Der Grund, warum Speer vorrangig auf ein studentisches Wohnen und alternative Nutzung gesetzt hat, war doch vor allem, dass das normalerweise die einzige Zielgruppe ist, die ein von Leerstand geprägtes Viertel aktivieren kann. Erst dadurch werden dann Schritt für Schritt Entwicklungen ausgelöst, die irgendwann auch Sanierungen und Neubauten möglich machen. Wenn jetzt diese ersten Gentrifizierungsschritte übersprungen werden, zeigt das nur, dass der Brühl kein klassisches Brachgebiet war, sondern nur dadurch nicht funktionierte, dass fast alle Immobilien in der Hand eines Eigentümers waren, der keinerlei Nutzungsinteresse hatte.
Trotzdem wird an den Rändern des Viertels weiterhin auf alternative Nutzungen gesetzt, die Mischung in dem Gebiet dürfte also interessant und beispielhaft werden. Wer sagt denn, dass Studenten und bürgerliche Mieter nicht im selben Stadtteil leben können? Dass das Nutzungen durch gastronomische Angebote komplett ausschließen würde, halte ich auch für ein Gerücht. Die vielen Gewerbeflächen müssen ja auch verwertet werden, zudem sind die neuen Mieter und auch die durchaus ebenfalls angezogenen Studenten auch eine Zielgruppe. Am Sonntag war vor dem Café Brühlaffe zum Beispiel ganz gut Betrieb. Eine Halligalli-Rummelbumsmeile wird der Brühl aber mit Sicherheit nicht.
Ganz wichtig auch das Argument von arnold: Nur wenn im jetzigen Bestand attraktive Mieten erzielt werden können, kommen die ersehnten Neubauten in absoluter Innenstadtlage in den Bereich des Möglichen. Selbst wenn ein Verdrängungsprozess einsetzen sollte, gibt es in keiner deutschen Stadt mehr Freiräume als in Chemnitz - die reichen für die kreative und alternative Szene von ganz Ostdeutschland. Einige der im Blick aufgelisteten Vorschläge (Gebiet mit Mischnutzung, Staffelmieten für die Gewerbeflächen) könnten aber zu einer weiteren Attraktivitätssteigerung beitragen.