Brühl / Innenstadtcampus

  • Die neue Uni-Bibliothek in der wieder aufgebauten Aktienspinnerei soll offenbar den Namen der Frauenrechtlerin und Streikführerin Minna Simon erhalten. Simon wurde 1845 in Chemnitz geboren und war in der hiesigen Textilindustrie, offenbar sogar in der Aktienspinnerei selbst beschäftigt und wurde dort zu einer wichtigen Figur in den Arbeitskämpfen der Textilarbeiter ab 1883. Die Freie Presse beichtet hinter der Bezahlschranke über den Antrag. Ob noch andere Namen vorgesehen sind, kann ich leider nicht sagen. Vielleicht kann wieder jemand hier im Forum den Artikel zusammenfassen :)


    https://www.freiepresse.de/che…l13272915#google_vignette

  • Der Antrag wird auch bei Akzeptanz im Stadtrat wegen fehlender Zuständigkeit der Stadt nicht automatisch eine Umbenennung verursachen. "Der Bürgermeister soll sich einsetzen" kann auch ins Nichts führen, zumal in dem Antrag nichts von einer Kostenübernahme der Stadt steht und der bereits vorhandene Straßenname und die Gedenktafel kleingemacht werden. Eine "Ernestine-Minna-Simon-geborene-Reinitz-spätere-Bauer-Universitätsbibliothek" halte ich für eher unwahrscheinlich.

  • Das ist ja alles schön und gut. Aber ich sehe keinen Bezug zur TU oder zur Bibliothek bei der Frau.

  • ^ Warum muss der Name der Bibliothek einen Bezug zur TU haben? Simon hat einen sehr direkten Bezug zum Gebäude selbst. Reicht das nicht aus? Oder ist das Problem, dass es sich um eine Frau handelt?


    Eine "Ernestine-Minna-Simon-geborene-Reinitz-spätere-Bauer-Universitätsbibliothek" halte ich für eher unwahrscheinlich.

    Davon ist nicht die Rede. Lediglich von "Ernestine Minna Simon". Ihre Männer spielen dabei keine Rolle, sondern sie.

    Der Antrag wurde eingereicht von den Grünen, der SPD, der LINKEN sowie der PARTEI. Das könnte für eine Mehrheit durchaus reichen.

  • ^


    Wäre es nicht naheliegend, dass der Name einen Bezug zur Universität hat? Warum muss man da bei Stimmen dagegen unterstellen, dass jemand ein Problem mit Frauen oder der Benennung nach ihnen hat? Anders, als bei Straßen und Plätzen, tut es hier gar nicht Not, die Einrichtung zu benennen. "Universiätsbibliothek", auch erweitert um rigendetwas mit "Aktienspinnerei", ist doch gut und steht für sich selbst?!

  • Der Anteil an Frauennamen an Straßennamen oder Namen für öffentliche Gebäude ist in Chemnitz verschwindend gering. Es gibt zahlreiche Männernamen im öffentlichen Raum in Chemnitz - obwohl diese Männer nie vor Ort waren, in der Straße gelebt haben oder im Gebäude gearbeitet haben. Minna von Simon war Chemnitzerin, hat im Gebäude gearbeitet und vor Ort aktiv für die Arbeitnehmerrechte - Rechte, die wir alle heute als selbstverständlich ansehen - gekämpft. Ich finde das ist ein gewichtiges Argument, die Bibliothek nach ihr zu benennen.

  • Das ist ein tolles Argument, um eine Straße im unmittelbaren Umfeld der ehemaligen Aktienspinnerei nach ihr zu benennen. Das wurde gemacht. Bei zukünftigen Namen für Straßen und Plätze kann noch mehr darauf geachtet werden, diese auch mit Frauennamen zu versehen. Wenn es wichtig ist, einen Bogen von Frau Simon zu ihrem Wirkungsfeld zu schlagen und sie über die Straßenbenennung hinaus zu ehren, könnte das BSZ für Wirtschaft zur Minna-Simon-Schule werden.

  • ^ Ich sehe kaum, dass in Chemnitz in den nächsten Jahren neue Straßennamen zu vergeben sein werden, es sei denn, Straßen werden umbenannt. Aber Neubauviertel mit neuen Straßen entstehen in Chemnitz wohl keine - daher werden auch keine Frauen-Namen im öffentlichen Raum einziehen können.


    Was hat denn das BSZ für Wirtschaft mit Minna Simon zu tun? Konnte da keine Zusammenhänge finden online.

  • In der Johannisvorstadt entstehen neue Straßen und Plätze, auch der Platz vor der Universitätsbibliothek oder dahinter könnte benannt werden. Ich habe nichts gegen Frau Simon und finde ihr Leben und Wirken überaus wichtig und ehrenwert. Dagegen spricht aber aus meiner Sicht, dass wir nur eine Universitätsbibliothek haben, die Benennung also sehr gut überlegt sein sollte. Dass sie gar nicht (anders) benannt werden muss, hatte ich schon geschrieben. Ein weiter Aspekt ist, dass die Bennenung auch nach Frau Simon (wie die direkt angrenzende Straße) so wirkt, als gäbe es keine weiteren Frauen, was mir in der Sache sogar eher kontraproduktiv erscheint.


    Eine Berufsschule für Wirtschaft (oder gern auch die für Technik), nach einer Arbeitskämpferin und Frauenrechtlerin zu benennen, erscheint mir nicht weniger naheliegend, als eine Universitätsbibliothek nach einer Arbeiterin zu benennen, weil sie in der neuen Hülle der Bibliothek gearbeitet hat. Und was die Benennung von Schulen mit Frauennamen angeht, haben wir ja auch Nachholbedarf.

  • Iich habe kein Problem mit dem Bekenntnis, die krampfhafte Vergabe von Benennungen und Straßennamen an Frauen albern zu finden. Bei der Vergabe des Namens Riemannweg auf dem Sonnenberg wurde in der Vorlage extra auch auf Hermann Riemanns Frau verwiesen, um dem Stadtratsbeschluss irgendwie Genüge zu tun, ohne auch nur ein einziges Wort der Rechtfertigung dafür liefern zu können. Namensvergaben sollten ausschließlich auf persönlichen Verdiensten beruhen, nicht auf dem Geschlecht.


    Und diesbezüglich finde ich die Faktenlage zu Frau Simon extrem dünn. Der von ihr angeführte Streik war völlig erfolglos und ist nach wenigen Tagen beendet worden. Ob der Streik selbst berechtigt war und welche Forderungen genau gestellt wurden, ist nicht nachvollziehbar. Die unterschwellige Botschaft, dass jeder Streik berechtigt zu sein scheint, ist eine politische Aussage, die mich stört. Es würde hoffentlich auch niemand auf den Gedanken kommen, Straßenbenennungen nach Claus Weselsky zu fordern, obwohl dessen permanent angezettelte Streiks sogar häufig ihre Ziele erreicht haben.


    P.S.: Eine Stadt, die trotz tausender ukrainischer Flüchtlinge bis heute eine nach Putins Steigbügelhalterin und Bomber-Namensgeberin Valentina Tereschkowa benannte Schule betreibt, sollte sich mit Selbstbeweihräucherung bezüglich von Namensvergaben sowieso zurückhalten.

  • Ich finde es schade, dass die Verdienste einer Chemnitzerin hier so kleingeredet werden. Dass hier eine Schule offenbar nach einer problematischen Frau benannt ist (offenbar schon seit der DDR, wie man auf alten Aufnahmen sieht) ist absoluter Whataboutism und hat mit dem aktuellen Antrag nichts zu tun. Nach wie vielen problematischen Männern (Luther, Wagner, Hindenburg, Jahn, ...) sind in Deutschland Straßen oder Gebäude benannt? Dürfen deswegen keine Männernamen mehr vergeben werden? Das ist doch totaler Quatsch. Ich drücke dem Antrag jedenfalls die Daumen und würde mich sehr freuen, wenn die Bibliothek nach einer Chemnitzer benannt wird, die vor Ort gewirkt, gestreikt und gekämpft hat. Und wenn es nur aus dem Grund ist, dass sich weiße alte Männer darüber ärgern :)

  • Lieber arnold, erst unterstellst du ein Problem mit Frauen, dann das Kleinreden ihrer Verdienste. Es ist schade, dass du so legitime Meinungen diskreditierst. Ich wiederhole mich ungern, aber nochmal: Wir haben nur eine Universitätsbibliothek, da sollte das besonders gut überlegt sein und es tut vor allem keine Not. Das würde ich ebenso bei den allermeisten vorgeschlagenen Männern schreiben.

  • Lguenth1 hat doch eindeutig ihre Verdienste kleingeredet: "Der von ihr angeführte Streik war völlig erfolglos und ist nach wenigen Tagen beendet worden. Ob der Streik selbst berechtigt war und welche Forderungen genau gestellt wurden, ist nicht nachvollziehbar." Und Lguenth hat auch zugegeben, dass er die Vergabe von Frauennamen "albern" findet...

  • Das gefällt dir nicht und das kann ich nachvollziehen, aber was sagst du denn zu meinen und anderen Argumenten? Wir könnten ja auch das Rathaus nach (tollen, verdienten aber in der Gesamtschau betrachtet) eher weniger relevanten Persönlichkeiten (m/w/d) der Stadt benennen.

  • Verstehe die Diskussion überhaupt nicht. Nach Simon ist eine Straße benannt, in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wirkungsstätte, an der Aktienspinnerei ist eine Gedenktafel. Von mangelnder Wertschätzung kann keine Rede sein.

    Warum aber die Universitätsbibliothek nach ihr benannt werden muss, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt überhaupt keinen Bezug zu dieser Institution.


    Das erinnert eher an Zonenzeiten, sinnlose Namensgebungen und Ehrenntitel noch und nöcher. Dann kann man auch Universitätsbibliothek "Fritz Heckert" draus machen. Nimmt sich nix.

  • piTTi vielen Dank. Davon hatte ich schon gehört, letztes Jahr wurden dafür bereits >50 Bäume auf der Fläche gefällt. Da war allerdings die Rede davon, das gesamte Karree (also auch an Müllerstraße und StraNa) zu bebauen. So klingt es jetzt irgendwie nicht, wenn nur Hausnummern der J.v.Z.-Straße angegeben sind.

  • Karl-Liebknecht-Straße 33 und 35 - Sanierung längst fertig, zuletzt #870, hier nochmal die Einbindung im Strassenzug (creme-beige)


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