Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Anti-Semitismus ist für Sie also eine Mücke, quasi ein Mückenschiss. Das verwundert mich nicht im geringsten.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Hier wird eindeutig aus einer Mücke ein Elefant gemacht.

    Ich gehe mal stark davon aus, dass du den Artikel nicht gelesen hast. Ansonsten ist eine solche Aussage stark irritierend.


    Ich kann auch das Resümee des eigentlichen Gutachtens empfehlen (S. 129-133):

    Microsoft Word - 2022 09 30 Gutachten Bödecker_30. September_final (tagesspiegel.de) (PDF via Tagesspiegel)


    Selbstverständlich wird in Anbetracht unserer Geschichte und bei Personen seiner Position genauer hingeschaut, wenn antisemitische Narrative und Holocaust-relativierend Aussagen getroffen werden. Da gibt es überhaupt nichts zu diskutieren.


    tegula hat vollkommen Recht in seiner Feststellung, dass es da nichts zu verteidigen gibt und man sich auch an die eigene Nase fassen und die entsprechenden Lehren aus dem Theater ziehen muss.

    3 Mal editiert, zuletzt von JimmyMcGill () aus folgendem Grund: Formatierung/Link

  • der Neptunbrunnen grösser und an seinem Standort, für sich allein, schön anzusehen und nicht mehr nur zusätzlicher Schmuck fürs schon prächtig geschmückte Schloß.

    Wegen mir kann es so bleiben.

    Für mich geht die Welt auch nicht unter, wenn der Brunnen bleibt, wo er ist. Nicht der Brunnen ist größer, sondern die übergroße Fläche drum herum. Ganz Berlin hat heute ohnehin sehr viele unschön zusammengestückelte Ecken, Kanten, Fassaden und Plätze. Einem sensiblen Blick fällt die deplatzierte Platzgestaltung und Position des Brunnens im Umfeld sofort auf – und es fällt auf, dass dies vielen Berlinern nicht wichtig oder eher egal ist.

  • Die Problematik mit den Spendern, die der extrem rechten Ecke zuzuordnen sind, ist doch, dass sich andere Spender (wie z.B. ich) zurückziehen, weil sie nicht in einen Topf geworfen werden wollen

    Schlussendlich geht es aber bei solchen Projekten auch immer um die Akzeptanz in der Bevölkerung und die kann man so nicht fördern.

  • Das Stadtschloss ist heute in seinen drei Barockfassaden auch schöner als vor hundert Jahren, ...

    Das ist eine gewagte These. Könntest du bitte näher erläutern, warum die Rekonstruktion deiner Meinung nach schöner ist als das Original, das vor 100 Jahren existiert hat?

  • Die Problematik mit den Spendern, die der extrem rechten Ecke zuzuordnen sind, ist doch, dass sich andere Spender (wie z.B. ich) zurückziehen, weil sie nicht in einen Topf geworfen werden wollen

    Schlussendlich geht es aber bei solchen Projekten auch immer um die Akzeptanz in der Bevölkerung und die kann man so nicht fördern.

    Dieser Logik kann ich nicht folgen. Wenn die NPD z.B. fordern würde, dass man etwas gegen den Klimawandel tun muss, würdest du dich angeekelt vor jeder Klimaschutzmaßnahme, die diese fordern, zurückziehen? :/

  • Natürlich darf sich auch eine Randgruppe wie die NPD für Klimaschutz interessieren, das ändert nichts an der Notwendigkeit. Rechte Gruppierungen nutzen immer schon gerne Themen wie Natur- und Umweltschutz, weil es ja auch was mit Heimat zu tun hat.

    Aber selbstverständlich würde ich kein Projekt unterstützen für das sich explizit NPD, AFD oder ähnliche Gruppierungen stark machen.


    Beim Stadtschloss ist es was anderes. Zum einen ist es im Vergleich zum Klimawandel marginal, zum anderen hatten wir hier, von Anfang an, die Diskussion, ob das Projekt rechte Gruppen anzieht und sie dieses für ihre Zwecke missbrauchen. Problematisch daran finde ich, dass sich die Verantwortliche nicht frühzeitig genug und nicht klar genug abgegrenzt haben. Geld ist nicht unabhängig von seiner Herkunft.

  • Die Problematik mit den Spendern, die der extrem rechten Ecke zuzuordnen sind, ist doch, dass sich andere Spender (wie z.B. ich) zurückziehen, weil sie nicht in einen Topf geworfen werden wollen

    Die Problematik sehe ich grundsätzlich auch, weshalb ich den hier vorliegenden Fall auch als Rekonstruktionsfreund derart kritisch verfolge. Aber bei einem muss ich jetzt doch widersprechen. Bödecker kann man vieles vorwerfen, aber rechtsextrem ist er selbst nicht und seine Äußerungen auch nicht. Neben allen "Verfehlungen", die in seinen Schriften und Vorträgen zu Tage getreten sind, hat das Gutachten aber gerade festgehalten, dass er nicht in eine radikale Ecke zu stellen ist.

  • Diese alternative Inschrift über der Inschrift (übrigens mE mit einem grammatischen Fehler)

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    kommt nun vorerst doch nicht. Das Kunstprojekt hätte nach neueren Analysen voraussichtlich einen hohen sechsstelligen Betrag gekostet und somit den Kostenrahmen gesprengt. Allerdings will man sich über Alternativen Gedanken machen.

    Quelle Spiegel

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • ^Hm. Die Ironie durch dieses vorblendende Überlagern einer ungenehmenen Erklärung mit einer anderen genau das Gegenteil von dem zu tun, was man erklärt. Unschlagbare Dialektik. Und natürlich mit Quellenangabe und in Fremdsprache. Unter dem tun wir's nicht.


    Naja Ziel erreicht, Kunst soll ja auch anregen. Trotzdem gut, dass uns das erspart bleibt.

  • Coole Aktion und ein Blickfang bei Nacht!


    Falls es doch kommt, würde ich die Schrift allerdings kleiner machen.


    Das verschobene Adverb (wenn Du das meinst), steht alerdings in der Originalerklärung auch und stellt glaube ich einen Fall leicht veralteter englischer Bildungs- bzw. poetischer Sprache dar.

  • Die Kuppelinschrift soll also ohne nächtliche Überstrahlung durch LED-Schriften so bleiben wie sie ist.

    Es ist richtig und gut, dass diese auffällig aufgemachte, aufgeregte, zeitgemäße, politisch korrekte, bunte, unbedingt weltenglische Leuchtschrift-Installation auf der Kuppel des Humboldt-Forums uns erspart bleibt – nicht nur wegen der Kosten!
    1. Wer geht denn heute neugierig mit Fernglas um die Kuppel herum, um den von F.-Wilhelm IV ausgewählten Original-Bibeltext zu lesen, zu verstehen und sich dann auch noch darüber zu empören?
    2. Der blaugoldene Originaltext von 1845 ist natürlich nicht zeitgemäß, aber die Barockfassade des Gebäudes und vieles andere ist das auch nicht.
    3. Der Text und die damalige Botschaft des friedlichen, pietistischen Königs sagt aus, dass der König damals auf eine halbgötterhafte Erhöhung über das Volk entsprechend dem Vorbild des dekadenten Louis XIV bescheiden verzichtet hat und damit ausdrückte, dass auch er neben, mit dem Volk seine Knie gebeugt hat.
    4. Das war für damalige Verhältnisse fortschrittlich. Korrektur nach Hinweis von Architektenkind: Der Versuch des FW IV zur Legitimation der Macht gegenüber dem Bürgertum und den damalgen Verfassungsdebatten war allerdings eher rückständig.
    Ihm und der mitteleuropäisch orientierten preußisch-pietistischen Kirche fehlte jegliche Absicht einer „Welteroberungsfantasie“. Den Originaltext aus heutiger Sicht zu verteufeln, schamhaft verstecken zu wollen, zu überschreiben und statt dessen zeitgemäße deutsche politische Korrektheit rechtfertigend demonstrativ auf Englisch in alle Welt auszustrahlen, hätte als der Gipfel lächerlich bemühter deutscher Verklemmtheit gewirkt.
    6. Eine Hinweistafel am Eingang neben Portal III hätte den Spruch und seine damalige (!) Bedeutung fair und auf Deutsch erklären können. Aber die Möglichkeit gibt es auch jetzt.

  • ^ Da geht in der historischen Bewertung einiges schief, vor allem das Attest eines "fortschrittlichen" Charakters der Inschrift zu ihrer Entstehungszeit. Aber erstens hatten wir das schon zehn Mal und zweitens sind wir hier im Bau-Strang – also gehört es nicht hierhin.


    Stimmt, daher hierhin verschoben.

  • Ich kann nur sagen, dass ich von unten nur was hellblaues erkennen konnte, trotz Brille...

    Daher halte ich die ganze öffentliche Diskussion für übertrieben.


    Eine Erklärtafel auf der Dachterrasse (und selbst da kann man ja nur einen Teil des Textes sehen) sollte reichen.

    Einmal editiert, zuletzt von Baukörper () aus folgendem Grund: Schreibfehler korrigiert

  • Ich denke, mein Kommentar gehört doch zum Bauthread, da die versuchte LED-Inschrift doch die Fassade des Bauwerks betrifft. Oder sehe ich das falsch?

    Mein neuer Kommentar zur Kuppelinschrift kam jetzt zeitlich aktuell, da Aussehen, Text und Wirkung der LED-Schrift erst jetzt im Video zu sehen sind. Auch die Entscheidung, die Überstrahlung aus Kostengründen (oder nicht nur aus Kostengründen?) doch nicht zu realisieren, ist aktuell und rechtfertigt dazu eine Kommentierung. Oder sehe ich das falsch?

  • ^ Da geht in der historischen Bewertung einiges schief, vor allem das Attest eines "fortschrittlichen" Charakters der Inschrift zu ihrer Entstehungszeit. Aber erstens hatten wir das schon zehn Mal und zweitens sind wir hier im Bau-Strang – also gehört es nicht hierhin.


    [mod]Stimmt, daher hierhin verschoben. [/mod]

    Ich habe das "Attest eines "fortschrittlichen" Charakters der Inschrift zu ihrer Entstehungszeit" (bezogen auf Friedrich Wilhelm IV) so aus anderen Kommentaren, die ich für seriös hielt, übernommen. Wenn das falsch ist, bin ich daran interessiert dazu zu lernen. Was also hälst du statt dessen für richtig?

  • ^ Das Problem an dem Fortschritts-Argument ist, dass es Ludwig XIV. als Maßstab heranzieht und damit anderthalb Jahrhunderte überspringt, in denen viel passiert ist: Aufklärung, französische Revolution, Napoleon, Restauration, Industrialisierung, Verfassungsdebatte(n) im Vormärz. Ludwig XIV. lebte noch in einer weitgehend feudalen Gesellschaft und wollte mit dem Gottesgnadentum seinen Herrschaftsanspruch gegenüber dem Adel durchsetzen. FW IV. lebte in einer bürgerlichen Gesellschaft und hatte seinen Herrschaftsanspruch gegen liberale Intellektuelle, eine aufsteigende Bourgeoisie und (später auch) gegen ein wachsendes Proletariat zu verteidigen.


    Bald nach dem Wiener Kongress war es in gebildeten, deutschen Kreisen eigentlich Konsens, dass es ein Zurück hinter die napoleonischen Reformen (Verfassungen, Code civil) nicht geben dürfe – dass sich Herrschaft (auch die eines Königs) nicht über Gott, sondern über eine Verfassung zu legitimieren habe (nicht unbedingt eine demokratische Verfassung, das kam später, aber über eine Bindung ans Recht). Die deutschen Monarchen wehrten sich gegen diese Einschränkung ihrer Souveränität (die preußischen am heftigsten); die Liberalen kämpften dafür. Das berühmteste Beispiel ist sicher der Streit zwischen dem König von Hannover und den Göttinger Sieben – und das war 1837.


    FW IV. nun kämpfte den Kampf um seine Macht, indem er die Bindung seiner Dynastie an Gott betonte. Er wollte das längst überholte Gottesgnadentum als Legitimationsmodell wiederbeleben, indem er etwa das Stadtschloss mit bekreuzter Kuppel, Kapelle und Spruchband ausstattete. Der vermeintlich romantisch-schrullige Religionsbezug hatte eine knallhart-machtpolitische Dimension. Und das war auch den Zeitgenossen klar. Als Beispiel hier ein Auszug aus Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen – das lyrische Ich reist von Frankreich aus in die preußische Westprovinz, erlebt Zensur, Frömmelei und Rückständigkeit, spottet über Mittelalter-Romantik. Zum Anblick preußischer Soldaten mit Pickelhaube schreibt er:


    Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt

    Vom allerhöchsten Witze!

    Ein königlicher Einfall war's!

    Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!


    Nur fürcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,

    Zieht leicht so eine Spitze

    Herab auf euer romantisches Haupt

    Des Himmels modernste Blitze! – –


    Das "romantische Haupt" gehört FW IV., das Gewitter ist die dräuende Revolution. Heine schrieb das 1844 – vier Jahre später war es soweit. Hätte FW IV. um 1700 regiert, wäre er in der Tat seiner Zeit voraus gewesen. Er regierte aber um 1850, und zu dieser Zeit war er im Wortsinne ein Reaktionär.


    Eine ausführlichere Analyse dazu gibt es auf der Seite des Humboldtforums.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Falsche Jahreszahl korrigiert.

  • Danke, für deine klaren Ausführungen.


    Beim Stadtschloss muss man sicher zwei Ebenen unterscheiden:

    1. Die heute sichtbare: Ich denke, da sind wir uns einig, dass diese eine große Bereicherung für das Stadtbild und die Stadt ist. Dies ist aber streng genommen nur was für Interessierte, also alle die sich daran erfreuen bzw. davon profitieren.


    2. Die historisch politische Ebene:

    Hier wird es kontrovers. Wenn man das von Architektenkind Geschriebene brücksichtigt, gibt es einen Zusammenhang zwischen Planung und Bau der Kuppelkapelle, dem damit ausgedrückten Machtanspruch des Königs, der Niederschlagung der Revolution und damit auch dem danach folgenden Verlauf der deutschen Geschichte.

    Das hat dann aber Dimensionen, die die Duskussion über das blaue Textband weit überragt.


    Wenn man allein den aktuellen Kontext zum Urkraine Krieg betrachtet und bedenkt, dass die Ukraine auch zwei Mal (1919 und 1942) vollständig von deutschen Truppen besetzt war und dies überhaupt nichts mit Befreiung zu tun hatte, hat das einen Umfang, der weit über die Überblendung des Spruchbands hinaus geht.


    Auch die vor Ort behandelte Geschichte des Ortes behandelt das Thema dann völlig unzureichend und müsste ganz anders aufgedröselt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Baukörper () aus folgendem Grund: Text überarbeitet, zwecks besserer Lesbarkeit und Verständlichkeit.

  • Coole Aktion und ein Blickfang bei Nacht!

    Lieber Bonteburg, wenn du solche nächtlichen Blickfänge cool findest, dann schlage ich vor, dass man solche "coolen" Aktionen in dem von dir geschätzten Europaviertel durchführt. Im Gegensatz zum Schlossumfeld kann man im Europaviertel nämlich nicht viel kaputtmachen.