Eines mal vorab: ich finde die Diskussion gerade sehr schön, danke dafür!
Nur um eines mal klar zu stellen: Mir ging es bei meinen Posts nicht um irgendwelche architektonischen Highlights oder die Bewertung von dem was jetzt da steht. Von der Architektur her gibt es schon einige Großklötze in der Stadt die mir sehr gut gefallen, leider wird mit diesem Anspruch in Chemnitz nur allzu selten gebaut - aber wie gesagt, darum ging es nicht, das wäre die Kür.
Ich versuche es mal andersherum zu beschreiben:
Jede Zeit hatte ihre ganz eigenen Kriterien nach denen gebaut wurde oder gebaut werden musste und in diesem Kontext haben natürlich auch die Plattenbauten in der Innenstadt ihre Berechtigung gehabt.
Leider wird aber genau an diesen Dingen nicht gefeilt. Ich würde es viel lieber sehen, wenn direkt im Zentrum Dinge verändert werden würden und zwar auf den bereits bebauten und unattraktiven Bereichen. Stattdessen opfern wir wertvolle Flächen für Murks. Ausgeschlossen hierbau ausdrücklich der Getreidemarkt, da das tatsächlich eine innerstädtische Brachfläche ist die gut hätte aufgewertet werden können - mit einem anderen Konzept.
Hätte ich es zu verantworten, würde ich die Finger von der Johannisvorstadt und der Fläche vom Tietzt lassen - so lange bis das Zentrum im Kern wirklich gut funktioniert. Gegen eine Aufwertung der Flächen hätte ich natürlich nichts, keine Frage, der Status quo ist nicht gerade sehr attraktiv.
@ Arnold:
Dein Vergleich mit der Innenstadt von 1990 mag für dich funktionieren, für mich aber leider nicht. Klar, ich gebe dir natürlich Recht, das Zentrum "macht jetzt was her" im Vergleich zu 1990. Da es ja aber offensichtlich trotzdem nicht funktioniert (sonst gäbe es ja nicht die Bestrebungen und ständigen Diskussionen darüber) stellst du das aus meiner Sicht in ein falsches Licht. Auch was die Brachflächen angeht widerspreche ich dir, denn solche "Filetstücke" wie sie jetzt stumpfsinnig bebaut werden, wird es in Zukunft nicht mehr geben.
Aber es ist ja auch völlig in Ordnung, wenn man mal nicht einer Meinung ist.
Ich mag diese Konzepte jedenfalls nicht und halte sie für ähnlich zukunftsfähig wie die Plattenbauten die das Zentrum "schmücken". Sie werden als Gebäude zwar sicherlich funktionieren, aber die Aufwertung hin zu einer wirklich attrakvien Innenstadt werden auch diese Klötze nicht dauerhaft schaffen.
Wobei man Attraktivität wahrscheinlich auch erstmal definieren muss. Da hat ja sicher jeder seine eigenen Vorstellungen. Ich finde diese Massen-Konsum-Großkonzernsammeltempel nicht sehr attraktiv... Attraktiv hingegen finde ich eine lebendige Innenstadt in der Familien wohnen, Kinder spielen, kleine feine Spezialläden zu finden sind und "Charakterkopf-Kneipen" das noch nett abrunden. Ich mag Gassen und eng eingewobene Kirchen / Museen / Theater, schöne Brunnen, Kunst im öffentlichen Raum und kleine, gut proportionierte Plätze an denen Märkte stattfinden oder im Sommer die Fussgängerzone durch die Aussenbestuhlungen der Kneipen um die Hälfte reduziert wird.
Das sind alles Qualitäten, die sich in Altstädten wie selbstverständlich eigentlich immer finden und ich mag einfach nicht daran glauben, dass so etwas heute, neu und modern gebaut angeblich nicht mehr geben kann...
Wie das funktionieren soll war ja auch noch so eine Frage... Im Hinblick auf den Getreidemarkt sage ich: Das alte Raster der Flächen soweit möglich wiederherstellen und dann einzeln oder in kleinen Blöcken diese Flurstücke veräußern. Einen Teil davon dann wie gehabt an die bekannten großen und hungrigen Investoren abgeben - die bringen ja nicht nur Nachteile, aber konsequent auch den anderen Teil davon an ausgewählte Bewerber (vorzugsweise aus der eigenen Stadt) vergeben. Für alle könnte man im Vorfeld ein Konzept erarbeiten in dem Fluchten, Höhen, Materialien usw. vorgegeben sind.
Gab es übrigens alles schon mal und hat lange gut funktioniert...