Areal „Haus der Statistik“

  • Der Gebäudeabschluss, die Hochhauskrone, interpretiert den Stil der

    sozialistischen Moderne zeitgemäß.

    Das ist auch für mich der Eyecatcher der den Entwurf spannend macht. Mit gutem Beleuchtungskonzept könnte das gerade abends ein echter Hingucker werden.

    besonders gut finde ich dass das Gebäude näher an die Straße gebaut wird

    Geht mir genauso. Wichtig aus meiner Sicht ist, dass das Hochhaus nicht entgegen der Bauflucht steht. So wirkt es bei niedriger Höhe dennoch relativ schlank (im Gegensatz zum Entwurf von CF Möller). Ich bin gespannt, ob man den kleinen Platz zwischen Hochhaus und HdS gut gestaltet bekommt und so, trotz Verkehrsschneise, einen halbwegs attraktiven Stadtraum schafft. Ohne entsprechender Aufenthaltsqualität wäre es nur eine weitere tote Fläche.


    Der recht hohe Glasanteil in der Fassade ist für mich ein schöner Kontrast zum HdS welches mit seiner horizontalen Gliederung und der überdimensionierten Kubatur sehr gedrungen wirkt. Überhaupt sieht man auf dem Modellfoto wieviel Platz durch das Festhalten am HdS eigentlich verschwendet wird.


    Insgesamt auch für mich ein würdiger 1. Platz.

  • die fassade und speziell die dachgestaltung (krone) fügt sich mMn perfekt in die umgebung ein. es gibt dem doch tristen ostzentrum einen hauch von glanz und eleganz, ohne dabei als fremdkörper zu wirken.

    wenn ich ausschliesslich die proportionen und nicht die fassadengestaltung betrachte, so gefällt mir der zweitplatzierte entwurf von cruu architecture minimal besser. betrachte ich aber das gesamtergebnis, so haben wir mit atelier schmelzer weber einen würdigen und definitiv verdienten siegerentwurf.

    das neue rathaus berlin mitte und der büroneubau nebenan (ehem hotel / mollstr 4) werden das areal "haus der statistik" deutlich verändern und aufwerten. im zusammenspiel mit den im bau befindlichen hochhäusern rund um den alex wird sich das gesicht von berlins hauptzentrum ost enorm zum positiven verändern

  • Es ist deprimierend, wie hier völlig unkritisch Schachtelarchitektur gehuldigt wird, die die 'Ostmoderne' simuliert - also einen 50 Jahre alten diskreditierten Architekturstil, der ausser in Berlin nirgends auf der Welt noch als relevant oder nachahmendswert angesehen wird.


    Diese irrationale Fixierung auf die DDR, die geradezu obsessiv nicht nur das eine oder andere architektonische Denkmal dieser Zeit erhalten will, sondern diese zum ewigen Fixpunkt Berliner Stadtentwicklung erklärt und jegliche Weiterentwicklung nur als Nachahmung erlaubt, ist nur noch mit Kopfschütteln zu verfolgen.


    Aber selbst wenn man den fatalen politischen Aspekt bei Seite lässt, den die meisten hier im Sozialistenforum sowieso nicht erkennen wollen, sei es aus Ignoranz, Desinteresse, derangierten Geschichtsbewusstsein oder sonstigen Gründen, frage ich mich ernsthaft wie man diese Stadtentwicklung aus architektonischer Sicht gutheissen kann.


    Das ist proviziell, kleinkariert und hat mit Urbanität und Moderne, absolut nichts zu tun. Es ist ziemlich öde, was hier entsteht,

    völlig aus der Zeit gefallen, zudem diktiert von einer Verwaltung, die kein Interesse an einer Weiterentwicklung von Berlin hat sondern seit Jahren nur noch Stillstand und Biederkeit propagiert.

    Dass diese im Zentrum von Berlin, dem Alexanderplatz passiert, ist dabei umso schwerwiegender.


    Stadtentwicklung in Berlin tut sich keinen Gefallen, mit aller Gewalt eine Vergangenheit zu beschwören, die nichts ausser falscher Nostalgie und Pseudoidentität suggeriert, zudem reduziert auf eine Minderheit in dieser Stadt und von manchen als cool bewertet wird.

    Berlin, und das war die Stärke dieser Stadt, hat jede Wendung der Geschichte immer positiv angenommen und nicht sentimental und larmoyant an Vergangenem festgehalten. Das war auch nach der Wende bis 2010 der Fall, danach hat sich das völlig verändert und ich empfinde das als katastrophal für diese Stadt und völlig untypisch für diese Stadt.


    Die ganze Diskussion um dieses Areal verdeutlicht für mich diesen Paradigmenwechsel. Architektur und Umgang mit der Vergangenheit sind ein Puzzleteil für erfolgreiche Stadtentwicklung. Dieser Bau ist für sich selbst gesehen, irrelevant, aber dieses ganze Projekt für mich ein Beispiel, wie Berlin dabei ist, seine Zukunft zu verspielen.

  • ^ … ich kann Deinen Ausführungen nur beipflichten Theseus532 .

    Wenn es sich bei dem hier vorgestellten Projekt nur um eine Sanierung eines bestehenden DDR- Bestandsgebäudes handeln würde, würde ich es angemessen finden.


    Bei einem gänzlich neuen Gebäude, zudem des Rathauses Mitte, hätte ich mir viel mehr Modernität, Esprit und Aufbruch, denn Rückwärtsgewandheit, gewünscht.

  • ^^ Ich kann dem nicht beipflichten. Der Entwurf nimmt Anleihen an den Bestand der näheren Umgebung und entwickelt den Stil eigenständig und zeitgemäß weiter. Das ist genau das, was man von einer guten städtischen Architektur erwarten kann und was die Moderne häufig nicht beachtet hatte.


    Was an diesem Entwurf "proviziell, kleinkariert" und unurban sein soll, erschließt sich mir nicht. Ebenso wenig, was für ein "fataler politischer Aspekt" hier vorliegen soll. Vielleicht kannst Du das ja etwas ausführen.


    Die Kritik, dass hier "sentimental und larmoyant an Vergangenem festgehalten" wird, würde auf unzählige andere Entwürfe zutreffen, z.B. auf diesen hier. #678. Hier und in vielen anderen Fällen hätte ich diese Kritik verstanden, beim vorliegenden Entwurf nicht.

  • ^ … ich grätsche. Mal eben rein.

    Aber gerade im engen räumlichen Kontext mit dem schwerverdaulichen Brocken „ Haus der Statistik“ wäre es für mein Empfinden nötig gewesen hier etwas inspirierter zu gestalten. Mir fehlt irgendwas geschwungenes das gegen die Vierkantmasse des HdS bestehen und sogar dominieren kann. Dieses hier biedert sich der Bestandsbebauung an, mehr nicht.


    Was ich mir hätte gut vorstellen können, zumindest in der Art der City Hall London:

    https://en.wikipedia.org/wiki/…l,_London_%28Southwark%29

  • RdZ4.jpg


    Bilder © Atelier Schmelzer Weber Architekten / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

    Besonders schade finde ich, dass die Chance nicht genutzt wird den Stadtraum neu zu strukturieren. Der Neubau an der Ecke zur Mollstraße wird weiterhin isoliert im Stadtraum stehen, anstatt zusammenhängend mit dem Rathaus den Häuserblock zu schließen und so der überdimensionierten Kreuzung zumindest eine räumliche Einfassung zu geben und die ohnehin versiegelte Fläche sinnvoll zu nutzen.


    Es ist städtebaulicher Unsinn, das Rathaus und den Neubau an der Ecke Mollstraße ohne Bezug zueinander zu planen.

  • Irgendwie habt ihr ja alle recht, nur Bezeichnungen wie "Sozialistenforum" verdienen einen Rüffel.


    Was die Einzelarchitektur betrifft, würde ich es so sehen: immerhin wird wieder DDR-Niveau erreicht, welches man ja in unvorstellbarer Weise in den 00er-Jahren oft genug unterboten hatte. Die Fassade hat Sockel und Dachzone, die eine solche Benennung auch verdienen, es gibt gestalterische Details und symmetrisch angeordnete Fenster. Der Blick auf die anderen prämierten Entwürfe bzw. Vollkatastrophen zeigt ja deutlich, dass unser Jammern über das niedrige Niveau immer noch Jammern auf hohem Niveau ist.


    Selbstverständlich ließen sich unendlich viele Entwürfe finden, die schöner, interessanter und wertiger auch für diesen Ort wären, aber leider wurde entweder kein solcher Entwurf eingereicht oder keiner prämiert.


    Lob und Kritik, die hier zum Städtebau geäußert wurden, kann ich jeweils unterschreiben. Die angesprochene Ecke zur Kreuzung ließe sich ja später noch schließen, nur der Rathaus-Sockel erschwert diese Aufgabe vielleicht ein wenig.

  • Ich bin sicher, dass es in London, Paris oder New York einige Gebäude gibt, die ambitionierter daher kommen. Viele Wünsche sind aber komplett unrealistisch. Wir können froh sein, dass die Mega Ruine nach 20 Jahren wiederbelebt wird und dass der Bezirk Mitte seine Behörden nicht in Containern oder Zelten unterbringen muss. So is ditt in Balin inne Zwanzjer.

  • Sorry, aber das ist kompletter Blödsinn. Keine Berliner Behörde arbeitet "in Containern oder Zelten" oder ist davon bedroht. Auch war das Haus der Statistik nie eine "Mega Ruine", sondern lediglich ein zeitweise leerstehendes Bürogebäude weit entfernt davon zu zuerfallen. Das Gelände ist auch jetzt nicht tot, sondern wird von einer Vielzahl an Initativen und Vereinen u.a. künstlerisch genutzt.

  • Einsturzgefährdete Hauptverkehrsbrücken gibt es in Berlin natürlich auch nicht. Die BVG hat selbstredend genug moderne Fahrzeuge, so wie die SBahn. Schulen und Krankenhäuser sind größtenteils solide saniert. Rohrbrüche aus Altersgründen sind im Berliner Untergrund kaum zu erwarten usw. usf.


    In Deinem (imaginären) Berlin würde ich auch gerne leben.


    Für meine Begriffe war der abrissbereite fensterlose Koloss am Alexanderplatz eine Ruine, bis der Senat sich erbarmte und die Kernsanierung startete.


    Ich freue mich unumwunden, dass an dieser Stelle nötige Investitionen erfolgen und Behörden ein großes Zentrum bekommen, das einfach und effizient ausgestattet ist. Kostenrahmen gehalten, repräsentativ ist es kaum, der Verfall vor den Augen der breiten Öffentlichkeit ist beendet.

    Mehr kann man nicht erwarten. Aufbruchstimmung war früher.


    Beiträge zusammengefügt.

  • Also als reine Ostalgie Architektur sehe ich das Neue Rathaus nun nicht. Es wirkt filigran, etwas skandinavisch, dabei passt es sich in die umliegende Architektur ein, aber in diesem Fall ist das jetzt kein DDR-Epigon.

    Das Haus der Statistik hätte man aus meiner Sicht nicht unbedingt erhalten müssen, zwar werten die Kupfer Akzente den Komplex schon auf, aber der lange Flatschen von Mitteltrakt strahlt schon nicht unbedingt elegante Proportionen oder menschliches Maß aus - das wäre nur mit ordentlich Begrünung der Fall. Aber nujo - it is what it is.

  • Als Stuttgarter Wessie finde ich es in der Zwischenzeit sogar gut und richtig, das der Alex seine doch sehr spezielle Charakteristik behält. Mir haben die großen Gebäuderiegel bei meinen ersten Berlin-Besuchen in den 90igern enorm imponiert. Schön – Nein, aber schon einzigartig, auf eine etwas morbide Art. Das einzige Problem: im Gegensatz zu anderen Weltstädten fehlt in Berlin ein städtischen Entwicklungsprojekt mit einer Vision. Für eine Weltstadt mit dem Ruf als „unkonventionell, modern, experimentell – fast schon exzentrisch“, ist halt alles was neu gebaut wird doch eher bieder.

  • M.M hätte es für dieses neue Rathaus das sich nun im Entwurf so angenehm einfügt und doch In der Gestaltqualität deutlich über dem Niveau des HdS liegt, genauso wenig bedurft wie die Einmietung eines Ämterzentrums in diesen grausamen Trümmer des HdS.


    Es gibt deutlich bedeutendere hist. Immobilien mit erheblichem Sanierungs-und Entwicklungsbedarf.


    So wäre das denkmalgeschützte stark renovierungsbedürftige und mittlerweile nur noch bedingt nutzbare Palais am Festungsgraben, als Rathaus nicht völlig sinnfrei gewesen und die ehemalige schwach genutzte riesige Stasizentrale hätten sich genauso gut fürs Ämterzentrum oder die sozialen und die kreativen Raumbelange angeboten.


    Vermutlich war aber der verdorbene hist. Nutzungscharakter des Ortes ein Hemmnis, und passte nicht ins polit. idealisierte Weltbild derjenigen, die sich als Schutzgemeinschaft fürs HdS inszenierten.


    Nun pumpt man am HdS, das ganze Areal von 46.000qm um 66.000qm Nutzfläche auf.


    Darunter luxuriöse, staatl. alimentierte Experimentier- und Selbstfindungsflächen für Künstler und Architekten.

    die als progressives Lametta den „Modellcharakter“ dieser krampfhaft konservierten Scheußlichkeit begründen sollen.


    Zusammen mit den 2 Wohntürmen für

    181geförderte, von 290 geplanten bezahlbaren Wohnungen, dem Büroturm und den 17 Gewerbeflächen fährt man dann einen angestrenkten, sozialen Eintopf auf, dessen Modellwert wenig nachvollziehbar ist, da es an wirklich verwertbarer soz. arch. und städt.Musterhaftigkeit komplett fehlt.


    Da kann das Raumlabor noch so viele Bienalepreise bekommen - das Vorhaben hat für mich ein Grundsatz u. Glaubwürdigkeitsproblem schon weil es mit starkem Selbstbetrug, einer fruchtlosen recht synthetischen Konstellation von klientelschablonen aus geförderten Wohnraummutzern, Büro-Angestellten und Selbstzweckexpressiven nachgeht, die schon nach Intensität und Qualität der Nutzung, keine glaubhafte Interaktion herstellen können.

    Man möchte Innovative soz. orientierte Lebensräume schaffen, ohne eine ausreichend plausible stabile soz. Mischung zu erwägen.

    Schon mit dem konkreten Zielgruppencharakter wird die Fläche sehr exclusiv und das egalitäre Konzept zur Farce.


    Bei den vorgesehenen 17. Gewerbeeinheiten, darf man zudem gespannt sein was man sich abseits von Lebenshilfe an lebensfähigen Verrenkungen zur Nutzung, so vorstellen will.


    Was bietet man Menschen, die

    nun gefälligst in dieses soz. erfolgreiche Widergänger-Modell des 60er 70er Jahre Wohnturms einziehen sollen, dann an?


    Welches Konsum-Angebot erscheint dem gediegenen Planer und Gestalter für die soz. Melange vor Ort praktisch, moralisch oder kulturhaft genug, und wäre überdies auch für die gewöhnlichen Anwohner der näheren Umgebung noch relevant.


    Ob sich da private Investoren evtl. in Qualität und Nutzungsprofil wirklich untertouriger Verhalten würden, als eine staatl. od. kommunal betreute Unternehmung ,halte ich zudem erst mal für ein Gerücht.


    1.Die Art und Weise, wie und wofür gebaut wird, entzieht sich ja nun nicht völlig den Einflussmöglichkeiten der polit. Stadtverwalter und Stadt-Gestalter.


    2.Öffentl. BV werden nach meiner laaaangjährigen Betrachtung, gerne mit „herrenlosem Geld“ und Expertenkränzchen, ineffektiver, unkontrollierter und langwieriger bezahlt, aber man bekommt dann trotzdem jene „Waschputzkisten“ nur in teuer. Die Leipziger mit ihren jüngsten Preisprämierten Fehlleistungen ist da eigentlich erschütternd genug.


    3. Die WBM wird hier vorrangig geförderten Wohnraum in 2 Wohntürmen schaffen das ganze hinter einer arch Barrikade von

    tristem Betonriegel aus den späten 60ern. Dieser wurde schon als zukünftiges „Ämterzentrum“ nun derart mäßig „rekonstruiert“ dass man von historisch gar nicht mehr sprechen sollte, sogar das rhythmisierende blechorigami wurde weggelassen, damit der Bau noch trauriger und unwichtiger aussieht als er eh schon ist.


    Hinzu kommt noch die Stadtlandschaftliche Bindungslosigkeit und Isolation für die es scheinbar bei den Entwicklern gar kein Bewusstsein gibt. Was ist daran Fortschrittlich?


    Ich tue mich schwer hier abseits der übertriebenen Entwicklerprosa etwas progressives zu sehen - wenn es faktisch auf ein Einigeln von Bürokraten sowie abschirmen von gefördertem Wohnraum hinausläuft.


    Für das Künstlerkollektiv ist die Wagenburgmentalität sicher brauchbar.

    Ob man hier mit dieser vorgestrigen Satellitenidee, ein wirklich wünschenswertes Stadträumliches Modell vor sich hat, erscheint mir eher zweifelhaft.


    Das erklärt wohl auch warum die von Architekten und „Künstlern“ dominierte Genossenschaft „ZusammenKunft“ als Teil der Koop5, auch nur vom erproben von langfristigen Nutzungskonzepten und vom prozesshaftem Experimentieren schwadroniert.


    Da braucht man dann eigentlich auch beim laborieren und rumdoktern an echten Lebensräumen für finanzschwache Mieter, nicht wirklich liefern.


    Man wird sehen was das für Früchte trägt, ich bin gespannt auf die Experimentierhäuser und wie toll und schön sozial das alles wird.


    Das „historische“ Haus der

    Statistik wird ja nach Wunsch der Bimgeschäftsführung zum innovativen, nachhaltigen Wohlfühlort für alle Berliner Bürger und Nutzer.

    Das klingt nach einer völligen Verkennung des gebotenen Wohlfühlrahmens und einer Erwartung die sich bestenfalls auf das Kulturangebote vor Ort mit Theater und Ausstellungen berufen kann. Das interessiert u. bedient aber naturgemäß nur einen Mikroanteil der Bevölkerung der idR im soz Rang, berufl und monetär deutlich besser gestellt ist als diejenigen die auf geförderten Wohnraum angewiesen sind.


    Die städt. Raumkannten des sozialist. Städtebaues fallen aufgrund der völlig übertriebenen Strassenbreite und denn zusätzlich vorgelagerten Leerflächen vor den Gebäuden völlig auseinander.

    Das schafft nicht nur ästhetisch sondern auch praktisch eine Fußgänger- und Publikumsfeindliche Stadtraumhaltung, der sich aufgrund des unsinnigen Festhaltens am aufgeblähten Sozialist. Stadt-Raum-Programm ( lockere Bebauung mit Grossstrukturen, an übergroßer Strassenbreite in reduzierte Ästhetik) nun auch nichts effektiv entgegensetzen lässt.


    Der Mind. Teilw. Abriss des HdS hätte eine Verschiebung der Raumkannten als Hinwendung zum Zentrum zumindest möglich werden lassen können.


    Für den Bereich des HdT gab es ja sowieso mal Ambitionen zu Umstrukturierung durch Abriss und Nachverdichtung und eine abmilderung der gegenwärtigen städtebaulichen Unwirtlichkeit.


    Ich pers hätte gegenüber dem Bestand nicht diese Genügsamkeit und verklemmte Ideenlosigkeit an den Tag gelegt und wäre viel drastischer mit ihm Umgegangen.


    Ich hätte mind. eine optische Zerlegung der gegebenen massiven monolithischen Struktur in Betracht gezogen

    und ihm auch unbedingt mehr Adresse durch gliedernde, plastische Gestaltungsmittel und versch. expressive Signaturen zukommen lassen.


    Das hier eigentlich schöpferisch agierende „Künstler-Kollektiv“ begnügte sich bisher mit einer eher innenorientierten Wirksamkeit des Quartieres und nutzt seine repräsentativen Möglichkeiten an einem äußerst flächenreichen Gebäude leider überhaupt nicht. Ein ästhetisches Sendungsbewusstsein nach außen scheint es nicht zu geben und man begnügt sich mit paar blechplatten in Goldlack die die gewohnte, nüchterne Apparatschikästhetik unbeschadet lässt.


    Man hat sich sich damit den Möglichkeiten einer attraktiveren, erkennbaren Neuschreibung des Ortes nach außen hin verweigert und ist vermutlich auch froh darüber weil man eigentlich sowieso seine Ruhe möchte.


    Man stelle sich hingegen mal vor was Fassadenbepflanzung und/oder integrale Kunst am Bau wie z.b bei Hundertwasser, Fuchs etc aus dem Block gemacht hätten. Das hätte dann wirklich Attraktion.


    Dieses

    Projekt wird nach meinem bisherigem Eindruck in seiner laborierenden Selbstzentrierung stecken bleiben und sich dauerhaft jede Menge Poesie zur Imagepolitur ausdenken müssen das Prestige des Projektes scheint mir arch. Städtebaulich und konzeptionell kein wirklich stabiles Fundament zu haben.

  • Endell: Ein grossartgier Text. Leider gibt es eine zuverlässige Grundregel im Kunstbereich: Je mehr öffentlich subventioniert, desto mittelmässiger oder gar schlechter ist das Ergebnis. Allein schon weil dann oft Auswahl-Komitees gerne mal nach schachfremden Kriterien entscheiden: Ist es feministisch, LGBTQAI+, antifaschistisch, GlobalSouth, POC genug? Gute Kunst entsteht aber nunmal in vieler Hinsicht eher anarchisch, egozentrisch, einzelkämpferisch und "contrarian". Wenn man sich überlegt, dass in dem Projekt solide siebenstellige Beträge an öffentlichen Geldern stecken...unfassbar...hätte man das doch lieber mal in die leider mageren Ankaufsbudgets der Berliner Museen gesteckt. Das hätte man mehr für die Kunst und Künstler getan - meine Wette. Und womöglich auch mehr für das Stadtbild.

  • Die Diskussion hier mag viel treffendes bemerken, aber mit der realen Situation an diesem Ort, mit den aktuellen Möglichkeiten dort, hat sie dann doch wenig gemein.


    1. Wäre das HdS abgeräumt und verkauft worden, wie wahrscheinlcih wäre eine Bebauung analog zu den 08/15-Hotel-Neubauten gegenüber geworden?
      --> Sehr wahrscheinlich!
    2. Wäre das HdS abgeräumt worden und ein ambitionierter Bebauungsplan mit Showcase-Charakter entwickelt worden, wie wahrscheinlich wäre ein Szenario analog zum TLG-Riegel oder Hines-Grundstück geworden (Jahrelanges hin und her mit Stückwerk, Brachen, Abnutzung und Leerstand)?
      --> Sehr wahrscheinlich

    So wird halt ein wenig attraktiver, aber doch für viele identitätsstiftender Bau ergänzt und "revitalisiert". Ich verstehe diese Grundsatz-Diskussion daher hier nur bedingt.


    Endell: für so ein attraktives wie auch gut gelegenes Haus wie das leerstehende Palais am Festungsgraben wünsche ich mir mir anders als ein Finanzamt. Wie wäre es mit einer musealen oder wissenschaftsnahen Nutzung? ...


    d.

  • Der HH-Entwurf hätte vor 40-50 Jahren in der DDR sicher zu den Besten gehört, das muss man goutieren. Vielleicht ist dieser architektonische Anachronismus im Jahr 2025 auch eine Retourkutsche auf die Reko des Stadtschlosses. Dann wäre das Projekt quasi der Trostpreis an die Berliner Linke, die sich für den Verlust von Erichs Lampenladen, hier immerhin noch recht zentral gelegen, (ebenfalls) mit Steuermitteln in dieser Parzelle eine art neo-sozialistisches Vivarium herrichten darf. Denn städtebaulich ist die Parzelle ein Vivarium. Ein Vivarium ist eine von der Umwelt abgeschlossene und kontrollierte Ausstellfläche, in der unter hohem Aufwand ein Stück "natürliche Idylle" simuliert, konserviert und vor dem Einfluss durch invasive Faktoren geschützt werden soll.