Leipziger Kaffeeklatsch

  • @ Saxonia: Von welchen Mentalitäten sprichst du denn ? Ich würde das eher als Animositäten bezeichnen. Denk mal bitte daran, dass Halle Leipzig wesentlich näher steht als Dresden oder Chemnitz. Das ist nunmal einfach so. Aber tonangebend ist nunmal die Dresdner "Mentalität", dass man sich bloß nicht mit Fremden einlassen darf. Das sind harte Worte - aber meiner Meinung nach gerechtfertigt.


    Für meine Leipziger Mentalität brauche ich keine Landesregierung in Dresden, die mir sagt, dass da hinter der Grenze in Halle oder Altenburg andere Menschen wohnen ! Sorry, aber das musste ich loswerden !


    Schau dir mal die Einwohnerzahlen von BaWü, Hessen, NRW, Niedersachsen oder Bayern an. Und dann schau dir mal an, dass auch dort die Verwaltung funktioniert!


    Ich bleibe dabei. Die mitteldeutschen Bundesländer haben letztendlich eine Ausgangslage und auch eine gemeinsame Interessenlage. Die Fusion ist da nur eine logische Konsequenz. Eine Landesregierung reicht !!

  • @ Saxonia: ich gebe zu bedenken, dass der Raum "Mitteldeutschland" zu großen Teilen eine stark verbundene Kulturgeschichte (Religion, Musik, Literatur etc) aufweist und die Grenzen der Länder oder zuvor Fürstentümer sich immer mal wieder verschoben haben. Bis zur Leipziger Teilung 1485 bildeten große Teile der heutigen drei Bundesländer das Wettinerreich.


    Alles andere wäre ja dank der geographischen Lage auch unnatürlich aber wo zieht man eine historische Grenze? Die heutigen Länderkonturen vorallem ein Resultat des Reichsdeputationshauptschluss (Säkularisierung und Mediatisierung) bzw der Wiener Schlussakte und der allierten Gesetzgebung nach dem 2. Weltkrieg. Künstliche Gebilde wie Baden-Württemberg und NRW haben bis heute keine eigene Identität entwickelt. Badener und Württemberger wollen nicht in einen Topf geschmissen werden trotz zahlreicher Verwaltungsreformen.


    Es gibt also durchaus noch eine andere Grundlage als nur wirtschalftliche Überlegungen. Und sind die Mentalitäten, wenn man so will, zwischen den Bundesländern zumindest in bestimmten Regionen verschiedener als innerhalb?


    Sicher, besonders in den Randlagen. Aber irgendwo wird die Grenze nunmal verlaufen. Das ändert sich auch nicht wenn man nun noch weitere Gebiete zuschlägt. Dann befinden sich plötzlich Oberlausitzer und Eichsfelder in einem Land während dafür Hallenser und Leipziger profitieren. Irgendeiner zieht immer den Zonk.


    Denk mal bitte daran, dass Halle Leipzig wesentlich näher steht als Dresden oder Chemnitz.


    Recht egoistische Einstellung, dafür das Leipzig neben Halle liegt kann ja niemand in Dresden oder Chemnitz was. Aber nur weil du den Hallensern nah bist muss doch keiner in Bautzen, Dresden oder Zittau das genauso sehen.

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  • ^ Das ändert alles nichts daran, dass angesichts der Verwaltungsfixkosten, die ein Landeshaushalt so verschlingt, die drei mitteldeutschen Bundesländer schlicht zu klein sind, um dauerhaft zukunftsfähig zu sein. Intern kam aus genau diesem Grund ja bereits an mehreren Gemeinde- und Kreisreformen nicht vorbei, früher oder später wird diese auch bei den Bundesländern der Fall sein. Je größer ein Bundesland, desto schwieriger ist es jedenfalls, der Hauptstadt eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen. A propos Hauptstadt: das könnte meinetwegen auch Halle werden. Leipzig wäre schon allein damit geholfen, dass es "grenzenlos" mit seinen Nachbarn zusammenarbeiten könnte und kein Dresden mehr die Förderkriterien nach seinem Bedarf (wieso wird hauptsächlich forschungsintensive Industrie gefördert?) und Gutdünken festlegen könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Es geht aber bei der Angelegenheit nicht nur um Leipzig und Halle, da hängt schon mehr drann. Bevor eine Fusion der mitteldeutschen Länder nötig wird, müsste man wohl erstmal Hamburg, Bremen und das Saarland anderweitig integrieren. Zumal ich bezweifel, dass im Endeffekt eine Nettoentlastung bei den Verwaltungskosten bei rum kommt. Ich lasse mich da gerne eines besseren belehren aber weitergedacht könnte man so die Bundesländer als Völkerrechtssubjekte komplett abschaffen wenn das zutrifft.

  • @ Dase: Volle Zustimmung !


    Saxonia: Genau da liegt das Problem: es geht eben im Moment nicht um Leipzig und Halle. Obwohl das nach Berlin der größte Ballungsraum der neuen Länder ist!Und warum muss man vorher Hamburg integrieren ? Schau dir den Länderfinanzausgleich an. Hamburg ist Geberland. Sachsen ist neben Berlin nach wie vor das größte Nehmerland! Da würde ich mal ganz kleine Brötchen backen. Mit deiner Aussage implizierst du außerdem, dass es auch im Altbundesgebiet Fusionen geben sollte, was ja völlig richtig ist. Und wenn du das beispielsweise für Hamburg forderst, musst du so ehrlich sein, und zugeben, dass die mitteldeutschen Länder geballt als ein Land sicher auch effektiver wären und nicht zuletzt auch ein größeres Gewicht innerhalb Deutschlands hätten.

  • Letztlich geht es darum innerhalb Deutschlands Bundesländer von einigermassen gleicher Grösse, bzw. mit nicht zu grossen unterschiedlichen Gewichten zu schaffen.


    Früher oder später, so meine Einschätzung, kommt die ganze föderale Struktur auf den Prüfstand und ein Teil dieses Prozesses werden Fusionen mehrere kleiner Bundesländer sein.


    In diesem Zusammenhang wird dann womöglich auch ein Bundesland Mitteldeutschland entstehen. Neben den zu erwartenden Synergieffekten hätte solch ein Bundesland auch ein anderes politisches Gewicht gegenüber Berlin und den Wirtschaftszentren in Süd- und Westdeutschland.


    P.S.: Aber das ja alles schon zigfach dargelegt worden und da es immer noch nicht auf der Tagesordnung steht, ist es wohl recht müßig altbekannte Argumente auszutauschen.

  • Ich sagte es geht nicht nur um Leipzig und Halle. Was ist mit der Industrieregion um Chemnitz und Zwickau? Der Landkreis Zwickau ist immerhin der mit der höhsten Bevölkerungsdichte in den neuen Bundesländern. Nur die Tatsache, dass es Erleichterungen für Leipzig und Halle brächte in einem Land organisiert zu sein, reicht mMn nicht für eine Länderfusion. Denn die Probleme verschwinden nicht plötzlich. Es gibt die unterschiedlichsten Förderprioritäten. Das Erzgebirge wünscht sich mehr Zuwendung seitens der Förderpolitik, ebenso das sächs. Vogtland. Bei einer Fusion würden diese in Konkurrenz zu Gebieten in Thüringen und vorallem Sachsen-Anhalt treten die ebenfalls auf den Tourismus bauen. Im Endeffekt bedeutet das nur, dass wieder Gremien gebildet werden müssen um den Interessen gerecht zu werden.
    In meinen Augen ein annäherndes Nullsummenspiel für den rel. hohen Preis der Aufgabe der eigenen Staatlichkeit.
    Die Anspielung auf Hamburg bezog sich wie bei Bremen und Saarland auf das Argument der niedrigen Bevölkerungszahlen. Ich bin eher den Überlegungen geneigt einige Bundesländer zu teilen statt zu fusionieren aber das würde wohl zu weit führen.


    Was den größeren Einfluss angeht. Politisch sicherlich nicht. Momentan haben alle 3 Länder zusammen 12 Stimmen im Bundesrat. Bei einer potentiellen Fusion mit einer Bevölkerung von ~8.5 Millionen Einwohnern wären es lediglich 6 (ab 7 Mil. Einwohnern).
    Wirtschaftlich bin ich ebenfalls skeptisch. Die Hauptlast müsste Sachsen tragen. (vlt rührt daher meine Ablehnung :D). Angesichts der weit geringeren Industriealisierung von S-A. und Thüringen würden wohl Gelder im obligatorischen Kommunalen Finanzausgleich eher in diese Regionen fließen. Worunter die immernoch klammen sächsischen Kommunen leiden müssten und selbst für die Empfänger wäre es wohl wenig hilfreich wenn gerade die Leistungsträger im "neuen" Land vernachlässigt werden.


    Ich bleib also erstmal dabei. Bessere Kooperation auf regionaler Basis benötigt keine Länderfusion um wirksam zu sein.

  • Konsequenterweise sollte man dann aber Sachsen auch teilen. Denn die Niederlausitz ist nicht "richtig" Sachsen. Und der Raum Delitzsch/Nordsachsen ja irgendwie auch nicht. Und der Leipziger Hauptbahnhof hat sogar eine preußische Seite.


    Also Sachsen reduzieren auf Kernsachsen von Dresden bis Zwickau! Leipzig könnte mit Halle/Sachsen-Anhalt und dem Raum Jena-Gera fusionieren.


    Aber da möchte ich das Geheule in Dresden nicht hören...


    Der am höchsten industrialisierte Raum der Neuen Länder ist übrigens immer noch Schkopau-Merseburg-Leuna !

  • Angesichts der weit geringeren Industriealisierung von S-A. und Thüringen würden wohl Gelder im obligatorischen Kommunalen Finanzausgleich eher in diese Regionen fließen.


    Das erinnert mich an einen ehemaligen Dresdner Jungkollegen. Der war ganz überrascht, dass es außerhalb von Dresden -im Erzgebirge- Industrie gibt.;)


    In Jena, Erfurt, Arnstadt, Leuna, Schkopau, Bitterfeld-Wolfen und anderswo gibt es einige Cluster, die sich durchaus SEHEN lassen können.


    Das Ranking zeigt aber auch das Dilemma Mitteldeutschlands. Es fehlen wirklich große Unternehmen.


    So sinnvoll und wünschenswert eine Straffung der Strukturen in Mitteldeutschland ist, im Moment scheint das unrealistisch zu sein.


  • Warum sollte man denn Sachsen teilen? Was sich heute Sachsen schimpft, besteht so im Großen und Ganzen seit 1815, Hinzugekommen sind Gebiete nach dem Tausch mit Thüringen während der Weimarer Zeit und Zuschläge im Osten und Norden wobei Letzterer bis 1815 auch schon sächsisch war. Die Diversitäten sind doch keinesfalls mit denen eines Landes wie NRW zu vergleichen.


    Also etwas historische Kontinuität würde ich mir bei aller Wirtschaftlichkeit auch wünschen bei solchen Debatten. Französische Zustände möchte ich persönlich nicht.

  • Man soll Sachsen garnicht teilen. Macht ja bei dem Bevölkerungsrückgang auch keinen Sinn. Und genau da sind wir beim Punkt. Kontinuität ist zwar schön - aber wir leben weder 1815 noch in der Weimarer Republik. Für heutige Probleme müssen auch heutige Antworten gefunden werden. Und der enorme Einwohnerschwund aller ostdeutschen Länder macht Fusionen eigentlich überfällig. Das ist nunmal eine Tatsache.


    Übrigens könnte meinetwegen auch Halle Landeshauptstadt werden. Leipzig würde man sonst wahrscheinlich überladen. (Ich bin sicher, dass auch im Fall einer Fusion Dresden weiter bestehen dürfte... :lach: )

  • Tur mit leid, aber bei allem Respekt und der Nennung von wirtschaftlichen Argumenten, so schwingt mir von Leipziger Seite viel zu stark mit, es Dresden mal so richtig zu zeigen und es genüsslich zu entmachten und um davon abzulenken, schickt man das schnuckelige Halle vor, dem man "größzügigerweise" den Haupstadtstatus überlässt.

  • ^ wie kommst du den auf diesen eindruck? wenn der unwahrscheinliche fall einer fusion eintritt (zuviele stühle würden gerückt werden müssen), dann wird dresden wohl schwerlich seinen sonderstatus aufgeben. wieviele "hauptstädte" liegen den im zentrum des bundeslandes? ich denke es geht hier in der betrachtung schon um den gesamten bereich der drei bundesländer und nicht um einen vermeintlichen vorteil für leipzig.
    der aspekt, der leipziger wurmen darf ist folgender: erstmals in seiner geschichte ist die bürgerstadt abhängig vom tropf des verwaltungssitzes. und nichts wurmt mündige bürger mehr als fremdregiert zu werden. auch wenn wir in der gegenwart leben und nur die historie aus büchern kennen... das gefühl ist da.

  • 2011 Wanderungsplus von (mehr als) 8.665 Menschen in Leipzig

    Nebenbei die Wasserstandsmeldungen von Elbe, Pleiße und Chemnitz


    Wanderungsplus laut den aktuellen Angaben des Statistischen Landesamtes vom 1. Januar bis zum 30. November 2011:


    Leipzig + 8.665 Einwohner_innen, Dresden + 5.327 und Chemnitz + 1.109. Alle zehn sächsischen Landkreise, vor allem der Erzgebirgskreis sowie die Kreise Bautzen, Görlitz und Mittelsachsen, mussten Wanderungsverluste hinnehmen.


    Damit zogen erstmals seit 1997 mehr Menschen in den Freistaat Sachsen als von hier fortgingen, und zwar insgesamt 3.631 Menschen. Diese kamen vor allem aus Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland und Niedersachsen. Wanderungsverluste erzielte Sachsen dagegen besonders gegenüber den Ländern Berlin, Bayern und Baden-Württemberg.


    Die Trendwende bei der Abwanderung könnte sich nun positiv auf die Einwohner_innenentwicklung auswirken. Expert_innen rechneten bisher mit einem Bevölkerungsrückgang auf 3,7 Millionen, doch nun wird nur noch eine Reduzierung auf 3,8 Millionen erwartet. Derzeit leben in Sachsen 4,1 Millionen Menschen.


    Sächsische Zeitung, 7. März 2012
    Sachsen ist wieder Zuzugsland
    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3006329

  • http://www.stadtplan.leipzig.de


    http://www.leipzig.de/de/buerg…ww-leipzig-de-22378.shtml

  • ^ Ich finde es ja grundsätzlich toll, wenn sich eine Stadt im digitalen Bereich engagiert und versucht, so viele aktuelle Informationen wie möglich zur Verfügung zu stellen, allerdings stellt sich die Frage, wieso dies mit einem Interface ohne jeglichen Anspruch an Usability und Optik geschehen muss, zumal in Zeiten von Google Maps und Co. Wenn dies der Qualitätsanspruch von Lecos und Stadt Leipzig auch an den momentan umgesetzten Relaunch von leipzig.de ist, kann man das m.E. auch gleich bleiben lassen.

  • Immerhin scheint dieser Stadtplan so gepflegt zu sein, daß er sämtliche Gebäude respektive Baulücken genau darstellt.

  • Und es gibt aktuelle Luftbilder aus dem Frühjahr 2011. Die bei google maps sind ja schon teilweise fünf bis sechs Jahre alt. Aber es stimmt natürlich, im Hinblick auf Benutzer_innenfreundlichkeit und Optik wäre noch einiges mehr drin gewesen als diese mittneunziger Version.

  • Infineon Dresden bekommt erneut 3,5 Millionen


    In den vergangenen 20 Jahren hat Sachsens Mikroelektronik-Branche rund 700 Millionen Euro staatliche Zuschüsse erhalten, davon 400 Millionen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte.


    Gestern übergab die Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer die Genehmigung für weitere 3,5 Millionen Euro Zuschuss an den Münchner Mikrochipkonzern Infineon AG. Das Geld kommt teils vom Freistaat, teils aus der EU-Kasse zur Förderung der regionalen Entwicklung. Vor einem Jahr hatte Infineon angekündigt, in der leer stehenden Chipfabrik seiner ehemaligen Tochterfirma Qimonda 250 neue Arbeitsplätze zu schaffen. In den vorhandenen Reinräumen sollen Leistungshalbleiter hergestellt werden, robuste Chips, etwa für die Stromversorgung.


    Sächsische Zeitung, 30. März 2012
    Infineon Dresden bekommt erneut 3,5 Millionen
    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3024587