Alles anzeigen2. Die historisch politische Ebene:
Hier wird es kontrovers. Wenn man das von Architektenkind Geschriebene brücksichtigt gibt es einen Zusammenhang zwischen Planung und Bau der Kuppelkapelle, dem damit ausgedrückten Machtanspruch des Königs, der Niederschlagung der Revolution und damit auch dem danach folgenden Verlauf der deutschen Geschichte.
Das hat dann aber Dimension, die weit über das blaue Textband hinausgeht.
Wenn man allein den aktuellen Kontext zum Urkraine Krieg zieht und bedenkt, dass die Ukraine auch zwei Mal (1919 und 1942) vollständig von deutschen Truppen besetzt war und dies überhaupt nichts mit Befreiung zu tun hatte, hat das einen Umfang, der weit über die Überblendung des Spruchbands hinaus geht.
Auch die vor Ort behandelte Geschichte des Ortes behandelt das Thema dann völlig unzureichend und müsste ganz anders aufgedröselt werden.
Ich denke mit der Geschichtsauffassung, die sich liest, als ob das Spruchband unausweislich in die Konzentrationslager und den Holocaust führt, ist ziemlich einzigartig. Andererseits hätte es dann auch indirekt in die beste Demokratie geführt, die Deutschland jemals hätte, wenn du alles vorangegangene mittelbar verantwortlich machst. Abgesehen gibt es immer einen Zusammenhang bei Bauten mit den jeweiligen Regierungen (das ist in Berlin nicht anders wo Kanzleramt und Bundestagsbau niedriger als das Parlament sein mussten wegen der politischen Gewichtung) meist eher symbolisch und weniger Machtanspruch, für die ist letztlich eine Verfassung oder die Polizei oder Armee verantwortlich. Das soll man jetzt auch nicht überbewerten. Sie sind sicherlich nciht für die spätere Geschichte verantwortlich
Ich denke, das es zu keinem Zeitpunkt - ausser hinterher - jemals wirklich geklappt hat, Geschichte vorauszusagen. Selbst 1932 wäre die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland zu unserer konkreten Geschichte geführt hätte, extrem gering gewesen. Und jeder Geschichtswissenschaftler wird dir das bestätigen. Die Theorie, das Preussen für den Aufstieg des Nationalsozialismus verantwortlich war, ist heute mehr widerlegt als gefordert. Preussen hatte viele Facetten und war ein komplexes Gebilde, man macht es sich sehr einfach von preussischen Militarismus zum Nationalsozialismus nur eine gerade Linie zu sehen.
Sebastian Haffner, der wohl beste deutsche Essayist des 20 Jahrhunderts, hat in 'Preussen ohne Legenden' und (in anderen Büchern (u.a. von Bismarck zu Hitler) diesen Aspekt auch angesprochen und entsprechend dieses komplexe Bild gezeichnet. Auch wenn heute oftmals so getan wird, das sei eine ausgemachte Sache gewesen.
Mit der Wiedervereinigung war es ähnlich. Kaum einer - und diesmal waren wirklich alle Vorzeigen da - hätte selbst ein Jahr vorher - 1989 mit dem Fall der Mauer und einem vollständigen Kollaps der DDR ein Jahr später gerechnet.
Natürlich kann man hinterher manche Ereignisse umdeuten oder interpretieren, um aus den aktuell dann eingetretenen Ereignisssen eine Ursache zu konstruiere,, aber es wären eine Vielzahl von Folgen rein objektiv möglich gewesen und nicht nur die wirklich eintretenden und das wird unterschlagen.
Was der Ukrainekrieg von 1919 mit dem Spruchband oder auch nur dem zweiten Weltkrieg zu tun hat, ist mir nicht nachvollziehbar.
Du zitierst hier den ersten Weltkrieg, der war die Ursache des deutschen Krieges an der Ostfont - und der hatte so gar nichts mit dem Überall von 1940 gemeinsam. Russland und Deutschland hatten sich gegenseitig den Krieg erklärt weil beide aus jeweiligen Bündnissen - mit Österreich und Serbien sich dazu verpflichtet haben - etwas was Bismarck - immerhin der führende Preusse für 27 Jahre - immer verhindern wollte und auch verhindert hat bis zu seinem Rauswurf.
Dazu kam dass die russische Armee ins 'deutsche Reichsgebiet' vorgedrungen ist und erst die Schlachten bei Tannenberg und den Masurischen Seen die Wende brachten. Und so hart und unklug die deutschen Kapitulationsbedingungen von Brest Litowsk auch gewesen waren, hat der gleichzeitig einsetzende Bürgerkrieg in Russland sicherlich mehr Schaden angerichtet, (was mir sicherlich wieder whataboutism einbringt, wie immer wenn man neuerdings irgendeinen Sachverhalt nicht vollkommen isoliert betrachtet...) und vergleichbar mit dem Vernichtungskrieg von 1940 war er schon gar nicht.