Leipziger Kaffeeklatsch

  • Google wird StreetView tatsächlich noch einmal aktualisieren - wer also nochmal die Zeitenwende wie z. B. am Brühl genießen will, muss sich beeilen.

  • Für die schlechte Entwicklung gibt es mehrere Gründe. Hat, wie bereits erwähnt, nichts mit dem Flughafen zu tun bei dem es ja trotz der Meldung recht ordentlich läuft.

    Würde mich wirklich interessieren, woran konkret machst du eine schlechte Entwicklung von Leipzig fest? Ich sehe das ehrlicherweise komplett anders.


    Mod: Dieser und nachfolgende Beiträge aus dem Flughafen-Thread hierhin verschoben

  • ^

    Eine Diskussion geeignet eher für den Kaffeklatsch-thread (daher evtl. verschieben).


    Da es, wie erwähnt, eine Reihe von Gründen sind wäre eine simple Stichwort-Aufzählung deutlich einfacher aber ich versuche es dennoch in ganze Sätze zu gießen auch damit vlt. etwas klarer wird was gemeint ist.


    Ich denke es ist zuerst mal nicht vermessen zu behaupten, dass das 2010er-Hypezig-Jahrzehnt nicht nur kalendarisch vorbei ist – zu viele Krisen kurz nacheinander nagen irgendwie auch an dieser Stadt. Während allerdings andere ostdt. Kommunen kürzlich einen Boost im zukunftsträchtigen, gutbezahlten Hightech-Sektor erlebten (Intel, Bosch, CATL, Infineon, TSMC usw.) freut man sich hier seit zwei Jahren über eine mittelgroße Deo-Fabrik. Großansiedlungen sind hier auch erstmal nicht zu erwarten.

    Man besitzt mit der Automobilindustrie nur eine Sparte, die große Wertschöpfung erzeugt und die Stadtfinanzen maßgeblich stützt. Sollten die Autobauer schwächeln bekommt man es massiv im Stadtsäckel zu spüren. Andere Standortentscheidungen gingen kürzlich ebenfalls zu Ungunsten Leipzigs aus. Kurioserweise hat die Schwester an der Saale hier gleich dreimal profitiert Stichwort Cyberagentur oder das Zukunftszentrum. Auch der Entscheid für das Großforschungszentrum in Delitzsch (großer benefit auch für Halle und Leuna, Leipzig hat nur mit der Uni eine kleine Aktie daran) ist hier zu nennen. Bei den anderen beiden Projekten, die zur Wahl standen, hätte es für Leipzig deutlich mehr impact gegeben.


    In der Stadt fehlt es darüber hinaus weiterhin an gut bezahlten Jobs zum Beispiel im Tech-Bereich. Dass hängt natürlich u.a. auch mit den strukturellen Nachteilen (keine TU) zusammen. Die Uni patzt ja leider regelmäßig bei der Exzellenzinitiative - mal schauen was diese Runde so geht. Andere Themen sind die extrem langsame Verwaltung (8x langsamer als der dt. Durchschnitt), der schleppend verlaufende ÖPNV-Ausbau (Tram, S-Bahn), der auch hier im Forum immer wieder bemängelt wird. Der Mangel an geeignetem Wohnraum führt u.a. zu einer starken Abwanderung junger Familien. Sollten die Neubauraten (auch im geförderten Wohnungsbau) nicht bald wieder signifikant steigen besteht die Gefahr von gravierenden sozialen Dysbalancen für die Stadtgesellschaft – steigende Mieten, Verdrängung - ihr kennt die Themen. Die hiesige Einkommensstruktur ist halt leider immer noch vergleichsweise miserabel.


    Andere Baustelle: Baukulturell sieht man leider einen Trend zum Erhalt simpelster DDR-Architektur – so geschehen mit der Unterschutzstellung des „Ensembles“ an der Gerberstraße oder aktuell am Matthäikirchhof. Zumindest damit steht Leipzig nicht alleine da.


    Besorgniserregender als manch genanntes (welches immer auch Konjunkturen unterliegt) ist allerdings eine Art Wachstumsfeindlichkeit, die sich in Teilen der Bevölkerung breit macht und die m. M. n. nicht zur DNA dieser Stadt passt. Man hat das Gefühl, dass der Boom wenn schon nicht überfordert so zumindest doch satt gemacht hat (Beispiel siehe die Reaktionen hier im Forum zum Zukunftszentrum). In den Jahren nach der Wende gab es mit dem Leipziger Modell mal ein parteiübergreifendes Zusammenwirken zum Wohle der Stadt. Davon ist leider überhaupt nichts mehr übrig. Heute heißt es Standrand-Auto-Phalanx gegen Fahrradspur-Front und gefühlt hat sowieso jeder Strauch seine eigene Bürgerinitiative – das Nimby-Tum ist groß in dieser Stadt.


    Was bleibt ist ein sattes, in Teilen stagnierendes Leipzig ohne echte Zukunftsvision - wo will man hin, wofür will man stehen, man weiß es nicht. Das war mal anders.

  • Richtige Analyse. Dabei vergißt man aber in dieser saturierten Stadtgesellschaft, dass der ländliche Raum mit weiter bestehenden Strukturschwächen gleich hinter dem BMW-Werk anfängt. Um Leipzig herum gibt es (Halle ausgenommen), keinen einzigen selbsttragenden Wachstumskern. Die gesamt Region zwischen Delitzsch und Altenburg ist wohlstandsmäßig von Leipzig abhängig. Dieser Verantwortung wird man jedenfalls nicht gerecht, wenn man Fahrspuren grün anpinselt und behauptet, sie gäben dem Fahrradverkehr mehr Raum. Das sind egoistische Symbolmätzchen für linksgrüne Bevölkerungsteile. Im Unterschied zu München fahren auf diesen Fahrspuren keine Manager im X5 mit Starnberger Kennzeichen, sondern die 40 jährige Industriekauffrau im gebrauchten Kia auf dem Weg zu ihrer Arbeit.

  • ^ Ich verstehe, dass Grünen-Bashing in ist wie nie zuvor und dass es einfach cool ist, keine Gelegenheit auszulassen, um gegen die linksgrüne Versifftheit im Lande abzuledern. Inhaltlich ist dein Vorwurf natürlich Nonsens, aber das weißt du sicher selbst, oder wird man den Käffern zwischen Delitzsch und Altenburg etwa gerecht, wenn in Leipzig keine Fahrspuren grün angemalt werden?


    Die neue Radspur auf dem Ranstädter Steinweg Richtung Innenstadt war übrigens überfällig, da sie jetzt viel mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger bringt und der Autoverkehr in keinster Weise dadurch eingeschränkt wird. Ich habe es sogar an einem Mittwochvormittag geschafft, besagte Spur mit dem Fahrrad zu nutzen, ohne das ein einziges Auto zwischen Leibnizstraße und Ring zur gleichen Zeit unterwegs war. Man fragt sich also eher, wieso man dort jahrelang an zwei Autospuren festgehalten hat, während Radfahrer, Fußgänger und Straßenlaternen den schmalen Bürgersteig daneben teilen mussten. Das interessiert in Mohlis natürlich auch keinen.



    Während allerdings andere ostdt. Kommunen kürzlich einen Boost im zukunftsträchtigen, gutbezahlten Hightech-Sektor erlebten (Intel, Bosch, CATL, Infineon, TSMC usw.) freut man sich hier seit zwei Jahren über eine mittelgroße Deo-Fabrik.


    Ich warte ja immer noch auf die vom OBM angekündigte Großansiedlung. Das war wohl dann nur heiße Luft.

  • Leipzig gehört auch weiterhin zu den am stärksten wachsenden Großstädten in Deutschland und wird bald Stuttgart und Düsseldorf überholen. Mit dem Krystallpalast-Areal, dem Löwitz Quartier, dem Bayerischen Bahnhof und Leipzig 416 sind neue Quartiere bereits im Bau oder sind bei der Planung mittlerweile sehr weit. Endlich geht es auch am Leuschner-Platz los und auch der Stadthafen wird neue Impulse geben. Nächstes Jahr darf man sich auf Spiele der EM in Leipzig mit internationaler Reichweite und Besuchern aus mehreren Ländern freuen.


    Menschen kommen dabei nicht nur nach Leipzig, weil die Stadt sehr lebenswert ist, sondern weil es eben auch Arbeit gibt, die entsprechend bezahlt wird. Die Mieten steigen in Leipzig, weil mehr Geld in der Stadt ist. Klar, von München und Co. ist man finanziell weit weg, aber die Entwicklung geht ja klar nach oben. Von Jobs im Tech-Bereich kann man natürlich weiter träumen, aber da waren schon immer andere Regionen stärker in Verbindungen mit den Universitäten und das wird man aus meiner Sicht nie ändern. Das Gesundheitswirtschafts- und Biotechnologie-Cluster sollte man übrigens nicht unterschätzen. Gewachsen ist in Leipzig nicht nur die Bevölkerung, auch im Tourismus liegt man für dieses Jahr bei den Übernachtungszahlen über dem Rekordjahr 2019. Das ist keine Selbstverständlichkeit.


    Ob jetzt staatlich extrem subventionierte Ansiedlungen für eine Stärke der Stadt/Region zählen oder Behördenansiedlungen, das bezweifle ich dann doch stark. Zumal Leipzig da mit dem Fernstraßenbundesamt oder der Bundesagentur für Sprunginnovationen auch in den letzten Jahren einiges vorzuweisen hat. Die kommen logischerweise nicht jedes Jahr. Vom Großforschungszentrum in Delitzsch wird auch Leipzig profitieren, wenn die S-Bahn 20 Minuten bis Delitzsch fährt. Auch beim Zukunftszentrum in Halle wird es positive Effekte für Leipzig durch die Lage am dortigen Hauptbahnhof geben und ich finde es toll, dass es dort hingegangen ist. Halle benötigt mehr solche Impulse als Leipzig und das wird dort einen viel höheren Stellenwert haben.


    Zum Thema Umland: Die Zeit ist lange vorbei als das Wachstum von Leipzig wesentlich aus dem Umland kam. Es hat sich jetzt komplett gedreht, dass Leipzig wie andere Großstädte schon viel früher über die administrativen Grenzen hinauswächst. Insbesondere in Gemeinden mit sehr guter Anbindung gab es ein Wachstum und mit Blick auf die Bevölkerungsprognose wird man dies auch zukünftig erwarten, trotz des demographischen Wandels, der im Umland natürlich stärker relevant ist. Man schaue mal auf die Bevölkerungsprognose bei der sich Leipzig und Umland klar abheben: https://www.bevoelkerungsmonitor.sachsen.de/gemeinden.html


    Diese Erzählung, dass das Umland abgehängt ist und wird, hört man zwar immer wieder, aber genau das Gegenteil ist der Fall mit Blick auf die Entwicklung. Aus dem Südraum hat sich sowohl die ÖPNV-Anbindung stark verbessert seit dem City-Tunnel als auch jetzt die Anbindung mit dem Auto. Musste man aus Chemnitz noch Bundesstraße fahren, ist man jetzt auf einer fast fertigen Autobahn unterwegs. Mal ab vom Thema Verkehr, die Entwicklung der Seen hat die Lebensqualität klar erhöht.


    Ich bin übrigens auch bei LEOnline, was einige Tendenzen im Leipziger Stadtrat angeht. Das Leipziger Modell stand eigentlich für sich und ich hoffe, dass man da wieder stärker hinkommt. Es war teilweise extrem finster, was da auch gegenüber der Stadtverwaltung abgelassen wurde.


    Sorge bereitet mir auch die Personalsituation im ÖPNV in der Region. Das 49€-Ticket ist eine tolle Sache gerade für Menschen im Umland mit guter ÖPNV-Anbindung. Die Fahrgastzahlen sind klar gestiegen, aber wenn immer wieder S-Bahnlinien nicht wie geplant bedient werden können, ist das maximal bescheiden für die Verkehrswende der Region.


    Ja, es ist auch nicht alles toll bei uns und es gibt kritische Punkte, aber ich sehe Leipzig und Umland im Grundsatz weiter auf einem guten Weg.

  • Mich stört bisweilen dieses Kirchturmdenken. Ob nun Leipzig, Dresden, Magdeburg, Erfurt, Halle oder aus Platzgründen eben irgendwo dazwischen - wir müssen uns über jede Ansiedlung im mitteldeutschen Raum freuen. Die Stärkung Leipzigs geht nur zusammen mit der Region - nicht gegeneinander, schon allein aus Platzgründen. In der Weltwirtschaft interessieren 50 km Distanz niemanden.

    Anmerkung: Künftig entscheiden sich meiner Meinung nach Industrieansiedlungen ohnehin am Vorhandensein natürlicher Ressourcen. Alles an einem Ort zu bündeln ist nicht klug. Ansiedlungen wie TSMC mit seiner Halbleiterherstellung z.B. sind extrem wasserintensiv (wen es interessiert https://e-fundresearch.com/new…brauch-der-chip-industrie). Ich bin sehr gespannt, wie man das in der tendenziell trockener werdenden Dresdner Region längerfristig bewerkstelligen will. Dies gilt im Übrigen gleichermaßen für andere Industriezweige.

  • Das Problem mit dem Wasser ist für Intel und Magdeburg nicht weniger kritisch. So sehr ich mich über die Ansiedlungen freue, aber das sind wirklich keine kleinen Herausforderungen ohne, dass der sowieso weiter absinkene Grundwasserspiegel nicht noch weiter in die Knie geht. Eine AfD, die sich dem Thema verschließt und schlimmer noch, es negiert, ist da sicher keine Hilfe.

  • Ja, es ist auch nicht alles toll bei uns und es gibt kritische Punkte, aber ich sehe Leipzig und Umland im Grundsatz weiter auf einem guten Weg.


    Generell richtig, wird aber alles zur Makulatur sollten hier die Faschisten beginnen mitzuregieren. Das Bevölkerungswachstum ist fast ausschließlich migrationsgetrieben und hat Leipzig zu dem gemacht was es heute ist. Eine weltoffene und lebenswerte Stadt, die darüber hinaus jung-progressives Volk in Scharen angezogen hat und nach wie vor anzieht. Dass für Letzteres auch andere Aspekte (kulturelle Freiräume und vglsweise günstige Mieten) eine Rolle spielen ist klar. Dass es ohne Investitionen/Subventionen in Wissenschaft und produzierendes Gewerbe schwieriger geblieben wäre, auch keine Frage. Aber wenn CDU und FDP mit ihrem Fascho-Kuschelkurs so weitermachen, wird all das ohne Not mit dem (rechtspopulistischen) Hintern wieder eingerissen. Dann ist es verdammt schnell vorbei mit der prosperierenden Herrlichkeit. Ich wünschte, die heraufziehende braune Gefahr würde allgemein ernster genommen. Das gilt natürlich nicht nur für Sachsen, sondern seit dem Ausbruch von Merz (kein Schreibfehler) auch bundesweit. Wenn in der politischen Diskussion ausschließlich die Befindlichkeiten der Landbevölkerung und Autofahrenden diskutiert werden, sieht es verdammt finster für die urbanen Hotpsots aus.


    Vielleicht reflektiert der ein oder andere ja mal für einen Moment (statt gleich loszukeifen) ... würde es mir jedenfalls wünschen.

    LEonline : Gebe als beteiligter wiss. Mitarbeiter mein Bestes, um zumindest eine der 3 Exzellenzinitiativen erfolgreich zu machen (Breathing Nature). Denke schon, dass wir ganz passable Chancen haben. Etwas, was vor Jahren übrigens ebenfalls absolut undenkbar war :)

  • Der braune Hintern der CDU und FDP, der hier alles in Schutt und Asche legen wird. Von welcher FDP sprichst du? Die nicht vorhandene im Stadtrat Leipzigs oder die nicht vorhandene im sächsischen Landtag?


    Der Trend geht in Sachsen und Bundesweit ganz klar zurück zu konservativen Werten. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung wünscht sich das, muss die folgen Grün-Roter Elfenbeinturmpolitik seit Jahren ertragen. Und außer "niemand investiert mehr in eine Braune Regionen"-Geschrei kann ich da recht wenig Substanz erkennen (Ergänzend - ich rede hier von der Unions-Fraktion, die ja nach deinen Worten schon maximal faschistoid sei). Zumindest kann ich global hier keine Evidenz sehen. Das maximal rechts-konservative Ungarn hat ein Wirtschaftswachstum von 5-7%, das ebenso aufgestellte Polen weißt ähnliche Werte auf. Die deutschen Firmen BMW investieren 2 Mrd. in Debrecen und auch VW Nutzfahrzeuge verlagert große Kapazitäten Richtung Krakau. Auf der anderen Seite sieht man, wie Rot geführte Städte in ihren kreativen Blasen florieren, im breiten Bereich jedoch gesellschaftlich komplett vor die Wand fahren. Da sind Görlitzer Park oder Frankfurt Bahnhofsviertel nur kleine Beispiele ---- aber das wird wie immer "ja kein echter Sozialismus sein!!11zwölf!" und auch die Böse Union um Merz mit ihrer "Hetze" wird einzig und alleine die Schuld daran tragen. Niemand würde im Görlitzer Park erstochen werden, wenn Merz nicht von Zahnersatz reden würde.


    Manche machen es sich schon verdammt einfach. Die nächsten Wahlen (auf allen Ebenen, von Kommunal bis Bund + Europa) werden zeigen, wie gut die Welt der Freigeister und Langzeit Studenten + Doktoranden ankommt. Weiter so im "ich fahr aber so super gern mit dem Rad zum Südplatz und alle mit ihrem Auto sind Nazi" und es wird im extremsten Fall eine einzig blaue Landesregierung und eine reine schwarze Opposition geben. Hoffe, dann sind die "mein Kreativer Freiraum geht über alle anderen Bedürfnisse"-Fans zufrieden mit ihren kompromisslosen Forderungen eine Umsturzes des (kapitalistischen) Systems. Ach so, man nennt es ja "Umbruch" - wollen ja fair bleiben.

  • ^Also du kannst dir das gerne so zurechtlegen, aber dass bestimmte Länder allein wegen rechtsgeführter Regierungen wirtschaftlich besser wachsen, ist völliger Unfug. Diese Länder wachsen stärker, weil sie eine niedrige Ausgangsposition hatten. Dabei sind Ungarn und Polen nun wirklich die allerschlechtesten Beispiele für eine gelungene Entwicklung im Sinne von Wohlstand für die Menschen. Ungarn hatte Anfang des Jahres 25 % Inflationsquote, es gibt erhebliche Probleme mit Korruption, das Bildungssystem ist schlecht, Lehrer kündigen wegen des zu niedrigen Einkommens, die Menschen verlassen das Land reihenweise (insbesondere die Jungen). Ähnlich in Polen. Das Land ist noch immer das 7. - ärmste Land in der EU und liegt beim BIP noch immer hinter dem EU-Durchschnitt. Um den Abbau der freien Justiz und die Beeinflussung der unabhängigen Medien beneide ich die beiden Länder ebenfalls nicht.

    Ja, Ordnung muss sein, auch in der Migrationsproblematik, die sich ja mit Blick auf den Klimawandel noch verschärfen wird. Ich würde auch nicht soweit gehen, die CDU und die FDP als rechts zubezeichnen, aber sie fischen derzeit schon ordentlich am rechten Rand und das ist gefährlich. Den "rot-grünen Elfenbeinturm" gibt es erst 2 Jahre, der hinterlassene Scherbenhaufen von 16 Jahren CDU/FDP-Nichtstun und Verwalten zeigt sich jetzt eben mit voller Wucht, das war absolut zu erwarten und da braucht jetzt niemand die Backen aufzublasen. Keine der zahlreich notwendigen Reformen (strukturell, sozialrechtlich, steuerrechtlich, Einwanderung, Energiewende, Resourcenwende, Umbau der Infrastruktur u.s.w.) wurden ernsthaft angegangen, aus Angst zum Wählerstimmen. Dafür müssen sich die jetzigen Parteien wieder prügeln lassen, wie einst 2004. Die Konjunktur ließ schon gegen Ende der letzten Legislaturperiode nach, der Krieg und seine Folgen und die extreme Exportorientiertheit Deutschlands taten ihr Übriges. Ich will mir gar nicht ausmalen, was die AfD mit diesem Land und seinen Menschen - vor ellem jenen, die nicht in ihr Raster passen und mit sozial schwachen Menschen, die sie gewählt haben, umgehen würde (was hoffentlich nie eintritt). Dann könnten wir es verfolgen - live und in Farbe - oder soll ich sagen - eher in blau und später braun? Eines sollte man aus der Weltgeschichte gelernt haben: Einmal eine rechte Regierung, bekommt man sie nicht wieder los, weil sie sich die Rahmenbedingung in ihrem Sinne anpasst.

  • Einmal eine rechte Regierung, bekommt man sie nicht wieder los, weil sie sich die Rahmenbedingung in ihrem Sinne anpasst.

    Und “Linke” Regierungen wie in Cuba, Venezuela oder auch der DDR haben sich natürlich demokratisch abwählen lassen, oder wie? Die rechte Regierung in Brasilien wurde abgewählt, nur um dann festzustellen das es der Linke Lula mit dem Umweltschutz auch nicht so genau nimmt und fest an der Seite Putins steht. Ich halte auch nichts von den Regierungen Polens oder Ungarns, aber diese Regierungen werden dort demokratisch gewählt, wenn auch mit Unterstützung der Medien und der Kirche dort. Das seit Jahren Grün regierte Baden-Württemberg ist übrigens in allen Rankings abgestürzt! 12 Jahre haben die Grünen Zeit gehabt hier ihre Visionen umzusetzen, herausgekommen ist ein marodes Bildungssystem und eine strauchelnde Wirtschaft.

  • ^ Das dürfte eher mit der bis heute anhaltenden mangelnden Anpassungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu tun haben - Klimawandel wird schon nicht so schlimm sein, was in den 1950ern geklappt hat, muss auch jetzt wieder klappen. Und wir nehmen nochmal kräftig Anlauf, damit wir den Eisberg wirklich nicht verfehlen.

  • ^Was hat das bitte mit dem an die Wand gefahrenen Bildungssystem zu tun?? Baden-Württemberg ist wirtschaftlich sehr divers aufgestellt, hier sind viele hidden Champions und innovationstreiber angesiedelt, da verschläft niemand den Klimawandel! Wenn aber Auflagen und Stromkosten im Vergleich zu anderen Ländern die Produktion um ein Vielfaches verteuern leider eben die Wettbewerbsfähigkeit! Und das wiederum ist eben schlecht für Unternehmen die auf dem Weltmarkt bestehen müssen!

  • Regent


    Es ist diesbezüglich gleich, ob links- oder rechtsextrem, im Ergebnis unterscheiden sich autoritäre und totalitäre Systeme (und solche die es werden wollen) nicht, nur das zugrundeliegende Narrativ ist ein anderes ;)

    Auf der anderen Seite sieht man, wie Rot geführte Städte in ihren kreativen Blasen florieren, im breiten Bereich jedoch gesellschaftlich komplett vor die Wand fahren. Da sind Görlitzer Park oder Frankfurt Bahnhofsviertel nur kleine Beispiele

    Ohne jetzt die SPD im speziellen verteidigen zu wollen: Welche Städte sollen denn dann die "großen" Beispiele sein? Hamburg? München? Das Drogenproblem rund um den Frankfurter HBF ist zudem kaum parteipolitisch begründet, die Stadt wurde zw. 1995 und 2012 schwarz regiert, auch in dieser Zeit gab es phasenweise massive Probleme, ebenso zu Beginn der 80er als der noch immer verfolgte 'Frankfurter Weg' begonnen wurde umzusetzen.

    Die deutschen Firmen BMW investieren 2 Mrd. in Debrecen und auch VW Nutzfahrzeuge verlagert große Kapazitäten Richtung Krakau.

    Es ist nichts Neues, dass deutsche Unternehmen Kapazitäten im Ausland aufbauen. Grund A: Deutlich billigere Arbeitskräfte, günstigeres Bauland. Grund B: Gigantischer Absatzmarkt, aber nur erschließbar mit Auflagen (China). Wünschenswert?

    Auf der anderen Seite sind 2 Mrd. für BMW nicht ungewöhnlich viel, das wird an diversen deutschen Standorten ebenfalls investiert.

  • ^ Wie z.B. dem Werk Leipzig, in dessen Ausbau BMW bis nächstes Jahr fast 1 Mrd.€ investiert. Allesamt Investitionen hier in der Region, die viele weitere Investitionen im Industriedreieck nach sich ziehen werden (zu nennen wäre da u.a. die Lithium-Raffinerie in Wolfen).


    Ich bin kein Freund von Schwarzmalerei, aber nach 16 Jahren verpasster Chancen, ausgebliebener Reformen und zuviel Gekuschel mit der Industrie gibt es in Deutschland ohne Zweifel verdammt viel Aufholarbeit zu tun.

  • Auch von diesen politischen Szenarien halte ich gar nichts, die hier aufgezeigt werden. Die AfD stand vor ein paar Jahren nur wenig unter den jetzigen Umfragen, danach ging es deutlich abwärts. Bezogen auf die Leipziger Lokalpolitik und den Bund bin ich da auch sehr entspannt. Selbst bei der Landespolitik sehe ich die Braunen nicht mitregieren. Diese Untergangsszenarien helfen am Ende ja auch nur denen. So diskutieren wir jetzt wieder darüber anstatt über Leipzig und wie es besser werden kann zu schreiben. Vergeudete Zeit, rechts liegen lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von PeterL ()

  • Ranger:


    Trollkommentar par excellence! Eigentlich antworte ich auf sowas nicht, aber es ist ein zu schönes Bsp um mal zu zeigen wie hopeless mittlerweile von rechts(außen) argumentiert wird.


    Re FDP: Es ging um bundespolitische Akteure, was aus dem Kontext klar ersichtlich sein sollte.


    Re Werte: Es gibt Merz/Lindner-getriebenen 'Pseudo-Konsens', der von medialer Seite kaum hinterfragt wird und von SPD-Seite mehr oder weniger mitgetragen wird. 'Elfenbeinpolitik' ist klassisches rechtsaußen-Chiffre für Anti-Science. Antiwissenschaftliche Identity-Politik, weil die Fakten zu bitter und unbequem für sogenannte 'Konservative' sind.


    Re Wirtschaftswachstum: Wir beschreiten 100% empathiefreies Territorium. Chapeau! Wenn mir als LGBTQ-Mensch erst die Grundrechte und später - dank galoppierendem Faschismus - die Lebensrechte entzogen werden, dann ist mir jegliches Wirtschaftswachstum shitegal. Dass das ewige Wachstums-Mantra auch aus klimawandel-technischer Sicht zu hinterfragen ist … geschenkt.


    Re Görli: Du warst 100% noch nie dort und hast genau zero effing Peilung von was Du redest. Noch dazu hast Du nicht das geringste Interesse daran zu verstehen, warum die urbane Gemengelage stellenweise so ist wie sie ist. Dein Level an nationalchauvinistischen Stereotypen ist 'through the roof'.


    Re Merz: Nicht zu realisieren was Merz für ein quasi-rassistischer Hetzer ist, passt perfekt ins Bild.


    Re 'Langzeit-Studenten und Doktoranden': Weiteres Bsp für ultrarechte Chiffre, um unbequeme und progressive Kräfte zu diffamieren. Bin sicher, dass das in Deiner bubble massiv verfängt. Am Ende nur ein Zeichen von intellektueller Bankruptcy.


    Re Radfahren: Noch so ein Klassiker. 1 Pseudoargument in den Raum werfen, was nie von Irgendjemanden je gemacht worden ist. Kritik daran, dass Radfahrende gegenüber Autofahrenden massiv und systematisch benachteiligt werden (mangelnde bis nicht-existierende Rad-Infrastruktur, die große Teile vom Radfahren ausschließt) gleichsetzen mit 'Autos sind Nazi'. Kannst Du jz 100 Mal kommen, dass das ironisch gemeint war. Die Message allein zählt. Und die ist hardcore empathie- und substanzfreier Sermon. Zero awareness von Privilegien. Ganz im Sinne des schwarzbraunen 'Zeitgeistes'.


    Ich bin grundsätzlich offen für konstruktiven Dialog. Wenn die Diskussionsgrundlage jedoch derart im faktenfreien Raum angesiedelt ist, sehe ich keine Basis mehr für sachlichen Austausch.

    3 Mal editiert, zuletzt von KSN368 ()

  • Das bundes- gar europaweit der Trend zurück zu konservativen Wertevorstellungen geht, hat mMn auch damit zu tun, dass weite Teile der Bevölkerung mit der Herausforderung mehrere zeitgleicher Krisensituationen mental überfordert sind und sich zurück sehnen nach der Geordnetheit der Kindheit. Leider ist diese Ära für immer vorbei, es gibt kein Zurück mehr. Jedes konservative Kompromissfesthalten an Früher oder Angst vor Veränderungen macht diese in naher Zukunft nur potenziert stärker notwendig. Ideologische Reduktion der Argumente und Sichtweisen sind Fehl am Platze, denn die Lösungen schaffen alle nur gemeinsam. Insofern, der Bogen zu Leipzig, würde ich mir das Leipziger Modell der Sachorientieren Mehrheitsfindung wieder stärker genutzt wünschen.

  • ... dass weite Teile der Bevölkerung mit der Herausforderung mehrere zeitgleicher Krisensituationen mental überfordert sind und sich zurück sehnen nach der Geordnetheit der Kindheit ...

    Falsch, ganz falsch! Viele Menschen sind nicht mental sondern finanziell oder zeitlich überfordert! Das fängt bei anstehenden Sanierungen des Eigentums an, geht über fehlende Kitaplätze und die damit verbundenen Schwierigkeiten seinen Job fortzuführen weiter und hört bei stark steigenden Preisen für Energie, Güter, Dienstleistungen oder auch den Mieten noch lange nicht auf, welche Übrigens ein direktes Ergebnis dieser Politik und mangelnder Wohnraumförderung sind!