Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Tempi passati

    Wichtig zu wissen und in Erinnerung zu behalten.
    In ein paar Jahren, wenn alles sich eingespielt hat, wird dann jeder behaupten, er sei dafür gewesen!


    Schon jetzt wird über die öder Ost-Seite der Schloßfassade gemeckert.
    Dabei ist sie ein Tribut an die Modernisten und Ostalgiker. :cool:


    Keiner meiner Freunde hat sie so oder ähnlich gewollt! ;)

  • Allerdings haben wir dieser Rot-Grünen Mehrheit im Bundestag den Beschluss zur Fassadenrekonstruktion nicht zu verdanken. Die Abstimmung erfolgte ohne Franktionszwang, eine Rot-Grüne-Mehrheit gab es nicht. Die SPD stimmte nur mit relativer Mehrheit der Fassadenrekonstruktion zu, die Grünen sogar mehrheitlich dagegen. Union und FDP bis auf zwei Abgeordnete geschlossen dafür, die PDS geschlossen dagegen.


    Eben, genau so war es. Es gab nie eine Rot-Grüne-Mehrheit, es war eine Parlamentsentscheidung ohne Fraktionszwang, was ja nicht allzu oft vorkommt.


    Man muss sehen, was damals überhaupt beschlossen wurde. Es waren lediglich die Fassaden des Schlüterhofs und die drei Barockfassaden nach außen. Es gab nicht mal die Kuppel, von den Innenportalen, den Portaldurchgängen und dem Eckrondell ganz zu schweigen.


    Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik/Ironie, dass die Zeitungen, die damals selbst gegen diese abgespeckte Version des Schlosses waren, heute fragen, warum die Ostfassade nicht auch rekonstruiert wurde. Weil die Planungsphase so extrem lang ist, vergessen einige schnell, wie steinig und schwierig und von wie vielen Kompromissen der Weg zum Schloss/Humboldtforum gepflastert war.


    Und diese schwierige Beziehung sieht man ja noch heute. Und man muss dazu sagen, dass das Schloss nie ein Projekt des Berliner Senats war. Wenn man bedenkt, dass der Bund ca. 500 Mio, der Föderverein 105 Mio und Berlin gerade mal um die 30 Mio in das Projekt gesteckt hat, dann sieht man, wo das Humboldtforum in der Berliner Politik rangiert, nämlich ganz unten. Auch wenn man bei der Eröffnung gerne in erster Reihe das Bändchen durchschneiden wird.


    Ich finde es jedenfalls schade, dass man seitens der Stadt nicht ein stärkeres Interesse am Gelingen dieses Projekts zeigt, denn man muss ehrlich sein, alles was der Senat verantwortet, ist nicht gerade schlossfreundlich.


    Und ich bleibe dabei, die meisten Originale vom historischen Schloss existieren noch vom Schlossumfeld. Und egal wo sie heute stehen, sie gehören ans Schloss zurück. Dafür wurden sie geplant. Und ich denke, dass es in den Depots durchaus genügend Alternativen gibt, die die jeweiligen Fehlstellen füllen könnten. Wenn man es denn will.

  • Klarenbach: In der Berliner Denkmalpflege herrscht über die Wiederaufstellung des Neptunbrunnens auf dem Schlossplatz keineswegs Einigkeit: Haspel ist dagegen, sein Kollege von Krosigk dafür (Quelle). Das Argument der Wiederaufstellungsgegner, der Nachkriegszustand sei wichtiger als der Originalzustand, ist jedoch genauso absurd wie bei den Standbildern vor der Neuen Wache oder den Statuen auf der Humboldt-Universität. Und ob man will oder nicht: Der Neptunbrunnen gehört nun mal zum Schloss, er war auf das Portal II, die Platzmitte und die Straßenachse ausgerichtet. Ähnliches gilt für die Rossebändiger vor dem Portal IV und die Adlersäule an der Ecke Unter den Linden. All diese Bezüge fehlen an den heutigen Aufstellungsorten der Denkmäler, was leider auch ihre Wirkung im öffentlichen Raum mindert.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektator () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Was ich zum Thema Neptunbrunnen noch sagen wollte: Warum schließt man nicht einen Kompromiss? Das Original bleibt auf dem Rathausvorplatz, im Gegenzug akzeptiert der Senat die Bundesmittel und rekonstruiert das Brunnenbecken auf den Schlossplatz, in das anschließend Kopien der Brunnenfiguren kommen. Damit könnten alle leben!

  • Logisch wäre es, den Begasbrunnen wieder auf den Schlossplatz zu setzen und fürs Rathausforum einen neuen zu errichten. Der Begasbrunnen steht architektonisch und konzeptionell in keinem Verhältnis zum sozialistischen Rathausforum. Er war halt da und ist dort seinerzeit aufgestellt worden, quasi als prä-sozialistische Spolie. Demgegenüber ist die Aufstellung am Originalstandort definitiv zu bevorzugen.
    Zumal es durchaus Beispiele für gelungene Brunnenschöpfungen der letzten Jahre gibt, die ähnlich figural gestaltet sind. Man muss es halt wollen. Zumal ich ohnehin der Ansicht bin, dass der Begasbrunnen auf dem Rathausforum zu häufig beschädigt wird.


    Aber logische Argumente spielen in dieser Diskussion nur entfernt eine Rolle. Hier geht es um Machtspielchen und Prinzipienfragen. Ähnlich wie bei der Debatte um die Potsdamer Schlossfiguren auf dem Prinz-Heinrich Palais. Die Berliner Denkmalpflege hält leider zu häufig die Erzählung um ein Objekt und nicht das Objekt und die gestalterische Absicht dahinter für schützenswert.

  • Leider war meine Aussage ungenau und ich muss sie präzisieren.


    Es ist mir schon klar, dass Rot-Grün die Schlossrekonstruktion damals nicht alleine beschlossen haben. Sie haben es aber auch nicht verhindert bzw. auf Jahre verzögert, was nach Lesart der "linke Ideologie"-Verfechter eigentlich dazugehört hätte und durch die rot-grüne Mehrheit auch möglich gewesen wäre.


    Wer wie im einzelnen abgestimmt hat, ist schlussendlich egal.
    Rot-Grün hat die Schlossrekonstruktion 2002 möglich gemacht, indem sie zum Teil gegen die eigene Überzeugung den Grundsatzbeschluss des Bundestages ermöglicht haben. Die bürgerlichen Parteien hätten dies zu dem Zeitpunkt nicht gegen Rot-Grün beschließen können.
    Das sollte von Allen beachtet werden, die hier immer gerne laut "linke Ideologie" rufen, wenn etwas nicht so läuft wie sie möchten.

  • Warum schließt man nicht einen Kompromiss? Das Original bleibt auf dem Rathausvorplatz, im Gegenzug akzeptiert der Senat die Bundesmittel und rekonstruiert das Brunnenbecken auf den Schlossplatz, in das anschließend Kopien der Brunnenfiguren kommen.


    Möglicherweise eine charmante Idee. Aber, auch wenn das von den "Der Neptunbrunnen gehört vors Schloss"-Anhängern geleugnet wird, es gibt durchaus sachliche Gründe die dagegen sprechen und die sind im entsprechenden Thread auch schon durchgekaut worden.


    Für mich die entscheidenden Argumente:


    1. Er steht gut auf dem Rathausforum, ist dort von allen Seiten gut zu sehen und bietet mit Rathaus, Marienkirche und auch MEF-Grün und Dom im Hintergrund, schöne und stadtbildprägende Anblicke.


    2. Er würde am Originalstandort zu nah an der Straße stehen bzw. müsste evtl.sogar etwas Richtung Schloss rücken. Außerdem müsste er dort durch Poller und sonstige Sperren in unmittelbarer Nähe, gegen Anschläge mit Fahrzeugen geschützt werden.


    Wenn er dort wieder hinkommt, egal ob als Original oder Kopie, ginge sofort die nächste Diskussion los.

  • @ Baukörper


    man kann im Nachhinein wieder jede falsch aufgestellte These einkassieren und behaupten, man sei falsch verstanden worden, vielleicht aber sollte man erst mal nachdenken bevor man Beiträge verfasst! Ist ja nicht das erste mal, dass du Dinge bewusst oder unbewusst in alternativen Fakten beschreibst.


    Zum Brunnen kann ich mich Saxonia nur anschließen, es würde viele Kompromissmöglichkeiten geben, aber der Senat will, wenn er schon das Schloss nicht verhindern konnte, dann zumindest seine Macht im Umfeld ausspielen. Und was soll man bei den verantwortlichen Senatoren der Linken und bei Frau Lüscher erwarten? Das sie mit wehenden Fahnen auf einmal zu Schlossfans werden. Ich habe mir eben nochmal das Bundestagsprotokoll zur Abstimmung aus dem Jahr 2002 angesehen und die ablehnende Haltung gegenüber dem Schloss kam vor allem von der PDS und mehrheitlich den Grünen.


    Dass es überhaupt zur Schlossreko kam, geht im wesentlichen neben den bürgerlichen Partein von CDU/CSU und FDP zentral auf die Gruppe der Bürgerrechtsbewegungsvertreter aus der ehemaligen DDR in den Reihen der SPD zurück. Hier ist Herr Thierse insbesondere zu nennen. Diese Gruppe war wohl der entscheidende Faktor, warum die SPD die Entscheidung damals überhaupt frei gegeben hat. Heute ist die Unterstützung seitens der SPD für ein historisches Schlossumfeld zumindest auf Bundesseite deutlich größer, Herr Kahrs ist im Haushaltsausschuss sicher eine der treibenden Kräfte für mehr Schloss in Mitte. Nur leider hat der Bund im Umfeld des Schlosses wenig zu sagen, sonst wäre hier viel anders gelaufen.


    Letztlich will ich vielleicht mal versöhnlich sagen, dass man von den Vertretern der PDS/Linken und dem linken Flügel der Grünen, der ja zunehmend kleiner wird, vielleicht auch nichts anderes erwarten kann. Insbesondere seitens der Linken ist der Weg von der ehemaligen Staatspartei, deren Zentrum eben auf dem Schlossplatz in Form des Palastes der Republik lag, hin zu Anhängern des Schlosses einfach zu weit. Vorwerfen will ich denen das in der Grundhaltung damals nicht. Nur jetzt, wo das Schloss steht, denke ich, dass man die alten Gefechte auch mal ruhen lassen sollte und drüber nachdenken muss, wie man hier jetzt auch ein ordentliches Umfeld hin bekommt.


    Ich bin ja dafür, dass man die Rossebändiger und die Adlersäule wieder aufstellt und auf den Brunnen erst mal verzichtet und stattdessen nur die historische Schale rekonstriert. Und wenn in 10 oder 20 Jahren nochmal über die Zukunft des MEF diskutiert wird, kann man ja nochmal neu nachdenken. Ich finde, dass wäre ein Deal, der konsensfähig sein könnte, wenn beide Seiten auf Maximalforderungen verzichten.

  • Ich stimme Odysseus voll und ganz zu. Die Straßenverlegung (wenn überhaupt erforderlich) wäre auch kein Problem, da der Bund satte 10 Millionen Euro für die Brunnenversetzung bereitgestellt hat und der Schlossplatz nach Abschluss der Bauarbeiten sowieso komplett neu angelegt wird.


    Batō: Könntest du die letzten Beiträge zum Neptunbrunnen bitte ins entsprechende Thema "Freiraumgestaltung" verschieben?

  • Ist ja nicht das erste mal, dass du Dinge bewusst oder unbewusst in alternativen Fakten beschreibst.


    Odysseus, das ist wieder eine von deinen Frechheiten. Du hast hier schon so viel Gift versprüht und Unwahrheiten verbreitet, dass ich dir deine Versöhnlichkeit tatsächlich nicht abnehme.
    Meinungsäußerungen und Korrekturen als "alternative Fakten" zu bezeichnen, nenne ich schlicht "unfassbar". Du handlest hier gerade wie ein Wolf im Schafspelz und hast doch nur Kreide gefressen! Guck dir doch deine in den Papierkorb verschobenen Beiträge an. Zum Teil purer Hass! So agieren auch rechte Ideologen. Wenn du damit nichts zu tun haben willst solltest du deinen Stil ändern!

  • Die Adlersäule gibt es nicht mehr - nur das eine korinthische Kapitell. Es müsste also eine Reko sein. Dafür ist Frau Lüscher nicht zuständig


    Die Rossebändiger sind kein Fall mehr für Frau Lüscher sonder für den Kultursenator Lederer von den Sozialisten, dem das Landesdenkmalamt untersteht.


    Das betrifft auch einen Umzug des Neptunbrunnens. Durch den Neubau zu DDR-Tagen ist die Schale im übrigen vergrößert worden. Am historischen Ort ist ein Fernwärme-Knotenpunkt. Das LDA wird eine Kopie nicht befördern sondern bestenfalls dulden. Im Wettbewerb zur Freifläche spielte der Neptunbrunnen keine Rolle.


    Das Problem ist, daß der Schloßplatz als Platz nicht erkannt wird. Deshalbfehlen ihm die westliche Platzkante und die Straße ist völlig ohne Rücksicht auf die Platzform durchgelegt worden. Auch fehlt eine Fussgängerpassage durch das Staatsratsgebäude auf dem Grundriß der Brüderstraße, um das Petriviertel anzubinden.

  • @ Baukörper


    ich habe wiederholt Beiträge verfasst, die stichhaltig und eben faktenbasiert sind. Damit ich keinen Fehler mache, habe ich sogar das Bundestagsprotokoll von der Sitzung im Jahre 2002 herausgesucht. Auch die von mir mehrfach skizzierten Zeitpläne sind keinesfalls persönliche Meinungsäußerungen sondern zigfach in der Presse, vom Förderverein und vom Architekten dargelegte Informationen zum aktuellen Zeitpunkt.


    Es ist nicht mein Fehler, dass sie sich mit der Faktenlage so extrem schwer tun. Und wenn man wie sie nicht redlich recherchiert, sondern von Rot-Grünen Bundestagsmehrheiten schreibt, die es so nie gab, dann ist es eben das, was man aktuell als Fake-News bezeichnet. Netter kann man es auch einen groben inhaltlichen Fehler nennen.


    Nur kann man dies in einer Welt, in der Lügen mittlerweile selbst von westlichen Regierungen als Wahrheiten verkauft werden, so einfach nicht mehr stehen lassen. Wenn man in den USA von der größten Amtseinführung aller Zeiten spricht, offenkündig aber nicht einmal die Hälfte an Personen zugegen war, dann ist dies schlicht ein Verrutschen von dem, was ich bisher als Grundpfeiler unserer Demokratie gesehen habe. Und wenn man dann Bundestagsmehrheiten, die es offenkundig nie gab, verkauft, als wären sie doch da gewesen, dann muss man da insistieren!


    Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein, dass bin ich mit Architektenkind und Camondo andauernd. Aber da geht es mehr um inhaltlich völlig andere Bewertungen des zumindest gleichen Fakts. Bei ihnen ist das Problem, dass sie versuchen, Fakten zu konstruieren und da bin ich Demokrat durch und durch, das lasse ich ihnen einfach nicht durchgehen. Zu einem redlichen Diskurs gehört eine anständig recherchierte Faktenlage. Und viele Stammschreiber in diesem Strang haben diese ohne Zweifel. In einer Welt, die zunehmend in eigene Narrative abrutscht, sollten wir uns alle bemühen, noch stärker darauf zu achten, Fakten als solche zu respektieren und diese nicht als Kreativmasse zu betrachten. Daher bin ich z.B. Konstantin für seine sehr am Thema orientierten Beiträge sehr dankbar.


    Es wäre in diesem Kontext gut, wenn wir hier einmal ausloten würden, wo denn Kompromisslinien verlaufen könnten, wo man irgendwie zusammen kommen kann. Denn mir kommt die Diskussion hier manchmal so vor, als wäre es ein Kampf von zwei Gruppen, wo es nur noch darum geht, wer recht hat oder recht bekommt, aber Leute, es ist unser aller Stadt, es ist nicht die Stadt der einen oder der anderen Seite. Ich fände es extrem schön, wenn am Ende beide Gruppen vom Brandenburger Tor zum Alex laufen könnten und jeder findet sich irgendwie wieder.


    Ich gebe in der Nachbetrachtung zu, dass man vielleicht auch von der Schlossfraktion etwas zu unversöhnlich war. Ich halte heute, mit dem großen Zeitabstand, den Umgang mit dem Palast der Republik für falsch, genauso wie ich heute den Umgang der Gegenseite mit dem Schloss für falsch halte.


    Ja, ich glaube, dass das Schloss an seinen jetzigen Platz gehört, man sieht heute bereits, wie es in der Stadt als Knoten wirkt, an dem alle Stränge zusammen laufen. Erst durch das Schloss machen der Dom, die Museumsinsel, die Linden, das Brandenburger Tor wieder einen Sinn.


    Aber, und auch so ehrlich bin ich, der Umgang mit dem Palast der Republik war auch nicht das, was ich mir heute wünschen würde. Ich habe mir vor einigen Monaten das alte Regierungsviertel in Bonn angeschaut und muss sagen, ich bin froh, dass es noch da ist. Es ist nicht hübsch, in Teilen ist es ästhetisch sogar extrem hässlich, aber es ist ein historischer Ort, der viel aus sich heraus erzählen kann, was Bücher oder Filme in dem Maße nicht können.


    In der Nachschau hätte ich mir gewünscht, dass man den Palast transloziert und ihn entweder am anderen Spreeufer oder am Alex wiederaufgebaut hätte. Nicht weil er schön ist und auch nicht, weil ich hoffe, die DDR kommt zurück, genauso wie ich keinen Kaiser will, nur weil ich für das Schloss bin. Aber der Palast war Schauplatz des Untergangs eines Staates aber auch Geburtsstunde eines neuen. Diese Geschichte einfach so zu entsorgen, ohne sich um einen Ausgleich zu bemühen, sehe ich heute als Fehler. Einen Fehler, den man aber vielleicht irgendwann korrigieren kann. Wesentliche Teile des Inventars sind ja erhalten, daher begrüße ich auch, dass einzelne Objekte im Schloss gezeigt werden.


    Was ich damit sagen will, ist, dass man wieder lernen sollte, aufeinander zu zu gehen, Lösungen zu suchen, die Gruppen nicht ausgrenzen sondern darauf drängen, Kompromisse zu finden, die beide Seiten mittragen können. Ja, dies mag manchmal unkonventionell sein, manch Denkmalpfleger dreht sich vielleicht allein beim Gedanken daran im Grabe um, aber letztlich bauen wir doch für die Menschen. Nicht Politiker oder Architekten sollten bestimmen, wie die Herzen unserer Städte aussehen, sondern zuallererst die Menschen, die in diesen wohnen.


    Ich kann es nur nochmal wiederholen. Ich habe sowohl mit dem Alex, der Karl-Marx-Allee wie auch mit dem Ensemble rund um die Gedächtniskirche meinen Frieden gemacht. Ich wünschte mir, andere könnten dies in Bezug auf das Schloss auch tun. Und wenn man sich die Hand reicht, dann ist Berlin groß genug, dass sich jeder in dieser großartigen Stadt wiederfinden kann!

  • Für den Wiederaufbau der Notre-Dame wurden innerhalb von 16 Stunden nach dem schweren Brand etwa 360 Millionen Euro gespendet. Das ist etwa viermal mehr als in vier Jahren für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gespendet wurde.

  • Das liegt aber auch daran, dass Notre Dame weitaus mehr ein Symbol für Frankreich ist, als es selbst das Original des Berliner Schlosses für Deutschland je war. Kommt wahrscheinlich vom Gegensatz Zentralismus - Föderalismus.


    Der Süddeutsche, Westdeutsche, Norddeutsche und selbst oder gerade der Ostdeutsche sieht Berlin, mit Allem was dort abläuft eher kritisch. Die Franzosen sind sich da, bei allen inneren Konflikten, doch einiger.


    Ich weiss nicht wie es anderen geht, aber ich finde, der Förderverein tritt auch zuenhemd selbstherrlich, bisweilen sogar arrogant auf. Auch dass könnte den Spendenfluss beeinträchtigen.


    Die genannten 25 Millionen für das Gigantentreppenhaus erscheinen mir recht happig, in Anbtracht, dass die komplette Fassadenverkleidung für lediglich das Vierfache zu haben war. Bestimmt könnten weinige Großstpender wie in Frankreich diesen Betrag auch aufbringen, möglicherweise fehlt es aber dann doch an der Symbolkraft.

  • ^ und ^^


    Ich denke der Umstand, dass in so kurzer Zeit eine so große Summe für den Wiederaufbau von Notre Dame zusammengekommen ist, ist in erster Linie dem Fakt geschuldet, dass Notre Dame das Zentrum von Paris, somit das Zentrum des ganzen Landes verkörpert und, dass es sich um eine Kirche handelt und nicht um ein weltliches Herrschaftsgebäude wie im Berliner Fall. Ausserdem ist Notre Dame nicht 50 Jahre lang aus dem Bewustsein der Menschen verschwunden wie das Berliner Schloss es war.
    Würde man eines Tages auf die schräge Idee kommen den durch die Pariser Komune zerstörten Tuilerienpalast (1870) wiederaufbauen zu wollen und hierfür eine Spendenaktion anstrengen (es gibt bereits einen Förderverein, ich glaube Forumsmitglied Konstantin engagiert sich dort bereits...), wäre das Ergebnis wohl dem Berliner Spendenaufkommen ähnlich.

  • ^^absolut!
    Außerdem gab es keinen Disneyfilm über das Schloss, der es weltweit populär gemacht hätte ;)

  • ^ Ja, da ist was dran.


    Abgesehen davon, sind die beiden bisherigen Großspenden (100 und 200 Millionen Euro !!!) sicher nicht nur selbstlos aber es zeigt, welche starke Antwort auf so eine Tragödie möglich ist.

  • Also, da würde ich auch meinen, dass man ein solches Unglück eher mit einem Grossbrand des Kölner Domes gleichsetzen müsste, auch von der Bedeutung des Bauwerks her.


    Und da sähe ich auch die deutschen Milliardärsfamilien gefordert.


    Der Kölner Dom eingehüllt in eine überdimensionale Aldi Tüte, das möchte man auch nicht erleben... :lach:

  • Sehe ich auch so. Das einzig annähernd vergleichbare Gebäude wäre der Kölner Dom und selbst für dieses Gebäude wäre die Reaktion bei einem Großbrand bei vielen nur ein Schulterzucken.
    Frankreich hat ein wesentlich stärkeres Nationalbewusstsein und Stolz auf Kulturschätze, während in Deutschland viele mit Häme und Ablehnung (Dafür hat man Geld ohne Ende!) auf derartige Ausgaben reagieren würde. Der Neidfaktor ist einfach größer bei uns als bei den meisten anderen Nationen, die ich kenne, ohne dass ich das irgendwie bewerten möchte, ist halt einfach. Man kann es auch positiv ausdrücken. Die Sensibilität benachteiligt zu werden ist bei vielen sehr stark ausgeprägt und dadurch werden Ausgaben für anderes immer sehr kritisch gesehen.

  • ^ Deine These was den Neid betrifft kann ich so nicht unterstützen. Ich verbringe nun einen Großteil meines Lebens in Frankreich und auch speziell in Paris und ich denke, dass der Neid hier schon eine sehr viel stärkere Ausprägung hat als in Deutschland. Was sich ja auch sehr stark in der aktuellen Gelbwestenbewegung artikuliert.
    Frankreich ist jedoch bei seiner strikten Trennung von Staat und Kirche trotzdem ein Erzkatholisches Land. Das findet gerade jetzt seinen Audruck besonders in der weissen Jugend der Mittel und Oberschicht. Die jungen Leute die jetzt im Zentrum von Paris mit Kerzen in der Hand christliche Choräle anstimmen und ihrer Trauer über dieses Unglück, das ihrer der Heiligen Jungfrau gewidmeten Heimstätte widerfahren ist, Ausdruck verleihen. Es sind aber aber auch jene, die sich noch vor ein Paar Jahren in Massendemonstrationen und Protesten gegen die Ehe für Alle und für ein Abtreibungsverbot engagiert haben.
    Es gibt übrigens auch schon erste kritische Stimmen von Sozialverbänden wie der Fondation Abbé Pierre, was die enorme Höhe der Spenden besonders aus Kreisen der 3 Milliardärsfamilien betrifft, doch die Armen des Landes nicht zu vergessen.
    Auch hatte die vor einiger Zeit begonnene Restaurierungskampagne die jetzt wahrscheinlich ein Auslöser des Brandes war mit erheblichen Geldmangel zu kämpfen und konnte nur in sehr reduzierter Ausführung gefahren werden, eben weil die staatlichen und privaten Gelder hierfür so gering waren (in Frankreich gibt es keine Kirchensteuer die bei Restaurierungen wie in Deutschland üblich immer gern verwendet wird). Der Geldmangel zumindest dürfte sich jetzt erledigt haben.