Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus


  • Ich denke mit der Geschichtsauffassung, die sich liest, als ob das Spruchband unausweislich in die Konzentrationslager und den Holocaust führt, ist ziemlich einzigartig. Andererseits hätte es dann auch indirekt in die beste Demokratie geführt, die Deutschland jemals hätte, wenn du alles vorangegangene mittelbar verantwortlich machst. Abgesehen gibt es immer einen Zusammenhang bei Bauten mit den jeweiligen Regierungen (das ist in Berlin nicht anders wo Kanzleramt und Bundestagsbau niedriger als das Parlament sein mussten wegen der politischen Gewichtung) meist eher symbolisch und weniger Machtanspruch, für die ist letztlich eine Verfassung oder die Polizei oder Armee verantwortlich. Das soll man jetzt auch nicht überbewerten. Sie sind sicherlich nciht für die spätere Geschichte verantwortlich


    Ich denke, das es zu keinem Zeitpunkt - ausser hinterher - jemals wirklich geklappt hat, Geschichte vorauszusagen. Selbst 1932 wäre die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland zu unserer konkreten Geschichte geführt hätte, extrem gering gewesen. Und jeder Geschichtswissenschaftler wird dir das bestätigen. Die Theorie, das Preussen für den Aufstieg des Nationalsozialismus verantwortlich war, ist heute mehr widerlegt als gefordert. Preussen hatte viele Facetten und war ein komplexes Gebilde, man macht es sich sehr einfach von preussischen Militarismus zum Nationalsozialismus nur eine gerade Linie zu sehen.


    Sebastian Haffner, der wohl beste deutsche Essayist des 20 Jahrhunderts, hat in 'Preussen ohne Legenden' und (in anderen Büchern (u.a. von Bismarck zu Hitler) diesen Aspekt auch angesprochen und entsprechend dieses komplexe Bild gezeichnet. Auch wenn heute oftmals so getan wird, das sei eine ausgemachte Sache gewesen.

    Mit der Wiedervereinigung war es ähnlich. Kaum einer - und diesmal waren wirklich alle Vorzeigen da - hätte selbst ein Jahr vorher - 1989 mit dem Fall der Mauer und einem vollständigen Kollaps der DDR ein Jahr später gerechnet.

    Natürlich kann man hinterher manche Ereignisse umdeuten oder interpretieren, um aus den aktuell dann eingetretenen Ereignisssen eine Ursache zu konstruiere,, aber es wären eine Vielzahl von Folgen rein objektiv möglich gewesen und nicht nur die wirklich eintretenden und das wird unterschlagen.


    Was der Ukrainekrieg von 1919 mit dem Spruchband oder auch nur dem zweiten Weltkrieg zu tun hat, ist mir nicht nachvollziehbar.

    Du zitierst hier den ersten Weltkrieg, der war die Ursache des deutschen Krieges an der Ostfont - und der hatte so gar nichts mit dem Überall von 1940 gemeinsam. Russland und Deutschland hatten sich gegenseitig den Krieg erklärt weil beide aus jeweiligen Bündnissen - mit Österreich und Serbien sich dazu verpflichtet haben - etwas was Bismarck - immerhin der führende Preusse für 27 Jahre - immer verhindern wollte und auch verhindert hat bis zu seinem Rauswurf.

    Dazu kam dass die russische Armee ins 'deutsche Reichsgebiet' vorgedrungen ist und erst die Schlachten bei Tannenberg und den Masurischen Seen die Wende brachten. Und so hart und unklug die deutschen Kapitulationsbedingungen von Brest Litowsk auch gewesen waren, hat der gleichzeitig einsetzende Bürgerkrieg in Russland sicherlich mehr Schaden angerichtet, (was mir sicherlich wieder whataboutism einbringt, wie immer wenn man neuerdings irgendeinen Sachverhalt nicht vollkommen isoliert betrachtet...) und vergleichbar mit dem Vernichtungskrieg von 1940 war er schon gar nicht.

  • ^ Was mich betrifft: Ich wollte nur darauf hinaus, dass FW IV. mit seiner Kuppel und dem Spruchband auch in seiner Zeit keineswegs progressiv oder milde war, sondern ein ziemlich harter Hund. Verfassungsfeind im Wortsinne. Doch die Karten für die Zukunft Preußens (und Deutschlands) hat nicht er gemischt, sondern später Bismarck mit dem Bündnis von Nationalbewegung und preußischem Thron (das war 1850 noch in weiter Ferne).


    Dieses Bündnis führte nun keineswegs deterministisch zu Hitler, aber es bereitete (neben vielen anderen Faktoren) den Boden, auf dem die Nazis in der Krise der ersten Nachkriegszeit gedeihen konnten. Erwähnt seien hier nur die völkische Überheblichkeit, die der Nationalbewegung seit Fichte anhaftete; oder der Antisemitismus, der mit Treitschke in den Eliten des Reiches salonfähig wurde. Vom chauvinistischen Lautsprechertum Wilhelms II. ganz zu schweigen. Sebastian Haffner analysiert das sehr treffend.


    Zurück zur Sache: Aus meiner Sicht hätte man den Kuppelspruch nicht rekonstruieren müssen. Botschaft und Geschichte sind eines Wahrzeichens der Republik unwürdig. Ebenso wie das Kreuz auf dem dach. Aber jetzt ist er nunmal da, und Spielereien mit Überblendungen fände ich manieriert. Ich plädiere für eine erläuternde Tafel zum historischen Kontext am Haupteingang – und damit ist dann auch gut.

  • Ich denke, dass die Niederschlagung der Revolution 1848 zeigt, dass es mit Preußens Gloria, da schon nicht weit her war. Im Grunde ging der Erhalt und Ausbau der Macht fortan nur über militärische Gewalt.

    1848 - 1870 - 1914 - 1939

    Das sind gerade mal 91 Jahre in denen mit immer grösser werdenden Gewaltausbrüchen versucht wurde, (mehr) Macht zu erhalten.


    Das dazwischen auch viele große, nicht militärische, Innovationen errungen wurden, verblasst m.A.n. neben dem militärischen und kulturellen Größenwahn der ja schon mit den Kolonialismus begann.

  • Im Grunde ging der Erhalt und Ausbau der Macht fortan nur über militärische Gewalt.

    Wenn diese Diskussion ausgewogen wäre, dann würde darauf hingewiesen werden, dass andere europäische Großmächte in früheren Jahrhunderten selbstverständlich ebenfalls ihre Macht unter Zuhilfenahme von Gewalt erhalten und ausgebaut haben. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass Briten, Franzosen oder Spanier ihre Kolonialreiche durch friedfertigen Pazifismus aufgebaut hätten.


    Da wird eine rekonstruierte Schlosskuppel zum Anlass genommen, um den "militärischen und kulturellen Größenwahn" (Zitat Baukörper) Preußens kritisieren zu können.


    Wie verhält es sich denn mit dem Größenwahn bei denjenigen Ländern, die viel größere Kolonialreiche als das Deutsche Reich besessen haben?


    Aber eine solche Frage passt nicht in Baukörpers Konzept. Endlich ergibt sich mal wieder die Möglichkeit, Preuẞen-Bashing betreiben zu können.


    Leider kann man da nichts machen. Wir Deutschen betreiben ja gerne Selbst-Kasteiung.

  • ^ Ich denke mal in Deutschland ist man aufgrund des Endpunkts unseres eigenen Imperialismus in der Shoah noch einen Tick sensibler, aber auch anderswo wird sehr kontrovers und bisweilen bilderstürmerisch mit der Geschichte umgegangen – und das ebenso verständlicherweise wie hier.


    Ich erinnere vor dem Hintergrund an diverse Diskussionen um Flaggen und Statuen und auch so etwas wie Umbenennungen von Orten in indigene Bezeichnungen.


    Daher sehe ich ein eklatantes Alleinstellungsmerkmal der deutschen Debatte hier nicht.

  • ^Das ist selbstverständlich Humbug.

    Ich gehöre nicht zum "man" und nicht zum "unseren" und ganz sicherlich auch nicht der Architektur-Fan. Das kannst du also gerne auf dich und dich allein beziehen. Ich bin nicht schuld.

    Dein Vergleich mit anderen Ländern ist eigentlich nur ein Vergleich mit den USA. Nämlich nur dort gab es diese angebliche Kontroverse. In Wahrheit sind es aber nur ein paar kaputte linke Spinner, die ihre eigene Geschichte nicht kennen.

    Ansonsten war das ganze mehr ein typischer Internethype wie Planking gewesen.

  • Das stimmt – bis auf uns sind mir hier nur Beispiele aus dem ehem. Britischen Weltreich eingefallen (was ja angesichts der Größe desselben auch Sinn macht).


    Die Beispiele an die ich dachte, betreffen die USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland.


    Ich wäre jetzt aber nicht überrascht, wenn das in Frankreich nicht auch dergleichen gäbe.


    Ich halte die Konflikte in o.g. Ländern auch nicht unbedingt für kleiner – bei uns wird alles vielleicht nur ein bisschen pointierter, weil es nicht um das Ändern/Abbauen geht, sondern um das Wiederaufbauen.

  • Am Humboldt Forum wurde die letzen Monaten diskutiert über das Thema der Kuppelinschrift bzw über das Licht-Kunstwerk. Wie die BZ heute berichtet hat Fehlen ca.300.000 € zur Installation.

    Das Humboldt Forum hatte eine

    Gesamtgrenze von ungefähr 400.000 € . Mittlerweile schätz mal auf ungefähr 700.000.


    Das Humboldt Forum Anfrage an der BZ : Wir bedauern

    sehr, dass wir die Installation deshalb nicht umsetzen können“, so ein Sprecher.

    Man bleibe jedoch mit allen Akteuren im engen Austausch.


    Ich finde das sollte so blieben, wie es ist. Daher wächst die Kritik mehr zu.

    Es reicht schon, wenn man die Schrift am Tage sieht von Friedrich Wilhelm IV.


    Humboldt Forum fehlt das Geld Keine Kunst an der Kuppelinschrift

  • Zu: Philipp Oswalt, Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik


    Philipp Oswalt, einer der schärfsten Kritiker des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses, hat sein Buch zur Identitätspolitik in der Architektur veröffentlicht: https://www.uni-kassel.de/fb06…ur-als-identitaetspolitik


    Das Schloss nahm darin selbstredend eine zentrale Rolle ein. Insgesamt ist mein Eindruck zwiespältig. Ich sehe einige richtige Beobachtungen, aber auch viele überzogene oder falsche Schlüsse. Wer sich mit der Thematik tiefer beschäftigen möchte, sollte aber über eine Anschaffung nachdenken und seine eigenen Schlüsse ziehen. Mein Fazit:


    Oswalt positioniert sich überdeutlich als Gegner originalgetreuer Rekonstruktionen. Doch anstatt sich an ästhetischen oder städtebaulichen Gesichtspunkten in seiner Argumentation zu orientieren, unternimmt er den Versuch, die Bauten durch das Aufspüren einzelner umstrittener Freunde und Förderer der Wiederaufbauvorhaben zu diskreditieren. Damit zieht er Rekonstruktionen auf eine politische Ebene, die von den Organisatoren und Initiatoren der Projekte in der Regel nicht intendiert ist. Nicht auf Geschichte und Nation berufen sie sich, sondern auf Ästhetik und Lebensqualität. Muss daher nicht sogar der Ansatz, ein menschenwürdiges organisches Stadtumfeld zu schaffen, gegenüber dem Festhalten an Beton- und Glasarchitektur, die die Nachkriegsmoderne seit Jahrzehnten prägt, als der progressivere Weg angesehen werden?


    Oswalt begeht den Fehler, Korrelation als Kausalität auszugeben. Weil auch rechte Gruppierungen Rekonstruktionen wohlwollend gegenüberstehen, unterstellt er derartigen Projekten einen erinnerungspolitischen Revisionismus sowie "Narrative und eine Identitätskonstruktion [...], die auf essenzialistischen Ideen von Herkunft und Ursprung basieren". Ich kenne allerdings keinen entsprechenden Bau, der in der Öffentlichkeit in dieser Weise instrumentalisiert worden wäre. Nicht der Hildesheimer Marktplatz, nicht die Frankfurter Altstadt, nicht das Potsdamer Schloss! Selbst das Berliner Schloss kann nicht wirklich als überzeugendes Beispiel herhalten. Und an der Dresdner Frauenkirche, die bisher als unbelastete Rekonstruktion gilt, setzte man sogar ein Zeichen gegen die Pegida-Aufmärsche. Vielmehr sind dies alles Konzepte, die von der Bürgerschaft getragen oder von demokratischen Entscheidungsprozessen begleitet worden sind. Das bedeutet nicht, dass sie grundsätzlich nicht kritikwürdig sind. Das sollte aber auf einer anderen Metaebene stattfinden, die nicht mit fadenscheinigen Theorien aufwartet und den Menschen ihre tatsächliche Motivation am ästhetischen Bauen und an lebenswerten Stadtbildern abspricht.


    Zuletzt gibt sich Oswalt aber auch versöhnlich, wenn er die publizierten Interpretationen seines Kollegen Stephan Trüby und einiger seiner Co-Autoren in Teilen ablehnt. Bereits die dabei angewandte Begrifflichkeit als "Rechte Räume" stößt bei Oswalt auf Ablehnung, weil sie die Grenzen zwischen legitimen konservativen und rechtsradikalen Positionen verwischt. Rückbezüge auf historische Traditionen sowie ihr Gegenstück der Traditionsbrüche betrachtet er weder per se als reaktionär noch progressiv. Gleichzeitig betont er berechtigterweise, dass Gebäude eine symbolische Wirkung innehaben können, die Botschaften in die Öffentlichkeit transportieren. Ist es dann aber nicht auch legitim, originalgetreue Rekonstruktionen allein durch ihre neue Funktion zu kontextualisieren und ihnen damit einen modifizierten Aussagegehalt zukommen zu lassen? Auf diese Weise kann auch eine Potsdamer Garnisonkirche zum Ort der Versöhnung und der Friedensbotschaft werden – ganz unabhängig von ihrer barocken Gestalt. Und das ist es doch, was für die meisten von uns zählt, nicht die einengende Fokussierung auf dunkle Flecken in ihrer Geschichte.


    Zur vollständigen Rezension: https://www.zeilenabstand.net/…n-philipp-oswalts-thesen/

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  • Was vielleicht etwas zu wenig wirken könnte ist etwas mehr barocker Schwung.

    Die Kritik müsste dann ja auch eher an die Baumeister des 19. Jahrhunderts gehen, denn Tambour und Kuppel entstanden erst um 1850, also der Spätphase des eigentlichen Klassizismus, insofern sind hier geradlinigere Figuren nicht nur aufgrund religiöser Thematik durchaus angebracht.


    Zu beachten gilt auch, dass das Berliner Stadtschloss in seiner äußeren Gestaltung weniger dem sehr schwungvollem italienischem Barock zuzuordnen ist, sondern eher dem sogenannten "Klassizistischen Barock" welcher in Frankreich und im nördlichem Europa vor allem in der Fassadengestaltung recht häufig zu finden ist, so eben auch in Preußen. In Dresden wurde im eher Italienischem Barock gebaut.


    Innerhalb einer Kunstepoche können sich die Gestaltungsmittel also durchaus kräftig unterscheiden, man denke da z.B. auch an den sehr freien floralen Jugendstil des französischen Art Noveau und den oft sehr streng geometrischen Stil der Wiener Secession.


    Bitte dran denken, dies ist der Bauthread. Allgemeine Themen rund ums Stadtschloss bitte hier in der Lounge posten. Danke.

  • Wie heute auf der Seite: Entwicklungsstadt.berlin.de berichtet wurde , fordert Initiative “Schlossaneignung” ein andern Umgang der Geschichte des Schlosses.

    Konkret gemeint ist : So sollen historische Spuren in den Fassaden des Humboldt Forums sichtbar gemacht werden. Beim fertigen Bau Soll stellen markiert werden, die Beim ehemaligen Schloss zerstört wurden.


    Unter diese Thema wird berichtet:


    1: INITIATIVE “SCHLOSSANEIGNUNG”: SICHTBARMACHUNG HISTORISCHER SPUREN


    2: HUMBOLDT FORUM “VERDRÄNGT DIE KOMPLEXE GESCHICHTE DES ORTES”


    3: KRIEGSSCHÄDEN SOLLEN IN DER FASSADE SICHTBAR GEMACHT WERDEN


    4: “VERDRÄNGUNG DER SPUREN” SOLL AUFGEBROCHEN WERDEN


    5: ANDERER UMGANG MIT RECHTSLASTIGEN SPENDERN GEFORDERT.


    Alle Bilder : © Visualisierung: Initiative Schlossaneignung > Mehr siehe verlinkten Link


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  • Teile der Bevölkerung in diesem Land werden immer bekloppter. Klar doch. Man sammelt über 100 Millionen an Spendengeldern für die Fassadenrekonstruktion, um diese Fassaden jetzt wieder zu ruinieren.


    Wäre das Schloss nach 1945 nicht gesprengt, sondern instandgesetzt worden, wäre es jetzt auch komplett intakt, und nicht in Teilen ruinös, um die bewegte Geschichte darzustellen. Das könnte man ja jetzt von jedem Bauwerk fordern, das nach Kriegsbeschädigungen repariert wurde.


    Selbst als zeitlich begrenzte Kunstinstallation ist diese Idee irrsinnig. Doch ich gehe davon aus, dass diese Beschädigungen dauerhaft sichtbar gemacht werden sollen. In meinen Augen völlig banane.

  • Ich habe es tatsächlich nicht mitbekommen und finde es schon berichtenswert.


    Aber natürlich wird da normal nichts daraus hervorkommen. Man kann es also entspannt zur Kenntnis nehmen und dann auch wieder ignorieren.


    An sich finde ich übrigens schon, dass man die verschiedenen Zeitschichten sichtbar machen könnte und ggf. auch sollte. Aber nicht permanent. Anders als bei der Gedächtniskirche ist es dafür ohnehin zu spät. Das hätte man im Falle einer Schlossruine selektiv bewahren können. Nachträglich ergibt das mE keinen Sinn mehr und wäre auch unverschämt gegenüber den Spendern sowie den Künstlern/Handwerkern. Eher könnte man an bestimmten Jahrestagen Projektionen an der Fassade vornehmen oder auch ein paar Informationsinseln rund herum aufstellen.

  • ^... wenn man den Gedanken auf die Spitze treiben würde müsste man das ganze Humboldt Forum schwarz verhängen/anstreichen etc. um die letzte Zeitschicht = Zerstörung und Sprengung darzustellen. Das ist doch alles Absurdistan.

  • Nun ja, man muss es ja nicht auf die Spitze treiben. Und selbst wenn man wollte, könnte man doch situativ in andere Zeitschichten eintauchen und anschließend hat man wieder die Reko vor Augen. Ich meine, wenn man die Schlossfassaden für einen Weihnachtsmarkt thematisch passend illuminieren kann, dann kann man das auch an jeweils passenden Tagen mit anderen Themen umsetzen. Ich denke, dass es zusätzliches Interesse am Bau erzeugen und zugleich u.a. touristenwirksam die Berliner Stadtgeschichte greifbar machen könnte (auch für Schulklassen wäre es ein interessanter Zugang zu Geschichte).


    Ich verstehe generell nicht, dass es immer wieder Maximalforderungen wie eine Komplettbegrünung, eine mindestens partielle Wiedererrichtung des Palasts der Republik oder nun der Bombenschäden gibt. Aber dass man ein realistisches und ggf. sogar sinnvolles Konzept wie eben solche Simulationen gar nicht weiter verfolgt. Manchmal habe ich auch eher den Eindruck, die Leute/Initiativen/Institutionen wollen einfach etwas Aufmerksamkeit generieren und eine Umsetzung ist von vorn herein gar nicht wirklich angedacht/erhofft. Für mich hat es so aber mitunter etwas von Zeit- und Energieverschwendung.

  • ^ Genau, die Leute wollen halt Aufmerksamkeit für ihr politisches (und meines Erachtens schlecht begründetes) Anliegen. Haben sie geschafft. Die Empörungsmaschine funktioniert in alle Richtungen. Aber immer nur kurzfristig – also wird die Sache in drei Wochen vergessen sein.


    Was ich mir ernsthaft vorstellen könnte, wäre ein Kunstprojekt, das diese Idee aufgreift und in Christo-Tradition als Verhängung umsetzt. Warum nicht für ein paar Wochen die Bombenschäden durch eine schwarze Verkleidung der zerstörten Fassadenteile und der Kuppel sichtbar machen? Der 80. Jahrestag des Kriegsendes im kommenden Mai würde sich dafür anbieten.


    Das hätte keine irgendwie zu begründende Notwendigkeit. Aber warum es, wie Metamizol im Nachbarstrang meint, "irrsinnig" wäre, erschließt sich mir auch nicht. Man könnte die Verhängung sogar in einer feierlichen Zeremonie entfernen und hätte einen "Auferstanden aus Ruinen"-Moment – auch wenn der sicher nicht im Sinne der Initiatoren wäre.

  • Ja; allerdings beweist so eine Initiative auch, wie bedeutsam der Bau für Berlin und die Bundesrepublik ist. Er ist umstritten und ikonisch. Jeder muss sich irgendwie an dem Bau abarbeiten. Die moralisierende Aufgeregtheit gehört in unserem Land obligatorisch dazu.

  • Für mich klingt das eher nach anprangern und konnte missverstanden werden. Nicht die RAF (britische Luftwaffe) und die USAAF (amerikanische Luftwaffe) sind für die Zerstörung ursächlich verantwortlich, sondern das völlig irre Naziregime.

  • Und wieder ist von "rechtsradikalen Spendern" die Rede und einem "anderen Umgang" damit. Genannt werden durchaus einige fragwürdige Figuren, aber auch die Oetker-Stiftung (genau, der Dr. Oetker mit dem Puddingpulver) oder Maren Otto, die in Andenken an ihren Mann spendete, der wiederum dadurch auffiel, dreist Geld für die Garnisonkiche "zugesagt" zu haben. Und so weiter.


    Eine Relation wird natürlich nicht hergestellt, zu der Gesamtzahl der Spendenden oder zu anderen Spendenprojekten, bei denen weniger herumgewühlt wird. Allein schon diese extrem einseitige Darstellung entwertet die gesamte "Initiative Schlossaneignung", macht sie gar lächerlich. Davon abgesehen, dass es immer die selben wenigen Leute sind, die sich in wechselnden Initiativen etwas aneignen wollen, was eine große Zahl an Menschen aufgebaut hat.