Leipziger Kaffeeklatsch

  • Die erneute Referenz zu Dresden kam von Stahlbauer, nicht von mir.


    Und ich habe nicht gesagt alles toll und so, sondern dass Dresden ein PROBLEM hat, weil es zwar viele gut bezahlte Jobs hat (relativ gesehen für Ostdeutschland), aber diese in Forschung und Verwaltung angesiedelt sind. Ich weiß jetzt nicht, in wie fern Fraunhofer, Max-Planck und Co. trotzdem Steuern zahlen, aber alleine der Gewinn wird dann dort nicht so hoch sein.


    Ich weiß nicht, was dieses Bundesland Mitteldeutschland bringen soll, aber so etwas wird es zum Glück auch nicht geben. Gerade für Sachsen wäre das überaus dumm. Während Sachsen wirtschaftlich und vor allem fiskalisch im Osten gut da steht, sind Sachsen-Anhalt und Thüringen hoch verschuldet und sicher weit hinter. Wenn es so weitergeht, ist Sachsen bald schuldenfrei und die anderen beiden Bundesländer? Vielleicht 2030 oder 2040?


    Aber selbst dann würde die ganze Verwaltung ja nicht umziehen nach Leipzig? Wie kommst du darauf? Es werden natürlich bestehende Strukturen weiterverwendet und nicht für zig Mrd. EUR eine komplett neue Verwaltung gebaut.


    Auch sehe ich nicht, dass die Forschungslandschaft Leipzigs im MINT-Bereich auch nur annähernd so groß ist wie in Dresden. Die Uni Leipzig hat auch eine ganz andere Ausrichtung und das ist dann wieder Pech für Leipzig, weil monetär eher MINT/Life Sciences honoriert wird (so wie Dresden Pech hat mit den vielen Stellen im öffentlichen Bereich und in der Forschung und daher geringe Gewerbesteuereinnahmen).

  • Malwin ich weiß ja nicht was du unter MINT alles verstehst aber Leipzig hat eine sehr gut laufende Bio city mit passenden Frauenhoferinstituten dazu und ausgegründeten Firmen. Die Uniklinik ist auch nicht grad klein und hat mit der Adipositas Forschung, als Beispiel, auch ein Multimillionenforschungsprojekt laufen.
    Den was ich vermute ist MINT hauptsächlich für dich Ingenieurswissenschaften und Technik.
    Dafür hat Leipzig die HTWK die die zweitgrößte Fachhochschule dieser Art in Sachsen ist nach Mittweida. Dazu haben wir noch die Telekom. Hochschule. Aber wir sind wieder beim Vergleich. Ja Dresden ist eine TU und Leipzig eine U aber in den Naturwissenschaften stehen beide auf ähnlicher Stufe auch im Bereich "Life Sciences"


    Dafür kann sich Leipzig über das Spinlab und die HHL freuen.
    Aber so Schluss mit Statussymbolenschmeißen.

  • Nachdem der sog. sächs. Verfassungsschutz schon im Fall Gemkow ohne irgendeine Erkenntnis plärrte, dass das die Leipziger Antifa gewesen war und damit völlig daneben lag, wurde nun vom Dresdner Landgericht bestätigt, dass das jahrelange Ausspionieren des sog. sächs. Verfassungsschutz in der Causa Conne Island illegal war. Mit dieser Aktion konnte der Verdacht nie erhärtet werden, dass linke Gruppen aus dem Umfeld des Kulturzentrums Straftaten gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung planen würden, es gab auch nie Strafverfahren diesbezüglich. Was den sog. sächs. Verfassungsschutz aber nie störte, trotzdem weiter fröhlich zu behaupten, dass vom Conne Island aus linke Straftaten geplant werden würden.


    Conne Island in Leipzig illegal ausspioniert

  • Im Reigen der "Hypezig" Bewegung gibt es nun Unterstützung von außerhalb der immer gleichen Blase von Zeitungsartikeln.


    Bei einem Interview (ab Min. 2.20) nach einem Auftritt in Berlin, sprach der britische Musiker Pete Doherty davon, sich vorstellen zu können in Leipzig zu leben und an der HGB studieren.


    Ein Ritterschlag von einem der Hauptakteure der Londoner indie rock Szene sowie den "Yellow Press" Klatschspalten. Mit Bands wie 'The Libertines' und 'Babyshambles' und Beziehungen zu Kate Moss und Amy Winehouse. ;)

  • Das ist höchstinteressant. Da stellen sich mir natürlich mehrere Fragen. Zum einen, ob Herr Doherty denn überhaupt eine Hochschulzugangsberechtigung (in English please?) aufweisen kann. Zum anderen, ob ihn nicht doch der an bestimmten Stellen florierende Drogenmarkt am meisten fasziniert hat. Man weiß es nicht.

  • Da er in Großbritannien schon studierte, wäre eine Zugangsberechtigung sicher kein Problem. Außerdem entscheidet bei der HGB auch wirklich das Können. Das ist dort ein jährliches knallhartes Auswahlverfahren. Was ich ihm nicht absprechen möchte - im Gegenteil.


    Dass ihn evtl. die Drogenszene in Leipzig ansprechen könnte, bezweifle ich aber. Im Vergleich zur Londoner Drogenszene, welche auch von unglaublich hohen Summen Geld lebt, ist die Leipziger dann doch ziemlicher Kinderkram!

  • Der Kanzlerkandidat der SPD Martin Schulz war am letzten Wochenende im Leipziger Kunstkraftwerk. Spiegel Online berichtet darüber.


    Eine Journalistin der Berliner Zeitung wird zitiert, die die Frage stellte, ob Martin Schulz mit Ostdeutschland mehr verbindet als die Klischees, dass die Ostdeutschen wohl zu blöd für die Demokratie, abgehängt und unzufrieden sind.


    Martin Schulz wird in Ostdeutschland meist nicht freundlich empfangen. In Halle/Saale und in der Leipziger Innenstadt wurde er beschimpft. Dagegen wurde er im Kunstkraftwerk regelrecht gefeiert.


    Spiegel Online meint, Leipzig sei natürlich auch eine besondere Stadt in den neuen Ländern.


    Leipzig sei wohl die untypischste Oststadt: international dank ihrer Messetradition, recht wohlhabend durch große Arbeitgeber etc. Man würde andernorts in den neuen Ländern wohl kaum mehr Liberalität finden.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer ()

  • ^ Den Spon-Artikel habe ich auch vor einer Woche gelesen. Ich halte nichts von dem ganzen Chulz-Hype, außer, dass die AfD jetzt ganz schön blöd dasteht, weil eine andere Person mit populistischem Gerede, aber ohne rassistischen Rumgequatsche und Tabubrüche, die ganze SPD nach oben pusht, während die sog. Alternativen zwischen rechts und strammrechts zerstritten sind und in den Umfragewerten sinken.


    Leipzig ist zudem historisch betrachtet eine sozialdemokratische Stadt und heute die einzige Stadt in Sachsen, vielleicht sogar in ganz Ostdeutschland, wo die SPD überhaupt noch punkten kann und zumindest den Anschein einer Volkspartei hat. Deshalb kann in Leipzig einer wie Schulz Hallen füllen.


    Dass die Hassbürger hier noch kein Oberwasser haben und nicht brüllend und zähnefletschend im großen Rudel auftauchen, sobald ein Politiker aus Berlin seinen Fuß in die Stadt setzt, hat wohl damit zu tun, dass es in Leipzig noch eine breite und engagierte Bürgerschaft gibt, die sich dem rechten Pöbel entschieden entgegenstellt statt wie woanders er verharmlost oder relativiert wird, man ihm (insgeheim) zustimmt oder mit Desinteresse begegnet.

  • Derartige Artikel haben ja stets etwas von Auslandsjournal. Der Schulz fährt in den Osten, in die neuen Länder!
    Die Bedeutung selbiger für die SPD würde ich außerdem stark relativieren. Die SPD befindet sich hier in aktiver Konkurrenz zu den etablierten Linken. Die fordern seit Jahren nicht viel anderes als Schulz und die SPD neuerdings.
    Bayern dürfte da für die Sozen schon entscheidender sein. Hat so viel Einwohner wie die neuen Ländern zusammen. Schröder holte da 98 knapp 35%, 2013 warens noch 20%.

  • In den neuen Bundesländern ist die Parteienbindung aber noch geringer als in den alten Ländern. Dadurch ist hier prinzipiell viel zu holen, wenn man es schafft, die Menschen anzusprechen.


    Schulz Populismus vorzuwerfen finde ich übrigens hochgradig kindisch - das ist derselbe relativierende both-sides-Ansatz, den Cowboy bei den Rechten sonst kritisiert. Man muss schon differenzieren: Es ist völlig normal, dass so lange vor der Wahl noch kein Programm steht, gerade wenn man einen neuen Parteivorsitzenden hat und als Juniorpartner der Regierungskoalition in den Wahlkampf geht. Die Union ist ja auch noch in der Programmfindungsphase. Wenn man aus der Opposition in den Wahlkampf geht, hat man mehr Zeit zur Vorbereitung.

  • Nebenbei ein bisschen auf dem Boulevard spazierengehen?: Nicht nur Pete Doherty (37) will nach Leipzig ziehen, sondern auch Elyas M'Barek (34). Er hat sich am Floßplatz ein fünfstöckiges Mietshaus gekauft und will sich den Presseberichten zufolge unter dem Dach eine Zweitwohnung einrichten. Hauptwohnsitz bleibt München. Wichtiger als der neue zweite Lebensmittelpunkt ist offenbar die Geldanlage, denn sonst hätte ja auch eine Eigentums- oder Mietwohnung ausgereicht.


    https://www.tag24.de/nachricht…flossplatz-sachsen-224235
    http://www.bild.de/bild-plus/r…nversionToLogin.bild.html


    Und um so halb den Bogen zur hiermit unterbrochenen Diskussion zu schlagen:
    Leipzig wird immer mehr zu einer ganz normalen deutschen Großstadt - derzeit die zehntgrößte, die sich vermutlich in den nächsten Jahren auf Platz acht hocharbeitet. Dafür muss sie Essen und Dortmund überholen, die ebenfalls wieder wachsen, aber etwas langsamer. Dabei zehrt die Stadt auch von "Hypezig". Dies gilt insbesondere für die Gruppe der 30- bis 39-Jährigen (und Jüngere).


    Etwas ältere Menschen in West und Ost, darunter vor allem auch einige Journalist_innen, bekommen diese Entwicklung offenbar eher nur schwer mit den Kategorien in Übereinstimmung, in denen gewohnt sind zu denken. Die Schlagzeile der BILD München: "Elyas wird Ossi!"


    Und deshalb noch ein wagemutiger Vergleich mit Zürich. Hier ist die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen seit der Jahrtausendwende um 22 Prozent gewachsen.


    NZZ, 3.3.2017
    Bevölkerungsstatistik 2016
    Zürich ist jung und multikulti
    Die Zeiten, in denen Zürich schrumpfte, sind vorbei. Ende 2016 lebten knapp 416 000 Personen in der Stadt. Viele von ihnen sind jung und stammen aus anderen Ländern.
    https://www.nzz.ch/zuerich/akt…-und-multikulti-ld.148822



    Quelle: https://www.stadt-zuerich.ch/p…ilungen/2017/170302a.html



    Quelle: http://statistik.leipzig.de/statcity/agepyr_statsvg.aspx


    Zum Vergleich Sachsen 2014: https://www.statistik.sachsen.de/Pyramide/fssa.html

  • Derartige Artikel haben ja stets etwas von Auslandsjournal.


    Ist schon richtig. Gerade die Kollegen Journalisten aus Hamburg, aber auch die der Taz veröffentlichen putzige Artikel. Man denke nur an Sebnitz 2000 . Da waren alle Scheuklappen-Vorurteile parat.


    Wer hätte schon gedacht, dass die Armutshauptstadt Deutschlands den Einzelhandel in Erfurt gefährden könnte. Leipzig ein "übermächtiger Konkurrent in der Nachbarschaft".;)

  • Für den 18.03.2017 hat Christian Worch -Bundesvorstand der Kleinstpartei Die Rechte- eine Demonstration in Leipzig angemeldet. Sein ursprüngliches Ziel, durch Connewitz zu marschieren, hat die Leipziger Stadtverwaltung abgelehnt. Der Aufmarsch soll jetzt im Gebiet um den Bayrischen Bahnhof stattfinden. Die ZEIT -und andere-werden darüber berichten.

  • Ich gehe lieber am Tag darauf zu Pulse of Europe. Da war ich auch letzten Sonntag, das war angenehmer, friedlicher und vor allem positiver.

  • Da es sportlich für RB ja momentan eher nicht so rund läuft, lohnt ein Blick neben den Platz. Der MDR berichtet vom ersten RB-Fanclub in der Oberlausitz, genauer gesagt in Zittau. Dabei kann man den misslungenen Geschichtsexkurs, wonach zwar richtigerweise die nördliche Oberlausitz, alias Energieland ab 1815 zu Preußen, die südliche Oberlausitz, alias Dynamoland, aber von Böhmen nach Sachsen gewandert sein soll, wohl als Beitrag des MDR zum Thema "Fake News" verbuchen.
    Seis drum. RB-Fans werden in Ostsachsen wohl auch in Zukunft eher ein Minderheitendasein fristen. Dass die oberlausitzischen RBler für ihre schon ab Zittau offen zur Schau gestellten Fan-Zugehörigkeit bis Dresden lediglich belächelt werden, mag ich gerne glauben. Da hab ich schon im Raum Leipzig auch eher Begegnungen der unfreundlicheren Art gehabt.