Baugeschehen: Zentrum

  • Mir hingegen war schon beim ersten Mal lesen klar, dass Du Chemnitz definitiv mal von außen betrachten solltest. Die alte Stadt (ich meine die Innenstadt) war voll mit durchaus ansehnlichen Bauten des Historismus, die aber selten auf höchstem Niveau waren. Dazu kamen ein paar wirklich herausragende Bauten der klassischen Moderne, die aber zum größten Teil noch existieren (Schocken, Stadtbad,…).

    Wie man das auch alles bewerten mag, im Stadtkern hatte 1990 nur eine Handvoll an Vorkriegsbauten überlebt und etwas weitgehend Neues war an an deren Stelle getreten. DAS war die Ausgangslage.

    Einmal editiert, zuletzt von Arwed ()

  • Das Deprimierende ist vor allem, dass die Voraussetzungen für Stadtentwicklung und ansehnliche Architektur im Chemnitzer Zentrum außergewöhnlich gut gewesen wären. Große Teile der Flächen und der Bestandsbebauung waren und sind im Eigentum der öffentlichen Hand, vor allem der GGG als städtischem Unternehmen. Man hat aus den sich dadurch bietenden Möglichkeiten gar nichts gemacht, und niemand hat die Hoffnung, dass sich das jemals ändert. Das ist aktuell auch der schockierende Hauptgrund, warum ich mich für den Neubau der Niners-Halle hinter der Parteifalte ausgesprochen habe. Normalerweise dürfte ich das erst tun, nachdem ich über alle alternativen Möglichkeiten nachgedacht und die Standorte gegeneinander abgewägt habe. ich weiß aber genau, dass ich wegen der unfähigen und desinteressierten Chemnitzer Verwaltung und Politikern niemals erfahren werde, welche anderen Standorte denn zur Debatte standen. Wie unfassbar ist es eigentlich, dass der Chemnitzer Stadtrat den OB nicht dazu zwingt, bei so einer richtungsweisenden Entscheidung nicht alle Informationen zu veröffentlichen?


    P.S.: Man könnte sich diese Information wohl sogar beschaffen, wenn man Chemnitzer Einwohner ist und Geld für den dafür vermutlich unvermeidlichen Anwalt hat. Mit Bezug auf das sächsische Transparenzgesetz und die Informationsfreiheitssatzung der Stadt Chemnitz könnte man die Auflistung der Standorte erbitten. Das habe ich beim Freistaat sogar bei einem anderen Themenkreis sogar schon mal gemacht und das gewünschte Dokument zugesendet bekommen, obwohl man dazu gar nicht verpflichtet gewesen wäre. Ich bin aber zu hundert Prozent sicher, dass die Stadt Chemnitz sich auf einen der Ausnahmegründe berufen würde. Als Nichtchemnitzer kann ich das aber nicht ausprobieren.

  • Mir hingegen war schon beim ersten Mal lesen klar, dass Du Chemnitz definitiv mal von außen betrachten solltest.

    Arwed, allen und eben auch mir ist das vollkommen klar. ich weiß also gar nicht so richtig, was du jetzt (von mir) hören willst. Wie ich schon schrieb und andere ebenso: Die Ausgangslage war bestens, um zu gestalten und zu entwickeln. Man hat das Gegenteil getan - riesige Magistralen sind geblieben, der Übergang in den inneren Ring ist geradezu fußgängerfeindlich (drei nicht abgestimmte Fußgängerampeln über eine Parkhauszufahrt neben dem größten Hotel der Stadt und Stadthalle/Kongresszentrum, man muss sich das einmal vorstellen!), Fahrräder existieren halbherzig oder gar nicht, der ÖPNV wurde ohne Not quer durch die Fußgängerzone gelegt, die Gebäude und Wegebeziehungen sind zu großen Teilen lieblos und selten bis nie aufeinander abgestimmt. Die Wege und Plätze dazwischen haben auf 10 Metern 5 verschiedene Materialien, die Schaufenster sind leer oder knallebunt, 2 Meter neben dem schönsten Portal der Innenstadt und einer der wenigen historischen Ansichten steht eine knatschig-gelb-blaue Bildschirm-Säule.


    Von vorn: Was wurde denn deiner Meinung nach mit der riesigen Chance und dem unendlichen Spielraum alles richtig gut gemacht, lieber Arwed?

  • Die Ausgangslage war bestens? In welcher Parallelwelt lebst Du denn? Nachdem nach der Wende hier wie im ganzen Osten große Teile der Wirtschaft zusammen gebrochen waren, gab es zwar erstmal viel Bautätigkeit, aber dort konzentriert, wo es sich für die westdeutschen Investoren schnell realisieren ließ und wo es sich schnell rechnete. Ab Mitte der 90er kam dann im Bausektor erstmal eine große Flaute. Das betraf Chemnitz ebenso wie andere Städte im Osten (mit dem Dresdner Neumarkt ging es z.B. erst nach der Weihe der Frauenkirche ab 2005 richtig los / im Leipziger Osten gab es Konzepte, Stadtviertel in Waldflächen umzuwandeln). Was stimmt mit Euch Chemnitzern nicht, dass Ihr (trotz natürlich berechtigter Kritik an der Umsetzung) nicht sehen könnt, was auch hier wiedergewonnen wurde. So sah es hier noch nach der Wende aus, wie Ihr besser als ich wissen solltet:

    https://upload.wikimedia.org/w…_Karl-Marx-Stadt_1977.jpg

  • Du, ich weiß das schon größtenteils und die Stimmung kocht hier unnötig hoch. Beste Ausgangslage zur Gestaltung, selbstverständlich erst, wenn gebaut wird. Man musste die Zentralhaltestelle nicht so legen. Man musste bei Neubauten die großen Magistralen der DDR-Zeit nicht unhinterfragt übernehmen, wie gerade wieder bei der Bahnhofstraße, auch das Ungetüm Straße der Nationen, besonders zwischen Brückenstraße und Markt, hätte man anders machen können, vielleicht müssen. Auch die Parkhäuser hätte man so nicht bauen müssen und im Falle Rathauspassage/Gal. Roter Turm keinesfalls so anbinden dürfen. Überall zuviel Hinterhofcharakter, zu wenig Interesse an Kleinteiligkeit und Aufenthaltsqualität. Das wurde doch nun vielfach geschrieben. Und du entkräftest es nicht, beantwortest auch meine Frage nach guten Positivbeispielen nicht, sondern hältst dich an Dingen wie bester Ausgangslage auf, weil wir etwas unterschiedliches darunter verstehen. Und du schreibst, dass es in Dresden am Neumarkt "erst... 2005" richtig los ging, als wäre das gestern gewesen. Das ist fast 20 Jahre her und nochmal: Es ist ja gerade nicht so, dass in Chemnitz nichts gebaut wurde, im Gegenteil. Es geht ja um das Wie.


    Ich mag Chemnitz übrigens ziemlich sehr und kenne es ganz gut, gerade deswegen bin ich kritisch. Erlaubst du mir das?

  • Simmel Center - update


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    Bonusblicke: Eins-Zentrale // Johannisplatz // 80er-Platte Augustusburger Strasse

    Bild: https://i.postimg.cc/mkSJ9rS4/P1250021.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/vmpJFkmJ/P1250020.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/L5vQXbH6/P1250033.jpg


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  • Trotz dessen ist der wiederaufgebaute Neumarkt heute leider eine monofunktional auf den Tourismus ausgerichtete Puppenstube

    Das stimmt nicht, auch wenn du es noch so oft wiederholst. Das kannst du im Strang zum Neumarkt alles nochmal nachlesen, wenn es beim ersten Mal nicht hängengeblieben ist. Ich finde es immer wieder befremdlich, wie du im Forum "Sachkenntnis" heraushängen lässt, dich dann aber Sachargumenten verschließt, wenn sie dir nicht in der Kram passen. Was stimmt: dass man für den Neumarkt Eintritt verlangen könnte. Es würden sich weiterhin Millionen Menschen finden, die sich das Erlebnis Neumarkt nicht entgehen lassen wollten.


    Der Logikfehler in der These "Lieber schlecht bauen als gar nicht bauen" liegt doch schon darin, dass gutes Bauen gar nicht teurer sein muss. Auch viele Neubauten in Chemnitz mit ihren Unmengen an Stahlbeton und riesengroßen Glasscheiben waren gar nicht so billig. Überzeugend, gar schön sind sie deshalb noch lange nicht. Auch nicht die, die du als Positivbeispiele auf dem Silbertablett servierst.

    Zum Beispiel beim Thema Ornament gibt es so viel innovatives Potenzial, weil die Architektenschaft das Thema liegenlässt und sich nicht rantraut. Einfache Lochfassaden mit industriell gefertigtem Stuck wären sogar günstiger als verklebte Glaspaläste und würden vielen Menschen besser gefallen.


    An das DDR-Erbe anzuknüpfen, wäre ein logischer Ansatz, wenn dieses Erbe Potenzial hätte. Aber welches soll das sein? Der Großteil der Menschen findet die Stadtplanung und Architektur dieses Regimes, besonders aus den 60er und 70er-Jahren abstoßend. Bis auf ein paar herausragende Beispiele dieser Zeitschicht, die erhaltenswert sind, sehe ich keinen Grund, weiter daran anzuknüpfen.


    Dresden und Chemnitz sind sehr unterschiedliche Städte, aber eines haben sie doch gemeinsam: wenn man an gelungene Stadträume denkt, kommen einem eher nicht Strukturen aus der DDR- oder Nachwendezeit in den Sinn. Und Leipzig, wie du selbst schreibst, profitiert davon, dass "bedeutend mehr der Innenstadt übrig geblieben" ist. Wer hat diesen Satz mit wechselnden Städtenamen wohl noch nicht gehört: "XY ist toll, das ist im Krieg nicht so zerstört worden.". Wenig Zerstörung = wenig Moderne. Manchmal sind auch einfache Wahrheiten richtig.

  • Ziegel, widersprechen heißt nicht widerlegen. Meine These, also Behauptung, dass der Neumarkt in Dresden und seine angrenzenden Gassen zwar ein schöner, aber monofunktional auf den Tourismus ausgerichteter Ort ist, kann ich leider nicht mit Zahlen belegen. Du kannst aber auch nicht das Gegenteil. Ich würde mich aber liebend gerne vom Gegenteil überzeugen lassen.

    Ich war früher zu jeder sich bietenden Gelegenheit dort vor Ort. Das war aber, als im Zuge des Wiederaufbaus sich dort täglich noch etwas veränderte. Jetzt zieht es mich nur noch selten dort mal hin, z.B. wenn ich mit Besuchern da bin. Die persönlichen Eindrücke sind nicht unwichtig, ersetzen aber keine konkreten Daten, die zum Platz offenbar nicht vorliegen.


    Aber hier geht es ja um die Chemnitzer Innenstadt. Dass die Chemnitzer ihre in der DDR- Zeit gebaute Innenstadt mehrheitlich ablehnen, ist auch nur so eine Behauptung ohne Beleg. Aus meiner Sicht, ist das Ensemble mit Marx- Kopf, Kongresszentrum, Parkanlage und den Gebäuden darum herum durchaus prägnant und erhaltenswert, ob nun unter einem Regime oder in einer Demokratie errichtet. Der innere Altstadtkern wurde nach der Wende zwar zu großen Teilen mit viel zu goßkalibriger Architektur wiederbebaut, doch wurde er immerhin wiederhergestellt.

    Ansonsten habe ich die Frage gestellt, wie man architektonische Qualität zwingend durchsetzen kann. Aus meiner Sicht kann man das nicht. Man sollte Brachen aber auch nicht endlos liegen lassen. Auch eine hässliche Stadt funktioniert immer noch besser als eine leere.

    Woher nimmst Du denn Deine Erkenntnis, dass Bauen mit Ornamenten nur soviel kostet, wie z.B. Glasfassaden oder vorgehängte Fassaden. Du meinst sicher keine industriell hergestellten Bekleidungen, oder? Wenn z.B. die Firma Simmel mit gleicher Rendite ihre Klötze mit ornamentierten Fassaden, Satteldach, usw. besser vermieten könnte, meinst Du, dass die das dann nicht tun würden?

    Bauten mit individueller Ornamentierung kosten richtig Extra- Geld, sowohl in der Planung als auch im Bau. Deshalb findet man die nur so vereinzelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Arwed ()

  • Dann nochmal, extra für dich: an Neumarkt wohnen Menschen, keine Puppen. Die Quartiere dort beherbergen Wohnungen, weitere 258 werden gerade in Quartier III/2 fertiggestellt. Es gibt zudem gewerbliche Nutzungen für Hotels und Büros. In den Erdgeschossen befindet sich eine dreistellige Zahl von Ladeneinheiten mit einem sehr breiten Angebotsspektrum. Hinzu kommt ein sehr großes gastronomisches Angebot verschiedenster Niveaus. In der Mitte des Platzes steht die Frauenkirche mit einer kirchlichen und kulturellen Nutzung. Der Platz selbst wird für Demonstrationen, Straßenkunst, Weihnachtsmarkt oder spontane Erholung genutzt. Hier von "monofunktional" zu sprechen, ist entweder unwissend, böswillig oder dumm. Es gibt in Dresden, vielleicht sogar in ganz Sachsen, keinen weiteren Stadtraum, der so vielseitig und dicht genutzt wird.


    Mir missfällt auch die Haltung, Touristen seien wie Hitler und kontaminierten alles, womit sie in Berührung kämen. Im Gegenteil ist es doch so: wo sich viele Touristen aufhalten, ist eine Stadt besonders interessant, schön, etc. Da wurde also etwas richtig gemacht, etwas, das sich abzuschauen lohnt. Auch, wenn Chemnitz keine Tradition als Residenzstadt hat und der Maßstab vielleicht ein kleinerer ist. Und wenn man keine alten Entwürfe rekonstruieren kann, muss man eben die Qualitäten alter Entwürfe erkennen lernen, wertschätzen und mit eigener Schöpferkraft wiederbeleben.


    Wie man architektonische Qualität durchsetzen kann, ist ein große Frage, über die man Bücher schreiben kann. Die Entstehungsgeschichte des Neumarktes ist da übrigens auch lehrreich, als positives, in mancher Hinsicht auch als negatives Beispiel. Es hapert aber schon am Verständnis, was architektonische Qualität überhaupt ist. Die Weigerung, das Offensichtliche anzuerkennen, ist das erste und größte Problem.


    Die Genese des Chemnitzer Simmels kenne ich nicht. In Dresden (Wiener Platz) sieht der Simmel recht ähnlich aus, ging aus einem Architekturwettbewerb hervor, hat 65 Millionen gekostet und wirkt trotz der sicherlich teuren Spezialfassade wie eine Wellblechhütte schlimmster Art. Wenn ich hier im Forum Gebäude kritisiere, versuche ich oft, ins Detail zu gehen und kostenneutrale oder günstige Verbesserungsvorschläge zu machen.


    Glas ist zum Beispiel ein teurer Baustoff, wird aber verbaut, als gäbe es kein Morgen mehr. Durch die massenhafte Nachfrage wird er natürlich günstiger als er sein sollte. Letzteres trifft auch auf Beton zu. Früher wurden Ornamente massenhaft nachgefragt und entsprechend industriell gefertigt. Individuelle Anfertigung ist natürlich immer teurer. Andererseits würde oft schon ein einzelnes Schmuckelement über der Haustür genügen, welches ein Künstler gern für 500 Euro anfertigt. Auch andere Farben als das ewige "50 Shades of Grey", Symmetrie in der Fassadengliederung und trotzdem Abwechslung in der horizontalen und vertikalen Gestaltung sind Stellschrauben. Die Galerie am Roten Turm ist ein Beispiel, wie man auch bei einem Flachdach den Dachabschluss interessant gestalten kann.


    Naturstein ist ein weiteres Material, das heute gern für die Fassadenverkleidung genutzt wird. Dessen Kosten betragen 200/250 Euro/m² aufwärts. Eine Stuckfassade kostet weniger. Die Kosten für eine individuelle Stuck-Rekonstruktion wurden 2013 mal mit 125 Euro angegeben. 10 Jahre später mag es doppelt so teuer sein, andererseits geht es natürlich günstiger als es bei einer Rekonstruktion gemacht wird.


    Ja, ich meine, dass die Bauherren unnötig hässlich bauen. Auch in Chemnitz hätte Simmel mit gleichem Budget sicherlich ein viel besseres Haus bauen können. Hauptgrund ist nach meiner Vermutung der Mangel an Baukultur, an ästhetischer Schulung, an Bewusstsein, an Vorbildern. Und ganz entscheidend ist die Architektenschaft mit ihrer extrem verengten Sicht auf Architektur und einem in sich geschlossenen Ökosystem, von der Ausbildung über die RPW, vom BDA bis zum Urheberrecht, das ein Aufbrechen der völlig erstarrten Strukturen sehr erschwert.

  • Alter Falter, „unwissend, böswillig oder dumm“, dazu ein Hitlervergleich. Schalte mal einen Gang runter. Auf der Ebene diskutiere ich nicht weiter.

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    Ich bin ja der Architektur oder den Projekten von Hansa Real Estate nicht abgeneigt, aber es wäre toll, wenn die Entwürfe nochmal überarbeitet werden würden und die Gebäude etwas anderes als langweilige Flachdächer bekommen würden. Mittlerweile sind leider fast alle neuen Gebäude in der Innenstadt mit Flachdächern. Neben dem Tietz könnte man - zum Beispiel am Tietz-Dach orientiert - architektonisch und in einem Baugebiet zusammenhängend mal was Neues aufmachen.

  • Arwed Das war eher ein Garnisonkirchen- als ein Hitlervergleich. Nun gut, diese Provokation hätte ich mir schenken können, das stimmt.


    Meine Beiträge zu deinen Kommentaren sind aus meiner Sicht eher für das mitlesende Publikum gedacht. Dich mit Fakten überzeugen zu können, glaube ich ohnehin nicht. Umgekehrt hatte noch nie einer deiner sehr meinungslastigen Kommentare irgendeinen Erkenntniswert für mich.


    waldkauz Wenn man sich den Imagefilm anschaut, erkennt man sogar leicht angeschrägte Dächer, die aber von der Straßenebene aus nicht sichtbar wären. Etwas mehr Neigung wäre schon schön. Mein Wünsch wäre, dass der komplett weiße Bau farbliche Unterteilungen bekäme, zum Beispiel, indem die beiden parallel zur Bahnhofstraße liegenden Riegel eine andere Farbe bekämen. Ansonsten finde ich den Entwurf angenehm mit der Fensteranordnung und -gestaltung, dem Sockel und den dezenten Rundungen.


    Allerdings hat man wohl seit längerer Zeit Probleme, genug Wohnungen zu verkaufen, um losbauen zu können. Zuletzt hieß es, das Projekt als Senioren-Wohnanlage entwickeln zu wollen. Für das Gebäude, das rechts auf dem Bauschild als ganz interessanter Klinker-Kasten imaginiert ist, hatte arnold mal Hotel-Pläne ins Spiel gebracht.

  • Auf YouTube gibt es zum Thema Aufbau des Neumarkts in Dresden, die damit verbundenen Kosten und das notwenige Engagement der Dresdner Einwohner ein sehr interessantes Video: How Germany's Most Beautiful City (Dresden) was Rebuilt. Tatsächlich waren die Rekonstruktionen der historischen Fassaden auf dem Neumarkt nicht unbedingt teurer als moderne Fassaden (siehe Minute 11:20).

    Auf demselben Kanal gibt es außerdem ein Video zum Wiederaufbau des Alten Markts in Potsdam. Die Videos zeigen, dass ein Wiederaufbau historischer und lebenswerter urbaner Räume mit dem nötigen Engagement, dem politischen Willen und den richtigen Investoren möglich ist.

    Leider fehlte es davon in Chemnitz in den letzten Jahrzehnten.

    Bei zukünftigen Projekten in der Stadt braucht es mehr Interesse und Druck von Seiten der Chemnitzer und Chemnitzerinnen. Die Stadt wird hoffentlich in den Jahren nach 2025 weitere Investoren anlocken und damit Kapital anziehen. Dies könnte eine Gelegenheit sein, um der Politik klarzumachen, was sich die Mehrheit der Einwohner unter einer lebenswerten Stadtplanung vorstellt.

  • Seleucus Hallo und schön, einen ersten Forums-Beitrag zu lesen! ;)


    Ja, einige Fassaden am Neumarkt sind recht einfach und erst kürzlich habe ich im entsprechenden Strang die Frage aufgeworfen, ob die originale Stuck-Fassade nicht günstiger gewesen wäre als der neue Entwurf, der stattdessen an dieser Stelle umgesetzt wird. Es gibt dort aber auch viele sehr, sehr aufwändige Fassaden. In Relation zu den Gesamtbaukosten sind Fassadenkosten aber eigentlich immer im niedrigen bis mittleren einstelligen Promillebereich.


    Mit Chemnitzer Geschichte bin ich nicht ganz so firm, aber es wurden schon einige bedeutende Gebäude wiederaufgebaut, darunter die Jakobikirche, das Alte Rathaus und der Hohe Turm, Kaufhaus Tietz. Alles zu DDR-Zeiten begonnen und Großteils auch vor 89 beendet.

    Luftangriffe auf Chemnitz – Wikipedia


    Chemnitz war wohl nie eine auffallend schöne Stadt und ist durch starke Zerstörung und den Aufbau im Zeichen von Sozialismus und Modernismus zusätzlich gebeutelt. Die Einwohner haben sich wohl über Jahrzehnte daran gewöhnt und nach meiner Beobachtung einen gewissen fatalistischen Umgang damit entwickelt. Und dann sind Architektur und Stadtplanung leider ohnehin Themen unter dem Radar der meisten Menschen. In einer Stadt wie Dresden, wo die Schönheit, auch die verlorene, zur kollektiven Identität des Bürgertums gehört, ist das natürlich anders.


    Wenn sich keine Enthusiasten mit großer Begeisterung, Gerissenheit und Leidensfähigkeit finden, wird oft gedankenlos vor sich hingebaut.


    Nichts desto Trotz möchte ich betonen, dass ich Chemnitz mag! Es hat tolle Museen und auch schöne Ecken! Und der Weihnachtsmarkt ist überraschend stimmungsvoll.

  • Ich freue mich über die lebendige Diskussion um dieses Thema. Wie schön wäre es dies mit Entscheidungsträgern erörtern zu können. Leider ist da auch meine Erfahrung, dass kein wirkliches zuhören erwünscht ist. Zumindest in den Workshops, Diskussionsrunden, die ich besucht habe, sind die Teilnehmer mehrheitlich nicht der Meinung, wie sie Arwed vertritt. Leider scheint diese aber bei den Entscheidungsträgern Vorrang zu genießen, vor dem "Empfinden" der Einwohner.

  • Ex-Bahnpostamt, Strasse der Nationen 78 - aktuelle Bilder, von mir zuletzt hier vor 1 Jahr.


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    Vor allem sieht man eine große neue verkehrliche Umbauung nordseitig, wohl für die Tiefgarage. An den großen Altbauten sieht man Baufortschritte, aber doch recht wenig für ein Jahr. Noch wird gebaut (oder ggf wieder?), aber eher beschaulich, und wohl zunächst mehr auf die Erschließung fokussiert.

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    Wer Einblick bekommt, kann gerne mal berichten, was auch im Inneren so passiert bzw wie es um dieses wohl größte City-Bauprojekt bestellt ist.

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    Eckhaus StraNa 47 - damals fast fertig, hier nochmal ganz. Die ruinöse StraNa 43 ging leider immer noch nicht in Sanierung, zum Foto vor 1 Jahr nix Neues.

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    Leider tat sich auch nichts an der StraNa 33 (hinter Uni-Bibo) - Sanierung für die Uni.

  • Schillerplatz (=Park an Oper und Theaterplatz) - Reko im Zuge KuHa25


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    unten: Mittelachse mit ebenem dunklen Kleinpflaster befestigt, daneben Sandstreifen, ergänzende Baumflanzungen, neue Bänke etc.

    Vorzustand streetview - da haben die also das "ungeliebte Dauergrün/Nadelgehölze" getilgt, um jetzt wieder freie Sichtachse in Nur-Laubbestand zu haben.

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    fotos elli kny

  • Elli Kny, herzlichen Dank für die immer tollen Bilder.

    Ziegel, ausdrücklich herzlichen Dank für die differenzierten (bis auf HH) Ausführungen, die mir als fachfremd, dafür aber Chemnitz-nah teilweise sehr aus der Seele sprechen. Leider bleibt Arwed die Positivbeispiele und andere Antworten (warum Zenti so, warum Magistralen nicht verengt, warum nicht ansehnlicher, warum nicht Mut zu mehr Auflagen, warum Plätze ohne Nutzung und jeglichen Anspruch an die Optik,...) regelmäßig schuldig.

  • Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt ist mir gestern aufgefallen dass es diverse Baumaßnahmen an der ehem. Edeka am Stadttor gibt. An der Fassade links neben dem Relief "Alte Stadtmauer" wurden mehrere neue Fenster eingebaut und der komplette Innenbereich wird augenscheinlich saniert. Weiß hier jemand was genaues?

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