Leipziger Kaffeeklatsch

  • Wenn im Asylgesetz steht, dass hier niemand asylberechtigt ist, der vorher ein sicheres Dritt- bzw. EU-land betreten hat, dann haben wir es definitiv mit Rechtsbrüchen zu tun. Die Leute haben sich ja nicht per Katapult in die Bundesrepublik schießen lassen.

    Ja, aber wenn andere Staaten abweisen und gleichzeitig durchlassen? Was soll Deutschland machen? Die Leute in Budapest lassen, wo rechte Schlägertrupps knüppeln und Polizei durch eine grund-rechte Stimmung gewähren lassen? Oder serbische Milizen prügeln bzw. im Schlamm schmoren lassen?


    Dass das Dublin-System Deutschland theoretisch bevorteilt, steht außer Frage, aber es ist ja nun auch bei der ersten Härteprobe kläglicher als ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen. Die Leute suchen sich eben entgegen aller Beteuerungen von Bundespolitkern, dass es dazu kein Recht gebe, doch das für sie wirtschaftlich attraktivste Land aus.

    Das ist ja auch logisch. Aber wenn sich andere Staaten nicht daran halten, was dann? Unsere Gesetze (wie EU und UN Recht) brechen und Asylsuchende abweisen? Weil es andere Staaten machen?

    Die deutsche Justiz spielt hier eine äußerst unrühmliche Rolle. Mehrere Gerichte haben bereits Abschiebungen nach Ungarn oder Bulgarien aufgrund unzumutbarer Zustände untersagt. Damit hebeln sie die Drittstaatenregelung de facto aus den Angeln, wenn diese Länder plötzlich nicht mehr als sicher gelten.

    Inwiefern? Ausweisungen sind ja rechtlich an Bedingungen geknüpft. Ansonsten wäre das Asylrecht bzw. Asylgesetz obsolet. Von daher wurde kein geltendes Recht ausgehebelt aber angewandt. Eher beunruhigend finde ich die Zustände in manchen EU Ländern.


    Wenn selbst Verfassungsgerichtspräsident Voßkuhle feststellt,[...]"dass wir peu à peu wieder zu einem geordneten rechtsstaatlichen Verfahren zurückgekehrt sind"[/URL], dann haben wir die Bahnen des Rechtsstaates offensichtlich verlassen, sonst könnte man nicht zurückkehren.

    Das sehe ich wie LE Mon. Man kann sich die Dinge so raus ziehen. Dennoch sehe ich als ein gesamt-europäisches Problem, bei welchen sich unterschiedliche Auslegungen zu geltenden Asyl-Gesetzen und Interpretationen zum Humanismus kreuzten.

  • Nein, ich meine die Gegendemo.


    Und ja, ist besser du hörst jetzt auf. Deinen Aussagen kann man leider keinen Glauben schenken, weil, wie von mir oben herausgestellt wurde, öfters die Unwahrheit zum Fakt verdreht wurde.

    Vielleicht machst du erstmal deine Hausaufgaben bevor du so tust als ob!


    Selbst der Wikipedia Artikel aus welchem zu inhaltlich zehrst, zeigt die Unterschiede. Bei den von der Polizei Angaben 15.000 Demonstranten bei LEGIDA handelte es sich nach Berichten mehrerer Beobachter und u.a. auch einem Institut der Universität welche Zählungen durchführte, um keine 5.000 Besucher. Trotz der Schützenhilfe aus Dresden welche nach Leipzig ausrief. Und die Leute mit den Dynamo Dresden Tüten und Schals kamen reichlich.


    Zu der "Gegendemo" in Dresden mit 35.000 lässt sich sagen, dass es nicht so einfach ist. Erstens, wurde von den Initiatoren selbst eingestanden, dass die Motivation bei kostenlosen Konzerten anscheinend eine erheblich höhere ist als bei dem eigentlichen Motiv der Veranstaltung. Zweitens, wurde von allen Seiten bestätigt, dass sich viele PEGIDA Leute in der Masse befanden. Nachweise lieferte PEGIDA voller Stolz ja auch selbst.


    Bevor wir aber weiter auf Zahlen rum kauen, wundert es mich was hier eigentlich dein Anliegen bei allem Guten in Dresden ist? Wenn alles glatt läuft, willst du uns hier was sagen? Das Relativieren mit anderen Standorten und einer "das ist von Außen hereingetragene Propaganda" Einstellung passt irgendwie in das Bild vom Großen und Ganzen. Wenn man sich in Dresden damit anders beschäftigt ist das jedermanns gute Recht. Sich dann aber mit der (falsch geglaubten aber gelebten) Außendarstellung zu beschäftigen ist nicht nur inkonsequent aber auch irgendwie die immerwährende Antwort. "Allä sin immorr gägn uns.... Das ist wirklich langweilig!


    Dein Einsatz - drei, zwei, eins, los!


  • Mein Punkt war, und das sollte aus dem Zusammenhang mit Bad Godesberg auch mit ein klein wenig Nachdenken auch klar werden, nicht die Unterscheidung zwischen Burka oder Niqab. Es ging um den Unterschied zwischen Medizintouristinnen oder der weiblichen Begleitung von Medizintouristen aus dem arabischen Raum [...] Du ignorierst diesen Kontext und unterstellst mir stattdessen irgendwelchen Stuss.


    Also zunächstmal war es überhaupt nicht mein Anliegen, das Burka-Thema zur Diskussion zu bringen. Ich halte das für reichlich symbolisch überfrachtet. Aber die von dir zitierten (Experten)Aussagen, wonach man in Deutschland sinngemäß mit der Lupe nach Burka-Trägerinnen suchen müsste, sind schlichtweg schwachsinnig. Nur weil ein Phänomen in kleinem Umfang auftritt, ist es ja nicht automatisch weniger problematisch, siehe Kinderehen.
    Es ist mir diesbezüglich also auch völlig einerlei, ob es sich bei den Burkaträgerinnen in Bonn um reiche Arabergatinnen, Afghaninnen oder Herrn Broder auf einer seiner Ulktourneen handelt. In der Regel steht es den derartig verhüllten Personen nicht auf der Stirn (oder in dem Fall halt irgendwo anders) geschrieben, wie viel Geld oder welchen Aufenthaltsstatus sie haben. Im übrigen wäre das im Falle einer gesetzlichen Regelungen wie in anderen Ländern ebenfalls unerheblich.




    Ebenso bei dem Voßkuhle-Zitat, das lautet nicht nur "zu einem rechtsstaatlichen Verfahren", sondern "zu einem geordneten rechtsstaatlichen Verfahren". Das Gegenteil ist dann nicht zwingend ein "nicht rechtsstaatliches Verfahren", sondern kann auch ein "ungeordnetes rechtsstaatliches Verfahren" sein. Und wenn der Satz in dem FAZ-Artikel zuvor auch noch lautet: "Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle hat sich gegen Äußerungen aus der CSU gewandt, Deutschland habe in der Flüchtlingskrise teilweise aufgehört, ein Rechtsstaat zu sein." wird das auch sehr klar. Aber wenn man alles einfach ignoriert, was der eigenen Argumentation entgegensteht, verdreht man manche Aussage eben schnell mal in ihr genaues Gegenteil. Blöd nur, wenn man dabei erwischt wird.


    Interessante Differenzierung. Bis zu welchem Grade ist denn ein "ungeordnetes rechsstaatliches Verfahren" noch rechtsstaatlich bzw. ab wann wirds nicht mehr rechtsstaatlich? Das klingt eher, um es salopp zu sagen, nach "bisschen schwanger". Im Übrigen sind Seehofer und Voßkuhle in ihren Äußerungen ja auch gar nicht weit auseinander. Ersterer spricht von einer "teilweisen" Aufhebung des Rechtsstaates in der Asylfrage und Voßkuhle spricht von "ungeordneten" rechtsstaatlichen Verfahren. Es sind sich offensichtlich beide einig, dass hier etwas nicht ordnungsgemäß abgelaufen ist.


    Gott sei Dank sind deutsche Richter und Richterinnen keine Maschinen oder Erfüllungsgehilfen der Staatsregierung, die stur vom Blatt ablesen, sondern sie beachten bei ihrer Entscheidungsfindung den größeren Zusammenhang und die aktuelle Situation vor Ort.


    Ich erwarte, dass sich Gerichte an die Gesetzeslage halten und nicht das Geschäft der Tagespolitik betreiben. Diese Länder gelten nach wie vor als sichere Drittstaaten.



    Bulgarien wurde 2007 in die Europäische Union aufgenommen. Seit der Parlamentswahl von 2009 gibt es immer Proteste, Rücktritte, Interimsregierungen, vorgezogene Neuwahlen usw.
    Soviel zu: ... "wenn diese Länder plötzlich nicht mehr als sicher gelten" ...


    Was spielt das für eine Rolle? Sie sind nach wie vor Mitglieder der Europäischen Union, erfüllen also nach wie vor ihre rechtlichen Standards. Wozu gibt es denn die Einstufung als "sichere Drittstaaten“ im Asylgesetz, wenn sich Gerichte beliebig darüber hinwegsetzen?


    Ja, aber wenn andere Staaten abweisen und gleichzeitig durchlassen? Was soll Deutschland machen? Die Leute in Budapest lassen, wo rechte Schlägertrupps knüppeln und Polizei durch eine grund-rechte Stimmung gewähren lassen? Oder serbische Milizen prügeln bzw. im Schlamm schmoren lassen?


    Sich vielleicht nicht in die inneren Angelegenheiten anderer EU-Staaten einzumischen, wäre schonmal ein Anfang.



    Das ist ja auch logisch. Aber wenn sich andere Staaten nicht daran halten, was dann? Unsere Gesetze (wie EU und UN Recht) brechen und Asylsuchende abweisen? Weil es andere Staaten machen?


    Andersrum wird ein Schuh drauß, bei korrekter Anwendung des eigenen Asylrechtes hätte ein Großteil eben nicht aufgenommen werden dürfen. Geschweige denn von der Sogwirkung, die das ausgelöst hat. Es überrascht mich überhaupt, dass sich die südosteuropäischen Länder über ein halbes Jahr lang als Transitländer haben missbrauchen lassen.

    Inwiefern? Ausweisungen sind ja rechtlich an Bedingungen geknüpft. Ansonsten wäre das Asylrecht bzw. Asylgesetz obsolet. Von daher wurde kein geltendes Recht ausgehebelt aber angewandt.

    Ja schön wärs. :lach:

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • hedges
    Lass doch gut sein! Immer wenn diese Diskussion hier losbricht beginnt das Relativieren und mit dem Finger auf andere zeigen von vorne. Dann ist es plötzlich nur eine Minderheit von tausend...ach was...von 500 Leuten und überhaupt in Leipzig ist eh alles viiieeeel schlimmer mit den ganzen Linkschaoten usw.usf... Ich bin da bei Cowboy: Die Aussendarstellung Sachsens/Ostdeutschlands ist verheerend. Während im Osten Leipzig seinen Ruf als Linkenmoloch weg hat wird in Westdtl. alles in einen Topf geworfen und den Ossis per se eine braune Attitüde unterstellt. Regionale Unterschiede gibt es da praktisch nicht. Was ich nicht verstehe ist wenn in Dresden doch alle von Pegida genervt sind und um den Ruf der Stadt fürchten warum es dann nicht in viel größerem Maße Gegenproteste und dergleichen gab. Teilweise kam da ja fast überhaupt nichts rum. Aber das ist auch nur meine leipziger Sicht die an der Elbe traditionell anders gesehen wird. So war es und so wird es immer...

  • Bevor wir aber weiter auf Zahlen rum kauen, wundert es mich was hier eigentlich dein Anliegen bei allem Guten in Dresden ist? Wenn alles glatt läuft, willst du uns hier was sagen? Das Relativieren mit anderen Standorten und einer "das ist von Außen hereingetragene Propaganda" Einstellung passt irgendwie in das Bild vom Großen und Ganzen. Wenn man sich in Dresden damit anders beschäftigt ist das jedermanns gute Recht. Sich dann aber mit der (falsch geglaubten aber gelebten) Außendarstellung zu beschäftigen ist nicht nur inkonsequent aber auch irgendwie die immerwährende Antwort. "Allä sin immorr gägn uns.... Das ist wirklich langweilig!


    Ich habe mit dem Thema nicht angefangen, nur geantwortet. Weil es für mich kein Thema ist.


    Hier zur angeblich schlimmen Außendarstellung:
    http://m.sz-online.de/nachrich…nach-dresden-3510261.html


    71 Prozent würden gerne Dresden besuchen. Davon könnte Leipzig nur träumen, selbst wenn es Connewitz nicht gäbe.


    Ich weiß nicht was du willst? Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit einschränken? Andersdenkende umbringen? Pegida, MLPD, Tierschutzpartei, Partei biebeltreuer Christen... Es gibt viele politische Splittergruppen. Keiner davon würde ich mehr Aufmerksamkeit geben als ihr zusteht.


    Im Gegensatz zu anderen Bundesländern erreichen in Sachsen Volksparteien noch eine große Mitte der Gesellschaft. Die CDU knapp 40 Prozent. NPD ist komplett raus aus dem Landtag.


    EDIT:


    http://www.dnn.de/Mitteldeutsc…ie-ueber-Pegida-vorgelegt


    Pegida brauchte das perfekte Zusammenspiel dreier parallel laufender Strukturen, um sich etablieren zu können: Die Aufmerksamkeit der Medien, um mehr Menschen zu erreichen, die Facebook-Gemeinschaft zur Organisation und Selbstbeschreibung sowie die Demonstrationen, um sich selbst zu legitimieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Malwin ()

  • Mal was gaaanz anderes, weil es mich nicht loslässt: Wenn ihr auf dieser Fotogalerie über Leipzig das 11. Bild von oben (linke Spalte) mit dem Titel "RB Arena / Zentralstadion" anklickt, seht ihr hinten rechts am Horizont so was wie eine Bergkette. Sehen wir da etwa den ca. 130 km entfernten Brocken im Harz? Ich meine fast: Ja.


    Hinterm Wasserturm im Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg meine ich auch eine der "Pyramiden" im Mansfelder Land zu erkennen.

  • Also ich bin ja miserabel im Einschätzen solcher Entfernungen bei flachen Landschaften. Bei uns zu Hause gehts da deutlich hügeliger zu, was mehr Orientierungspunkte bietet. Aber du könntest schon recht haben. Die Richtung stimmt und andere nennenswerte Erhebungen zwischen Harz und Leipzig fallen mir nicht ein.

  • ^ Eben. Es gibt kein anderes Mittelgebirge, das in dieser Richtung in Frage käme als der Harz. Wenn ich das Bild von unserem Uniriesen auseinander ziehe, meine ich auch die Form des Brockens sowie Aussichtsturm und Sendemast zu erkennen. Lt. luftlinie.org befindet sich der Brocken 130km von Leipzig entfernt. Auf Wikipedia steht außerdem geschrieben, dass vom Brocken aus manchmal das Rothaargebirge in NRW zu sehen ist (164 km), und auch der Fichtelberg (210 km).


    Zitat von Saxonia

    Bei uns zu Hause gehts da deutlich hügeliger zu, was mehr Orientierungspunkte bietet.


    Ja. Meine beste Hälfte stammt nur ein paar Kilometer von deinem Heimatort entfernt. Gleich hinterm Haus meiner Schwiegereltern befindet sich ein Hügel. Wenn man oben ist, hat man einen herrlichen Blick auf die Kammlagen des Erzgebirges mit Fichtel-, Keil- und Auersberg im Süden. Im Norden sieht man recht häufig den Wasserdampf vom Kraftwerk Lippendorf südlich von Leipzig aufsteigen.

  • Mal was gaaanz anderes, weil es mich nicht loslässt: Wenn ihr auf dieser Fotogalerie über Leipzig das 11. Bild von oben (linke Spalte) mit dem Titel "RB Arena / Zentralstadion" anklickt, seht ihr hinten rechts am Horizont so was wie eine Bergkette. Sehen wir da etwa den ca. 150km entfernten Brocken im Harz? Ich meine fast: Ja.


    Hinterm Wasserturm im Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg meine ich auch eine der "Pyramiden" im Mansfelder Land zu erkennen.


    Hallo Cowboy, das sollte der Petersberg bei Halle sein. Den Brocken sieht man bei den Bedingungen wie auf dem Bild von Leipzig aus gar nicht. Und auch der Sendemast würde eher zum Petersberg passen.

  • Ich gebe meinem Vorredner recht und denke ebenfalls, dass es sich um den Petersberg handelt. Die "Pyramide" hinter dem Wasserturm ist wahrscheinlich auch noch nicht im Mansfelder Land, sondern eher, meiner Vermutung nach, eine Halde auf dem Knauf Gips Gelände in der Nähe von Halle und Schkopau.
    Etwas links vom Petersberg kann man vielleicht eine solche "Pyramide" in ganz weiter Entfernung erahnen. :)


    Viele Grüße ein langer Mitleser und nun neues Mitglied.

  • Ja, danke. Da habt ihr beide wohl recht und ich habe mich von der abendlichen, leicht surreal wirkenden Szenerie mitreißen lassen. Hier ist gleiche Perspektive nüchtern am Tag, und da erkenne ich den Petersberg auch sofort wieder. Grob die Richtung stimmte (etwas zu weit nördlich für den Harz), aber ich lag etwa 90km daneben.


    Willkommen als aktives Mitglied im Forum, LEcity!

  • In Halle wird gerne darauf verwiesen, dass der Petersberg der höchste Berg auf dem dortigen Breitengrad bis zum Ural sei.
    Statistisch gesehen mag das stimmen, aber wie hoch ist der Petersberg eigentlich?


    Nachdem ich mich das gefragt hatte, habe ich bei WIKIPEDIA nachgeschaut. :eek:

  • Spannende Diskussion! Der Petersberg war auch mein erster Verdacht, ich würde diesen aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen. Denn in der Sichtlinie Innenstadt Leipzig-Petersberg befindet sich der Tower des Flughafens bzw. das weitere Flughafengelände. Auf dem oben verlinkten Bild ist aber höchstens das weit südliche Vorfeld zu sehen (?).


    Hier zum Vergleich ein etwas grobkörniges Bild mit Blick vom Uniriesen.


    Ich tendiere daher auch zum Harz, zumal ich ein wenig links vom Hauptkamm des Gebirges eine kleine Kuppe erahne, die dem Kyffhäuser entsprechen würde.

  • ^ Interessanter Aspekt. Die linke Seite des Petersbergs fällt zudem deutlicher ab als die rechte, und der Blick geht über die nordwestlichen Stadtteile Wahren und Lützschena-Stahmeln. Auf dem Foto oben, bei dem ich den Brocken vermutete, geht der Blick hingegen über Böhlitz-Ehrenberg, also südlicher (was passen würde), und der Berg knickt rechts etwas mehr ab als links - also konträr zum Petersberg bei Halle.


    Weitere Meinungen?

  • Nicht nur für Straßenbahn-Fans interessant, eine Fahrt mit der Bimmel im Jahr 1931 quer durch Leipzig. Von der Torgauer Straße über die Eisenbahnstraße, nördlicher Innenstadtring, Ranstädter Steinweg, Frankfurter Straße (heute Jahnallee) bis zum Straßenbahnhof Angerbrücke. Später von der Zeitzer Straße (heute "Karli") über Schillerstraße, Augustusplatz, Goethestraße, Hbf, Blücherstraße (heute Kurt-Schumacher-Str.) bis Yorkplatz (heute Wilhelm-Liebknecht-Platz).


    Der Straßengrundriss ist heute fast überall noch der gleiche (wenn auch leider einige Gebäude wie die repräsentative Neue Börse fehlen). Die Situation am Tröndlinring ist heute anders, ebenso zwischen Schillerstraße und Augustusplatz.



    Hätte nicht gedacht, dass vor 85 Jahren so viele Fahrräder unterwegs waren.

  • Cowboy: Habe das Video vor ein paar Wochen auch zufällig auf YT gefunden. Dort ist es nach meinen Eindrücken qualitativ eines der besten Videodokumente aus der Zeit. Schön auch, dass eben nicht nur der unmittelbare Innenstadtbereich gezeigt wird.
    Vergleichbare Aufnahmen aus anderen Linien habe ich in der Qualität bisher leider nicht sehen können.

  • ^ Finde ich auch. Vieles ist vertraut, aber auch fremd, weil Gebäude heute in einem anderen städtebaulichen Kontext stehen. Ab Minute 11:10 zB fährt die Bimmel vom Ranstädter Steinweg auf die heutige Jahnallee zu. Ich konnte das herausstechende Eckhaus nicht einordnen. Dachte, es müsste doch die Jahnallee 2 sein, passt aber gar nicht. Das Eckhaus stand früher zurückgesetzt in der Straßenflur. Das markante gründerzeitliche Eckhaus, das wir im Video sehen, müsste jenes sein, das vorm Krieg an dieser Brandwand stand.


    Der Straßengrundriss am Übergang Jahnallee und Ranstädter Steinweg wurde ja erst im Zuge der WM 2006 zwar leicht verändert, dafür aber mit großer Wirkung. Heute ist es nämlich fast unmöglich, da überhaupt noch ein Gebäude zu bauen und die vollgeschmierte Brandwand mit der Hundewiese davor bleibt uns lange erhalten. Und wir erinnern uns, dass die Kleine Funkenburg dran glauben musste.


    Mit dem Video wird einem wieder bewusst, dass heute selbst kleinste Veränderungen in städtebaulicher Hinsicht fast immer ein großer Nachteil bedeuten.

  • Ich glaube das besagte Eckhaus stand an der vorderen Brandwand Richtung Ranstädter Steinweg. Die kleine Einmündung in die Sackgasse davor existiert ja noch. Es verwirrt schon leicht auch weil dem gegenüberliegenden Eckbau heute der Erker fehlt.


    Mich hat vor allem die Markisendichte beeindruckt.

  • ^ Das besagt Gebäude umschloss die heute fehlende Schließung des Blockrands mit den beiden nun existierenden Brandwänden. Die gegenwärtige Straßenverängung passierte also schon einen Block früher. Natürlich müsste auch aus heutiger Sicht, die Lücke zumindest soweit möglich, geschlossen werden.


    Für mich sind mehrere Aspekte in dem Video ganz interessant. Erstens, die städtebaulich wesentlich ungünstigere, und im historischen Kontext betrachtet extreme, Breite des nördlichen Rings zwischen dem Hotel Astoria und Ranstaädter Steinweg. Hier sieht man ganz klar, dass die städtebauliche Situation am Tröndlinring mit der Einmündung zur Gerberstraße völlig ruiniert wurde. Im Video sieht man eine wesentlich passendere Fassung des Rings mit Grünstreifen und Representationsfassaden. Die Richard-Wagner-Straße führte demnach von der Goethestraße komplett durch, bis zum Wagner Platz am Geordelerring. Davor (auf dem heutigen schmalen Grünstreifen) gab es das alte Theater und eine Art Pavilion mit Kuppel. Dann kam erst der Grünstreifen und die natürlich engere Straßenführung. Eine ähnliche städtebauliche Definition der Raumkannte wäre heute nur mit einer wesentlich höheren Bebauung zu schaffen.


    Zweitens, der Eingang in die Gerberstraße ist heute viel zu groß. Die ganze Gerberstraße viel zu breit, was das Quartier mit der derzeitigen Bebauung nicht nur ausfranzt. Sondern auch die Situation zwischen Eutritzscher Straße/Berliner Straße und Wilhelm-Liebknecht-Platz völlig unbefriedigend erscheinen lässt. Während vor der Kriegszerstörung die Gerberstraße eine kleinere Straße war, war die Kurt-Schumacher-Straße die Hauptverbindung zwischen Hauptbahnhof und Nordvorstadt. Mit der heutigen Straßenanordnung ist der Wilhelm-Liebknecht-Platz im Abseits und die Gerberstraße eine viel zu breite Viale. BTW: kennt jemand das Gebäude hinter der Börse? Die Fassadenstaffelung mit einem weit oben stehenden Portikus, kenne ich so nur aus London.


    Der letzte interessante Aspekt ist die hohe Dichte an vor-Gründerzeitbebauung am Anfang des Ranstädter Steingwegs. Das ist sehr beachtlich. Des Weiteren sieht man auch am im Video befindlichen Eckbebauung an der Kreuzung - Tröndlin-/Goerelerring - dass hier dringend das Hochhaus gebaut werden sollte, um die Megakreuzung zu entschärfen. Nach den Bildern bin ich nun sogar für eine Bebauung der Ecksituation gegenüber, auf dem Parkplatz des derzeitigen Naturundemuseums.

  • Der "Pavillon mit Kuppel" ist das Gebäude der "Dauernden Gewerbeausstellung", zeitweilig war hier auch das Naturkundemuseum untergebracht.
    Beim Gebäude hinter der Börse dürfte es sich um das Haus Moses Lazarus handeln.


    Wiki-Zitat:

    Für Moses Lazarus erbaute der Leipziger Architekt Steib an der Packhofstraße 11-13 von 1865 bis 1866 ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftsgebäude, das 15 Achsen breit war. Geschmückt war der mittlere Teil mit Kolossalsäulen, die ein Giebeldreieck trugen.[107] Lazarus war Vize-Präsident des 1869 in Leipzig gegründeten und 1882 aus Sachsen ausgewiesenen Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes, eines Dachverbands der jüdischen Gemeinden Deutschlands zur Kooperation im Verwaltungswesen sowie vor allem zur Hebung des sozialen, wissenschaftlichen und ethischen Lebens der Juden. Im Gebäude Packhofstraße 11-13 wohnten Alexander Rapaport (1833–1910), Rauchwarenhändler, und seine Frau Maria Rapaport (1841–1912). Im Haus hatte auch die jüdische Firma Hundert &/ Co. ihren Sitz, die mit Leinen- und Baumwollwaren handelte und eine Filiale in der Hainstraße 5 hatte.[108]

    https://de.wikipedia.org/wiki/…llen_und_Stadth.C3.A4user