noch in Düsseldorf, da es politisch wie geografisch vorgeprägte Migrationsstrukturen in den jeweiligen Regionen und Städten gibt. Aber auch nicht in Dresden oder Chemnitz, da es sich bisher und über die letzten zehn Jahre überhaupt nicht widergespiegelt hat. Stichwort Sekundärmigration.

    Also mir wäre es lieber, wenn Kriegsflucht kein "ganz normaler Migrationsprozess" ist und als solchen betrachte ich ihn auch nicht.

    Ich weiß nicht ganz, warum du jetzt den Lebensstandard und die Entwicklung seit den 60ern anbringst. Ich habe kein Problem damit, wenn allgemein Flüchtlinge oder Migranten sich hier ein neues Leben aufbauen. Das Problem dürfte dann vielleicht eher die Ukraine bekommen, bei fehlenden Rückkehrern. Sollte in Leipzig gut bekannt sein.

  • Dafür werden "bald" die frisch ins Umland busgierten Kinder und Teenys größer werden und als junge Erwachsene verstärkt wieder nach Leipzig hinein strömen. Sprich: in 5 bis 10 Jahren gibt es eine Rückkehrerwelle an jungen Leuten.

    Umlandgemeinden sind in den meisten deutschen Städten nah am Zentrum der Kernstadt, Top-Arbeitgeber siedeln sich weiterhin und (regional unterschiedlich ausgeprägt) zunehmend im Umland an, dazu die Vorteile von mehr Grün und Platz, Home-Office etabliert sich derzeit als Option etc.

    Deiner Prognose, dass sich hier also jenseits der üblichen Studierendenwellen tatsächliche Migrationseffekte bei 20 - 35 Jährigen in die Kernstadt zeigen, stehe ich daher eher skeptisch gegenüber und selbst wenn, dann steht ein Nettogewinn immer noch in Frage, wenn`s dann mit eigenen Kindern wieder ins Umland geht.

  • Also mir wäre es lieber, wenn Kriegsflucht kein "ganz normaler Migrationsprozess" ist und als solchen betrachte ich ihn auch nicht.


    Mir wäre es auch lieber, wenn Kriegsflucht als normaler Migrationsprozess nicht in Frage käme, aber die Realität sieht leider anders aus. Die Welt ordnet sich neu und Europa ist einmal mehr Mittelpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen. Das wird uns noch sehr lange beschäftigen und ich sehe auch zunehmenden Migrationsdruck aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.


    Umlandgemeinden sind in den meisten deutschen Städten nah am Zentrum der Kernstadt, Top-Arbeitgeber siedeln sich weiterhin und (regional unterschiedlich ausgeprägt) zunehmend im Umland an, dazu die Vorteile von mehr Grün und Platz, Home-Office etabliert sich derzeit als Option etc.


    Ja, wobei sich die Situation hier im Leipziger Umland noch deutlich anders darstellt als im Münchner Umland. Wir hatten zwar schon in den 90er-Jahren bereits durch Nachholeffekte und aufgrund der Unbewohnbarkeit vieler maroder Leipziger Stadtteile einen Run ins Umland, jedoch geschah dieser gleichzeitig mit einer starken Ausdünnung der Infrastruktur. Danach gab es 20 Jahre lang Stagnation und Rückgang im Umland und die Stadt Leipzig erlebte stattdessen ihren Boom, der bis heute anhält. So was wie Haar oder Ottobrunn mit einer (wie ich denke) super ausgebauten Infrastruktur gibt es im Leipziger Umland nicht. Dort ist infrastrukturell gesehen Wüste und die Gemeinden haben nach wie vor mit Altlasten aus DDR-Zeiten zu kämpfen.


    Dass jetzt wieder vermehrt Familien mit Kindern ins Umland ziehen, ist aus meiner Sicht einzig auf den gestiegenen Preisdruck und mangels Angebot an Häusern in der Stadt zurückzuführen. Vor 15 Jahren konntes du dir in 1-A-Lage in der Stadt noch ein Neubauhaus für 250.000 Euro kaufen. Die Stadt selbst hatte dies mittels Selbstnutzerprojekten unterstützt (siehe erste Seiten im Wohnungsbau-Thread). Das gibt es jetzt nicht mehr. Wenn doch mal aus Versehen ein älteres Haus in der Stadt frei wird, dann muss man bereit sein, mindestens 800.000 Euro hinzublättern (je nach Stadtlage sogar für ne Bruchbude). Deswegen ziehen die Leute seit ein paar Jahren doch wieder vermehrt raus aus der Stadt, aber ich sehe ähnlich wie C.S. das als nicht nachhaltig an.


    Und mal sehen, wie schnell der Strom ins Umland in Zeiten enorm gestiegener Bauzinsen und -kosten sowie erhöhter Mobilitätskosten eventuell doch schneller als gedacht wieder versiegt.

  • Dass jetzt wieder vermehrt Familien mit Kindern ins Umland ziehen, ist aus meiner Sicht einzig auf den gestiegenen Preisdruck und mangels Angebot an Häusern in der Stadt zurückzuführen.

    Jeder Mensch wird seine eigenen, individuellen Gründe für haben. Natürlich steht die Kostenfrage wie so oft im Leben sehr häufig über allem - andere Kriterien geben allerdings zunehmend entscheidende Impulse bei der persönlichen Abwägung Stadt oder Umland (insb. bei höherem Akademisierungsgrad). Wenn ich in meine Glaskugel schaue, halte ich einen Preisrückgang bei Familienwohnungen für wenig wahrscheinlich. Weder sehe ich absehbar einen Angebotsüberhang, noch sonstige Faktoren, die Mieten und Kaufpreise in den Metropolen senken würden. Eher im Gegenteil: In diesem Subforum wird ja die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt sehr genau dokumentiert ;)

    Andersherum gleichen sich die Preise zwischen Kernstadt und direktem Umland inzwischen in einigen Großstädten an (auch für Leipzig ist in diesem Forum wenn ich nicht irre bereits ähnliches berichtet worden), sodass die Auswanderung ggf. stagniert / zurückgeht oder ins erweiterte Umland stattfindet.

    Und mal sehen, wie schnell der Strom ins Umland in Zeiten enorm gestiegener Bauzinsen und -kosten sowie erhöhter Mobilitätskosten eventuell doch schneller als gedacht wieder versiegt.

    Die Bauzinsen treffen ja klein und groß. Sollten junge Menschen aus Leipzig heute noch vom EFH im Grünen träumen, könnte das bald auch eine ganz normale MFH-Wohnung im Umland sein. In westdeutschen Städten kann sich ein Normalsterblicher ohne Erbe längst kein eigenes Haus mehr im Ballungsraum leisten, auch unter Nullzins nicht. Je weiter der wirtschaftliche Aufschwung in Leipzig anhält, desto mehr zieht es größere Entwickler auch ins Umland, werden Gemeinden dort mehr Bruttogeschossfläche zulassen.


    So ist es für Leipzig völlig gleich, ob jetzt 650.000 oder 700.000 Einwohner (davon kann man sich eh nichts kaufen), solange die positive wirtschaftliche Entwicklung in der Region stabil weitergeht. Da du den Vergleich zu München gezogen hast: Ja, viele Umlandgemeinden sind weiter als im Leipziger Raum. Bzgl. Siedlungsstruktur sind sich die Regionen jedoch ähnlich (Gemeinden dicht an der Stadt dran bzw. verwachsen; dahinter schnell ländliche Einsamkeit ;)). Auch im Zeitvergleich liegt wenig Unterschied, da auch München seit Ende der 70er bis Ende der 90er Einwohner an das Umland verloren hat. Erst im Anschluss nahm die Zahl kontinuierlich zu - aufgrund Geburtenüberschuss und Zuwanderung von außerhalb der Region. Und auf die beiden letzteren kommt´s doch an - nicht darauf, wer wann von der Stadt ins Umland oder vom Umland in die Stadt zieht. Der Wohnungsbedarf bleibt bei ökonomischem Erfolg so oder so in der gesamten Region Leipzig hoch, je eher die Verwaltungen dahingehend zusammenarbeiten, desto besser.

  • so scheint es schon schlüssiger - es wird die Gemengelage aus lauter individuellen Möglichkeiten sein. Einzig die gewiss stark steigenden Mobilitätskosten werden einen Lenkungseffekt haben.

  • Nochmal eine weitere Zahl: gemeinsam mit den direkt (!) an die Stadt Leipzig angrenzenden Kommunen kommt man mittlerweile auf knapp 750.000 Einwohner. Hätte man sich vor 15 oder 20 Jahren wahrscheinlich nie vorstellen können...

  • So ist es für Leipzig völlig gleich, ob jetzt 650.000 oder 700.000 Einwohner (davon kann man sich eh nichts kaufen)...

    Na ja, immerhin gibt es bei mehr Einwohnern eine höhere Schlüsselzuweisung.


    Weil hier über die Eingemeindungspläne von OB Jung debattiert wurde: Diese Aussage wurde während einer Podiumsdiskussion des Club International getätigt bei der auch Frau Radon (Bürgermeisterin von Markranstädt) und Herr Enke (Schkeuditz) anwesend waren. Die Pläne sahen neben den Kommunen innerhalb des Autobahnrings auch Taucha vor da dieses wie Markkleeberg so eng mit Leipzig verflochten sei, dass eine gemeinsame Verwaltung sinnvoll wäre.

    Ich zitiere mal aus dem damaligen LVZ-Artikel zum Thema: " „Ich könnte heute nicht mehr BMW ansiedeln, die Flächen sind aufgebraucht. Wir sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen“, so der OB. Sein Kollege im franz. Lyon trete für den Großkreis Lyon auf und könne schnell Gewerbeflächen versprechen, die sich zwischen Stadt und Region befinden. So einfach sei das hier nicht – für den OB ein klarer Wettbewerbsnachteil. …“


    Radon und Enke verwiesen dann auf den Vorteil, dass sie als kleinere Einheiten schneller reagieren könnten woraufhin Jung entgegnete, dass es beiden Städten ja auch insbesondere der Nähe zur Großstadt wegen so gut ginge bzw. sie davon profitieren würden (Infrastruktur, Kultur, Krankenhäuser usw.). Jung betonte ebenfalls, dass es keine Zwangseingemeindungen gebe dürfe sondern man müsste einen Zwischenweg finden, der den eingemeindeten Orten eine eigene Identität und eigenes Budget lässt. Lustigerweise sprach sich Radon zwar gegen eine Eingemeindung aus aber auf die Frage, was diese denn von Herrn Enke bzw. Schkeuditz gerne hätte antwortete, dass sie für Markranstädt gerne den Schkeuditzer Ortsteil Dölzig hätte…^.^

  • Wer sich hier im Forum "freut" wie toll die beiden Zentren Leipzig und Dresden von der Einwohnerzahl her wachsen, der hat sich nicht wirklich mit Demographie befasst.

    Die Einwohnerzahl von Sachsen sinkt kontinuierlich, was natürlich an den fehlenden Kohorten liegt.

    Diese fehlenden Kohorten durch Zuwanderung auszugleichen ist seit geraumer Zeit gängige Praxis. Nur muss eben diese Zuwanderung immer größer werden!

    Das gelingt in Großstädten natürlich besser! Im Moment sind es die Ukrainer (die vielleicht(?) oder bestimmt(?) lieber friedlich in ihrer Heimat leben wöllten?). Mal sehen, was sich in fünf Jahren für ein Momentum ergibt.

    Sicher wird dabei auch viel neuer Wohnraum gebraucht und gebaut. Und siehe da, es schafft Arbeitsplätze und schön sehen die verdichteten Stadträume ja auch meistens aus (den ein oder anderen Neubau wegen der Gestaltung zu kritisieren ist natürlich auch beliebt).

    Das Problem haben übrigens alle Industrieländer auf der Welt. Wachstum ohne Bevölkerungswachstum ist nicht so einfach zu bekommen.

    Nachhaltigkeit bleibt dabei aussen vor! Für diejenigen, die gleich Einwände bringen werden - energetisch schlechten Wohnraum zu ersetzen ist da ein ganz anderes Thema.

    Sich hinzustellen und zu sagen, sieh wie toll wir doch bevölkerungstechnisch wachsen ist ergo etwas zu kurz gedacht.

  • Na ja, immerhin gibt es bei mehr Einwohnern eine höhere Schlüsselzuweisung.

    Diese dient zur Finanzierung der laufenden Ausgaben im Verwaltungshaushalt, leistet für eine Kommune letztlich also keinen, maximal einen marginalen Beitrag zur Investitionsfähigkeit. Mehr Einwohner = Mehr Ausgaben. Entscheidend ist für Kommunen die Gewerbesteuer.

  • ^ ja gut, natürlich gibt es noch andere Vorteile. Leipzig wird bei den zukünftigen Landtagswahlen einen weiteren Wahlkreis hinzubekommen. Damit die Einwohnerzahl sich auch im Verhältnis der Wahlen widerspiegelt. Dementsprechend auch Interessen der hiesigen Stadtbevölkerung mehr Gewicht bekommen da im gleichen Zeitraum der Anteil der nicht urbanen Bevölkerung kontinuierlich sinkt. Die global stattfindende Verstädterung auf regionaler Ebene. Das kann also auch ruhig im größeren Kontext betrachtet werden.



    ^^ also das die Bevölkerung von Dresden noch merklich wächst, wäre mir neu. Jene stagniert ja seit einigen Jahren. Es wächst nur noch der "Großraum" Leipzig im Freistaat. Und wir haben das Thema hier schon oft diskutiert. Natürlich hat der gesamte Freistaat etwas vom Wachstum der Großstädte. Diese sind nun einmal die treibenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einheiten. Nehmen das unmittelbare und mittlere Umland mit. Bilden durch größere Unternehmen und Bildungseinrichtungen essentielle Zentren des Freistaats.


    Studien haben ja gezeigt, dass ohne die Großräume München, Stuttgart, und Frankfurt die jeweiligen Bundesländer in ihrer Wirtschaftsstruktur heute ganz anders dastehen würden. Jene Großräume schärfen mit ihren Dynamiken diese Bundesländer noch einmal signifikant.

  • Mir ging es bzgl. des "nicht zu viel Beachtung" darum, dass dieser Bevölkerungsanstieg vor allem der Kriegssituation in der Ukraine zuzuschreiben ist und damit keinen Trend oder einen Hinweis auf die Entwicklung in den nächsten Jahren darstellt. Natürlich sind die Menschen aus der Ukraine "real" hier. Und vielleicht werden viele von ihnen auch hier bleiben und die Stadt muss die Strukturen dafür schaffen. Mir ging es wie gesagt eher darum wie aussagekräftig die jetzige Bevölkerungsstatistik für die zukünftige Entwicklung ist. [...]


    [... ]Die Frage ist, ob das mit den jetzigen Flüchtlingen aus der Ukraine vergleichbar ist. Da spielt neben dem Kriegsgeschehen sicher auch die Frage des EU-Beitritts der Ukraine in den nächsten Jahren eine Rolle. Aber die Stadt sollte natürlich davon ausgehen, dass sich ein großer Teil hier niederlassen wird. [...]

    Also ich predige es hier ja immer wieder. Aber Migrationsprozesse sollten nicht als Ausnahmen sondern als ganz normale Prozesse angesehen werden. Jene können durch gewaltvolle Konflikte noch verstärkt werden. Aber generell sind es normale Prozesse in einer sich auf wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Niveau entwickelnden Stadt. Wie schon mehrmals geschrieben, liegt die Stärke im Wachstum von Leipzig darin, ein Grundwachstum aufzuweisen was durch größere Zuwanderungswellen immer wieder verstärkt wird.


    Leipzig hat seit fast zehn Jahren einen höheren Zuzug aus anderen Ländern als aus Deutschland selbst. Das sind "normalerweise" vorwiegend EU Staaten (hier auch der Verweis zu deinem Hinweis bzgl. eines möglichen EU-Beitritts der Ukraine - da Polen seit 2004 EU Staat ist aber immer noch die größte Zuwanderungsgruppe in Deutschland stellt). Bei größeren und existentiellen Konflikten, werden es weitere geografische Bezüge.


    Es macht keinen Sinn hier immer wieder jene Prozesse als Ausnahmesituationen darzustellen, da dem nicht so ist. Dass das nun auch in Leipzig gedanklich und faktisch ankommt, hat mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der letzten fast 20 Jahre zu tun. Steigende Urbanisierung und Weltbevölkerung, der existenzielle Klimawandel, sowie etablierte Strukturen globaler Macht- und Wirtschaftsverhältnisse, werden diese Prozesse auch nicht minimieren. Eher noch verstärken. Sicher weniger ein Hoyerswerda, Plauen, Zwickau, oder Freiberg. Aber sicher in Leipzig. Auch wenn ich natürlich moralisch und ethisch den Einmarsch Russlands in die Ukraine nur ablehnen kann, sollte die Thematik halt dennoch langsam klar sein.

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  • Leipzig wird bei den zukünftigen Landtagswahlen einen weiteren Wahlkreis hinzubekommen.

    Steht das inzwischen fest? Im Raum stehen / standen soweit ich weiß ein Tausch mit dem Vogtland oder eine generelle Kürzung von 60 auf 51 Wahlkreise in Sachsen, wobei u.a. die Städte Leipzig und Dresden keinen verlieren sollen. Leipzig bräuchte bei Variante 1 schon seit längerem einen neuen Kreis bzw. Sachsen-"Land" weniger. Die finanzielle Vorteilhaftigkeit wird man kaum messen können, zumindest aber eine politische dürfte es tatsächlich geben, in der Tat (für mich überraschend genug, dass Leipzig-Land 2021 an die AfD ging).

  • Steht das inzwischen fest? Im Raum stehen / standen soweit ich weiß ein Tausch mit dem Vogtland oder eine generelle Kürzung von 60 auf 51 Wahlkreise in Sachsen, wobei u.a. die Städte Leipzig und Dresden keinen verlieren sollen. Leipzig bräuchte bei Variante 1 schon seit längerem einen neuen Kreis bzw. Sachsen-"Land" weniger. Die finanzielle Vorteilhaftigkeit wird man kaum messen können, zumindest aber eine politische dürfte es tatsächlich geben, in der Tat (für mich überraschend genug, dass Leipzig-Land 2021 an die AfD ging).

    Alle bisherigen sieben LTW-Wahlkreise von Leipzig sind unter den zehn einwohnerstärksten LTW-Wahlkreisen im Freistaat. Ich glaube alleine die ersten vier einwohnerstärksten sind alle Wahlkreise in Leipzig. Während ein Wahlkreis im Vogtland der einwohnerschwächste ist. Das ist dann schon fast amerikanisch mit einem überproportionalen Anteil der Stimmen auf dem Land im Gegensatz zur Stadt. Wenn also in Leipzig rund 70.000 Wahlberechtigte pro Kreis wählen (können), während im Vogtland rund 40.000 wählen, ist das schon eine ordentliche Diskrepanz. Also da braucht es schon eine Änderung.

    Das Umfeld von Leipzig wächst nun natürlich durch die Suburbanisierung. Veränderte gesellschaftliche Strukturen nur eine Frage der Zeit. Die Sächsische Union fährt zu LTW hier mittlerweile ihre stärkeren Ergebnisse ein. Der BTW Wahlkreis Leipzig-Land ist sehr groß gefasst und mit suburbanen Strukturen und Seenland mit höchstem Durchschnittseinkommen im Freistaat, sowie ziemlich ländlichen Regionen an der Grenze zu Brandenburg, eher heterogen. Mit einem Verlust der AfD von knapp 5% im Vergleich zur BTW 2017, war das schlechte Abschneiden der CDU der Hauptgrund.

  • Zitat von hedges


    Leipzig wird bei den zukünftigen Landtagswahlen einen weiteren Wahlkreis hinzubekommen.

    Steht das inzwischen fest?

    Noch nicht, weil es auch weitere Vorschläge der Wahlkreiskommission gab und der Landtag noch keinen Beschluss getroffen hat. Da Wahlrechtsänderungen aber immer schwierig sind und ein kompletter Neuzuschnitt der Wahlkreise sogar eine Verfassungsänderung erfordern würde, kann man sich schon darauf einstellen, dass es bei dieser Minimalvariante bleibt, um die Rechtmäßigkeit der Landtagswahl 2024 sicherzustellen.