Hafencity IV [Juni 2010 - August 2015]

  • Ich frage mich immer öfter wozu es überhaupt noch Architekten gibt bzw. was die eigentlich machen. Abgesehen von wenigen Spezialbauten wie der Elbphilharmonie schaut doch heutzutage jeder Neubau wie ein anderer aus. Dafür den Balkon mal 20 cm weiter rechts anzubringen hat doch keiner Architektur studiert. Was lernen die eigentlich im Architekturstudium heutzutage. :confused:

  • das soll ja polemisch sein - ich erwarte allerdings von Mitgliedern eines Architekturforums, daß sie ein Minimum an Hintergrundwissen haben und etwas fundierter über Architektur sprechen können als "Klötzchen" und "Balkon links rechts". Armutszeugnis !

    PS: Fächer in der Ausbildung sind zB:
    - Soziologie
    - Städtebau und Stadtplanungsrecht
    - Baukonstruktion
    - Grundzüge der Statik
    - Bauphysik und-chemie
    - Baurecht
    - energieoptimiertes Bauen
    - Bauökonomie und Kostenplanung
    - und natürlich Entwurf in all seinen Facetten
    etc

  • Ich weiss gar nicht was es da zu jammern gibt. Was ist denn bitte die Erwartungshaltung? Ist nicht mehr oder weniger jedes Haus in zentrumsnaher Lage in einer Grossstadt ein rechteckiger Klotz? Ich wuerde gern mal wissen wie die Kritiker denn selbst so wohnen: In runden Wohungen? In Erdhoehlen? Auf dreieckigen Grundrissen mit dreieckigen Betten? In ganz 'besonderen' und 'flippigen' Haeusern?


    Moderne Haeuser sind eckig, weil die Menschen nun mal gern 'eckige' Zimmer mit durchgehend vollen Geschosshoehen mieten oder kaufen wollen. So einfach ist das. Ich bin eigentlich ganz froh, dass kein Archtektorzoo gebaut wird, sondern gut gemachte, handwerklich solide und von mir aus 'eckige' Architektur.


    Es gibt mittlerweile uebrigens weitere Visualisieungen: Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 5, Bild 6, Bild 7, Bild 8, Bild 9, Bild 10, Bild 11.


    Wenn man bedenkt, dass bei einem Jugend(!)hotel das Baubudget pro Quadratmeter wahscheinlich nicht grade ueppig ist, dann finde ich das Resultat recht ansprechdend. Die 'Sonnendeck' (Bild 2) Loesung fuer den westlichen Innenhof ist zudem sinnvoll und schluessig. Ebenso die Integration des Einganges zur U-Bahn-Haltestelle.

  • Naja, das Mini Max Prinzip dürfte ja heute halbwegs bekannt sein, auch unter Nicht-Kaufleuten. Es ist billig, bzw. positiv ausgedrückt "Kostengünstig", den genormten Standart hochzuziehen, also mit dem minimalstem Einsatz von Material und Aufwand, eine möglichst hohe Miete zu erzielen. Mit der Klötzchenbauweise ist das wohl am ehesten zu erreichen, alles was rund, spitzwinklig, gewunden oder irgendwie anders von der Norm abweicht, ist eben teurer und wird daher möglichst vermieden.
    Schnell muss es heutzutage gehen, wenig soll es kosten und viel soll es an Gewinn erzielen - da verkauft man der Masse diesen Standart eben gerne als Optimal...


    Ich bin der Ansicht, das Menschen, ganz allgemein, nicht zwangsläufig un eckigen Behausungen leben müssen, bzw wollen und deshalb halte ich die folgende Aussage:


    Moderne Haeuser sind eckig, weil die Menschen nun mal gern 'eckige' Zimmer mit durchgehend vollen Geschosshoehen mieten oder kaufen wollen


    für ein Gerücht.


    Denn: Es gibt ja so gut wie gar keine Alternativen zu eckigen, quadratisch - praktischen Wohnungen, die sind ja nahezu alle so gebaut und wenn nicht, eben meist noch viel teurer oder in Privatbesitz und gar nicht zu haben.


    Was mir auffällt ist: Wenn ein Mensch sich ein privates Haus baut nach seinen eigenen Visionen und Geld keine Rolle spielt, ist es selten quadratisch und der allgemeinen Norm entsprechend....

  • Die Hafencity Hamburg GmbH hatte im Maerz angekundigt, dass der rote Wohnturm im noerdlichen Ueberseequartier nach langer Verzoegerung nun endlich im Juni in Bau gehen soll. (Quelle: Hafencity Projektbroschuere 2013/3, Seite 24).


    Wenn ich mich richtig erinnere steht an der 'Baustelle' seit Jahren ein Kran herum und bewegt sich nicht.


    Frage an die Hamburger: Ist dort inzwischen irgendeine Form von Aktivitaet zu erkennen?

  • Was ich erwarte? Kreativität. Es muss doch möglich sein etwas anderes als bessere Rohbauten zu bauen ohne dabei historisieren zu müssen weil einem nichts einfällt. Und wenn es in Richtung Hundertwasser geht, von mir aus.


    Aber selbst bei konventionellen Bauelementen gibt es doch einen reichen Standardbaukasten, wenn es nicht unkonventionell sein darf. Dachgauben, Erker, Attikageschosse, Söller, Loggia, Laubengang, Veranda, Hängebalkon, Französischer Balkon, Wintergarten, verschiedenste Deckarten Winkel und Geometrien von Satteldächern...


    Ich meine DocHH hat einen wunden Punkt der heutigen Architektur getroffen. Die Architekturstudenten lernen eine Menge, was sie aber nie anwenden dürfen, weil die Bauherren ganz stark den Daumen drauf behalten dass für den Euro möglichst viel Nutzfläche rauskommt und das letztlich den Ausschlag gibt. Auch laufen Ausschreibungen bei Architekturwettbewerben ja zumeist so ab, Budget ist vorgegeben, grobes Volumen ist vorgegeben und vieles anderes mehr. Vorwiegend nach ökonomischem Nutzen festgelegt. Bei der Hafencity hätte man sich schon mehr erwarten können, es sollte doch ein Vorzeigeprojekt werden. Tut mir leid aber abgesehen vom Standort mit den ausrangierten Hafenbecken und zwei-drei Solitären wie der Elbphilharmonie habe ich in der Hafencity nichts gesehen was nicht auch in jeder bundesdeutschen Kreisstadt stehen könnte bzw. steht. Gerade wir Architekturfreunde dürfen uns das nicht immer schönreden sondern müssen inhaltliche, sachliche, Kritik üben. Ich dachte bei meiner Anmeldung dass dies das Interesse der Nutzer in diesem Forum ist?

  • Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen auch wenn der Kommentar gegen Ende etwas abdriftet und diesem Forum Unrecht tut. Das grundsätzliche Problem ist, dass auf Grund der kosteneffizienten Bauweise der Wert moderner Architektur von Laien wie mir verkannt wird. Frei nach dem Motto, auf einander gestapelte Klötze haben wenige mit der Eleganz vergangener Epochen zu tun und hätte ich auch entwerfen können.
    Das Problem bei der Hafencity im Besonderen ist, dass hier nur so gebaut wird und somit der Charme einer sterilen Zahnarztpraxis entsteht. Das ist hier im Forum sowie in der Öffentlichkeit längst erkannt worden. Allerdings trägt dieser Entwurf nichts zur Problemlösung bei sondern verschärft es eher weiter.

  • Die Hafencity Hamburg GmbH hatte im Maerz angekundigt, dass der rote Wohnturm im noerdlichen Ueberseequartier nach langer Verzoegerung nun endlich im Juni in Bau gehen soll. (Quelle: Hafencity Projektbroschuere 2013/3, Seite 24).


    Wenn ich mich richtig erinnere steht an der 'Baustelle' seit Jahren ein Kran herum und bewegt sich nicht.


    Frage an die Hamburger: Ist dort inzwischen irgendeine Form von Aktivitaet zu erkennen?


    Nein, es tut sich noch nichts, die Bäume wachsen immer noch in der Baugrube.

  • Über die Thematik was schön ist oder nicht bzw. was man von den Architekten erwarten kann oder nicht, wird man unendlich diskutieren können ohne zu einer Einigkeit zu gelangen.


    Allerdings gibt es in unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung unumstößliche Grundsätze:


    Der Eigentümer baut (im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen) so wie er es für richtig hält. Wenn er die Immobilie gewinnorientiert verkaufen oder vermieten will, muss er sich zwangsläufig an den Geschmack seiner Käufer und Mieter, also der Gesellschaft, orientieren. So gesehen spiegelt die heutige Architektur im Durchschnitt den Geschmack und die Wünsche der Gesellschaft wieder.



    Es ist natürlich in Ordnung bestimmte Bauten persönlich als schön oder hässlich zu empfinden, aber es ist aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt den Architekten im Allgemeinen Versagen vorzuwerfen!


    Wem die Häuser in der Hafencity nicht gefallen, muss sich selbst ein Gebäude nach seinen eigenen wünschen bauen!


    Außerdem gibt es in diesem Forum auch Mitglieder, die die Hafencity sehr schätzen!

  • "So gesehen spiegelt die heutige Architektur im Durchschnitt den Geschmack und die Wünsche der Gesellschaft wieder."


    Also diese Sichtweise ist - mit Verlaub - sehr optimistisch. Entscheidungen zur Architektur werden in der Regel von Personen getroffen, die einen akademisch-theoretischen Zugang zum Thema haben, der sich nicht unbedingt mit dem deckt, was der normale Alltagsnutzer wahrnimmt. Architekten mögen noch so kennerisch zungeschnalzend vor einem Entwurf stehen und sich über die ironischen Brechungen, geistreichen Zitate, kunstvollen Huldigungen und raffinierten Verneigungen vor vergangenen Architektengranden freuen, dem Alltagsnutzer ist das egal und er bewertet vor allem den praktischen Nutzen des Gebäudes und ob es ihm spontan zusagt.
    Und zumindest aus meiner Erfahrung im Kesselhaus weiß ich, dass sehr vielen Leuten das, was heute an Alltagsarchitektur gebaut wird, als langweilig, ideenlos und kalt wahrnehmen. Es geht noch nichtmal um den Vergleich zum gründerzeitlichen Quartier, es langweilt die Leute einfach, was gebaut wird.


    Ich habe ein wenig das Gefühl, dass viele Architekten heute keine Lust mehr an Gestaltung haben oder - und das wäre noch schlimmer - es einfach nicht mehr können. Zumindest habe ich bei einem Großteil dessen, was an Entwürfen vorgelegt wird, nicht das Gefühl, dass besonders viel Interesse an der gestalterischen Aufgabe besteht. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und das auch abseits von Zaha Hadid und Herzog & DeMeuron.
    Aber allgemein habe ich das Gefühl, dass die Unlust an Gestaltung mit der Behauptung maskiert wird, dass man - aus welchen Gründen auch immer - heute nicht mehr so bauen darf wie früher...

  • Ich weiss gar nicht was es da zu jammern gibt. Was ist denn bitte die Erwartungshaltung? Ist nicht mehr oder weniger jedes Haus in zentrumsnaher Lage in einer Grossstadt ein rechteckiger Klotz?


    Offenbar ist genau das die Ansicht der Mainstream-Architekten, wie heute ein Haus auszusehen hat. Dabei zeigen 2500 Jahre europäische Baukunst, daß es auch anders geht. Da nehme ich lieber eine ehrliche Kopie in Kauf, als den nächsten "schnörkellosen" Kasten, der ja per se eine Kopie ist (man googel zum Beispiel mal nach "Bausituation Dresden Rampische Straße").


    Ich muß aber zugeben, daß es ein wenig unfair ist, die Diskussion am Beispiel der Hafencity zu führen. Hier wurde wenigstens stellenweise versucht, es besser zu machen, und das ist an sich schon anerkennenswert. Mehr darf man wohl nicht erwarten.

  • Die Bau der Baakenhafenbruecke geht in die heisse Phase. In nicht allzulanger Zeit duerfen wir uns auf das sicherlich recht spektakulaere Einheben der Brueckenteile freuen. Passend dazu hat die Hafencity GmbH nun eine sehr hochaufloesende Webcam freigeschaltet auf der wir den Prozess beobachten koennen.


    Hier der Link zur Webcam. Die Kamera ist dan der ollen Lagerhalle auf der Landzunge angebraucht und schaut nach Norden (bzw nord-nordost).


    Die Bildqulitaet ist sehr gut! Grosses Lob und Danke an die HCHH GmbH. Ich hoffe die Cam bleibt erhalten wenn die Bruecke ertsmal steht.


    Rambiz ist derweil wieder auf dem Weg nach Holland und hatte wohl doch nichts mit der Bruecke zu tun.


  • Heute wurde noch Stahl an den Pfeilern geflochten und gegenüber Betoniert.


    Z.Zt. wird an der Verlängerung der Pier im Magdeburger Hafen unter den Brücken gearbeitet. Im Anschluss soll wohl noch parallel zu den Brücken eine Fußgängerbrücke gebaut werden.


    Rambiz war bei Blohm & Voss und hatte den Schwimmkran Samson abgelöst.

  • Es tut sich was im Südlichen Überseequatier...

    Weiß jemand warum hier überall Sand aufgeschüttet wird zu einer Art "Straße"?




  • Weiß jemand warum hier überall Sand aufgeschüttet wird zu einer Art "Straße"?


    Ich glaube, das ist einfach, damit die Bagger sich ungehindert über die Baustelle bwegen können, die "kratzen" da gerade irgendetwas aus diesen Gräben zwischen dem Beton.
    Ist mir auch schon aufgefallen als ich gestern dort war.


    Korrigiere mich einer, sollte das völlig andere Gründe haben :lach:

  • Hier gibts ein Foto vom ersten Teil der Baakenhafenbrücke auf dem Weg nach Hamburg. Der Schlepper mit dem Ponton befindet sich jetzt schon kurz vor der Außenelbe und wird dann morgen Hamburg erreichen. Ihm folgt ein anderer Schlepper (Neptun 11), der auch schon vor den westfrisischen Inseln ist und ebenfalls aus Gent kommt, wo die drei Brückenteile gefertigt wurden.
    Außerdem befindet sich der erste (kleine) Schwimmkran der sicherlich beim Einheben beteiligt sein wird auf der Elbe (gezogen vom Schlepper "Joli L").
    Es kann also nicht mehr lange dauern.

  • Gestern wurde der erste TDK an der Baakenhafenbrücke abgebaut und heute ist der Schwimmkran Büffel von Mammoet eingetroffen


    Bei der Sanierung der Kaimauer im Magdeburger Hafen sind nach der Insolvenz von Alpine die Mietmaschinen bereits abgezogen worden, das Musiker Haus scheint auch betroffen zu sein, dort wurden heute auch die Arbeiten eingestellt.

  • Langsam wird es ernst: die Schlepper, Schwimmkraene und Pontons mit den Teilen der Baakenhafenbruecke sind in der Hafencity angerueckt. Falls also jemand eine Kamera hat und sich heute eh den ganzen Tag langweilt...



    Bildquelle: Hafencity Webcam