C++ - das Chemnitzer Stadtgespräch

  • falsche Zuordnung

    @lguenth, natürlich nicht. Aber das "Argument" hat nicht Klarenbach sondern der User arnold in die Diskussion gebracht, nur eben in umgekehrter Richtung. Er wollte einen Zusammenhang zwischen der positiven Entwicklung von Städten wie Dresden und den dort (angeblich; trifft so überhaupt nicht zu) getroffenen Entscheidungen gegen die Platte konstruieren. Dieser nicht zutreffende Zusammenhang wurde von Klarenbach lediglich widerlegt.

  • Der wachsende Anteil von jungen Studenten in Plattenbaugebieten wie Gorbitz oder Lobeda verweist aber zumindest die Absolutheit der Ablehnung ins Reich der Fabeln


    Aber das liegt meines Erachtens weniger an der Beliebtheit des Bautyps "Platte" an sich und auch nicht daran, dass der Stadtteil Jena-Lobeda als besonders lebenswert eingeschätzt wird, sondern vielmehr daran, dass in Jena insbesondere zu Semesterbeginn ein Wohnungsmangel vorzufinden ist.
    Bevor dann die Leute wohnungslos auf der Straße stehen, greifen sie wohl oder über auf Plattenbauwohnungen zurück. Aussagen über die Wertschätzung des Bautyps Platte würde ich deswegen daraus nicht ableiten wollen.

  • Die Plattenbausiedlungen haben gegenüber anderen Stadtteilen noch einen Vorteil, der hier bisher noch nicht zur Sprache kam: Durch die mehr oder weniger indifferente Anordnung funktioniert die Struktur nach dem Abriss von Einzelgebäuden vom Prinzip her immernoch genau so gut oder schlecht wie vorher.


    Bei Blockrandbebauung sieht das völlig anders aus. Sie geht durch Einzelabrisse kaputt.


    Was mir bei den Debatten über Altbauabrisse fehlt, ist die gesamtstädtische Betrachtung.


    Gesamtstädtische, Stadtviertel- und Einzelhaus-Betrachtung müssen logischerweise immer zusammenkommen (was aber nicht heißt, dass man alles immer explizit erläutern müsste).


    Klarenbach meint aus ihrer/seiner Perspektive, die sie/er gesamtstädtisch nennt, dass die im Vergleich eher schlechte Lage an der Neefestraße besser aufgegeben werden sollte.


    Ohne Übersetzung in die Stadtviertel-Ebene ist ein solcher Vorschlag substanzlos.


    Im Nordwestbereich des Musikerviertels wurde schon eine ganze Menge saniert, aber es gibt auch einige unsanierte Gebäude, Lücken in Reihenbebauung und eine leerstehende Schule.


    Klarenbach: Also, wie sieht dein Vorschlag für diesen Bereich aus? Zwar hast du schon oft im Einzelhaus-Fall für Abriss plädiert, aber auf eine Frage danach, was aus dem näheren Umfeld werden könnte bzw. sollte, noch nie eine Antwort gegeben.


    Eine grundsätzliche Veränderung dieser Situation ist nicht in Sicht. Ein Grund ist, dass die hohen Leerstände dort auftreten, wo es erhebliche Lageprobleme gibt, wie die Lage an einer lauten Hauptverkehrsstraße, Mangel an Grünflächen und Spielplätzen, Mangel an Parkplätzen, Verschattungsprobleme aufgrund einer hohen Verdichtung.


    Zu diesen Lageproblemen kommen noch Probleme auf der Gebäudeebene. Etliche Häuser sind so verwahrlost, dass eine Sanierung über die zu erwartenden Mieten nicht refinanziert werden kann. Zudem ist es so, dass viele Altbauten selbst nach einer Sanierung noch Vermarktungsschwierigkeiten haben. Ein Grund ist das Fehlen von Aufzügen, die gerade angesichts der zunehmenden Zahl an Senioren immer wichtiger werden. Zudem gibt es viele Altbauten ohne große Balkone, die ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Ein weiterer Grund ist, dass viele Altbauten auch nach einer Sanierung schlechte Energiewerte aufweisen. Oft können die Stuckfassaden nicht mit effizienten Wärmedämm-Verbundsystemen verkleidet werden, für weitere Probleme sorgen die hohen Räume. Folgerichtig verbrauchen auch sanierte Altbauten viel mehr Energie. Dieses Problem wird sich bei weiter steigenden Energiepreisen noch verschärfen.


    Diese Probleme werden dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Altbauwohnungen in Chemnitz bestenfalls stagnieren, wahrscheinlich aber zurückgehen wird.


    Bemerkenswert: Klarenbach beschränkt ihre/seine Betrachtung nicht auf Fragen, bei denen der Plattenbau prinzipiell besser dasteht als der Gründerzeit-Altbau. Nein, sie/er nennt auch noch ein paar weitere Dinge, wo der Vergleich weniger klar ausfällt, und verzerrt sie in die passende Richtung.


    Nach diesem Prinzip könnte ich auch einen totalen Plattenbau-Verriss schreiben, der mit der Frage enden würde: Warum eigentlich wohnt da überhaupt jemand?



    Ein anderes Ding: Du argumentierst gerne mit Motto: Wenn xyz bereit sind, darein zu investieren, dann kann es nicht falsch sein. Dann müsstest du angesichts der Investitionsbereitschaft konsequenterweise unbedingt auch für den Erhalt der Neefestraße 83 eintreten.



    Für die Neefestraße/Kappler Drehe schiene mir angesichts der mittlerweile eingetretenen Lage auf ihrer Nordseite eine andere Lösung als die 200X umgesetzte sinnvoller: Die Hauptverkehrsstraße könnte unter Aufgabe der restlichen nördlichen Bausubstanz 20–50 m weiter nördlich verlaufen. Hinterher ist man immer klüger.

    Einmal editiert, zuletzt von Hannes Kuhnert () aus folgendem Grund: Zitierfehler

  • Welchen vernünftigen Grund gibt es, altersgerechte, gut sanierte Plattenbauten, die wenig Energie verbrauchen und dadurch einen Beitrag zur CO2 - Einsparung leisten,


    „CO2-Einsparung“, so ein Schmarrn …


    abzureißen, damit Gründerzeithäuser erhalten werden können, die viel mehr Energie verbrauchen und oft nicht einmal einen Aufzug besitzen? Welchen vernünftigen Grund sollte es für solch eine sozial und ökologisch widersinnige Maßnahme geben?


    Nachfragegründe bzw. (dahinterliegend) kulturell-ästhetische sowie von Klarenbach unter den Tisch gekehrte soziale und funktionale Gründe


    Soll wirklich ein höherer Energieverbrauch in Kauf genommen werden, nur weil ein paar Gründerzeitfans den Stadtumbau durch die ideologische Brille betrachten?


    Diesen Beitrag merk ich mir. Bisher hat Klarenbach stets vorgegeben, sachlich zu argumentieren.



    Lesenswert ist übrigens auch die Stellungnahme des Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden zum Abriss von Altbauten, das in die gleiche Kerbe wie die Studie des IWH haut. Dort werden Altbauten aufgrund ihrer hohen Energieverbräuche als "Erblast für kommende Generationen" bezeichnet.


    Falls sie tatsächlich aufgrund der Darstellung der energetischen Situation diese Generalbewertung von Altbauten vornehmen, dann argumentieren sie nicht seriös.


    Gut, dass ich mir die Pressemitteilung angesehen habe: Dort ist gar nicht die Rede davon, dass Altbauten eine „Erblast für kommende Generationen“ (EfkG) seien. Es heißt nur, dass hohe Nebenkosten und die energetisch schwierige Sanierung der Altbauten zu einer EfkG werden können.


    Das ist eine ganz andere Aussage, so kann man es nachvollziehen.


    Gleichwohl weist die Formulierung eine gewisse Schärfe auf, die auf den Auftraggeber der Untersuchung oder den Hintergrund des Instituts zurückzuführen sein mag. Analog kann man bspw. die Aussage treffen, dass der Mangel an Gestaltqualität beim Plattenbau eine EfkG sein könne.


    Sind die Wissenschaftler alles Dummköpfe? Also ich denke schon, dass man solche Argumente Ernst nehmen sollte.


    Das denke ich auch, man sollte es ernst nehmen als das, was es ist: Ein Aspekt in der Diskussion verschiedener Gebäudetypen.


    Und was das Vermietungsargument angeht: Die sanierten Blöcke der WG Einheit im Heckertgebiet sind alle voll vermietet. Leerstand gibt es in einigen Blöcken der GGG, und wenn man dann recherchiert, warum es dort Leerstand gibt, dann erfährt man schnell, dass diese Häuser überhaupt nicht mehr vermietet werden. Häufig wurden auch gut belegte Wohnblöcke gegen den erbitterterten Widerstand der Mieter leer gezogen.


    Ich weiß nicht, um welche konkreten Fälle es da geht, aber im Interesse einer langfristig brauchbaren Struktur kann es sehr sinnvoll sein, einen gut vermieten Block abzureißen und einer aktuell noch weniger beliebten Block zu erhalten.


    Von einer mangelnden Beliebtheit der Plattenbauten kann überhaupt keine Rede sein.


    Was soll der Maßstab für einen Mangel an Beliebtheit sein? Wenn man von der Vermietungsquote ausgeht, liegt auf der Hand, dass der Plattenbau derzeit im Großen und Ganzen ganz gut dasteht. Hat jemand gegenteiliges behauptet?

  • Übrigens wurden die Plattenbauten in Ostdeutschland in keiner funktionierenden Volkswirtschaft gebaut und die Wohnungsmiete war subventioniert und die konk. Altbaubestände waren vernachlässigt und deshalb nicht gefragt. In Westdeutschland war derart Bauen nur eine Randnotitz.

  • Übrigens wurden die Plattenbauten in Ostdeutschland in keiner funktionierenden Volkswirtschaft gebaut und die Wohnungsmiete war subventioniert und die konk. Altbaubestände waren vernachlässigt und deshalb nicht gefragt. In Westdeutschland war derart Bauen nur eine Randnotitz.


    Es wurde zumindest nicht zur Doktrin erhoben. Plattensiedlungen gibt es im Westen genauso, die sind aber aus einem realen und rapiden Anstieg der Bevölkerung entstanden, zunächst aus der Zahl der Ostflüchtlinge und später zusätzlich durch Regimeflüchtlinge.

  • Immerhin ist es gut, dass wir mal über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bautypen diskutieren. Auf ein paar Argumente will ich eingehen.


    Da ist zunächst die Gestaltungsqualität. Das Problem hierbei ist, dass es keine objektiven Wertmaßstäbe dafür gibt, welche Gebäude gut und welche schlecht gestaltet sind. Schönheitsempfinden ist in starkem Maß subjektiv, zudem hat es sich immer wieder im Lauf der Zeit gewandelt. Lange Zeit wurden Gründerzeitgebäude als hässlich angesehen, Fassaden wurden schon in den 1920er Jahren abgestuckt, es gibt massenhaft Texte, die die Hässlichkeit der gründerzeitlichen Stadt anprangern. Erst seit den 1970er Jahren begann eine zunehmende Wertschätzung der Gründerzeitbauten.


    Zudem wurden die Gründerzeithäuser mit unterschiedlichem Aufwand gebaut. Einerseits gibt es gerade in Sachsen vielerorts sehr schlichte Arbeitermietshäuser, die nach standardisierten Entwürfen schnell und billig hochgezogen worden sind. Andererseits gibt es reich gegliederte Mietshäuser mit Erkern, Balkonen, Vorgärten etc. für besser situierte Schichten. Ähnliche Qualitätsunterschiede gibt es bei Plattenbauten. Hier gibt es sehr gelungene Sanierungen oder gar Umbauten von Plattenbauten mit großzügigen Grundrissen, großen Balkonen, teilweise sogar mit Dachterassen. Und es gibt wenig gelungene Sanierungen. Daher kann man schlecht sagen, dass Gründerzeitbauten gleichermaßen schön und Plattenbauten gleichermaßen hässlich sind.


    Gleiches lässt sich zum Thema Städtebau sagen. Auch hier gibt es keine objektiven Maßstäbe für guten oder schlechten Städtebau. Zudem gibt auch innerhalb der einzelnen Bauepochen wieder Unterschiede beim Gestaltungsaufwand. Es gibt einfache Gründerzeitviertel mit schmalen Straßen, wenig Grün, schematischen Grundrissen, die oft wenig attraktiv sind. Und es gibt qualitätvollere Quartiere mit breiteren Straßen, Vorgärten, großzügigen Grünflächen, abwechslungsreichen Straßenführungen. Es lassen sich also nicht alle Gründerzeitviertel über einen Kamm scheren. Ähnliche Qualitätsunterschiede sind bei den Großsiedlungen zu finden. Diese Qualitätsunterschiede müssen natürlich bei der Bewertung der einzelnen Lagen berücksichtigt werden.


    Ich denke also, dass man die Zukunftschancen von Gebäuden und Quartieren nicht schematisch, sondern nur sehr differenziert bewerten kann. Und da kann an der einen Stelle ein Plattenbauabriss sinnvoll sein, während an einer anderen Stelle der Abriss eines Gründerzeithauses sinnvoll sein kann. Zu bedenken ist allerdings, dass in Chemnitz bisher vor allem Plattenbauten abgerissen worden sind. Laut Seko wurden von 2002 bis 2007 13575 Wohnungen abgerissen, davon befanden sich ca. 9000 im Heckert-Gebiet. In den Altbauqartieren wurde dagegen relativ wenig abgerissen, obwohl es auch hier große Leerstände gab. So betrug die Zahl der Wohnungsabrisse in Schlosschemnitz 385, auf dem Kassberg 199. Auf dem Sonnenberg gab es 1255 Abrisse, aber hier dürften die Plattenbauten an der Augustusburger Straße einen Großteil ausmachen. Das bedeutet: Die schwierigen Fälle in den Plattenbaugebieten sind mittlerweile abgerissen, die schwierigen Fälle in den Gründerzeitquartieren stehen noch.


    Also nochmals: Ich will weder alle Gründerzeithäuser abreißen noch will ich alle Plattenbauten erhalten. Ich plädiere aber für ein differenziertes Herangehen, das Gebäude nicht nach der Kategorie „Gründerzeit“ oder „Plattenbau“, sondern nach ihren ganz konkreten Qualitäten bewertet. Und da kann ein ruhig und grün gelegenes Gründerzeithaus am Lessingplatz durchaus attraktiv sein, während verlärmte Häuser an der Neefestraße selbst nach einer Sanierung nicht wirklich attraktiv sein dürften. Ähnliches gilt für den Plattenbau.


    Wenn natürlich Hannes Kuhnert die wichtige Frage der CO2 - Einsparung mit der Bemerkung „So ein Schmarrn“ wegwischt, dann wird eine Debatte schwierig. Und was die Thesen von rotwang angeht: Natürlich wurden auch in Westdeutschland Großsiedlungen gebaut. Beispiele sind München - Neuperlach, Berlin - Märkisches Viertel, Berlin - Gropiusstadt, Köln - Chorweiler, Bremen - Neue Vahr, Bielefeld - Sennestadt und und und. Das Durchschnittsalter der westdeutschen Bausubstanz ist ja auch deshalb deutlich niedriger als das der ostdeutschen Bausubstanz, darauf weist ja auch das IÖR hin. Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland bestand nicht in den Großsiedlungen, sondern darin, dass in Westdeutschland viel mehr Einfamilienhaussiedlungen als in Ostdeutschland gebaut wurden.

  • Zahlen interpretieren

    Laut Seko wurden von 2002 bis 2007 13575 Wohnungen abgerissen, davon befanden sich ca. 9000 im Heckert-Gebiet. In den Altbauqartieren wurde dagegen relativ wenig abgerissen, obwohl es auch hier große Leerstände gab. So betrug die Zahl der Wohnungsabrisse in Schlosschemnitz 385, auf dem Kassberg 199. Auf dem Sonnenberg gab es 1255 Abrisse, aber hier dürften die Plattenbauten an der Augustusburger Straße einen Großteil ausmachen. [...]
    Das Durchschnittsalter der westdeutschen Bausubstanz ist ja auch deshalb deutlich niedriger als das der ostdeutschen Bausubstanz, darauf weist ja auch das IÖR hin. Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland bestand nicht in den Großsiedlungen, sondern darin, dass in Westdeutschland viel mehr Einfamilienhaussiedlungen als in Ostdeutschland gebaut wurden.


    Vieles richtig, gut auch, Differenzierung einzufordern. Obige Zahlen aber sind doch anders zu bewerten (wie hier auch schon geschehen): Ein Plattenbau beinhaltet gemeinhin wesentlich mehr Wohnungen als ein Gründerzeithaus. Folge: für die deutlich geringere Zahl an vom Markt genommenen Wohnungen in Gründerzeitbauten mussten relativ deutlich mehr Gebäude vom Markt genommen werden als Plattenbaugebäude für die größere Anzahl von dort weggerissenen Wohnungen. Zudem, Hannes schrieb es bereits, fällt ein fehlendes Plattenbaugebäude stadtstrukturell weniger ins Gewicht als ein Gründerzeitgebäude, welches in seinem Karree fehlt.


    Das geringere Durchschnittsalter der westdeutschen Bebauung ist nicht nur wegen der Suburbanisierung niedriger, sondern vor allem auch kriegsbedingt. In den dortigen Städten gab es dann doch zT noch deutlich umfangreichere Zerstörungen als im Osten, auch wenn das grad in Chemnitz und zB Dresden natürlich schwer zu vermitteln ist. Im Zusammenhang mit den großen Flüchtlingszahlen nach dem Krieg fiel der Neuaufbau dort dann auch entsprechend umfangreicher aus, während im Osten dann doch eher später (auch aufgrund des Verfalls der Substanz) begonnen wurde, das Wohnungsproblem (und dann gleich) industriell zu lösen.

  • Wenn natürlich Hannes Kuhnert die wichtige Frage der CO2 - Einsparung mit der Bemerkung „So ein Schmarrn“ wegwischt, […]


    Hier liegt ein Missverständnis vor. Es ging mir um den Begriff: „CO2“ und „Einsparung“ stehen zueinander in einem Verhältnis, das die einfache Zusammensetzung sinnlos sein lässt.

  • ... in den 15 min wo ich dort gewartet hab, kamen 6! Leute und haben den Kopf fotografiert. Do, 11:00 Uhr. So viel zur Beliebtheit vom Nischel.


  • :confused: Und nun? In 15 Minuten nur 6 Leute heißt sträfliche Mißachtung ... heißt letztendlich Abriß? Gilt das auch für andere Denkmale?


    Was wolltest Du uns mit diesem Bild und diesen Zeilen eigentlich sagen?

  • Das mit der ältesten Stadt verstehe ich nicht recht. Überall wird das erwähnt. Woher kommen diese Daten?


    Ich frage deshalb, weil SPON letztens folgende Daten veröffentlicht hat: Klick (siehe Daten kompakt für die Städte und Landkreise). Da sieht man, dass man a) 2009 schon nicht die älteste Stadt war und b) es auch in der Zukunft (hier 2030) nicht sein wird.

  • Ein Argument gegen den Artikel wird heute ausführlich in der Freien Presse vorgestellt, nämlich das Nachfolgeprojekt des Experimentellen Karrees an der Leipziger Straße. Anlass ist die heutige offizielle Eröffnung. Nach einem Jahr des Umzugs, der Renovierung und der Urbarmachung des Gebäudekomplexes Leipziger Straße/Matthesstraße gibt es nun wieder ein Wohnprojekt mit 13 Unterkünften und ein Kulturprojekt mit Lesecafé, Umsonst-Laden, Plenarraum, Volksküche und Ateliers, wo Street-Art, Siebdrucke, Aktions- und Textilkunst sowie Holzbildhauerei entstehen. Mit der GGG wurde vereinbart, dass der Nutzungsvertrag nach drei Jahren in einen langfristigen Erbbaupachtvertrag übergehen soll. Die jungen Leute werden dann quasi zu Eigentümern. Allerdings werden auch Probleme mit der Nachbarschaft geschildert.


    Eine Webseite gibt es auch: http://www.kompott.cc. Dort gibt es auch einen Überblick über die aktuellen Termine. Was man da so sieht, ist mit Sicherheit eine Bereicherung für die Chemnitzer Kulturszene. So ertönt unter anderem auch Musik zu sehr verträglichen Preisen, gestern zum Beispiel DJ Coolmann.


    P.S.: Die Behauptung mit der ältesten Stadt kam wohl irgendwann zustande, weil man eine Prognose für den Bezirk Chemnitz fälschlicherweise auf die Stadt selbst übertragen hat. Ob es stimmt oder nicht ist auch relativ irrelevant, solange es einem Artikel ein bißchen Würze verleiht.

  • LE Mon. hist.:


    Ein netter Artikel und am Ende auch lustig. Aber im Grunde kann ich die Frage, die Du an Rotwang gestellt hast gleich an Dich weitergeben:


    Was wolltest Du uns mit diesem Link und der Autor mit diesen Zeilen eigentlich sagen?

  • Woher kommen diese Daten?


    Das war das Ergebnis einer Eurostat-Studie zur Demografie, die Anfang 2010 veröffentlicht wurde. Irgendwo haben wir die auch hier diskutiert:


    Welt, 19.01.2010
    Bevölkerungsstudie für 2030
    Deutschland wird zu Europas Rentnerrepublik
    http://www.welt.de/politik/deu…opas-Rentnerrepublik.html


    Freie Pressse hierzu:
    http://www.freiepresse.de/THEMA/Eurostat


    Interessant ist ein Kurz-Interview mit Konstantinos Giannakouris vom europäischen Statistik-Amt Eurostat über seine Berechnungen:


    FP, 21.1.2010
    "Allgemeines Phänomen"
    Der Autor der Studie schließt eine Trendwende nicht aus
    http://www.freiepresse.de/NACH…enomen-artikel1664743.php


    Es handelt sich hier um eine statistische Vorausberechnung, die ein mögliches Szenario beschreibt. Ich betreibe also keine Vorhersage, sondern stelle vielmehr die Frage "was wäre wenn?".

  • Was wolltest Du uns mit diesem Link und der Autor mit diesen Zeilen eigentlich sagen?


    Was der Autor damit sagen wollte kann ich nicht sagen. Ich fand ihn amüsant geschrieben - wie auch die meisten anderen Artikel aus der aktuellen FAZ-Reihe über Zentren wie Hückelhoven, Oppenheim, Bergisch Gladbach ... Da wurde meist irgendein Aufhänger gesucht (kostenlose Parkplätze, Keller, die Zahl der Drei-Sterne- Restaurants, ...) und in Chemnitz mußte halt mal wieder diese Eurostat-Studie ran. Ich habe jedenfalls heute morgen lachen können und wenn es noch jemandem so ging, dann hat mein Posting sein Ziel erreicht.


    Und wenn man ehrlich ist, dann ist an der Stadt der Graukappengeschwader ja auch einiges dran, selbst wenn die Prognosen so sicherlich nicht eintreten werden. Umso wichtiger ist es ja, sich der abzeichnenden Entwicklung nicht zu ergeben, sondern frühzeitig gegenzulenken und Projekte wie Kompott dauerhaft zu unterstützen.

  • Ich frage deshalb, weil SPON letztens folgende Daten veröffentlicht hat


    Die SPON-Daten sind die der aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung, die auch schon im Leipzig-Forum Thema ist:
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=316728#post316728


    Wie auch in Leipzig mussten sich der Verfasser der Bertelsmann-Stiftung jedesmal deutlich nach oben korrigieren und ich würde mal frech behaupten, dass das auch diesmal bei dem nun erwarteten Rückgang der Bevölkerungszahlen von 10,6 Prozent gilt. 2006 hatten sie für Chemnitz noch ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 16,7 Prozent vorausgesagt und auch die nach oben korrigierten Zahlen von 2009 dürften noch zu schwarz gemalt sein.


    http://de.wikipedia.org/wiki/E…rentwicklung_von_Chemnitz


    Nebenbei: Chemnitz hat derzeit 242.675 Einwohner_innen mit Stand 30. Juni 2011, am 31.12.2010 waren es noch 243.248 und am 31.12.2009 243.089. Aber die Zahlen in der Jahresmitte sind oft etwas niedriger als am Ende (unter anderem wegen dem Semesterbeginn im Herbst), so waren es am 30. Juni 2010 242.741 und am 30. Juni 2009 243.092.


    Aber der Altersdurchschnitt steigt.

  • Ein Argument gegen den Artikel wird heute ausführlich in der Freien Presse vorgestellt, nämlich das Nachfolgeprojekt des Experimentellen Karrees an der Leipziger Straße.


    Der Artikel steht nun zumindest für eine Weile auch in WWW:


    Chemnitz: Experiment 2.0
    Nach dem Rauswurf aus dem experimentellen Karree wagt der Verein Urbane Polemik den Neustart am Konkordiapark
    http://www.freiepresse.de/NACH…nt-2-0-artikel7802779.php

  • Während Manfred Hastedt, der Leiter des Umweltzentrums, noch überlegt, ob der von der Stadtverwaltung angebotene Umzug von der Henriettenstraße 5 in die Jugendstilvilla an der Weststraße 8 gut wäre, bietet das Liegenschaftsamt die Immobilie auf der Stadt-Website zum Kauf an: Preis mindestens 280.000 Euro.
    http://www.chemnitz.de/chemnit…chaften_weststrasse_8.asp


    Das Haus an der Henriettenstraße, in dem sich das Umweltzentrum seit 21 Jahren befindet, ist sanierungsbedürftig. Es fehlt eine Wärmedämmung, der Brandschutz ist veraltet und die Leitungen sind noch auf dem DDR-Standard.
    Die Stadtverwaltung hatte zunächst erwogen, das Gebäude sanieren zu lassen, doch hätten die Kosten auf die bislang nur symbolische Miete umgeschlagen werden müssen. Geld für deutlich mehr Miete hat das Umweltzentrum jedoch nicht. Dann gab es die Idee, einen Erbbaurechtsvertrag abzuschließen. Der Trägerverein des Umweltzentrums hätte dann für Instandsetzungen aufkommen müssen, fürchtete aber auch hier, das Geld nicht aufbringen zu können. Also wird nun der Umzug erwogen. Manfred Hastedt zählt in der FP die Vorteile auf. Die Villa an der Weststraße 8 sei augenscheinlich in gutem Zustand, nur fünf Minuten vom jetzigen Standort entfernt und verfüge über einen großen Versammlungsraum und im Erdgeschoss mit dem syrischen Restaurant Farah über ein gastronomisches Angebot. Der Rest des Hauses steht leer.


    Bürgermeister Brehm bekräftigte, dass das Haus von seiner Grundsubstanz in Ordnung sei und nur geringfügige Arbeiten anstünden, da ginge es um das Anbringen einiger Steckdosen und um andere Kleinigkeiten. "Bewegt sich das im finanziellen Rahmen, erledigen wir das als Stadt auch gern, wenn wir damit eine Lösung für das Umweltzentrum finden." Es sei ein Mietvertrag zwischen Stadt und Trägerverein vorgesehen, die Miethöhe würde zwei Euro pro Quadratmeter plus rund zwei Euro Nebenkosten betragen. Laut Hastedt ist dies "stemmbar". In den nächsten Wochen werde im Umweltzentrum über den Umzug beraten. "Eine Frage ist, ob alle zusammen in das Haus passen", sagt Hastedt. Ein deutlich größeres Problem sind die Auswirkungen des Sparprogramm Ekko, denn Hastedt und eine Mitarbeiterin sollen vom Umweltzentrum abgezogen werden und künftig im Botanischen Garten arbeiten. Hastedt sieht seine Aufgabe und die seiner Mitarbeiterin jedoch weiter im Umweltzentrum, unter anderem in der Koordination der Vereine und der Entwicklung gemeinsamer Projekte, beispielsweise von Bildungsangeboten für Schulen. Auch hier bestätigte Brehm, dass die städtischen Angestellten Ende nächsten Jahres im Umweltzentrum eingespart werden und dafür frei werdende Stellen im Botanischen Garten der Stadt besetzen sollen. "Das Umweltzentrum würde aber unabhängig davon mit den Vereinen weiter fortbestehen", sagt Brehm. Zudem könnten am neuen Standort an der Weststraße seiner Ansicht nach auch die Umweltbibliothek und das Agenda-21-Büro einziehen. Die Umbesetzung in den Botanischen Garten, so Bürgermeister Brehm, sei ein Stadtratsbeschluss, formal gesehen könne der aber auch aufgehoben und geändert werden.


    FP, 04.11.2011
    Umweltzentrum soll umziehen
    Weststraße als neue Heimat vorgeschlagen
    http://www.freiepresse.de/LOKA…ziehen-artikel7808746.php