Rund um den Lindenauer Markt

  • Mich beschleicht auch das Gefühl das man sich hier im 'Kampf gegen das Böse' sieht anstatt an Alternativen zu arbeiten die den schon angerichteten Schaden beheben. Lieber möchte man die gegenwärtige und unzureichende Situation erhalten und beschwingt sich an 'guten Argumenten' die leider keine sind. Traurig!


    Wie schon oben in meiner Antwort an Stahlbauer. Hier kommt aber noch hinzu:

    Wer kämpft denn gegen das Böse, d.h. die "Discounterisierung" und das Sterben kleinerer, oft traditionsreicher und auch mit ihrem Angebot in der Region vorhandener Händler? Kaufland? Was unterscheidet das gute Kaufland denn von den bösen Discountern?


    Das Hauptargument des Kaufland-Vertreters Jürgen Faltenbacher bei der Diskussionsveranstaltung war, dass Lindenau noch nicht so dicht besetzt mit Einkaufsmöglichkeiten sei wie andere Leipziger Stadtteile rings um das Zentrum. Das größe Manko sei, dass bislang ein Vollsortimentler fehle - also nicht etwa viele kleine Händer. Der Discounterbesatz liegt in Deutschland bei 43 %, in Lindenau deutlich darunter. Kaufland will diesen Misstand nun beheben und diese Zahl nach oben treiben. Nach einer Alternative klingt das nun wirklich nicht, eher nach einem Nachholen der Entwicklungen andernorts und einem Zementieren der Verhältnisse.

  • Ein weiterer LIZ-Leserbrief von Manuel Emmelmann

    LIZ, 16.03.2010
    Leserbrief zu Podiumsdiskussion zum Lindenauer Markt: Mehrheit der Lindenauer will andere Lösung
    http://www.l-iz.de/Interaktiv/…er-Markt-Leserbrief3.html


    Nichts gegen Leserbriefe, aber man muss nicht für jeden Leserbrief, der zum Thema veröffentlicht wird, gleich einen neuen Beitrag erstellen. Gruß, Cowboy.


    Edit: Beiträge zum Vorhaben am Lindenauer Markt habe ich in diesen Thread ausgekoppelt. Eine einwandfrei saubere Trennung ist mir nicht gelungen. Aber ich denke, dieser Strang ist im Interesse aller Diskutanten. Cowboy.

  • LINKE-Stadträte J. Nagel u. P. Witte u. der Connewitz-Effekt

    Nachdem der Stadtrat der LINKEN und Sprecher für Stadtentwicklung Siegfried Schlegel frühzeitig eine dicke Lanze für das Kaufland brach ( http://www.l-iz.de/Politik/Bre…raucht-Einkaufsmarkt.html ) , halten seine Genossinnen Juliane Nagel und Pia Witte nun dagegen:


    Pressemitteilung der LINKE-Fraktion im Stadtrat zu Leipzig vom 18. März 2010
    http://www.linksfraktion-leipzig.de/index.php?id=28602&type=123&no_cache=1&tx_ttnews[backPid]=28625&tx_ttnews[tt_news]=39660&cHash=c71437caa2

    Juliane Nagel und Pia Witte
    Für einen "Connewitz-Effekt" auch in Lindenau – Bedenken und Kritik ernst nehmen und nach Alternativen suchen!


    Inmitten des Stadtbezirks Altwest soll bis Mitte des Jahres 2011 ein so genanntes Stadtteilzentrum entstehen. "Stadtteilzentrum" meint dabei offensichtlich nicht, dass es um einen sozialen Anlaufpunkt geht. Die Planungen sehen die Errichtung eines SB-Marktes mit 3.800 Quadratmetern Verkaufsfläche vor.
    Im Leipziger Süden waren im Jahr 2007 ähnliche Pläne öffentlich geworden. Die TLG wollte am Connewitzer Kreuz ein Einkaufszentrum mit rund 4.000 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. Daraufhin formierte sich breiter Widerstand, der das Projekt erst einmal zum Ruhen gebracht hat.


    In Lindenau werden derzeit ähnliche Fragen aufgeworfen wie in der Debatte um das „Stadtteilzentrum“ am Connewitzer Kreuz: Gibt es Bedarf für ein neues Einkaufszentrum in dieser Größenordnung? Wie soll die damit verbundene erhebliche Verkehrsbelastung gemanagt werden? Passt sich das bis dato geplante „SB-Warenhaus“ überhaupt in die städtebauliche Gestaltung der Umgebung ein?


    Das Stadtteilzentrum würde eine erhebliche Verkehrs-Mehrbelastung für den Stadtteil nach sich ziehen. Die avisierte Lenkung des Verkehrs über die Hauptverkehrsstraßen Zschochersche Straße/Lützner Straße erscheint angesichts der bereits praktizierten Missachtung des Einfahrtverbotes ab Kuhturmstraße auf den Lindenauer Markt illusorisch. Das Tempo 30-Gebot in der Kuhturmstraße ist mit dem Stadtteilzentrum zum Scheitern verurteilt. Wir befürchten deshalb eine starke Erhöhung des Verkehrsaufkommens im Wohngebiet um das geplante Stadtteilzentrum zu Lasten der AnwohnerInnen.


    Im Umfeld des Lindenauer Marktes existieren bereits eine Reihe von Discount-Lebensmittelmärkten, die auch der sozial prekären Situation von immerhin 30 % der BewohnerInnen des Stadtteils entsprechen. Es existiert eine vitale Einzelhandels-Struktur, zweimal pro Woche wird der Lindenauer Markt durch einen Wochenmarkt belebt. Die Stadtverwaltung gesteht in der dem Stadtrat am 24.3.2010 zur Beschlussfassung vorliegenden Vorlage „Bebauungsplan Nr. 286 "Stadtteilzentrum Lindenauer Markt" selbst ein, dass die Ansiedlung von Kaufland am Lindenauer Markt negative Auswirkungen auf das nahe liegende C-Zentrum Plagwitz (Elsterpassagen) haben wird.


    Wir plädieren dafür, Lindenau in seiner liebenswerten Kleinteiligkeit behutsam zu entwickeln. Vorstellbar wäre die gezielte Stimulierung von Einzelhandel am Lindenauer Markt, etwa an dieser Stelle oder auf der Brache Lindenauer Markt 15/17, oder die Errichtung eines Einkaufszentrums in den derzeit leer stehenden Kaufhaus-Bauten an der Merseburger Straße, wie es das Stadtforum Leipzig vorschlägt.


    Wir wünschen uns, dass auch in Lindenau ein "Connewitz"-Effekt zum Tragen kommt. Wir jedenfalls nehmen die Bedenken und Einwände von BürgerInnen und von Gewerbetreibenden ernst und sprechen uns für eine Rücknahme des Vorhabens "Stadtteilzentrum Lindenauer Markt" aus. Wir halten es mit dem "Integrierten Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020" (SeKo) und empfehlen dringend, die "Dimensionierung" der Ansiedlung kritisch zu "prüfen"(Anlage 3 des Seko, B 7-9).

    Nicht zuletzt setzen wir bei Gewerbeneuansiedlungen auch auf Qualität für die Beschäftigten. Diesem Anspruch wird Kaufland in keiner Weise gerecht: Kaufland hat in dieser Hinsicht in letzter Zeit negativ von sich hören lassen – so wurden in Filialen in Sachsen-Anhalt Spätzuschläge gestrichen und Nachtzuschläge reduziert. In zahlreichen Städten ist Kaufland auf 24-Stunden-Öffnungszeiten umgestiegen. Kaufland gehört neben Lidl zum Einzelhandels-Konzern „Schwarz-Gruppe“, der in der Vergangenheit schon mehrfach wegen der schlechten Behandlung seiner MitarbeiterInnenschaft gemahnt wurde. Die Stadt muss sich fragen lassen, ob sie mit dem Vorhaben Stadtteilzentrum Lindenau prekäre Beschäftigung und schlechte Arbeitsbedingungen subventionieren will.

    In der L-IZ wird die Pressemitteilung bereits aufgegriffen und kurz kommentiert:


    19.03.2010
    Center-Planung in Lindenau: Stadträtinnen der Linken wünschen sich Connewitz-Effekt
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…ich-Connewitz-Effekt.html


    Ein weiterer L-IZ-Artikel zum Thema:


    17.03.2010
    Leserbrief zu Grüne lehnen Einkaufscenter in Lindenau ab: Leipzig verliert ein Gesicht
    http://www.l-iz.de/Interaktiv/…ndenau-ab-Leserbrief.html

  • LE Mon. hist.


    zu #122
    Neben den absoluten Zahlen werden von Maren Müller sogenannte "Trading-Down"-Effekte angesprochen, die auch auf dem Lindenauer Markt zum Teil zu beobachten sind und vor allem für die Zukunft befürchtet werden. Auch hier soll ein EKZ wie Kaufland die Wende bewirken. Gibt es (mehrere) Beispiele vor allem in Leipzig, wo ein solches EKZ einen Umschwung herbeiführte? In Reudnitz scheint das nicht der Fall zu sein. Kann nicht auch oder viel eher erwartet werden, dass das breite Angebot von Kaufland als "Vollsortimenter" bestimmten Fachhändler massive Konkurrenz machen wird und dann das Kaufland ergänzende, z.T. deutlich niedrigpreisigere (Ramsch)-Läden nachrücken?
    > Man muss das auf eine lange Zeit sehen. Der Markt wird nicht sofort den Stadtteil verändern. Aber er wird den Standort Lindenau stärken und dadurch interessanter machen. Zuzüge können zu einer Ansiedlung von Kleingewerbe führen da der Markt dafür entsteht. Lindenau hat noch immer mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Ohne jemandem persönlich anzugreigen aber die Bevölkerungsstruktur braucht eine Erweiterung zur Mittelklasse. Dann finden auch die Einzelhändler ihre Nachfrage die selbst jetzt dürftig ist. Bei der jetztigen Struktur würde sich meines Erachtens kein teurer Bioladen oder Konsum ansiedeln. Aber evtl. in 10 Jahren.
    Das durch das Kaufland jetzt die so genannten Ramsch-Läden nachrücken kann ich mir nicht vorstellen. Eher wenn nichts passiert in Lindenau.




    zu #123
    Wer kämpft denn gegen das Böse, d.h. die "Discounterisierung" und das Sterben kleinerer, oft traditionsreicher und auch mit ihrem Angebot in der Region vorhandener Händler? Kaufland? Was unterscheidet das gute Kaufland denn von den bösen Discountern?
    > Diskussion!, ein Fassadenwettbewerb, erhalt zweier Fassaden deren Zunkunft ungewiss ist, eine angemessene Blockrandbebauung, Ansiedlung weiterer Läden im Objekt, eine weitaus höhere Frequentierung des Lindenauer Marktes und den angeschlossenen ÖPNV.




    zu #125 - dem Schreiben von Juliane Nagel und Pia Witte
    Für einen "Connewitz-Effekt" auch in Lindenau – Bedenken und Kritik ernst nehmen und nach Alternativen suchen!

    Im Umfeld des Lindenauer Marktes existieren bereits eine Reihe von Discount-Lebensmittelmärkten, die auch der sozial prekären Situation von immerhin 30 % der BewohnerInnen des Stadtteils entsprechen. Es existiert eine vitale Einzelhandels-Struktur, zweimal pro Woche wird der Lindenauer Markt durch einen Wochenmarkt belebt.
    > Wiederspricht sich das nicht irgendwie? Eine vitale Einzelhandels-Struktur zusammen mit der prekären sozialen Situation? Worauf nimmt die Zahl 30% bezug?



    Wir plädieren dafür, Lindenau in seiner liebenswerten Kleinteiligkeit behutsam zu entwickeln. Vorstellbar wäre die gezielte Stimulierung von Einzelhandel am Lindenauer Markt, etwa an dieser Stelle oder auf der Brache Lindenauer Markt 15/17, oder die Errichtung eines Einkaufszentrums in den derzeit leer stehenden Kaufhaus-Bauten an der Merseburger Straße, wie es das Stadtforum Leipzig vorschlägt.
    > Wie soll das gehen bei der sozial - prekären Situation? Wie soll eine Stimulierung der Einzelhädler aussehen - etwa weniger Steuern?



    Nicht zuletzt setzen wir bei Gewerbeneuansiedlungen auch auf Qualität für die Beschäftigten.
    > Deswegen sind ALDI und LIDL schon da?



    Diesem Anspruch wird Kaufland in keiner Weise gerecht: Kaufland hat in dieser Hinsicht in letzter Zeit negativ von sich hören lassen – so wurden in Filialen in Sachsen-Anhalt Spätzuschläge gestrichen und Nachtzuschläge reduziert. In zahlreichen Städten ist Kaufland auf 24-Stunden-Öffnungszeiten umgestiegen.
    > Vielleicht sollten die beiden Damen nochmal ins Handbuch schauen bevor sie sich in den Stadtrat wählen lassen. Die Ladenöffnugszeiten sind Ländersache.


    In Sachsen gelten laut § 3 SächsLadÖffG die allgemeinen Ladenöffnungszeiten. Danach dürfen Verkaufsstellen wie folgt geöffnet sein:


    Montag bis Sonnabend von 6:00 Uhr bis 22.00 Uhr


    am 24. Dezember bis 14.00 Uhr (wenn dieser auf einen Werktag fällt - gilt auch für sonstigen Marktverkehr)


    für den Verkauf von Backwaren an den Werktagen bereits ab 5.30 Uhr


    während des ganzen Tages für den Verkauf von Tageszeitungen außerhalb von Verkaufsstellen
    (sowohl an Werktagen als auch an Sonn- und Feiertagen).


    Außerhalb dieser Zeiten sind das Offenhalten von Verkaufsstellen und das gewerbliche Anbieten von Waren außerhalb von Verkaufsstellen zum Verkauf an jedermann verboten, soweit nicht durch dieses Gesetz oder auf Grund dieses Gesetzes etwas anderes bestimmt wird.
    http://www.leipzig.ihk.de/de/d…/branch-2//186_read-4066/



    Kaufland gehört neben Lidl zum Einzelhandels-Konzern „Schwarz-Gruppe“, der in der Vergangenheit schon mehrfach wegen der schlechten Behandlung seiner MitarbeiterInnenschaft gemahnt wurde. Die Stadt muss sich fragen lassen, ob sie mit dem Vorhaben Stadtteilzentrum Lindenau prekäre Beschäftigung und schlechte Arbeitsbedingungen subventionieren will.
    > Das hatten wir schonmal. Steht in Lindenau nicht schon eine LIDL? Warum keine Initiativen für die Mitarbeiter? Auch einen ALDI gibt es und bei dem Konzern sieht die Einstellungspolitik nicht besser aus. Das Argument von den beiden ist wirklich schlecht gewählt!

    16 Mal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Gestern (19.03.2010) wurde ein weiterer Brief an die Stadträtinnen und Stadträte der Stadt Leipzig geschickt. Absender sind gemeinsam der Lindenauer Stadtteilverein und das Stadtforum Leipzig:


    Beschlussvorlage Stadtratsbeschluss am 24.3.2010 „Bebauungsplan Nr. 286 "Stadtteilzentrum Lindenauer Markt" - Errichtung eines Kaufland-Markts


    Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,


    Dank der Ideen und Investitionen aktiver Bürger und Bürgerinnen, zahlreicher Hauseigentümer, Gewerbetreibender und Kulturschaffender sowie nicht zuletzt der Stadt selbst entwickelt sich Lindenau zu einem immer attraktiveren und lebenswerteren Stadtteil. Der jetzt am Lindenauer Markt geplante Kaufland-Markt gefährdet diese Entwicklung.


    Die vorliegende Planung für einen Kaufland-Markt am Lindenauer Markt
    - verstößt gegen das SEKo 2020 und dessen Fachkonzept Zentren;
    - verstößt gegen den STEP Zentren (Stand 12/2008);
    - verstößt gegen § 8 des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes;
    - verstößt gegen die in § 34 Baugesetzbuch festgelegten Grundsätze innerörtlicher Bauweise, die auch bei der Aufstellung eines B-Plans beachtlich sind;
    - gefährdet den bestehenden Einzelhandel sowie die Ansiedlung weiterer Einzelhandelsbetriebe und wird von den ansässigen Unternehmen deshalb abgelehnt,
    - gefährdet selbst nach Einschätzung des Stadtplanungsamts ausdrücklich die bestehenden C-Zentren Elsterpassage (Plagwitz) und Leutzsch-Arkaden;
    - gefährdet die Vermietbarkeit der umliegenden Wohnhäuser und wird von den Anwohnern und Hauseigentümern daher mit weit überwiegender Mehrheit abgelehnt,
    - wird von der IHK, der Landesdirektion Leipzig (ehem. Regierungspräsidium Leipzig) und dem Regionalen Planungsverband Westsachsen abgelehnt,
    - stößt auf die entschiedene Ablehnung durch die Bürger, die sich in zwei offenen Abstimmungen mit über Zwei-Drittel-Mehrheit gegen die aktuellen Planungen ausgesprochen haben (Abstimmung auf der Bürgerversammlung am 11.03.10 sowie TED der LVZ vom 13.03.10).


    Daher bitten wir Sie mit aller Dringlichkeit, die Bedenken der Fachleute und der Bürgerschaft ernst zu nehmen und die vorliegende Planung abzulehnen und zugleich umgehend den Weg zu eröffnen für eine an den Bedürfnissen der Lindenauer orientierte Neuplanung.


    Mit freundlichen Grüßen


    Wolfram Günther Rainer Müller
    (Sprecher Stadtforum Leipzig) (Vorsitzender Lindenauer Stadtteilverein e.V.)


    Die Gründe im Einzelnen


    Einzelhandel
    Errichtet werden soll ein monofunktionaler und introvertierter Großmarkt. Dass sich mit derartig großen Einkaufsmärkten (3.800 qm Verkaufsfläche, normale Lebensmittelmärkte haben 800 qm) Stadtteile aufwerten und positive Wechselbeziehungen zu den umliegenden Geschäften herstellen lassen, hat sich trotz vielfacher gegenteiliger Behauptungen noch in keinem einzigen Fall belegen lassen. Dies gilt insbesondere für Leipzig. Die Besucher dieser Center fahren mit dem Auto ins Parkdeck (hier geplant 235 Stellplätze), erledigen ihre Einkäufe und fahren wieder davon. Der „Großmarkt-Magnet“ saugt alle Fach- und Einzelhändler im Umkreis auf und gibt nichts ab. Zu erwarten ist die Zerstörung der kleineren Nahversorgungseinrichtungen im Umkreis von 1,5 km, dadurch eine Verlängerung der durchschnittlichen Wege zur Nahversorgung, dadurch eine gravierende Verschlechterung der Versorgungssituation gerade der älteren Einwohner (Mega-Märkte sind für Senioren völlig ungeeignet) sowie die Vernichtung bestehender und Verhinderung neuer Arbeitsplätze im Bereich des qualifizierten Einzelhandels. Im Übrigen befinden sich bereits heute mehrere Supermärkte und Discounter in der näheren Umgebung des Marktes.


    Von der Verwaltung wurde mehrfach hervorgehoben, man habe sich ursprünglich intensiv um Investoren für einen kleineren Verbrauchermarkt bemüht, leider erfolglos. Heute ist die Situation jedoch in dem bestimmten Zyklen folgenden Einzelhandel ein völlig andere als vor 10 Jahren. Nach einigen Jahren der Stagnation verfolgen praktisch alle Anbieter nun seit etwa 5 Jahren eine intensive Expansionsstrategie.


    Verkehr
    Die mit dem Großmarkt entstehenden Verkehrsprobleme sind definitiv nicht gelöst und auch nicht lösbar. Der Standort liegt inmitten eines Wohngebietes und abseits großer Durchgangsstraßen. Der An- und Abfahrtsverkehr zu den geplanten 235 Stellplätzen erfolgt über schmale Wohnstraßen, den eigentlich verkehrsberuhigten Lindenauer Markt, die stark frequentierte Straßenbahnhaltestelle Angerbrücke und die unübersichtliche Straßenbahnkreuzung Kuhturmstraße, wo täglich unzählige Gefährdungen, Konflikte und Unfälle zu erwarten sind.


    Die Stellplätze des Centers können im Übrigen nur bis 22 Uhr genutzt werden und stehen damit weder den Anwohnern noch der Musikalische Komödie zur Verfügung. Durch die geplante Überbauung bestehender Stellplätze wird sich die Parksituation damit verschärfen.


    Städtebau
    Auf 15 Parzellen, die ursprünglich Wohnhäusern und offenen Höfen dienten, soll ein einziger monolithischer, zwei- bzw. eingeschossige Betonbau mit Parkdeck errichtet werden. Die Gestaltung der Außenwände entspricht minimalen Anforderungen. Von einer städtebaulichen Reparatur kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Das Stadtbild aller angrenzenden Straßen wird massiv beeinträchtigt. Wohnwert und Wert der umliegenden Grundstücke werden erheblich gemindert, zu Lasten der Bewohner und der Eigentümer.


    Denkmalschutz
    Die Planung sieht den Abbruch der noch vor kurzem vermieteten und zum Teil bereits sanierten Baudenkmale Lindenauer Markt 2, Lindenauer Markt 4 und Kuhturmstraße 1 vor. Nur deren Fassaden sollen erhalten und in das zweigeschossige Center einbezogen werden. Diese Zerstörung von geschütztem Kulturgut darf nicht erfolgen und ist auch nicht mit dem Denkmalschutzrecht vereinbar, das nur den Abbruch wirtschaftlich nicht nutzbarer Gebäude erlaubt. Außerdem stößt dieser Abbruch auf Unverständnis bei all den Denkmaleigentümern, die selbst mit kleinsten Änderungswünschen an den Behörden scheitern.


    Ablehnung durch die Träger öffentlicher Belange
    Die im Planungsverfahren beteiligten Träger öffentlicher Belange, die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, das Regierungspräsidium Leipzig, der Regionale Planungsverband Westsachsen und die betroffenen Anlieger lehnen das Vorhaben wegen erheblicher Bedenken hinsichtlich Vertriebsform, Größendimensionierung sowie möglicher Auswirkungen auf die vorhandene Versorgungsstruktur entschieden ab. Im Abwägungsvorschlag zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan wurden sämtliche ablehnende Stellungnahmen zurückgewiesen und dies einzig mit dem Argument, der Bedarf sei im vom Stadtrat beschlossenen STEP Zentren festgestellt. Allerdings bezieht man sich dabei nicht auf den aktuellen STEP Zentren (2008), sondern auf dessen nicht mehr gültige Vorversion. Der Zurückweisung der Einwendungen fehlt damit jede sachliche und rechtliche Grundlage.


    Weiter wird hierzu eine in sich unlogische Argumentation in Form eines Zirkelschlusses geführt. Die Vorlage für den B-Plan am Lindenauer wird einzig mit dem (fehlerhaften! Bezug auf den) STEP-Zentren begründet, wonach hier ein Einkaufsmarkt zu errichten sei, auch wenn dieser im Widerspruch zu anderen Belangen stehen sollte. Im Zusammenhang mit dem vergleichbaren Einkaufsmarkt (Kaufland) in der Georg-Schuhmann-Straße wurden die Einwendungen des Bürgervereins Gohlis jedoch mit der Begründung zurückgewiesen: „Der STEP Zentren als gesamtstädtisches Entwicklungskonzept ist nicht geeignet, konkrete konzept- und standortabhängige Aussagen zu einzelnen Standorten zu treffen. Der Nachweis der städtebaulich verträgliche Einordnung des Planvorhabens erfolgte im Rahmen des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes.“


    Ablehnung durch die Händler, Anwohner und Bürger insgesamt
    Die Händler und Bürger Lindenaus haben sich mit über Zwei-Drittel-Mehrheit gegen die aktuellen Planungen ausgesprochen (Abstimmung auf der Bürgerversammlung am 11.03.10 sowie TED der LVZ vom 13.03.10). Ein Festhalten an dem Vorhaben durch die Politik ist den Bürgern nicht zu erklären. Mehrfach haben uns Stadträte mitgeteilt, dass sie ungeachtet der vorgebrachten Bedenken an dem Vorhaben festhalten, weil ihre Parteien und Vertreter im Stadtbezirksbeirat bisher zugestimmt haben. Lassen Sie uns dazu aus einem Beitrag der Leipziger Internet-Zeitung zitieren (14.03.2010 „Denkanstöße“): "Das ist einer der Gründe dafür, warum derart viele Bürger der Stadt lethargisch geworden sind und nicht mehr zu Wahlen gehen. Das ist der Hauptgrund dafür, warum eine Menge Leipziger sagen: Es ändert ja doch nichts. Denn genau diese Haltung bestärkt das Gefühl: DIE hören einfach nicht mehr zu, DIE nehmen unsereins nicht ernst. DIE: Das sind die gewählten Vertreter der Bürger. Sie erinnern sich bestimmt: Nur 41,2 Prozent der wahlberechtigten Leipziger nahmen an der Stadtratswahl vom 7. Juni 2009 teil. Im Wahlkreis 7, zu dem Alt-Lindenau gehört, waren es sogar nur 37,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Wahlkreis 4, zu dem Connewitz gehört, waren es 47,2 Prozent."


    Alternativen
    Mit der Diskussion um das Kaufland ist zugleich eine Debatte um Alternativen entbrannt. Dazu sind in den letzten Wochen zahlreiche Vorschläge bei uns eingegangen und diskutiert worden. Tatsächlich bestehen viele prüfenswerte Möglichkeiten, die im Einklang mit den Vorgaben des aktuellen STEP Zentren stünden sowie den Bedenken und Wünschen der Bevölkerung, der genannten Träger öffentlicher Belange sowie der lokalen Gewerbetreibenden gerecht würden. Auch Investitionen durch Kaufland selbst wären hier möglich.


    Aus unserer Sicht müssen zunächst folgende Schritte unternommen werden:
    • Integrierte Planung für eine Wiederbelebung des gesamten Bereichs Lindenauer Markt, Georg-Schwarz-Straße und Lützner-/Merseburger Straße;
    • Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes mit dem Ziel eines autofreien Lindenauer Marktes und einer weitgehend vom Individualverkehr entlasteten Georg-Schwarz-Straße.
    • Durchführung eines Architektenwettbewerbs (bisher hat dieser gerade nicht stattgefunden, sondern nur ein Gutachterverfahren zur Fassadengestaltung des vom Ingenieurbüro Hubert Beyer entworfenen Gewerbebaus). In diesem Verfahren soll eine überzeugende, möglichst in Abschnitten realisierbare, städtebauliche Lösung für den gesamten Block gefunden werden. Insbesondere sind dabei weitere, zukunftsfähige Nutzungen wie z.B. altengerechtes Wohnen zu untersuchen.
    • Errichtung eines Verbrauchermarktes in angemessener Größe (bis 1000 qm Verkaufsfläche, maximal 20 ebenerdige Pkw-Stellplätze) auf dem unbebauten Grundstück an der Ecke Lindenauer Markt/Henricistraße;
    • Vollständige Erhaltung der denkmalgeschützten Gebäude am Lindenauer Markt und deren Wiederbelebung (Wohnen und Geschäfte);
    Weitere bisher diskutiere Vorschläge sind u.a.:
    • ggf. Ergänzung um einen weiteren Verbrauchermarkt (anderes Preissegment) auf der gegenüberliegenden Brache zwischen Lindenauer Markt und Odermannstraße;
    • Inbetriebnahme der bereits für längerer Zeit errichteten, derzeit aber leer stehenden und geschlossenen Ladenpassage neben dem Westbad zwischen Dresdner Bank und Odermannstraße;
    • Schaffung von Parkplätzen auf einem Teil der Brachen, die öffentlich gewidmet, allgemein nutzbar, ebenerdig, durchgrünt (bei Erhaltung des vorhandenen Baumbestands) und auch für die Musikalische Komödie nutzbar sind;
    • Gartenrestaurant / Cafè mit Freisitz und neuen Lindenbäumen auf Brachen an der Kuhturmstraße;
    • Post und attraktive Gastronomie mit Freisitzen am Lindenauer Markt
    • Kreative, künstlerische Neugestaltung des Lindenauer Marktes;
    • Außergewöhnliche Museumsgründung („Lindenau Museum“) - als Kunst- und Stadtteilprojekt mit Magnetwirkung. Dazu wurden bereits durch Künstler erste Ideen entwickelt.
    • Nutzung der denkmalgeschützten Geschäftshäuser Held und Karstadt, Lützner- bzw. Merseburger Straße, dazu insbesondere Prüfung der Möglichkeiten:
    - kombinierte Nutzung Verbrauchermarkt (etwa Konsum) und Kultur. Etwa das EG und vielleicht noch das 1. OG als Verkaufsfläche nutzen, darüber Ausstellungen, Galerien, Konzerte, Kunst und Kultur. Wenn das irgendwo in Leipzig eine Chance haben könnte, dann hier im Leipziger Westen, wo sich schon lange viele Künstler und Akteure immer wieder für das alte Kaufhaus Held interessieren;
    - Teilsortimentskaufhäuser (Drogerie, Parfümerie, Schreibwaren, Spielwaren, Multimedia), so betreibt etwa „Müller“ heute erfolgreich das alte 4-geschossige Kaufhaus am Altenburger Markt. Auch Strauss-Innovation bietet ein interessantes modernes Kaufhauskonzept aus den Bereichen Mode, Living und Food und hat damit in vielen Städten mehrgeschossige Handelsimmobilien neu belebt. Mit dem Lieferservice für Möbel oder der Abholung an einer Pick-up-Station sind außerdem keine umfangreichen Parkplätze notwendig.
    Solche vertieften Fachhandelskonzepte dienen wirklich der Ergänzung des Bedarfs und würden dazu beitragen, Wege zu verkürzen und die Einkaufsfahrten ins Nova-Eventis / Löwencenter einzuschränken. Nur dann hätte der Leipziger Laden wieder eine echte Chance, die wir mit jedem Ausweichquartier für den SB-Vollsortimentler Food/Non-Food für alle Zeit verspielen würden.
    - Kaufland selbst kauft seit einiger Zeit ungenutzte Kaufhäuser auf und baut diese zu mehrgeschossigen Großmärkten um. Es hat etwa in Duisburg, Hamburg und Dortmund mehrgeschossige ehem. Karstadt/Hertie-Häuser übernommen und betreibt sie.
    - Großes Interesse an der Übernahme ehemaliger Kaufhäuser von Woolworth, Hertie und Karstadt hat auch der Lebensmittelhändler Edeka angemeldet, der ebenfalls noch nicht in Lindenau vertreten ist.


    • Nutzung des derzeit verschlossenen Parkhauses in der Gemeindeamtsstraße;


    Mit der Realisierung des jetzt geplanten Kaufland-Marktes würden sich diese Überlegungen weitgehend erledigen. Wir bitten Sie daher, nicht nur die vorliegende Planung für den Kaufland-Markt abzulehnen, sondern zugleich die Verwaltung zu beauftragen, umgehend Alternativen für die künftige Bebauung und Nutzung des gesamten Bereichs Lindenauer Markt bis Kreuzungsbereich Lützner-/Merseburger Straße sowie Georg-Schwarz-Straße zu erarbeiten. Dabei müssen die vielfachen Bedenken aus dem bisherigen Verfahren bis in die neueste Zeit nochmals gründlich und unvoreingenommen beurteilt und abgewogen sowie die Bürger intensiv und fortlaufend beteiligt werden.


    Anlage
    Mit dem aktuellen Fachkonzept Zentren, (SEKo - Langfassung, S. B 7-1) das auf den Stadtentwicklungsplan Zentren (STEP Zentren) aufbaut, verfolgt die Stadt Leipzig den Ansatz aktiv „integrierte und multifunktionale Versorgungszentren im Herzen der Wohnquartiere“ zu stärken. „Die Qualität von Zentren wird wesentlich bestimmt durch ihre Multifunktionalität und Nutzungsdichte. Einzelhandelsgeschäfte unterschiedlicher Branchen werden ergänzt durch Dienstleistungen, Gastronomie, kulturelle und soziale Angebote. Eine gute verkehrliche Anbindung, auch für weniger mobile Bevölkerungsgruppen, und die Qualität des öffentlichen Raumes sind weitere wichtige Kennzeichen funktionierender Zentren. Sie stellen Kristallisationspunkte für das urbane Leben sowie den öffentlichen Raum in der Stadt dar und bilden den Identifikationsraum im jeweiligen Stadtteil. Deshalb ist die Erhaltung und Entwicklung der Stadtteilzentren ein wesentliches Planungsziel der Stadt Leipzig.


    Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020 (SEKo - Langfassung, S. B 7-9) heißt es: „Altlindenau C-Zentrum Lindenauer Markt: fehlender Magnetbetrieb im Einzelhandel, insgesamt noch schwaches Warenangebot für den kurz- und mittelfristigen Bedarf, Ladenleerstand, fehlende Präsenz im Hauptstraßennetz, begrenztes Stellplatzangebot Multifunktionalität stärken, Nahversorgung sichern, ggf. Dimensionierung von Ansiedlungen prüfen.


    Im Stadtentwicklungsplan Zentren (STEP Zentren, Stand 12/ 2008, S.59) heißt es: „Die hohe städtebauliche Qualität des Standortes ‚Lindenauer Markt’ und der für die Zentrenentwicklung notwendige Synergieeffekt für die bestehenden Ladennutzungen stellen hohe Anforderungen an die Integration eines neuen Einkaufszentrums. Struktur, Maßstäblichkeit und Charakteristik der historischen Bebauung sind zu beachten. Insbesondere muss aber das Einzelhandelsangebot verträglich strukturiert und zum öffentlichen Raum und vorhandenen Geschäftsbesatz ausgerichtet werden. Die zur Tragfähigkeit eines angemessenen Einzelhandelsbesatzes erforderliche verbesserte Erschließung und Wegweisung auch für Autofahrerkundschaft - gerade in Konkurrenz zu den großen dezentralen Einzelhandelskonzentrationen - muss sich zum Nutzen des gesamten Standortes auswirken, das neu zu schaffende Parkplatzangebot entsprechend allgemein nutzbar und direkt zugänglich sein.


    Abwägungsvorschlag - Stadtentwicklungsplan Zentren STEP Zentren), Fortschreibung 2008. Zitat:
    Bürgerverein Gohlis e.V., Stellungnahme vom 02.11.2008, Inhalt der Stellungnahme:
    C-Zentrum Gohlis – Auswirkungen des geplanten Stadtteilzentrums
    Mit Etablierung des geplanten Stadtteilzentrums auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei in Gohlis-Süd wird befürchtet, dass Geschäfte der Nahversorgungslage Möckernsche Straße sowie auch der Georg-Schumann-Straße entweder in das neue Stadtteilzentrum wechseln oder aber ihre Existenz durch zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten nicht aufrecht erhalten werden kann.
    BV: Ist nicht Gegenstand dieses Planverfahrens
    Begründung:
    Der STEP Zentren als gesamtstädtisches Entwicklungskonzept ist nicht geeignet, konkrete konzept- und standortabhängige Aussagen zu einzelnen Standorten zu treffen. Der Nachweis der städtebaulich verträgliche Einordnung des Planvorhabens erfolgte im Rahmen des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 281 „Stadtteilzentrum Gohlis“ auf der Grundlage des Gutachtens „Verträglichkeitsanalyse zu geplanten Einzelhandelsnutzungen im Stadtteilzentrum Gohlis“
    .



    Nach § 34 Baugesetzbuch (BauGB) sind Vorhaben innerhalb bebauter Ortsteile nur unter folgenden Bedingungen zulässig: „Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.“


    § 8 Sächsisches Denkmalschutzgesetz (SächsDSchG) Erhaltungspflicht
    (1) Eigentümer und Besitzer von Kulturdenkmalen haben diese pfleglich zu behandeln, im Rahmen des Zumutbaren denkmalgerecht zu erhalten und vor Gefährdung zu schützen.


    Grundlegend zur Frage der „Zumutbarkeit“ ist die Bundesverfassungsgerichtsentscheidung 100, 226 (242/243) vom 02. März 1999, in der es heißt: „Der Schutz von Kulturdenkmalen ist ein legitimes gesetzgeberisches Anliegen, Denkmalpflege eine Gemeinwohlaufgabe von hohem Rang, die einschränkende Regelungen im Sinne von Art. 14 I S.2 GG rechtfertigen. Angesichts des hohen Ranges des Denkmalschutzes und im Hinblick auf Art. 14 II S.2 GG muss der Eigentümer es grundsätzlich hinnehmen, dass ihm möglicherweise eine rentablere Nutzung des Grundstücks verwehrt wird. Art. 14 I GG schützt nicht die einträglichste Nutzung des Eigentums (BVerfGE 91, 294, 310). Durch das Beseitigungsverbot wird die bestehende Nutzung eines Baudenkmals nicht eingeschränkt. Anders liegt es aber, wenn keinerlei sinnvolle Nutzungsmöglichkeit mehr besteht. Wenn selbst ein dem Denkmalschutz aufgeschlossener Eigentümer von dem Baudenkmal keinen vernünftigen Gebrauch machen und es praktisch auch nicht veräußern kann, wird dessen Privatnützigkeit nahezu vollständig beseitigt. Die Rechtsposition des Betroffenen nähert sich damit einer Lage, in der sie den Namen „Eigentum“ nicht mehr verdient. Die Versagung einer Beseitigungsgenehmigung ist dann nicht mehr zumutbar.


  • Man muss das auf eine lange Zeit sehen. Der Markt wird nicht sofort den Stadtteil verändern. Aber er wird den Standort Lindenau stärken und dadurch interessanter machen. Zuzüge können zu einer Ansiedlung von Kleingewerbe führen da der Markt dafür entsteht. Lindenau hat noch immer mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Ohne jemandem persönlich anzugreigen aber die Bevölkerungsstruktur braucht eine Erweiterung zur Mittelklasse. Dann finden auch die Einzelhändler ihre Nachfrage die selbst jetzt dürftig ist. Bei der jetztigen Struktur würde sich meines Erachtens kein teurer Bioladen oder Konsum ansiedeln. Aber evtl. in 10 Jahren.
    Das durch das Kaufland jetzt die so genannten Ramsch-Läden nachrücken kann ich mir nicht vorstellen. Eher wenn nichts passiert in Lindenau.


    Doch, er wird schon während des Baus als riesiger Kasten am Lindenauer Markt dessen Gesichts und damit das des gesamten Stadtviertels massiv verändern, nur eben nicht zum Guten. Interessanter macht ein "Einkaufszentrum", besser gesagt ein Riesensupermarkt mit drei kleinen Geschäften, ein Stadtviertel bestimmt nicht. "Ohh, da zieh ich jetzt hin, da ist um gleich um die Ecke ein schönes großes Kaufland!"? Interessanter wird es durch Kultureinrichtungen, Theater, kleine Kinos, Cafes, Kneipen, Treffpunkte, Parks, Spielplätze ... - von denen gibt es zum Teil schon mehr als anderswo und es werden immer mehr.


    Zuzug von Studentinnen und Studenten, die ihr Studium auch mal abschließen und mehr verdienen werden, von jungen Familien, von Leuten aus der oben beschworenen Mittelschicht findet bereits statt, siehe etwa den Bereich um die Joseph- und Siemeringstraße oder Roßmarkt- und Apostelstraße - mit und ohne Kaufland. Ein Bioladen würde sich schon jetzt wieder lohnen und erste Anläufe gibt es meines Wissens schon, sogar direkt am Lindenauer Markt - ohne Kaufland. Einen Konsum gleich um die Ecke gibt es auch schon. All das sind Prozesse, die schon längst ins Rollen gekommen sind und vom Bau dieses EKZ eher gefährdet werden, nicht zuletzt durch die Zunahme der Verkehrsbelastung. Ganz konkret gab und gibt es etwa an der Kuhturmstraße und an der Dreilindenstraße im MuKO-Block Pläne für den Bau von Stadthäusern. Die können mit dem Bau des EKZ und der avisierten Verkehrsführung dann definitiv beerdigt werden.



    eine angemessene Blockrandbebauung


    Beim Blick auf die Fassadenentwürfe ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=254229#post254229 ) habe ich eine andere Vorstellung. Ansonsten wiederholst Du Dich jetzt mal, das ist aber nicht schlimm, kommt halt vor.


    In dieser Debatte geht es konkret um das Kaufland am Lindenauer Markt und nicht um die Rettung Leipzigs, Deutschlands oder der Welt vor der Discounterwelle. Die Arbeitsbedingungen bei Kaufland und anderen Anbietern brauchen nicht in einer Debatte des Leipziger Stadtrats unter dem Punkt "Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 286 "Stadtteilzentrum Lindenauer Markt" diskutiert werden. Dazu gibt es andere Anlässe, andere Orte, andere Beteiligte, hier vor allem die Gewerkschaften und die Betriebsräte, so denn vorhanden.



    > Wiederspricht sich das nicht irgendwie? Eine vitale Einzelhandels-Struktur zusammen mit der prekären sozialen Struktur? Worauf nimmt die Zahl 30% bezug?


    Nein, wieso? Demnach leben also etwa 70 % der Bewohner_innen des Stadtteils nicht in prekären Verhältnissen, sie haben damit einen relativ sicheren Arbeitsplatz mit zumindest mittelprächtigem (normalem) Lohn. Sonst wäre es vermutlich auch für Kaufland nicht interessant, sich hier anzusiedeln.


    Viele Produkte auf dem Wochenmarkt sind sehr günstig und damit auch für die Bezieher_innen von Transferleistungen erschwinglich. Oder sie gehen 500 m weiter bis zur Lützner Str./Ecke Merseburger Straße oder zu anderen Discountern in der unmittelbaren Umgebung. Vor allem Dienstleister wie etwa die beiden Frisörläden haben sich mit ihren Preisen und dem Angebot auf die Situation vor Ort eingestellt. Und die eine oder andere gastronomische Einrichtung, die vor allem von weniger gut betuchtem Klientel frequentiert wird, trägt auf ihre Weise auch zur Vitalität des Marktes bei :D .



    > Wie soll das gehen bei der sozialen - prekären Struktur? Wie soll eine Stimulierung der Einzelhädler aussehen - etwa weniger Steuern?


    Händler_inneninitiativen, Unterstützung bei Vermittlung von Gewerberäumen an interessierte Zuzügler, etwa in der zu eröffnenden "Odermannpassage", Bau einer "Mittelstandsmeile" auf der Brache Lindenauer Markt 15/17 ... Siehe auch die Vorschläge des Stadtforums und des Lindenauer Stadtteilvereins.



    > Deswegen sind ALDI und LIDL schon da?


    Wie gesagt, die sind schon da, teilweise schon seit mehr als 10 Jahren. Da waren die beiden Verfasserinnen der PM noch keine Stadträtinnen. In dem Text steht etwas von Gewerbeneuansiedlungen, nicht von "Gewerbealtansiedlungen". Was genau ist nun ihr Versäumnis? Was könnten sie als Leipziger Stadträte tun, um die Arbeitsbedingungen bei Discountern zu verbessern, deren Errichtung bereits vor Jahren vom Stadtrat in einer anderen personellen Zusammensetzung zugestimmt wurde?



    > Vielleicht sollten die beiden Damen nochmal ins Handbuch schauen bevor sie sich in den Stadtrat wählen lassen. Die Ladenöffnugszeiten sind Ländersache.


    Wenn ich es richtig verstanden habe ging es um Kaufland als Arbeitgeber ganz allgemein. Und auch in Sachsen können Gesetze übrigens geändert werden.



    > Das hatten wir schon einmal. Wo bleibt diese Motivation bei den schon vorhandenen Discountern? Warum keine Initiativen für die Mitarbeiter die dort schon arbeiten?


    Ja, das hatten wir bereits. Welche Eingriffsmöglichkeiten bei existierenden Supermärkten hat der Leipziger Stadtrat im Allgemeinen und die beiden Stadträtinnen der LINKEN im Besonderen?

  • @ LE Mon. hist.


    Ansonsten wiederholst Du Dich jetzt mal, das ist aber nicht schlimm, kommt halt vor.
    > Danke - ich bin froh dass das nicht schlimm ist!

  • zu #125:


    1. Absatz wegen rechtlich heikler Aussage gelöscht. Cowboy.


    das beispiel connewitzer kreuz zeigt doch, was passiert, wenn pläne für ein einkaufszentrum ad acta gelegt werden: nichts. von "liebenswerter kleinteiligkeit" keine spur, die ruinen und grundstücke vergammeln immer weiter. der "connewitz-effekt" erweist sich als argumentativer bumerang.

  • ^ (OT)
    Ich weiß ja nicht, ob es sinnvoll ist, hier mit Unterstellungen und Halbwahrheiten eine PDS-Phobie auszuleben.


    Und zum Thema, was dann aber wieder in einen anderen Thread gehören würde:
    So schlimm sieht es um das Connewitzer Kreuz nicht aus und Einkaufsmöglichkeiten fehlen da auch nicht (Rewe und Wiedebachpassage).

  • edit: ich unterstütze "LE Mon. hist." Vorschlag. Zwölf, 13 Jahre alte Geschichten verfälscht und mit diffamierender Absicht anzuführen, bringt nix.


    Wenn sich jeder Lokalpolitiker so stark für die Stadt statt für die eigene Karriere engagieren würde wie Juliane Nagel, dann wäre Leipzig ungleich großartiger.

  • Darf ich fragen, was die letzten drei Beiträge mit dem geplanten EKZ in Lindenau zu tun haben? Ich schlage nicht zuletzt wegen möglicher Rufschädigung, Verleumdung, übler Nachrede etc. vor, die Beiträge von dj tinitus und Coheed zu editieren und auf die Aussagen zu Connewitz zu beschränken sowie die von dancingdwarf und mir ersatzlos zu löschen.

  • Leipziger Klima-Allianz lehnt den Bau des EKZ ab

    Die Leipziger Klima-Allianz lehnt den Bau des EKZ ab und wendet sich gegen das Argument, ein solches Zentrum sei aktiver Klimaschutz, weil die Lindenauer dann nicht mehr zu Einkaufszentren auf der „Grünen Wiese“ fahren müssten. „Leider wird jedoch hierbei außer Acht gelassen, dass Einkaufszentren auf Kunden eines größeren Einzugsgebietes angewiesen sind und zwar unabhängig von ihrem Standort“, so Alexander John. Je größer jedoch der Anfahrtsweg, desto wahrscheinlicher wird es ein Großeinkauf, weshalb die Wahrscheinlichkeit für eine Anreise mit dem Pkw ebenfalls wieder steigt. „Mit dem Bau von Einkaufszentren à la Kaufland in der Stadt werden die Einkaufsgewohnheiten mit allen ihren negativen Erscheinungen nur in die Stadt verlagert“, kommentiert Alexander John diesen Prozess. „Radfahrende und FußgängerInnen meiden jedoch weitestgehend solche Läden, da für deren Transportmöglichkeiten das Warenangebot, die Ladenfläche und die damit verbundene Einkaufszeit in keinem Verhältnis stehen.“ Das Einkaufszentrum am Lindenauer Markt sei auch deshalb abzulehnen, weil die Kriterien der Schutzgüter Mensch, Klima, Luft, Wasser, Tiere und Pflanzen sowie Kultur der Umweltqualitätsziele der Stadt Leipzig nicht eingehalten werden.


    LIZ 23.03.2010
    Klimaallianz zum Einkaufscenter Lindenauer Markt: Zahl der Pkw-Einkäufe wird steigen
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…ter-Lindenauer-Markt.html


    Pressemitteilung, 21. März 2010
    Lindenauer Markt ist nicht klimafreundlich – keine Verkehrsentlastung sichtbar
    http://www.klima-allianz-leipzig.de/?page_id=50



    Außerdem:
    LIZ 22.03.2010, Daniel Thalheim
    Friedlicher Bürgerprotest: Blumen blühen gegen Kaufland und für eine nachhaltige Stadtentwicklung
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…-bluehen-in-Lindenau.html

  • Die Folge von Rede und Gegenrede wird kurz vor der Stadtratsentscheidung immer schneller und leider verschärft sich auch der Ton zunehmend.


    Der Projektentwickler Dr. Kuhn hat sich ebenfalls mit einem Brief an die Stadträte und Stadträtinnen gewandt, in dem er von einer "Kampagne gegen das Ihnen vorgelegte Projekt des Stadtteilzentrums Lindenauer Markt" spricht und das Stadtforum als "nach Mitgliederzahl und persönlicher Betroffenheit anonyme Gruppe" bezeichnet.


    Die Leipziger Internetzeitung nimmt wie zu erwarten war den Ball auf und spielt ihn zurück:


    Das K.O.-Kriterium für den Lindenauer Markt: Dr. Kuhn schreibt einen Brief
    Ralf Julke
    23.03.2010
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…den-Lindenauer-Markt.html

  • Logisch, dass der Projektentwickler seine Arbeit verteidigt. Ich hätte gern mal den gesamten Brief gelesen. Bisher habe ich nämlich zu den sachlich fundierten Argumenten der Gegner des Projektes noch nicht ein stichhaltiges Gegenargument gehört. Stattdessen werden selbige verunglimpft und wilde Behauptungen ("die Mehrheit der Lindenauer will das Zentrum") aufgestellt. Der Tonfall kommt einem bekannt vor, wie etwa aus dem Mund/der Feder von Stadtrat Schlegel, der das Stadtforum fragt, "ob es nicht einer fossilen Denkweise über eine Gründerzeitstadt nachhängt, die es so nicht gegeben hat." Na, da weiß man doch wenigstens, woran man ist. Vielleicht würde sich Herr Schlegel in Chemnitz wohler fühlen, da ist man bei der Abwicklung der Gründerzeitstadt, die es so nicht gegeben hat, immerhin schon ein Stück weiter. Ich erwarte ehrlich gesagt keine Überraschung mehr in der Sitzung morgen. Stadtteilverein und Stadtforum sollten sich über die Einlegung von Rechtsmitteln oder (wahrscheinlich aussichtsreicher) ein Bürgerbegehren Gedanken machen. Bei der Stadtwerk-Veräußerung hat es ja auch geklappt mit der Basisdemokratie.

  • Da ich im Verteiler des Stadtforums bin, kann ich jedem, der mir per PM seine Emailadresse hinterläßt, den Brief nebst Antwort der Bürgerbewegten weiterleiten.

  • Der kurze LVZ-Artikel faßt noch einmal die Kritik der letzten Tage von der Leipziger Klima-Allianz und den Linke-Stadträtinnen Naomi-Pia Witte und Juliane Nagel sowie der Stadtbezirksbeirätin der Linken in Südost Maren Müller zusammen. Vor der Sitzung, die um 14 Uhr im Neuen Rathaus beginnt, wollen Anwohner aus Lindenau Protest-Unterschriften an den Stadtrat übergeben.
    Mal sehen, wie viele da nun zusammengekommen sind.


    LVZ-Online, 24.03.2010
    Stadtteile
    Viele Stimmen gegen neuen Kaufland-Markt in Lindenau
    http://nachrichten.lvz-online.…r-stadtteile-a-23037.html

  • Laut der IHK zu Leipzig haben KONSUM und EDEKA Interesse für einen Supermarkt am Lindenauer Markt gemeldet.


    Meinerseits passt ein gelber KONSUM Supermarkt an diesem Ort auch besser hin als Kaufland. Ich frage mich sowieso, wieso erst jetzt KONSUM Interesse zeigt. Auch wenn einige Meter weiter westlich, in einer Seitenstraße, bereits ein kleiner KONSUM existiert.

  • Anbei der fragliche Brief. Er war als Rundmail des Stadtforums der Öffentlichkeit zugeführt worden - deswegen erlaube ich es mir, ihn hier zu veröffentlichen:

  • Laut L-IZ hat der Leipziger Stadtrat hat kurzfristig die Entscheidung über den Bebauungsplan von der Tagesordnung genommen. OBM Burkhard Jung begründete die Verschiebung unter anderem mit dem Satz: "Unabhängig was wir entscheiden, der Stadtrat muss für Investoren berechenbar sein."