Baugeschehen: Zentrum

  • ... naja, aber viel Geld für alles Mögliche aber nicht für die Infrastruktur für die hier Lebenden (und auch Zuziehende und Zuziehwillige) führt auch zu einem mulmigen Gefühl bei denen, die schon hier sind. Und beim Parkstraßennegativbeispiel gehe ich mit. Dass aber die innerstädtischen Straßen, vor allem aber Wege, Flächen und auch teilweise Gebäude, wie eben die Gondelstation, gruselig schlecht "in Schuss" sind, fällt Bewohnern der Stadt wie Besuchern gleichermaßen auf. Es fällt auch auf, dass man kein Taxi bekommt, es keine Leihfahrräder gibt, die Zentralhaltestelle und der Busbahnhof (und viele weitere Orte) "schmuddelig" sind, es kein 5*-Hotel und kein Hostel gibt usw. Das alles ist Infrastruktur. Infrastruktur ist auch, dass die Talsperre Euba weiter vor sich hingammelt, es noch viel zu viele tolle Industriebauten ohne Nutzungsperspektive gibt, die Stadt stattdessen einen neuen weißen Klotz nach dem anderen bauen lässt, dass an der Bahnhofstraße die viel zu riesigen Verkehrsflächen erneut zementiert werden und von SMAC bis Zentralhaltestelle auf der Bahnhofstraße nicht ein einziger Laden oder Haltepunkt für Fußgänger entstanden ist, dass in der Innenstadt plötzlich vier Meter breite Radmagistralen entstehen, die dann nach wenigen 100 Metern ohne auch nur ansatzweise ein Konzept auf neu geschaffenen Straßen im Nirgendwo enden, dass es kein Parkleitsystem gibt. All das ist auffällig, teils wirklich peinlich und wird kontinuierlich fortgesetzt. Mancher würde sagen, es ist in dieser Geballtheit unentschuldbar, erst recht für eine Stadt, die seit drei Jahren weiß, dass sie in einem Jahr Kulturhauptstadt Europas ist. Kultur und Kunst im öffentlichen Raum haben wir eher überdurchschnittlich. Bei Nachtkultur sind wir schnell auch wieder bei Infrastruktur und sowieso bei Stadtplanung und -entwicklung.

  • Natürlich muss die Infrastruktur in Ordnung sein - das versteht sich ja von selbst und dem widerspreche ich ja auch überhaupt nicht. Wie ich weiter oben geschrieben habe, bin ich für Investitionen: Alles, was in diese Stadt investiert wird, ist per se erstmal positiv. Gute Stadtplanung besteht auch darin ein gutes Verhältnis zwischen harten und weichen Standortfaktoren zu finden und in diesem "Spannungsbogen" Prioritäten zu setzen. Es ist aber durchaus fraglich ob eine 280 Meter lange, kaum befahrene Straße in der Stadt wirklich für über 600.000 Euro saniert werden muss oder ob es da eben nicht sinnvollere Aufgaben gibt. Es muss nicht jede Anliegerstraße der Stadt alle paar Jahre für viel Geld neu asphaltiert werden. Es gibt übrigens zahlreiche Länder auf der Welt (unter anderem Österreich), in denen bspw. Anliegerstraßen auch von den Anliegern gezahlt werden müssen. Das finde ich grundsätzlich nicht das falsche Vorgehen.


    Was du zu den Taxis und den Hotels anführst, stimmt natürlich, ist aber auch in der fehlenden Nachfrage begründet. Eine Stadt kann und soll in diesem Fall keine Privatwirtschaft subventionieren. Wenn die Nachfrage kein 5*-Hotel hergibt, so kann die Stadt daran erstmal nichts ändern, außer die Stadt für Touristen attraktiver zu machen. Und das - so hab ich es weiter oben geschrieben - passiert nun mal überwiegend durch weiche Standortfaktoren wie Kunst und Kultur. Wer von euch reist so gern nach Italien wegen der schönen Straßen? Oder spielt da nicht viel eher ein Lebensgefühl eine Rolle - das natürlich auch mit Kunst und Kultur vor Ort verbunden ist.


    Ich kann nur daran appellieren: Befragt eure gewählten Stadträte zu den hier oft angesprochenen Themen. Die Verwaltung kann nur umsetzen, was der Stadtrat auch beschlossen hat. Wenn der Stadtrat keine Gelder für die Talsperre Euba frei gibt, kann diese auch leider nicht saniert werden. Ich bin da ganz auf deiner Seite - ich kenne aber gerade in der Chemnitzer Verwaltung aus der beruflichen Praxis ganz viele motivierte und engagierte Mitarbeiter:innen im Stadtplanungsamt, die sehr oft an politischen Realitäten verzweifeln. Die Probleme sind der Stadtverwaltung natürlich bekannt. Nur wenn die Stadträte - Funfact am Rande: Ein Großteil der Stadträte lebt in den Chemnitzer Vororten und nur sehr wenige in den zentralen Bereichen der Stadt ;) - anderer Meinung sind, dann sind der Verwaltung die Hände gebunden.

  • Was für eine unsachliche, lückenhafte und vermutlich rein ideolgisch begründete Argumentation gegen die Straßenbaumaßnahme in der Parkstraße, die in Kombination mit der Erneuerung anderer dringend benötigter Infrastruktur in diesem Straßenabschnitt angegangen werden muss. Aus der Beschlussvorlage:


    - "Der gebundene Oberbau der Parkstraße (4.BA) zwischen Beckerstraße und Katharinenstraße befinden sich in einem schlechten Zustand. Die Straße ist mit Flickstellen, kleinen Schlaglöchern sowie Längs- und Querrissen überzogen. Der Fahrbahnbelag ist uneben. Eine Instandsetzung ist daher dringend erforderlich."


    - "Der ESC beabsichtig den schadhaften Kanalbestand einschließlich der Anschlusskanäle zu erneuern bzw. zu sanieren."


    - "Zwischen der Beckerstraße und der Herderstraße ist auf einer Länge von ca.150 m die Auswechslung der Leitung DN 300 durch die inetz Sparte Trinkwasser geplant (Neuverlegung in DN 300 Gussrohr). In diesem Abschnitt ist eine zweite Leitung (DN 125, Ringschluss Parkstraße/ Herderstraße) mit zu verlegen. Zwischen der Herderstraße und der Katharinenstraße ist auf einer Länge von ca. 230 m die Auswechslung der Leitung DN 100 GG in DN 125 PE vorgesehen. Die Sparte Strom der inetz benötigt eine Straßenquerung mit Leerrohren mit 6 x DA 160 in Höhe Parkstraße 13b/15 parallel zur vorhandenen Querung. Weiter soll eine Verrohrung mit 4 x DA 125 in Höhe der Trafostation Parkstr. 13 vorgesehen werden."


    - Es fließen immense Fördermittel, die Eigenmittel der Stadt betragen nur 155.590 Euro. Verschweigst du das bewusst? Zudem muss man erst abwarten, ob die Angebote wirklich den Kostenannahmen entsprechen, in den letzten Informationsvorlagen zu den Vergaben zeigte sich eine Tendenz, dass die Stadt da übervorsichtig kalkuliert.


    Wozu jahrzehntelanger Investitionsstau bei der deutschen Infrastruktur führt, kann man landesweit beobachten, unter anderem bei Autobahnbrücken und dem Schienennetz. Übrigens bringen solche Maßnahmen wie bei der Parkstraße anders als behauptet dank der doppischen Haushaltsführung einen direkten Mehrwert für die Stadt, der in den Folgejahren dann wieder abgeschrieben wird. Wer den Verfall der Infrastruktur fordert, stellt sich aktiv gegen die Chemnitzer Einwohner, ganz zu schweigen von der irr(ig)en Forderung nach Straßenausbaubeiträgen.

  • Es fließen immense Fördermittel, die Eigenmittel der Stadt betragen nur 155.590 Euro. Verschweigst du das bewusst? Zudem muss man erst abwarten, ob die Angebote wirklich den Kostenannahmen entsprechen, in den letzten Informationsvorlagen zu den Vergaben zeigte sich eine Tendenz, dass die Stadt da übervorsichtig kalkuliert.

    Dafür ist dein Beitrag sachlich falsch.


    Natürlich fließen Fördermittel - die fließen im Grunde bei fast allen Ausgaben der Stadt - egal in welchem Bereich. Das ist logisch und ändert dennoch nichts an den Gesamtausgaben von über 600k für 280 Meter. Es bleiben rund 2.200 Euro pro Meter.


    Ich glaube übrigens nicht, dass die Kosten für die INetz in den Gesamt-Kosten dabei sind - die Trinkwasserrohre sowie die Stromrohre werden vom Betreiber selbst gezahlt - schließlich ist es auch das Versorgungsnetz der INetz und die verdient Geld damit. Den Kanalbau bezahlt der Abwasserzweckverband (AZV) - die Kosten dafür sind demzufolge auch kein Teil der Gesamtkosten von über 600k.


    Dass ich nicht gegen Investitionen bin - sondern genau im Gegenteil - wiederhole ich nun zum dritten Mal in direkter Folge - bitte genau lesen beim nächsten Mal. Danke.


    Spätere Anmerkung:

    In deinem eigenen Link steht es ja - richtig lesen bitte!

    "Die anteiligen Kosten der Stadt Chemnitz für den Straßenbau belaufen sich auf rund 622.000 Euro, davon sind ca. 467.000 Euro Fördermittel des Freistaates aus dem Programm „Pauschale Zuweisungen nach § 17 (1) Nr. 2 des Sächsischen Finanzausgleichsgesetzes“.


    >>> Die INetz-Maßnahmen sind kein Teil der Baukosten

  • Wenn Du so für Investitionen bist, warum greifst Du diese Investition dann so scharf an? Und wo habe ich behauptet, dass die Netzkosten in der Summe enthalten wären? Richtig, nirgendwo. Offensichtlich führt der Mehraufwand aber trotzdem dazu, dass die Kosten der Stadt erheblich höher liegen als bei einer sonst nur erforderlichen Deckensanierung mit Abfräsen und Neuteeren. Anders lassen sich die Einzelkostenpositionen nicht erklären:


    2 Baustelleneinrichtung, baubegleitende Leistungen 68.340

    3 Verkehrssicherung an Arbeitsstellen 64.705

    4 Erdbau, Bodenerkundung, Entsorgung 141.260

    5 Oberbau 273.255

    7 Landschaftsbau 9.500

    8 Ausstattung 1.500

    zuzüglich Planung LP 1 – 8, örtl. Bü, Baustoffprüfung 63.799


    Die Positionen und Summen legen den Schluss nahe, dass die Stadt hier auch Aufgaben übernimmt, die zumindest in der Höhe aus dem Mehraufwand durch die Leitungsarbeiten resultieren. 65.000 Euro für die Baustellensicherung würden sich bspw. wohl kaum ergeben, wenn man nur in ein paar Tagen die Decke abfräsen und neu teeren würde. Würde man Voraussetzungen wie die Erdarbeiten für die Kanalarbeiten aber den Netzbetreibern aufhalsen wollen, würde das die Bilanzen dieser Träger belasten und Infrastrukturerneuerung wohl grundsätzlich unmöglich machen. Vermutlich wird das individuell vereinbart und in dem Fall so viel wie möglich von der Stadt Chemnitz als Straßenbaulastträger übernommen, da es sich bei den Netzbetreibern eh um kommunale Beteiligungen handelt und man dadurch bestimmt auch höhere Summen gefördert bekommt. Das ist aber Spekulation, eine grundsätzliche oder Einzelfallklärung wäre höchst interessant.

  • ^ Ich reagiere damit auf einen von Waldkauz weiter oben geschriebenen Beitrag, der Straßenbau als sinnvolle Investitionen darstellt ("Man kann Geld langfristig "investieren" in schöne und gute Wege im Park. Bei den Straßen zum Beispiel verhält es sich ähnlich. Davon hat man wahrscheinlich auch in 10 Jahren nochwas. Auch die Mitarbeiter der Baufirma haben dadurch Arbeit, wovon sie leben, sich was kaufen können und wiederum Steuern zahlen können. Ein positiver Kreislauf letztlich, bei dem langfristig was erschaffen wird."), Investitionen in weiche Standortfaktoren aber als "verprassen" bezeichnet ("Für Spaßveranstaltungen für den kurzen Moment, wovon man nach ein paar Tagen/Wochen gar nichts mehr hat oder sieht.").

    Straßenbaumaßnahmen sind schon in Ordnung - allerdings ist es gerade bei diesem konkreten Beispiel keine sinnvolle Investition in die nächsten 10 Jahre sondern lediglich die Sanierung einer unnötigen Straße der Stadt. Die Straße spielt im Verkehrsgefüge der Stadt nur eine sehr geringe Bedeutung. Mehr war da nicht.


    Nimm dir nochmal paar Minuten und lies meine Beiträge nochmal durch, dann findest du zahlreiche Beispiele, wo ich mehr Investitionen in die Infrastruktur fordere - allerdings nicht unbedingt in den Straßenbau sondern vielmehr in die Gestaltung der Stadt in Form von Sanierungen, Neubauten, Quartiersentwicklungen, Revitalisierungen, Parkgestaltungen, KITAs und Schulen, Kunst im öffentlichen Raum, Kulturausgaben, etc. Ich war nicht derjenige, der in den Reigen zu den hohen Schulbaukosten am Hartmannplatz eingestiegen ist und dabei über den Verlust des öden Festplatzes lamentiert hat oder der das Chemnitzer Modell als sinnlose Geldverschwendung bezeichnet hat. Wer war das wohl?

    Straßenbau ist für mich tatsächlich ziemlich irrelevant, insbesondere weil ich den Zustand der Straßen in Chemnitz - anders als einige hier im Forum - als tendenziell eher gut einschätze. Und ich bin kein Fan von Parkplätzen, weil sie eine sinnvolle Entwicklung vieler Gebiete der Stadt verhindern. Mein Auto ist aber auch nicht mein liebstes Kind, ich bin kein Anhänger der freien Fahrt für freie Bürger und ich glaube auch nicht, dass sich die Kulturhauptstadt 2025 blamiert, weil hier einige Straßen nicht perfekt asphaltiert sind.


    Und wo habe ich behauptet, dass die Netzkosten in der Summe enthalten wären? Richtig, nirgendwo.


    Du hast mir eine "unsachliche, lückenhafte und vermutlich rein ideolgisch begründete Argumentation" vorgeworfen - dabei habe ich die Baumaßnahme samt Kosten beschrieben. Du hast dich dann sofort auf die Netze eingeschossen "die in Kombination mit der Erneuerung anderer dringend benötigter Infrastruktur in diesem Straßenabschnitt angegangen werden muss" - so als wäre dies Bestandteil der Kosten. Ist es aber nicht. Wo habe ich dann lückenhaft oder ideologisch argumentiert? Das hätte ich gerne geklärt, weil dieser Vorwurf nicht stimmt.


    Was die Kosten für den Straßenbau angeht: Dir ist sicher nicht entgangen, dass die Baukosten in den letzten Jahren massiv gestiegen sind? Die Sanierung der Lessingstraße auf dem Sonnenberg hat rund 1,25 Mio. Euro gekostet - für 300 Meter. Was soll dann an der Kostenschätzung der Stadt für die Parkstraße falsch sein bitte? Das ist Blödsinn - und du bist derjenige der hier permanent ideologisch pro Straße und pro Parkplätzen argumentiert. Und bevor Missverständnisse aufkommen: Die Sanierung der Lessingstraße war natürlich notwendig und vollkommen richtig, da es sich hier um ein innerstädtisches, dicht bewohntes und mischgenutztes Quartier handelt. Im Zuge der Sanierung wurde der Straßenraum neu gestaltet und Bäume gepflanzt sowie ein städtischer Missstand behoben, der wiederum zur Steigerung der Wohnqualität am Sonnenberg führt. Bei der Parkstraße ist das nicht der Fall.


    Und wo liest du oben etwas von Baustellensicherung?

    Da steht Baustelleneinrichtung und Verkehrssicherung. Zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Außerdem schreibst du richtig, dass die ganzen Netze hier erneuert werden müssen - wie kommst du auf die Idee, dass die Baustelle "nur ein paar Tage" dauern soll? Du legst dir die Baumaßnahme zurecht, wie es dir passt - was wiederum sehr auf eine ideologische Argumentation deinerseits schließen lässt (Kostenschätzung der Stadt angeblich zu hoch, Dauer von nur wenigen Tagen bei einem tatsächlichen grundhaften Ausbau der Straße samt Netzen).


    "Würde man Voraussetzungen wie die Erdarbeiten für die Kanalarbeiten aber den Netzbetreibern aufhalsen wollen, würde das die Bilanzen dieser Träger belasten und Infrastrukturerneuerung wohl grundsätzlich unmöglich machen. Vermutlich wird das individuell vereinbart und in dem Fall so viel wie möglich von der Stadt Chemnitz als Straßenbaulastträger übernommen, da es sich bei den Netzbetreibern eh um kommunale Beteiligungen handelt und man dadurch bestimmt auch höhere Summen gefördert bekommt. Das ist aber Spekulation, eine grundsätzliche oder Einzelfallklärung wäre höchst interessant."


    Die Spekulation ist falsch. Die Netzbetreiber sowie der AZV sind für die Erneuerung ihrer Leitungen selbst vollumfänglich verantwortlich - inklusive Erdarbeiten (in der Bauausschreibung steht dies auch geschrieben). Schließlich verdienen die auch Geld damit. Das preisen die in ihren Bilanzen schon mit ein, keine Angst. Die Stadt Chemnitz hält mit 117 Kommunen in der Umgebung einen Anteil an der Eins Energie (INetze) von 51%. Die restlichen Beteiligungen hält die enviaM AG und die Thüga AG. Warum sollte die Stadt dann die Kosten übernehmen, wenn sie nur teilweise die Anteile hält, die Envia aber am Gewinn beteiligt ist? Das ist ja quatsch. Und wenn die Stadt Kosten übernehmen würde, müssten diese Kosten in der oben angeführten Tabelle aufgeführt sein. Die Kosten in anderen Positionen zu verstecken geht nicht. Nach Abschluss der Arbeiten muss die Stadt sämtliche Originalrechnungen bei der SAB (Sächsische Aufbaubank) einreichen, diese prüfen die Rechnungen und Kosten und erst dann erfolg die Förderung der Maßnahme durch die SAB. Wenn in diesen Rechnungen Kosten der Netzbetreiber versteckt werden - so wie du es implizierst - verspielt die Kommune ihre gesamte Förderung. So dumm ist keine Stadt. Davon abgesehen wäre das Fördermittelbetrug und damit strafbar.

    Einmal editiert, zuletzt von arnold ()

  • Zitat von arnold

    Ich war nicht derjenige, der in den Reigen zu den hohen Schulbaukosten am Hartmannplatz eingestiegen ist und dabei über den Verlust des öden Festplatzes lamentiert hat oder der das Chemnitzer Modell als sinnlose Geldverschwendung bezeichnet hat. Wer war das wohl?

    Falls Du damit mich meinen solltest: Dann scheinst Du bestimmte Dinge auszulassen oder leicht zu verdrehen. Aber das hatten wir ja nun auch schon ein paar Mal.


    Das Thema Schule auf dem Hartmannplatz ist jetzt nun mal so. (Auch wenn man damit eventuell noch besser "investieren" hätte können in Altbausubstanz und/oder als Impuls für brachliegende Quartiere -> z.B. Altchemnitz).


    Zum Thema Straßenbahn nur (Nicht Chemnitzer Modell):


    Ich fahre nicht so oft ÖPNV, aber den gestrigen Tag habe ich mal dazu genutzt. Gestern Abend musste ich in Bernsdorf ca. eine halbe Stunde auf eine Straßenbahn warten, weil irgendwo auf der Strecke wieder ein Unfall war (eine rauschte mit der Aufschrift "Dienstfahrt" vorbei). Es war sozusagen die ganze Strecke wegen einer Unfallstelle lahmgelegt, Nachschub an Bahnen konnte auch nicht gewährleistet werden und die Fahrgäste waren wohl in beide Richtungen (stadtauswärts und stadteinwärts) von den Verspätungen betroffen. Die Beeinträchtigungen auf der Strecke/Linie zogen sich aber länger als nur die halbe Stunde.


    Der Bus wäre einfach um die Unfallstelle herum gefahren. Falls der geplante Bus selbst in den Unfall/Panne verwickelt gewesen wäre, wäre ein Bus ausgefallen und der nächste planmäßige Bus hätte wieder Fahrgäste mitgenommen. Bei der Straßenbahn fällt die ganze Linie für mehrere Stunden aus, weil auch nachfolgende Straßenbahnen nicht weiter können.


    Für diesen tollen Service sollen also wieder 100e Millionen Euro "investiert" werden, die man woanders nicht sinnvoller investieren könnte? Sinnvoll investieren spielt natürlich auch eine Rolle. Und ich habe das Chemnitzer Modell nicht schlechtgeredet. Da scheint die Straßenbahn eher noch gewisse Vorteile zu haben.

  • Straßenbaumaßnahmen sind schon in Ordnung - allerdings ist es gerade bei diesem konkreten Beispiel keine sinnvolle Investition in die nächsten 10 Jahre sondern lediglich die Sanierung einer unnötigen Straße der Stadt. Die Straße spielt im Verkehrsgefüge der Stadt nur eine sehr geringe Bedeutung. Mehr war da nicht.

    Die Einschätzung der Sinnhaftigkeit der Investition würde ich lieber den Experten von Stadt und Versorgern überlassen. Du wirst den Zustand des Leitungsnetzes schon gar nicht beurteilen können. Der Stadtrat scheint auch keinen Zweifel an der Investition gehabt zu haben. Und wie unwichtig die Straße ist, lesen hunderte Anwohner und das ASB-Pflegeheim sicher gern.

    Du hast mir eine "unsachliche, lückenhafte und vermutlich rein ideolgisch begründete Argumentation" vorgeworfen - dabei habe ich die Baumaßnahme samt Kosten beschrieben. Du hast dich dann sofort auf die Netze eingeschossen "die in Kombination mit der Erneuerung anderer dringend benötigter Infrastruktur in diesem Straßenabschnitt angegangen werden muss" - so als wäre dies Bestandteil der Kosten. Ist es aber nicht. Wo habe ich dann lückenhaft oder ideologisch argumentiert? Das hätte ich gerne geklärt, weil dieser Vorwurf nicht stimmt.

    Unsachlich, weil Du diese Investition als überflüssig darstellst, ohne speziell zum Zustand des Leitungsnetzes Fakten vorlegen zu können. Lückenhaft, weil Du die Kanalarbeiten als wahrscheinlichen Hauptgrund der ganzen Baumaßnahme überhaupt nicht erwähnt hast.

    Was die Kosten für den Straßenbau angeht: Was soll dann an der Kostenschätzung der Stadt für die Parkstraße falsch sein bitte? Das ist Blödsinn - und du bist derjenige der hier permanent ideologisch pro Straße und pro Parkplätzen argumentiert.

    Ich habe nichts davon geschrieben, dass die Kostenschätzung falsch wäre. Fakt ist aber, dass die Stadt erst nach dem Stadtratsbeschluss verbindliche Angebote einholt. Kaufmännisch muss man dann so herangehen, dass man mögliche Risiken einplant und eher einen höheren Preis mit einem gewissen Sicherheitspuffer annimmt. Zwangsläufig wird man die Kosten auch mal unterschätzen, aber die Mehrzahl der Vergaben im Jahr 2023 über 50.000 Euro im Baubereich waren zu teuer geschätzt worden (was gut ist):

    - 1. Quartal 2023

    - 2. Quartal 2023

    Außerdem schreibst du richtig, dass die ganzen Netze hier erneuert werden müssen - wie kommst du auf die Idee, dass die Baustelle "nur ein paar Tage" dauern soll?

    Da Du die Kanalarbeiten verschwiegen hattest und somit die Maßnahme als eine reine Fahrbahnerneuerung erschien, habe ich verglichen, was der Unterschied zwischen dieser verzerrten Darstellung und der Realität ist. Eine reine Fahrbahnerneuerung der kurzen Strecke wäre zweifellos in ein paar Tagen möglich gewesen.

    Die Spekulation ist falsch. Die Netzbetreiber sowie der AZV sind für die Erneuerung ihrer Leitungen selbst vollumfänglich verantwortlich - inklusive Erdarbeiten (in der Bauausschreibung steht dies auch geschrieben). Schließlich verdienen die auch Geld damit. Das preisen die in ihren Bilanzen schon mit ein, keine Angst. Die Stadt Chemnitz hält mit 117 Kommunen in der Umgebung einen Anteil an der Eins Energie (INetze) von 51%. Die restlichen Beteiligungen hält die enviaM AG und die Thüga AG. Warum sollte die Stadt dann die Kosten übernehmen, wenn sie nur teilweise die Anteile hält, die Envia aber am Gewinn beteiligt ist? Das ist ja quatsch. Und wenn die Stadt Kosten übernehmen würde, müssten diese Kosten in der oben angeführten Tabelle aufgeführt sein. Die Kosten in anderen Positionen zu verstecken geht nicht. Nach Abschluss der Arbeiten muss die Stadt sämtliche Originalrechnungen bei der SAB (Sächsische Aufbaubank) einreichen, diese prüfen die Rechnungen und Kosten und erst dann erfolg die Förderung der Maßnahme durch die SAB. Wenn in diesen Rechnungen Kosten der Netzbetreiber versteckt werden - so wie du es implizierst - verspielt die Kommune ihre gesamte Förderung. So dumm ist keine Stadt. Davon abgesehen wäre das Fördermittelbetrug und damit strafbar.

    Eine glasklare Trennung der Verantwortlichkeiten ist unmöglich. Die Fahrbahndecke und der Oberbau müssten sowohl für die reine Fahrbahnerneuerung als auch als Voraussetzung für die Kanalarbeiten entfernt werden. Die Baustelle muss auch aus beiden Gründen abgesichert werden usw. Da die Stadt das übergeordnete Interesse an einer grundlegenden, gemeinsamen Infrastrukturerneuerung sowie den möglicherweise einfacheren Zugang zu Fördermitteln hat , fände ich es völlig legitim und logisch, wenn sie solche nicht trennscharfen Arbeiten übernimmt. Ich glaube nicht daran, dass die Stadt vorrechnet, dass sie die Baustelle nur ein Fünftel der Zeit absperren müsste, wenn keine Kanalarbeiten gemacht werden und den Rest dieser Position den Versorgern aufdrückt, während die dann sagen, dass sie von 50 % ausgehen und die Arbeiten auch gerne in zwei Jahren machen können, so dass die eben sanierte Fahrbahndecke wieder aufgerissen werden muss. Wie genau die Aufteilung und der vertragliche Abgrenzung der Posten aussehen, wirst Du ebenso wenig wissen wie ich.

  • 👋 Hier, (auch) ich sah und sehe Schule auf Festplatz und allgemein an der Stelle und weitere Bahntrassen kritisch. Bleibt auch dabei. Und bis jetzt hat noch nicht einmal jemand versucht, zu erklären, warum sich für die Schule kein besserer Ort gefunden hätte oder was Straßenbahnen (im Stadtgebiet) mittel- und langsfristig soviel besser macht, als Busse. Nach wie vor bin ich aber für beides offen.


    Zum Straßenbau: Da scheint ihr alle mehr oder weniger Experten zu sein. Als normaler Bürger bin ich für Infrastrukturerneuerung und -verbesserung. Wenn dann aber nach einigen Monaten auf den kaum richtig getrockneten Teer wieder Flicken geklatscht oder schmale Kanäle für andere Medien reingerissen werden, wenn bei all den Maßnahmen Fahrräder aber auch vernünftige Laufwege ignoriert werden usw., dann fehlt mir das Verständnis.

  • Ich glaube nicht daran, dass die Stadt vorrechnet, dass sie die Baustelle nur ein Fünftel der Zeit absperren müsste, wenn keine Kanalarbeiten gemacht werden und den Rest dieser Position den Versorgern aufdrückt, während die dann sagen, dass sie von 50 % ausgehen und die Arbeiten auch gerne in zwei Jahren machen können, so dass die eben sanierte Fahrbahndecke wieder aufgerissen werden muss. Wie genau die Aufteilung und der vertragliche Abgrenzung der Posten aussehen, wirst Du ebenso wenig wissen wie ich.

    Ich habe genug Straßenbaumaßnahnen in Verbindung mit Netzsanierungen bzw. dem AZV als Partner begleitet - sowohl aus förderrechtlicher als auch als planerischer Sicht. Also doch, ich weiß wie so etwas vertraglich geregelt wird.


    Ich finde es absurd wie hier der Straßenbau verteidigt wird als ob die abendländische Kultur davon abhängt und Fakten einfach ignoriert werden. Ist mir jetzt aber auch egal - ich hab da echt keine Lust mehr zu diskutieren.

  • Morgen 17 Uhr findet die Bürgerdiskussionsrunde zur Entwicklung der Innenstadt im Pentagon3 statt. Dort hat jeder die Möglichkeit seine Vorschläge an die richtigen Stellen zu adressieren.

  • Bezugnehmend auf die Diskussion neulich zu den Baukosten liefert die aktuelle Information zu Vergaben über 50.000 Euro für das 3. Quartal 2023 interessante Fakten. Die Zuschläge für Baumaßnahmen wurden fast durchgängig zu Preisen vergeben, die teils deutlich (22,7 %) bis überdeutlich (68,4 %) unter den geschätzten Kosten lagen (abgesehen von Elektroinstallationsarbeiten). Allein in dem Quartal ergibt das eine siebenstellige Einsparung, wofür als Gründe u. a. die Unterauslastung und damit niedrigere Angebotspreise genannt. Für öffentliche Bauherren ist momentan also eine optimale Zeit für Investitionen, wodurch auch das unerwünschte Wegbrechen von Baukapazitäten verhindert werden könnte.

  • Ehrlicherweise bin ich von einem Baum ausgegangen

    Also das ist ja wirklich der verstörendste Artikel, der mir seit längerem untergekommen ist. 15 Jahre wurde "gekämpft", der Stadtrat musste abstimmen und das Ergebnis, dokumentiert von der versammelten Lokalpresse, wird nun als epochale Klima- und Gestaltungsmaßnahme gefeiert... und wir reden hier von der Pflanzung eines (1) winzigen Bäumchens (<5 Meter) frisch aus der Baumschule???


    Und damit nicht genug, beantragt die FDP nun den Austausch der Linde gegen eine Platane, da diese "der Ästhetik des Neumarktes besser entsprechen würde". Und die Linke fragt, ob die Erhaltungskosten, die nun für den Baum aufgewendet werden müssten, nicht besser in Schulen investiert wären. "Wie weiter?", so die bange Frage.


    Wie konnte Chemnitz sich nur auf ein so unberechenbares Wagnis einlassen?

  • Ich finde die Diskussion von allen Seiten erbärmlich. Bäume wachsen. Gebt dem Bäumchen 10 Jahre und gut. An anderen Stellen in der Stadt sehen Neupflanzungen auch so aus. Der politische Betrieb tut sich mit diesen populistischen Aussagen jedenfalls keinen Gefallen, schließlich hat eine Mehrheit in eben diesem Stadtrat den Baum beschlossen. Den entsprechenden Beschluss habe ich eben nicht gefunden - es wäre aber spannend, was genau im Beschlusstext steht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort das Alter des Baumes bzw. eine ungefähre Größe niedergeschrieben stehen müsste.

  • Der Chemnitzer Kulturverein "CheK" stellt Ideen für eine zukünftige Stadtentwicklung vor, wie BLICK berichtet: https://www.blick.de/chemnitz/…asterplan-artikel13170653oder hier https://www.tag24.de/chemnitz/…rasse-in-chemnitz-3039609


    Dabei wird die Forderung nach einem Masterplan für die Innenstadt bzw. den "Marienplatz" (der Platz hinter der Parteifalte, finde den Namen da nicht sehr passend) laut. Dabei gibt es für diese zentralen Bereiche der Innenstadt/ des Brühlviertels bereits einen sehr guten Masterplan, der vom Stadtrat damals nur in abgesteckter Version beschlossen wurde - der von Albert Speer und Partner.


    Die Ideen des Kulturvereins zur temporären Nutzung zentraler Innenstadtbereiche finde ich noch ganz interessant (Nutzung der StraNa oder Brückenstraße für kulturelle Events). Die längerfristigen Ideen - Rückbau und Begrünung entlang der Brückenstraße und hinter der Parteifalte, so wie auf dem Bild dargestellt - finde ich hingegen komplett falsch. Chemnitz braucht mehr Dichte und nicht weniger. Als ob Grünflächen in der Innenstadt Menschen ins Zentrum bringen würden. Woher dieser Irrglaube kommt, verstehe ich nicht. Wenn ich Natur will, fahre ich ins Erzgebirge aber doch sicher nicht ins Zentrum einer 250.000-Einwohner Stadt.

  • Zum FDP-Vorschlag eine Plantane auf dem Neumarkt zu fordern, kann ich aus landschaftsplanerischer Sicht nur den Kopf schütteln.
    Eine Plantane mag manchem besser gefallen, ist aber für den Standort wurzeltechnisch absolut ungeeignet. Das gehört eigentlich zum 1x1 der
    Stadtraumgestaltung, dass man keine breitwurzelnden Bäume in die Nähe von Leitungen und Pflaster setzt.
    Die Linde, unabhängig von Ihrer Pflanzgröße, ist eine optimale Wahl für den Standort.
    Die hohen Kosten sind im Übrigen nicht durch den Baum, in dieser Größe ist der für wenige hundert Euro zu haben, sondern
    durch die damit verbundenen komplizierten Tiefbaumaßnahmen zu begründen.
    Im Übrigen halte ich die Größe für optimal.
    Ein Baum ist ein Lebewesen, das in jungen Jahren viel flexibler auf die enormen Umweltbedingungen
    eines Marktplatzes reagieren und anpassen kann. Bei einem größeren und damit ältereren Baum bestände in dieser Extremlage
    die Gefahr eines Verlustes. Man agiert also nachhaltig, auch wenn das Ergebnis warten lässt. Bäume pflanzt man ohnehin für die nächste Generation.

  • In der Freien Presse ist heute ein Interview mit den Architekten von Speer und Partner erschienen, in dem es offenbar um die Nutzung von Brachflächen und Lücken in der Stadt geht und was die Architekten raten: https://www.freiepresse.de/che…l13246229#google_vignette


    Hat zufällig jemand Zugang zum FP+Artikel und könnte zusammenfassen, worum es da geht? Spannend wäre, ob die Stadt einen weiteren Auftrag an die Architekten vergeben hat und um welche konkreten Flächen es dabei gehen soll.

  • Es ist eher ein allgemeiner Abriss zum Thema Nachverdichtung, ein echter Chemnitz-Bezug ist nicht zu erkennen. Es wird auch mit keinem Wort erwähnt, wie die Stadtverwaltung das überzeugende Konzept von Speer und Partner zur Nachverdichtung im Bereich Brühl / Mühlenstraße komplett ignoriert und teilweise regelrecht sabotiert hat.