Leipzig: Matthäi-Viertel (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft)

  • Wo kommt denn der Name "Töpferstraße" her. Der dürfte nicht vergeben werden, da es die Straße in Wolks gibt.


    Edit: Hab es entdeckt: Neue Töpferstraße ist der Name. ^.^

  • ^ es gab einen früheren Töpfermarkt, bis ca. WK I, auf den dortigen Straße und heutigen Fläche der Hauptfeuerwache gegenüber. Hermann Walter, der die Stadt im Umbruch zur Großstadt großartig ablichtete, hatte sein Atelier in der noch alten Bebauung des Matthäi-Areals.


    Beim MDR gibt es noch einmal eine Ansicht von oben auf das Areal vor der Zerstörung. Diese kannte ich noch nicht. Zeigt aber wie sehr der jetzige Entwurf der damaligen städtebaulichen Situation nahe kommt.

  • Was meinst du damit? Die Streifen (evt. Pflasterung) im Hof der Runden Ecke? S&P schlagen dort Glasfenster vor, um die Bodendenkmale sichtbar zu halten. Ähnliches kann man ja auch beim Siegerentwurf umsetzen, falls sich beim Buddeln etwas Sehenswertes findet.

    Wenn ich es auf der von LEonline verlinkten Datei richtig sehe, dann ist bei SERO ein "Garten der Erinnerung" geplant gewesen und in einer Sprachblase steht dazu: "Schau mal hier, ein Stück der Alten Burg Urbs Lipzi". Also vermutlich ein Platz mit ein paar Ausgrabungen.

    Diesen Platz habe ich aber mittlerweile auch bei Riehle Koeth gefunden, dort als "Stadtplatz" bzw. "Steinplatz" bezeichnet, auf dem laut der von LEonline verlinkten Datei ebenfalls Ausgrabungen gezeigt werden (als Säulen im Vordergrund des vierten Bildes).

    Insofern hat sich meine Frage dazu geklärt.

  • Impressionen der beiden "Ohrentürme" von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht, die die Betonformelemente entwarfen.

    Zuerst der kleinere an der Großen Fleischergasse:

    82y66lr7.jpg


    Vom Promenadenweg aus gesehen das größere Exemplar, welches erhalten bleibt. Gut zu erkennen auch das Staffelgeschoss, dass zukünftig nicht mehr vorgesehen ist und Radieschen-Beeten platz machen wird:

    tvrq27v5.jpg

    Eigene Bilder


    wvneszpo.jpg


    nqzgdgon.jpg


    ellqcx7s.jpg

    Quelle: https://www.leipzig.de/bauen-u…projekte/matthaeikirchhof

  • Ihr habt es wahrscheinlich auch gelesen, ich dokumentiere es hier trotzdem:


    Die LVZ schreibt von "wenigen Sekunden Vorsprung in einem insgesamt engen Rennen" um den 1. Platz. Da kann man wirklich nochmal tief durchatmen, dass FAM nur auf Platz 2 gelandet ist. Interessant finde ich auch die Information, dass die "Jury-Leitung vor wenigen Tagen mit einem zweiseitigen Brief an alle Ratsfraktionen" auf die kurze kritische Wortmeldung von Ute Elisabeth Gabelmann im Amtsblatt reagiert hat. Ich denke, man kann schon sagen, dass von vielen Seiten Druck auf die Jury ausgeübt wurde, mit sehr gutem Ergebnis. Der 2. Platz ist so etwas wie eine Trotzreaktion.


    Laut Baubürgermeister Dienberg könnten "erste Neubauten" 2030 stehen. Dies betreffe zuerst den Forums-Neubau, für den ja schon dieses Jahr der Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden soll.

    https://www.msn.com/de-de/nach…asi-zentrale/ar-BB1hCz1r#


    Warum die Wohnbauten, die von der LWB gebaut werden sollen, für die nichts abgerissen werden muss und die funktionell weniger anspruchsvoll sind, erst nach 2030 kommen, verstehe ich nicht so recht.


    Aber auch das Forum ist mir noch unklar. Laut Konzeptskizze von 2023 sollen dort untergebracht werden:

    • die Stadt Leipzig (Begegnungs- und Kulturzentrum),
    • das Bürgerkomitee Leipzig e. V., Träger der Gedenkstätte „Museum in der Runden Ecke“,
    • das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V.,
    • die Stiftung Friedliche Revolution,
    • die Stadt Leipzig (Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig) und
    • das Offene feministische Demokratie Archiv.

    Und natürlich die Stasi-Akten aus den bisherigen Außenstellen Dresden und Chemnitz. Der Bundestag hatte ja beschlossen, dass die Akten in den Bestand des Bundesarchivs übergehen und an einem Archivstandort in jedem ostdeutschen Bundesland gebündelt werden. Für Sachsen sollte das Leipzig sein. Das bringe ich nicht so richtig damit zusammen, dass das Bundesarchiv letztes Jahr einen Neubau für die Stasi-Akten in Chemnitz eröffnet hat:

    https://www.stasi-unterlagen-a…au-in-chemnitz-eroeffnet/


    Und dann die Frage der Finanzierung. Das Bundesarchiv bezahlt sicherlich der Bund. Aber die Kosten für die genannten Vereine, für das Begegnungs- und Kulturzentrum? Gibt es da irgendwelche Zusagen oder sind das noch komplette Luftschlösser? Ist dafür der Bau an der Kleinen und Großen Fleischergasse, also neben dem Forumskubus, vorgesehen? Ich sehe noch nicht so richtig klar.

  • Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat den Sieger-Entwurf gewürdigt. Ein Ausschnitt aus dem Beitrag:



    Gelöscht. Bitte kein Kopieren und Einfügen von Presseartikeln, sondern den Inhalt mit eigenen Worten wiedergeben und kommentieren.

  • Denn der Entwurf hatte in der ersten Phase zu den schwächsten gehört.

    Das sehe ich, wie gesagt, nicht so. Auch in der ersten Phase gehörte er schon zu den wenigen Entwürfen, welche die Kriterien der Auslobung zu großen Teilen erfüllten. Ich habe die ganze Auslobung durchgeackert und eine Bewertungsmatrix erstellt, sodass dies nicht nur ein subjektiver Eindruck ist. "Die Entwurfsschwächen sind eher ästhetischer Natur", hatte ich zur Beta-Version oben schon geschrieben. Mit der Überarbeitung überzeugt der Entwurf nun auch emotional und ist in vielen Details durchdachter.


    Der Umgang mit dem Bestand aus den Achtzigerjahren, der sich auf die Erhaltung eines schwer einzugliedernden Alibifragments beschränkt, bleibt dagegen städtebaulich, geschichtskulturell und ökologisch unbefriedigend.

    Dieser Aussage kann ich auch nicht viel abgewinnen. Städtebaulich ist der Riegel hervorragend eingebunden, was die große Überraschung ist. Geschichtskulturell werden die hervorstechendsten Teile bewahrt, wie der Autor ja selbst ausführt. Denkmalschutz besteht nicht. Aus ökologischer Sicht kann man den Abriss großer Gebäudeteile kritisieren, aber entscheidender sind die Fragen nach der Weiterverwendung des Bauschutts und die Wahl der Baumaterialien für die Neubauten.


    Zwei weitere Kriterien vergisst der Autor: zum einen die Wirtschaftlichkeit. Ein Erhalt der durchnässten VoPo-Riegel wäre mit hohen Kostenrisiken verbunden und der Umbau aller DDR-Gebäudeteile, z. B. in Hinblick auf Barrierefreiheit, Deckenhöhen oder Brandschutz, ist generell kostenintensiv. Zweitens gibt es das demokratische Argument: wenn sich in der eigens durchgeführten Bürger/innen-Umfrage zwei Drittel für Komplettabriss ausgesprochen haben, wäre es fragwürdig, dies nicht zu berücksichtigen.

  • 28.02.2024 | 19:00 Uhr | Richard-Wagner-Aula, Alte Nikolaischule

    THE GREAT REPAAIR? DER MATTHÄIKIRCHHOF LEIPZIG

    Podiumsdiskussion und Ausstellungseröffnung


    "Diskutieren" werden Prof. Garkisch von der Bauhaus-Universität Weimar und seine Studierenden, deren Entwürfe für den Matthäikirchhof parallel in der Nikolaischule ausgestellt werden.


    Sieht aus wie ein Virus-Link, ist aber der korrekte Link zum Newsletter: X/

    https://t5f0e7af2.emailsys1a.n…4/0/cd09ba83f2/index.html


    Versprochen wird eine "unbelastete Außensicht". Arnold Bartetzky, der in der Kulturstiftung eine wichtige Rolle spielt, hatte sich kurz vor der finalen Jurysitzung ja schonmal mit seinen Ansichten in Stellung gebracht:

    https://www.mdr.de/nachrichten…werb-kultur-news-100.html


    Ich werde im Publikum vor Ort sein und eine "belastete Innensicht" vertreten. Würde mich freuen, wenn auch andere Forianer dabei sind.

  • Da folgender Beitrag gegen keine Forumsregel verstößt, poste ich ihn noch einmal. In den Posts #303 und #326 hatte ich bereits auf gleiche Weise andere Wettbewerbsentwürfe verlinkt.


    Jetzt sind es noch 51 unbekannte Beiträge.


    Denn hier sind die Entwürfe von W&V

    https://www.wuv-architekten.de/aktuelles


    sowie ZILA

    https://zila.cc/


    ...auf deren jeweils schrecklichen Websites zu sehen. Wer seine Arbeit hinter ganz kleinen Bildern mit winziger Auflösung versteckt, ist wohl selbst nicht besonders stolz darauf.

  • So richtig schlau werde ich aus den verlinkten Bildern nicht, aber das scheint mir eine wirklich extrem nah am Vorkriegszustand liegende Rekonstruktion zu sein.


    Ich bin immer "im Zweifel pro Reko", aber einen Beitrag, der die ganze vorgeschaltete demokratische Beteiligung, die Auslobung und die allgemeinen Bedüfnisse unserer Gegenwart konsequent ausblendet, kann ich nicht gutheißen. Eine Balance sollte angestrebt und gefunden werden.


    So würde ich mir wünschen, dass der Architekturentwurf für das Bürgerforum Gestaltungselemente der Matthäikirche aufnimmt. Durch den vorgegebenen Kubus ist das nicht ganz leicht, aber möglich. Allerdings glaube ich nicht, dass die Architekt*innen, die dafür Entwürfe einreichen, sich die Mühe machen oder auch nur das Können haben, einen würdigen Ortsbezug herzustellen.

  • ^^Das hätte mir in der Tat am besten gefallen und ein bisschen hatte ich auch die Hoffung, dort ein Stück Altstadt zurückzubekommen, ähnlich wie es Dresden gemacht hat, wie es Frankfurt a.M. getan hat. Einem Stadtkern tut so etwas gut, eine "Stadt-Reparatur", ein schöner Begriff. Einen Ort für Stasiunterlagen & Co. hätte man auch darin unterbringen können. Ich werde auch nie verstehen, warum so etwas nicht die Bürger entscheiden können, sondern eine Hand voll Leute.

  • ^ Ich sehe es hier ähnlich wie Ziegel. Eine Komplettreko wäre sicherlich eine Wohlfühllösung gewesen, die die Zustimmung eines großen Teils der Bevölkerung gefunden hätte allerdings mit dem Problem des Negierens der jüngeren Vergangenheit, des aufwändigen Beteiligungsprozesses und den offensichtlichen Schwächen hinsichtlich der heutigen Nutzungsanforderungen. Gleichwohl ist der Wettbewerbssieger m.M.n. noch nicht das Nonplusultra und an mehreren Punkten verbesserungswürdig. Ich denke, dass viele erstmal froh waren, dass es doch einen radikalen Rückbau des Bestandes gibt - der gruselige zweitplatzierte Entwurf scheiterte ja nur sehr knapp.

  • Zustimmung eines großen Teils der Bevölkerung gefunden

    Die zurückgewonnenen Altstädte in Dresden, Potsdam und Frankfurt am Main gehen alle auf Bürgerengagement zurück. Das gab es für den Matthäikirchhof nicht, obwohl die offizielle Bürgerbeteiligung ja reichlich Anlass gegeben hätte, sich zu organisieren. Da hat unsere Schwesterstadt Halle noch mehr Initiative vorzuweisen (Rekonstruktion Altes Rathaus, Turmspitzen Hauptbahnhof). Auch beim Thema Paulinerkirche reichte die kritische Masse in Leipzig allenfalls, um einen Referenzbau zu erwirken. Vielleicht ist man in Leipzig auch ein bisschen bequem, weil die Stadtreparatur großteils ganz gut läuft und schon vieles ohne viel Aufhebens rekonstruiert wurde.


    Nein, ich glaube, der Rückhalt für eine detaillierte Rekonstruktion des Mathhäikirchhofes wäre verschwindend gering gewesen. Organisiert sind hier eher andere Interesengruppen, die das hätten verhindern wollen.


    Ich werde auch nie verstehen, warum so etwas nicht die Bürger entscheiden können, sondern eine Hand voll Leute.

    Das liegt wohl am Wettbewerbsrecht, das dringend überarbeitet gehört, genauso wie das Urheberrecht im Bereich Architektur. Allerdings ist es eher selten, dass "eine Handvoll Leute" ihre Privilegien freiwillig teilt. Beteiligungsrechte müssen immer erstritten werden.


    Letztlich ist es Spekulation, aber ich würde schon behaupten, dass der Beteiligungsprozess und die recht große Jury (23 stimmberechtigte Mitglieder, die 2 Bürgervertreter waren nicht stimmberechtigt...) die Entscheidung stark beeinflusst haben. Riehle Koeth haben nicht zuletzt gewonnen, weil sie die vielen Hinweise aus der ersten Runde eingearbeitet haben.


    Gleichwohl ist der Wettbewerbssieger m.M.n. noch nicht das Nonplusultra und an mehreren Punkten verbesserungswürdig.

    Welche Punkte meinst du? Neben der Kubatur des Bürgerforums/Unterlagenarchivs?

  • Nein, ich glaube, der Rückhalt für eine detaillierte Rekonstruktion des Mathhäikirchhofes wäre verschwindend gering gewesen.

    Sehe ich etwas anders. Der Rückhalt wäre im Großen und Ganzen nicht mehr und nicht weniger als in irgend einer anderen Stadt gewesen – es leben hier ja keine Außerirdischen. Dass die Gemengelage bei verschiedenen Interessengruppen und deren Wirken in der Öffentlichkeit evtl. eine etwas andere Gewichtung hätte ist aber durchaus möglich.


    Welche Punkte meinst du? Neben der Kubatur des Bürgerforums/Unterlagenarchivs?

    Es sind drei (bzw. vier) Punkte, die ich als verbesserungswürdig erachte.


    q62qcp9j.jpg


    Zum Archiv/Forum habe ich mich ja schon geäußert. Als Leitbau gerne höher (57m) dafür in der Grundfläche etwas zurückgenommen damit man drum herum mehr (Frei-)Raum gewinnt (für z.B. Bäume, Brunnen, Kunst etc. aber vor allem um den kleinen Platz in Richtung Gr. Fleischergasse etwas anders auszuformen).


    Was uns zu Punkt 2 im Bild bringt. An Stelle des einzelnen Baukörpers (Haus der Jugend?) würde ich einen etwas größeren Häuserblock in Anlehnung an die Vorkriegssituation favorisieren (allerdings nicht ganz so raumgreifend entlang der Gr. Fleischergasse wie damals und unter Beibehaltung des geplanten Stadtplatzes). D.h. mehrere unterschiedliche Fassaden, die im EG überwiegend Gastronomie beherbergen um die Kneipenmeile weiterzuführen. Man könnte hier auch gerne über die Reko von 2-4 histor. Fassaden nachdenken.


    Punkt 3: Das knapp um die Ecke gezogene Gebäude wirkt am ehem. Stasiflügel wie eine Notlösung und erinnert mich an die unbefriedigende Situation am Brühlpelz. Meine Antwort wäre hier man kappt den Riegel etwa in Höhe der roten Markierung, nimmt in raus und installiert eine passendere Andockung an den Rest des Stasibaus. Dieser behält dafür allerdings seine jetzige Anmutung (Fassade, Staffelgeschoss und natürlich den Ohrenturm). Damit wäre m.M.n. zukünftig besser vermittelbar wie der Bau eigentlich urspr. ausgesehen hat als wenn man nur das Tragwerk und den Turm erhalten würde. Sofern der Dachgarten weiterhin gewünscht ist könnte man das/die angrenzende/n Gebäude in der Tiefe erweitern oder man kragt aus um den Garten dann darauf zu verorten.

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  • LEonline



    Zu Vorschlag 1

    Zumindest emotional volle Zustimmung zur Höhe. Das würde die Bedeutung des Baus weiter herausheben. Allerdings würde dies auch die Verschattung verstärken, wenn man nicht, wie von dir vorgeschlagen, die Grundfläche reduziert.


    Bei einer solchen Reduzierung der Grundfläche hätte ich aber Bedenken, da weder die Gasse zwischen Stasiriegel und Bürgerforum breiter sein sollte, noch das Bürgerforum zu sehr aus der Achse der Klingertreppe herausrücken sollte. Ersteres, weil der Riegel sonst zu viel Wirkungsraum bekommt, zweiteres, weil eine schöne, sinnvolle Sichtbeziehung von der Treppe zum Forum möglich ist, wie eine der Visualisierungen zeigt.


    Und weniger Gebäudegrundfläche (im Tausch für mehr Höhe) bedeutet weniger zusammenhängende Ausstellungs- bzw. Aktionsfläche, dafür mehr Flächen, die für Treppenhäuser etc. draufgehen.


    Ich wäre mit einem zusätzlichen Glockenturm schon zufrieden (gewesen).


    Zu Vorschlag 2

    Im ersten Entwurf von Riehle Koeth entsprach das "Haus der Jugend" (nennen wir es einfach mal so :-D) von den Maßen her genau deinen Vorstellungen. Fast so groß wie 1930, nur etwas mehr Raum für die Fleischergasse lassend und ein wenig zugunsten des Stadtplatzes gestutzt. Aber damit war keine Einbindung des Stasi-Blocks möglich. Dieser hätte dem Platz seine Schmalseite zugewendet.


    Link


    Auf dem historischen Matthäikirchhof war dort kein Platz, sondern eine ganz schmale Gasse. Der Platz befand sich zwischen Kirche und "Insel/demnächst Haus der Jugend", was sich nicht mehr umsetzen lässt, weil dafür der denkmalgeschützte Saalbau abgerissen werden müsste.


    Link


    Im Siegerentwurf ist der Platz zur Großen Fleischergasse etwa doppelt so groß wie der Platz vor der Hainspitze am Brühl. Ich finde dies ein gutes Maß und würde davon nichts für ein größeres Haus der Jugend abknapsen wollen.


    Link


    Eine gastronomische Nutzung war laut Matthäik.-Code und Ausschreibung nicht gewünscht und scheint mir auch nicht sinnvoll. Die unmittelbare Gegend ist nun wirklich nicht arm an Gastronomie und es stehen sogar noch Flächen in der Kleinen Fleischergasse zur Verfügung, die entsprechend (um-)genutzt werden können bzw. immer mal wieder (teils nach nach Leerständen) Betreiberwechsel erfahren.


    Rekonstruktionen gern, aber welche konkret? Ich hatte das hier schonmal gefragt und nur allgemeine Fotos der Vorkriegsbebauung bekommen. Das ist eben der Unterschied zu Dresden, Potsdam, wo Denkmalpflege, Vereine und einzelne Enthusiasten schon viel Vorarbeit leisteten und Bauwillige nicht erst im Stadtarchiv nachgraben mussten, ob sich was Lohnendes findet.


    Vorschlag 3


    Hier gehe ich dann gar nicht mehr mit. Das um die Ecke gezogene Gebäude finde ich brillant. Es führt einerseits den Schwung der großen Fleischergasse weiter, ohne die Sichtbeziehung zum Haus der Jugend zu kappen. Es gibt zudem dem Stadtplatz ein angenehmes Gesicht (Schrägdach, betonte Ecke). Und bindet zudem den Stasi-Riegel ziemlich elegant ein. Es wird dann ein Platz-Grundriss ohne rechte Winkel sein.


    In der isometrischen Ansicht angedeutet ist eine Höhe des Verbindungsbaus, welche zwischen den Wohnbauten und dem Riegel vermittelt. So viel Höhenunterschied, wie man aufgrund der einschüchternden Erscheinung der Stasi-Burg meinen könnte, ist da gar nicht gegeben. Der ehem. Brühlpelz (Adina) ist mit Sockel+10 Etagen+Dachaufbauten (40 Meter) deutlich höher. Die Stasi-Burg hat auf dem Sockel nur 5 Etagen+Staffelgeschoss (das rückgebaut wird, dann Oberkante 22 Meter).


    Davon abgesehen ist der Teil der Stasi-Burg, der jetzt erhalten wird, eine funktionale Einheit. Ihn noch einmal zu halbieren, würde den Erhalt dann wirklich lächerlich machen und vermutlich unnötig Kosten verursachen. Ich weiß auch gar nicht, in welchem Teil das Hummitzsch-Zimmer ist, das ja erhalten werden soll. Das Staffelgeschoss ist übrigens sehr marode, daher halte ich es für eine gute und pragmatische Idee, es abzutragen und durch einen Dachgarten zu ersetzen. Symbolisch gefällt's mir natürlich auch, Karotten auf der Stasi-Rübe wachsen zu lassen.


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    Danke, LEonline, ich fand es sehr erfrischend, mich mit deinen Vorschlägen auseinanderzusetzen. Dass ich nun mit dem Sieger sogar noch zufriedener bin, war nicht deine Intention, hat aber trotzdem geklappt. ;)


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    Kann mir bitte jemand erklären, wie man hier Thumbnails einfügt, also die Bilder, die erst beim Anklicken groß angezeigt werden?

    Soweit bin ich schon: rpmqna7p.jpg

  • Danke für Dein feedback! Ich habe mich leider zu unklar ausgedrückt denn da sind doch einige Fehlinterpretationen bei allen drei "Hotspots" dabei.


    1.) Archivbau: Eine Reduktion der Grundfläche würde weder in Richtung Ring noch Richtung Stasibau erfolgen da die aktuell geplanten Abstände dort richtig sind. Den meisten Schwund würde es demzufolge vis-á-vis der Runden Ecke geben (eine Flucht mit dem Saalbau) und noch minimal an der Stadtplatzseite. Darüber hinaus besteht ja weiterhin die Möglichkeit die Kubatur des Bauwerks zu verändern.

    2.) Die von mir propagierte "Insel" aka "Haus der Jugend-Areal" wäre reduzierter als im ersten Riehle-Koeth-Entwurf und nur etwas größer als die jetzige Planung. Den Stadtplatz würde das kaum negativ tangieren.

    3.) Das um die Ecke gezogene Gebäude halte ich auch für gelungen allerdings ist es an der Südseite zu schmal und sollte dort noch zwei, drei Achsen mehr aufweisen damit es insgesamt besser wirken kann. Es darf in seiner Gestaltung als repräsentatives Eckgebäude gerne etwas aufwändiger sein um mit dem Kopfbau des Insel-Areals und dem Forum/Archiv ein attraktives Platzensemble zu bilden. Anschließend erfolgt dann erst ein Neubau, dessen Dachgarten-Auskragung man zusätzlich als sich verjüngende Verbindungsbrücke mit viel Grün zum Archiv/Forum nutzen könnte. Man erhielte so eine Torsituation vom und zum Ring (diesen Vorschlag wollte ich unbedingt noch unterbringen da ich ihn gestern vergessen hatte ^.^).

  • LEonline:


    Der Archivbau ist doch im Siegerentwurf schon in einer Fluchtline mit dem Saalbau. Das wurde im Vergleich zu Phase 1 erfreulicherweise schon überarbeitet. Du meinst vielleicht in Fluchtlinie zur Außenfassade des Saalbaus? Das wäre aber stadtplanerisch unüblich und für mich auch ohne erkennbaren Nutzen.


    t3mo229t.jpg


    Da wohl keine grundsätzlich andere Kubatur kommen wird und ein praktisches Rechteck gesetzt ist, sind die aktuell gewählten Fluchtlinien schon optimal gewählt. Am östlichen Ende gibt es bereits Aufweitungen der Straßenräume, vor denen das Archiv nicht noch weiter zurückweichen sollte. Die Aufweitung zwischen Archiv und Insel könnte man vielleicht kritisch sehen, andererseitg ermöglicht sie einen großzügigeren Blick vom Stadtplatz auf einen schönen Altbau mit Mansarddach (Rückseite Runde Ecke).


    Eine nur ganz wenig größere Insel hätte wenig Nutzen, würde aber den schönen Altbau an der Großen Fleischergasse Nr. 19 dann vollständig verdecken, von dessen Ansicht der Platz sehr profitieren wird.


    Zwei, drei Achsen mehr für das Eckgebäude, die dafür dem Alt-Riegel weggenommen werden müssten, hätten auch nur einen kleinen optischen Effekt im Verhältnis zu großen Problemen bei der Umsetzung, wie schon erläutert. Und ich weiß gar nicht, ob ich das optisch wirklich so toll fände. Die schmale Fassade zum Platz harmoniert doch gut mit den schmalen Fassaden Nr. 17 und Nr. 19 an der Ostseite. Eine aufwändige Gestaltung muss natürlich sein.


    Die Idee einer Torsituation an genau dieser Stelle hatte ich den Planern bei der Hofschau vorgeschlagen, um den Riegel einzubinden und ihrem Entwurf somit mehr Kohärenz zu verleihen. :D Ich hatte dabei mehr als eine Brücke mit Dachgarten im Sinn, eher einen massiven Gebäudeteil, der Riegel und Forum verbunden hätte. Nun bin ich froh, dass die Planer m. E. eine viel organischere, kleinteiligere Form gefunden haben, bei welcher die einzelnen Gebäudeteile zudem unabhängig voneinander entwickelt werden können.


    Eine einfache Füßgängerbrücke zwischen Stasi und Forum wäre auch mit dem Siegerentwurf möglich. Wir können das ja bei der Ausstellung am 29.02. mal beide vorschlagen. Allerdings brauchte es dann einen Einschnitt ins Schrägdach des Forums. Es sei denn, man plant es nicht als Freiluft-Brücke, sondern eher so wie bei Löhrs Carré.


    Ich bin selbst erstaunt, wie durchdacht der Siegerentwurf ist, was bei jeder noch tieferen Betrachtung immer deutlicher für mich wird. Ich habe gesehen, dass du im Stadtbild-Forum auseinandergesetzt hast, wie wichtig solche städtebaulichen Strukturen sind. Das dient mir als Trost, falls die eine oder andere Fassade nicht meinen Wünschen entspricht.

  • Die Frage ob es einen Entwurf gab, der sich nahezu komplett am Vorkriegszustand (inkl. Wiederaufbau der Matthäikirche) orientiert ist nun auch beantwortet. Der Entwurf von Axel Spellenberg überstand die erste Phase nicht. Ich verlinkte hier mal aus dem APH: https://www.stadtbild-deutschl…&postID=426792#post426792

    Also unabhängig davon, dass ich eine originalgetreue Rekonstruktion des Matthäikirchhofs skeptisch gegenüber stehe, finde ich den Beitrag von Axel Spellenberg zumindest seltsam. Jemand der sich mit Reko und Stadtreperatur beschäftigt, sollte wissen, dass 1. Ulbricht den Satz nie so gesagt hat und 2. wenn dann auf dem Balkon der neu gebauten Oper und nicht beim Heraustreten aus dem Gewandhaus. Das wurde bekanntlich lange nach 1968 am 8.Oktober 1981 mit Beethovens 9er eröffnet.

    Der Matthäikirchhof ist nicht der Römer und auch nicht der Neumarkt. Und auch wenn er damals vielleicht ein Kleinod war, fiel er einigen doch damals schon als aus der Zeit gefallen in einer sonst auf Großstadtflair ausgerichteten Stadt auf.

    Ich hab mal gelesen, dass nur 30% der aktuell in Leipzig Lebenden auch in Leipzig geboren sind. Welcher heutige Leipziger hat heute noch Bezug zu einer solchen Kirche? Alle verbinden Bach mit der Thomaskirche. Zumal die meisten Kirchen der Stadt umgebaut werden, weil sie ungenutzt leerstehen.

    Mit einer klugen Einbindung, hätte eine Teilreko spannend sein können. Aber ich glaube dem Anspruch einer modernen Großstadt an ein "Forum für Freiheit und Bürgerrechte/Demokratiecampus" hätte die vollständige Reko nie gerecht werden können.