Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Warum nicht für ein paar Wochen die Bombenschäden durch eine schwarze Verkleidung der zerstörten Fassadenteile und der Kuppel sichtbar machen? Der 80. Jahrestag des Kriegsendes im kommenden Mai würde sich dafür anbieten.


    Das hätte keine irgendwie zu begründende Notwendigkeit. Aber warum es, wie Metamizol im Nachbarstrang meint, "irrsinnig" wäre, erschließt sich mir auch nicht. Man könnte die Verhängung sogar in einer feierlichen Zeremonie entfernen und hätte einen "Auferstanden aus Ruinen"-Moment – auch wenn der sicher nicht im Sinne der Initiatoren wäre.

    Sorry aber wäre das nicht auch irgendwie die Banalisierung von Krieg an sich?

    Während in verschiedenen Teilen der Welt gerade tatsächlich ganze Landstriche zerbombt werden spielt Berlin ein bisschen Krieg am Schloss?

    Zeittafeln mit Bildern von Zerstörungen oder auch verschiedenen Widmungen des Areals durch die Jahrhunderte können ja verschiedene Zeitschichten anzeigen. Das fände ich sinnvoller.

  • Die Gesamtzahl der (Klein-) Spender ist halt leider für den Spendenverein nicht so interessant, sondern der Schwerpunkt der Würdigung liegt bei den Großspendern und wenn da nunmal welche durch radikale Ansichten auffallen, fällt das stärker ins Gewicht.

    Bei anonymen Spenden ist es schlussendlich egal, wer gespendet hat. Somit fallen dem Verein, aber auch dem ganzen Projekt, die öffentlichenn Spenden und der Umgang damit auf die Füsse.

    Die Sichtbarmachung der einzelnen historischen Etappen des Schlosses, wäre sicherlich ein interessantes Zukunftsprojekt, die Darstellung von Kriegsschäden mit Details zum Ereignis (RAF Sprengbombe ...) schießt aber voll übers Ziel hinaus und wird höchstwahrscheinlich missverstanden.


    Temporäre Installationen, wir Verhüllung, Bildprojektionen oder Ausstellungen wie in den Rotunden in den 90 iger Jahren halte ich aber für geeigneter.

  • Sorry aber wäre das nicht auch irgendwie die Banalisierung von Krieg an sich?

    Während in verschiedenen Teilen der Welt gerade tatsächlich ganze Landstriche zerbombt werden spielt Berlin ein bisschen Krieg am Schloss?

    Das hängt mE immer davon ab, WIE man so etwas umsetzt. Wenn man die Auseinandersetzung mit der Geschichte als "Banalisierung" und "Spielerei" wahrnimmt, dann ist das auch immer die eigene Wertung. Man kann auch in anderen Fällen sagen: "Das Holocaustmahnmal ist mir zu abstrakt/ästhetisierend in Bezug auf das reale Leid." oder "Das Einheitsdenkmal [Anm: ja auch gerne bewusst abwertend als "Einheitswippe" bezeichnet] ist mir zu verspielt für so ein wichtiges, einschneidendes und feierliches Stück deutscher Geschichte." Am Ende sind das immer Angebote, sich überhaupt mit Geschichte auseinander zu setzen. Ich empfinde weder die beiden genannten Beispiele noch eine Simulation von Zeitspuren am Schloss als infantil oder überflüssig.


    Man sollte nicht vergessen: Es kommen noch immer jedes Jahr viele Schulklassen/Oberstufenkurse aber auch zahlreiche Touristen aus Deutschland und aller Welt in diese Stadt, um sich mit der bis heute so prägenden jüngeren Geschichte auseinander zu setzen. Das sind nicht alles nur Akademiker und die Menschen haben teilweise auch nicht ewig Zeit und die Sprachkenntnisse für lange Vorträge oder jede Tafel durchzulesen (Tafeln sind an sich auch super, aber auch da würde ich immer stark über das Visuelle arbeiten). Das mag ich an Berlin, dass sich vieles direkt erschließt oder zumindest neugierig macht: besagte Denkmäler, Gedächtniskirche, die moderne Kuppel auf dem historischen Reichstagsbau aber auch die East Side Gallery und selbst der mitunter etwas plump inszenierte Checkpoint Charlie, die Stolpersteine, das Nachzeichnen des Mauerverlaufs, die alte Verkehrsampel am Potsdamer Platz usw usf Neben den ohnehin unvermeidlichen und zufällig entstandenen baulichen Kontrasten finde ich diese bewusste und bewusst nach außen signalisierende/kommunizierende und sich oft intuitiv erschließende Auseinandersetzung mit der Geschichte anregend und bereichernd.


    Ich würde aber gefühlt auch auf allzu große Gesten verzichten (eine längerfristige Inszenierung der Bombenschäden oder auch eine feierlich inszenierte Wiederauferstehung des 'zerbombten' Baus könnte ähnlich wie in Dresden auch ungewollt zur Pilgerstätte für Nazis o.ä. werden, anders als bei einer Reko an sich hätte ich da wirklich reale Sorge vor). Und ich würde auch gar nicht eine einzelne historische Etappe zu stark in den Vordergrund stellen. Man könnte wie gesagt bestimmte Jahrestage gezielt thematisieren und/oder ggf auch permanent mit Tafeln rund um den Bau einen kleinen Geschichtspfad anlegen, der die verschiedenen Zeitschichten/Etappen verdeutlicht (ähnlich wie beim Naturkundemuseum die Skelette über eine App Muskeln und Schuppenhaut erhalten und dann loslaufen, könnte man zudem über QR-Codes auch digital verschiedene Zeitschichten aufs Handy spielen. Mit etwas Fantasie und Einsatz ist da mE weit mehr heraus zu holen als nur eine banale Spielerei.


    P.S. und OT: Solche digitalen Angebote würde ich ohnehin noch mehr in der Stadt platzieren (ideal in einem einheitlichen Design). Es gibt zum Beispiel auch gute Videos über die gesamte Geschichte des Brandenburger Tors u.ä.m. Da ist mE eine ganze Menge Potential, das sich sonst nicht einfach mal so jedem erschließt. Man stelle sich z.B. vor, an besagter Verkehrsampel am Postdamer Platz ist so eine Info-Säule/Stele und wenn ich mit der Kamera auf den QR-Code zoome, öffnet sich ein Video mit dem wuseligen Geschehen vor rund 100 Jahren ggf. ergänzt von/ unterlegt mit expressionistischen Bildern (und ggf. Gedichten mit Übersetzungsmöglichkeit). Oder beim Haus Huth bzw. den Resten des Esplanade kann man dann sehen, wie alles zerstört wurde. Bei dem Mauerrest öffnet sich virtuell nochmal dieses trostlose Kapitel. So etwas ist mE anschaulich/greifbar und für viele Menschen ohne dezidierte Vorbildung wäre es immerhin mal ein guter Ansatz und somit ein Segen.


    Eher eine Spielerei (aber mE dennoch gar nicht mal zwingend so banal) wäre es mE, wenn man dann ergänzend noch die Möglichkeit hätte, anzusehen, wie KI sich die Zukunft dieses Ortes ausmalen würde (ggf. sogar je 3-4 Alternativszenarien je nach bestimmten sozio-ökonomischen Entwicklungen). Auch das wäre denkwürdig, denn anders als die Geschichte können wir die Zukunft ja ggf. noch aktiv beeinflussen. Und gerade im direkten Kontrast zur wechselvollen und leider nicht immer harmonischen und glanzvollen Geschichte wäre das evtl. ein spannender Anstoß, selbst damit anzufangen.

  • Analog zur Garnisonkirche gibt es auch beim Humboldt Forum eine neue Runde Aufregung:

    So wurde eine Petition gestartet, die eine Sichtbarmachung der "verdrängten Zeitschichten" durch gezielte Eingriffe in die Fassadengestaltung zum Ziel hat.

    Die Initiative "Schlossaneignug" wirft konkret vor, dass mit der Reko eine Geschichtsrevision sowie Preußenverherrlichung betrieben werde. Das historische und somit auch das in seinen Fassaden partiell rekonstruierte Stadtschloss stehe für "koloniales Expansionsbestreben" sowie "christlich-fundamentalistische, anti-universalistische sowie imperialistische Botschaften".

    Ferner wird vorgeworfen, das Projekt sei durch "rechtsradikale Kreise" (später im Artikel erheblich relativiert zu "rechtslastige Spender") instrumentalisiert worden, welche von Anfang an für eine originalgetreue Rekonstruktion geworben und gespendet hätten. Diese Verstrickungen gelte es "vorbehaltlos" aufzuklären.


    Interessant: Es gab offenbar eine Einladung an (ausgewählte?) Künstler, Entwürfe zur (teils temporären aber ggf. teils auch dauerhaften?) Veranschaulichung der vermeintlich verdrängten Zeitschichten einzureichen. Bis Ende September seien so insgesamt 152 Entwürfe eingegangen, von denen eine Auswahl am 10.10. um 19 Uhr in der sogenannten "neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin" vorgestellt werden soll.

    Die Petition selbst kann offenbar ab sofort sowie bis zum 7. November unterschrieben werden. Aktuell sind offenbar schon rund 500 oder 1 Prozent der benötigten 50.000 Stimmen eingegangen.


    Die Stiftung Humboldt Forum entgegnet, dass bereits an mehreren Stellen IM Humboldt Forum auf die verschiedenen Zeitschichten aufmerksam gemacht werde. Zudem gebe es seit Jahren eine Spendenrichtlinie, wonach keine anonymen Spenden mehr zugelassen seien und die Absichten der Spender in begründeten Einzelfällen vorbehaltlich geprüft werden könne.

    Quelle Berliner Zeitung

    Quelle rbb24 (mE etwas neutraler)

    Petitionstext inkl. Begründung

  • Bis Ende September seien so insgesamt 152 Entwürfe eingegangen, von denen eine Auswahl am 10.10. um 19 Uhr in der sogenannten "neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin" vorgestellt werden soll.

    Es wäre nur fair, wenn alle Einreichungen zu sehen wären, aber wer legt schon Wert auf Fairness?


    Und gilt auch für die rekonstruierten Fassaden Urheberrecht, welches dann bei Franco Stella liegen müsste?

  • ^ Danke million ! Bis auf Nr.6 und Nr.9 ist alles andere Kinderkram. Nr.6 weil Idee mit Erichs Lampenladen-Beleuchtung im Inneren des Hofes durchaus etwas charmantes hat, zudem relativ leicht umsetzbar und bei Nr. 19 desgleichen, mit einem großformatigen Transparentfoto auf die Zerstörung an genau dieser Stelle aufmerksam zu machen halte ich auch für gut vertret- und umsetzbar.

  • Wobei ich die Idee mit der begrünten Kuppel auch attraktiv finde. Vielleicht irgendwann später mal.


    Erichs Lampenladen würde aber in der Realität vollkommen anders aussehen, mit den ganzen Spanndräten.


    Bleibt auch für mich nur die temporäre Installion mit den Schäden des Schlosses. Da könnten aber auch andere Erscheinungsbilder aus älteren Bauphasen dargestellt werden.

    Das wäre mit der heutigen Technik auch besser, als mit flatternder Folie, wie in den 90ern.

  • Neben "Erichs Lampenladen" (6), dem "Rissnetz" (9), und der "Re*Re*Re*konstruktion" (musste kurz scharf durch die Nase ausatmen, 19), finde ich noch das "House of Untold Stories" (14) ganz interessant.


    Ach, Kunst am Bau in dieser Art würde dem Schloss gut stehen. Natürlich räumlich (jeweils ein kleiner Bereich) und zeitlich (vllt. ein Monat im Jahr) begrenzt, das sollten sogar die "Traditionalisten" vertragen können. Passt doch super zu der Rolle des Humboldtforums und des Schlosses als Projektionsfläche deutscher Geschichte.

  • ^Interessanter als bauliche Eingriffe finde ich die Idee einer regelmäßigen nächtlichen Projektionsfläche.

    Wie so etwas aussehen kann, war spektakulär beim Festival of Lights am Spreeufer zu sehen.


    [Alle Bilder © bauhelmchen 2024]


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  • Also, ich kann die Notwendigkeit für all das nicht so recht erkennen, jedenfalls weniger als bei anderen Bauwerken. Kunst am Bau ist ja nun wirklich in Überfülle am Schloss vorhanden und sie steht ihm ganz hervorragend zu Gesicht.


    Dass die bekannte Gruppe einschlägiger Schloss-Hasser ihren Privatwettbewerb veranstaltet, ist aus meiner Sicht kein hinreichender Grund, sich ernsthaft mit den albernen Vorschlägen auseinanderzusetzen.


    Das Festival of Lights ist eine tolle Sache. Da werden ja alle möglichen Gebäude angestrahlt, zum Beispiel auch der Fernsehturm. Niemand fordert, dass er als Machtsymbol einer totalitären Diktatur in Szene gesetzt wird. Er ist einfach eine gemochte Sehenswürdigkeit, gut so.


    Für eine Woche kann man das mal machen. Ob das für die Dauer von über einem Monat beim Weihnachtsmarkt im Schlüterhof sein muss, empfinde ich bereits als etwas übermäßig. Da würde eine dezente, den Bauschmuck betonende Ambientebeleuchtung die bessere Figur machen.

  • Der Begriff "Hass" kommt heute immer recht schnell, aber hasst dieser Verein das Schloss, oder geht es doch eher nur um die Auseinandersetzung damit.

    Keiner der Vorschläge zeigt ein zerstörtes Schloss oder gar einen modernen Nachfolgebau und über einen Weiterbau haben wir schon öfter gesprochen.

    Es ist die Replik eines großen und bedeutenden Gebäudes, das Teil unseres kollektiven Bewusstseins und Gedächtnisses ist.

    Wir sollten damit sorgsam umgehen und es, wo nötig, auch für die Zukunft weiterentwickeln, so ähnlich wie man jetzt beginnt den Schlossplatz weiter zu entwickeln, möglicherweise gar mit Bäumen, so wie es vor ein paar Jahren noch nicht vorstellbar war.

    Auch am Gebäude selbst kann es bauliche Veränderungen geben, wenn dies zweckmäßig und sinnvoll ist oder als Kunst am Bau gewünscht ist.


    Im Grunde bieten die Schlossfassaden doch viel mehr, als Barock und preußische Dekorationen. Warum soll man diese nicht mehr in den Vordergrund stellen.

    Ich denke da eher an die Spuren und Ereignisse der Revolution 1918 als an Kriegsschäden.

  • Ich glaube "Hass" ist in dieser Angelegenheit schon der richtige Begriff. Ich habe den Eindruck, die Initiative hat grundsätzlich ein Problem mit der Schlossrekonstruktion - unabhängig davon, ob Bauteile von rechtslastigen Spendern ermöglicht wurden oder nicht. Die künstlerischen Ergebnisse erinnern etwas an einem Erstsemester-Kunstwettbewerb. Die Initiatoren handeln in ihrer Community-"Blase" und offensichtlich sind auch die Teilnehmer und Unterstützer immer wieder die selben. Glaubwürdiger hätte ich es gefunden, wenn auch die moderne Spree-Fassade künstlerisch umgeformt worden wäre. Denn wenn etwas "Fake" an dieser Reko ist, dann am ehesten die modernen Fassaden - denn diese haben dort vorher so nie gestanden.

  • Eine öffentliche Einrichtung lässt sich von privaten Spenden eine Fassade bauen, um sie dann mutwillig wieder zu zerstören? Das ist so absurd, dass ich den Gedanken gar nicht weiter ausführen möchte.

  • Ich finde eher absurd, dass man künstlich diese Zeitschichten sichtbar machen will, als hätte man die Ruine des Schlosses nie abgerissen und sie schlichtweg in den letzten Jahren saniert. Jetzt Schäden sichtbar zu machen, die es so nicht mehr gab, halte ich für etwas absurd und an den Haaren herbei gezogen. Der Kontrast der Ostfassade und vor allem in der Sekunde, in der man das HF betritt, macht doch deutlich, dass es nicht das historische Gebäude ist.


    Ich sage das ale jemand, der grundsätzlich die Idee von kritischen Rekonstruktionen gut findet.


    Das Geld sollte lieber in bessere Kuratierung und gute Ausstellungen investiert werden.

  • Aber genau das ist einer der wesentlichen Punkte bei dieser jahrelangen Diskussion.


    Geschichtsabschnitte werden ausgeblendet. Da steht ein ziemlich neues Gebäude, man sieht das, wenn man genau hinguckt, auch an jeder Stelle der Barockfassade. Die Steine sind zu gleich, die Farbe zu farbig. Wir alle wissen, wie die Geschichte dort mal aussah. Aufstände,

    Paraden, Demonstrationen, Revolution, Proklamationen, Versammlungen, Ausstellungen, Krieg, Bombennächte, Feuer, Tote, Abriss und Vernichtung, wieder Paraden und Demonstrationen, Palast, Parkplatz ...

    Nichts davon ist mehr sichtbar, nur noch dieser Zustand, den es so nie gab, auch nicht kurz nach der Einweihung.

    Sind wir ehrlich, wir alle hier sind Schlossfans und am liebsten wäre uns, es wäre nicht neu, sondern 300 Jahre alt, wäre hier und da ein bisschen schief, die Farbe ginge schon wieder ab, die Steine wären grau, braun und schwarz und jedes Fenster sähe ein bisschen anders als, als die daneben.

  • Man hat doch absichtlich sehr viele historische Unregelmäßigkeiten wieder berücksichtigt. Ich finde, das sieht man auch. Die Alterung des Steines kommt von ganz allein. Es ist Sandstein, da geht das besonders schnell.


    Man kann nicht an alle Gebäude die gleichen Maßstäbe anlegen. An ein Einfamilienhaus nicht die gleichen wie an eine Fabrik. An ein uraltes Schloss nicht die gleichen wie an eine Villa im Bauhaus-Stil. Und auch Rekonstruktionen folgen eigenen Bewertungsmaßstäben und nur nach diesen kann man sie sinnvollerweise messen. Und ich finde, da hat das Berliner Stadtschloss eine ausgezeichnete Performance. Manches könnte noch besser sein, zum Beispiel die Verzahnung zwischen Außen- und Innenräumen oder die Einbindung in den Stadtraum. Aber da sind ja bereits Verbesserungen im Gange (Rekonstruktionen der Durchfahrten, Schlossplatz an der Breiten Straße).


    Schön wäre auch Mauerwerk statt Stahlbeton gewesen. Andererseits sind die historischen Keller noch erlebbar. Das kann man alles lang und breit abwägen. Unterm Strich ist das Ergebnis sehr gelungen und der Erfolg spricht für sich. Wie so oft trägt auch der Kampf der Gegner nur zur noch größeren Berühmtheit bei.

  • Aber genau das ist einer der wesentlichen Punkte bei dieser jahrelangen Diskussion.


    Geschichtsabschnitte werden ausgeblendet. Da steht ein ziemlich neues Gebäude, man sieht das, wenn man genau hinguckt, auch an jeder Stelle der Barockfassade. Die Steine sind zu gleich, die Farbe zu farbig. Wir alle wissen, wie die Geschichte dort mal aussah. Aufstände,

    Paraden, Demonstrationen, Revolution, Proklamationen, Versammlungen, Ausstellungen, Krieg, Bombennächte, Feuer, Tote, Abriss und Vernichtung, wieder Paraden und Demonstrationen, Palast, Parkplatz ...

    Nichts davon ist mehr sichtbar, nur noch dieser Zustand, den es so nie gab, auch nicht kurz nach der Einweihung.

    Aber das stimmt doch nicht. Man muss doch nicht allen Gebäuden das von außen direkt ansehen. Die Berlinaustellung widmet sich dem Ort im großen Stil, der Keller wurde schon genannt, nicht zu schweigen von den etlichen 'Geschichte des Ortes'-Räumen, die überall Spolien und Zeitschichten ausstellen.


    Ich finde eher immer, dass man das Schloss zu einseitig auf Preußen, Reich und Kolonialismus verengt. Das ist ein wichtiger und wesentlicher Teil, warum der Ort auch für mich funktioniert. Aber die demokratische Geschichte des Schlosses nach 1918 als öffentliches Museum, Kantine etc. ist eine Schicht, die man viel cleverer hätte ausnutzen können in der Gesamtkonzeption des HFs.

  • Zunächst einmal freue ich mich, dass immerhin das Baunetz eine vollständige Galerie angefügt hat. Habe ich nun schon mehrfach durchgeklickt und so wiederholt auf mich wirken lassen können. Man sollte so etwas ja schon etwas Zeit lassen und eine gewisse Chance einräumen. Nach wie vor "funktionieren" viele der Entwürfe bei mir nicht wirklich bzw. bewegen mich einfach nicht. Andere würden dauerhafte Schäden an der Substanz bewirken, was mE einfach nicht in Frage kommen kann.


    Einige Ideen fände ich aber zumindest temporär durchaus vorstellbar und teilweise auch reizvoll:

    1) Das Anbringen von historischen Fotoleinwänden (bzw. alternativ eine Lichtprojektion) wäre leicht umsetzbar und wird z.B. ganz gut demonstriert bei #2 "Tor zur Vergangenheit" oder #19 "Re*Re*Re*Konstruktion.

    2) Den Lampenhimmel bzw. -schwarm #6 fände ich inhaltlich ganz spannend und das Ganze wäre sicher auch stimmungsvoll (dagegen verstehe ich die Lampen in #14 "House of untold stories" nicht so richtig, auch wenn der Titel interessant klingt).

    3) Eine Darstellung des Umstürzlerischen von 1918 fände ich an sich ja schon spannend, die konkret angedachte Umsetzungsidee in #7 verstehe ich aber wiederum nicht bzw. erkenne da gar keinen konkreten Entwurf.

    4) Die bunten Schiffscontainer bei #11 fand ich erst einfach nur absurd, sie bringen bei näherem Hinsehen aber eine spannende Ästhetik rein.

    Und man könnte da mit ausreichend Respektabstand zur Fassade (i.e. mehr als auf dem Bild links vom Hauptportal angedacht) sowie mit viel Kreativität schon was rausholen - auch durchaus mit inhaltlichem Mehrwert (Nachteil: sicher sehr aufwändig und teuer für eine temporäre Aktion, es müsste also schon ein richtig gutes Konzept her).


    In der Summe bin ich ehrlich gesagt enttäuscht, dass bei so einem Wettbewerb im Ergebnis wenig ernsthaft umsetzbare Substanz heraus kommt. Da gingen unsere Ideen mE sogar fast schon etwas weiter. Meine eigenen Vorstellungen hatte ich ja bspw. u.a. in 883 geteilt. Aus meiner Perspektive wären da primär noch #6 und #11 eine vertiefende Überlegung wert - wobei letzteres ungleich aufwändiger und kostspieliger ausfiele, zugleich aber einiges an Spielräumen und Potentialen (auch kultureller, kulinarischer und touristischer Natur) eröffnen könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()