Kornmarkt-Arkaden statt Bundesrechnungshof (realisiert)

  • Laut heutiger Pressemeldung (die über das Deal-Magazin abgerufen werden kann) ist das gesamte Projekt jetzt fertiggestellt und der letzte Bauteil (die Büroeinheit "Kornmarkt Kontore") wurde an den Mieter Spaces übergeben.


    Damit sind im gesamten Objekt jetzt nur noch ca. 2.500qm Bürofläche, wenige Einzelhandelsflächen und eine Mietwohnung nicht vermarktet.

  • Ich bin selbst sauer, dass man irgendwie immer das gleiche zu solchen Projekten schreiben muss. Wie gerne würde ich mich über ein Projekt, was keine Reko ist und kein Hochhaus, mal so richtig freuen.


    Aber dann kommen wieder solche Fehlleistungen und man wird sich wieder bewusst, in welcher Krise der ganz normale Investorenstädtebau aktuell steckt. Nicht nur, dass man ständig die gleichen Fassaden sieht, landauf, landab. Aber dann wäre alles nur ein architektonisches Problem.


    Aber hier sieht man beispielhaft, dass die Krise viel tiefer geht und dass es auch ein fundamentales städtebauliches Problem gibt.


    Quelle: epizentrum


    Was hat man sich hier städtebaulich gedacht? Was ist die Idee hinter diesem toten Zwischenraum? Außer dass es ein Tummelplatz für ein Milieu wird, was man eigentlich nicht haben will? Nichts auf diesem Foto macht konzeptionell Sinn!


    Das ganze Areal lässt sich städtebaulich unter einem Begriff zusammen fassen: verbaut! Alles ist ineinander verschwurbelt, ohne dass es einen Mehrwert für die Stadt und einen sinnvollen Beitrag für die Bewohner darstellt. Ähnlich fehlgeleitet ist übrigens auch das Wegesystem rund um den Winxx-Tower auf dem ehemaligen Degussaareal. Hier konnte man ein ganzes Areal fast frei beplanen und das gesamte Innere des Quartiers wirkt wie zufällig zusammen gestückelt, als wäre es über mehrere Bauetappen eher zufällig so entstanden.


    Städtebaulich hat man die eigentlich sehr interessante und sehr altstadttaugliche Grundstücksform überhaupt nicht zu nutzen gewusst. Anstatt sich um Sichtachsen, Wegebeziehungen und ein offenes Quartier zu kümmern, was auch eine Wegquerung von Norden nach Süden ermöglicht hätte, setzt man mal wieder auf maximale Flächenausbeute mit allen damit zusammenhängenden Nachteilen. Es wird kein Quartier mit Aufenthaltsqualität, kein Quartier was dem Stadtkörper hilft.


    Und dann ist da ja noch die architektonische Komponente. Das der erhaltene 50-er Jahre Teil die qualitativste und erträglichste Fassade im gesamten Quartier ist, sagt schon alles über den architektonsichen Anspruch dieses Projekts.


    Diese seltsam asymmetrische Rundung an der Ecke des Quartiers ist eine absolute Totgeburt. Das ganze Potential dieser Ecklösung wurde komplett verschenkt. In Madrid steht das Metropolis https://de.wikipedia.org/wiki/Metropolis-Haus, in New York das Flatiron Building https://de.wikipedia.org/wiki/Flatiron_Building, um mal exponierte Beispiele zu nennen, wie man solche Ecklösungen in zentralen Lagen auch gestalten kann.


    Aber in Frankfurt gibt man sich wieder mit einer Pappkisten zufrieden, die auch in jedem besseren Industriegebiet gebaut werden. Ich finde die Ambitionslosigkeit und die Kulturvergessenheit einfach nur noch skandalös. Dass man in so zentralen Lagen mit solcher "Architekur" Wettbewerbe gewinnen kann, ist mir unbegreiflich.



    Quelle: epizentrum


    Diese Dachimitation durch Farbandeutung ist ja schon fast putzig. Was will man damit aussagen? Ich bin ratlos. Und dann noch diese Bauausführung. Ich rieche und sehe die Dämmplatten aus 100 m Entfernung. Da kann mir jeder Architekt sagen, das wäre unmöglich aber man sieht es, egal was einem die Fachleute da entgegnen.


    Es gibt also nicht nur ein städtebauliches Problem und dazu ein architektonisches, alles wirkt auch so unglaublich billig. Wenn selbst die Fassade des 50-er Jahre Baus einen wertigeren Eindruck macht als die neu entworfenen, dann würde ich mal tief in mich gehen und mir Gedanken machen. Dieses Quartier ist ein Offenbarungseid einer ganzen Branche und Ideologie. Mich lässt das alles vollkommen ratlos zurück.

    3 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • ^Kleine Klugscheißerei zum Anfang: der alte Teil des Bundesrechnungshofs stammt aus den 50ern, aber ist auch einerlei. Ich bin dem Projekt als Gesamtidee gegenüber immer sehr positiv eingestellt gewesen. Ich teile die Kritik hinsichtlich der neuen Fassaden auch nicht gänzlich. Was ich aber genauso bemängeln würde, sind die Detaillösungen. Die Gestaltung des Raumes (Siehe erstes Bild) zwischen den Gebäudeteilen ist in der Tat grottig. Die (noch nicht grüne) Mini-Grünfläche verbessert die Aufenthaltsqualität jetzt nicht überragend, der Zaun soll vielleicht die Nilgänse abhalten und diese Rampe ist vermutlich einer Vorschrift zur Barrierefreiheit geschuldet. Ein Sammelsurium in sehr fragwürdiger Kombination, welches für mich so aussieht, als sei am Schluss aufgefallen: "ach wir brauchen noch eine Rollstuhlrampe und ein paar Fahrradständer... wo tun wir die denn nun hin?". Eine weiteres Problem stellt für mich das abweisende Erdgeschoss des Neubaus links im Bild dar. Die fensterlose Wand bietet höchstens Raum für selbst ernannte Künstler mit der Spraydose. Hier teile ich die Ansicht, dass da eine Chance vertan wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von OllaPeta () aus folgendem Grund: Umlaute "repariert"

  • Du bist nicht der Einzige, Odysseus, der meint, immer dasselbe schreiben zu müssen: Schaue Dir das Ergebnis selbst an, versuche, auch wenn es schwerfällt, es ohne Vorbehalte zu betrachten. Reisen bildet. Stattdessen beurteilst Du nach Fotos. Und suchst Dir aus den zahlreichen Bilder des Strangs einige wenige aus, von denen Du glaubst, dass sie Deinen Vortrag stützen. Besonders bei Urteilen, die auf Empfindungen beruhen, "unglaublich billig" etwa, erscheint das wenig seriös. Billig eben.


    Welchen "70-er Jahre Bau" meinst Du denn genau? Im gesamten Ensemble gibt es keinen, der in jenem Jahrzehnt entstanden ist. Die Sache mit dem Denkmalschutz ist bekannt? Und es ist in der Regel schlicht unzulässig, Neubauten ohne Dämmung zu errichten. Grundsätzlich würde etwas Hintergrundwissen, zusätzlich zur Betrachtung an Ort und Stelle, nicht schaden. Zugeben muss ich allerdings, dass das womöglich Auswirkungen auf die offenkundig so sehr geliebte Polemik haben könnte.

  • @ Schmittchen


    das Jahrzehnt wurde korrigiert, ändert aber null an meiner Einschätzung. Und zu deiner Beruhigung, ich habe mir das "Ensemble" viermal in verschiedenen Bauetappen vor Ort angesehen, daher kann ich sehr wohl beurteilen, wie dieses Quartier aussieht. Ich muss mich also nicht belehren lassen, nur weil du eine andere Meinung hast. In diesem Kontext wäre es daher auch für das Forum durchaus interessant, wenn du einfach aus deiner Sicht erkäutern würdest, wo du die Stärken dieses Projekts siehst oder meine Thesen widerlegst. Ich bin gerne bereit, mich zu korrigieren, wenn du schlüssige Argumente bringst.


    Zu den Fotos: Man muss epizentrum doch noch dankbar sein, wie er dieses Ensemble abgelichtet hat. Er hat es noch sehr vorteilhaft und wohlwollend dokumentiert. Man könnte es bei entsprechenden Lichtverhältnissen, Wetter und Bildausschnitten auch deutlich schlechter darstellen und trotz dieser wohlwollenden Dokumentation wirkt das Ganze doch völlig unstimmig.


    Und auch wenn man mittlerweile vollkommen abgestumpft ist und seine Ansprüche auf ein Minimum reduziert, aber ist das das, was man im Herz einer Großstadt als beste Lösung heute zu leisten im Stande ist?


    Quelle: Adama


    Man kann ja selbst über die Gründerzeit lästern und es als billige und wertlose Massenware abtun, aber jeder Gründerzeitbau aus den damaligen Stuckbaukästen hat bessere Ergebnisse geliefert als diese hier gebaute Ecklösung.


    Und man schaue doch einfach ein paar Meter weiter ins Bahnhofsviertel. Da sieht man, wie man Ecklagen in Großstädten auch gestalten kann. Haben wir uns mittlerweile mit so wenig zufrieden gegeben, dass es schon als Polemik gilt, wenn man diese Zustände mal offen kritisiert?


    Wo wenn nicht hier, direkt am Römer, soll man denn heute noch architektonsiche Qualität erwarten dürfen. Soll man auch hier jetzt sagen, es geht einfach nicht besser, ist eben so, Hauptsache es wird überhaupt gebaut? Ist das das Ziel?


    Und wenn es architektonisch schon zu nicht mehr reicht als zu solchen Entwürfen, muss man dann auch beständig immer versuchen, jede Dekade noch einen Tick billiger zu bauen? Man kann auch eine Dämmwirkung erzielen ohne dass man sich Tonnen an Sondermüll (den übrigens in einigen Jahrzehnten irgendwer entsorgen muss, was man in der Ökobilanz heute gerne verschweigt) an die Fassade klebt. Einfach etwas dickere Wände, ökologische und nachhaltige Materialen etc. Aber wozu eigentlich auch? Die Lebensdauer dieser Bauten ist auf vielleicht 30 Jahre ausgelegt, dann kommt eh alles wieder weg. Man kann solche Bauten ohne jede Polemik als Primark-Bauten bezeichnen. Man will gar nicht nachhaltig bauen oder für eine längerfristige Periode. Es soll rein fürs heute sein und nach Gebrauch wirft man es eben weg.


    Ich finde diese Denkweise falsch, nicht unterstützenswert und fahrlässig den kommenden Generationen gegenüber!

    2 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • Ich muss Odysseus leider in jeder Silbe zustimmen.
    Einen großen Teil der Schuld tragen sicherlich auch Denkmalamt und Stadtpolitik, denen die angebliche Denkmalwürdigkeit dieser städtebaulichen Todsünde wichtiger war als die hier so dringend nötige Stadtreparatur. Welch irrwitze Züge das angenommen hat, dürfte noch Jedem bewusst sein, der die Bilder der allein in der Gegend herumstehenden abgestützten Fassade gesehen hat.
    Aber auch die komplett neugebauten Teile, wo man deutlich mehr Spielraum hatte, sind leider alles andere als dem Ort angemessen. Ganz schlimm neben dem Flachdach und der fehlenden Durchwegung auch die extrem lange und eintönige Fassade zur eh schon grausigen Berliner Straße. Ich sehne jetzt schon den Komplettabriss herbei.

  • So sieht die Sache vom Maintower aus gesehen aus (Wetter war so la la) - zuerst die Gesamtansicht im städtischen Kontext:



    Unter den gegebenen Voraussetzungen, sprich (unverständlicher) Erhalt des ehemaligen Rechnungshofs und Straßenführung der Berliner Straße fügt sich der Neubau ganz gut ein, jedenfalls besser als die Vorbebauung:




    Bilder: Miguel


    Was stört, ist die monotone Fassade, finde ich. Mehr Struktur, Tiefe und Abwechslung, angedeutete einzelne Baukörper, farbliche Abwechslung etc. hätten Wunder wirken können. Nach dem Vorbild der Neubebauung der Goetheplatz-Westzeile hätte ich mir das gut vorstellen können. Auf der anderen Seite können wir schon froh sein, dass es keine versetzten Fensterreihen geworden sind. Gut finde ich das Staffelgeschoss am westlichen Ende, die Rundung an ebendiesem, die Kolonnade, und dass immerhin das Erdgeschoss eine andere Farbe und anderes Fassadenmaterial bekommen hat. Aber es wäre mehr drin gewesen...

  • Es ist offensichtlich, dass dieses Projekt nichts Halbes und nichts Ganzes geworden ist. Es ist in meinen Augen nicht so misslungen, dass man es geradewegs ablehnen muss, es ist andererseits aber auch nicht die gelungene Stadtreparatur, die sich mancher (ich selbst eingeschlossen) an dieser Stelle gewünscht bzw. vorgestellt hat. Letztendlich kommt diese gebaute Ambivalenz bei den unterschiedlichen Kommentaren zuvor gut zum Ausdruck.


    Natürlich ist hier durch den Denkmalschutz schon mal ein Zwang vorgegeben worden, um den man halt drumrumbauen musste. Der Eindruck einer gewissen Flickschusterei war demnach bereits in der Entscheidung des Denkmalamtes angelegt. Weshalb eine Großstadt wie Frankfurt, die gerade in ihrem Zentrum mehr jegliche Urbanität tötenden Zeilenbauten aus den 50er Jahren aufweist als alle anderen Großstädte der Republik, ausgerechnet auch noch diese „Fassade“ schützen musste und somit das Gefrickel bereits im Grundsatz angelegt war, sei mal dahingestellt.


    Die Idee der Arkadengänge finde ich sehr schön, auch dass das Grundstück nunmehr voll ausgenutzt worden ist und damit eine Blockrandbebauung wieder hergestellt wurde. Die runde Ecke zur Berliner Straße finde ich auch ganz charmant, sie bewirkt einen harmonischen Abschluß. Und der Wohnturm auf der Ostseite passt sich ebenfalls ganz gut ein. Sein Vorteil ist die durchaus gut gegliederte Fassade, die den Blicken Abwechslung bietet.


    Meines Erachtens durchaus störend ist die einheitliche, langgestreckte Fassade zur Berliner Straße. Das sieht man natürlich wunderbar auf Miguels Bildern. Allerdings wird dort wahrscheinlich sowieso kaum ein Mensch vorbeilaufen. Aber das ist kein Argument, hier hätte man ohne viel Aufwand eine gewisse Strukturierung der Fassade hinbekommen, um zumindest eine gewisse Kleinteiligkeit – ja: vorzugaukeln. Denn das ist natürlich der Hauptkritikpunkt, dass diese Kleinteiligkeit in jeder Hinsicht fehlt, insbesondere an diesem in nächster Nähe zur Altstadt und dem Rathaus befindlichen Grundstück. Das Ganze ist ein wenig besser in der Bethmannstraße, wo die einzelnen Baukörper das Ensemble gezwungenermaßen durchbrechen. Aber gerade im westlichen Bereich gilt grundsätzlich dasselbe. Auch dort hätte man zumindest im vorderen Bauabschnitt zwei Baukörper visualisieren können. Mir ist schon klar, dass alles auch immer dem Diktat des Geldes und des Budgets unterworfen ist. Aber das kann in meinen Augen nicht immer das Totschlagargument dafür sein, dass Neubauten halt leider oftmals jegliche Ästhetik vermissen lassen.


    Im Ergebnis muss auch ich konstatieren, dass das Ergebnis viel besser ist als die jahrelang leerstehende Ruine, die wir davor hatten. Dennoch hätte ich mir an dieser Stelle etwas mehr Sensibilität in Planung und Ausführung mit dem Standort und seiner unmittelbaren Umgebung gewünscht.

  • Dieses Projekt ist schon lange abgeschlossen. Bilder gab es viele. Meines Wissens nach gab es aber noch nicht diese Ansicht des fertigen "historischen" Teils des Projekts:


    20200214_204328jakkb.jpg