Kornmarkt-Arkaden statt Bundesrechnungshof (realisiert)

  • Anders als in früheren Planungen sei im Gutachterverfahren auf die Wiederzusammenführung der beiden Teile der Bethmannstraße verzichtet worden, schreibt zur Frage aus dem Vorbeitrag heute die FR. Ob der Tunnelmund verkleinert wird, steht dem Planungsdezernenten zufolge noch nicht fest, es seien in dieser Hinsicht noch Gespräche mit dem Verkehrsdezernat zu führen (Seite 34 der FAZ-Printausgabe von heute). Umgebaut wird der Einmündungsbereich des Kornmarkts in die Berliner Straße (Luftbild). Von den vielen Abbiegespuren werden nicht alle gebraucht.


    Überhaupt ist es offenbar ganz wesentlich bei diesem Projekt, dass die hohen Kosten für den Erhalt des Rechnungshofs über die Neubauten wieder hereingeholt werden müssen. Man kann davon ausgehen, dass aufgrund des so erzeugten Kostendrucks nicht in jeder Frage die teurere und bessere Lösung gewählt werden kann. Einfacher ausgedrückt: Man wird sparen müssen.


    Und doch wird vom Altbau kaum etwas bleiben. Wegen der sehr schlechten Verfassung des Gebäudes müsse "mit Pinzette und Pinsel" vorgegangen werden, wird ein Geschäftsführer der OFB zitiert. Dem Erhalt des Rechnungshofs steht der FR zufolge auch der mit der Leitung des Projekts beauftragte Michael Guntersdorf kritisch gegenüber.

  • Man kann davon ausgehen, dass aufgrund des so erzeugten Kostendrucks nicht in jeder Frage die teurere und bessere Lösung gewählt werden kann. Einfacher ausgedrückt: Man wird sparen müssen.


    Na toll! Nur damit die beiden windschiefen Häuschen, die keiner braucht und keiner will (außer dem Denkmalschutz) stehen bleiben können, müssen wir jetzt


    a) Qualitätseinbußen hinnehmen;
    b) Abstriche bei einer geplanten Neuordnung des Umfeld akzeptieren und
    c) nicht zuletzt mit einem in sich nicht stimmigen Gebäudeensemle leben.


    Das ist ein Schildbürgerstreich allererster Güte und fast schon Betrug am Bürger. Schade, dass wir nicht in der Schweiz sind. Dort hätte die direkte Demokratie wahrscheinlich schon lange dafür gesorgt, hier ein komplett von sämtlichen Restbeständen geräumtes Grundstück vorzufinden.

  • Ich schliesse mich Marty-ffm an. Diese Stelle schreit nach einer Neuordnung mit Blockrandbebauung. Es ist eine sehr zentrale und wichtige Lage für Frankfurt. Es wird tatsächlich besser, aber es hätte noch besser sein können.


    Das mit der Schweiz bin ich mir nicht sicher ob es so ausgegangen wäre. Gut dass es Profis gibt die über solches entscheiden können. Schade nur dass man manchmal das Gefühl bekommt die Profis kennen sich nicht aus.

  • Wie die FNP gestern berichtete, ist nun auch der Gewinner des 3. Preises, KSP Jürgen Engel, aufgefordert worden, seinen Entwurf zu überarbeiten. Der Bauherr OFB ließ mitteilen, dass "in enger Abstimmung mit der Stadt Frankfurt und der Jury des Preisgerichts" alle drei Architekten gebeten worden seien, ihre Entwürfe noch einmal zu überarbeiten.

  • ein Witz

    Ist das nicht ein schlechter Witz, dass KSP erst gar nicht dabei ist, dann durchs Hintertürchen einen Weg findet und jetzt gewinnt?!?


    Dieses Gemauschel dauernd im Hintergrund nervt. Der Bürger wird für dumm verkauft, ein Wettbewerb wird ad absurdum geführt und es lachen sich immer die selben ins Fäustchen. Da wundert man sich über Politikverdruss.


    Und das schlimmste, die Stadt wird optisch nicht bereichert. Kann man dem Engel nicht einfach einen Stadtteil ab vom Schuss geben, dann darf er sich austoben und man muss ihn nicht mehr sehen?!

  • Witze sind gemeinhin lustig - dieses Ergebnis ist es nicht. Nochmals der KSP-Entwurf vor der Überarbeitung:




    © KSP Jürgen Engel Architekten / Sichtvision


    Eine Verschlechterung gegenüber dem (freilich baufälligen) Bestand. Passt aber ins Ensemble mit der Bebauung an der Nordseite der Berliner, dem Rathaus-Nordbau mit frisch polierter Blechschachtel oben statt rekonstruiertem Dach, den seit vielen Jahrzehnten traurig verstümmelt dastehenden Rathaustürmen und der Rampe zum Theatertunnel. Man könnte trübsinnig werden.

  • ...trübsinnig ist der beste Begriff dafür, auch für die Befindlichkeit des Beobachters.


    Der Wohnturm von KSP ist nicht so schlecht. Aber der Rest passt überhaupt nicht und gefällt wenig.
    Bleibt die Hoffnung, dass man die Fassade überarbeitet und es nach Westen hin eine runde Ecke wird.


    Forsters Entwurf wäre eine Zierde.

  • Was mir an den KSP Renderings am meisten gefällt, ist der neue Look der Berliner Strasse mit grünem Mittelstreifen. Ob das Programm "Schöneres Frankfurt", dass Planungsdezernent Schwarz damals für den Umbau einplante, tatsächlich noch Budget hat, ist nicht bekannt. Dabei würden die engere Straße und die neuen Bäume hier Wunder wirken. Man stelle sich die Berger Strasse ohne Bäume und mit vier Spuren vor, der Zauber wäre weg.


    Wegen KSP scheint man vielleicht noch Schuldgefühle zu haben, dass man ihnen damals die (ebenfalls mißlungene) Altstadt Bebauung wieder entrissen hat? Wer sich mit einem 3. Platz als Sieger fühlen darf, muss sich glücklich schätzen.


    KSP ist ohne Frage auch für Qualität und Wertigkeit bekannt. Dennoch fallen ihre Entwürfe letzter Zeit viel zu nüchtern und abgedroschen aus, man erkennt keine Weiterentwicklung. KSP hat m.E. auch am Turm-Palast Gelände einen viel zu kantigen und strengen Entwurf fabriziert. Dort hätte ebenfalls eine Rundung eine deutlich bessere Wirkung gehabt.

  • Nur nochmal zur Erinnerung: wir sprechen hier von einem Entwurf im Herzen des staufischen Teils der Altstadt, direkt neben dem Rathaus, mit einem Turm, der wohl vom Paulsplatz aus zu sehen sein wird, einem der touristisch am stärksten frequentierten Orte Frankfurts.


    Ganz gleich, was man jetzt davon halten soll, dass diese Bauruine namens Bundesrechnungshof für die Substanzfetischisten der Denkmalpflege erhalten bleiben darf, anstatt das meines Erachtens einzig sinnvolle zu machen, nämlich dort ein Quartier nach dem Vorbild des Dom-Römer-Areals zu entwickeln und am besten noch die Berliner Straße auf mindestens mal halbe Breite zurückzubauen. Aber *das* soll ein Entwurf sein, den wir unter der Prämisse moderne Architektur dort sehen wollen? Reality check, kann ich da nur sagen.


    Dann lieber ein Entwurf der Jungs von der Osthafenmole, passt zwar genausowenig dahin, aber sähe wahrscheinlich wenigstens wie eine der Sieben Schwestern aus und hätte etwas Erinnerungswert für Touristen.

  • Wirklich unverständlich, diese Entscheidung des Bauherrn OFB. Da gibt es einen optisch stimmigen Entwurf des Büros "Stefan Forster Architekten", der den KSP-Entwurf um Längen übertrifft und trotzdem fällt die Entscheidung auf ein blasses Stückwerk ohne Ensemblewirkung. Da müssen die Baukosten eine extrem übergeordnete Rolle gespielt haben. Ein paar eckige Baukörper mit Blech- bzw. Betonfassade sind halt billiger als ein gerundetes Bauwerk mit Steinfassade. Na dann freuen wir uns doch bestimmt alle auf Frankfurts "neue billige Ecke".

  • Der Lange Franz wird einfach länger gemacht ...

    Und bei der Visualisierung hat KSP auch ordentlich getrickst: der Lange Franz wird nie und nimmer ggü den neuen Turm eine solche Höhenwirkung entfalten können, weil er eben fast genauso hoch sein wird.
    Man gewinnt den Eindruck, dass sich die Verantwortlichen dieser Problematik bewusst waren und ergo bewusst diese verschleiern bzw. optisch verzerren.


    Das zeigt wie skrupellos dieses Produkt der Öffentlichkeit verkauft werden will ... das ist glatter & plumper Betrug :nono:

  • In ihrer Samstagsausgabe bestätigt die FAZ die Aussage in Beitrag #187, Adama. Nach der zweiten Runde des Wettbewerbs wurde der KSP-Entwurf auf den ersten Rang gesetzt. Am kommenden Montag gibt es dazu eine Pressekonferenz.


    Aber: Die Bauherren sind an diese Rangfolge nicht gebunden. Sie wollen der FAZ zufolge nun prüfen, ob sie den erstplatzierten Entwurf von KSP oder den zweitplatzierten von Stefan Forster umsetzen. Dazu sollen die beiden Entwürfe zunächst auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht werden.

  • Danke, das lässt ja noch hoffen. Ich hoffe instädnig das die Vernunft siegt und der KSP Entwurf NICHT umgesetzt wird. Forster hatte hier bei weitem das bessere Händchen und Gespür.

  • [...] ob sie den erstplatzierten Entwurf von KSP oder den zweitplatzierten von Stefan Forster umsetzen. Dazu sollen die beiden Entwürfe zunächst auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht werden.


    ... womit das Ergebnis schon feststehen dürfte. Siehe Beggis letzte Anmerkung.

  • Den KSP-Entwurf muss man ohne Übertreibung als das grösste Verbrechen seit dem Bau des Technischen Rathauses im Jahr 1972 bezeichnen. Was muss im Hirn eines Menschen vorgehen, der ein neues Denkmal des Brutalismus in eine Altstadt-Randlage klotzen will, ohne den kleinsten Funken Sensibilität für die historischen Gebäude in der Nachbarschaft? Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass eine Verschlechterung des aktuellen Zustands überhaupt noch möglich ist, aber hier werden die schlimmsten Befürchtungen noch weit übertroffen. Auch von einer Überarbeitung darf man keine Wunder erwarten. Ein ganz grosser Rückschritt in einer Stadt, in der in puncto Stadtreparatur in den letzten Jahren so viel geleistet worden ist wie sonst nirgends in Deutschland.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lucas 2011 () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler

  • Nun, im Ersetzen von Bausünden durch die nächste hat das Büro zumindest schon theoretische Erfahrung. :lach: Dass sie es mit diesen Referenzen überhaupt nochmal in einen Wettbewerb geschafft haben, stimmt schon nachdenklich. Zumal das Ergebnis ja zeigt, dass fast nichts dazugelernt wurde. Andererseits ist das Ganze so oder so ein Tropfen auf den heißen Stein, solange der Bundesrechnungshof steht, wird in dieser Ecke keine echte Entwicklung stattfinden. Dieser Großbau mit flankierender Stadtautobahn stammt aus einer Zeit, in der die Stadt zum Durchrasen und Wegschauen diente, um Abends brav im Reihenhäuschen im Vorort einzukehren. Die Idee einer Stadt als Lebensraum mit Aufenthaltsqualität, wie sie jetzt zunehmend in den Vordergrund tritt, ist mit diesem Bauwerk nicht vereinbar.

  • Die Ergebnisse der Überarbeitung überraschen sehr!


    KSP hat einen vollkommen neuen Entwurf abgeliefert, sich dabei etwas schamlos von guten Ideen inspirieren lassen. Forster ist bei seiner Überarbeitung dem Erstentwurf weitgehend treu geblieben.


    Mein erster Eindruck: Die "Runde Ecke" ist plötzlich Allgemeingut - gut so!
    KSP hat nicht nur besser als in der ersten Runde gerendert, sondern auch einen um Lichtjahre besseren Entwurf als zuvor abgeliefert. Mir gefällt die Idee, Wege wieder herzustellen. Auch die zweigeschossigen Fenster (à la Taunus-Turm) tun der Baumasse gut.


    Ich bin mir mit meinen Präferenzen nicht mehr sicher. Aber eins ist klar: Ein Geschmäckle bleibt.

    Einmal editiert, zuletzt von mahlzeit () aus folgendem Grund: formulierung

  • Kann nur empfehlen: Hinfahren, anschauen, Meinung bilden....
    Man muss sich die Frage stellen wie sehen die Fassaden aus, wenn sie gebaut sind und wie nach 10 Jahren. Natursteinsockel mit Putzfassade vs. Architekturbeton wie verfeinerter Sichtbeton heute so schön heisst...

  • @ adama:


    Ein Problem dieser ganzen Angelegenheit ist, dass in einem Gutachterverfahren anders als in einem Wettbewerb nach RPW der Intransparenz und der Unfairness Tür und Tor geöffnet sind. Wenn sich das wirklich herausstellen sollte, was man während der Pressekonferenz munkelte, dass nämlich in den Einzelgesprächen zwischen Investor und Architekten den letzteren unterschiedlichen Vorgaben gemacht wurden, was sie denn zu entwerfen hätten, und dann von den Investoren die Ergebnisse genau an den Stellen kritisieren, die sie ja eigentlich vorgegeben haben, dann wird das Ganze zu einer widerlichen Farce. Will sagen: Man zwingt den Architekten zu Fehlern, die man dann nachher kritisiert. Dann kann sich der Investor genau den Architekten raussuchen, den er eigentlich schon immer haben wollte. Und dann verliert ein konkurrierendes Verfahren, was auch ein Gutachterverfahren sein sollte, jeden Sinn.


    Planungsdezernent Cunitz steht im Wort. Das jetzige Ergebnis mit KSP an der Spitze und Forster als Zweiplatzierten sei "die Reihung der Investoren". Das betonte er mehrmals während der Pressekonferenz. Den Wettbewerb erklärte er mit der ersten Runde abgeschlossen, bei der Frage nach den Präferenzen der Stadt, kostete es ihm große Mühe, nicht zu den Plänen von Forster zu schauen. Offensichtlich liegen auch die Präferenzen der schwarz-grünen Koalition auf dem Forster-Entwurf. Und Forster hat auch schlau argumentiert: Der Investor, der von der Lage des Grundstücks mitten in der Stadt profitiert, hätte etwas der Stadt zurückzugeben.


    Zurück zum grundsätzlichen Problem: Die Stadt sollte in Zukunft auch bei privaten Investoren darauf dringen, Verfahren nach den RPW 2008 auszuloben. Diese Richtlinien sind ja nicht einem zufälligen Einfall der Architektenkammern geschuldet, sondern wurden vom Ramsauer-Ministerium - also dem Bundesministerium für Verkehr, Bau etc. - veröffentlicht. Die RPW 2008, die die GRW 1995 abgelöst haben, sind im Vergleich zu ihren Vorgänger auch privaten Investoreninteressen weitaus kompatibler. Natürlich kann - und soll - man auch über fast jedes Ergebnis eines Wettbewerbes nach RPW streiten, allein diese Richtlinien garantieren aber ein einigermaßen faires Verfahren, wo beispielsweise alle Wettbewerbsteilnehmer auf dem gleichen Informationsstand sind. Das war offensichtlich hier nicht der Fall - ebenso wie bei dem Gutachterverfahren um den Henniger Turm.