Sächsischer Denkmalschutz vor dem Aus?

  • Sächsischer Denkmalschutz vor dem Aus?

    So richtig weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Es ist aus einer Rundmail des Stadtforums Leipzig und deswegen aus meiner Sicht für das Zitieren hier geeignet:

  • Vielleicht legt das Stadtforum ja ein Volksbegehren vor? Womöglich werden auch die Kommunen dagegen protestieren, ich kann mir nicht vorstellen, das die mit dem Gesetz glücklich werden.

  • Was ne Nachricht. Ich hofffe mal es ist ne Ente, wenngleich man mit einer solchen Reform sowieso nicht durchkommen wird. Ganz davon abgesehen sollte sich die FDP sowieso besser Gedanken um den eigenen Bestandsschutz machen.

  • Aushöhlung des Denkmalschutzes in Sachsen

    Leider ist das keine Ente, sondern bitterer Ernst. Weitere Informationen und Presseerklärungen zum Gesetzesentwurf zur Novellierung des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes werden für die nächsten Tage erwartet.


    Der vom Leipziger Stadtforum "durchgesteckte" Arbeitsentwurf Stand 03/2010 kann auf dem Blog des Chemnitzer Stadtforums heruntergeladen werden:


    Aushöhlung des Denkmalschutzes in Sachsen
    http://stadtf.vs120153.hl-users.com/wordpress/?p=474


    SächsDenkmalschutzgesetz_Entwurf März 2010
    http://stadtf.vs120153.hl-user…ntwurf-M%C3%A4rz-2010.pdf



    Vorerst ein Artikel aus der Sächsischen Zeitung vom Samstag, 8. Mai 2010, der die Umstände der aktuellen Novellierung und weitere Vorhaben der schwarz-gelben Landesregierung aufzeigt:


    Schwarz-Gelb fährt sich fest
    Von Gunnar Saft
    Die Koalition von CDU und FDP in Sachsen begann mit gegenseitigen Lobeshymnen. Inzwischen gibt es Zoff und viele ungelöste Probleme.
    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2457636

  • Es überrascht mich dann aber doch, dass dieser Referentenentwurf wohl aus dem CDU-geführten SMI kommt. Bei der sächsischen FDP und gerade auch Herrn Morlok als Wirtschaftsminister würde mich ja nichts mehr wundern.

  • Bleibt die Frage, ob das so bleibt! Wenn Sachsen tatsächlich den Denkmalschutz derart verraucht, wie geplant, dann sinken sowohl die Anreize als auch der Zwang, sorgsam mit der alten Bausubstanz umzugehen - die Auswirkungen auf das Stadtbild wären katastrophal!

  • Zur geplanten Novellierung des Denkmalschutzes in Sachsen äußert sich jetzt auch der ICOMOS (International Council On Monuments And Sites) in einem offenen Brief. Die L-IZ ordnet das Ganze dann ganz schön in die dahinterstehende Ideologie ein. Als Leipziger Projektentwickler käme ich mir von den Plänen der Regierung verhöhnt vor.

  • Wie stünden denn überhaupt die Chancen, ein derart b.... Gesetz zu kippen? Ich kann mir das nicht verkneifen: statt die Hänsel-Fassade am Brühl zu verteidigen, sollten sich viele lieber gegen dieses Denkmalgesetz einsetzen! :mad:

  • Das eine schliesst das andere ja nicht aus.


    Aber was kann man gegen diese angekündigte Reduzierung des Denkmalschutzes tun? Zumal, wenn man kein Sachse ist. Als solcher könnte man sich zumindest bei der nächsten Landtagswahl nach einer Alternative umsehen, so man denn zuletzt eine der beiden aktuellen Regierungsparteien gewählt hat.

  • Ich weiß ja nicht, wie die vielen Bauträger in Leipzig, Chemnitz, Dresden, ..., die sich mit der hochwertigen Sanierung von Altbauten beschäftigen, eventuell integrierbar sind. Schließlich hat deren Hauptgeschäft damit zu tun, daß die Gebäude, die sie sanieren, unter Denkmalschutz stehen. Vielleicht bringt ja da eine Rundmail etwas? Wer aus dem Forum ist hier eigentlich bei einer Denkmalstiftung oder ähnlichen Vereinen??? Auf jeden Fall bringt es immer mehr, wenn man neben dem städtebaulichen Faktor auch das Thema Geschäft mit nutzt: Arbeit der Bauträger, Attraktivität einer Stadt -> Wohnungsmarkt, weiche Standortfaktoren ...

  • Unsere Möglichkeiten sind zwar begrenzt, aber ganz hilflos sind wir ja nicht.
    Ich schlage vor, als ersten Schritt Stimmen hier im Forum zu sammeln (auch aus den anderen Regionen) und diese dann zusammen als Protestnote an die entsprechenden Behörden zu übergeben. Gleichzeitig könnte man versuchen, die Kulturressorts der wichtigen überregionalen Medien wie Zeit/Spiegel etc. anzuschreiben sowie die wichtigsten Fachzeitschriften (Bauwelt/Arch+). Vielleicht schafft man es ja, deren Interesse zu wecken. Ich würde den Part, die Medien zu kontaktieren, übernehmen (wobei es ganz gut wäre, wenn DAF-User, die näher im sächsichen Denkmalschutz involviert sind, mich noch mit ein paar Infos versorgen könnten).

  • Sehr gute Idee! Wie kann man denn hier überregional die Forenteilnehmer ansprechen???
    Ich wäre auch dafür, das Bruder-/Schwester-/Tantenforum mit der anderen Grundfarbe zu involvieren - dagegen spräche doch bei dieser Sache nichts - oder?

  • Euer Engagement in Ehren, aber wenn ich an Punkt 7 der Allgemeinen Richtlinien erinnern darf. Das DAF ist ein Diskussionsforum, keine Bürgerinitiative.

  • Dann diskutieren wir einfach mal, was man machen kann, um ein paar Leute zusammen zu bekommen! ;) Könnte eventuell das Stadtforum Leipzig eine Plattform sein?


    Ja, sicher ist das Stadtforum eine gute Idee. Das APH (...) sicher auch. C.

  • @ Cowboy: Sie wollen mich wohl los werden, hm? :confused:


    Die Süddeutsche Zeitung bringt unterdessen unter der nonchalanten Überschrift "Eigentum verpflichtet nicht " einen Bericht zum Thema.
    Zunächst wird der Sturm der Entrüstung unter Denkmalschützern und Historikern beschrieben.
    Danach gibt es einen kurzen Abriß über die Folgen - so würden wohl 80% der bisherigen Denkmale ihren Status verlieren.
    Der abschließenden Beurteilung mit gravierenden Folgen unter anderem für den Tourismus kann man durchaus zustimmen:
    http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/506361

  • Weil ich so gern mit mir allein rede, und weil es über eine Rundmail verschickt wurde, und weil es eine Presseerklärung ist - und: weil es schlußendlich so schön ist, erlaube ich mir, folgendes hier coram publico zu stellen:



    :mad:

  • Lieber Herr Dr., Sie reden und wir hören aufmerksam zu ;-). Und zur sächischen FDP: Jeder so, wie er´s versteht. Und verstehen tun Karabinski und der Rest der Bande nichts. Interessanterweise ist der junge Mann ( http://www.karabinski.de/ ) nicht nur Mitglied des Freiberger Karnevalklubs (FKK) und des Betonbootvereins (BeBotta), sondern auch des Freiberger Altertumsvereins. Da hätte er sich doch eigentlich erklären lassen können, worum es geht.


    Auf der Website des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e.V. findet sich übrigens nicht nur der offene Brief: Entwurf zur Novellierung des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen (SächsDSchG) (Stand 03/2010), sondern auch weitere Stellungnahmen und Medienberichte.
    http://www.kunsthistoriker.org/denkmalschutz_sachsen.html


    Hinzu kommt nun auch noch ein Anschreiben zur Änderung des Denkmalschutzgesetzes in Sachsen der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V., eine bundesweite Vereinigung von Archäologinnen und Archäologen sowie an Archäologie Interessierten, das den Schwerpunkt auf die handwerklichen Fehler, Unstimmigkeiten und Absurditäten im Hinblick auf die Belange der Bodendenkmalpflege legt:
    http://www.dguf.de/
    http://www.dguf.de/stellungnah…schreibenDschGSachsen.pdf

  • Zu den aktuellen Entwicklungen:


    Wortprotokoll der Aktuellen Debatte im Sächsischen Landtag in der 20. Sitzung am 2. September 2010:
    Sachsens kulturelles Erbe erhalten – Denkmalschutz stärken
    Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
    http://www.kunsthistoriker.org…/pdf/sachsen/PlPr5_20.pdf


    Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion, veröffentlicht am 10.09.2010:
    Stange: "Schwarz-Gelb sollte Tag des offenen Denkmals zum Nachdenken nutzen"
    Dr. Eva-Maria Stange, stellvertretende Vorsitzende und kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, erklärt aus Anlass des Tages des offenen Denkmals am kommenden Sonntag ...
    http://spd-sachsen.de/aktuell/…als-zum-nachdenken-nutzen


    Festrede des Staatsministers Markus Ulbig anlässlich der Zentralen Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals am 12. September 2010 in Delitzsch:
    http://www.smi.sachsen.de/down…en_Denkmals_Rede_StM_.pdf
    sowie:


    MDR Sachsen, 12. September 2010, 20:52 Uhr
    Bundesweiter "Tag des offenen Denkmals"
    Streit um künftigen Denkmalschutz in Sachsen
    http://www.mdr.de/sachsen/7662311.html


    Berliner Zeitung, 13.September 2010
    Meinung
    Ohne Schutz kein Denkmal
    Nikolaus Bernau
    http://www.berlinonline.de/ber…3/meinung/0014/index.html

  • Da offenbar noch keine andere Medien ähnliche Artikel gebracht haben bin ich etwas skeptisch, woher ausgerechnet dnews seine Meldungen bezieht. Aber vielleicht waren sie ja einfach mal schneller als andere :) :


    dnews, 3 Dezember 2010 20:18
    http://www.dnews.de/nachrichte…-denkmalschutzgesetz.html


    Nach diesem Bericht erwägt das Innenministerium nach Beratungen mit Fachleuten nur noch "kleinere Änderungen" im Denkmalschutzgesetz. Am Freitag erklärte Innenminister Markus Ulbig (CDU) in Dresden: "Es wird keine umfangreiche Novellierung erfolgen". Das Gesetz habe sich in seiner jetzigen Form "im Wesentlichen" bewährt. Ulbig meinte, auf der Tagung des Denkmalrates am Freitag habe er wichtige Verbesserungsvorschläge bekommen, sagte Ulbig. Es gäbe z.B. noch Potenziale bei der Verwaltung. Details wollte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag jedoch nicht nennen. Die Empfehlungen des Denkmalrates sollen in Kürze im Kabinett vorgestellt werden.


    Am 3. Dezember hatte der sächsische Denkmalrat getagt. Es wurde eine Reihe von Fachleuten aus der ganzen Bundesrepublik hinzugezogen und auch die Minister für Inneres und Kultus waren anwesend. Alle wesentlichen Akteure - leider mit Ausnahme der sehr aktiven sächsischen Stadtforen - eingeschlossenen die Wohnungswirtschaft und die Sächsischen Aufbaubank als einer der Hauptakteure im Stadtumbau und Befürworter grundlegender Veränderungen im Denkmalschutz waren vertreten. Offensichtlich bestehen nun berechtigte Hoffnung, daß die vielfach geäußerten Bedenken seitens der Staatsregierung tatsächlich ernst genommen werden.