Leipzig: Stadtleben

  • Mal die Zahlen aus Dresden 2012 nachgetragen. Leipzig dürfte sich in eine ganz ähnliche Richtung entwickeln:



    Für die „Geburtenfreundlichkeit" aussagekräftiger ist die zusammengefasste Geburtenziffer (Kinder pro Frau - total fertility rate), da sie Zahl und Altersstruktur der Frauen im gebärfähigen Alter berücksichtigt. Auch hier liegt Dresden mit 1,51 Kindern pro Frau vorn. Frankfurt am Main verzeichnet nur 1,38 (ebenso Leipzig), München liegt mit 1,31 (Stand von 2011) noch weiter hinten. Zweiter in dieser Rangliste ist Duisburg (1,41), ganz hinten liegt mit etwa 1,20 Stuttgart.


    Trotz der positiven Entwicklung ist es immer noch übertrieben von einem Geburtenboom zu sprechen. So ist selbst in Dresden die Zahl der Geburten pro Frau noch weit unter den für eine stabile Bevölkerungsentwicklung notwendigen 2,1. Diese Zahl wird übrigens in Europa (Stand 2011) von keinem Land erreicht, am nächsten kamen Irland (2,05), Island (2,02) und Frankreich (2,01). Deutschland belegt in der EU (28 Länder) mit 1,36 den Rang 22, also den ersten Platz des letzten Viertels.


    http://www.dresden.de/de/02/06/09/Lebendgeborene.php


    In Leipzig hieß es 2013:



    Aufgrund starker Altersjahrgänge im fertilen Alter sind die Geburtenzahlen in Leipzig in den letzten Jahren gestiegen. Die Totale Fertilitätsrate (TFR) verharrt nach einem kontinuierlichen Anstieg bei ungefähr 1,4, mit anderen Worten: Leipzigs Frauen bringen derzeit durchschnittlich 1,4 Kinder zur Welt.


    http://www.leipzig-fernsehen.d…ig-bald-600000-Einwohner/

  • ^^ Das kann man glaube ich relativ vereinfacht und ohne empirische Verrenkungen beantworten. In den Großstädten lassen sich Kinderbetreuung und/oder Beruf und Studium sicherlich deutlich besser unter einen Hut bringen als auf dem flachen oder auch gebirgigen Land, die sonstigen Attraktivitätsfaktoren völlig außen vor gelassen. Hinzu kommt aus meiner Sicht noch die mittlere Größe und Struktur beider sächsischer "Metropolen" (mit Abstrichen wohl auch auf Chemnitz übertragbar), die hierdurch offensichtlich eine ausgewogene Mischung zwischen den Annehmlichkeiten des Großstadtlebens und einem für Familiengründungen attraktiven, relativ beschaulichen und ruhigen Wohnumfeld selbst in zentrumsnahen Bereichen aufweisen.


    Die Frage ist nur, wie sich diese Entwicklung mit weiterer Verknappung und Verteuerung von Wohnraum zukünftig darstellen wird. Zumindest mittelfristig ist, so denke ich, mit einer weiteren Verdichtung der unmittelbaren Speckgürtel zu rechnen. Nicht umsonst weisen gerade die Umlandgemeinden, die bis vor kurzem auf Kosten der benachbarten Großstädte gewachsen sind, noch immer einen wachsenden Bevölkerungsanteil auf (siehe Radebeul und Markkleeberg).

  • Vielen Dank, ich wollte das nur noch einmal von jemanden anderen hören. ;) Wenn dem aber genau so ist, warum gehen dann Statistiker_innen und andere davon aus, dass das Bevölkerungswachstum in Leipzig in den letzten fünf Jahren nur ein kurzes Zwischenhoch war? In der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR) erstellte Raumordnungsprognose 2030, die die Entwicklung bis 2009 fortschreibt (http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=364102), und in der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose für den Freistaat Sachsen bis 2025 war die Entwicklung so noch nicht abzusehen. Aber auch in der Bevölkerungsvorausschätzung 2013 der Stadt Leipzig wird eher tiefgestapelt - dies haben wir ja schon ausreichend diskutiert (http://www.leipzig.de/fileadmi…elkerungsprognose2013.pdf).


    Hauptstreitpunkt ist natürlich die Prognose der Zuwanderung, die laut Ansicht der meisten Expert_innen bald wieder abnehmen muss, weil das Umland leerläuft. Ich bin kein Experte, aber ich würde eher davon ausgehen, dass sich das noch mal beschleunigt, weil viele Leute zwischen 18 und 48 in der sächsischen Provinz sonst fürchten, diejenigen zu sein, die zum Schluß das Licht ausmachen müssen.


    Bei der Totalen Fertilitätsrate (TFR) wird vom Amt für Statistik und Wahlen Leipzig in der Prognose 2013 von einer allmählichen Steigerung ausgegangen:


    Tab.2
    Eckwerte für die Hauptvariante der Bevölkerungsvorausschätzung 2013
    2017: 1,45
    2022: 1,47
    2027: 1,47
    2032: 1,47


    Ausdrücklich weisen sie jedoch darauf hin: "Frauen bekommen immer später Kinder. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die TRF nach Bereinigung um so genannte Tempoeffekte bereits heute bei ca. 1,6 liegt. Wenn das Durchschnittsalter der Mutter bei Geburt nicht weiter steigt (biologische Grenzen), empfiehlt sich eine Orientierung an der korrigierten TFR."


    Das ist nicht ganz unerheblich, denn bei etwas unter 100.000 Frauen in einem Alter zwischen 15 und 40 macht eine Erhöhung der TFR von 0,1 immerhin fast 10.000 Kinder aus (natürlich insgesamt, nicht pro Jahr :lach: ).

  • Die von antonstädter aufgeführten Gründe klingen im ersten Moment plausibel, ich gebe jedoch zu bedenken, dass die familiäre Bindung auf dem Land größer ist als in der Großstadt. Das heißt für Kinder auf dem Land springen bei Engpässen die Großeltern ein, die im gleichen Ort oder sogar im gleichen Haus wohnen. In Dresden und Leipzig sind die meisten jungen Leute von sonst woher zugezogen, so dass Oma und Opa nicht so schnell einspringen können, wenns mal klemmt. Die Kita-Betreuung in Sachsen ist zudem auch auf dem Land kaum schlechter als in der Großstadt und wird auch von der Landbevölkerung gut angenommen.


    Die Fertilitätskennziffer bestätigt ja auch, dass die Frauen in den Großstädten nicht mehr Kinder bekommen. Im Gegenteil: In Leipzig liegt sie sogar unterm sächsischen Durchschnitt und in Dresden auch nur marginal drüber. In den beiden Städten leben halt relativ gesehen mehr Frauen im gebärfähigen Alter.

  • Bei mir überwiegt das Mißtrauen gegenüber allen Statistiken, Prognosen und Rekordlisten. Daten der Vergangenheit werden für die Vorausschau genutzt.


    Bei den Geburten wäre interessant zu wissen, wie viele der Mütter aus Dresden oder Leipzig stammen. Wie ordnen die Statistiker die Daten zu? Wenn es weit und breit keine weiteren Geburtskliniken gibt, wie sind dann Rekordmeldungen zu bewerten?

  • Die TFR lag 2014 in Leipzig bei 1,47. In der kommunalen Prognose war man zuvor von einer TFR von 1,44 und für 2017 von 1,45 ausgegangen. Die TFR für das Jahr 2010 in Sachsen lag bei 1,49.


    Aus dem Statistischen Quartalsbericht IV/2014:



    Zusammenfassung: Die Bevölkerungsvorausschätzung 2013 hat im zweiten Prognosejahr die Zuwanderungen deutlich und die totale Fertilitätsrate leicht unterschätzt. Auch die Struktur der Zuzüge hat sich unerwartet von einem Peak bei den Anfang 20-jährigen zu den Mitte 20-jährigen Kohorten verlagert. Die Fertilität ist bei jungen Frauen unter 30 Jahre geringer als im Modell angenommen, dafür bei älteren Frauen ab 33 Jahre deutlich höher. In der Konsequenz liegt die tatsächliche Einwohnerzahl zum Jahresende 2014 um knapp 8 200 Personen über der erwarteten. ...


    Geburten: Obwohl die Wanderungsgewinne extrem unterschätzt wurden, lagen die Geburten nur um 137 höher als erwartet. Das liegt daran, dass sich der Großteil der zuwandernden Frauen (und Männer) in einem Alter mit noch vergleichsweise geringer Fertilität befindet. Die Auswirkungen der hohen Zuwanderungsgewinne auf das Geburtenniveau sind somit vergleichsweise milde. Dennoch übertraf die Totale Fertilitätsrate (TFR) die Erwartungen. Das Expertengremium ging für 2014 von einer TFR von 1,44 („hochgerechnete“ Kinderzahl je Frau) aus. Tatsächlich lag die TFR jedoch bei 1,47 (Abbildung 3).


    Anmerkung: Aus den altersspezifischen Fertilitätsraten (Summe aller altersspezifischen Fertilitätsraten = Totale Fertilitätsrate) ergeben sich die Geburten eines jeden Prognosejahrs. 2014 sind unerwartet viele fertile Frauen nach Leipzig zugezogen, somit sind die Altersjahrgänge von potenziellen Müttern stärker besetzt (Abbildung 4). In den letzten Jahren hat sich die Altersstruktur der Zuwandernden zudem leicht verändert. Die am stärksten zuwandernden Altersjahrgänge sind mittlerweile nicht mehr die Anfang 20-jährigen, sondern die Mitte 20-jährigen Kohorten. Deren Fertilität fiel 2014 geringer aus als erwartet (Abbildung 3). Erst bei den 28-jährigen Leipzigerinnen steigt die Fertilität sprunghaft an. Unerwartet hoch ist die Fertilität von Frauen zwischen 33 und 41 Jahren. Erstmalig seit dem Geburteneinbruch Anfang der 1990er Jahres sind im Kurvenverlauf der TFR (Abbildung 3) wieder zwei Höhepunkte zu erkennen, was die quantitative Bedeutung von Geschwisterkindern unterstreicht.


    http://www.leipzig.de/buergers…frontend_push&docID=42342

  • Was zählen wir denn eigentlich noch alles mit zum Speckgürtel um Leipzig und Dresden? Auf jeden Fall alle Nachbargemeinden, die mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen sind. Aber sonst? Kritik und Ergänzungen sind erwünscht.


    Leipzig: 537155


    Schkeuditz: 17156
    Rackwitz: 4892
    Taucha: 14635
    Borsdorf: 8280
    Großpösna: 5345
    Markkleeberg: 24 052
    Zwenkau: 8905
    Markranstädt: 14880
    -------------------------------
    insgesamt: 98145

    zusammen: 635300



    Dresden: 532509

    Weinböhla: 10135
    Radebeul: 33672
    Coswig: 20580
    Moritzburg: 8325
    Radeburg: 7372
    Ottendorf-Okrilla: 9936
    Radeberg: 18219
    Heidenau: 16161
    Pirna: 37729
    Bannewitz: 10442
    Freital: 39447
    Wilsdruff: 13677
    _____________
    insgesamt: 225695


    zusammen: 758204

  • Ich denke bei Dresden können wir auch noch Pirna hinzunehmen. Schlägt sich momentan zwar noch nicht in den Einwohnerzahlen nieder, aber man ist ja in ner guten halben Stunde in Dresden. Touristisch dürfte der beinahe auf Görlitz-Niveau erhaltene Stadtkern auch nicht uninteressant sein.

  • ^^Sind das Einwohnerzahlen kompletter Umlandgemeindebezirke oder müssten da noch die kleinen Käffer hinzugerechnet werden? Dann würden sich die Gesamtzahlen nochmal nach oben läppern.


    Dass mehr Kinder in den (Groß)Städten geboren werden, liegt meines Erachtens hauptsächlich an den stabileren wirtschaftlichen Aussichten, also den in summa erhofften konstanteren Erwerbsmöglichkeiten. Zum Einen gibts in Großstädten wesentlich mehr Erwerbsmöglichkeiten als in einem Umfeld der Schrumpfung und Abwärtsspiralen, und zum Anderen ist man sich in als stabil erachteten Verhältnissen sicherer, das "Wagnis Nachwuchs" tatsächlich einzugehen. Vielleicht kommt auch noch ein größeres Partnerfindungspotential in einer Stadt hinzu - wohl sicherlich. :)
    Ob Oma und Opa nun direkt in der Nähe wohnen, spielt mE heute eher keine Rolle mehr, denn die allseits gebräuchliche und oft auch notwendige Unterstützung/Alimentierung der jungen Generation durch Elternhaus, Großelternschaft oder Tanten, Onkels und wer weiß was, findet schon seit Langem mittels einfacher Banküberweisung statt. Es zeigt, dass nicht das "soziale Umfeld" räumlich gegeben sein muss, sondern dass infolge zunehmender Auflösung von Familienstrukturen hauptsächlich das "fiskalische Umfeld" stimmen muss.
    Desweiteren glaube ich nicht so recht an eine vollständig das Land entleerende Fluchtbewegung, denn ländliche Räume behalten durchaus ihre Bindung an all diejenigen, für die es auch ein Auskommen gibt. Insofern gibt es das Szenario eines letzten "Lichtausmachens" mE nicht. Auch dass stets die etwas "klügeren" abwandern, ist letztlich schon immer so und hat den deutschen Landen keinen Abbruch getan. Es geht eben vielleicht auch daher etwas schlicher zu aufm Lande. Nichtsdestotrotz steht der Diskurs des Umgangs mit gravierender Schrumpfung immer noch aus.
    Die Räume muss man sich heute auch anders vorstellen als früher: alles ist ein verkehrlich mehr oder weniger gut erschlossener Verflechtungsraum, wo Existenzen (zB Familien), die verdienstmäßig an ein Oberzentrum gebunden sind, fernab in der Provinz wohnhaft bleiben, da es auf die Erreichbarkeit von Zielen ankommt und weniger, ob es als "Pampa" gilt oder nicht. Also Papa (Ingenieur) fährt zB von Südbrandenburg nach DD auf Arbeit, braucht dafür nur ne gute halbe Stunde im 5.Gang, und Frau, 3 Kinder, Großeltern wie auch Hund und Katz leben ausschließlich aufm Dorf. Es kann funktionieren. Schwierig ist es für all die Bereiche, wo der Wegeaufwand zu nächsten Zentren nicht signifikant verbesserbar ist. Schaut man sich mal die Bahnkarte (Erreichbarkeit nach Zeitchronolinien) von Sachsen an, hat sich die Erreichbarkeit in der Fläche stark verschlechtert seit den 1990er Jahren. Hingegen blieben trotz Autobahnbaus sowie zahlreicher Zubringerprojekte etliche Regionen "abgehängt".

  • Es sind die Gemeinden mit allen Ortsteilen. Deshalb ist z.B. Kesselsdorf nicht dabei, weil die Einwohner_innen mit zu denen von Wilsdruff gezählt werden. Und Wilsdruff wollte ich nicht mit dazuzählen, sonst ist irgendwann halb Sachsen mit dabei, zumindest aber bei Leipzig auch Naundorf, Brandis, Grimma, Wurzen etc.


    Bei Pirna bin ich mir nicht sicher, wie sind denn da die Pendler_innenbeziehungen? Borna oder Groitzsch und Pegau habe ich in Leipzig auch nicht mit berücksichtigt.


    @ Elli Kny: Was macht die Gattin so den lieben langen Tag? Was machen die drei Kinder, wenn sie 18 sind? Oder die beiden Eltern, wenn die Ehe scheitert? :D


    Aber im Ernst, ich habe auch nicht behaupten wollen, dass sich die ländlichen Räume komplett leeren und Dörfer demnächst wüst fallen. Ich kann aber schon vorstellen, dass in der Generation zwischen 16 und 35 noch deutlich mehr Leute abwandern werden als schon jetzt, vor allem die, die vom Leben mehr wollen als das traute Glück in der kleinen Familie oder die Aussicht darauf, in 20 Jahren Vatis Autowerkstatt oder Mutters Lebensmittelgeschäft zu übernehmen. In den Jahren nach der Wende ging etwa die Hälfte meiner Klassenkameraden aus der EOS/Gymnasium in den Westen, heute ist der goldene Westen mit Leipzig und Dresden viel näher und man kann jedes Wochenende heim zu Mutti und Papi - das wird dann bald weniger häufig. :lach:

  • ^ Dann treten instabile Verhältnisse ein und der Rundumblick beginnt erneut, während anderswo Stabilität einzieht. Aber es zerbröckelt längst nicht alles und für viele Jahre kann Stabilität herrschen - es kommt auf die Gesamtzahlen an. Werden die Kids flügge, beginnt für sie das Spiel von vorn. Soll bloß heissen: Landregion ist nicht gleich Landregion - es ist komplex und kaum vorhersagbar. Meinen Gedanken widerspricht allerdings die Feststellung, dass derzeit v.a. die stadtnahen Umlandzonen in die "benachbarten" Städte ziehen, wie zuletzt für Görlitz und Bautzen verlautbart wurde. Mmh... .


    Pirna zählt definitiv zum engeren Ballungsraum Dresdens, die Anbindung ist durch S-Bahn, Autobahn und Bundesstrasse gegeben und durch personell starke Pendlerverflechtung begründet. Durch die großen Gewerbegebiete Kesselsdorf, Klipphausen sowie Wilsdruff gehört auch das Gemeindegebiet Wilsdruff zum engeren Bezugsraum.

  • Mit Pirna und Wilsdruff komme ich im August 2014 auf 758204 Einwohner_innen. Das entspricht dann ziemlich genau den etwa 760.000 Menschen, die laut der Wikipedia im Ballungsraum Dresden (auch Ballungsraum Oberes Elbtal genannt) leben:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Ballungsraum_Dresden


    Vor geraumer Weile las ich in einem Zeitungsartikel zur Neuorganisation der Metropolregion Mitteldeutschland nach dem Austritt von Dresden und Magdeburg, dass ein Wirtschaftswissenschaftler (?) an einer norddeutschen (?) Hochschule ein Gutachten erstellt hätte, demzufolge Dresden und Umgebung auch kaum wirtschaftlich mit Mitteldeutschland verknüpft wären (oder werden sollten), sondern - wenn ich mich da richtig erinnere - viel eher mit dem nordböhmischen Industriezentrum um Ústí nad Labem und Lovosice. Die beiden Achsen bilden A17/D8 und die Bahnstrecke Dresden-Děčín-Praha. Weiß da jemand mehr über diese Ideen? Ist da was dran, gibt es da bereits erwähnenswerte wirtschaftliche Verbindungen?


    Der deutlich schwerer abgrenzbare Ballungsraum Leipzig-Halle hat laut Wikipedia etwas über eine Million Einwohner_innen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ballungsraum_Leipzig-Halle


    Zu den oben genannten Städten kommen in Sachsen noch hinzu:


    Delitzsch: 24974
    Wurzen: 16314
    Eilenburg: 15403
    Brandis: 9377
    Zwenkau: 8905
    Naunhof: 8551
    Borsdorf: 8280
    Böhlen: 6619
    Machern: 6641
    Pegau: 6288
    Bennewitz: 4926
    Krostitz: 3743
    Jesewitz: 3010
    Neukyhna: seit 1. Januar 2013 zu Wiedemar
    Wiedemar: 5204
    Zwochau: seit 1. Januar 2013 zu Wiedemar
    __________________________
    insgesamt: 128235


    sowie in Sachsen-Anhalt (Stand: 30.06.2014)


    Halle: 231431
    Merseburg: 33319
    Landsberg: 15032
    Leuna: 13906
    Teutschenthal: 13162
    Bad Dürrenberg: 11782
    Schkopau: 10878
    Lützen: 8729
    Kabelsketal: 8829
    ________________
    347068


    Für den weit gefaßten Ballungsraum Leipzig-Halle käme man damit auf
    Stadt Leipzig: 537155
    engeres Umland: 98145
    weiteres Umland:
    Halle und Umland: 347068
    ________________________
    1.110.603

  • ^ Von Verknüpfungen mit böhmischen Industriezentren habe ich in DD noch nie was gehört, aber seis drum. Vielleicht wars mal wieder nur eine wissenschaftliche Betrachtung für die Ablage. :D Wo es wirtschaftlich erfolgreich brummt, ist Zusammenarbeit innerwirtschaftlich ohnehin ein Selbstläufer - das bedarf keiner Konzeptüberbauungen. Was die Offenheit der grenznahen Bevölkerungen (bzw ganz Sachsens) angeht, sind arge Zweifel angebracht, möchte man doch sonst am liebsten gar nichts mit denen hinter der Grenze zu tun haben. Aber das spielt auch keine Rolle. Was ich viel sinnvoller halte ist die Hochgeschwindigkeitstrasse von DD nach Prag - das könnte wirklichen Austausch mit sich bringen, aber das ist sicher auch umstritten.


    zur Landflucht: nein, das ist so strikt bei mir auch nicht aufgenommen worden. Selbstverständlich gibt es ein Szenario steigenden Wegzugs junger Leute allein aufgrund sich entleerender Räume (Teufelskreislauf). Aber das hat dann real nicht nur mit tatsächlich sinkenden Chancen/Erträglichkeiten auf dem Land zu tun, sondern mit heutiger Mobilität und heute möglichem Informationszugang. Man ist schnell mal wohin gefahren (viele haben ein Auto) und weiß schon vorab, wie es andernorts ausschaut. Mobilität und Internet begünstigen womöglich die Reurbanisierung Deutschlands generell. Gutes Beispiel sind die zahlreichen Autos fremder Landkreiskennzeichen, die allwochenendlich um die Äussere Neustadt herum parken und teils zum Übernachten herhalten. Da kommt man einzig für ein quirliges Saturday-Night-Fever aus den Grenzregionen Sachsens in die "Landeshauptstadt" und erlebt mehrheitlich schöne Stunden, die dann schon entscheidungsrelevant bei nächster Lebenskreuzung sein können. Da kanns auf dem Land Jobs geben wie sonstwas - egal.
    Letztlich ziehen sogar die "Alten" der Entwicklung hinterher, obwohl sie eigentlich nicht müssten, aber "alle" schon in dieser oder jener Stadt wohnen (zuletzt ein Seniorenpärchen am Lahmannpark aus Zittau zugezogen - mit Verkauf des Häuschens in Zittau).
    Selbige Internetwirkungen sehe ich persönlich auch deutlich in Bezug auch die Migrations- und Flüchtlingsströme aus dem Ausland. Der einst befürchtete "Tod der Städte" durchs Internet scheint sich vielmehr ins Gegenteil zu verkehren.


    Metropolregion: offensichtlich haben viele mit solchen unproduktiven Konstrukten Probleme. In DD hält man derlei für zwecklose Laberrunden. Und in der Tat ist jegliche Sinnhaftigkeit oder Wirksamkeit fraglich. Die Aufgabenzuweisung ist im Freistaat eigentlich abschließend klar: alle Wirtschaftsbewegungen landen im Wirtschaftsministerium und werden dort betreut. Deren Wirtschaftsförderung obliegt auch die Anwerbung von Investoren. Die kommunalen "Wirtschaftsförderungen" bleiben hingegen irgendwie zahnlos und entbehrlich. Ob man da noch ein Dachverband oder eine Labelebene drüberzieht, hat - vermutlich auch erfahrungsgemäß - keine Auswirkung. ganz im Gegenteil: viele Köche verderben den Brei und jeder will ein Stück vom Kuchen. Also lässt mans - nach genug Streitereien und unrelevanten Laberrunden - besser sein. Auch ok.

  • Natürlich gehören beispielsweise Leuna, Kabelsketal und Lützen zum Ballungsraum Leipzig. Zu Leuna zählt auch Günthersdorf - und das geht schon fast nahtlos in die Stadt Leipzig über. Kabelsketal ist ähnlich anzusehen. In beiden genannten Orten wohnen auch Menschen, die "Leipziger" sind und auch noch in Leipzig arbeiten - aber beispielsweise Großkugel oder Günthersdorf als Wohnort gewählt haben aufgrund preisgünstigen Baulandes. Es gibt übrigens auch Menschen, die berufsbedingt in unsere Gegend kommen und in Halle arbeiten und Leipzig als Wohnort wählen!


    Naja, und wenn gesagt wird, dass Pirna zum Ballungsraum Dresden gehört, weil es 30 Minuten mit der "S-Bahn" entfernt ist, dann sollte das auf Orte wie eben Großkugel in Bezug auf Leipzig genauso zutreffen. Dahin benötigt unsere S-Bahn übrigens keine 30 Minuten.


    Ich verstehe auch nicht, weshalb es so oft in Frage gestellt wird, dass Leipzig und Halle einen gemeinsamen Ballungsraum bilden. Aus Dresdner Sicht ist mir das schon klar: Halle ist nicht Sachsen und zählt nicht vollwertig. Nur das geht eben an der Realität vorbei. Leipzig und Halle bilden einen Ballungsraum mit stärker werdender Verflechtung. Man braucht beispielsweise nur mal schauen, woher ein spürbarer Teil der bei BMW, Porsche und DHL arbeitenden Belegschaft kommt: MQ, SK, BLK, BTF, HAL genau wie L und TDO…


    Und wenn wir dann nochmal auf die Zahlen schauen, kommen allein die beiden namensgebenden Kommunen des Ballungsraumes zur Zeit auf über 780.000 Einwohner, Tendenz in Leipzig bekannterweise steigend, auch Halle zeigt mittlerweile ganz leichte Wachstumstendenzen. Mit den verbindenden Kommunen Schkeuditz und Kabelsketal sind wir schon bei über 800.000.


    Einfach mal so festzulegen, dass der Ballungsraum an der "Außengrenze" einer benachbarten Gemeinde endet, ist schon etwas an den Haaren herbeigezogen. Das würde den Raum Leipzig/Halle nämlich in zwei Ballungsräume splitten. Und das wäre mir das allerneueste, dass wir hier von zwei getrennten Räumen reden. WENN man so rechnet, dann darf man Coswig, Niederau, Weinböhla und Meißen nämlich auch nicht zu Dresden rechnen… Und ich denke, es ist aber unbestritten, dass die vier genannten Orte zum Ballungsraum Dresden gehören.


    Leider rutscht das hier wieder in diesen Dresden-Leipzig-Vergleich ab. Nur Dresden scheint zur Zeit generell etwas eigene Probleme zu haben. So habe ich heute gelesen, dass der CSD dieses Jahr nicht auf dem Altmarkt genehmigt werden soll. Im Netz wurde schon der dezente Hinweis gegeben, man sollte die Veranstaltung vllt in CSDgida umbenennen, um Akzeptanz zu bekommen. Und ich befürchte, dass man damit nicht so ganz unrecht hat. Aber vielleicht hängt es auch mit dem Dresdner Trauma zusammen: http://www.spiegel.de/politik/…-interview-a-1018198.html Das gute alte Sachsen eben. Nix Halle, Merseburg, Großkugel und so… In diesem Sinne gute Nacht.

  • Hallo LeipzigSO, vielen Dank für Deinen Diskussionsbeitrag, Elli Kny und allen anderen natürlich auch. Ich trage die Daten für die Städte und Gemeinden in Sachsen und Sachsen-Anhalt demnächst nach. Die Trennung nach Bundesländern erfolgt, weil auch die Statistiken und dadurch die Quellen andere sind.



    Leider rutscht das hier wieder in diesen Dresden-Leipzig-Vergleich ab.


    Der Eindruck kann leicht entstehen, wenn es nur zwei Schwestern sind. Aber mir geht es gar nicht darum, welche die größere, klügere, schönere Schwester oder die bessere Partie von beiden ist. Mich interessiert eher, welche Rolle beide Schwestern in der Familie insgesamt spielen und wie das Verhältnis zum Stiefonkel ist und sich entwickeln wird.


    Und aus dieser Betrachtung heraus interessiert mich auch - um mal wieder das schiefe Bild zu verlassen -, wie sich künftig der dritte, häufig weniger beachtete (industrielle) Ballungsraum in Sachsen entwickeln wird, der ebenfalls nicht einfach abzugrenzen ist:


    Chemnitz-Zwickau - http://de.wikipedia.org/wiki/Ballungsraum_Chemnitz-Zwickau
    Regionalkonvent Chemnitz - http://www.chemnitz.de/chemnit…enarbeit/regionalkonvent/


    Wer entwickelt die größere Anziehungskraft nicht nur auf das Umland, sondern auch auf ganz Sachsen, Ostdeutschland, Deutschland, Europa ... ? Wie stehen die Ballungsräume zueinander - in Konkurrenz oder in Kooperation? Wie gut sind sie in übergeordnete Infrastrukturen und wie werden sie künftig eingebunden, etwa in die "Transeuropäischen Netze" ( http://de.wikipedia.org/wiki/Transeurop%C3%A4ische_Netze ). Gerade in Chemnitz wird das ja oft sehr heiß diskutiert, zuletzt hier: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=470244 .

  • Statistical Atlas von Eurostat

    Wer möchte, kann wie ich eben ja ein wenig mit dem Statistical Atlas von Eurostat rumspielen: http://ec.europa.eu/eurostat/s…wer/?year=2014&chapter=01


    Da ergeben sich zuweilen ganz spannende Einblicke. wenn auch die Rohdaten wohl nur bis 2012 reichen und die niedrigste Ebene oft zu groß ist für unsere Überlegungen. Bei der Population sind es zwar Landkreise, aber bei vielen anderen Themen wie etwa Bildung oder Arbeitsmarkt sind es zumeist Direktionsbezirke in Sachsen bzw. Deutschland, zuweilen auch nur Bundesländer.


    Siehe dazu auch http://ec.europa.eu/eurostat/s…tics_at_regional_level/de .

  • Leipzig wächst - auf Kosten des Umlandes

    Ein Beitrag zum Verhältnis zwischen Leipzig und den umliegenden Klein- und Mittelstädten. In dem Falle ist es Eilenburg, aber es hätten auch Dutzende andere sein können:


    MDR Info, 23. März 2015
    http://www.mdr.de/mdr-info/audio1122464.html


    Leipzig wächst - auf Kosten des Umlandes
    Reichlich 550.000 Einwohner hat Leipzig jetzt. Und so mancher sieht die Stadt bereits die 600.000-Marke überschreiten. Den Preis für das Wachstum zahlt das Umland. Zum Beispiel Eilenburg, das sich selbst die "Muldestadt mit grünem Herzen" nennt.
    von Johannes Schiller, MDR INFO

  • Ohne die Problematik klein reden zu wollen, ich glaube ja nicht dass die Umland-Gemeinden mehr Einwohner verlieren als weiter entfernt liegende Gemeinden. Im Gegenteil, Städte wie Eilenburg können von der Nähe zu Leipzig profitieren. Aber das ist ja nichts neues....