Sanierung von Plattenbauten

  • ^ Ich bin auch kein Fan der Platte, weder architektonisch noch städtebaulich. Aber das ist eine sehr einseitige Darstellung. Es übersieht zum Beispiel das Problem, wo die Leute hin sollen, wenn ihnen in Zeiten überhitzter Märkte die Wohnung unterm Hintern abgerissen wird. Es übersieht die Kostensteigerung, die sich durch Abriss und Neubau zwangsläufig ergibt – von Grauer Energie ganz zu schweigen. Und es unterschätzt die Flexibilität, die eine Platte im Innern hat.


    Ich habe mal den Geschäftsführer einer Wohnungsbaugenossenschaft aus Brandenburg interviewt. Die haben ein Sanierungskonzept, das einerseits Wärmedämmung, Fahrstühle und (teilweise) Barrierefreiheit erlaubt, andererseits die Grundrisse so flexibel macht, dass Du am Ende Einheiten bis zu 120qm Fläche mit modernen Badezimmern und 30qm-Wohnzimmer hast (das läuft, glaube ich, über die Entfernung von Zwischenwänden und den Ersatz einzelner Wandplatten durch Stahlträger).


    Mit Ostalgie hat das wenig zu tun. Es geht um Mietpreise, die trotz hoher Sanierungskosten immer noch weit unter denen im Einfach-Neubau liegen. Und Balkone haben die meisten Wohnungen dort auch.

  • Für mich wäre schon die Deckenhöhe unerträglich, mit 190 bin ich jetzt auch nicht freakishly groß.


    Man kann den Aufwand für Sanierungen und Umbauten natürlich unendlich betreiben oder man wohnt die Objekte mit gelegentlichen Pinselsanierungen runter und steckt die Sowiesokosten lieber in kompletten Neubau. Vorteil: man hat jetzt mehr Wohnraum und wenn der demografische Wandel den Bedarf verringert, das wird irgendwann garantiert kommen, reißt man nach dem worst first Prinzip den Bestand ab.


    Gerade wenn man Wohnungsnot hat sollte man doch den Schwerpunkt auf Neubau setzen. Keine Sanierung bringt zusätzlichen Wohnraum.


    Bezüglich Nachhaltigkeit finde ich unser konventionelles Bauen ohnehin unrettbar. Das müsste alles auf Massivholz und andere Naturmaterialien umgestellt werden, statt wegen sunken cost fallacy am alten Bauen mit Chemiefugen festzuhalten und was weiss ich für Schadstoffe neu zu verteilen die man dann in 30 Jahren erst wieder richtig erkennt und überall teuer raussanieren muss.

    Die Nachhaltigkeit im Bauen muss tiefer gehen als den u Wert auszurechnen und in der Tabelle zu optimieren.


    Nicht nachvollziehbar?!

    Und serielles Bauen ist an sich schon eine gute Idee. Wir haben es doch auch geschafft mit Klamotten von der Stange und Autos aus Massenprodukt genug Individualisierung hinzubekommen, dass wir uns nicht komplett einheitlich vorkommen.


    Beim Bauen gehen wir alle noch zum Maßschneider und zum Schuster. Da irgendwo ein Mittelding finden und die gestiegene Produktivität in ökologische Standards investieren wäre IMHO besser als die selben grauen Würfel immer neu von der Pieke auf auf planen zu lassen, optisch sind Neubauviertel dadurch ja trotzdem nicht vielfältiger geworden, auch wenn das Rad in Architekturbüros für jedes Bauprojekt neu erfunden wird.


    Ich kann mir irgendwie keine ineffizientere Art des Wohnungsbaus vorstellen als das was wir da betreiben, der maximale Aufwand vorserieller Architektur, sieht nur nicht so aus und Nachhaltigkeit auf Energieverbrauch reduziert. Die Plattensanierungen führen das halt einfach weiter, mit den heutigen Bausünden, die wir nur noch nicht kennen.

  • Man kann den Aufwand für Sanierungen und Umbauten natürlich unendlich betreiben oder man wohnt die Objekte mit gelegentlichen Pinselsanierungen runter und steckt die Sowiesokosten lieber in kompletten Neubau.

    Naja, die erwähnte Genossenschaft plant ihre Sanierung für Jahrzehnte, nicht für Jahre. Es muss also nicht 2030 wieder alles neugemacht werden. Die Wohnungen haben danach auch wenig zu tun mit dem, was man von unsanierten Platten kennt. Und der Preisunterschied zum Neubau bleibt gewaltig – der Geschäftsführer meinte, eine kernsanierte Plattenbauwohnung kann er für 7 Euro kalt anbieten, bei Neubau wären es 11 Euro. Macht bei dem 120qm-Beispiel 480 Euro mehr im Monat. Für viele Familien ein gewaltiger Unterschied.


    Bleibt das Argument mit der Deckenhöhe. Kann ich nachvollziehen, halte ich aber nicht für schlagend. Bei WBS70 liegt die Geschosshöhe bei 2,80 Meter, die Deckenhöhe bei 2,55 bis 2,60 Meter (je nach Quelle). Das ist bei heute gebauten, einfachen Mietwohnungen auch nicht mehr – manchmal sogar weniger. Wenn man dieses Kriterium anlegt, müsste ein Großteil der Wohnungen, die in Deutschland nach dem Krieg gebaut wurden, wieder weg. Kaum praktikabel. (Und ich glaube ohnehin, der drückende Raumeindruck ergibt sich weniger aus den relativ niedrigen Decken als aus den kleinen Räumen. Dieses Problem lässt sich lösen, wenn man Zwischenwände entfernt und Wohnungen zusammenlegt.)

    Und serielles Bauen ist an sich schon eine gute Idee. Wir haben es doch auch geschafft mit Klamotten von der Stange und Autos aus Massenprodukt genug Individualisierung hinzubekommen, dass wir uns nicht komplett einheitlich vorkommen.

    Ansätze dafür gibt es. Die WBM baut in Friedrichshain mit dem Büro Praeger Richter zusammen serielle Wohnungen nach ökologischen Standards, die zwar immer nach dem gleichen Raster entworfen sind, sich aber in Höhe und Kubatur der Umgebung anpassen: Als Punkthochhaus, als Hinterhofergänzung, als Lückenfüller im Gründerzeitquartier mit Staffelgeschoss, etc. Das ist aber erstens Ergänzung, nicht Ersatz für den Bestand. Und zweitens macht es – trotz netter Ideen wie Dach- und Fassadengrün – auch nicht viel mehr her als die olle WBS70. Es gibt bodentiefe Fenster und dadurch mehr Licht. Höhere Decken gibt es meines Wissens nicht.

  • Sanierung des Plattenwohnung / Doppelwohnhochhaus an der Rhinstraße/Alt-Friedrichsfelde.


    Wie die Wohnungsbaugesellschaft Howoge berichtet hat, soll das Hohe 63 Meter Gebäude des ehemaligen DDR komplett Saniert werden. 296 Wohnungen sind es insgesamt des 40 Jahre alten Gebäude.


    Unter anderen werden Heizsteigleitungen isoliert , fast 1000 Fenster und Balkontüren erneuert & und neue Fassade aus Keramikplatten. Auch am Dach wird oben erneuert & sowie die Neugestaltung der 2200 Quadratmeter großen Außenanlagen. Auch in der Zukunft wird die Howoge weitere Gebäude Sanieren allein dieses Jahr über 7000 Wohnungen.


    Quelle : Berliner Woche ( Etwas mehr Detail über dieses Gebäude).


    Es handelt sich um dieses Gebäude + Visu


    © howoge/ Andreas Süß

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    &

    © Senator - Project Management - Service GmbH / Visu

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  • Ganz ehrlich: Der Vorzustand sieht besser aus, als das geplante Sanierungsergebnis.


    Warum wieder dunkelgrau mit sehr wenig Alibigrün??? Da war das gelbe und grüne vorher ja geradezu freundlich. Ich bin natürlich für eine Sanierung, die den Wohnkomfort erhöht. Aber wenn man schon zwei solche "Klopper" anschauen muss, dann noch wenigstens mit einer hellen, freundlichen Farbgestaltung.