Kornmarkt-Arkaden statt Bundesrechnungshof (realisiert)

  • Und dann maßstabsprengende Bauhöhen auf dem restlichen Areal zulassen? Bloß nicht!
    Das Problem ist ganz eindeutig der Teil der unter Denkmalschutz steht. Die einzig sinnvolle Lösung für Diesen ist Abriss und Neubau, als Blockrandbebauung unter Wiederaufnahme einiger der alten Gassen und eventuell zumindest Teilen des Großen Speichers. Den nicht unter Denkmalschutz stehenden Teil dagegen könnte man zur Not sogar stehen lassen.
    Lieber noch 10 Jahre leer stehen lassen (mit der Hoffnung dass der Klotz irgendwann von selbst in sich zusammenfällt), als irgendwelche halbgaren Lösungen zu produzieren die man hinterher wieder bereut und auch längerfristig nicht mehr los wird.

  • Und dann maßstabsprengende Bauhöhen auf dem restlichen Areal zulassen? Bloß nicht!


    Was ist denn in Frankfurt nicht maßstabssprengend? An der Berliner braucht's für mich jedenfalls keine einheitlichen Traufhöhen.

  • Nur weil wir Hochhäuser haben heißt das noch lange nicht dass man überall Höhenwildwuchs zulassen sollte. Das Areal befindet sich mitten in der Altstadt in direkter Nachbarschaft zu Hirschgraben, Bethmannhof und Rathaus mit Langem Franz - da sind die Umgebung überragende Gebäudehöhen mal absolut inakzeptabel!

  • Mit dem Abriss dieses überhaupt nicht in seine Umgebung passenden Kastens hätte man die einmalige Gelegenheit, auch an dieser Stelle ein wenig Altstadt-Reparatur zu leisten. Denkmalschutz hin oder her: ich kann sowieso nicht recht verstehen, weshalb ein Gebilde, das einen historischen Zustand endgültig zerstört hat, sogar noch Denkmalschutz erhält und damit über das Zerstörte erhoben wird.


    Hier wäre sogar jegliche sich an der alten Straßenführung orientierende Neubebauung ein Segen für diese kaputte Ecke - hervorgerufen durch dieses kaputte Gebäude.

  • Das hat etwas mit Ideologie zu tun. Die progressive Fraktion aus Beamten, SPD und Architekten sehen in Gebäuden vor 1920 den Ausdruck einer rückwärtsgewandte und reaktionären Gesellschaft. Frei nach dem Motto: Wer in einer Stadt mit schönen alten Gebäuden lebt, wählt auch CDU. Ausserdem müssen die Entscheidungstäger in der Stadt ihre Errungenschaften aus den 1950-60er Jahren verteidigen.


    Im Gegensatz zum konservativen München sollte Frankfurt nach dem Krieg neu gestaltet werden. Ausserdem wird zum Teil heute noch die Ansicht vertreten, dass die Rekonstruktion von Vorkriegsgebäuden einen Versuch der Geschichsrevision darstellt.


    Vielleicht liege ich falsch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in München, Hamburg oder Leipzig ein ähnlich herutergekommenes Gebäude, in einem Gewirr von Beton und wirrer Strassenführung so lange neben der Paulskirche und dem Rathaus überlebt hätte. Beide übrigens auch nach fast 70 Jahren nicht in den alten historischen Zustand versetzt.

  • Kompromisslösung?

    Das Journal Frankfurt schreibt heute von einem sich anbahnenden Kompromiss zwischen der Stadt, der Landesdenkmalbehörde und den Projektentwicklern OFB und Fay. Planungsdezernent Olaf Cunitz habe die Parteien an einen Tisch geholt. Der gefundenen Lösung zufolge soll vom denkmalgeschützten Bestand das Hauptgebäude und der Ostflügel stehen bleiben. Geplant ist dort die Wiederherstellung der Fassade in den Farben schwarz-rot-gold und der Erhalt der bauzeitlichen Treppenhäuser. Für diesen Teil ist Büronutzung vorgesehen.


    Dafür kann der westliche Teil abgerissen werden. An dessen Stelle soll ein Hotel und weitere Büros neu gebaut werden. Im Erdgeschoss ist Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen. Ein weiteres, freistehendes Gebäude mit Wohnungen ist an der Ecke Bethmannstraße und Kornmarkt vorgesehen.


    Es soll ein Architekturwettbewerb ausgerichtet werden.


    Ganz zweifelfrei geht aus dem Text nicht hervor was nun zusätzlich abgerissen werden kann. Neben dem nicht denkmalgeschützte Bauteil D, wie ursprünglich vorgesehen, nun wohl auch der Bauteil C. Der Rest bliebe erhalten (wobei ich mir vorstellen kann, dass die Stadt die Anmietung der dort entstehenden Büros in Aussicht gestellt hat). Für das Wohnhaus dürfte das viertelkreisförmige Areal südlich des durch Bauteil A und B gebildeten Winkels vorgesehen sein. Für den Hotel- und Büroneubau stünde dann das gesamte Grundstück westlich von Bauteil B zur Verfügung.



    Bild: Google


    Schrägluftbild des denkmalgeschützte Teils:



    Bild: Planungsdezernat Frankfurt am Main


    Edit: Übersicht gibt auch dieses Foto. Die städtische Pressemitteilung liegt nun auch vor, unten der Text ungekürzt.


    (pia) Für die Zukunft des Areals des ehemaligen Bundesrechnungshofs in der Berliner Straße wurde in den Verhandlungen ein Durchbruch erreicht. Wie die Verantwortlichen der Stadt, der Landesdenkmalbehörde und der Projektentwicklung Fay und OFB erklärten, konnte eine grundsätzliche Einigung dahingehend erzielt werden, städtebaulich prägnante Bauteile des Denkmals zu sichern und in die Entwicklung des Areals zu integrieren.


    „Nach monatelangem Ringen um die denkmalpflegerisch wünschenswerte Entwicklung des Projektes auf dem Areal des ehemaligen Bundesrechnungshofes in der Berliner Straße haben sich die Stadt Frankfurt, die Landesdenkmalbehörde und die Investorengemeinschaft Fay und OFB auf eine tragfähige Lösung geeinigt und die Schritte zur zügigen Realisierung dieses Vorhabens gemeinsam festgelegt“, erklärt Frankfurts Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz. „Ich bin froh, dass es mir gelungen ist, die Beteiligten für diese intensiven Beratungen an einen Tisch zu bringen und letztlich ein für alle Seiten akzeptables Ergebnis zu erreichen. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind, so haben wir eine wichtige Hürde auf dem Weg dahin genommen.“


    Das Hauptgebäude und der Ostflügel des denkmalgeschützten Bestands bleiben für eine Büronutzung erhalten, während im westlichen Teil des Areals eine Neubebauung vorgesehen ist. Dort sind ein Hotel und weitere Büros vorgesehen. Im Erdgeschoss soll eine öffentliche Nutzung zum Beispiel durch Einzelhandel und Gastronomie zur Belebung der Innenstadt beitragen. Auf dem südöstlichen Bereich des Grundstücks, an der Ecke Bethmannstraße und Kornmarkt, ist ein neues freistehendes Gebäude für Wohnungen geplant. Auf der Basis dieser Eckpunkte wird nun unter Beteiligung der Fachämter ein Wettbewerbsverfahren vorbereitet, um ein überzeugendes Bebauungskonzept zu finden.


    Die originalen Treppenhäuser sowie wesentliche Teile der charakteristischen Fassade können so gesichert werden und erhalten auch wieder das ursprüngliche Farbbild. Mit dem nun gefundenen Kompromiss ist der vollständige Abriss entbehrlich und der Weg für eine Lösung in der Weise bereitet, dass der geschichtlichen Bedeutung des Ortes Rechnung getragen wird. „Damit kann“, so Cunitz, „ein lang ersehnter Impuls im Kern der Innenstadt gesetzt werden. Ein Leerstand an zentraler Stelle unserer Stadt wird somit ein Ende finden und eine wünschenswerte städtebauliche Neuordnung des Areals kann in Angriff genommen werden.“ Die schwerwiegenden Schäden am Tragwerk hingegen machen eine wesentliche Erneuerung im Inneren des Gebäudes erforderlich.


    „Wir möchten der Bedeutung des ehemaligen Bundesrechnungshofes als Kulturdenkmal für die Geschichte der jungen Bundesrepublik und den Wiederaufbau Frankfurts in den fünfziger Jahren Rechnung tragen“, kommentierte Cunitz abschließend. „Wir freuen uns, wenn sich Bauherren und Investoren in Frankfurt engagieren. Aber wir haben auch eine besondere Verantwortung gegenüber den baulichen Zeugnissen und dem kulturellen Erbe der Nachkriegszeit. Ich bin den Unternehmen OFB und Fay sehr dankbar, dass sie bereit sind, eine städtebauliche Entwicklung unter größtmöglichem Erhalt der denkmalgeschützten Bausubstanz zu realisieren.“

  • Für mich stellt sich die Frage, ob der Westteil des neuen Areals dem Strassenverlauf folgen soll, was ich wünschenswert fände, und ob eine Durchgängigkeit vom Norden zur Weißfrauenstraße erreicht werden kann. Dies wurde ja auch im Speer Gutachten gefordert. Die Vorkriegs-Wege- und Strassenführung wird auf Grund der Berliner Strasse und des Theatertunnels sicher nicht mehr herzustellen sein. Die Wiederhesrellung des Patrizier Hofes "Großer Speicher" ist mit dem "Kompromiß" leider auch vom Tisch.

  • Die sollen sich bloß nicht darauf einlassen. "Städtebaulich prägnant", wie es in der Meldung heißt, ist der gesamte Komplex. Leider nur im negativsten Sinne, so dass nur durch Komplettabriss und vollständiger städtebaulicher Neuordnung, idealerweise auf Grundlage des Vorkriegswegenetzes mit durchgängiger Blockrandbebauung eine sinnvolle Reparatur dieser katastrophalen Situation möglich ist. Und das auch noch direkt neben dem Rathaus!
    Das ist ja wohl nicht deren Ernst dort auch noch ein freistehendes Gebäude dazusetzen zu wollen? :nono:


    Dann lieber noch 10 Jahre weiter Brache aber mit einer ordentlichen Lösung am Ende, und nicht die langfristige Manifestierung dieser unerträglichen Situation durch irgendwelche Kompromisse mit den sogenannten Denkmalschützern.

  • Die ganze Misere entsteht meiner Meinung nach vor allem durch den quer zur Berliner stehenden Riegel: Zu hoch, völlig außerhalb irgendwelcher Achsen, ein echter städtebaulicher Stolperstein. Ich halte es für einen Fehler, ihn stehenzulassen.

  • Wenn die Aussagen zur Statik stimmen, sollte man die Hoffnung nicht aufgeben, dass der Bau bei der Sanierung einstürzt. Das architektonische Gegenstück zu "Auf der Flucht erschossen!"

  • Ich glaube der einzig noch einigermaßen wertvoll erscheinende ist der Trakt D.
    Wieso lässt man den nich stehen und reißt den Rest ab?
    Fertig Problem gelöst und die neue Fläche kann man dann bebauen...

  • Wie kannn ein Gebäude unter Denkmalschutz stehen, wenn das Tragwerk nach 60 Jahren nicht mehr seine Aufgabe erfüllt.


    Die Fassade ist häßlich und der Bau fügt sich nicht in die Umgebung ein.


    Schlechter kann man doch ein Gebäude nicht bauen.


    Das ist kein Kompromiss, das ist Erpressung. Die Investoren hätten sich nicht darauf ein lassen sollen.

  • Auch Ich sehe in dem westlichen Flügel (In der Grafik benannt mit D) eine gewisse Wertigkeit! Er tanzt mit seiner Traufhöhe nicht aus der Reihe, wird bekrönt von einem schönen Walmdach aus Schiefer, die Fassade ist ansehnlich gegliedert mit zwei Risaliten je Längsseite. In der Bethmannstraße hält sich das Gebäude vorbildlich an die Straßenflucht, somit könnte im Norden ein weiterer Neubau entstehen. Außerdem erhöht die angesetzte Patina den Reiz! Als Kompromißlösung sollte man die Erhaltung dieses Bauteils prüfen.


    Was zu den östlichen Baukörpern zu sagen ist? Sie sind zwar älter, aber typische Vertreter der Wiederaufbauzeit in Frankfurt sehen für mich anders aus. Deratige Freiflächen neben den Flanken der Fassaden, die Massivität, Materialität, die Traufhöhe sind absolut altstadtuntypisch.


    Mensch Meier, anderweitig im Stadtgebiet werden uralte Fachwerkhäuser geopfert (Bauvorhaben in der kleinen Rittergasse, Infobeitrag von Schmittchen) und man hält dagegen am Rechnungshof fest, als hätten die Stadtplaner Scheuklappen auf wie ein Pferd. Ich bin etwas enttäuscht.

  • Sowohl die gestrige Pressemitteilung als auch ein FNP-Artikel von heute lassen den Gedanken aufkommen, dass vom ehemaligen Bundesrechnungshof nicht viel übrig bleiben wird. "Die charakteristischen Treppenhäuser im Inneren" und "wesentliche Teile der denkmalgeschützten Fassade" sollen erhalten und gesichert werden. Das hört sich nach einer Radikalentkernung und auch nach der Beseitigung von "unwesentlichen" Fassadenteilen an. Aus Osten betrachtet, wird nach der Fertigstellung vermutlich noch ein mächtiger Altbau-Rest wahrnehmbar sein, aus anderen Blickrichtungen wird der Bundesrechnungshof kaum noch zu orten sein, denke ich. Also erst einmal abwarten, was die Architekten entwerfen, vielleicht ist ja etwas Brauchbares dabei.

  • Besser als nichts

    Wenn ich es richtig verstehe, standen nur die Bereiche A bis C (s.o.) unter Denkmalschutz, D hätte sowieso abgerissen werden können. Von daher muss mit "Hauptgebäude und Ostflügel" eigentlich - wie Schmittchen vermutete -Teil A und B gemeint sein, ansonsten hätte man sich die Pressemeldung sparen können, da man sich mittelfristig der Lächerlichkeit preisgäbe, eine Selbstverständlichkeit zu vermelden.
    Das wäre für mich eine gute Nachricht -


    mit Blick auf das heutige Gejammer um die verlorene Altstadt und manch anderes Gebäude "aus alten Zeiten" würde es mich nicht wundern, wenn das Gejammer in einigen Jahrzehnten auch groß wäre, wenn der ehemalige Bunderechnungshof jetzt ersatzlos abgerissen würde. Die Phase, in der Frankfurt seine Rolle in Deutschland neu definierte, wird ja durch einen wenigstens äußerlich in den Erstzustand versetzten ehem. Bundesrechnungshof gut dokumentiert - und wird sonst wohl vor allem am Sendesaal des Hessischen Rundfunks zu erkennen sein, wenn man daran denkt, dass das Areal südlich vom hr neu geordnet wird.


    Städtebaulich scheint mir nichts gegen den Erhalt von Teil A und B zu sprechen, da auf diesem Areal m.E. ohnehin mit einer undurchwegten Bebauung zu rechnen wäre. Mir würde ein Durchgang genügen, wo bisher B auf C stößt, eine lebendige Nutzung im Bereich von Teil C und D vorausgesetzt. Gemessen am sonstigen Umfeld darf, glaube ich, nicht zu viel erwartet werden, wiewohl das "MainTor"-Projekt für zusätzliche Belebung des Bereichs sorgen wird.

    2 Mal editiert, zuletzt von Metropolit () aus folgendem Grund: Layout

  • Die Nachkriegsbauten der Frankfurter Altstadt sind fast flächendeckend denkmalgeschützt, siehe z.B. die Liste hier.


    Die Ecke um den Bundesrechnungshof ist, wie hier schon mehrfach aufgeführt, von herausragend schlechter städtebaulicher Qualität, was schon mit den im Erdgeschoss toten Rathaus-Neubauten aus den 1900ern beginnt, sich mit dem wider alle ehemals vorhandenen Verkehrsbeziehungen in das Altstadtgebiet gesetzten Bundesrechnungshof fortsetzt und schließlich in der "Todeszone" Berliner Straße mit Tunnelrampe mündet. Wenn dieser Un-Zustand irgendwann spürbar verbessert werden soll, dann geht das nur mit einem radikalen Neubeginn. Doch leider werden wir den nicht kriegen, weil der Denkmalschutz aus klar ideologischen Beweggründen den letzten radikalen Neubeginn in diesem Bereich für das in alle Ewigkeit zu bewahrende Nonplusultra hält.


    Es bleibt die Hoffnung, dass nach Beginn der Umbauarbeiten die Unmöglichkeit des Unterfangens deutlich wird. Wenn das Gebäude bei Sturm oder Schnee nicht schon von sich aus zusammenstürzt...

  • Der Berliner muss es als nächstes an den Kragen

    Ich bin auch eher zuversichtlich gestimmt. Wenn, aber nur wenn, der Kompromiß-Umbau des Bunderechnungshofs mit einer Einengung bzw. Verkehrsberuhigung der Berliner Strasse einhergeht, kann man sogar von einem Quantensprung zum jetzigen Zustand sprechen. Solange die Berliner Strasse aber in seiner jetzigen "autogerechten", fussgängerfeindlichen Form erhalten bleibt, wird sich an der blamablen Ödnis in der Rechnungshof-Umgebung nichts ändern. Ich rechne Cunitz hoch an, dass er den gordischen Knoten nun scheinbar gelöst hat. Das war Schwarz trotz einiger Anstrengungen nicht gelungen. Es muss Bewegung rein, denn die Verhinderung einer weiteren verlorenen Dekade im Herzen der westlichen Altstadt muss höchste Priorität genießen.

  • Ich finde die Bewegung in der Sache ebenfalls positiv. Letztlich ist die Frage nach Komplett- oder Teilabriss nicht derart gravierend, da das Grundstück in seinem Zuschnitt so oder so unverändert bleibt. Wenn die Stadt die Ideen des Innenstadtkonzepts weiter verfolgt, d.h. u.a. Beruhigung der Berliner Straße, bessere Vernetzung der Innenstadt, dann wird die Belebung des Areals zu diesem Gelingen viel beitragen. In der südlichen Innenstadt wird noch ganz viel passieren.

  • Ich kann der Sache nichts positives abgewinnen. Alles andere als ein Abriss des ganzen Ensembles ist keine wirkliche Verbesserung. Hier muss mit einer Blockrandbebauung ein klares Zeichen für eine städtebauliche Verbesserung gesetzt werden.